Sonntag, 30. Juli 2017

anobeithiol mewn cariad

Habe ich schon erwähnt, wie sehr ich Großbritannien mag? Die Sprache, die gleichgültige Toleranz, die Höflichkeit und manchmal sogar Fish & Chips. Selbst the hardship of zwei Tage ohne WLAN mit zwei Teenagern ertrage ich hier stoisch. Das Hotel hier in Wales (noch bessere Sprache!) hatte zwar vollmundig Free WiFi angekündigt, den Zugang zu einem wackligen, mit WLAN verwandtem Netz offenbart man jedoch nur zögerlich (der angegebene Code stimmt nicht, wird von den Servicekräften aber hartnäckig bestätigt, man muss einen Buchstaben darin in Großbuchstaben verwandeln, das sah ich, als ich der Rezeptionskraft beim Eintippen zusah; don't try to fuck a fucker!).
Was mich neben der schicken Sprache am meisten fasziniert ist der Sinn für Logik:

Freitag, 28. Juli 2017

Süß

Die Kinder haben ihren Spaß daran, Englisch absichtlich falsch auszusprechen, um mich zu provozieren. Entsprechend erfreut sind sie über unseren heutigen Ausflug nach Greenwich - oder Grienwitsch wie sie sagen. Genauso wie sie sich über das Umsteigen am Leicester Square ("Lehchester") oder das Erreichen der Gloucester Road ("Glohchester" - finde ich ein wenig enttäuschend, daraus hätte man mehr machen können wie z.B. "Glauchester") gefreut haben. Unterdessen habe ich ausreichend britisches Savoir-vivre inhaliert, um angesichts der Provokationen vollkommen ruhig zu bleiben. Stattdessen korrigiere ich sie lieber auf deutsch und erkläre zum Beispiel dem Sohn, dass er nicht der "Gelachsmeierte" sei.

Donnerstag, 27. Juli 2017

Meanwhile in London

Vielleicht war ich ein wenig zu euphorisch, was das britische Wetter angeht. Es regnet hier auch. Und richtig sommerlich geht auch anders. Das heutige "Bad Light" (einer meiner Favoriten als Grund, das Cricketspiel zu unterbrechen) hatte zur Folge, dass die Tochter und ich ins Kino gingen. Das Kino um die Ecke ist sehr sehenswert und Dunkirk wollten wir auch beide sehen. Vielleicht aus unterschiedlicher Motivation, aber wir beide wegen Cillian Murphy. Sagen wir so: die (sehr gut gemachte) schwere Kost passte ganz gut in die herbstliche Stimmung.
Währenddessen sicherte der Sohn seine Kalorienzufuhr. Auch gut.

Dienstag, 25. Juli 2017

Welcome Back

Welanien besticht durch bestes Sommerwetter. Wir sind geblendet - selbst gegen 19 Uhr. Was war nochmal dieses Helle am Himmel? Wenn mir früher jemand gesagt hätte: "Fahrt nach Großbritannien, um Sommer zu erleben!", ich hätte ihn oder sie für verrückt erklärt. Heutzutage finde ich es logisch. 


Auf nach Welanien!

Kurz vor unserem Aufbruch erhielt die Tochter noch Post von unserem Bundestagsabgeordneten. Eine Einladung zu einem Jungwählertreffen, die sie urlaubsbedingt leider nicht wahrnehmen kann. Sie war zwar gerührt, dass er an sie dachte, empörte sich aber gleichermaßen darüber, dass man ihre Anschrift und ihr Geburtsdatum zur Verfügung habe. In der virtuellen Welt haben sie und ihre Altersgenossen keine Probleme alles von sich preiszugeben, aber auf dem Papier ist es dann bedenklich. Print kann somit auch in dieser Generation nicht wirklich tot sein. Als böser Mensch merkte ich an, die Einladung sei eine gute Gelegenheit für unseren Abgeordneten an Frischfleisch zu kommen. Allerdings passe die Tochter nicht ins Beuteschema. Für eine Sozialisation in St. Georg reagierten die Kinder überraschend überrascht auf die gleichgeschlechtliche Orientierung unseres Abgeordneten, fand ich. Die Erkenntnis brachte jedenfalls den Sohn auf folgenden Plan: er werde den Politiker gefügig machen und dann organisiere dieser ihm eine HVV-Abo-Karte. Eine ÖPNV-Karte anstelle der Weltherrschaft - die Bescheidenheit hat er von mir.

