Freitag, 28. Februar 2020

Ist doch wahr!

Höchste Zeit, an dieser Stelle einmal mit einer Binse zu eröffnen: Es sind doch die kleinen Dinge des Lebens, die glücklich machen. So erfreute mich gestern den ganzen Tag die Replik des Sanitär-Unternehmers auf mein Ansinnen via WhatsApp, er möge sich wegen eines Problems bei uns melden: „Son Schiet.“ Der Fachmann muss es schließlich wissen.

Mittwoch, 26. Februar 2020

Schwer beeindruckt

Vor ihrem Beginn haben wir es noch einmal richtig krachen lassen. Pünktlich zum Beginn der Fastenzeit habe ich den Part der - wenngleich unfreiwilligen - Selbstgeißelung gestartet. Denn heute Nacht hatte ich Nasenbluten. Nicht nur ein wenig, sondern gleich anständig. Als ich aufwachte war der rechte Teil meiner Nase vollkommen verstopft, das Gesicht unterhalb ziemlich blutverschmiert, und die Finger sahen einigermaßen unappetitlich aus. Doch auf meinem Kissen, meiner Decke und meinem Laken: nichts! Einziger, kleiner Hinweis auf das Massaker war ein schmaler Streifen auf meinem Nachthemd; da muss wohl ein Finger vorbeigestreift sein. Selten habe ich mich selbst mehr mit meinen Fähigkeiten beeindruckt. Genau genommen nicht mehr, seit der Vater meiner Kinder auszog und ich alleine für alles zuständig war.




Keine Wahl

Selten habe ich mich meinen Kindern gegenüber so autoritär geriert wie am letzten Sonntag. Es gab nur die Alternative, wann sie sich in der Nähe unseres Wahllokals einfinden würden. Dabei hätte ich gar keinen Druck ausüben müssen. Sie waren sich ihrer Pflicht auch ohne meine Intervention bewusst. Während ich relativ offensiv mit meinen Wahlpräferenzen umging, legte der Sohn den Finger über seine Lippen, als er vor Ort auftauchte und von seiner Großmutter gefragt wurde, was er zu wählen gedenke. Als Bernie Sanders-Verfechter, die sie beide sind, habe ich den Eindruck, der Ausgang der Hamburgwahl habe sie nicht grundsätzlich enttäuscht. Wenn auch die Ernüchterung über den Einzug der AfD (irgendwie finde ich es beruhigend, dass mir die Worterkennung beim Eintippen von „Af“ immer „After“ vorschlägt) sie gleichermaßen wie uns Ältere traf. Wahltag wie -abend waren dennoch spannend. Tagsüber erfreute mich der Ziehungsbeauftragte unseres Wahllokals. Ein etwa zwei Meter großer Hüne mit Bart, vielen Tätowierungen und Fünfmarkstück-Ohrtunneln, der in Shorts und Hoodie („Rock am Beckenrand“) an seinem Tisch der 6d saß und mit stoischer Ruhe das sonntägliche Treiben beobachtete. Am Abend auf der Wahlparty verschluckte ich mich bald vor Lachen, als ein anderer Gast eine grau-kurzhaarige weitere Besucherin, die auf der Suche nach neuen Hochrechnungen ständig auf ihr Handy eindengelte, mit dem Worten bedachte, sie sei „der Ulrich Deppendorf des Abends“. Mindestens genauso schön, wie er sich über meine Freude darob freute. Denn Ulrich Deppendorf verstand nicht.

Sonntag, 23. Februar 2020

Wahlheimat

Kurzzeitig gab es Hoffnung. Dass ich doch noch meinen Frieden mit Hamburg machen kann. Als die kackbraune Partei und ihre gelbgesichtigen Helfer bei knapp unter bzw. bei fünf Prozent lagen. Doch ich hätte es wohl als Zeichen deuten müssen, dass die kleinere meiner Hamburg-Torten zerfloss, als ich den Rand der Kuchenform entfernte. 
Jetzt bleibt wahrscheinlich nur noch, auf die Briefwählerinnen und Briefwähler zu hoffen. Meinem landläufigen Vorurteil zufolge sind AfD-Wähler und Wählerinnen schon mit dem Schreiben, erst recht mit dem Panaschieren und Kumulieren überfordert. Da könnte doch zumindest eine der Drecksparteien an den fünf Prozent scheitern.



