Sonntag, 25. Dezember 2022

Festtage

Die Adventszeit war diesmal meist zum Durchhalten, doch es gab auch schöne Intermezzi. Ihre Bilanz fiel damit leicht positiv aus. Die Hoffnung war ein ähnliches Ergebnis für die Feiertage. Sie sah nicht nur insofern berechtigt aus, als sich der eine oder andere positive Test unter den potentiellen Mitfeiernden ergeben hatte. Da Organisation das halbe Leben ist (wenngleich die andere Hälfte vielleicht mehr Spaß macht), sollte es auch für Weihnachten selbst hinhauen. Der Baum stand bereits am 23. abends ohne allzu lange Beschäftigung; kurz nachdem die letzten Geschenke erstanden waren. Das Schmücken des diesjährigen Konzeptbaumes kostete mich lediglich zwei bis drei Stunden, in denen ich mit lautstarker Unterstützung von Faithless‘ Insomnia auch noch seiner gedenken konnte. Ein bisschen Schnupfen und Halsschmerzen zu den arbeitsfreien Tagen ist wahrscheinlich Satz, daher sollte die Stimmung hierdurch keinen Dämpfer bekommen. So wurde alles überraschend schön mit tollen Geschenken, ebensolchen Kindern und hervorragendem Essen. Mehr war nicht drin. Nur noch eine saisonale Äußerung des Sohnes: „Das Chriskind hat ADHS.“ Das muss sie wohl sein, diese Besinnlichkeit.



Mittwoch, 14. Dezember 2022

In vollen Zügen

Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen erfuhr ich, dass ich nicht die Einzige bin. Ich hätte schwören können, dass das niemand bringt. Doch es sollen schon Menschen vor mir ihre BahnCard in kleine Einzelteile zerschnitten haben, um Wochen später festzustellen, dass die, die sie vernichtet haben, nicht die abgelaufene sondern die gültige war. Ich wähnte mich auf der sicheren Seite, weil doch 25.11.2022 auf ihr stand. Schade, dass es sich dabei um das Ablaufdatum handelte. Wie gut, dass die Bahn aktuell wegen des Wintereinbruchs mit arktischer Kälte wahrscheinlich ohnehin nicht fährt. Da werde ich nicht in Versuchung geführt und bleibe gemütlich zu Hause; da ist es ohnehin am schönsten.





Dienstag, 6. Dezember 2022

Diese Saison

Seit vielen, vielen Jahren weiß ich um die Regel, dass auf den fünften Dezember der sechste folgt. Und dennoch habe ich heute vergessen, dass Nikolaus ist. Zum Glück weilte die Brut aushäusig, so dass mein Schnitzer nicht sofort auffiel. Mir blieben noch ein paar Stunden, um pflichtschuldig ein paar Süßigkeiten in Hausschuhe zu stopfen und größere Eklats zu vermeiden. Doch mir selbst war es peinlich. Zu meiner Geißelung orderte ich nicht nur an, heute den einzigen Weihnachtspulli meines Fundus‘ zu tragen. Das allein wäre zu billig. Die Weihnachtssocken mussten auch sein. Außerdem erlegte ich mir zusätzlich auf, in meiner Mittagspause den Hof von nassen, schweren Blättern zu befreien, indem ich eine Stunde lang ganz old school den Besen schwang. Mehr Ideen habe ich als wenig Liturgie-Erfahrene wirklich nicht.



Freitag, 2. Dezember 2022

Spät dran

Am Abend des 30. November fiel mir wieder ein, dass ich in der Vergangenheit gewisse Standards gesetzt habe, was das Adventsbrauchtum angeht. Kinder mögen volljährig sein, doch eine Adventszeit ohne entsprechenden Kalender von mir wäre ein traumatisierendes Erlebnis. 
Also ging es zum Ende des Monats nächtens noch treppauf-treppab, um wenigstens eine erste Anmutung eines Adventskalenders zu schaffen. Irgendwo habe ich gelesen, dass Effizienz intelligente Faulheit sei. Vielleicht habe ich mich mit diesem Minimalergebnis zum Dezemberstart in die etwas IQ-stärkeren Bereiche vorarbeiten können.

In preußischer Pflichterfüllung habe ich mich in der ersten Dezember-Mittagspause meines bezahlten Jobs daran gemacht, 23 weitere Tütchen zu füllen, zu dekorieren und aufzuhängen. Nennt mich Heinzelmännchen.
Fast hätte ich es geschafft, dass alle 24 zeitgleich hängen. Doch eben nur fast. In besagter Mittagspause stand der Sohn auf und verhielt sich, wie er sich als Achtjähriger zeigte: Im Treppeherunterrennen riss er die Tüte mit der 1 ab, um bereits vor Erreichen des Parterres den favorisierten Beutelinhalt im Mund zu haben und etwas wie „Mmmhhleckerfritt“ zu murmeln. Sein fortgeschrittenes Alter merkt man ihm dennoch an: Er wirft die leere Papiertüte unterdessen ins Altpapier.