Samstag, 31. Dezember 2016

Bilanz

Eher als Jahresende/-anfang feiere ich heute den Tag der Sockenwiedervereinigung. Ein fast voll behängter Wäscheständer mit einzeln und paarweise auftretenden Strümpfen harrt des lustigen Puzzlespiels. Ich dachte mir, warum mit den guten Vorsätzen aufs Neue Jahr warten? Silvester ist erstens nicht meine Veranstaltung, zweitens fühle ich mich leicht angeschlagen; da kann man schon mal Ordnung schaffen. Zusätzlich zum Aufräumen habe ich für hungrige Teenager mit krausen Essgewohnheiten eine richtig gelungene vegane Mousse au Chocolat zubereitet. Da es dafür notwendig war, einen Topf mit Eiswürfeln zu füllen und ich solche nicht zur Verfügung hatte, habe ich kurzerhand den Gefrierschrank mechanisch abgetaut. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. So konnte ich die Mousse in einem Bad aus dem Gefrierschrankabbruch schlagen. Na bitte, 2016 endet doch mit lichten Momenten.

Freitag, 30. Dezember 2016

Wärmedämmung und Kirchenlieder

Was man unbedingt machen sollte, wenn man die Befürchtung hegt, nun doch die Erkältung aller Lieben geerbt zu haben, derentwegen man extra in den Süden geflohen ist: zur Arbeit zu gehen. Was dann besonders förderlich ist: wenn bei der Arbeit neben den Fahrstühlen und einem Großteil der Toiletten auch die Heizung ausfällt. Anfangs kommt man nach sechs Stockwerken echauffiert oben an, aber nach einer halben Stunde kriecht die Kälte in die Glieder. Vor allem in Hände und Füße. Selbst in einem vermeintlichen Passivhaus machen sich irgendwann drei Außenwände bemerkbar. Besonders erfreulich ist das Ganze dann, wenn man den bestimmt wohlmeinenden Hinweis der Geschäftsführung, man solle sich entsprechend anziehen, erst gegen 11 Uhr bekommt. Zu diesem Zeitpunkt sind nun selbst die allerletzten Vertreter der Spätschicht - wie ich - ohne Arbeitsschal, -mütze und -fäustlinge vor Ort. Trallala... Danke für diesen guten Morgen... Danke für meine Arbeitsstelle...

Donnerstag, 29. Dezember 2016

Skylla oder Charybdis

Wer wie ich zum Jahresende die Wahl zwischen Kühlschrankreinigung, Putzen/Waschen/Bügeln, Steuererklärung des Vorjahres oder Arbeiten hat, wird sich wahrscheinlich - wie ich - für Letzteres entscheiden. Auch wenn wir wie jedes Jahr feststellen müssen, dass die vermeintliche Ruhe zwischen Weihnachten und Neujahr ein Mythos ist. Die einzige Freiheit, die ich mir nehme: noch später als sonst zur Arbeit zu erscheinen. Man hat schließlich einen Ruf zu verteidigen. Wenn alle Anderen, die das Schicksal teilen, später als gewohnt starten, muss ich ja wohl noch einen draufsetzen. Am Ende egal, wenn der Chef deswegen (oder gar aus anderen Gründen?) mit mir schmollt. Da kenne ich von der Brut ganz Anderes. Ich könnte ihm einen Crashkurs bei einem weiblichen Teenager vermitteln. Für einen Preis mit Herz - versteht sich.

Dienstag, 27. Dezember 2016

Rettung

Da es nicht sein konnte, wegen der Sturmflutschäden zum Nichtstun verdammt zu sein, musste ich ein anderes Betätigungsfeld finden. Dieses war zuhause nicht schwer auszumachen, denn in meinen zwei Wochen Abwesenheit hatte sich unser Kühlschrank in eine schwer stinkende Säule von 1,80 m verwandelt. Als ich dies gestern anprangerte, betonten die Kinder sogleich, an ihnen liege es nicht. Fragende Blicke, als ich meinte, an mir ja wohl auch nicht. Der Sohn fing sich schnell wieder und erwiderte: "Dann haben wir als Kollektiv versagt."
In jedem Fall habe ich heute unsere Ehre gerettet. Ich war aber auch dermaßen gut gerüstet durch das Geschenk einer liebevollen Kollegin!

Back to School

Da tritt man den schweren Weg zur Arbeit an - und dann geht nichts. Kein Fahrstuhl. Wenn man keuchend im sechsten Stock angekommen ist: keine Netzwerke, kein Internet, keine Toiletten. Es hatte doch einen Grund, dass drei Löschfahrzeuge der Feuerwehr vor der Tür standen. Durch die Sturmflut ist der Keller geflutet. So kommt es mir vor, als sei es in einem anderen Leben passiert. Und auch die Relevanz hat gelitten. Aber ich will es Euch nicht vorenthalten:
Einkaufen am Heiligabend in der Europa-Passage ist großartig. Erstens bekommt man alles - selbst rote Baumkerzen bei Budni - und zweitens ist es leer. Die Kollegen bei Rewe demontieren den Weihnachtsbaum, der Vodafone-Verkäufer nutzt die Zeit, um seine Ware abzustauben. Ich hätte ewig diese Ruhe genießen können. Vor allem als ich bei Cyberport an der Kasse stand und dort dem Gespräch hinter mir lauschen konnte. "Nicht nur der schlimme Name, sie haben es Jonte genannt, ich soll ihm noch ein Buch schenken, obwohl er noch nicht lesen kann. Typische Akademikereltern. Ich fand damals schon bescheuert, ein genderneutrales Buggybuch besorgen zu müssen!" Wie gerne hätte ich noch mehr erfahren, aber das Baumschmücken rief.

Freitag, 23. Dezember 2016

Back to Reality

Dass es grau und kalt sein würde, war klar. Dass wieder alle sagen, so schlecht könne das Wetter gar nicht gewesen sein bei der Farbe im Gesicht: Schwamm drüber! Dass der Sohn jedoch an meinem Essen herumnörgelt, weil es nicht so schmecke wie bei Oma, das macht die Wiedereingliederung nicht leichter.

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Bilanz

Immer wieder überraschend, wie kalt und dunkel es im Norden ist. Morgens schienen noch die einzigen Probleme zu sein, dass das iPhone das Bad im Meer nun doch nicht überstanden hatte und dass der letzte Morgen gleichsam der erste wolkenlose in zwei Wochen Spanien war. Kaum in Deutschland angekommen, sieht man sich mit ganz Anderem konfrontiert: der Kälte und der Befürchtung, wenigstens den Hamburger Haustürschlüssel in der Wärme zurückgelassen zu haben. 
Auf der Habenseite: das Telefon hat nach meinen unermüdlichen Wiederbelebungsversuchen den Betrieb wieder aufgenommen.

Dienstag, 20. Dezember 2016

Mindestens 18°

Heute früh beschloss ich, nicht eher aufzustehen, als die Sonne erschiene. Um 11 Uhr gab ich zu: sie hatte gewonnen, und ich verließ das Bett. Sie war an einem Unentschieden interessiert, denn danach tauchte sie bald auf. Über Nacht war auch der Wind passé. Es bot sich also an, endlich wieder einmal an den Strand zu gehen. Ich kann berichten, dass sogar ein Bad im Meer möglich war. Zugegeben, unfreiwillig, denn in voller Verkleidung ist es nur halb so spaßig. Aber welche Brieftasche, welches iPhone 6, welche Weihnachtskarte und welche Autoschlüssel können schon von sich behaupten, ein erquickendes Seebad genommen zu haben? Meine schon.


Montag, 19. Dezember 2016

Santa Eva oder so

Zu unserer Überraschung wurde es noch windiger. Häuser konnte man nur über Türen verlassen, die nicht in Windrichtung öffnen. Der blanke Hans hatte ganze Arbeit geleistet. Die Absperrungen der Kreisverkehre flogen überall, nur nicht am Kreisel herum. Zu den angestammten Mülltonnen auf unserer Straße hatte sich durch Windkraft ein weiterer Container gesellt. Dieser jedoch auf dem Rücken liegend mit geöffnetem Schlund, um viel Regen zu schlucken. Diverse weitere Markisen gingen den Weg alles Irdischen. Die hiesigen Schüler haben frei bekommen. Für einen kurzen Moment freute ich mich für sie. Dann fiel mir ein, wie unpassend der Zeitpunkt für alle Eltern kommt, die dieser Tage unauffällig noch Weihnachtsgeschenke besorgen wollten. Und die berufstätigen Eltern, die jetzt nicht wissen, wohin mit der Brut. Aber wahrscheinlich bin und bleibe ich zu deutsch und mache mir zu viele Gedanken. Bestimmt mussten die Erwachsenen bei diesem Unwetter auch nicht zur Arbeit. Vielleicht ist ohnehin ein Feiertag.

Sonntag, 18. Dezember 2016

Hart am Wind

Wir trotzen dem blanken Hans. Die Windstärke hat sich von 29 km/h auf 27 km/h reduziert. Deshalb bestand ich darauf, wie gewohnt den Strandspaziergang bis zur Mole zu absolvieren. Die Anstrengung mit Gegenwind und aufgeweichtem Sand nimmt deutlich zu, aber gekniffen wird nicht. Irgendwann peitscht auch der Regen ins Gesicht. Die See gibt keinen von uns zurück. Die abgewehten Schaumkronen fegen über den nassen Sand. Auf dem Strand liegen tausende toter Miniquallen. Die ärgern uns nächste Saison jedenfalls nicht. Abgesehen von den Quallen, die wie der Sohn daheim nicht auslässt zu betonen, auch im lebenden Zustand kein zentrales Nervensystem besitzen, gehören drei Kilometer Strand allein uns. Wer wollte ihn in dieser Form, bei diesen tormentas, auch beanspruchen? Nur die blöden Deutschen. Einmal wird die Einsam- bzw. Zweisamkeit gestört: ein Spanier wagt sich todesmutig ans Ufer, um mit seinem Mobiltelefon die raue See zu filmen. Davon wird er noch seinen Enkeln berichten können. Wir überlegen kurzzeitig, ihn ins Wasser zu schubsen, damit er noch mehr Dramatisches zu erzählen hat, verwerfen diesen Gedanken jedoch. Man weiß schließlich nicht, wie gut es um die Herzfunktion des jungen Mannes bestellt ist. Gegen Ende des Marsches habe ich so nasse Füße, dass ich mich ärgere, mich nicht für die Sandalen entschieden zu haben. Überraschend ist eigentlich nur, dass es bei all' dem 15° warm ist. Und dass nur das D verloren gegangen ist (U wackelt auch schon bedenklich).


Samstag, 17. Dezember 2016

Ober sticht Unter

Von ihrer üblich-lärmenden Freitags-, vielleicht auch Samstags-Gestaltung werden Spanier abgehalten, wenn ein Unwetter oder das, was sie dafür halten, aufzieht. Bei uns hieße es wohl "n büschen wändich" - und dass Regen dabei ist, verstünde sich von selbst. Theoretisch könnte man sich also über überraschende Nachtruhe freuen. Wenn man es schon nicht über das Wetter kann. Praktisch ist es so, dass der Ostwind den dekorativen Wandteller auf dem Balkon der leer stehenden Nachbarwohnung (wie vorsichtig geschätzte 95% aller Wohnungen um diese Jahreszeit) mit jeder stärkeren Böe anhebt, und dieser anschließend lautstark gegen die steinerne Wand zurück klonkt. Das unregelmäßig häufige Keramik-auf-Stein-Geräusch ist dem Nachtschlaf nicht zuträglich. Immerhin konnte ich bei der nächtlichen Suche nach dem Verursacher feststellen, dass es draußen dennoch lau ist. Beinfrei fror ich mitnichten. Und irgendwie gemütlich ist die Nordseeszenerie auch. Nur das Frühstück auf dem Balkon muss ausfallen. Es flöge sonst alles vom Tisch.

Freitag, 16. Dezember 2016

Ist denn scho' Weihnachten?

Manchmal komme ich mir unglaublich weltgewandt und polyglott vor. Wenn zum Beispiel neben mir eine Kundin die Kassiererin fragt, was denn dieses "XMAS" bedeute. Weniger weltmännisch wirke ich wahrscheinlich, wenn ich mit offenem Mund daneben stehe, während die Verkäuferin erklärt, das heiße "ecrimess" - und Unverständnis erntet.

