Mittwoch, 30. November 2016

The Currency We've Spent, I Love You You Pay My Rent

Heute erlaube ich mir Vorfreude. In der Hoffnung, dass sie nicht die schönste Freude bleibt. Die erste Etappe ist dabei das Pet Shop Boys-Konzert (PSB, wie die echten Auskenner sagen) heute Abend. Auch wenn die Tochter und ich bereits die Setlist studiert haben und feststellen mussten, dass unser beider Lieblingslieder nicht dabei sein werden: "You Only Tell Me You Love Me When You're Drunk" und "Rent". Wir freuen uns dennoch auf Popmusik in Reinform.
Die nächste Station wird der Jahresurlaub sein: in bereits 7 (in Worten: sieben) Tagen bin ich auf dem Weg nach Spanien. Wäre ich der Sohn, stellte ich die Zeitrechnung unterdessen auf Stunden um. Egal wie, ich hoffe auf Sonne, Licht und ganz viel Entspannung. 

Dienstag, 29. November 2016

Preisfrage

Wer anhand dieser, meiner Weihnachtsdekoration 
als erstes errät, auf welches Konzert ich morgen gehe, gewinnt ein eigens von mir zusammengestelltes Flamingo-Ensemble.

Summertime, and the Living is Easy...

Wer war es eigentlich, der die Vor- und Weihnachtszeit als besinnlich und gemütlich bezeichnet hat? Ich finde, derjenige gehört posthum erschossen. Meine Adventszeit ist einigermaßen durchgetaktet und generalstabsmäßig geplant. Und ich bin recht sicher, ich bin kein Einzelschicksal. Am Anfang steht jedes Jahr das Adventskranzbauen. Meist zu einer Zeit, zu der ich mir noch nicht eingestanden habe, dass der Sommer vorbei ist. Nahtlos darauf oder schon währenddessen folgt der Adventskalender. Hier gilt es je nach häuslicher Besetzung mindestens 48 Tütchen zu beschicken. Allein die Beschaffung von derart vielem Klein- und Süßkram hält auf Trab. Doch es kommen noch Basteln und Aufbau hinzu. In ruhigen Minuten kann man sich dann noch mit der saisonalen Deko beschäftigen: wo war nochmal der Erzgebirgsnussknacker? Der muss doch irgendwo sein? Ein gutes Jahr ist es, wenn man bei der Suche nach der Dekoration im Keller nicht auf Ratten trifft, ein weniger gutes, wenn man ihnen oder ihren Hinterlassenschaften begegnet.  Sollte zwischendrin noch Leerlauf entstehen, kann dieser mit Keksebacken bekämpft werden. Wenn der Adventskalender erfolgreich installiert ist, auch das nicht ganz trivial, beginnt sofort die Auseinandersetzung mit Nikolaus. Hier gilt es immer größer werdende Schuhe und Stiefel zu befüllen. Ich danke dem Herrn dafür, dass meine Kinder meine eher kleinen Füße geerbt haben. Wichtig bei den letzten beiden Aktionen: dass die Kinder nicht live bei der Vorbereitung dabei sind. Oftmals bedeutet das blöderweise, erst gegen 23 Uhr mit ihr anfangen zu können. Das geht zwangsläufig von der Nachtschlafzeit ab. Denn leider handelt es sich bei den Saisonvorbereitungen nur um eine unbezahlte Nebentätigkeit. Hauptberuflich mache ich etwas Anderes. Und das ist auch gut so. Nach dem 6. Dezember kann die Suche nach Weihnachtsgeschenken losgehen. Häufig kollidiert dieser Zeitpunkt mit meinem Jahresurlaub, auf den die abgewrackte Pandamutter geschickt wird. Zum Glück kann man sich auch in Spaniens Sonne (hoffentlich!) mit Weihnachtsgeschenken befassen, seit es dieses neue Internet gibt. Da ich mich aktuell in der Post-Adventskranz-Pre-Adventskalender-Phase befinde, reagiere ich meist nicht allzu gelassen auf Äußerungen der Art, man habe seit September alle Geschenke beisammen, oder Nachfragen, ob ich schon die meisten, wenn nicht gar alle Weihnachtsgeschenke besorgt habe. Ich habe mich noch nicht einmal nach Wünschen erkundigt (siehe oben).

