Montag, 31. Oktober 2016

Brauchtum des Grauens

Am kommenden Wochenende habe ich einen Tagesordnungspunkt. Ich weiß es. Er heißt Fensterputzen. Dieses ist eine saisonal übliche Aktion. Denn jedes Jahr - unabhängig von unserer Süßigkeitenspendebereitschaft - finden wir an unseren Fenstern von außen darauf geworfene Eier wieder. Wir sind alle gleichermaßen sauer: der Sohn, weil er es per se Scheiße findet, die Tochter, weil sie fast nur der Eier wegen nicht Veganerin ist und die Verschwendung anprangert. Das tue ich auch. Hinzukommt, dass Fensterputzen von jeher nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört. Wenn es sich jedoch um geteilte Altbaufenster in fünf Metern Höhe handelt, und wir uns im November befinden, finde ich es wirklich gruselig. Viel schlimmer als Masken, Verkleidungen und Schminke - und das will etwas heißen, denn ich bin schwer schreckhaft.

Samstag, 29. Oktober 2016

Standesgemäß

Gestern durfte ich am kleinen Kreis der Nach-17:30 Uhr-Anwesenden teilnehmen, als der Chef zur Ehre seines Geburtstages ein paar Champagnerflaschen köpfte. Heute feiere ich, alles eingetütet zu haben. Letzteres zelebriere ich bei Tee und Brötchen, die mir mitgebracht wurden. Mir zu Ehren scheint die Sonne, glaube ich. Jetzt bloß nicht an längst fällige Steuererklärungen oder Präsentationen nächste Woche denken...

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Eins, zwei, drei!

Manchmal ist es vernünftig, etwas Unvernünftiges zu tun.

Vertraut heißt nicht schön

Der Selbstversuch ist beendet. Zweimal eine Woche Urlaub im Jahr reichen nicht aus, um sich wieder gut gelaunt dem Hamsterrad zu stellen. Auch wenn ich in Spanien erstens alle anschreien möchte, dass sie gar nicht wissen, wie gut sie es haben (an die armen Skandinavier möchten wir uns gar nicht erinnern). Zweitens schriee ich gerne alle Zuständigen am Flughafen in der Dauerschleife "Schengen!" entgegen. Die Tochter wunderte sich über meine konditionale Ausdrucksweise: "Wieso? Machst du doch!" Ja, Eltern haben sehr häufig etwas Peinliches. 
Dennoch. Zwei Strandtage mögen in einer Oktoberwoche zwar keine allzu gute Quote sein, aber selbst durchwachsen gefällt mir dort besser. Mal sehen, ob die leichte Bräune eine längere Haltbarkeit als Entstehungsdauer hat. Also doch wieder ein Experiment. Auch ein Besuch der lokalen Policia hätte mir den Abschied leichter machen müssen: man hält drei Beamte von ihren eigentlichen Tätigkeiten ab, es werden viele Worte gewechselt (eine Seite mit sehr vielen und sehr schnell vorgebrachten Worten, die andere eher stammelnd, wohl wissend, dass es sich bei den eingesetzten Verben um die falsche Vergangenheitsform handelt; sie waren einfach praktischer) und am Ende geschieht nichts. Das mag man auch auf deutschen Polizeiwachen erleben. Doch mein Gefühl ist, die Fassade der effizienten Geschäftigkeit beherrschen deutsche Beamte besser. Man merkt nicht sofort, dass man sie von ihrer Facebook-Timeline und dem Aufladen ihres iPhones abhält. Sie erwecken weniger den Eindruck, den ich das Phänomen "Schulvolleyball" nenne: der Ball geht direkt neben dir senkrecht herunter, doch du rufst schnell, energisch und laut: "Das war nicht mein Ball!" Vielleicht der wahre Grund, weswegen Deutschland trotz weniger Strandfläche im Beachvolleyball erfolgreicher als Spanien ist?
Egal, in gut vierzig Tagen habe ich alles wieder - und somit einen Grund zur Vorfreude.
Bis dahin erfreue ich mich noch an meinem heimischen Bett. Das zumindest war gestern Abend ein (sogar etwas überraschender) Grund zur Freude.
 