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Mal wieder ein Traum

In der Nacht träumte ich, den Vater meiner Kinder wieder zurückhaben zu wollen. Nicht, weil mir seine Liebhaberqualitäten so fehlten. Derart Intimes äußerte ich an dieser Stelle niemals! Auch nicht, weil der Mann und Vater im Haus fehlte. Tatsächlich war ich dazu bereit, weil er die Wohnung so gut sauber gemacht hatte. Auf wundersame Weise wohnten wir in einer Altbauwohnung mit durchfallgrünem Veloursteppich. Um dessen Hygienezustand nach seiner Putzaktion zu überprüfen, legte ich mich bäuchlings auf den Boden und inspizierte die Ecken der Räume. Da die Prüfung positiv ausfiel, beschloss ich also den Gatten zurückzunehmen.
Bei Licht betrachtet glaube ich, es beschäftigt mich mehr als gedacht, dass unsere Putzhilfe nicht mehr zu uns kommen möchte.

Mittwoch, 14. Dezember 2016

¡Muerta a las consonantes!

Immer wieder erfreuen mich die zahlreichen Verniedlichungen, die das Spanische bereithält. An jedes Wort wird je nach Geschlecht ein -ito oder -ita angehängt. Letzthin gefiel mir sehr, dass eine Dame einen Pulk Menschen um sich herum (ja, alle unter dem Hängeschrank aufgewachsen) mit der steten Wiederholung der Worte "horita" und "media-horita" unterhielt. Wie putzig. Irgendwann ging mir allerdings auf, dass es diese Diminutivformen im Deutschen genauso gibt: Stündchen und halbes Stündchen. Dann fiel mir auf, dass Spanier ihre Vorliebe für Verkleinerungen vermutlich sofort aufgeben, sobald sie deutsch sprechen. Was für eine fiese Aneinanderreihung von Konsonanten! Wer soll das aussprechen? Neun Buchstaben und davon nur ein echter Vokal und ein Umlaut! Wie anders das Wort dagegen im Spanischen: sieben Buchstaben und nur zwei echte Konsonanten plus einem stimmlosen. Kein Wunder, dass die Deutschen so wenig reden. Sie ließen es auch sein, wenn es nur solche Zungenbrecher gäbe. Konsonanten sind gemeine Willkür! Sieht man doch:

Dienstag, 13. Dezember 2016

Frauen und Spanien - beides anders

Habe ich schon einmal erwähnt, dass ein Cinquecento mein Lieblingsauto ist? Als er kleiner war, fragte mich der Sohn, wenn Geld keine Rolle spiele, welches Auto ich mir anschaffen wolle. Ich antwortete erwartungsgemäß: einen Fiat 500. Er insistierte, ich habe doch ganz viel Geld zur Verfügung, welcher Wagen dann? Dann eben zehn Fiat 500s, in verschiedenen Farben. Vermutlich ein weiteres Mal, dass er sich über die Untiefen der weiblichen Wesenart wunderte. Ebenso überrascht war der nicht mehr ganz junge Mann am Schalter der Autovermietung, als er meine Freude über das mir zugewiesene Auto sah. Solche Gefühlsausbrüche kennt er wahrscheinlich höchstens von übertriebenen Upgrades, was meines doch gar nicht war. Als Kennerin sah ich gleich, dass es sich um den neuen Cinquecento handelt, den nach dem Facelift mit den geänderten Rücklichtern und dem verschließbaren Handschuhfach. 
Daher wundert es nicht, dass ich gestern mit ebendiesem Schmuckstück ziellos in den Sonnenuntergang hineinfuhr. Durch Schilfraine und Obstplantagen. Beim Schilf musste ich wieder an den Sohn denken. Seine damalige Verwunderung darüber, wie viel größer das Gras in Spanien sei als bei uns. Manchmal vermisse ich die Brut eben doch. Ein Gefühl, das schnell wieder vergeht, wenn ich mir vorstelle, wie häufig er mir in den letzten Tagen in dieses Juwel von Auto gekotzt hätte. Während Neil Tennant seine Lieder trällerte, fuhr ich also in die in ein zartes Rosa gehüllte Landschaft hinein. Warum? Weil ich es konnte. Erst auf dem Rückweg durch die stockfinsteren, schmalen Wege fand ich die Idee nicht mehr ganz so brillant. Egal, es reichte noch dazu, den dubeligen Nachbarn ihren "angestammten" Parkplatz wegzunehmen. 

Montag, 12. Dezember 2016

Orientierung

Wer sich wundert, warum ich seit Tagen nur selbstzentrierten Mist von mir gebe: seit ebenso langer Zeit ist mein Leben vollkommen selbstbestimmt. Das bedeutet, meine Kontakte mit der Außenwelt beschränken sich auf ein Minimum; Begrüßung, Verabschiedung, Dank, Essensbestellung, Grüße, das muss reichen. Dann wieder der Sonne (endlich!) und Lektüre zuwenden. Ob ich demnächst noch normal werde sprechen können? Egal, sehr erholsam ist sie, diese Selbstbestimmung. Es sind ja nur sieben von 366 Tagen. Demnächst also zu zweit. In dem Maße, in dem das selbstbestimmte Leben abnimmt, nimmt dann der Spaß zu. Auch gut.
Nachdem ich nun erläutert habe, dass - um es mit dem großen Frank Schulz zu sagen - der derzeitige Zustand meines Kopfes besenrein ist, zu dem, was mich aktuell beschäftigt: Obwohl es heute die Lufttemperaturen zum ersten Mal seit meiner Ankunft zuließen, bekommen mich keine zehn Pferde ins Meer. Das liegt nicht an der Wassertemperatur, denn die liegt mit geschätzten 18° auf einem Niveau, von dem die Ostsee dieses Jahr nur träumen konnte. Die See ist etwas wärmer als die Luft. Von den badewannenwarmen Prielen wollen wir gar nicht sprechen. Auch liegt es nicht an Getier im Wasser (mit dem Ausruf "¡una medusa!" kann man den ohnehin unbevölkerten Strand übrigens zuverlässig leeren). Es liegt an der nicht vorhandenen Brandung. Wie langweilig! Selbst der Wannsee zeigt mehr Wasserbewegung, wenn kein Ausflugsdampfer vorbeikommt. Wenn einer vorbeischippert, hat der Wannsee gewonnen. An der Mole angekommen weiß ich jedoch wieder, dass ich nicht an deutschen Binnengewässern bin:

Sonntag, 11. Dezember 2016

Sonntag

Im Grunde ist es hier wie zuhause, nur etwas wärmer und sonniger. Ein beschaulicher Ort. Doch anders als das heimatliche Dorf, das zu etwa zwei Gelegenheiten in seiner Ruhe gestört wird (Bunte Lange Reihe und CSD), gibt es hier auch außerhalb der Saison zwei Ausreißer pro Woche. Freitag- und Samstagnacht. Wenn Playa de Gandia alles auf den Bassantrieb umstellt, die Musik, die Unterhaltung und die Fahrzeuge. Vielleicht bin ich nur neidisch, dass ich hier ausgeschlossen bin. Aber eigentlich habe ich an der nächtlichen Lektüre mehr Spaß, glaube ich.

Samstag, 10. Dezember 2016

Erste-Welt-Probleme

Irgendwie reißt sie nie ab, diese kindliche Freude im Dezember mit nackten Füßen kilometerweit durch das seichte Wasser zu laufen. Auch meine klaustrophoben Füße freuen sich, nicht noch einen weiteren ungeplanten Tag in geschlossenen Schuhen verbringen zu müssen. Sie hatten gestern bereits ihren Unmut kundgetan, indem sie - warum auch immer - Blasen an die Zehen produzierten. Jetzt habe ich nur noch die Aufgabe, meine Lesegeschwindigkeit zu drosseln. Sonst reichen die mitgebrachten Bücher nicht aus.

Freitag, 9. Dezember 2016

Auf den Spuren Jürgen Möllemanns

Leider ist das Wetter nicht wirklich besser geworden. Der Wind hat sich gelegt. Jetzt begleitet uns das Grau wahrscheinlich noch länger. Es ist allerdings deutlich lichter als das norddeutsche Grau im Dezember. Außerdem wärmer. Ich hänge meinen Gedanken nach. Wahrscheinlich ist ein Strandspaziergang mit den Pet Shop Boys auf den Ohren ("Love Is a Bourgeois Construct") im Grunde nicht so viel anders als Yoga. Man findet seine Mitte oder so. Meine beherrschende Überlegung ist, ob mein aktuelles Motto eher das urdeutsche "Dahinten wird's heller" oder das hiesige "Cerrado por fin de temporada" ist. Philosophisches Reisen. Vielleicht eine pfiffige Geschäftsidee?

Donnerstag, 8. Dezember 2016

Was ist da los?

Heute erinnert das hiesige Meer eher an die Nordsee. Eine steife Brise sorgt für hohe Wellen. Darüber türmen sich die dunklen Wolken, nur höchst selten durchbrochen von Flecken blauen Himmels. Doch der Wind, der aus Ibiza oder gar Afrika herüber weht, bringt überraschend warme Luft mit sich. Die eigentliche Überraschung ist - zumindest für mich -, dass heute wieder einmal ein Feiertag ist. Ich vermute, er hat irgendetwas mit Jungfrauen und unbefleckter Empfängnis zu tun. Um es zu wissen, bin ich nicht ausreichend firm in katholischem Brauchtum. Hätte ich nicht gestern beim Einkauf die Schilder gesehen, die stolz verkündeten, dass man trotz festivo auch am jueves 8 diciembre geöffnet habe, hätte ich mich über die unerträgliche Fülle an Strand und Promenade gewundert. Es waren sogar zwei Nordspanier oder irgendwelche anderen Verrückten unterwegs, die mit nackten Füßen und hochgekrempelten Hosen am Wasserrand unterwegs waren. So verwegen war selbst ich nicht. Allerdings eher deswegen, weil meine Fußnägel noch nicht das obligatorische Weihnachtsrot angenommen haben. Immerhin: auf den Feiertag bin ich ausreichend vorbereitet. Ich habe einen kleinen Schrein errichtet. Immaculada kann kommen.

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Es ist kalt in Deutschland

Noch friere ich. Ich weiß nicht, ob es hauptsächlich an den Temperaturen oder am müde-angeschlagenen Zustand liegt. Ich weiß nur, in ein paar Stunden wird alles besser. 
Zu meiner Entspannung trägt zusätzlich bei, dass ein Mysterium aufgeklärt ist: die Empfängerin des leeren Weihnachtskartenumschlags hat sich gemeldet. Am Ende ist sie vermutlich  beruhigt, dass es nur missglückte Season's Greetings und keine dubiosen Mafia-Botschaften waren.

Dienstag, 6. Dezember 2016

Ist denn schon Sankt Martin?

Hätte mir auch jemand mal sagen können, dass heute Nikolaus ist. Mir fiel es erst heute früh auf, als ich auf dem Telefondisplay das Datum sah. Da war die Tochter schon kurz davor, das Haus zu verlassen. Schnell versuchte ich, meine Nachlässigkeit durch ungenutzte Adventskalenderfüllungen zu kaschieren. Gelang zwar, aber eben nicht diskret. Die Tochter zeigte sich großherzig. Sie habe mit dem Backkurs ja bereits ein Geschenk erhalten. Das machte es für mich nicht besser. Denn dann hatte der Sohn doch erst recht nichts. Die Gunst der Tochter verspielte ich mir doch noch, indem ich sie darauf hinwies, sie könne sich nicht ungefragt die guten Adidas-Handschuhe des Sohnes nehmen. Schmollend zog sie zur Schule. Mit kalten Händen wegen der herzlosen Mutter. Der Sohn immerhin hatte den Nikolaus noch mehr vergessen als ich. Er freute sich ehrlich über meine Süßkramkollekte. Und darüber, dass er nicht ohne Handschuhe radfahren musste.

Montag, 5. Dezember 2016

Neid oder Mitleid

Es mehren sich die Stimmen, die sagen, ich habe es ach so gut. Ja, mein Jahresurlaub naht in Riesenschritten. Dass ich in diesem Jahr noch so viele Urlaubstage übrig habe, deutet jedoch darauf hin, dass ich in diesem Jahr bisher noch nicht viel Urlaub genommen habe. Denn mehr Anspruch als alle Anderen habe ich nun auch nicht. Im Moment stünde es mir eigentlich zu, bedauert zu werden. Vor allem ob der Frage, ob neun Bücher für vierzehn Tage auch nur ansatzweise ausreichend sein können.

