Dienstag, 28. Februar 2017

Verkehrte Welt oder so

Heute habe ich die Brut um Erlaubnis gefragt, ob ich anschließend zu einer Freundin gehen darf. Ohne Übernachten - versprochen!
Der Sohn verlor mit seinem OK nicht allzu viele Worte. Die Tochter machte es spannend.
Nur in Sachen Ordnung und Sauberkeit (vielleicht auch in Sachen Orthographie und Interpunktion?) pflegen wir wohl ganz klassische Verhältnisse.

Montag, 27. Februar 2017

Ja, ist denn scho' ESC?

Manchmal wundert es mich, warum ich nicht mehr und häufiger Pusteln habe. Wenn man beispielsweise einen Sonntagnachmittag mit fünfzehn bis zwanzig Nachbarn verbringen muss, um eine Prioritätenliste zu erstellen, was als nächstes am Haus erledigt werden muss. Dann wäre man prädestiniert für einen Sack voll Pusteln. Das sage ich nicht aus Philanthropie, Kulturpessimismus oder weil ich ein asoziales Wesen wäre. Sondern weil ich feststellen musste, dass trotz formal hohem Bildungsgrad unter den Nachbarn das System und die "Berechnung" der Prioritäten nach umgekehrter ESC-Methode auch nach dreimaligem Erklären zwei Drittel der Beteiligten überforderten. Und ich versichere, es lag nicht daran, dass ich mir beim Erklären keine Mühe gegeben hätte - erst beim dritten Versuch hantierte ich, only slightly pissed off, mit Vokabeln wie "an sich trivial" oder Ähnlichem. Es fanden sich am Ende nur wenige, die das Prinzip verstanden. Dennoch (oder vielleicht deswegen?) wurde die von mir vorgeschlagene Modalität gewählt. War klar, dass der Gatte, der zu den wenigen Verständigen gehörte, bei der Ermittlung ausstieg. Er habe kein Excel zur Verfügung. Also Muddie mit Zeichenblock und Textmarker frisch ans Werk! Wie gut, dass ich durchs Kniffelspielen über eine große Expertise im Addieren verfüge. Und diese sogar unter erschwerten Bedingungen wie z.B. Alkoholeinfluss oder Störgeräusche abrufen kann. Mir fehlte fast der Musikact bei meiner Auszählung. Stattdessen schnatterten die Nachbarn. Versöhnlich, dass die von mir favorisierte Maßnahme auf Platz 1 kam. Und nicht etwa, weil die Bank gewinnt!

Sonntag, 26. Februar 2017

Kulturkritik

Ungerne gebe ich zu, dass die BILD-Zeitung recht hatte. Aber es stimmt, der heutige Tatort war der schlechteste, den ich jemals gesehen habe. Eigentlich wollte ich ihn gar nicht gucken. Doch der Sohn überredete mich dazu (nach der Ankündigung war sein Interesse geweckt). Dass ich das noch erleben darf! Ich finde, nach einer Hausbewohnerversammlung hätte ich Besseres verdient.

Samstag, 25. Februar 2017

Saisonhöhepunkt

Standesgemäß beging ich heute Vormittag den 53. Geburtstag des Gatten: ich spuckte zum Auftakt der Feierlichkeiten. Kein Grund zu Mitleidsbekundungen, denn es lag an dem Gläschen Wein zu viel gestern Abend. Oder dass ich zu spät in die Kalorienaufnahme eingestiegen bin. Oder wahrscheinlich an der Kombination aus beidem. Wie gut, dass die Tochter aushäusig übernachtete. So konnte ich via WhatsApp ungestraft virtuell Naserümpfen, als sie mir erzählte, das Pete Doherty-Konzert sei sehr gut gewesen, allerdings sei er sehr betrunken gewesen. Überhaupt war ich froh, schriftlich nachfragen zu können, da ich den Namen ihres Lieblingskünstlers auch in bester Verfassung nie richtig ausspreche. Manchmal läuft es eben.