Montag, 24. Oktober 2016

Es lebe die EU!

Ob ich an dieser Stelle wohl schon von meinem Lieblingskreisverkehr berichtet habe? Ich kann es mir kaum vorstellen. Es handelt sich dabei um einen in der Mitte aufwendig begrünten und am Rand akkurat mit Kantsteinen verputzten Kreisverkehr, der in seinem früheren Leben eine 90°-Kurve war. Schön, dass dieses Fleckchen Erde seinen langweiligen Abbiegestatus aufgeben durfte und zu voller Kreisblüte entfaltet wurde. In die Stadt fährt man 270°, aus der Stadt bloß 90°. Keine Frage, dass ich lieber in die Stadt fahre. Obwohl die kürzere Strecke des Kreises dadurch besticht, dass an der einzig möglichen Ausfahrt "Alle Richtungen" steht. Das muss einem gesagt werden, denn vielleicht lohnte ein Ritt über Kantstein, durch Zäune in die ubiquösen Orangenhaine? Dennoch: Mein Favorit bleiben die 270° pure Lebensfreude.

Sonntag, 23. Oktober 2016

Salamandersonntag

Der Tag hat seinem Namen alle Ehre gemacht. Das erste Mal Baden im Meer und die erste Hautrötung dieses Jahres. Manchmal möchte ich die Menschen hier anschreien, ob sie eigentlich wissen, wie gut sie es haben. Ende Oktober und das Wasser hat sich empfindlich abgekühlt auf 22-23 Grad. Manch' einer lässt die Kinder nicht mehr aus ihren Steppjacken und Stiefeln heraus. Zum Baden ist es allemal zu kalt. Das machen nur noch die Touristen aus Deutschland (sic), Skandinavien oder vielleicht Nordspanien. Highlight der letzten Zeit ist und bleibt jedoch der Besuch eines pseudothailändischen Restaurants in Valencia: Die Tochter in voller Ekstase, da es dort ein Aquarium mit Ihrem Lieblingstier gibt, einem Axolotl. Sie schießt diverse Fotos (sogar mehr als Selfies!). Im Rausgehen sagt uns der Ober: "His name is Axolotl." Unglaublich crazy, sich in einem angeblich thailändischen Restaurant ein mexikanisches Tier zu halten. Dass es sich bei dem anämischen Wesen um ein ebensolches handelte, war selbst mir, die ich keine allzu große Affinität hege, seit Stunden klar. Egal, die Geste zählt.

Samstag, 22. Oktober 2016

Alt, nicht die Stimmlage

Es regnet zwar, aber dennoch sind wir guter Stimmung. Gestern haben wir uns mit einem Ausflug in die große Stadt vergnügt. Das Sightseeing haben wir nicht übertrieben. Ein historischer Bahnhof ("Glückliche Reise") und eine alte Markthalle mussten reichen. Wie immer, wenn man mit sechzehnjährigen Jungs unterwegs ist, war Essen das zentrale Thema. Beim Mittagessen klärte uns der Sohn über das "Filetstück des Nägelkauens" auf, während die Tochter kurze Zeit später mit Handy auf die Toilette entschwand. Sollten mir die Digital Natives langsam doch fremd werden? 

Donnerstag, 20. Oktober 2016

Internationale Gepflogenheiten

Das Wetter lässt zu wünschen übrig. Es regnet tatsächlich. Immerhin bei zweistellig positiven Temperaturen. Der Sohn nennt es "Sommer der Herzen". Dennoch konstatierte die Tochter bereits heute, ich sehe so entspannt aus. Das Schöne am Hamsterrad ist, dass man ab und an auch heraus kommt.