Sonntag, 4. Dezember 2016

In the Mood

Da nun das Laub vor der Tür eingesammelt ist, kann die Weihnachtszeit kommen. Wenn ich auch während der herbstlichen Tätigkeit einige meiner Nachbarn verfluchte. Sie sparten bei der gemeinsamen Laubsammelaktion konsequent die Flächen vor unserer und allen weiteren Wohnungen querdenkender Nachbarn aus. Naja, besser als meiner eigentlichen Erwartung gemäß von ihnen erschossen zu werden. 
Auch diverse Weihnachtsfeiern deuten darauf hin, dass die Wintersonnenwende nicht mehr allzu weit entfernt ist. Zur letzten, unserer Abteilungsweihnachtsfeier am Freitag, wollte ich mich entsprechend kleiden. Festlich und weihnachtlich. Mir schwebte mein dunkelgrüner Schal mit Sternen vor. Dazu passte eines meiner dunkelgrünen Kleider und eine Strickjacke in Koralle, denn sie hat exakt den gleichen Farbton wie die Sterne auf dem Schal. So weit der Plan. Schade nur, dass ich den Schal vergaß und den Abend unmotiviert bunt verbrachte. Irgendwann demnächst klappt es bestimmt mit der Weihnachtsstimmung. Vielleicht nur noch ein paar Mal "Last Christmas".

Freitag, 2. Dezember 2016

Guten Appetit

Wenn es zwischen meinen Kindern zu Meinungsverschiedenheiten kommt, drehen sie sich meist um den Themenkreis Ernährung. Zwar sind beide seit geraumer Zeit Vegetarier, aber sie sind es aus etwas anderen Beweggründen. Die Tochter sieht es als ihren Beitrag zur Bekämpfung der Massentierhaltung. Wenn sie könnte, lebte sie am liebsten vegan. Allein ihre Leidenschaft für Eier, Käse und Milch steht unüberwindbar dazwischen. Dem Sohn sind laut eigener Aussage "die Tiere egal". Er übt den Verzicht aus Liebe, denn seine Freundin ist auch Vegetarierin. Sie wiederum ist es auch, weil sie gegen Massentierhaltung ist. Insofern ist der Sohn vielleicht mit Bande dagegen. Doch die Differenzen meiner Kinder liegen nicht an der unterschiedlichen Motivation des fleischlosen Lebens. Sie speisen sich eher aus verschiedenem Anspruch an das Essen. Der Sohn vermisst bei seiner Schwester die kulinarische Finesse ("Wir müssen ihr zeigen, dass es mehr gibt als Bärchen-Nuggets."). Sie wiederum findet seinen Purismus übertrieben. Als sie letzthin eine Tonne Rosenkohl (with courtesy of Oma) mit entsprechender Menge Käse versah, um das Ganze zu überbacken, rümpfte ihr Bruder ob Farbe und Geruch lautstark die Nase. Lakonischer wie realistischer Kommentar der Schwester: "Bei mir isst das Auge eben nicht mit!"

Donnerstag, 1. Dezember 2016

Lebe wohl, November!

Da stand ich also gestern zum Feierabend in der proppenvollen U-Bahn (ein Zug war verspätet oder fiel aus, was im Ergebnis das Gleiche ist) und hatte Nasenbluten. Trotz gründlicher Suche fand sich natürlich kein einziges Taschentuch in meiner Tasche, dafür aber ein Satz Weihnachtskarten, den ich hätte abschicken sollen. Außerdem nicht dabei: der leere Umschlag, den wiederum habe ich wohl wirklich in den Postkasten geworfen. Leise rieselte das Blut in meine Tasche. Es soll nicht heißen, heutzutage gebe es keine Solidarität mehr: Die Sardine neben mir, ein netter junger Mann, gab mir auf meine Schnorranfrage gleich mehrere seiner Original-Tempo-Taschentücher. Diese presste ich mir sogleich gegen das betroffene Nasenloch. Wieder einmal erntete ich jedoch vom Rest der Gemeinschaft den nur bedingt mitleidigen Koksen-Ist-So-Achtziger-Blick. Wenn das als mentale Vorbereitung auf das Pet Shop Boys-Konzert nicht passend war!
Kurz vor dem Veranstaltungsort, zu dem die Tochter und ich zu Fuß durch Wind und Regen gingen, fand sich tatsächlich noch ein Postkasten, in dem ich die leicht aufgeweichte Weihnachtspost versenken konnte. Vor Ort trafen wir sogar alle Verabredungen an. Und weitere Bekannte. Alle waren wir überrascht über den vergleichsweise hohen Anteil Hetero-Männer. Diese waren definitiv keine erwachsenen Begleitungen Minderjähriger. Auch stark vertreten: Karikaturen ihrer selbst. Neben dem Typ kuscheliger Brummbär in XXL-Ausführung und Jüngling mit Sugar Daddy gab es einen Mann, den ich am liebsten gefragt hätte, ob er Tom Sellek sei. Dunkel gefärbter Schnauzer und ebensolches Haar, Baseballkappe, körperbetontes T-Shirt mit ebensolchen Jeans, fein ziselierte und dennoch voluminöse Bizeps-Muskulatur. Die Größe allerdings stimmte nicht ganz, weswegen ich von der Frage absah. Irgendwann wurde das Publikum egal, denn dann traten die beiden Herren aus England auf. Auch wenn wir nicht mehr die Achtziger schreiben, die Jungs haben es noch drauf. Die Show passte zumeist gut zu meiner Adventsdekoration. Sag' ich doch. 

Mittwoch, 30. November 2016

The Currency We've Spent, I Love You You Pay My Rent

Heute erlaube ich mir Vorfreude. In der Hoffnung, dass sie nicht die schönste Freude bleibt. Die erste Etappe ist dabei das Pet Shop Boys-Konzert (PSB, wie die echten Auskenner sagen) heute Abend. Auch wenn die Tochter und ich bereits die Setlist studiert haben und feststellen mussten, dass unser beider Lieblingslieder nicht dabei sein werden: "You Only Tell Me You Love Me When You're Drunk" und "Rent". Wir freuen uns dennoch auf Popmusik in Reinform.
Die nächste Station wird der Jahresurlaub sein: in bereits 7 (in Worten: sieben) Tagen bin ich auf dem Weg nach Spanien. Wäre ich der Sohn, stellte ich die Zeitrechnung unterdessen auf Stunden um. Egal wie, ich hoffe auf Sonne, Licht und ganz viel Entspannung. 

Dienstag, 29. November 2016

Preisfrage

Wer anhand dieser, meiner Weihnachtsdekoration 
als erstes errät, auf welches Konzert ich morgen gehe, gewinnt ein eigens von mir zusammengestelltes Flamingo-Ensemble.

Summertime, and the Living is Easy...

Wer war es eigentlich, der die Vor- und Weihnachtszeit als besinnlich und gemütlich bezeichnet hat? Ich finde, derjenige gehört posthum erschossen. Meine Adventszeit ist einigermaßen durchgetaktet und generalstabsmäßig geplant. Und ich bin recht sicher, ich bin kein Einzelschicksal. Am Anfang steht jedes Jahr das Adventskranzbauen. Meist zu einer Zeit, zu der ich mir noch nicht eingestanden habe, dass der Sommer vorbei ist. Nahtlos darauf oder schon währenddessen folgt der Adventskalender. Hier gilt es je nach häuslicher Besetzung mindestens 48 Tütchen zu beschicken. Allein die Beschaffung von derart vielem Klein- und Süßkram hält auf Trab. Doch es kommen noch Basteln und Aufbau hinzu. In ruhigen Minuten kann man sich dann noch mit der saisonalen Deko beschäftigen: wo war nochmal der Erzgebirgsnussknacker? Der muss doch irgendwo sein? Ein gutes Jahr ist es, wenn man bei der Suche nach der Dekoration im Keller nicht auf Ratten trifft, ein weniger gutes, wenn man ihnen oder ihren Hinterlassenschaften begegnet.  Sollte zwischendrin noch Leerlauf entstehen, kann dieser mit Keksebacken bekämpft werden. Wenn der Adventskalender erfolgreich installiert ist, auch das nicht ganz trivial, beginnt sofort die Auseinandersetzung mit Nikolaus. Hier gilt es immer größer werdende Schuhe und Stiefel zu befüllen. Ich danke dem Herrn dafür, dass meine Kinder meine eher kleinen Füße geerbt haben. Wichtig bei den letzten beiden Aktionen: dass die Kinder nicht live bei der Vorbereitung dabei sind. Oftmals bedeutet das blöderweise, erst gegen 23 Uhr mit ihr anfangen zu können. Das geht zwangsläufig von der Nachtschlafzeit ab. Denn leider handelt es sich bei den Saisonvorbereitungen nur um eine unbezahlte Nebentätigkeit. Hauptberuflich mache ich etwas Anderes. Und das ist auch gut so. Nach dem 6. Dezember kann die Suche nach Weihnachtsgeschenken losgehen. Häufig kollidiert dieser Zeitpunkt mit meinem Jahresurlaub, auf den die abgewrackte Pandamutter geschickt wird. Zum Glück kann man sich auch in Spaniens Sonne (hoffentlich!) mit Weihnachtsgeschenken befassen, seit es dieses neue Internet gibt. Da ich mich aktuell in der Post-Adventskranz-Pre-Adventskalender-Phase befinde, reagiere ich meist nicht allzu gelassen auf Äußerungen der Art, man habe seit September alle Geschenke beisammen, oder Nachfragen, ob ich schon die meisten, wenn nicht gar alle Weihnachtsgeschenke besorgt habe. Ich habe mich noch nicht einmal nach Wünschen erkundigt (siehe oben).

Montag, 28. November 2016

Störfeuer

Als ob es nicht genügend Hindernis wäre, dass die Züge wackelten, als ich körbeweise Weihnachtskarten zu schreiben hatte. Nein, währenddessen meldete sich auch noch die Tochter - was prinzipiell nicht schlecht ist - und tat kund, "oh fuck Mama", sie habe ihre Mandoline bei "diesem Backding vergessen". Dieses Backding war übrigens ein veganer Weihnachtsbackkurs, den ich ihr vorfristig zum Nikolaus geschenkt habe. Da ich Telekomkunde bin und mich gerade im Niemandsland zwischen Osnabrück und Bremen befand, gestalteten sich die Antworten an die Kursleiterin, die glücklicherweise eine Kollegin von mir ist, wie an die Tochter schwierig. Mein Vorschlag, die Tochter solle doch zurückkehren und das Instrument abholen, wurde mit dem Argument abgeschmettert, das sei doof, man sei ja schon am Berliner Tor. Mit meiner Antwort testete ich wieder einmal, ob Ironie auch in digitalen Medien funktionieren kann. Ergebnis: zumindest mit der Tochter als Empfängerin klappt es. Telepathisch spürte sie meinen Unmut. Auf die Idee, gleich wenn man das Fehlen bemerkt, umzudrehen, kommt man als verantwortungsvolle Jugendliche an der Schwelle zum Erwachsenendasein selbstverständlich nicht. Das bedeutete doch Umstände, die lieber die kilometerweit entfernte Mutter übernehmen soll. Wen wundert es, dass ich in diesen Wirrungen nicht alle Karten einwandfrei hinbekomme? Ihr wundert euch auch nicht, dass ich am heutigen Feierabend mit Mandolinenbegleitung unterwegs bin. 

Sonntag, 27. November 2016

Sorry for any inconvenience

Manchmal beeindrucke ich mich selbst. Die jeweils vier Stunden An- und Abreise zum und vom verspäteten Thanksgiving-Fest habe ich fast ausschließlich damit verbracht, Weihnachtskarten zu basteln und zu schreiben. Ich weiß, online macht sich das alles viel schneller. Doch ich bin noch so wahnsinnig old school: Fotos ausdrucken, zurecht schneiden, mit Fotokleber auf Karten heften, mit der Hand beschreiben - sowohl die Grüße als auch die Adressen. Umschläge und Briefmarken anlecken und zu- bzw. aufkleben. Dann die letzte Hürde: einen der wenigen, noch existierenden Postkästen finden. All' das mache ich mehr oder weniger klaglos. Wenn ich dabei auch keine wahnsinnig kommunikative Reisegesellschaft bin. Nach vollbrachtem Werk fühle ich mich fast so, als habe ich mehrere Stunden körperlich gearbeitet. Diese Befriedigung, einen Stapel geschafft zu haben. Blöd nur, dass ich heute Abend feststellen musste, eine Karte übrig behalten zu haben, obwohl alle Umschläge verbraucht waren. Es steht zu befürchten, dass ich einem Adressaten einen recht inhaltsarmen Brief verschickt habe. Ich entschuldige mich hiermit blanko bei denjenigen.

Freitag, 25. November 2016

Regelwerk

Auszug aus "Goldene Mütterregeln":
Absatz 4.1
Mütter, die sich keinen Zugang zum töchterlichen Zimmer verschaffen können, da sich die Tür wegen Gegenstandsbelastung des Bodens nicht öffnen lässt, sind nicht verpflichtet, dreckige Wäsche zum Zwecke der Reinigung einzusammeln.
Absatz 4.2
Im Zuge der Gleichstellung gälte oben Genanntes auch für Väter und/oder Zimmer des Sohnes.