Freitag, 24. Februar 2017

Zitate

Heute früh las ich in der MOPO von gestern. Nicht etwa die Titelstory, eine Perle des investigativen Journalismus', in der es um Kinderwagenklau in Eppendorf ging. Eine Dame äußert sich, sie finde es "asozial", wenn ihr und ihrer Freundin Bugaboos im Wert von je bis zu 1.800 € gestohlen werden. Ich finde es in Ansätzen asozial, einen derart teuren Kinderwagen zu besitzen. Aber mich fragt ja keiner. Und darum geht es gar nicht. Ich las weiter hinten im Heft unter der Überschrift "Sensation": Sieben erbärmliche Planeten entdeckt. Endlich traut sich mal jemand, über die Erbärmlichkeit des Universums zu berichten! Das sprach mich an. Zu meiner Enttäuschung musste ich feststellen, es hieß "erdähnlich". Deutscher Journalismus, quo vadis?

Donnerstag, 23. Februar 2017

I have a dream

Schön, wenn die Kinder aufmunternd unterwegs sind. Die Tochter meinte gestern, mit Concealer könne man mein rotes Auge für den Fototermin gut verbergen. Meinen Hinweis, "wenn man denn Concealer hätte", verstand sie sehr wohl. Schön auch, wenn man kluge Kinder hat. Allein, sie setzte ein verschämt-dümmliches Lächeln auf - und es passierte: genau, nichts!
Ich träume davon, die volle Auswahl meiner Hygiene- und Kosmetikartikel zur Verfügung zu haben, Handtücher exklusiv nutzen zu können und nicht die Einzige zu sein, die Tomatenkerne von der Küchenzeile kratzt. Auch wünschte ich mir, dass sich mein Kopf mehr erinnert als meine Hüften. Und dass ich endlich Selfies beherrsche. Aber in diesem Leben wird das wohl nichts mehr.


Mittwoch, 22. Februar 2017

Welche zuerst?

Die gute Nachricht: mein Klietschauge (rechts) ist garantiert nicht ansteckend, da hausgemacht.
Die schlechte ist nicht einmal, dass es unterdessen so mies aussieht wie es sich anfühlt. Oder dass die gefühlte Größe der Kontaktlinse ungefähr bei "Bechstein-Flügel" liegt.
Nein, die schlechte ist: der morgige Fototermin. So viele Visagistinnen wie notwendig wären können gar nicht vor Ort sein.

Dienstag, 21. Februar 2017

Ein Elend

Es ist doppelt traurig. Nicht nur, dass auf Seite 417 klar ist, dass das Lesevergnügen nicht mehr lange anhalten wird und danach nichts annähernd Lesenswertes gefunden werden kann. Zusätzlich stimmt der Inhalt des Arbeiterromans auch noch traurig. Achtung, Spoileralarm! Inge Schlosser ist gestorben. Es sind immer die Besten, die gehen.
Neben der Lektüre und den entsprechenden Verweisen gemahnte mich die heutige Deutsch-Vorabiturklausur der Tochter zum Thema Lyrik an Robert Gernhardt. "Sonette find ich sowas von beschissen..." Noch einer, der viel zu früh von uns gegangen ist. Ich erinnere mich an den Abend seiner Todesnachricht in der Tagesschau. Es war der 30. Juni 2006. Während der Fußball-WM im eigenen Land. Zum Viertelfinalspiel Deutschland gegen Argentinien. Die Tochter war gerade von ihrer ersten Klassenfahrt zurückgekehrt. Anders als ein Großteil ihrer Mitschüler brach bei ihr der Magen-Darm-Virus nicht schon vor Ort sondern pünktlich zur Rückkehr aus. Mein Lieblingsautor gestorben - und ich war damit beschäftigt, die Tochter rechtzeitig zum Eimer oder zur Schüssel zu expedieren. Zusätzlich mit dem eigenen Brechreiz zu kämpfen. Als ob das nicht genug wäre, musste ich auch noch den Buhmann spielen und ihr klarmachen, dass sie am Folgetag - anders als ihr Bruder - nicht am sechsten Geburtstag ihres Kindergartenbuddies teilnehmen können würde; selbst bei blitzartiger Genesung, die ihr unter den Umständen zuzutrauen gewesen wäre. Ehrensache, dass ich vom Spiel wie vom Elfmeterschießen nichts mitbekam. Spucken und Heulen waren präsenter. Später sah ich noch den blöden Frings, aber das war beileibe kein Trost. "Dich will ich loben: Hässliches, du hast so was Verlässliches..."