Montag, 24. Juli 2017

Reisefieber

So langsam packt uns die Nervosität. Nicht mehr lange bis zu unserem Familienurlaub, der nach dem Abitur der Tochter vielleicht der letzte seiner Art sein wird. Check In, zentnerweise Wäsche waschen, Pässe suchen, Taschen herauskramen heißt es für mich. Für die Kinder bedeutet es eigentlich keinen Unterschied zu sonst. Stimmt nicht. Ab und an fragen sie, um welche Uhrzeit wir fliegen, wo wir wohnen werden und ob es da freies WLAN geben wird. Die Organisation hatte ich mir gemeinschaftlich vorgestellt, doch wegen häufiger Abwesenheit der Kinder oblag am Ende alles mir. Letzthin fragte die Tochter, ob sichergestellt sei, dass sie nach ihrem zweiten Urlaub - direkt im Anschluss an unseren, aber ohne mich und stattdessen mit Oma und Opa - möglichst nahtlos nach Hamburg zurückzukehren. Da es die einzige Konversation mit ihr für längere Zeit war, kam meine Antwort entsprechend unwirsch herüber. Das könne sie entscheiden und organisieren, schließlich sei ich nicht dabei. Herzlose Mutter, die nichts von Wiedersehenssehnsüchten des jungen Glücks versteht. Und das Kind in allen widersinnigen Situationen einfach für volljährig erklärt. Sie beschloss wohl, meinen Einwand zu ignorieren. Denn gestern erkundigte sie sich wieder, wie die Rückreise nach Hamburg geplant sei. Ihre Cousine habe sie angerufen und danach gefragt. Ich wiederholte, von meiner Seite sei nichts geplant und es werde auch nichts passieren. Immerhin gab ich in meiner unendlichen Güte den Tipp, sie solle sich am besten einmal mit Oma und Opa kurzschließen. Ich bin aber auch blöd! Denen kann man im Gegensatz zur Cousine schließlich keine Sprachnachrichten schicken. Wie ich mir das vorstelle: Anrufen, SMS schicken, Kommunikation über Joghurtbecher?Genau genommen gar nicht. Ich habe beschlossen, dieses Thema als Experiment zu behandeln: ob etwas, was und wann passieren wird?

Sonntag, 23. Juli 2017

Toll, wenn Vorurteile bestätigt werden

Schon vor langer Zeit wies mich die Tochter darauf hin, dass man Richtungswechselrolltreppen ohne Not nicht benutzen dürfe. Es könne oben jemand stehen, der ohne Rolltreppe nicht zu U-Bahn komme und der dann länger warten müsse. Da ich eine gelehrige Mutter bin, befolge ich diese Verhaltensweise seitdem. Egal, wie schlapp, schwer beladen oder hüftlahm ich gerade bin. Und auch egal, wie sehr ich mich oft darüber ärgere, dass die Tochter all' ihre Umsicht an unserer Haustür abzulegen scheint. Unbeteiligte Gehandicapte können schließlich nichts für meinen Ärger.
Vor diesem Hintergrund staunte ich nicht wenig, als ich gestern Mittag auf dem Weg zur U-Bahn ein solariumgebräuntes Pumperpärchen sah, das von der Bahn zur Muckibude selbstverständlich die Rolltreppe nahm. Ihre locker geschulterten Sporttaschen wirkten nicht, als befänden sich Wackersteine darin. Es blieb wohl bei den üblichen Utensilien wie Handtuch, Körperöl, Eiweiß-Anabolika-Shake und Haarspray (sie), Haargel (er). Ist völlig klar, dass man auf dem etwa 100 Meter weiten, unglaublich ermüdenden Weg zum Olympic Studio die Rolltreppe nutzen muss. Ein Blick in die beiden Gesichter reichte, um zu wissen, dass jeder Hinweis an die beiden zu viele Worte enthalten hätte, um dessen Sinn in die getoasteten Köpfe zu bekommen.