Vereinte Pandas

Der Dank geht an die üblichen Nachbarn. Vielen Dank für die schlafarme Nacht! Ich weiß, ich sollte mir nicht alles so zu Herzen nehmen. Aber ich bin nunmal ungerne diejenige, deren Argumente beiseite gewischt werden und die danach suggeriert bekommt, ignorant, rückwärtsgewandt, menschen- und gesinnungsfeindlich zu sein. Ich hätte an dieser Stelle gestern Abend eine Live-Schalte einrichten sollen. Ein Tribunal dieser Art glaubt mir sonst keiner. Zwar bin ich nicht die einzige ökofeindliche Querulantin, aber das verringert das Leiden nur bedingt. Immerhin führt die Leidensgemeinschaft dazu, dass die im Schweinesystem erforderliche Mehrheit für ein Gründach nicht zustandekommt. Mit der Ächtung in der christlichen Adventszeit werden wir schon irgendwie klarkommen. Nur der Nachtschlaf leidet. Nennt mich den Vorweihnachtspanda.

Donnerstag, 24. November 2016

Famous Last Words

Wenn ich demnächst von den Nachbarn erschossen werde - und damit muss ich nach dem Verlauf des heutigen Abends bald rechnen, begrabt mich an der Biegung des Flusses und weint nicht zu sehr um mich, denn ich bin für eine gerechte Sache gestorben. Ich habe mich als Ökosau, Geizhals, Blockierer bezichtigen lassen und bin doch standhaft geblieben. Mein Wunsch ist lediglich, dass meine Kinder nicht in Sippenhaft genommen werden und verschont bleiben.

Lose-Lose-Situation

Selten habe ich mich so schwer von der Arbeit nach Hause geschleppt. Was nicht daran lag, dass ich im Kontor so viel Spaß hatte. Eher im Gegenteil. Ich habe mir heute vorsätzlich die miesen 8-Punkt-Schrift-Zahlenkolonnen-Excel-Jobs zugeschanzt, um mir den Abschied von der Galeere leichter zu machen. Das Tribunal, das mich heute Abend erwartet, steht mir bevor. Eigentlich kann ich nur verlieren. Entweder bekommen meine Nachbarn das von ihnen gewünschte, von mir abgelehnte Gründach durch. Oder sie schmollen auf ewig mit mir, weil es abgeschmettert werden konnte.
Schön wird es in keinem Fall.

Mittwoch, 23. November 2016

Mein Leben im Zirkelbezug

Wieder einmal habe ich Spaß mit den offiziellen Institutionen. Wieder einmal geht es um den Sohn. Der möchte gerne möglichst bald seinen mittleren Schulabschluss erwerben - MSA, wie wir Hipster ihn nennen. So weit, so ungewöhnlich für einen männlichen Jugendlichen. Die Lerngruppe, die er besucht, kann jedoch nur den ESA (für Nicht-Hipster: den ersten Schulabschluss, den man früher Hauptschulabschluss nannte). Glücklicherweise bietet die Stadt Hamburg auch die Möglichkeit einer externen MSA-Prüfung an. Das klang nach unserem Ding. Diese jedoch kann der Sohn nicht ablegen, solange er schulpflichtig ist. Im nächsten Jahr jedoch, wenn er nicht mehr unter die Schulpflicht fällt, kann er zur externen Prüfung zugelassen werden. Eine offizielle Aufforderung zum Trödeln. Klingt super. Nie, nie mehr möchte ich von offizieller Stelle Klagen darüber hören, deutsche Schulabsolventen seien zu alt, wenn sie mit Studium oder Berufsausbildung anfangen! 
Noch hoffen wir auf eine Sonderfallregelung, die ein Schlupfloch sein könnte. Nach meinen bisherigen Erfahrungen in der Sache bin ich jedoch skeptisch. Bestimmt übertriebener Pessimismus.

Dienstag, 22. November 2016

Endlich Einsicht

Wieder einmal zeigt sich, ich verstehe einfache Zusammenhänge nicht. Um dies zu offenbaren, ist Schmollen wichtig. Derzeit geht es darum, dass ich die Tochter am kommenden Wochenende nicht gerne alleine zurückließe. Blödsinn, schließlich ist sie doch schon so gut wie erwachsen. Dass sich mir die Reife derzeit nicht präsentiert, kann nur mit meiner Begriffsstutzigkeit zusammenhängen. Die Verabredung mit ihrer Cousine spricht doch von ausgeprägtem Verantwortungsbewusstsein. Mein Anliegen, ich sähe es lieber, sie übernachte von nächstem Samstag auf Sonntag bei ihrer Freundin, wird mit guten Argumenten quittiert. Sie gehe Sonntagvormittag doch zum Mandolinenunterricht, das sei von uns aus praktischer. Mein Einwand, dass sie letzten Sonntag ebendiesen Unterricht wegen Chillens habe ausfallen lassen, ist Zeichen meiner Kleinlichkeit. Was verstehe ich schon von Bedürfnispyramiden Siebzehntejähriger? Richtig: nichts. Dass mich auch die Tatsache nicht zuversichtlicher stimmt, heute früh eine gute halbe Stunde gebraucht zu haben, um Küche und Essplatz in mitteleuropäischen Hygienestandard zurückzubringen, liegt auch an meiner Kurzsichtigkeit, vermute ich. Bestimmt kam das Chaos viel mehr vom Bruder. 
Wenn ich schon beschränkt bin, zeige ich mich zumindest einsichtig. Das ist doch der erste Schritt.

Montag, 21. November 2016

Wochenendpflichten

Da stand ich nun am Sonntagmittag bei Wind und Wetter am ZOB (für die frankophonen Leser unter Euch speziell, ich weiß). Die Tochter war nach langer Nacht zu sehr mit "Chillen" bei einer Freundin beschäftigt, um - wie von ihr selbst ausgemacht - ihre Cousine abzuholen. Ich habe eigentlich - aus Gründen - mit dem angeheirateten Teil der Verwandtschaft nichts mehr zu tun. Und doch war die liebe Muddie wieder bereit. Natürlich kam kein Bus aus Berlin zur angekündigten Zeit an. Die Verabredung war falsch getroffen worden (seems to run in THIS family). Nach wiederholter stiller Post fanden wir endlich zusammen. Wir gingen zu uns nach Hause. Unfreiwillig, aber nicht unwillig gab ich die Gastgeberin, bot Tee, Essen und Kekse an. Irgendwann kam eine verlebte Siebzehnjährige nach Hause, begrüßte ihre (von ihr eingeladene) Cousine herzlich und begab sich mit den Worten, sie müsse Schlaf nachholen, in ihr Bett. Die wohlerzogene Gastgeberin in mir erkundigte sich nach den Plänen der Schwippnichte. Sie wolle den Weg für Ihr Bewerbungsgespräch am kommenden Morgen abfahren, um ihn auszutesten und die Zeit dafür festzuhalten. Der Sohn und ich begleiteten sie, denn sie wirkte recht unsicher. Allein der Weg von uns zur U-Bahn - ca. 100 Meter geradeaus - stellte eine kleine Hürde für sie dar (Orientierungslosigkeit runs in the family as well). Nach unserem Ausflug an die Kollau wollte unsere Schutzbefohlene früh ins Bett, denn sie müsse am nächsten Morgen früh raus. Ich bot ihr vorher noch Abendbrot an, das sie dankend annahm. Zum Glück habe ich die Wohnung meiner Eltern nebenan in der Hinterhand, so dass sie nicht wie von der Tochter geplant auf unserem Schlafsofa im Wohnzimmer schlafen musste. Das hätte unsere eigenen Aktivitäten nach 18 Uhr doch sehr eingeschränkt. Genau genommen hätte sie allerdings auch im Zimmer der Tochter übernachten können, denn die beschloss kurzfristig, auch die Nacht von Sonntag auf Montag aushäusig zu verbringen. So viel zum Kümmern um die Cousine. So fiel auch die Kaffeebereitung um 6:30 Uhr  am Montagmorgen in mein Feld. Der frühe Gastgeberfeierabend hatte den Vorteil, mich wieder den eigentlichen Wochenendaufgaben zu widmen: der Adventsvorbereitung. Das Kranzmodell "Club Tropicana" hatte ich zwar schon Samstag fertiggestellt (wenn ich auch überlege, ob ihn ausreichend Flamingos schmücken).
Es blieb das Backen:
Und diverse Andere, die weniger fotogen sind.
Man wird verstehen, dass die mitgenomme und fürs Wochenende vorgesehene Arbeit ruhen musste. Oder?

Samstag, 19. November 2016

Zeit

Es ist soweit: es lässt sich wohl nicht mehr leugnen, dass ich alt werde. Heute früh wachte ich um 6:40 Uhr auf und konnte nicht mehr wieder einschlafen. Selbst die üblichen Tricks erwiesen sich als zwecklos. Lesen schläferte mich nicht ein, eine Mail an die Nachbarn nicht und auch nicht die Überlegung, was ich anziehen werde, die normalerweise ein Garant für unverzügliches Wegschlummern ist. Zugegeben, am Samstag ist die Kleiderfrage meist keine Herausforderung. Es geht lediglich darum, welches der Räuberzivile mitteleuropäischen Sauberkeitsstandards entspricht. Das geht einfach.
Im Grunde kann ich mich schon glücklich schätzen, erst jetzt von seniler Bettflucht angefallen zu werden. Meine eigene Prognose sagte sie bereits voraus, sobald die Kinder nicht mehr vor sechs Uhr ins elterliche Bett gekrochen kämen und Unterhaltung wünschten. 
Ich stand also vor meiner üblichen Wochenendzeit auf. Die Tochter war bereits unter der Dusche. Ich zog in die Küche, stellte mir Musik an und trank Tee. Kurze Zeit später kam die Tochter in die Küche gewirbelt und meinte: "Du weißt, was jetzt kommen muss?" Ich muss sie einigermaßen blöde angeguckt haben, denn ich wusste es nicht. Kurzerhand steckte sie ihr Telefon auf die (meine, wenn ich wie üblich kleinlich sein will) Dockingstation, sah mich strahlend an und stellte "Last Christmas" an. Anschließend tanzte sie durch Küche und Wohnzimmer und wiederholte den Titel, weil es so schön war.
Vielleicht kann ich den frühen Morgenstunden am Ende doch noch etwas abgewinnen?

Freitag, 18. November 2016

Lame Ducks

Eigentlich gefallen mir amerikanische Präsidenten und ihr Gefolge - wenn überhaupt - erst als abgewählte Amtsinhaber. Ich mag nach wie vor das Video von Bill Clinton, in dem er sein Leben als Lame Duck präsentiert, das ausschließlich aus Wäschewaschen, Plaudern, Hinterherwinken und Stullenschmieren besteht. Auch mag ich jetzt die Obamas, obwohl Barack natürlich nach wie vor der Guantanamo-Verräter ist. Ich wünschte nur, ich könnte das gleiche sagen wie Michelle Obama:

Das gilt für jeden meiner Jobs, ob bezahlt oder unbezahlt.

Donnerstag, 17. November 2016

Funny Friends

Der Countdown läuft. Noch eine Woche. Dann, sage ich voraus, werden sich die Nachbarn demontieren und zerfleischen. Es geht jetzt schon los. Mit schnippischen Mails, Buh- oder Zurufen aus den verschiedenen Lagern und Getuschel in den Hausecken. Manch' einer dächte, es ist doch nur eine Wohnungseigentümerversammlung (schönes deutsches Wort übrigens). Aber ein solch' sorgloser Mensch kennt unser Haus nicht. Allein der Tagungsort ist ein Politikum: einberufen wurde die Versammlung in unsere Halle. Dort sei es jedoch zu kalt. Finden all' die, die letztes Jahr in ihrem Wunsch, ihre Gesinnung allen im Dorf zur Schau zu stellen, dort Flüchtlinge unterbringen wollten. Selbst der beheizbare Nebenraum sei zu kalt, denn da ziehe es. Ob sich nicht jemand finde, der seine Wohnung für den Zweck öffne. Es mag schon langsam Vorweihnachtszeit sein, doch ich werfe meine (unglaublich) christliche Gesinnung über Bord und lasse die heilige Familie nicht ein. Aus Gründen. Ich finde, es sollten sich die Wohnungen derjenigen öffnen, die unbedingt eine Dachbegrünung durchbringen wollen. Deswegen müssen wir schließlich Ende November zusammensitzen. Ich oute mich als ignorante Ökosau: ich möchte das Gründach nicht. Auch aus Gründen. Diese werden in den Hintergrund treten. Denn - wie heißt es so schön in den Statuten von "Die Wahrheit" der taz: "Warum sachlich, wenn es persönlich geht."