Montag, 20. Februar 2017

Wir hatten ja nichts

Wenn man dem Verflossenen Glauben schenken darf, habe ich nicht allzu viele Qualitäten. Aber wenn ich etwas kann, dann ist es, aus den hintersten Ecken der unterdessen nicht mehr ganz so sauberen Wohnung allerlei Kleinkram zu bergen und in eine halbwegs brauchbare Geburtstagsdeko zu verwandeln. Vielleicht auch eine Kernkompetenz.

Erst die Arbeit, dann die Gönnung

Natürlich wurde das Projekt "Unsere Wohnung soll sauber werden" von mir alleine bestritten. Zumindest anfänglich. Als Vizeweltmeisterin des Zweckoptimismus' kann zumindest ich vermelden: meine Musikauswahl zum Putzen blieb unkommentiert und repressalienfrei. Pet Shop Boys galore. Später kam immerhin der Sohn dazu, entrümpelte sein Zimmer zum Teil und saugte Staub. Glücklicherweise hielt ihn der Krach des Gerätes davon ab, meine Musik zu monieren. Nach gut drei Stunden hatte ich zumindest den unteren Teil der Wohnung in einen  Hygienestandard gebracht, der sogar über "besenrein" lag. Von der Tochter - wie das gesamte Wochenende vorher - keine Spur, außer denen in Dreck und Gerümpel. War eigentlich im Vorfeld klar. Prinzipiell findet sie die Idee gut, gemeinsam zu säubern, allein, es fehlt die Gelegenheit. Zur Belohnung gab es für den Sohn und mich den großen Luxus: bestellte Pizza zum Tatort. Der war allerdings Mist. Zumal der Sohn (ohnehin nörgelig ob meiner nicht verhandelbaren Auswahl) bereits nach einer Viertelstunde verkündete: "Die Mutter war's!" Irgendwas ist ja immer.

Sonntag, 19. Februar 2017

Entsagen

Der gestrige Tag war durch Enthaltsamkeit geprägt. Doch nach 0 Uhr brachen alle Dämme. Die aufgestaute Lust musste heraus. Wozu sonst soll man eine überraschende, sturmfreie Nacht nutzen? Ich riss die Folie auf. Und bin jetzt auf Seite 191 von Gerhard Henschels "Arbeiterroman".
Nur die Kinder üben sich weiter in Enthaltsamkeit. Zumindest, was das Projekt angeht, sich gemeinsam der Ordnung und Hygiene der Wohnung anzunehmen. 

Freitag, 17. Februar 2017

Die Last der späten Geburt

Gestern musste man sich mit "Grumpy Muddie" abmühen. Und vollkommen zu unrecht. Schließlich steht in der Job Description der Kinder nicht "Müllentsorgung" oder ähnliches. Und was kann die arme Brut dafür, wenn sich die ungeschickte Mutter den Finger in der Klappe der Mülltonne klemmt? Man brachte schließlich ein wenig Mitleid ob ihres blutenden Daumens auf. Außerdem zeigt man sich konziliant, was das Projekt der Mutter angeht, die Wohnung am Wochenende auf Vordermann zu bringen. Konjunktivisch kann man dem zustimmen. 
Eltern sind einfach über Gebühr undankbar.

Donnerstag, 16. Februar 2017

Eindeutig defizitär

Was mir Erzieher und Lehrer des Sohnes schon seit Ewigkeiten sagen, muss wohl stimmen: in der Erziehung der Brut muss ich etwas falsch gemacht haben. Die ansonsten überaus empathische Tochter versteht nicht, dass ich mich auch nach ihrem 18. Geburtstag noch sorge, wenn sie nachts nicht nach Hause kommt. Von mitten in der Woche und Abiturvorbereitungen will ich gar nicht sprechen. Auch die wieder einmal halbgare Erklärung am Morgen (auf meinen nervigen WhatsApp-Terror), es sei praktischer gewesen aushäusig zu übernachten und sie sei so müde gewesen, beruhigte mich nur bedingt. 
Die Frage, die mich neben der Sorge am meisten bewegt: Vorsatz oder ein spontaner Anfall Unbedarftheit?