Beim anschließenden Einkauf wunderte ich mich aus gegebenem Anlass wieder einmal, warum bei starkem Regen Menschen mit Schirm denen ohne den Platz unter den Hausvorsprüngen wegnehmen müssen. Als ob Schirme nicht ohnehin schon blöd sind, weil man immer Gefahr läuft, ihre Spitzen in seinen Augen wiederzufinden. Das Beklagen fehlender Umsicht ist vielleicht ein erstes Anzeichen, dass ich unterdessen zur granteligen Alten mutiere? Ich glaube es nicht. Sonst hätte ich mein sturmfreies Wochenende wohl nicht in vollen Zügen genossen.

Freitag, 21. Juli 2017

Crazy

Gestern war ich auf einer Vernissage. So weit, so normal. Doch zum ersten Mal habe ich dort den roten Punkt an ein Bild geklebt. Ich glaube, ich werde mir neben Groupie und Spülmaschinentetris nun auch noch Kunstmäzen auf die Visitenkarte schreiben. Das Bild mochte ich schon länger - und doch scheute ich mich ein wenig (Finanzen, Anbringungsort etc.). Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen erfuhr ich, dass die Künstlerin genauso - wenn auch aus anderen Gründen - mit dem Verkauf haderte. Dann waren wir wohl beide verwegen.
In meiner Euphorie habe ich heute früh dann sogar alle drei Briefe, die ich seit einer Woche in meiner Tasche mit mir herumtrug und die entsprechendend angegangen aussahen, in den Postkasten geworfen. 
Apropos Verwegenheit: wenn das nicht passend ist, dass ich ab jetzt ein sturmfreies Wochenende habe. Da ist das morgendliche Wummern gegen die Badezimmertür sofort vergessen. Der Sohn (empört): "Mama, ich muss JETZT Zähne putzen!", Ich (um die Ruhe im Bad gebracht): "Dann geh' doch nach unten!", Der Sohn: "Da ist keine Zahnpasta.", Ich: "Doch! Ich habe neue hingetan." Versteht sich von selbst, dass ich anschließend im unteren Badezimmer eine weitere angebrochene Zahnpastatube und in irgendeiner Ecke die klebrige silberne Schutzfolie fand. 

Donnerstag, 20. Juli 2017

Manchmal läuft es

Es ist eine trostlose Zeit, in der wir die Tochter/Schwester nur bei ihren kurzen Pit-Stops zum Wäschewechsel sehen. In Summe kommt sie in der letzten Woche auf eine häusliche Nettopräsenz von etwa 45 Minuten. Auf meine Begrüßung "Wir kennen uns irgendwoher?" erntete ich gestern Abend nur ein genervtes "Mimimi". Da trifft es sich gut, dass die Nachbarn für Unterhaltung sorgen. Sie echauffieren sich aus unterschiedlichen Gründen über jugendliche Mitbewohner, die nächtens an falschen Orten die Ruhe stören. Willkommen in der großen Stadt, möchte man sagen. Doch das ist natürlich nicht ausreichend gesinnungspolitisch gedacht. Früher hätte wahrscheinlich ein erboster Anruf bei den verantwortlichen Eltern genügt und das Problem wäre vom Tisch gewesen. Heute muss es der große virtuelle Pranger sein - am besten mit erstem und zweitem Bürgermeister in Kopie.
Der Wahrheit die Ehre bin ich einfach nur glücklich, dass ausnahmsweise nicht wir die Angeprangerten sind. 

Mittwoch, 19. Juli 2017

Ungerecht?

Als ich noch naiv und unerfahren war, dachte ich, die oft versendeten Sprachnachrichten der Tochter seien die Pest. Auch wenn ich wusste, es geht allen Müttern mit halbwüchsigen Töchtern kaum anders, tröstete mich das nur bedingt. Ständig aus technischem Unvermögen alle Kollegen teilhaben zu lassen an beispielsweise der Frage, ob ich wisse, wo ihre schwarze Cardigan sei,  schmälerte mein Ansehen als Digital User auf Dauer.
Jetzt weiß ich, es waren goldene Zeiten, als ich noch Nachricht von der Tochter hatte. Unterdessen lässt sie mich an ihrem Leben ungefähr so viel teilhaben wie ihren Vater. Nein, das stimmt nicht: ich habe schließlich noch ihre dreckige Wäsche.