Freitag, 21. Februar 2020

Nicht korrekt

Letzthin erntete ich in einem Meeting tellergroße Augen meiner jungen Kolleginnen, weil ich den - in meinen jüngeren Jahren schon nicht richtigen, aber dennoch gebräuchlichen - Spruch „Keine Arme, keine Kekse“ brachte, als ich zu mehr Konsequenz mahnte. Ungläubige Reaktion, Luftanhalten. Ob ich mir den selbst ausgedacht habe? Bestimmt nicht. Schließlich gibt es ihn in vielen Sprachen. Dass ich ihn nicht auf Französisch zitierte, lag nur daran, dass ich nicht einschätzen konnte, wie ausgeprägt die Fremdsprachenkenntnisse der Gruppe waren. An sich ist „Pas de bras, pas de chocolat“ doch viel klangvoller. 
Mir wird ein ewiges Mysterium sein, wie viel Worte im geschützten Raum auslösen können, wenn Ereignisse oftmals merkwürdig unbeachtet bleiben.

Mittwoch, 19. Februar 2020

Hamburg im Fasching

In Zeiten, in denen ich es schon als positiv deuten muss, dass Friedrich Merz auf dem Spiegel-Titel zu sehen ist und nicht wie in der Vorwoche Bernd Höcke, gibt es dennoch Anlass zur Freude.
Da wären zum Beispiel die Informationen über den „4. Bayerischen Kämmerertag in München“, die ich auf meinem Jobaccount erhielt. Weniges interessiert mich mehr als die Unterschiede im Kämmererleben zwischen den Metropolen (!) München/Nürnberg und den ländlichen Regionen in Bayern. 
Da wären außerdem die Nachrichten des Ex-Gatten: Er habe mich nur deswegen in den Keller geschickt, nach seinen Sachen zu fahnden, um dort etwas zum Spielen für seinen demnächst zu Besuch kommenden Enkel zu finden. Klar, deswegen schrieb er ja von „seinen Sachen“. Ob ich ein paar Bücher aus der von ihm geschätzten Kategorie „Erwachsenenliteratur“ besorge, sie als seine Relikte deklariere und ihm als Spielzeug für den Enkel überreiche? Bei der Bitte um neuerliche Unterhaltsberechnung sei dem sorgenden Vater von Anfang an klar gewesen, dass er in Zukunft mehr zahlen müsse. Wann (und ob) er wohl merken wird, dass er in Sachen Glaubwürdigkeit in einer Liga mit - sagen wir - Andy Scheuer spielt und mich in diesem Leben nicht mehr von guten Absichten überzeugen wird?
Da wäre außerdem die Begebenheit kürzlich auf einer Feier: Ich wurde von einem Biologen gefragt, ob „das Zitronen auf meinem Kleid“ seien.

(Wenn ich es anhabe, sieht es natürlich noch viel besser aus!)
Ich unterdrückte erfolgreich den Impuls zu antworten: „Nein, ich trage das, weil ich Wurzelkönigin von Bardowick bin.“ Dass ich es nicht tat, lag vor allem daran, dass ich mich nicht unerlaubt in eine Reihe mit Jenny Elvers stellen wollte. Dennoch belustigt mich die Vorstellung, dass die Frage in bestimmten Naturwissenschaftskreisen der Top Scorer vor „Bist Du öfter hier?“ und „Kennen wir uns nicht irgendwoher?“ in der Rangliste der Anbandelsprüche sein könnte.

Montag, 17. Februar 2020

Wechselhaft

Der Montag präsentiert sich als hanseatisch-übliches Wechselbad. Auf eine Nacht mit zu wenig Schlaf folgt ein strahlend blauer Himmel. Dazu pfeift der Wind. Trotz zeitigen Aufstehens schaffe ich es, zu spät zum in mehrerlei Hinsicht unerfreulichen Meeting um 9:30 Uhr in der Galeere einzutreffen. Echauffiert dort angekommen, erfahre ich, dass sich der Termin nach hinten verschiebt. Umsonst gehetzt. Danach Arbeit, die bestenfalls als lästig durchgeht. Vormittags oben im sechsten Stock den schönen Himmel bewundert, zieht er sich zur Mittagspause natürlich zu.  Anschließend Glücksmomente mit Espresso und Beschallung von den Pet Shop Boys erlebt. Danach wieder einige Schläge freudloser Arbeit. Meine Versuche, das schöne Panorama zu fotografieren, scheitern daran, dass es zu windig ist, um das Fenster zu öffnen. Dann zum Glück für meine Verhältnisse früh in den Sack gehauen. Den Weg ins Outback in Bestzeit zurückgelegt. Schnell stellt sich dort der Glimmer ein. Ich weiß schon, dass ich morgen bereuen werde, montags überhaupt etwas getrunken zu haben. Beim Kniffeln in der Diaspora verliere ich so amtlich, dass es nicht nur mich auf die Zukunft meines Liebeslebens hoffen lässt. Ab morgen dann.