Montag, 28. November 2016

Störfeuer

Als ob es nicht genügend Hindernis wäre, dass die Züge wackelten, als ich körbeweise Weihnachtskarten zu schreiben hatte. Nein, währenddessen meldete sich auch noch die Tochter - was prinzipiell nicht schlecht ist - und tat kund, "oh fuck Mama", sie habe ihre Mandoline bei "diesem Backding vergessen". Dieses Backding war übrigens ein veganer Weihnachtsbackkurs, den ich ihr vorfristig zum Nikolaus geschenkt habe. Da ich Telekomkunde bin und mich gerade im Niemandsland zwischen Osnabrück und Bremen befand, gestalteten sich die Antworten an die Kursleiterin, die glücklicherweise eine Kollegin von mir ist, wie an die Tochter schwierig. Mein Vorschlag, die Tochter solle doch zurückkehren und das Instrument abholen, wurde mit dem Argument abgeschmettert, das sei doof, man sei ja schon am Berliner Tor. Mit meiner Antwort testete ich wieder einmal, ob Ironie auch in digitalen Medien funktionieren kann. Ergebnis: zumindest mit der Tochter als Empfängerin klappt es. Telepathisch spürte sie meinen Unmut. Auf die Idee, gleich wenn man das Fehlen bemerkt, umzudrehen, kommt man als verantwortungsvolle Jugendliche an der Schwelle zum Erwachsenendasein selbstverständlich nicht. Das bedeutete doch Umstände, die lieber die kilometerweit entfernte Mutter übernehmen soll. Wen wundert es, dass ich in diesen Wirrungen nicht alle Karten einwandfrei hinbekomme? Ihr wundert euch auch nicht, dass ich am heutigen Feierabend mit Mandolinenbegleitung unterwegs bin. 

Sonntag, 27. November 2016

Sorry for any inconvenience

Manchmal beeindrucke ich mich selbst. Die jeweils vier Stunden An- und Abreise zum und vom verspäteten Thanksgiving-Fest habe ich fast ausschließlich damit verbracht, Weihnachtskarten zu basteln und zu schreiben. Ich weiß, online macht sich das alles viel schneller. Doch ich bin noch so wahnsinnig old school: Fotos ausdrucken, zurecht schneiden, mit Fotokleber auf Karten heften, mit der Hand beschreiben - sowohl die Grüße als auch die Adressen. Umschläge und Briefmarken anlecken und zu- bzw. aufkleben. Dann die letzte Hürde: einen der wenigen, noch existierenden Postkästen finden. All' das mache ich mehr oder weniger klaglos. Wenn ich dabei auch keine wahnsinnig kommunikative Reisegesellschaft bin. Nach vollbrachtem Werk fühle ich mich fast so, als habe ich mehrere Stunden körperlich gearbeitet. Diese Befriedigung, einen Stapel geschafft zu haben. Blöd nur, dass ich heute Abend feststellen musste, eine Karte übrig behalten zu haben, obwohl alle Umschläge verbraucht waren. Es steht zu befürchten, dass ich einem Adressaten einen recht inhaltsarmen Brief verschickt habe. Ich entschuldige mich hiermit blanko bei denjenigen.

Freitag, 25. November 2016

Regelwerk

Auszug aus "Goldene Mütterregeln":
Absatz 4.1
Mütter, die sich keinen Zugang zum töchterlichen Zimmer verschaffen können, da sich die Tür wegen Gegenstandsbelastung des Bodens nicht öffnen lässt, sind nicht verpflichtet, dreckige Wäsche zum Zwecke der Reinigung einzusammeln.
Absatz 4.2
Im Zuge der Gleichstellung gälte oben Genanntes auch für Väter und/oder Zimmer des Sohnes.