Dienstag, 18. Juli 2017

Nicht alles Gold, was glänzt

Durch Zufall stieß ich gestern auf ein Wort, das von null auf hundert gleich eine Top-Position in meinem Lieblingswörter-Ranking einnimmt: Gerinnungsambulanz. Wirklich, so etwas gibt es! Im guten, alten UKE. Wer sich fragt, was die dort machen: "In der Gerinnungsambulanz befassen wir uns schwerpunktmäßig mit der Abklärung und Therapie von prothrombotischen (Thromboseneigung) und hämorrhagischen Gerinnungsstörungen (Blutungsneigung)." Aha.
Leider hält das neue Lieblingswort nicht so richtig, was es verspricht. Die ersten Zweifel kamen auf, als ich gestern feststellte, dass die Ambulanz Montags bis Donnerstags von 8 bis 16 Uhr besetzt ist. Und auch keine Minute länger. Denn mein Anruf um 16:01 Uhr ging bereits ins Leere. Gestern ärgerte ich mich noch, dort eine Minute zu spät angerufen zu haben. Heute weiß ich: egal, Schwamm drüber! Der Termin, den man mir heute anbot (zweiter Versuch um 8:02 Uhr klappte), liegt im Januar 2018. Ich: "Nicht ernsthaft?". Sprechstundenhilfe (schmallippig): "Warum sollte ich das nicht ernst meinen?". 
Ich war versucht, den alten Lateiner heraushängen zu lassen, ihr zu erklären, dass Ambulanz von "ambulare = gehen" komme und dass man dazu nach so langer Wartezeit vielleicht gar nicht mehr in der Lage sei. Aber mit humanistischer Bildung geht man nicht hausieren, das verbietet die gute Kinderstube.

Montag, 17. Juli 2017

Schade

Manchmal bedauere ich unseren zentralen Wohnort. Dieses Gefühl hat selten etwas mit Großveranstaltungen wie CSD, G 20, Lack-Leder-Convention oder ähnlichem zu tun. Auch wenn die anstrengend sein können. Vielmehr liegt es daran, schon an den Haltestellen Lohmühlenstraße, Berliner Tor oder Hauptbahnhof aussteigen zu müssen. Gerade hat man sich in die spannenden Konversationen seiner Mitreisenden eingehört, da muss man sich von diesen auch schon losreißen. Mein Highlight der letzten Zeit: die sächselnde Mittdreißigerin, die ihrem Partner und dessen Mutter wortreich darlegte, welche Unbillen sie als Expertin bei der Suche nach einem passenden Yogakurs für ihren Vater durchlebt hat. Wären da nicht meine schweren Einkäufe gewesen, ich wäre dem edukativen Wohlklang bis ans Ende der Welt gefolgt.

Samstag, 15. Juli 2017

Und sie bewegt sich doch!

Wenn die Hamburger Behörde bei allem so flink wäre wie beim Abstellen des Kindergeldes, hätte die Stadt keine Probleme. Kaum dass die Tochter das Original ihres Abiturzeugnisses in den Händen hielt (dessen Ausgabe in der Kantine stattfinden solle; ich hatte bei dieser Ankündigung Bilder von zerknüllten Papieren in Suppenkellen, die schwungvoll, aber lustlos auf das Tablett auf dem Laufband geknallt werden), befand sich der Brief der Familienkasse im Postkasten. In zwei Wochen sei Schluss mit dem Geld. Doch nein, das Kind kümmert sich schließlich intensiv um einen Studienplatz. 
Auch wenn es zu meinem eigenen Nachteil ist, sage ich es mit ein wenig Bewunderung: Jugendamt und Schulbehörde könnten sich von dieser Geschwindigkeit eine Scheibe abschneiden.

Freitag, 14. Juli 2017

Geßafft!