Sonntag, 16. Februar 2020

Das Wort zum Sonntag

Auch wenn ich selbstverständlich nicht alles geschafft habe, das ich mir für dieses Wochenende vorgenommen hatte, kann ich am Ende eine recht positive Bilanz ziehen.
Nicht nur, dass ich in einem Rutsch alle sechs Grantchester-Folgen der vierten Staffel gesehen habe, am Sonnabend war sogar noch „Knives Out“ im Kino dran. Es stimmt übrigens nicht, dass ausgiebiges Starren auf flimmernde Bilder zu viereckigen Augen führt. Habe ich im selbstlosen Selbstversuch für alle getestet.
Trotz dieser cineastischen Strapazen bin ich heute Vormittag noch zu ausdauerndem Herumgammeln gekommen. Dabei habe ich nicht nur zwei Kannen Tee verhaftet, sondern auch fast die ganze Ausgabe der aktuellen Zeit abgearbeitet. Derart kultiviert habe ich dann noch einen Brief geschrieben. So richtig old school mit Stift, Papier und Briefmarken. Dabei fiel mir wieder einmal auf, dass ich für meinen Füller keine Tinte mehr im Haus habe. Als ob das nicht ausreichte an Wiedererkenntnis, stellte ich noch fest, dass ich handschriftlich die neue Rechtschreibung nicht hinbekomme. Ich komme schon sehr alt rüber mit der krakeligen Kugelschreiberschrift und den ganzen „dass“ mit „ß“. Ein Wunder, dass ich nicht gleich in Sütterlin (war klar, dass die Worterkennung hierbei streikt) schrieb. Der Sohn findet es übrigens „voll unnötig, Schreibschrift gelernt zu haben“. Wenn ich ihn auf Zettel kritzeln sehe, teile ich seine Meinung. Diese Äußerungen haben wir vor der Sendung aufgezeichnet, denn das Wochenende über hielt er sich vergleichsweise fern der Heimat. Aber ich will nicht klagen. Merkte er Samstagabend doch unaufgefordert an, er sei nicht zuhause. Ich habe erfolgreich den Impuls bekämpft, ihm auf seine Nachricht mit „Ach, was?!“ zu antworten. Selbst diese Freundlichkeit brachte mir keinen Erkenntnisgewinn in der Frage, wo er denn übernachte. Als er wieder vor Ort war und mich wie üblich beim Betreten der Wohnung fragte, was es Leckeres zu essen gebe, traute ich mich, die Frage zu stellen, ob er das Geheimnis seines Übernachtungsortes lüften werde. War klar, dass seine einzige Reaktion war: „Dann wäre es ja kein Geheimnis mehr.“ Mein Leben bleibt also trotz meines hohen Alters weiter spannend. Zumal es mit sich bringen kann, dass damit der Studienort Frankreich obsolet geworden ist.

Freitag, 14. Februar 2020

Valentinswochenende

An diesem Wochenende der Liebe (ist es eigentlich Walentinsvochenende oder Valentinswochenende?) werde ich mich ganz meiner zu James Norton widmen. Die vierte und wohl letzte Staffel von Grantchester ist da! Fast freue ich mich, dass uns wieder verregnete Tage bevorstehen. So muss ich wenigstens beim nur durch gelegentliche Verzehrbeschaffungspausen unterbrochenen Binge Watching kein schlechtes Gewissen haben, nicht vor die Tür zu gehen. Wen stört es da, dass der Sohn mir vorwarf, niemand, wirklich niemand habe, geschweige denn kaufe noch DVDs. Ehrensache, dass er es wie „Diewiedies“ ausspricht! Meine Antwort, doch, wenn Serien weder auf Netflix noch bei Amazon Prime zu finden seien, rief bei ihm nur ein resigniertes Kopfschütteln hervor. Ich bin eben ein Relikt aus dem letzten Jahrtausend. Aber in seinen Augen hoffentlich trotzdem - oder gar deshalb? - liebenswert. 