Dienstag, 18. Oktober 2016

Weltgeschehen

Schon immer wollte ich schreiben: "Meine Tochter ist beim Mandolinenunterricht." Jetzt kann ich dieses Statement endlich loswerden.
Einen weiteren schönen Satz konnte ich Sonntag trotz ungewohnt früher Stunde von mir geben. Ein Kaninchen saß auf der Straße, als ich den Sohn im Auto der Nachbarin zum Flughafen fuhr. Es wurde durch die Scheinwerfer bestens ausgeleuchtet und guckte mich mit großen Augen an. Ich machte ihm Zeichen, die er entweder nicht deuten konnte oder nicht wahrnahm. Es blieb jedenfalls unbeteiligt sitzen. Auch Hupen bewirkte nichts - außer dass ich mir vermutlich den Unmut aller Umliegenden eingehandelt habe. Hupen am Sonntag um viertel vor acht morgens ist sozial geächtet, fürchte ich. Ich wiederholte das Experiment (ist der Ruf erst ruiniert...). Erst beim dritten Versuch bewegte es seinen Hintern und hoppelte zwischen die parkenden Autos. Ähnlich aufgerissene Augen wie die des Hopplers erntete ich beim Sohn und seiner Freundin als ich sagte: "Als Darwinistin müsste ich vermuten, der macht's nicht mehr lange." Die Kinder fanden mich herzlos, ich mich nur realistisch. Schließlich wartet nicht jeder so lange, wenn es pressiert.
Aus der Kategorie "Putzige Begebenheit" kann ich außerdem berichten, dass mir Amazon das Buch "Drei Farben Braun" endlich geliefert hat. Wurde aber auch Zeit! Doch was ist daran putzig? Da ich zur Lieferung bei der Arbeit weilte (ein Fehler, wenn der Chef nicht auslässt zu betonen, man sehe echt Scheiße aus), nahm genau DER Nachbar das Paket an. Schade nur, dass er den Inhalt nicht kannte. Sonst hätte er eine weitere Widmung hinein schreiben können. Irgendwas ist ja immer.

Sonntag, 16. Oktober 2016

Aus aller Welt

Die Erkältung hat ihre Spuren hinterlassen. Dass rote Nase und Pandaaugen fürs Aussehen nicht vorteilhaft sind, weiß jedes Kind. Doch die optische Verschlechterung endete bei mir nicht im Gesicht. Durch Fieber, Schlappheit und sehr oberflächliche Behandlung waren meine Haare vollkommen verknotet. So schlimm war es nicht mehr, seit ich fünf Jahre alt war. Ich kann jetzt sagen: ausgedehntes Haareentwirren und belastete Stirn- und Nebenhöhlen sind schlechte Partner. Die gute Nachricht nach Ende der Strapazen: ich habe wider Erwarten noch Haare auf dem Kopf.
Weitere gute Nachrichten: Der Sohn ist nach seinem ersten Alleinflug gut in Spanien gelandet. In Betten von Über-Vierzigjährigen ist mehr los als man denkt.

Samstag, 15. Oktober 2016

Abwasch und Literatur

Gestern war alles gut. Neben der Spülmaschine bekam ich gute Nachrichten. Da geriet der eher dunkelgraue Vortag in Vergessenheit. Selbst die Anlieferung des Objektes der Begierde fand mehr als pünktlich statt. Vorgesehen war der Zeitraum von 14 bis 17 Uhr; kurz nach 14 Uhr standen sie vor der Tür. Der Spedi- und Monteur guckte sich in der Wohnung um und bewunderte die Bücherwand im angrenzenden Wohnzimmer. Auch wenn Vieles mit der Zeit zur Selbstverständlichkeit wird: ich bewundere sie auch immer noch. So viele Bücher, das seien ja bestimmt 2.016. Da er mir nicht wie ein Savant vorkam, vermute ich, die Jahreszahl war die höchste, die er sich spontan vorstellen konnte. Mein Überschlag sagt eher etwas wie 1.500. Von denen ich tatsächlich einen Großteil gelesen habe. Anders als mein Bruder oder mein Sohn pflege ich allerdings keine Lexika zu lesen. 
Wann ich denn das letzte Mal ein Buch gelesen habe, fragte der Handwerker. Ich musste einen Moment über die kuriose Frage nachdenken. Na, gestern Abend vorm Einschlafen, meinte ich und deutete auf die Autobiografie von Bruce Springsteen, die ich aktuell im Anstich habe. Damit könne ich sehr gut einschlafen. Ob ich es schon mal mit Kuscheln versucht habe? An jedem anderen Tag wäre ich ob dieser Distanzlosigkeit wohl aus der Haut gefahren, gestern konnte ich die Bemerkung gut gelaunt ignorieren. Die magische Kraft der Worte.