Ein Wort, das die Tochter seit jeher charakterisiert. Ob es ein erklommener Berg, eine durchgehaltene lange Strecke, eigenhändiges Anziehen, das Schreiben ihres eigenen Namens war, fast immer wurde die Handlung abschließend mit einem energischen "Geßafft!" kommentiert. Auch wenn sie es unterdessen ein wenig besser ausspricht, glaube ich, dass es noch immer Teil ihres intrinsischen Ehrgeizes ist.
Vorgestern dachte ich nun: "Sie haben es geschafft!". Mit "sie" waren die Tochter und ihre Freundin gedacht. Der einen Freundin, mit der sie als einzige von der ersten bis zur zwölften Klasse in der selben war. Mit der sie daneben noch so viel Anderes verbindet. Dass ich dabei nicht ans Abitur dachte, soll den Erfolg ihrer hervorragenden, überdurchschnittlichen Abschlüsse nicht mindern. Meine Gedanken waren dennoch und trotz langer Reden sowie allgemeiner Lobhudelei nicht in dieser Richtung unterwegs. Auf einer Parallelstrecke meines Hirns zählte ich übrigens, wie häufig das Wort "einstudiert" fiel. Ich kenne kaum eines, das so eng mit dem Themenbereich Lehrer-Schule verbunden ist wie dieses. Wenn ich richtig gezählt habe, waren es drei Nennungen.
Sie haben es also geschafft. Beide sind - dem Herrn sei Dank! - größer als ihre Großmütter väterlicherseits. Ich weiß, es müsste "länger" heißen, doch in diesem Fall meine ich sogar beides.



Mittwoch, 12. Juli 2017

Summer of 17

Beklagenswert, was man in Hamburg Sommer nennt. Besonders jedoch, wenn es gilt, die leichte Garderobe für die üblichen Abiturfeierlichkeiten auszuführen. Dann nörgelt selbst die Tochter, die im allgemeinen - anders als ihre Mutter ganz Hamburgerin - stoisch bleibt, auch wenn ihre Stiefel randvoll mit Regenwasser stehen. Doch zu diesem Anlass kann man ihren Unmut verstehen. Auch wenn Sommer anders geht, der Sohn hatte immerhin die Chance, die Partykleidung zu Ehren seiner Schwester auch im Juli mit seinem Kamelhaarmantel aufzuwerten.
Wirkte ein wenig wie Bademoden-Shootings im November. Aber jetzt haben wir es wohl geschafft.

Dienstag, 11. Juli 2017

Akademische Laufbahnen

Man freut sich über die guten Noten der Brut. Wird gar von einigen beglückwünscht zu den schulischen Leistungen der Kinder. Sie seien so reflektiert und sozial, heißt es.
Doch all' diese Eigenschaften scheinen sie abzulegen, sobald sie unsere Haustür durchschreiten. Jüngstes Beispiel: die Tochter schloss die Tür des Gefrierschranks nicht richtig. So weit, so normal. Etwa einmal im Monat friste ich mein Dasein ohnehin mit mechanischem Abtauen, weil die zeitweilig unzureichend geschlossene Tür zu starker Vereisung führt. Man weiß dann auch, warum das Gerät auf spanisch "nevera" heißt. Es war also wieder so weit. Da sich die einzelnen Schubladen jedoch vor lauter Eis nicht öffnen ließen und der Sohn nicht an seine heißgeliebten Tiefkühlfritten kam, hatte er die pfiffige Idee, das Problem mithilfe eines Feuerzeugs zu lösen.
Ich will es einmal so sagen: der Froster hat durch sein Überleben unter Beweis gestellt, dass er ein echtes Qualitätsprodukt ist (Liebherr eben) und die nun geschwärzten, ehemals weißen Ränder verleihen dem Gerät eine schöne Patina.
Ein wenig mehr praktische Intelligenz fände ich bei meinen Mitbewohnern wünschenswert. Eltern sind aber auch nie zufrieden.