Mittwoch, 12. Februar 2020

Plansoll

Meine anberaumten Erziehungsmaßnahmen liefen nicht ganz nach Plan. Erst fand ich keine Eier im Kühlschrank. Die Tochter war am Wochenende zu Besuch. Leider als ich selbst unterwegs war. Überraschend, wie viele Eier in einen einzigen, zumal kleinen Menschen hineingehen. Mein geplantes carnivorisches Kochen konnte zwar trotzdem stattfinden, aber es musste leider ohne Anwesenheit des Sohnes passieren. Der lag noch im Bett. Wahrscheinlich, um sich von seiner Nacht wo auch immer zu erholen. Erst später, als ich mir bereits große Mengen nicht-veganen Essens gegönnt hatte und darob ermattet vor dem Fernseher saß, tauchte er auf. Zwar blieb sein Übernachtungsort ein Mysterium, doch immerhin versprach er mir, sich in Zukunft wenigstens zu melden. Und wer kann ihm schon länger böse sein, wenn er mein Fernsehprogramm, Dokumentationen über russische Gulags, mit den wahren Worten „Ah, ein echtes Feelgood-Programm!“ kommentiert?

Dienstag, 11. Februar 2020

In Sicherheit

Wie das Wetter der letzten Tage war die hiesige Stimmung wechselhaft. Von Politischem will ich gar nicht sprechen. Erst fühlte ich mich im wesentlichen entnervt von den apodiktischen Sturmtiefankündigungen, zeitgleich und anschließend von den damit verbundenen Wortspielen („Die stürmische Sabine, haha!“; „Sturmfrei, haha!“). Dann am Sonntagabend fand ich es ganz gemütlich, drinnen zu sein, während draußen der Wind pfiff und Bäume verbog. Noch heimeliger schien es dem Sohn vorzukommen. Er meinte gestern früh, er könne sich nicht erinnern, wann er so gut und so lange geschlafen habe („Von 11 bis 8 Uhr!“). Als harmoniesüchtige Mutter habe ich ihn nicht darauf hingewiesen, dass der entspannte Nachtschlaf vielleicht auch daran gelegen haben könne, dass er ausnahmsweise nicht neben zentnerweise Elektroschrott wie Laptop, Bildschirm, PlayStation etc. auf der Matratze gelegen habe. Gestern dann war ich wieder genervt. Jedesmal wenn ich mich erdreistete, das Haus zu verlassen - was sich bei regelmäßiger Vollzeit-Berufstätigkeit am Montag selten vermeiden lässt -, bekam ich nasse Füße. Das liegt zugegeben auch am Zustand meiner Schuhe. Aber nicht ausschließlich, wenn einem der Sturm bei jeder aushäusigen Gelegenheit Regen, Graupel und Hagel  in die Schuhschäfte pustet. Als ob das nicht genug wäre, fand ich die Wohnung nach getaner Arbeit (mit nassen Füßen, Ehrensache!) leer vor. Im ganzen, eigenen (!) Anwesen kein Sohn anzutreffen. Dabei hatte ich mich um weitere Pfützen geschlängelt, um Brot zu besorgen und seiner Frage zuvorzukommen, was es Leckeres zu essen gebe. Anders als erwartet tauchte er auch im Verlauf des Abends nicht auf. Gegen Mitternacht war ich ausreichend besorgt und traute ich mich, vorsichtig anzufragen, wo er eigentlich sei. Auf meine Frage bekam ich natürlich keine Antwort. Immerhin konnte ich sehen, dass er anschließend online war, was mich ein wenig beruhigte. Aber nicht so sehr, dass ich entspannt schlafen konnte. Und das, obwohl ich einen Liter Schlaf- und Nerventee getrunken hatte. Der blöde Wind war aber auch laut! 
Sollte er heute Abend wieder auftauchen, wird meine Rache groß sein - wenngleich ich mich natürlich sehr freute, ihn wohlbehalten in Empfang zu nehmen. Mein Plan sieht vor, mir zum Abendessen anständig Fleisch und Eier zu braten. Und auf seine Frage, was es für ihn gebe, zu antworten, ich habe ja nicht wissen können, dass er vor Ort sei. Dazu immerhin ist mein müdes Hirn heute fähig. Außerdem zu dem zusammenhanglosen Gedanken, dass ich mich als nunmehr geschiedene, alleinige Eigentümerin einer Premium-Immobilie vor Heiratsschwindlern in Acht nehmen muss.