Freitag, 14. Oktober 2016

Alles wird gut, oder?

Das Leiden hat ein Ende. Ab heute muss - so Gott und Mediamarkt wollen - nicht mehr von Hand abgewaschen werden. Pünktlich zum Geburtstag des Sohnes hatte die Spülmaschine den Geist aufgegeben. Sie machte ihrem Namen "Super Silence" schon lange keine Ehre mehr. Und auch nicht ihrer Gattungsbezeichnung, denn ihren Spülerfolg konnte man nur noch unter Auferbietung allen Wohlwollens mäßig nennen. Am Montag und Dienstag rumpelte sie vor sich hin, reinigte das eine oder andere Objekt in ihrem Bauch, um am Ende auf ihrem Display Error 25 anzuzeigen. Da in einem ordentlichen Haushalt nichts verloren geht, fand ich sogar ihre Bedienungsanleitung. Besagter Fehler bedeutet, der Ablauf sei verstopft. Das klang plausibel, denn am Boden staute sich einiges an Wasser. Mit der Schöpfkelle fischte ich fast alles heraus. Meine Reparaturversuche jedoch  scheiterten kläglich. Ihr Zenit ist wahrscheinlich einfach überschritten. Da der Kundendienst meiner Erfahrung nach nichts anderes bringt als die Erkenntnis, man könne das Modell für 200€ mit ungewissem Ausgang reparieren lassen, entschied ich mich für eine neue Spülfreundin. Diese soll nun heute ankommen. Endlich, möchte ich sagen. Handabwasch ist nicht meins. Abgesehen von Händen, die die Wahl haben, auf Spülwasser oder Handschuhe zu reagieren, ärgere ich mich immer über die Spüle, vielmehr ihren Verschluss. Wo ist der gute, alte schwarze Stöpsel geblieben? Jedesmal erbost es mich, dass die komischen, in einander verschachtelten Silbersiebe die Antwort der Weltraumforschung auf ihn sein sollen. Ein Stöpsel ist hässlich - zugegeben - aber er hält das Wasser im Spülbecken, wenn es dort gebraucht wird, und lässt es vollständig ab, wenn man ihn herauszieht. Genau wie es von ihm erwartet wird. Anders der neumodische, leider alternativlose (jetzt kann ich endlich auch einmal diese Kanzlerinnenfloskel verwenden!) Verschluss: Beim Spülen sickert nach und nach das Wasser weg, auch wenn man den Regler ganz nach links dreht. Wenn man fertig ist, weigert sich die trübe Plörre in den Abfluss zu entschwinden, egal, wie sehr man den Regler auf "geöffnet" dreht. Entnervt muss man am Ende jedes Mal doch wieder in die lauwarme, fettige Grütze greifen, um das Silberding anzuheben, damit der Dreck nicht tagelang in der Spüle bleibt - kalt ist er nicht besser. 
So verwundert der gestrige Abendbrotvorschlag des Sohnes nicht weiter: Um kein Geschirr und keine Töpfe dreckig zu machen, schlug er vor, bei McDonald's Pommes zu holen. Der gute Junge.