Mittwoch, 16. November 2016

In Zukunft

Vorbereitung ist alles. Das gilt sicherlich auch für den Zweckoptimismus. Um mich für den Moment zu wappnen, in dem die Kinder aus dem Haus sein werden (was noch ein paar Jahre dauern wird), sammele ich Argumente, mit denen ich mich dann aufbauen kann. An erster Stelle rangiert derzeit die Tatsache, dass ich dann in vollem Umfang auf meine Kleidung, meine Kosmetik- und Hygieneartikel zurückgreifen können werde. Ein schier unvorstellbarer Zustand. Wenn ich heute vor meinem (?!) Kleiderschrank stehe, kommt neben der Tatsache, dass ich nichts zum Anziehen habe, erschwerend hinzu, dass genau das Shirt/die Unterwäsche/die Strumpfhose, das/die ich anziehen möchte, von einem meiner Kinder ungefragt - Ehrensache! - ausgeliehen wurde. Wenn ich das Objekt jemals wieder in meinen Bestand aufnehmen möchte, muss ich es mit spitzen Fingern aus irgendwelchen Halden dreckiger Wäsche vielfältiger Provenienz, klebrigem Leergut und benutztem Geschirr herausfischen. So selbstverständlich, wie es verschwindet, kommt es auf wundersame Weise nicht zurück. Dass die Brut einen ähnlichen (guten?) Geschmack wie ich zu haben scheint, tröstet mich nur bedingt.
Wenn ich es mir recht überlege, liegen goldene Zeiten vor mir.

Dienstag, 15. November 2016

Ob das was wird?

Am Sonntag haben der Sohn und ich unsere Ziele für die kommende, sprich diese Woche festgelegt. Ich fand das eine schicke Idee. Warum nicht auch im privaten Umfeld Zielvereinbarungen, Lernentwicklungsgespräche oder Ähnliches? Wir haben unseren Durchhaltewillen anständig mit Handschlag besiegelt. Die Bilanz nach dem ersten Tag ist mittelmäßig. Während der Sohn wenigstens die wichtigeren 50% seiner Vereinbarung geschafft hat, war ich ein kompletter Reinfall - manche nennten es auch epic fail. Meine Aufgabe in dieser Woche heißt "Mehr Distanz zur Arbeit/Pünktlicher Feierabend". Ich sage nur so viel: nach 19 Uhr habe ich entnervt aufgegeben und als Letzte das Licht ausgemacht.
Wie gut, dass die Woche noch vier weitere Arbeitstage hat (dass ich das einmal sagte!). Die verbleibende Zeit schafft Raum, das auszubügeln, was ich gestern vergurkt habe.

Montag, 14. November 2016

Schwer empathisch

Aktuell ist das vorherrschende Gefühl in mir Mitleid. Seit Mittwoch denke ich darüber nach, wie viele unter Mühen entstandene War-Ja-Klar-Dass-Hillary-Einzieht-Artikel unwiederbringlich im Müll gelandet sind. Als ich den Kindern gegenüber äußerte, Hillary tue mir fast ein wenig leid, winkten diese vehement ab. Dazu sei sie zu Scheiße. Sie haben ja recht. Und trotzdem geht es mir mit ihr wie mit dem Vater meiner Kinder. Wenn er sich nicht so verhalten hätte, wie er es tat, könnte man glatt Mitleid mit ihm haben. Besonders arm dran sind jedoch die vielen US-Amerikaner, die die Wahl ihres neuen Präsidenten genauso wenig verstehen wie wir, die nur noch viel stärker von ihm betroffen sein werden als wir.
Auch fühle ich mit den Menschen, die für eine geringe Pauschale Winterdienste leisten. Dass sie jetzt schon Anfang November ran mussten. Und neben Schnee und Eis auch noch mit zentnerweise Laub zu kämpfen hatten. Einziger Lichtblick daran: uns sind zum größten Teil die Laubpuster erspart geblieben. Auch die Unfallchirurgen tun mir leid. Sie stehen doch wieder von frühmorgens bis spätabends am Tisch, weil auf gefrorenem Laub sicher noch viel häufiger als nur auf nassem ausgerutscht wird.
Vielleicht am allermeisten tue ich mir selbst leid: da gibt es den tausendsten Tatort, und dann ist er mit Charlotte Lindholm. Das haben wir alle nicht verdient.

Samstag, 12. November 2016

Unverständnis

Wie ich bereits berichtete, hat der Sohn beim Nagelkauen "Filetstücke" auserkoren. Es ist wohl meinem allgegenwärtigen Pessimismus zuzuschreiben, dass ich diese Tätigkeit dennoch blöd finde. Als ich deswegen wieder einmal die Nase rümpfte - und das kann ich gut -, verstand der Sohn meinen Unmut nicht. Er putze sich so eigentlich immer nach dem Nagelkauen die Zähne. Na, wenn das so ist.

Donnerstag, 10. November 2016

Hurra!

Es ist Zeit, sich ein wenig selbst zu feiern. Damit es nicht nur die tun, die weitaus weniger Berechtigung dazu haben. Mein Lieblingsspruch zur Lage kam heute von meiner Nachbarin, die ihn irgendwo gelesen hat: "Heben wir uns den Pessimismus für bessere Zeiten auf."
Doch zurück zum Thema. Ich feiere mich selbst. Dafür, dass ich die Chance habe, durch Lektüre meinen Horizont zu erweitern.
Was das Bild verschweigt: dass außergewöhnliche Menschen auch angeschlagene Körper haben. 
Wir hatten uns einen Traum verwirklicht und in unserer neuen Wohnung eine deckenhohe Bibliothek inklusive Leiter eingebaut. Es begab sich blöderweise, dass der Gatte nicht allzu lange nach dem Einzug wieder ausziehen musste. Um Tatsachen zu schaffen, schlug mein Bruder vor, nicht darauf zu warten, dass der damals Fast-Ex seine Siebensachen packt, sondern die Umzugskartons für ihn zu füllen. Gesagt, getan. Irgendwann gelangten wir auch zu seinen Büchern. Da es sich dabei hauptsächlich um sogenannte Erwachsenenliteratur handelte, waren wir beim Einzug übereingekommen, diese außer Reichweite der Kinder direkt unter der Decke zu platzieren. Es kam, wie es kommen musste: beim Herausnehmen ebendieser Bücher wollte ich mich abstützen, griff ins Leere und fiel von ganz oben nach ganz unten. Da lag ich nun wie ein Käfer auf dem Rücken. Und heulte. Weniger wegen der Schmerzen als mehr wegen der bescheidenen Situation. Nach zwei Tagen Rückenschmerzen, uromagleichem Rumgeeier und unerträglichen zwanzig Minuten in der miesen Röhre bekam ich die Diagnose, das Kreuzbein sei gebrochen. Ein Körperteil, von dessen Existenz ich bis dahin bei aller Belesenheit nichts wusste. Vielleicht ist ein großer Fernseher alles in allem doch die bessere Wahl? 

Mittwoch, 9. November 2016

Enttäuschung

Als heute früh der Wecker klingelte, glaubte ich, es sei Freitag. Schnell korrigierte ich mich auf Donnerstag, um kurz danach festzustellen, dass genau genommen Mittwoch ist. Als ich etwas wacher wurde, tröstete ich mich mit dem Gedanken, wenn ein Tag so enttäuschend anfängt, kann er im Verlauf eigentlich nur besser werden.
Wieder einmal habe ich mich getäuscht. Wieder einmal war ich sicher, es wird schon nicht passieren. Doch genau wie beim Brexit ist genau das eingetreten, was ich nicht für möglich gehalten hätte. Nur mit dem Unterschied, dass es hauptsächlich ein paar Briten schaden wird, wenn sie nun ihr eigenes Süppchen kochen. Trump wird uns allen wehtun.
Ich glaube, ich ziehe mich ins Private zurück. Gebt mir Rezepte, Erziehungs- und Basteltipps!

Dienstag, 8. November 2016

Muddie

Gegen 9 Uhr morgens hatte ich heute den Eindruck, ein Tagewerk liege bereits hinter mir. Erstens lag es daran, dass ich nicht gut geschlafen habe. Die Tochter schickte mir abends von unterwegs aus eine Nachricht mit der Frage, ob ich zuhause sei. Ja, war ich. Als sie ankam, maikäferte sie herum, ob sie mit mir sprechen könne. Konnte sie. Wollte sie dann aber nicht. Auch heute früh trotz mehrmaliger Aufforderung nicht. Ich kam nicht umhin, im Muttermodus zu sein und mir Sorgen zu machen. Auch wenn ich das nicht solle. 
Zumindest war sie ganz die Alte, als im Minutentakt die whatsapp-Nachrichten des koordinierenden Lehrers eintrafen, die nach und nach wegen Krankheit der Lehrer alle heutigen Schulstunden absagten. Sie kommentierte es mit: "Das heißt wohl, dass der Winter jetzt wirklich da ist!"
Zweitens will ich vom Wintereinbruch gar nicht sprechen. Schneegestöber Anfang November, das muss doch nicht sein.
Der Sohn hingegen fuhr mit dem Fahrrad zur Schule. Ich fand es übertrieben, nach bedingt überstandenem Magen-Darm-Dingens. Es endete damit, dass ich eine halbe Stunde mit seinem Lehrer telefonierte, wie das kalkweiße Kind nun am besten nach Hause komme. Unterdessen hatte ich noch eine Waschmaschinenladung aufgehängt, Pakete für Nachbarn angenommen, Entschuldigungen geschrieben und Termine koordiniert. Das alles vor 9 Uhr, und das alles mit meine Hände.

Montag, 7. November 2016

Eine Monatsration Motivation, bitte!

Wie soll man sich motivieren? Es ist kalt und dunkelgrau, und das wird sich auch den ganzen Tag - ach, was sag' ich? Die ganze Woche, den ganzen Monat! - nicht ändern. Ich möchte im Bett liegen bleiben. Doch wie üblich siegt mein preußisches Pflichtbewusstsein. Der Sohn dagegen hat aufgegeben. Er liegt krank im Bett, wenn er nicht gerade auf der Toilette ist. Mir schwant, die bei Oma und Opa in Spanien angefutterten Pfunde sind perdu. Die Nachbarin hat's auch schon erwischt. Aus dem Radio dröhnt der übliche Clinton-blabla-Trump-blabla-Clinton-blabla-Trump-blabla-Quatsch, der aufgrund der Wahl zwischen Pest und Cholera schon lange nur noch langweilt.
Es wächst der Neid auf alle, die dem Elend durch Urlaub entfliehen können. OK, ich reiße mich am Schlüpper und halte durch. Noch dreißig Tage, dann bin ich dran.

Sonntag, 6. November 2016

Damit rechnen sie bloß

In letzter Zeit muss ich immer häufiger mit mir selbst schimpfen. Weil ich partout nicht lerne, mit allem lockerer umzugehen. Das gilt sowohl für die Arbeit als auch für die Familie. Im Moment warte ich gerade - naja, seit fast zwei Stunden - darauf, dass die Tochter den Weg nach Hause findet. Dass ich nachfragen musste, wann sie zurückzukommen gedenke, war ja klar. Die etwas kryptische Nachricht, sie nehme den nächsten Bus, der fahre um 35, ließ mein Kopfkino nur bedingt verstummen. Ich wünschte, ich machte mir keine Gedanken mehr und könnte jetzt einfach ins Bett gehen. Aber das wäre wahrscheinlich furchtbar langweilig.

Samstag, 5. November 2016

Im Westen nichts Neues

Derzeit bin ich nicht gut zu sprechen auf das, was aus Amerika kommt.
Da ist zum einen Halloween. Keltisch, ich weiß. Aber, dass es mit Macht zu uns herüber geschwappt ist, hat wohl wenig mit seinem Ursprung zu tun. Blöd finde ich es so oder so. 
Da ist zum anderen die neue iOS-Version von Apple. Mir scheint, man setzt in Kalifornien alles daran, die ursprünglich einfache Handhabung der iPhones und iPads zugrunde zu richten. Macs, die iPhones nicht mehr erkennen, hässliche Anmutung, iTunes-Titel, die sich nicht mehr alphabetisch sortieren lassen sondern nur noch nach dem Anfangsbuchstaben ihrer Interpreten. Alles Superideen, Tim Cook!
An vorderster Front sind da Hillary Clinton und Donald Trump, ich kann diese Fressen nicht mehr sehen. Letztere natürlich noch weniger als die erste. Man wünschte sich die Lame Ducks forever. Sowohl Bill Clinton als auch Barack Obama waren nie so gut wie in dieser Funktion. Tatsache ist: ich kann weder die eine noch die andere Visage mehr sehen. Warum kann nicht einfach Bernie Sanders Präsident werden? Dann wäre Ruhe. Ich versteige mich in fieberhafte Räusche.