(Dann doch noch ein wenig Politik. Ich nenne es: „Hamburg vor der Wahl“)


Freitag, 7. Februar 2020

Pläne

Nach einer Woche im Februar, die im Großen wie im Kleinen bestenfalls als mäßig zu beschreiben ist, drängt die Entscheidung auszuwandern auf Umsetzung. Mein Businessplan sieht vor, nach Spanien zu ziehen, dort den Import von Kirschkonfitüre zu überwachen und Aufklärungsarbeit zu leisten. Erst heißt es, die dort unbekannte Weltformel zu verbreiten: „Wenn überhaupt Marmelade, dann Kirsche“. Die einzige Möglichkeit, in Spanien an ebensolchen Aufstrich zu kommen, besteht bisher darin, ein Set aus kleinen Bonne Maman Probe-Gläschen zu besorgen, in dem eine von fünf Marmeladen auf den Namen „Cerise“ hört. Ein Angebot, das man ablehnen kann; denn was soll man mit den gammligen Sorten Aprikose, Erdbeere etc. anfangen? Kirschähnliches bekomme ich aktuell nur, wenn ich Waldfrucht-Konfitüre kaufe. Darin sind auf wundersame Weise häufig auch Kirschen enthalten. Irgendwer muss den Spanierinnen und Spaniern schließlich erklären, dass Kirschbäume eher selten im Wald stehen. Ich opfere mich.

Mittwoch, 5. Februar 2020

Überraschung!

Genauso plötzlich wie Weihnachten - und in Abfolge von wenigen Tagen - kam der Frühling. Leider mit viel Regen, aber auch mit Krokanten. Natürlich weiß ich, dass viele Kleingeister meinen, der Plural von „Krokus“ heiße anders. Doch nur die Besten wissen, dass er in Analogie zu „Atlas“ gebildet wird. Die Mehrzahl von „Kaktus“ lautet übrigens nicht „Kaktanten“, wie man daraufhin annehmen könnte, sondern folgt anderen Regeln und wird deswegen „Kaktuuus“ ausgesprochen.
Genauso überrascht wie über den gefühlt direkten Übergang von gemütlicher Weihnachtsstimmung zum Frühlingshaften war ich über eine Begebenheit vorgestern Mittag:
Im gewohnten Schweinsgalopp ging ich in der Pause in den sintflutartigen Regen, um schnell etwas zu Essen abzugreifen. Wegen des Wetters und der eher geringen Auswahl in näherer Umgebung fiel meine Wahl auf den Vietnamesen um die Ecke - wohl wissend, dass der Laden eben deswegen voll sein und ich ihn nach langer Wartezeit wie ein lebender Wantan riechend verlassen würde. Wider Erwarten fand ich gähnende Leere vor und bekam mein Essen postwendend. In der kurzen Überbrückungszeit überlegte ich krampfhaft, wieso der sonst an jedem Arbeitstag bumsvolle Imbiss so schlecht besucht war. Uhrzeit, Wochentag, Wetter oder Lebensmittelskandale konnten es nicht sein. Fastenzeit auch noch nicht. Bis mir der Zusammenhang auffiel: Asiate - Corona-Hysterie. Ich werde von nun an als selbst erkorene Anti-Rassismus-Beauftragte aus Prinzip dorthin gehen. So lange, bis ich an einer Überdosis Asia Food erkranke. Im Namen des guten Miteinanders müssen wir alle Opfer bringen.



Montag, 3. Februar 2020

Neuer Montag im neuen Monat

Eigentlich dachte ich, es verliefe wie immer: in der Nacht von Sonntag auf Montag schlecht schlafen und dann entsprechend gnaddelig zur Arbeit gehen. Während ich mich sklavisch an den ersten Teil hielt, blieb die gedämpfte Stimmung aus. Und das, obwohl das Wetter auf dem Arbeitsweg außer einigermaßen lauen Temperaturen nichts zu bieten hatte. Der Grund dafür liegt in meiner Missgunst. Ich kann es leider nicht vorteilhafter für mich ausdrücken. Bereits Sonntagabend funkte mich der Ex-Gatte (ganz leicht geht es mir noch immer nicht über die Lippen) an. Er wolle nach Scheidung und Anpassung der Düsseldorfer Tabelle den Unterhalt für die Kinder neu berechnen lassen und außerdem seine Sachen aus „meinem“ (!) Keller abholen. Punkt 1 stellte sich nach reiflicher Überlegung meinerseits (daher wahrscheinlich der ausgebliebene Nachtschlaf) als Schuss ins Knie - seins, versteht sich! - heraus: seinem Wunsch, anteilig weniger zu zahlen, wird wohl nicht nur nicht entsprochen; das Ganze dürfte sich am Ende ins Gegenteil umkehren. Zu Punkt 2 habe ich die vage Erinnerung, irgendwann in der entsprechenden Stimmung seinen hinterlassenen Plunder wahlweise in den Haus- oder den Sperrmüll expediert zu haben. So ungern ich Peppermint Patty widerspreche, heute kann ich ihre Aussage nicht so stehen lassen:

Ich empfehle ihr zur Stimmungsaufhellung sowieso das neue Album der Pet Shop Boys.