Mittwoch, 15. Februar 2017

Romantik und so

Als ob ein Valentinstag allein nicht schlimm genug sei! Nein, es muss auch noch überraschend der Vater meiner Kinder vorbeikommen. Dass er vielleicht an einem Tag wie diesem stören könnte, kommt ihm nicht in den Sinn. Immerhin, das allgemeine Augenrollen ob seines Besuchs eint. Es nimmt noch zu, als er offenlegt, die Freundin des Sohnes online zu stalken. Altersgemäß geht anders. Das Glück besteht darin, dass er uns bereits nach einer knappen Viertelstunde verlässt. Es währt jedoch nur kurz. Dann offenbart der Sohn, er brauche für sein Wohlbefinden unerlässlich einen Hund. Einen echten. Ich dachte, mit dem Thema durch zu sein, seit ich es vor einigen Jahren schaffte, den Kindern den Wunsch nach einem Hamster ausgeredet zu haben. Das Ansinnen ist umso ungewöhnlicher, als der Sohn bis vor kurzem noch bekennender Hundehasser war. Ich hatte wohl bemerkt, wie Angst und Widerwillen durch partielles Süßfinden ersetzt wurden. Aber dass es gleich zum Äußersten kommen muss. Ich argumentierte mit artgerechter Haltung, Einschränkungen, Verantwortung und all' den unerfreulichen Dingen, die damit zusammenhängen. Doch manchmal ist es ärgerlich, dass sie größer werden. Sie antizipieren Gegenargumente deutlich besser. Die Freundin des Sohnes hatte ich irgendwann schon fast auf meine Linie gebracht. Das brachte neue Probleme mit sich. Sie habe doch versprochen, für, nicht gegen ihn zu sprechen. Man nennt es wohl Romantikkiller. Am Ende war Muddie wieder für eine salomonische Lösung gut: er solle sich für eine Woche probehalber einen befreundeten Hund ausleihen. Vorher sei ich zu keinen weiteren Diskussionen bereit. Vielleicht scheitert er schon an dieser Hürde? Man soll die Hoffnung nicht aufgeben.

Dienstag, 14. Februar 2017

Erfolgreiche Vermittlung

Das Fahrgastfernsehen der U-Bahn informiert mich neben der Tatsache, dass Joachim Gauck schwer erkältet sei, über den Abgang von Trumps Sicherheitschef Flynn. Direkt im Anschluss folgt eine Anzeige, in der es heißt, die Hochbahn suche erfahrene Security-Kräfte. Ich glaube, gegen eine klitzekleine Provision könnte ich da etwas vermitteln.

Montag, 13. Februar 2017

Bezeichnung

Hiermit spreche ich eine Warnung aus: wer mich irgendwann wieder einmal danach befragt, wie ich mit der Doppelbelastung "Kinder und Beruf" klarkomme, bekommt vermutlich ansatzlos eine gedrückt. "Doppelbelastung" scheint mir erstens der größte Euphemismus seit "Sommer in Hamburg". Zweitens ging ich immer davon aus, dass "Doppel" sich in zwei etwa gleich große Hälften aufteilt. Das scheint mir bei Mutter-Beruf nicht der Fall zu sein. Bis ich morgens zur Arbeit gehen kann, habe ich meist bereits einen Acht-Stunden-Tag hinter mir: als Wecker, als Motivationscoach, als Engelszunge, als Putzfrau, als Organisatorin, als Sekretärin, als Fremdsprachenkorrespondentin, als Paartherapeutin, als Psychologin und natürlich als Köchin. Danach gehe ich zur Entspannung zur Arbeit. Deshalb nennte man die Situation eher "Multiple Belastung". 