Mittwoch, 2. November 2016

Lorch am Rhein

Heute also ein Ausflug ins Rheinhessische. Die Gegend zeigte sich von der im November bestmöglichen Seite. Goldene Weinreben und buntes Herbstlaub. Zurück gekommen bin ich auch. Obwohl ich in Umnachtung den Rückflug für den 2. Dezember gebucht hatte. So schön finde ich es dort nun doch nicht, dass ich gleich einen Monat bleiben möchte.
Trotz geballter Fachkompetenz war mein Lieblingssatz des heutigen Tages: "Die Laktoseintoleranz ist draußen."


Dienstag, 1. November 2016

Brauchtum - Feiertag = Hamburg

Die Bilanz des gestrigen Tages: lediglich eine Eierbombe am Fenster. Die wiederum hat uns schwer erschreckt. Bürgerkrieg? Vielleicht kann ich den Programmpunkt Fensterputzen am Wochenende doch recht kurz halten. Aber daraus wird wahrscheinlich nichts. Die festgeklebte Eierpampe wird in fünf Meter Höhe nicht ohne weiteres abzubekommen sein. Trotz der Tipps von Schwager Gerd. Seltene Momente der Aggressionsphantasien. 
Jedenfalls bin ich froh, dass wir uns vom Reformationstag auf Allerheiligen vorgearbeitet haben. Ein Feiertag, den ich zum Fensterputzen gut gebrauchen könnte. Zum Aufräumen außerdem. Die Unordnung allerdings ist hausgemacht. So sehr ich mich auf die Rückkehr des Sohnes gefreut habe, weil wir alle drei wieder vereint sind, so sehr prangere ich jetzt den Zustand der Wohnung an. Auf den von uns bewohnten über 100 Quadratmetern ließ sich gestern Abend nicht ein einziger finden, der nicht unter Schuhen, Taschen, Jacken, Fernbedienungen, Gläsern, Besteck, Essensresten, Münzen, Büchern, Zeitschriften oder Schlüsseln verschüttet gewesen wäre. Ich weiß, meine Eltern haben früher über mich ähnliche Klagen geäußert. Doch jetzt stellt Euch einen Haushalt mit zwei Jugendlichen vor, in dem ich von jeher mit Abstand die Ordentlichste bin. Willkommen in meinem Leben! Wer braucht da noch gruselige Halloween-Posts? 
Einziger Trost: ich brauche nicht auch noch den Schrott des Kindsvaters wegzuräumen. Und, was noch viel besser ist: ich brauche mir nicht mehr seine dubeligen Annahmen über meine vermeintliche Zyklusphase anzuhören.

Montag, 31. Oktober 2016

Brauchtum des Grauens

Am kommenden Wochenende habe ich einen Tagesordnungspunkt. Ich weiß es. Er heißt Fensterputzen. Dieses ist eine saisonal übliche Aktion. Denn jedes Jahr - unabhängig von unserer Süßigkeitenspendebereitschaft - finden wir an unseren Fenstern von außen darauf geworfene Eier wieder. Wir sind alle gleichermaßen sauer: der Sohn, weil er es per se Scheiße findet, die Tochter, weil sie fast nur der Eier wegen nicht Veganerin ist und die Verschwendung anprangert. Das tue ich auch. Hinzukommt, dass Fensterputzen von jeher nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört. Wenn es sich jedoch um geteilte Altbaufenster in fünf Metern Höhe handelt, und wir uns im November befinden, finde ich es wirklich gruselig. Viel schlimmer als Masken, Verkleidungen und Schminke - und das will etwas heißen, denn ich bin schwer schreckhaft.

Samstag, 29. Oktober 2016

Standesgemäß

Gestern durfte ich am kleinen Kreis der Nach-17:30 Uhr-Anwesenden teilnehmen, als der Chef zur Ehre seines Geburtstages ein paar Champagnerflaschen köpfte. Heute feiere ich, alles eingetütet zu haben. Letzteres zelebriere ich bei Tee und Brötchen, die mir mitgebracht wurden. Mir zu Ehren scheint die Sonne, glaube ich. Jetzt bloß nicht an längst fällige Steuererklärungen oder Präsentationen nächste Woche denken...

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Eins, zwei, drei!

Manchmal ist es vernünftig, etwas Unvernünftiges zu tun.

Vertraut heißt nicht schön

Der Selbstversuch ist beendet. Zweimal eine Woche Urlaub im Jahr reichen nicht aus, um sich wieder gut gelaunt dem Hamsterrad zu stellen. Auch wenn ich in Spanien erstens alle anschreien möchte, dass sie gar nicht wissen, wie gut sie es haben (an die armen Skandinavier möchten wir uns gar nicht erinnern). Zweitens schriee ich gerne alle Zuständigen am Flughafen in der Dauerschleife "Schengen!" entgegen. Die Tochter wunderte sich über meine konditionale Ausdrucksweise: "Wieso? Machst du doch!" Ja, Eltern haben sehr häufig etwas Peinliches. 
Dennoch. Zwei Strandtage mögen in einer Oktoberwoche zwar keine allzu gute Quote sein, aber selbst durchwachsen gefällt mir dort besser. Mal sehen, ob die leichte Bräune eine längere Haltbarkeit als Entstehungsdauer hat. Also doch wieder ein Experiment. Auch ein Besuch der lokalen Policia hätte mir den Abschied leichter machen müssen: man hält drei Beamte von ihren eigentlichen Tätigkeiten ab, es werden viele Worte gewechselt (eine Seite mit sehr vielen und sehr schnell vorgebrachten Worten, die andere eher stammelnd, wohl wissend, dass es sich bei den eingesetzten Verben um die falsche Vergangenheitsform handelt; sie waren einfach praktischer) und am Ende geschieht nichts. Das mag man auch auf deutschen Polizeiwachen erleben. Doch mein Gefühl ist, die Fassade der effizienten Geschäftigkeit beherrschen deutsche Beamte besser. Man merkt nicht sofort, dass man sie von ihrer Facebook-Timeline und dem Aufladen ihres iPhones abhält. Sie erwecken weniger den Eindruck, den ich das Phänomen "Schulvolleyball" nenne: der Ball geht direkt neben dir senkrecht herunter, doch du rufst schnell, energisch und laut: "Das war nicht mein Ball!" Vielleicht der wahre Grund, weswegen Deutschland trotz weniger Strandfläche im Beachvolleyball erfolgreicher als Spanien ist?
Egal, in gut vierzig Tagen habe ich alles wieder - und somit einen Grund zur Vorfreude.
Bis dahin erfreue ich mich noch an meinem heimischen Bett. Das zumindest war gestern Abend ein (sogar etwas überraschender) Grund zur Freude.
 

Montag, 24. Oktober 2016

Es lebe die EU!

Ob ich an dieser Stelle wohl schon von meinem Lieblingskreisverkehr berichtet habe? Ich kann es mir kaum vorstellen. Es handelt sich dabei um einen in der Mitte aufwendig begrünten und am Rand akkurat mit Kantsteinen verputzten Kreisverkehr, der in seinem früheren Leben eine 90°-Kurve war. Schön, dass dieses Fleckchen Erde seinen langweiligen Abbiegestatus aufgeben durfte und zu voller Kreisblüte entfaltet wurde. In die Stadt fährt man 270°, aus der Stadt bloß 90°. Keine Frage, dass ich lieber in die Stadt fahre. Obwohl die kürzere Strecke des Kreises dadurch besticht, dass an der einzig möglichen Ausfahrt "Alle Richtungen" steht. Das muss einem gesagt werden, denn vielleicht lohnte ein Ritt über Kantstein, durch Zäune in die ubiquösen Orangenhaine? Dennoch: Mein Favorit bleiben die 270° pure Lebensfreude.

Sonntag, 23. Oktober 2016

Salamandersonntag

Der Tag hat seinem Namen alle Ehre gemacht. Das erste Mal Baden im Meer und die erste Hautrötung dieses Jahres. Manchmal möchte ich die Menschen hier anschreien, ob sie eigentlich wissen, wie gut sie es haben. Ende Oktober und das Wasser hat sich empfindlich abgekühlt auf 22-23 Grad. Manch' einer lässt die Kinder nicht mehr aus ihren Steppjacken und Stiefeln heraus. Zum Baden ist es allemal zu kalt. Das machen nur noch die Touristen aus Deutschland (sic), Skandinavien oder vielleicht Nordspanien. Highlight der letzten Zeit ist und bleibt jedoch der Besuch eines pseudothailändischen Restaurants in Valencia: Die Tochter in voller Ekstase, da es dort ein Aquarium mit Ihrem Lieblingstier gibt, einem Axolotl. Sie schießt diverse Fotos (sogar mehr als Selfies!). Im Rausgehen sagt uns der Ober: "His name is Axolotl." Unglaublich crazy, sich in einem angeblich thailändischen Restaurant ein mexikanisches Tier zu halten. Dass es sich bei dem anämischen Wesen um ein ebensolches handelte, war selbst mir, die ich keine allzu große Affinität hege, seit Stunden klar. Egal, die Geste zählt.

Samstag, 22. Oktober 2016

Alt, nicht die Stimmlage

Es regnet zwar, aber dennoch sind wir guter Stimmung. Gestern haben wir uns mit einem Ausflug in die große Stadt vergnügt. Das Sightseeing haben wir nicht übertrieben. Ein historischer Bahnhof ("Glückliche Reise") und eine alte Markthalle mussten reichen. Wie immer, wenn man mit sechzehnjährigen Jungs unterwegs ist, war Essen das zentrale Thema. Beim Mittagessen klärte uns der Sohn über das "Filetstück des Nägelkauens" auf, während die Tochter kurze Zeit später mit Handy auf die Toilette entschwand. Sollten mir die Digital Natives langsam doch fremd werden? 

Donnerstag, 20. Oktober 2016

Internationale Gepflogenheiten

Das Wetter lässt zu wünschen übrig. Es regnet tatsächlich. Immerhin bei zweistellig positiven Temperaturen. Der Sohn nennt es "Sommer der Herzen". Dennoch konstatierte die Tochter bereits heute, ich sehe so entspannt aus. Das Schöne am Hamsterrad ist, dass man ab und an auch heraus kommt.

Dienstag, 18. Oktober 2016

Weltgeschehen

Schon immer wollte ich schreiben: "Meine Tochter ist beim Mandolinenunterricht." Jetzt kann ich dieses Statement endlich loswerden.
Einen weiteren schönen Satz konnte ich Sonntag trotz ungewohnt früher Stunde von mir geben. Ein Kaninchen saß auf der Straße, als ich den Sohn im Auto der Nachbarin zum Flughafen fuhr. Es wurde durch die Scheinwerfer bestens ausgeleuchtet und guckte mich mit großen Augen an. Ich machte ihm Zeichen, die er entweder nicht deuten konnte oder nicht wahrnahm. Es blieb jedenfalls unbeteiligt sitzen. Auch Hupen bewirkte nichts - außer dass ich mir vermutlich den Unmut aller Umliegenden eingehandelt habe. Hupen am Sonntag um viertel vor acht morgens ist sozial geächtet, fürchte ich. Ich wiederholte das Experiment (ist der Ruf erst ruiniert...). Erst beim dritten Versuch bewegte es seinen Hintern und hoppelte zwischen die parkenden Autos. Ähnlich aufgerissene Augen wie die des Hopplers erntete ich beim Sohn und seiner Freundin als ich sagte: "Als Darwinistin müsste ich vermuten, der macht's nicht mehr lange." Die Kinder fanden mich herzlos, ich mich nur realistisch. Schließlich wartet nicht jeder so lange, wenn es pressiert.
Aus der Kategorie "Putzige Begebenheit" kann ich außerdem berichten, dass mir Amazon das Buch "Drei Farben Braun" endlich geliefert hat. Wurde aber auch Zeit! Doch was ist daran putzig? Da ich zur Lieferung bei der Arbeit weilte (ein Fehler, wenn der Chef nicht auslässt zu betonen, man sehe echt Scheiße aus), nahm genau DER Nachbar das Paket an. Schade nur, dass er den Inhalt nicht kannte. Sonst hätte er eine weitere Widmung hinein schreiben können. Irgendwas ist ja immer.

Sonntag, 16. Oktober 2016

Aus aller Welt

Die Erkältung hat ihre Spuren hinterlassen. Dass rote Nase und Pandaaugen fürs Aussehen nicht vorteilhaft sind, weiß jedes Kind. Doch die optische Verschlechterung endete bei mir nicht im Gesicht. Durch Fieber, Schlappheit und sehr oberflächliche Behandlung waren meine Haare vollkommen verknotet. So schlimm war es nicht mehr, seit ich fünf Jahre alt war. Ich kann jetzt sagen: ausgedehntes Haareentwirren und belastete Stirn- und Nebenhöhlen sind schlechte Partner. Die gute Nachricht nach Ende der Strapazen: ich habe wider Erwarten noch Haare auf dem Kopf.
Weitere gute Nachrichten: Der Sohn ist nach seinem ersten Alleinflug gut in Spanien gelandet. In Betten von Über-Vierzigjährigen ist mehr los als man denkt.