Vereinte Pandas

Der Dank geht an die üblichen Nachbarn. Vielen Dank für die schlafarme Nacht! Ich weiß, ich sollte mir nicht alles so zu Herzen nehmen. Aber ich bin nunmal ungerne diejenige, deren Argumente beiseite gewischt werden und die danach suggeriert bekommt, ignorant, rückwärtsgewandt, menschen- und gesinnungsfeindlich zu sein. Ich hätte an dieser Stelle gestern Abend eine Live-Schalte einrichten sollen. Ein Tribunal dieser Art glaubt mir sonst keiner. Zwar bin ich nicht die einzige ökofeindliche Querulantin, aber das verringert das Leiden nur bedingt. Immerhin führt die Leidensgemeinschaft dazu, dass die im Schweinesystem erforderliche Mehrheit für ein Gründach nicht zustandekommt. Mit der Ächtung in der christlichen Adventszeit werden wir schon irgendwie klarkommen. Nur der Nachtschlaf leidet. Nennt mich den Vorweihnachtspanda.

Donnerstag, 24. November 2016

Famous Last Words

Wenn ich demnächst von den Nachbarn erschossen werde - und damit muss ich nach dem Verlauf des heutigen Abends bald rechnen, begrabt mich an der Biegung des Flusses und weint nicht zu sehr um mich, denn ich bin für eine gerechte Sache gestorben. Ich habe mich als Ökosau, Geizhals, Blockierer bezichtigen lassen und bin doch standhaft geblieben. Mein Wunsch ist lediglich, dass meine Kinder nicht in Sippenhaft genommen werden und verschont bleiben.

Lose-Lose-Situation

Selten habe ich mich so schwer von der Arbeit nach Hause geschleppt. Was nicht daran lag, dass ich im Kontor so viel Spaß hatte. Eher im Gegenteil. Ich habe mir heute vorsätzlich die miesen 8-Punkt-Schrift-Zahlenkolonnen-Excel-Jobs zugeschanzt, um mir den Abschied von der Galeere leichter zu machen. Das Tribunal, das mich heute Abend erwartet, steht mir bevor. Eigentlich kann ich nur verlieren. Entweder bekommen meine Nachbarn das von ihnen gewünschte, von mir abgelehnte Gründach durch. Oder sie schmollen auf ewig mit mir, weil es abgeschmettert werden konnte.
Schön wird es in keinem Fall.

Mittwoch, 23. November 2016

Mein Leben im Zirkelbezug

Wieder einmal habe ich Spaß mit den offiziellen Institutionen. Wieder einmal geht es um den Sohn. Der möchte gerne möglichst bald seinen mittleren Schulabschluss erwerben - MSA, wie wir Hipster ihn nennen. So weit, so ungewöhnlich für einen männlichen Jugendlichen. Die Lerngruppe, die er besucht, kann jedoch nur den ESA (für Nicht-Hipster: den ersten Schulabschluss, den man früher Hauptschulabschluss nannte). Glücklicherweise bietet die Stadt Hamburg auch die Möglichkeit einer externen MSA-Prüfung an. Das klang nach unserem Ding. Diese jedoch kann der Sohn nicht ablegen, solange er schulpflichtig ist. Im nächsten Jahr jedoch, wenn er nicht mehr unter die Schulpflicht fällt, kann er zur externen Prüfung zugelassen werden. Eine offizielle Aufforderung zum Trödeln. Klingt super. Nie, nie mehr möchte ich von offizieller Stelle Klagen darüber hören, deutsche Schulabsolventen seien zu alt, wenn sie mit Studium oder Berufsausbildung anfangen! 
Noch hoffen wir auf eine Sonderfallregelung, die ein Schlupfloch sein könnte. Nach meinen bisherigen Erfahrungen in der Sache bin ich jedoch skeptisch. Bestimmt übertriebener Pessimismus.