Sonntag, 12. Februar 2017

Haute Cuisine

Der Sohn fragte mich gestern, ob ich Sauce Hollandaise könne. Da ich damit rechnete, es handele sich um eine rein akademische Information, sagte ich vollmundig, natürlich könne ich sie zubereiten. Unter uns Pastorentöchtern: noch nie hatte ich eine hergestellt - geschweige denn, dass ich wüsste wie oder womit. Mir war lediglich so, als bestehe sie aus einem Gutteil Butter. Tatsächlich hatte der Sohn ernsthaftes Interesse an holländischer Soße, denn er hat gerade seine Leidenschaft für grünen Spargel entdeckt. Schon früh lernt man als Mutter, Schwächen bloß nicht zugeben. Dann sich schon lieber weit aus dem Fenster lehnen. Heimlich vertraute ich darauf, in der gut sortierten Bibliothek ein nicht allzu kompliziertes Rezept zu finden. "So kocht Frau Antje heute", ein Kochbuch aus den Achtzigern, herausgegeben vom Niederländischen Büro für Milcherzeugnisse (5100 Aachen), war die erste Wahl. Und ließ mich wie erwartet nicht im Stich. Die Erfahrung hat mehrfach gezeigt, bei den Pro-Domo-Rezepten allerdings mit den Milchprodukten etwas sparsamer als im Rezept angegeben umzugehen. In diesem Fall entschied ich mich für nur 200 Gramm Butter anstelle eines halben Pfunds. Quasi Schonkost. Was soll ich sagen? Außer vielleicht:
Ich hab's drauf. Muss wohl am Namen liegen.

Freitag, 10. Februar 2017

Welcome Home!

Nun bin ich langsam im neuen Job angekommen. Wer glaubt, es hänge damit zusammen, dass ich meine neuen Aufgaben mehr und mehr umrissen bekomme, liegt zwar nicht ganz falsch, aber eben auch nicht vollständig richtig. Der Hauptgrund liegt darin, dass das Notfall-Einhorn zum Streicheln nun endlich den Weg in die neue Heimat gefunden hat.

Mittwoch, 8. Februar 2017

Früher Feierabend

Nun haben sie das Plakat auf den Stellwänden unseres Dorfes entfernt, auf dem die Tochter zu sehen war. Vorbei die Zeiten, in denen ich mir zumindest auf die Weise ein Bild von ihr machen konnte. Dass ich sie gestern in der vermeintlich gemeinsamen Wohnung nicht live antraf, lag an mir. Ich hatte mich bereits vor 21 Uhr mit einem Buch ins Bett verabschiedet. Bis zum Erscheinen des neuen Henschel-Buches ist noch Einiges an Büchern abzuarbeiten. Leider baute ich in dieser Hinsicht nur wenig ab, denn ich druselte schnell weg. Die Tochter wunderte sich über die stockfinstere Wohnung, als sie um 21:40 Uhr nach Hause kam. Sagt sie.

Dienstag, 7. Februar 2017

Planung ist alles

Selbst notorisch reizüberflutet, die Tochter verschläft am einzigen Tag in der Woche, an dem sie um acht Uhr zur Schule muss, und der Sohn sieht sich nach nächtlichen Kalorienexzessen nicht in der Lage, zur Schule zu gehen. Ich habe meinen Laden richtig gut im Griff.

Einmal Leberwurst, immer Leberwurst

Da heißt es, ab einem gewissen Alter gebe es keine ersten Male mehr. Das Leben gehe auf seinen ausgetretenen Pfaden. Ich habe derzeit jeden Tag mindestens zwei Premieren. Nach Jahren des Ewiggleichen eine ungewöhnliche Wendung. Entsprechend unvorbereitet trifft es mich. Was zur Folge hat, ob der ungewohnten Umstände nachts alle zwei Stunden aufzuwachen. Was früher nur die Kinder verursachten, schaffe ich unterdessen ganz alleine. So sind sie, die Frauen: erst wollen sie etwas - und wenn sie es haben, ist es auch nicht recht. Vielleicht ist ein Leben ohne erste Male in meinem Alter doch nicht so falsch? Egal, die Gewohnheit wird es schon regeln.