Samstag, 15. Oktober 2016

Abwasch und Literatur

Gestern war alles gut. Neben der Spülmaschine bekam ich gute Nachrichten. Da geriet der eher dunkelgraue Vortag in Vergessenheit. Selbst die Anlieferung des Objektes der Begierde fand mehr als pünktlich statt. Vorgesehen war der Zeitraum von 14 bis 17 Uhr; kurz nach 14 Uhr standen sie vor der Tür. Der Spedi- und Monteur guckte sich in der Wohnung um und bewunderte die Bücherwand im angrenzenden Wohnzimmer. Auch wenn Vieles mit der Zeit zur Selbstverständlichkeit wird: ich bewundere sie auch immer noch. So viele Bücher, das seien ja bestimmt 2.016. Da er mir nicht wie ein Savant vorkam, vermute ich, die Jahreszahl war die höchste, die er sich spontan vorstellen konnte. Mein Überschlag sagt eher etwas wie 1.500. Von denen ich tatsächlich einen Großteil gelesen habe. Anders als mein Bruder oder mein Sohn pflege ich allerdings keine Lexika zu lesen. 
Wann ich denn das letzte Mal ein Buch gelesen habe, fragte der Handwerker. Ich musste einen Moment über die kuriose Frage nachdenken. Na, gestern Abend vorm Einschlafen, meinte ich und deutete auf die Autobiografie von Bruce Springsteen, die ich aktuell im Anstich habe. Damit könne ich sehr gut einschlafen. Ob ich es schon mal mit Kuscheln versucht habe? An jedem anderen Tag wäre ich ob dieser Distanzlosigkeit wohl aus der Haut gefahren, gestern konnte ich die Bemerkung gut gelaunt ignorieren. Die magische Kraft der Worte.

Freitag, 14. Oktober 2016

Alles wird gut, oder?

Das Leiden hat ein Ende. Ab heute muss - so Gott und Mediamarkt wollen - nicht mehr von Hand abgewaschen werden. Pünktlich zum Geburtstag des Sohnes hatte die Spülmaschine den Geist aufgegeben. Sie machte ihrem Namen "Super Silence" schon lange keine Ehre mehr. Und auch nicht ihrer Gattungsbezeichnung, denn ihren Spülerfolg konnte man nur noch unter Auferbietung allen Wohlwollens mäßig nennen. Am Montag und Dienstag rumpelte sie vor sich hin, reinigte das eine oder andere Objekt in ihrem Bauch, um am Ende auf ihrem Display Error 25 anzuzeigen. Da in einem ordentlichen Haushalt nichts verloren geht, fand ich sogar ihre Bedienungsanleitung. Besagter Fehler bedeutet, der Ablauf sei verstopft. Das klang plausibel, denn am Boden staute sich einiges an Wasser. Mit der Schöpfkelle fischte ich fast alles heraus. Meine Reparaturversuche jedoch  scheiterten kläglich. Ihr Zenit ist wahrscheinlich einfach überschritten. Da der Kundendienst meiner Erfahrung nach nichts anderes bringt als die Erkenntnis, man könne das Modell für 200€ mit ungewissem Ausgang reparieren lassen, entschied ich mich für eine neue Spülfreundin. Diese soll nun heute ankommen. Endlich, möchte ich sagen. Handabwasch ist nicht meins. Abgesehen von Händen, die die Wahl haben, auf Spülwasser oder Handschuhe zu reagieren, ärgere ich mich immer über die Spüle, vielmehr ihren Verschluss. Wo ist der gute, alte schwarze Stöpsel geblieben? Jedesmal erbost es mich, dass die komischen, in einander verschachtelten Silbersiebe die Antwort der Weltraumforschung auf ihn sein sollen. Ein Stöpsel ist hässlich - zugegeben - aber er hält das Wasser im Spülbecken, wenn es dort gebraucht wird, und lässt es vollständig ab, wenn man ihn herauszieht. Genau wie es von ihm erwartet wird. Anders der neumodische, leider alternativlose (jetzt kann ich endlich auch einmal diese Kanzlerinnenfloskel verwenden!) Verschluss: Beim Spülen sickert nach und nach das Wasser weg, auch wenn man den Regler ganz nach links dreht. Wenn man fertig ist, weigert sich die trübe Plörre in den Abfluss zu entschwinden, egal, wie sehr man den Regler auf "geöffnet" dreht. Entnervt muss man am Ende jedes Mal doch wieder in die lauwarme, fettige Grütze greifen, um das Silberding anzuheben, damit der Dreck nicht tagelang in der Spüle bleibt - kalt ist er nicht besser. 
So verwundert der gestrige Abendbrotvorschlag des Sohnes nicht weiter: Um kein Geschirr und keine Töpfe dreckig zu machen, schlug er vor, bei McDonald's Pommes zu holen. Der gute Junge.

Mittwoch, 12. Oktober 2016

Quartette für Qualitätskinder

Freunden des edukativen Spiels sei an dieser Stelle noch einmal das Tyrannen-Quartett empfohlen. Besonders wertvoll scheint mir dabei die Klassiker-Variante zu sein.
Seit Montag hat der Sohn damit seine Liebe zu Kublai Khan entdeckt. Er findet ihn süß. Zusätzlich zu seinen Gefühlsäußerungen hält er seine neu gewonnene Freundin Siri dazu an, ihn mit immer neuen Informationen über seinen Helden zu versorgen. Dies gestaltet sich etwas schwierig, da er mit ihr auf Spanisch kommuniziert. Nur so viel: die spanischsprachigen Informationen über Kublai Khan sind spärlich. Mir immerhin fiel ein, dass er zumindest in "Welcome to the Pleasuredome" von Frankie Goes to Hollywood Erwähnung findet. Manchmal beeindruckt mich mein Gedächtnis (13 Minuten aus dem Jahr 1984!). 
Nett auch, als der Sohn die Ähnlichkeit von Napoleon Bonaparte mit dem bei uns allen gleichermaßen unbeliebten Nachbarsjungen entdeckte. "Napoleon war bestimmt auch kein Qualitätskind." Dem kann man wohl ernsthaft nichts hinzuzufügen.

Dienstag, 11. Oktober 2016

Nie wieder Status Quo Ante

Normalerweise nehme ich die Spontanbesuche des Vaters meiner Kinder mit Gleichmut. Am Geburtstag des Sohnes finde ich sie sogar sinnvoll und bis zu einem gewissen Grad erfreulich. Und doch hatte ich gestern wieder einmal hart mit meiner asiatischen Gesichtsbeherrschung zu kämpfen. Als es abends an Tür klingelte und Papa vor ihr stand, war der Sohn mit seiner Freundin schon lange ausgezogen, um ein duftes Dinner beim Portugiesen seiner Wahl einzunehmen. Sein Vater stürmte wie üblich die Wohnung, guckte suchend um sich und fragte, wo denn der Geburtstagstisch sei. Da, wo der Kuchen und die Kerzen stehen, wo Parfum, Tyrannen-Quartett und die Schachtel des neuen Telefons liegen zum Beispiel, beantwortere ich seine Frage - zugegeben etwas schnippisch. Ach, das Telefon, auf das sich der Sohn - zwinker, zwinker - soooo gefreut habe. Ich nehme es stoisch, den Vater meines Sohnes daran erinnern zu müssen, ihm rechtzeitig ein Geschenk zu besorgen oder zumindest mit seinem Sohn Shoppen zu gehen. Ich nehme es allerdings krumm, wenn er meine Geschenke und meine Deko schlecht macht. Nicht einmal, weil sie mich fast das Zehnfache seiner Geschenke gekostet haben. Mehr, weil ich mir im Gegensatz zu ihm Gedanken gemacht habe.
Die Nettogerechtigkeit kam kurze Zeit später. Der Sohn und seine Freundin kehrten von ihrem opulenten Mahl zurück. Die weinrot verpackten Geschenke stachen beiden sofort ins Auge. Die Freundin: "DA-für musste er die Schuhe nochmal mit nach Hause nehmen?". Sie spielte darauf an, dass die Verpackung maximal dem Bastelniveau eines linkshändigen Vierjährigen entsprach. Das große Geschenk barg keine Überraschung, es waren wie erwartet die gemeinsam erstandenen Schuhe. Das kleine dagegen war ein Kracher: ein zerlesenes Exemplar des Meisterwerks "Männer auf der Suche - Sieben Schritte zur Befreiung" von Top-Autor Steve Biddulph. Wie gut er seinen Sohn doch kennt. Man solle nicht von sich auf andere schließen, konnte ich mir nicht verkneifen. 
Seine Sorge, er könne ein neues Telefon zum Geburtstag bekommen, bezog der Sohn übrigens nur darauf, dass seine Mutter zu viel Geld für ihn ausgeben könne. Sie tut es gerne.

Montag, 10. Oktober 2016

Nicht alles geht

Lange war ich stumm. Seit Freitag bin ich saisonal üblich krank. Eine Familienfeier in Ostwestfalen-Lippe war weder fürs Schreiben noch für die Genesung förderlich. Man sollte der Region jedoch nicht unrecht tun. Der angenehm ereignisarme Raum besticht nicht nur durch ausgedehnte Natur, sondern auch durch poetische Beschilderung. Mit dem Auto fährt man jedoch zu schnell an diesen Perlen der Straßenmeisterei vorbei, um Beweisfotos zu schießen. Ein Schilderdoppel aus oben "Horn" (gelbgründig) und unten "Touristische Ziele" (weißgründig) wünschte ich mir für Hamburg auch. Unser Favorit stand an einem selbst für diese Gegend gottverlassenen, dunklen Pfad: "Dienstweg - Nur für Befugte". Mit so einem Schild verschönerte ich gerne Teile der Wohnung. Wobei mein Schlafzimmer sicherlich um Einiges mehr zum Widersetzen verführt als die erwähnte Einöde. Man könnte daran die Kraft des geschriebenen Wortes ablesen - doch ich gerate ins Träumen.
Als ich nun gestern Abend wohlbehalten in die eigene Wohnung zurückkam, wäre mir sehr danach gewesen, mich sofort mit ein paar Ibus ins Bett zu legen. Leider fällt die erste fette Erkältung des Jahres immer mit dem Geburtstag des Sohnes zusammen. In Vorbereitung des heutigen Saisonhöhepunktes mussten noch Kuchen gebacken, Tisch dekoriert und Geschenke verpackt werden. Auch das Aktivieren der Ersatz-SIM-Karte für das neue Telefon zog sich länger hin als gedacht. Unter Auferbietung letzter Kraftreserven habe ich alles noch ganz gut hinbekommen - und vor allem rechtzeitig gegen 23:30 Uhr.
Ich bin sehr dankbar, dass es heute früh ausreichend andere Zuständige gab, die mit dem Sohn das neue Tyrannen-Quartett - Klassiker spielten. Ich war dazu noch nicht in der Lage.

Freitag, 7. Oktober 2016

Premieren

Einmal ist immer das erste Mal, ich weiß. So war gestern der erste Tag, an dem ich erleben durfte, dass der Taxifahrer vergaß, den Taxameter anzustellen. In leichter Abwandlung des Ritter der Kokosnuss-Zitats einigten wir uns auf 15€ für die Strecke Grüner Jäger-St. Georg.
Gestern war außerdem der erste Tag mit geschlossenen Schuhen nach fünf Monaten in Sandalen. Um mit dem Sohn zu sprechen: die Klaustrophobie meiner Füße blühte auf. Ich prangere an, dass es am gestrigen zu allem Überfluss noch wirklich ungemütlich und kalt war. Weiterhin finde ich es von der höheren Macht pädagogisch unklug, mir genau zum Beginn der Fußtristesse eine Erkältung zu bescheren. Daraus muss man doch die falschen Schlüsse ziehen.