Mittwoch, 12. Oktober 2016

Quartette für Qualitätskinder

Freunden des edukativen Spiels sei an dieser Stelle noch einmal das Tyrannen-Quartett empfohlen. Besonders wertvoll scheint mir dabei die Klassiker-Variante zu sein.
Seit Montag hat der Sohn damit seine Liebe zu Kublai Khan entdeckt. Er findet ihn süß. Zusätzlich zu seinen Gefühlsäußerungen hält er seine neu gewonnene Freundin Siri dazu an, ihn mit immer neuen Informationen über seinen Helden zu versorgen. Dies gestaltet sich etwas schwierig, da er mit ihr auf Spanisch kommuniziert. Nur so viel: die spanischsprachigen Informationen über Kublai Khan sind spärlich. Mir immerhin fiel ein, dass er zumindest in "Welcome to the Pleasuredome" von Frankie Goes to Hollywood Erwähnung findet. Manchmal beeindruckt mich mein Gedächtnis (13 Minuten aus dem Jahr 1984!). 
Nett auch, als der Sohn die Ähnlichkeit von Napoleon Bonaparte mit dem bei uns allen gleichermaßen unbeliebten Nachbarsjungen entdeckte. "Napoleon war bestimmt auch kein Qualitätskind." Dem kann man wohl ernsthaft nichts hinzuzufügen.

Dienstag, 11. Oktober 2016

Nie wieder Status Quo Ante

Normalerweise nehme ich die Spontanbesuche des Vaters meiner Kinder mit Gleichmut. Am Geburtstag des Sohnes finde ich sie sogar sinnvoll und bis zu einem gewissen Grad erfreulich. Und doch hatte ich gestern wieder einmal hart mit meiner asiatischen Gesichtsbeherrschung zu kämpfen. Als es abends an Tür klingelte und Papa vor ihr stand, war der Sohn mit seiner Freundin schon lange ausgezogen, um ein duftes Dinner beim Portugiesen seiner Wahl einzunehmen. Sein Vater stürmte wie üblich die Wohnung, guckte suchend um sich und fragte, wo denn der Geburtstagstisch sei. Da, wo der Kuchen und die Kerzen stehen, wo Parfum, Tyrannen-Quartett und die Schachtel des neuen Telefons liegen zum Beispiel, beantwortere ich seine Frage - zugegeben etwas schnippisch. Ach, das Telefon, auf das sich der Sohn - zwinker, zwinker - soooo gefreut habe. Ich nehme es stoisch, den Vater meines Sohnes daran erinnern zu müssen, ihm rechtzeitig ein Geschenk zu besorgen oder zumindest mit seinem Sohn Shoppen zu gehen. Ich nehme es allerdings krumm, wenn er meine Geschenke und meine Deko schlecht macht. Nicht einmal, weil sie mich fast das Zehnfache seiner Geschenke gekostet haben. Mehr, weil ich mir im Gegensatz zu ihm Gedanken gemacht habe.
Die Nettogerechtigkeit kam kurze Zeit später. Der Sohn und seine Freundin kehrten von ihrem opulenten Mahl zurück. Die weinrot verpackten Geschenke stachen beiden sofort ins Auge. Die Freundin: "DA-für musste er die Schuhe nochmal mit nach Hause nehmen?". Sie spielte darauf an, dass die Verpackung maximal dem Bastelniveau eines linkshändigen Vierjährigen entsprach. Das große Geschenk barg keine Überraschung, es waren wie erwartet die gemeinsam erstandenen Schuhe. Das kleine dagegen war ein Kracher: ein zerlesenes Exemplar des Meisterwerks "Männer auf der Suche - Sieben Schritte zur Befreiung" von Top-Autor Steve Biddulph. Wie gut er seinen Sohn doch kennt. Man solle nicht von sich auf andere schließen, konnte ich mir nicht verkneifen. 
Seine Sorge, er könne ein neues Telefon zum Geburtstag bekommen, bezog der Sohn übrigens nur darauf, dass seine Mutter zu viel Geld für ihn ausgeben könne. Sie tut es gerne.