Montag, 6. Februar 2017

Neues Wissen

Auch dieses Wochenende konnte ich wieder Einiges von der Brut lernen. Im Fall der Tochter war es qua Abwesenheit jedoch eher Superlearning. 
Der Sohn klärte mich darüber auf, dass 1984 das Jahr war, in dem die besten Songs entstanden. Obwohl ich damals im Gegensatz zu ihm schon live dabei war, wusste ich dies noch nicht. Vermutlich fußt seine Erkenntnis eher auf George Michaels "Careless Whisper" oder Hall & Oates' "Out of Touch" als auf Bryan Ferry, der zum Zeitpunkt seiner Proklamation lief. Garantiert nicht verantwortlich ist Herbert Grönemeyer. Der Sohn verbot mir, auch nur ansatzweise ein Lied von Monsieur Bochum mitzuträllern. Das werde hart geahndet. Auf meine Frage nach der Strafe antwortete der Sohn: "Drei Jahre lang ausschließlich Musik von Herbert Grönemeyer, in der Dauerschleife." In dem Fall oberstes Gebot: unbedingt Schnauze halten. 
Die Tochter vermittelte mir einen kleinen Kniff aus der Digital Native-Kiste: Immer direkt nachdem man eine WhatsApp-Nachricht mit der Frage um irgendeine Erlaubnis geschickt hat, sollte man anschließend sofort nicht mehr online sein. Dann kann man eventuell abschlägige Antworten leider, leider nicht mehr sehen. Man lernt so viel von ihnen.

Samstag, 4. Februar 2017

Jetzt doch!

Der Tag fing eigentlich gut an. Ich lag noch drei Stunden im Bett und las das Buch zuende, das ich Dienstagabend angefangen hatte. Schließlich muss ich vor- und den Bücherstapel abarbeiten, wenn am 17. Februar der neue Gerhard Henschel erscheint. Man will nicht zu allzu vielen Büchern unfair sein und ihn schamlos vorziehen. Doch nach dem Aufstehen erwischte mich der Anflug einer Winterdepression. Februar und immer noch so grau. Die Wohnung in desolatem Zustand. Von meinen Kindern sehe ich hauptsächlich den Dreck. Dass die Tochter zuhause war, offenbart sich vor allem an einem geplünderten Kühlschrank, breitflächig verstreuten Kosmetikartikeln im Badezimmer und fehlenden Strumpfhosen in meinem Schrank. Wenn ich sie sehen möchte, sollte ich mir die Plakate für ein Theaterprojekt hier im Dorf angucken. Der Sohn ist zwar häuslicher, aber in den letzten beiden Tagen nicht allzu guter Stimmung. Meine Versuche, ihn zum Reden zu bringen, scheiterten einigermaßen. Für einen Sechzehnjährigen ist die Mutter nicht unbedingt die erste Anlaufstelle bei Problemen, schon klar. 
Zeit für Element of Crimes "Rette mich vor mir selber" in der Dauerschleife.
Sommer 2017, ich wäre dann bereit!

Freitag, 3. Februar 2017

Aus Gründen

Dieser/dieses Blog ist derzeit wegen Reizüberflutung geschlossen. Die Verfassung wird nicht besser, wenn nach Arbeitstagen mit Seifenblasen und tausend neuen Gesichtern der Sohn abends feinste Esperanto-(vorgestern) oder Chuck Norris-(gestern)Performances zum Besten gibt. Zumal ich seitdem überlege, ob mein Esperanto-Lieblingswort wie das des Sohnes "la knabo" (der Junge) oder doch "malvarmo" (kalt) ist.

Mittwoch, 1. Februar 2017

Man lernt nie aus

Muddie war aufgeregt. Deswegen gab es gestern kein anspruchsvolleres Programm als den arte-Themenabend "Zone"; meine Worte, offiziell hieß er anders. Der Sohn und ich saßen also in trauter Zweisamkeit auf dem Sofa. Wenn er nicht gerade aufsprang und wahlweise in brandenburgischem oder sächsischem Französisch das Gesehene nachspielte. Seine Interpretation war dadurch motiviert, dass er die Auffassung vertritt, arte habe mehr Zuschauer in Frankreich als in Deutschland und man müsse die Informationen entsprechend zugänglich machen. Dass er eigentlich kein Französisch spricht, war bestenfalls zweitrangig. Ich hatte Spaß - er, glaube ich, auch. Noch mehr Spaß hatten wir allerdings, als in der Doku über die Prager Botschaft unser neues Lieblingswort fiel. Es heißt "Schmierkübel" und ist unterdessen ein nicht wegzudenkender Bestandteil unseres aktiven Wortschatzes.