Donnerstag, 6. Oktober 2016

Ahnungslos durch den Tag

Ich hätte es ahnen müssen, als die Tochter gestern früh ihren Bruder ermahnte, endlich seine Geschirrüberreste des Vorabends wegzuräumen. Irgendwas war da verkehrt. Allerspätestens hätte ich es wissen müssen, als mich die Tochter fragte, wann ich von der Arbeit nach Hause zu kommen gedenke. In meiner Ahnungslosigkeit dachte ich, ihr einen Gefallen zu tun, indem ich antwortete, nicht so spät wie sonst. Als ich ihre Verwunderung bemerkte, erkundigte ich mich, was sie denn vorhabe. Eine Freundin und ihr Freund werden zu ihr kommen und man arbeite gemeinsam an einem Schulprojekt. Was das mit meiner Rückkehr zu tun haben sollte, blieb mir nach wie vor unklar.
Kurz nach 18 Uhr war ich dann zuhause. Mich empfing ein im Feierhemd kochender Sohn. Gekocht wurde mit Klavierbegleitung. Der Freund der Freundin haute in die Tasten. Durchaus begabt - was er aus unserem verstimmten Piano herausholte. Um die Jungs herum weitere Jugendliche, zum größten Teil bekannter, zum Teil unbekannter Provenienz. Fast alle grüßten freundlich, machten insgesamt aber einen eher aufgescheuchten Eindruck. Dieser bestätigte sich darin, dass Einige anfingen, die Möbelstücke des Wohnzimmers wieder in ihre Ausgangsposition zu bringen. Es wirkte, als ob meine Anwesenheit nicht zwingend notwendig sei. Ich fand zum Glück Asyl in der Nachbarwohnung. Mit Wein und grandiosem Essen und allen Schikanen. Dennoch nagt der Gedanke, alt zu werden (zu sein?), an mir. Ich verstehe alles nicht mehr so richtig. Hausaufgaben gingen früher anders.

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Gute Seiten

Ein Abend mit Christian Sievers im samtenen Einsegnungsanzug ermöglicht das Wiedersehen mit den - wenn auch etwas stromlinienförmiger gewordenen - Gefährten der Kindheit. Hach.
Eine Klassenfahrt eines der Kinder bringt Klarheit auf die Frage, welches Kind welche Dinge aus meinem Eigentum sozialisiert. Nie habe ich vermutet, der Sohn könne für die wundersame Verringerung meiner Strumpfhosenbestände zuständig sein (obwohl... in St. Georg weiß man nicht...). Jetzt habe ich Gewissheit: an ihm liegt es nicht. Ebenso wenig wie er für den Schwund an Unterwäsche, Deos oder Concealern zuständig zu sein scheint. 
Eine Äußerung über die selbsattestierte, altruistische Ader der Verwandtschaft kann mich noch tagelang belustigen. Bis zum Wochenende scheinen die Peinlichkeiten, die mich bisher belasteten, zu ruhen. Die Sonne scheint. Das Leben ist gut.

Dienstag, 4. Oktober 2016

Gutes Aussehen in der Galeere

Das Hamsterrad hat uns wieder. Ich hadere einmal mehr mit dem Konstrukt des Frondienstes. Der Sohn gibt nicht nur den zerstreuten Professor, sondern den müden Professor Hastig. Die Tochter muss vor dem Abflug in die Schule im großen Spiegel in der Halle ihr Aussehen checken (zu ihrer Empörung haben wir in der Wohnung keinen brauchbaren), um dort festzustellen, dass es so nicht gehe. Auch wenn die Mutter anderes behauptet. Umziehen ist angesagt. Die unpassenden Kleidungsstücke, die an Ort und Stelle fallengelassen werden (Ehrensache!), hänge ich pflichtschuldig auf. Ich kann mich trotz einstelliger Temperaturen nicht zu geschlossenen Schuhen durchringen. Verkehrte Welt, dass die Brut mit Wollmänteln unterwegs ist, während ihre Mutter Sandalen trägt. Immerhin gibt diese Schrulle den Kindern die Möglichkeit, die lange verwaisten Socken ihrer Mutter auszuführen. Der Sohn bleibt so oder so fresh. Rot-Pinke-Polka-Dot-Strümpfe sehen an ihm auch in Kombination mit schwarzer Hose, schwarzem Rollkragenpullover und kamelfarbenem Mantel großartig aus.

Sonntag, 2. Oktober 2016

Sonntag vs. Preußentum

Heute bin ich wieder versöhnt. Die Organisation hat sich gelohnt, wir hatten einen schönen Tag/Abend in trauter Nachbarschaftsrunde. Der Sohn hatte zwar keine Lust mitzuspielen, war jedoch immer auf dem Laufenden, wenn es um den Zeitplan ging:
Kritische Anmerkung seinerseits: der Crumble war zehn Minuten zu spät im Backofen. Schlendrian allenthalben!

Samstag, 1. Oktober 2016

2017 vielleicht?

Es steht nicht allzu gut um meine eigene Lernkurve. Erst meint der Chef, er sehe keinen Grund, weswegen ich alles hinwerfen solle. Vielleicht weil ich seit Monaten hingehalten werde und mindestens ebenso lange in Vorkasse gegangen bin? Wahrscheinlich drücke ich mich einfach nicht klar genug aus.
Dann finden die Nachbarn meine Organisation (um die ich mich beileibe nicht gerissen habe) minderwertig. 
Wann begreife ich endlich? Vielleicht nächstes Jahr. Das ist schließlich nicht mehr weit.

Freitag, 30. September 2016

Quartalswechsel

Es ist mal wieder so weit. Das Titelwort reicht, um meinen Magen grummeln zu lassen. Es spielte eine - wenn auch kleinere - Rolle in meiner Betrugshistorie. Denn angeblich war das Ende eines jeden Quartals der Grund dafür, mich vollends mit den Kindern alleine zu lassen. "Quartalswechsel, fahr' du mal alleine mit den Kindern nach Spanien. Ich kann nicht." Und ob er konnte. Aber eben nicht mit mir. Zu allem Überfluss lese ich dann noch aus seiner Jugend:
Und doch fehlt mir gerade jetzt ein "Partner". Nicht er, bewahre! Denn es sollte einer sein, mit dem man anstehende Entscheidungen besprechen kann. Mit dem man Für und Wider erörtert. Der im besten Fall sogar Ratschläge geben kann. Der einem in jedem Fall das Gefühl gibt, nicht mit den Konsequenzen allein dazustehen. 
So, jetzt ist auch mal gut mit dem Gejammer! Ich weiß, es ist Leiden auf hohem Niveau, aber Leiden bleibt es. "Leiden ist eine Stadt in Holland, Alter." Fil Tägert - Mitarbeiter des Monats
Egal, heute kommt die Tochter aus Amsterdam zurück. Wenn ich nur wüsste, wann genau. Mich belustigt die Vorstellung, ich könnte ja ihren Vater nach der Ankunftszeit fragen.

Donnerstag, 29. September 2016

Noch 11 Tage, sagt er

Gestern hatte ich am späten Nachmittag zusammen mit dem Sohn einen Termin. So weit, so normal. Der Sohn konstatierte anschließend freudig, er habe nur acht Minuten gedauert. Gedanklich hatten wir eine Stunde veranschlagt. Kurz kam mir der Termin auch vor, aber ich hätte mein Gefühl nie so gut beziffern können. Ich wünschte, bei der Arbeit funktionierte diese Hemdsärmeligkeit auch und Meetings seien ebenso schnell vorbei. 
Auf dem Rückweg nach Hause waren wir also guter Stimmung. Irgendwann fragte mich der Sohn, ob ich freihändig Fahrrad fahren könne. Ohne nachzudenken, verneinte ich. Einen Moment lang fürchtete ich, mit dieser Antwort meine Coolness noch unter den Nullpunkt katapultiert zu haben. Dann sah ich, dass  er mich anstrahlte. Er sagte: "Ich auch nicht." Dafür liebe ich ihn noch mehr als ohnehin schon. Welcher Fünfzehnjährige (noch! siehe Titel) gäbe so etwas zu? Und ist auch noch mit seiner Mutter einer Meinung, dass man zum Freihändigfahren einfach zu sehr Schisser sei? 
"Wer das macht, um aufs Handy zu tippen, ok. Aber wer die Hände in den Hosentaschen hat, der macht das nur zum Posen."

Mittwoch, 28. September 2016

Throwback Wednesday

Derzeit lese ich ein gutes Buch. Vielleicht nicht wahnsinnig überraschend. Und doch. Dass es mir in fast direkter Folge auf Onno Viets gefiele, war eher unwahrscheinlich. Tut es aber. Ich habe es UPS nur mit einiger Mühe abtrotzen können. Der stationäre Handel wäre wohl die bessere Wahl gewesen; selbst wenn man die bestenfalls als spröde zu bezeichnenden Kollegen unserer dörflichen Buchhandlung in die Bilanz einbezieht. Nach dieser Beschaffungsodyssee findet man vielleicht jedes Buch toll. Nein, stimmt nicht, es ist wirklich gut.
Für mich hat das große Werk nur einen Nachteil: es spielt "too close to home". Im West-Berlin der späten Achtziger. Und zu allem Überfluss auch noch sehr häufig in der Lieblingsdisco des Gatten. Die Beschreibung ist authentisch. Besonders gefällt mir die Aussage, im Linientreu seien immer nur die gleichen zwanzig Lieder gespielt worden. Kurz vor dem Einschlafen gelesen hatte das Buch blöderweise den Effekt, dass ich gegen 2 Uhr nachts - glücklicherweise! - aus einem Albtraum erwachte. In diesem trachtete mir der weibliche Teil der Schwiegerfamilie nach dem Leben, da ich diejenige bin, die alles zerstört hat (nicht etwa ihr Supersohn/-bruder). Besonders seine Schwester mit der Schere bekam ich lange nicht aus dem Kopf. Irgendwann im Laufe der Nacht zum Glück schon. Mein Verstand sagte mir, dass die feindliche Stimmung zwar der Realität entspreche, so viel Aktivität von dieser Seite jedoch nicht zu erwarten sei. Trägheit als Überlebenschance. The story of my life.

Dienstag, 27. September 2016

Langsam ist mal gut

Dass sich der Montag gestern anfühlte wie ein Freitagabend nach einer anstrengenden Woche: Schwamm drüber! Blöd, dass das Wochenende nie kommt, wenn man es braucht. Nach einem eng getakteten Samstag und Sonntag will der Wochenanfang nicht recht passen. Ihr kennt das. Dass ich mich dagegen gestern um 9:30 Uhr fühlte, als habe ich mein Tagewerk schon vollbracht, war doch etwas befremdlich. Gegen meine innere Uhr wieder im Dunkeln aufgestanden, den Sohn bekniet, er möge bitte, bitte zur Schule gehen, auch wenn er sich dort heillos langweile. Kalorienverbrauch: ca. 2.000. Danach keinen Tee mehr, sondern zackzack aufs Rad schwingen, um die Handwerker in die Wohnung der im Urlaub weilenden Freunde einzulassen. Natürlich im Regen und selbstverständlich in eine Wohnung im dritten Stock (Altbau). Kalorienverbrauch ca. 50. Unten warten schon die beiden Trockenbauer. Immerhin beschweren sie sich nicht über meine Verspätung. Mache nichts, radebrecht ihr Sprecher freundlich. Der andere scheint ausschließlich der polnischen Sprache mächtig zu sein. Sie wirken im Gegensatz zu ihrem deutschen Projektleiter um 8 Uhr morgens vollständig nüchtern. Merke: nicht jedes Vorurteil ("ivre comme un polonais") wird in der Realität bestätigt. Die Verhandlungen über den weiteren Ablauf gehen reibungslos vonstatten. Notiz an mich selbst: ich sollte mir auch Projektleitung in die Signatur schreiben. Wieder zurück nach Hause. Dort den Laptop wieder anwerfen und noch ein paar Charts für eine Präsentation schrubben. Vielleicht jetzt Tee? Nein, lieber im Stechschritt zur Arbeit. Dort am Platz in der wenigen Zeit zwischen Meetings genervt sein. Über Kollegen, die in der Großraumdisco jede ihrer eigenen Aktionen lautstark kommentieren. Aus dem einen Meeting herauskommen und von Kollegen angequakt werden, warum man nicht für das nächste, jetzt beginnende zugesagt habe. Währenddessen die whatsapp-Nachrichten der Freunde und des Sohnes bearbeiten. Gegen 18:30 Uhr die Galeere endlich verlassend feststellen, dass man den ganzen Tag viel zu wenig getrunken hat. 
Ich bin undankbar: Sonntagabend ab 21:00 Uhr war schön. Der Sohn hatte eine 1A-Paella gekocht. Ich habe sie noch ein wenig dekoriert.
(Das Sonnenblumenöl steht nur zufällig da, natürlich verwendet der Sohn für mediterrane Gerichte ausschließlich Highend-Olivenöl!) Dann haben wir sie vor dem Fernseher verhaftet. Muddie noch schön einen Rosado dazu. Gemeinsam die allerletzte (!) Folge von Rizzoli & Isles gesehen und in Erinnerungen schwelgen: unsere Mittwoche in trauter Zweisamkeit und unsere eigene Erkundung des Handlungsortes Boston. Manchmal lohnt es sich, den Tatort zu verpassen. Selbst wenn er aus Münster kommt.