Montag, 10. Oktober 2016

Nicht alles geht

Lange war ich stumm. Seit Freitag bin ich saisonal üblich krank. Eine Familienfeier in Ostwestfalen-Lippe war weder fürs Schreiben noch für die Genesung förderlich. Man sollte der Region jedoch nicht unrecht tun. Der angenehm ereignisarme Raum besticht nicht nur durch ausgedehnte Natur, sondern auch durch poetische Beschilderung. Mit dem Auto fährt man jedoch zu schnell an diesen Perlen der Straßenmeisterei vorbei, um Beweisfotos zu schießen. Ein Schilderdoppel aus oben "Horn" (gelbgründig) und unten "Touristische Ziele" (weißgründig) wünschte ich mir für Hamburg auch. Unser Favorit stand an einem selbst für diese Gegend gottverlassenen, dunklen Pfad: "Dienstweg - Nur für Befugte". Mit so einem Schild verschönerte ich gerne Teile der Wohnung. Wobei mein Schlafzimmer sicherlich um Einiges mehr zum Widersetzen verführt als die erwähnte Einöde. Man könnte daran die Kraft des geschriebenen Wortes ablesen - doch ich gerate ins Träumen.
Als ich nun gestern Abend wohlbehalten in die eigene Wohnung zurückkam, wäre mir sehr danach gewesen, mich sofort mit ein paar Ibus ins Bett zu legen. Leider fällt die erste fette Erkältung des Jahres immer mit dem Geburtstag des Sohnes zusammen. In Vorbereitung des heutigen Saisonhöhepunktes mussten noch Kuchen gebacken, Tisch dekoriert und Geschenke verpackt werden. Auch das Aktivieren der Ersatz-SIM-Karte für das neue Telefon zog sich länger hin als gedacht. Unter Auferbietung letzter Kraftreserven habe ich alles noch ganz gut hinbekommen - und vor allem rechtzeitig gegen 23:30 Uhr.
Ich bin sehr dankbar, dass es heute früh ausreichend andere Zuständige gab, die mit dem Sohn das neue Tyrannen-Quartett - Klassiker spielten. Ich war dazu noch nicht in der Lage.

Freitag, 7. Oktober 2016

Premieren

Einmal ist immer das erste Mal, ich weiß. So war gestern der erste Tag, an dem ich erleben durfte, dass der Taxifahrer vergaß, den Taxameter anzustellen. In leichter Abwandlung des Ritter der Kokosnuss-Zitats einigten wir uns auf 15€ für die Strecke Grüner Jäger-St. Georg.
Gestern war außerdem der erste Tag mit geschlossenen Schuhen nach fünf Monaten in Sandalen. Um mit dem Sohn zu sprechen: die Klaustrophobie meiner Füße blühte auf. Ich prangere an, dass es am gestrigen zu allem Überfluss noch wirklich ungemütlich und kalt war. Weiterhin finde ich es von der höheren Macht pädagogisch unklug, mir genau zum Beginn der Fußtristesse eine Erkältung zu bescheren. Daraus muss man doch die falschen Schlüsse ziehen.

Donnerstag, 6. Oktober 2016

Ahnungslos durch den Tag

Ich hätte es ahnen müssen, als die Tochter gestern früh ihren Bruder ermahnte, endlich seine Geschirrüberreste des Vorabends wegzuräumen. Irgendwas war da verkehrt. Allerspätestens hätte ich es wissen müssen, als mich die Tochter fragte, wann ich von der Arbeit nach Hause zu kommen gedenke. In meiner Ahnungslosigkeit dachte ich, ihr einen Gefallen zu tun, indem ich antwortete, nicht so spät wie sonst. Als ich ihre Verwunderung bemerkte, erkundigte ich mich, was sie denn vorhabe. Eine Freundin und ihr Freund werden zu ihr kommen und man arbeite gemeinsam an einem Schulprojekt. Was das mit meiner Rückkehr zu tun haben sollte, blieb mir nach wie vor unklar.
Kurz nach 18 Uhr war ich dann zuhause. Mich empfing ein im Feierhemd kochender Sohn. Gekocht wurde mit Klavierbegleitung. Der Freund der Freundin haute in die Tasten. Durchaus begabt - was er aus unserem verstimmten Piano herausholte. Um die Jungs herum weitere Jugendliche, zum größten Teil bekannter, zum Teil unbekannter Provenienz. Fast alle grüßten freundlich, machten insgesamt aber einen eher aufgescheuchten Eindruck. Dieser bestätigte sich darin, dass Einige anfingen, die Möbelstücke des Wohnzimmers wieder in ihre Ausgangsposition zu bringen. Es wirkte, als ob meine Anwesenheit nicht zwingend notwendig sei. Ich fand zum Glück Asyl in der Nachbarwohnung. Mit Wein und grandiosem Essen und allen Schikanen. Dennoch nagt der Gedanke, alt zu werden (zu sein?), an mir. Ich verstehe alles nicht mehr so richtig. Hausaufgaben gingen früher anders.