Montag, 10. Juli 2017

Bockig kann ich auch

Es strengt mich an. Dieses an allen Stellen zur Schau getragene Engagement, das aber nur herausgeholt wird, wenn das Spotlight auf einen gerichtet ist. 
Als ob ich davon heute Abend nicht genug mitbekäme, wenn der Verflossene auf dem Abiball wieder einmal den engagierten Vater mimen wird, obwohl er weder Zeitpunkt noch Inhalt irgendeiner Prüfung für interessant oder wissenswert hielt. Von anderem wollen wir gar nicht erst reden.
Davor schon die Nachbarn, die den monatlichen Jour Fixe am Samstag verschoben haben, damit alle Mitbewohner demonstrieren gehen können. Auf "Die Gesinnungspolizei rät: Demonstrieren gehen" reagiere ich gewohnt ablehnend. Wenn ich bis dahin Interesse gehabt hätte, spätestens nach dieser Ansage möchte ich nicht mehr.
Und dann gestern das kollektive "Wir räumen die Schanze wieder auf", dem man sich nicht entziehen durfte, ohne in den Verruf zu kommen, asozial zu sein. Nach dem 1. Mai kommt doch auch niemand vorbei, um an den Hotspots für Ordnung zu sorgen. An ganz normalen Wochenenden entstehen dort ausreichend Graffitis, um eine Hundertschaft mit Wegrubbeln zu beschäftigen. Das kümmert schließlich auch keinen. Deswegen halte ich es wie zu Kindertagen: ich habe nicht mitgespielt, die anderen Kinder nicht einmal eingeladen, meinetwegen hätte niemand kommen müssen. Also räumte ich auch nicht auf. Ich setzte mich stattdessen lieber mit einem Buch in die Ecke.

Samstag, 8. Juli 2017

Schnarchen für den Weltfrieden

Zwischen drei und vier Uhr nachts gaben die Hubschrauber Ruhe. Davor und danach fühlte es sich an, als ob jeden Moment aus irgendwelchen Lautsprechern "Good Morning, Vietnaaaam!" dröhnen werde. Nur verständlich, dass man versucht, schnell zu schlafen und das Lärmvakuum mit demonstrativem Schnarchen zu füllen. Verglichen mit vielen anderen Schicksalen sicher ein harmloses. Aber Wohlfühlen geht auch anders.

Freitag, 7. Juli 2017

Alles gut

Was macht man nun mit einem freien Freitag, wenn man doch bis vor kurzem glaubte, in der Stadt bleiben zu müssen? Vermutlich das, was man machen sollte, wenn man mit zwei Teenagern zusammenlebt: Aufräumen, Putzen und Wäschewaschen. Ich ging noch weiter. Ich beschloss, die Küchenfenster zu putzen. Und die Maximen in den Wind zu schreiben, die in den letzten Tagen bei der Arbeit kursierten. Man solle sich nicht zu dicht am Fenster bewegen, um Heckenschützen nicht zu provozieren. Manchmal muss man auch mal etwas Verrücktes tun.

Donnerstag, 6. Juli 2017

Return on Investment

Die Hubschrauber kreisen seit heute früh ohne Unterlass über unseren Köpfen. Wenn sie nicht wären, könnte man die Situation als Ruhe vor dem Sturm beschreiben. Alles flieht - wenn möglich - aus der Stadt - oder hat schon lange Reißaus genommen. Die Mönckebergstraße ist schon länger verbarrikadiert. Büros bleiben geschlossen. Man beklagt sich, im Homeoffice nicht auf die Kantine zurückgreifen zu können. Eingestaubte Stadtteile und verschlafene Vororte erfahren einen nie erlebten Attraktivitätsschub. Selbst die Tochter legt ihre Innenstadtkackermentalität ab und bringt sich in Ahrensburg in Sicherheit. Den Sohn verankert das Treiben vor der Tür noch mehr an die heimische PlayStation. 
Wenn man mich als ROI-Expertin fragt: die Millionen, die die Stadt Hamburg aktuell durch Schließungen, Straßensperren und anderes Farniente verpulvert, spielt sie so schnell nicht wieder ein. Höchstens auf der PS4.

Mittwoch, 5. Juli 2017

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus

Der saudi-arabische König hat also für den G20-Gipfel abgesagt. Ich bin unterdessen sicher, dass die Sekretärin des Königs seine 150 Suiten im "Vier Jahreszeiten" über Booking.com gebucht hat. Bestimmt hat sie den Tarif gewählt, den man bis 48 Stunden vorher kostenlos stornieren kann. 

Montag, 3. Juli 2017

Drängende Fragen

Aus aktuellem Anlass stellen sich mir derzeit folgende Fragen:
- Darf nun Jogi nach der Abstimmung für die Ehe für alle die gesamte Confed-Mannschaft inklusive Co-Trainer heiraten?
- Wann wird Laber-Yoga olympisch?
- Wo sind bei real eigentlich die Alkoholiker-Parkplätze?