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Gute Seiten

Ein Abend mit Christian Sievers im samtenen Einsegnungsanzug ermöglicht das Wiedersehen mit den - wenn auch etwas stromlinienförmiger gewordenen - Gefährten der Kindheit. Hach.
Eine Klassenfahrt eines der Kinder bringt Klarheit auf die Frage, welches Kind welche Dinge aus meinem Eigentum sozialisiert. Nie habe ich vermutet, der Sohn könne für die wundersame Verringerung meiner Strumpfhosenbestände zuständig sein (obwohl... in St. Georg weiß man nicht...). Jetzt habe ich Gewissheit: an ihm liegt es nicht. Ebenso wenig wie er für den Schwund an Unterwäsche, Deos oder Concealern zuständig zu sein scheint. 
Eine Äußerung über die selbsattestierte, altruistische Ader der Verwandtschaft kann mich noch tagelang belustigen. Bis zum Wochenende scheinen die Peinlichkeiten, die mich bisher belasteten, zu ruhen. Die Sonne scheint. Das Leben ist gut.

Dienstag, 4. Oktober 2016

Gutes Aussehen in der Galeere

Das Hamsterrad hat uns wieder. Ich hadere einmal mehr mit dem Konstrukt des Frondienstes. Der Sohn gibt nicht nur den zerstreuten Professor, sondern den müden Professor Hastig. Die Tochter muss vor dem Abflug in die Schule im großen Spiegel in der Halle ihr Aussehen checken (zu ihrer Empörung haben wir in der Wohnung keinen brauchbaren), um dort festzustellen, dass es so nicht gehe. Auch wenn die Mutter anderes behauptet. Umziehen ist angesagt. Die unpassenden Kleidungsstücke, die an Ort und Stelle fallengelassen werden (Ehrensache!), hänge ich pflichtschuldig auf. Ich kann mich trotz einstelliger Temperaturen nicht zu geschlossenen Schuhen durchringen. Verkehrte Welt, dass die Brut mit Wollmänteln unterwegs ist, während ihre Mutter Sandalen trägt. Immerhin gibt diese Schrulle den Kindern die Möglichkeit, die lange verwaisten Socken ihrer Mutter auszuführen. Der Sohn bleibt so oder so fresh. Rot-Pinke-Polka-Dot-Strümpfe sehen an ihm auch in Kombination mit schwarzer Hose, schwarzem Rollkragenpullover und kamelfarbenem Mantel großartig aus.

Sonntag, 2. Oktober 2016

Sonntag vs. Preußentum

Heute bin ich wieder versöhnt. Die Organisation hat sich gelohnt, wir hatten einen schönen Tag/Abend in trauter Nachbarschaftsrunde. Der Sohn hatte zwar keine Lust mitzuspielen, war jedoch immer auf dem Laufenden, wenn es um den Zeitplan ging:
Kritische Anmerkung seinerseits: der Crumble war zehn Minuten zu spät im Backofen. Schlendrian allenthalben!

Samstag, 1. Oktober 2016

2017 vielleicht?

Es steht nicht allzu gut um meine eigene Lernkurve. Erst meint der Chef, er sehe keinen Grund, weswegen ich alles hinwerfen solle. Vielleicht weil ich seit Monaten hingehalten werde und mindestens ebenso lange in Vorkasse gegangen bin? Wahrscheinlich drücke ich mich einfach nicht klar genug aus.
Dann finden die Nachbarn meine Organisation (um die ich mich beileibe nicht gerissen habe) minderwertig. 
Wann begreife ich endlich? Vielleicht nächstes Jahr. Das ist schließlich nicht mehr weit.