Dienstag, 22. November 2016

Endlich Einsicht

Wieder einmal zeigt sich, ich verstehe einfache Zusammenhänge nicht. Um dies zu offenbaren, ist Schmollen wichtig. Derzeit geht es darum, dass ich die Tochter am kommenden Wochenende nicht gerne alleine zurückließe. Blödsinn, schließlich ist sie doch schon so gut wie erwachsen. Dass sich mir die Reife derzeit nicht präsentiert, kann nur mit meiner Begriffsstutzigkeit zusammenhängen. Die Verabredung mit ihrer Cousine spricht doch von ausgeprägtem Verantwortungsbewusstsein. Mein Anliegen, ich sähe es lieber, sie übernachte von nächstem Samstag auf Sonntag bei ihrer Freundin, wird mit guten Argumenten quittiert. Sie gehe Sonntagvormittag doch zum Mandolinenunterricht, das sei von uns aus praktischer. Mein Einwand, dass sie letzten Sonntag ebendiesen Unterricht wegen Chillens habe ausfallen lassen, ist Zeichen meiner Kleinlichkeit. Was verstehe ich schon von Bedürfnispyramiden Siebzehntejähriger? Richtig: nichts. Dass mich auch die Tatsache nicht zuversichtlicher stimmt, heute früh eine gute halbe Stunde gebraucht zu haben, um Küche und Essplatz in mitteleuropäischen Hygienestandard zurückzubringen, liegt auch an meiner Kurzsichtigkeit, vermute ich. Bestimmt kam das Chaos viel mehr vom Bruder. 
Wenn ich schon beschränkt bin, zeige ich mich zumindest einsichtig. Das ist doch der erste Schritt.

Montag, 21. November 2016

Wochenendpflichten

Da stand ich nun am Sonntagmittag bei Wind und Wetter am ZOB (für die frankophonen Leser unter Euch speziell, ich weiß). Die Tochter war nach langer Nacht zu sehr mit "Chillen" bei einer Freundin beschäftigt, um - wie von ihr selbst ausgemacht - ihre Cousine abzuholen. Ich habe eigentlich - aus Gründen - mit dem angeheirateten Teil der Verwandtschaft nichts mehr zu tun. Und doch war die liebe Muddie wieder bereit. Natürlich kam kein Bus aus Berlin zur angekündigten Zeit an. Die Verabredung war falsch getroffen worden (seems to run in THIS family). Nach wiederholter stiller Post fanden wir endlich zusammen. Wir gingen zu uns nach Hause. Unfreiwillig, aber nicht unwillig gab ich die Gastgeberin, bot Tee, Essen und Kekse an. Irgendwann kam eine verlebte Siebzehnjährige nach Hause, begrüßte ihre (von ihr eingeladene) Cousine herzlich und begab sich mit den Worten, sie müsse Schlaf nachholen, in ihr Bett. Die wohlerzogene Gastgeberin in mir erkundigte sich nach den Plänen der Schwippnichte. Sie wolle den Weg für Ihr Bewerbungsgespräch am kommenden Morgen abfahren, um ihn auszutesten und die Zeit dafür festzuhalten. Der Sohn und ich begleiteten sie, denn sie wirkte recht unsicher. Allein der Weg von uns zur U-Bahn - ca. 100 Meter geradeaus - stellte eine kleine Hürde für sie dar (Orientierungslosigkeit runs in the family as well). Nach unserem Ausflug an die Kollau wollte unsere Schutzbefohlene früh ins Bett, denn sie müsse am nächsten Morgen früh raus. Ich bot ihr vorher noch Abendbrot an, das sie dankend annahm. Zum Glück habe ich die Wohnung meiner Eltern nebenan in der Hinterhand, so dass sie nicht wie von der Tochter geplant auf unserem Schlafsofa im Wohnzimmer schlafen musste. Das hätte unsere eigenen Aktivitäten nach 18 Uhr doch sehr eingeschränkt. Genau genommen hätte sie allerdings auch im Zimmer der Tochter übernachten können, denn die beschloss kurzfristig, auch die Nacht von Sonntag auf Montag aushäusig zu verbringen. So viel zum Kümmern um die Cousine. So fiel auch die Kaffeebereitung um 6:30 Uhr  am Montagmorgen in mein Feld. Der frühe Gastgeberfeierabend hatte den Vorteil, mich wieder den eigentlichen Wochenendaufgaben zu widmen: der Adventsvorbereitung. Das Kranzmodell "Club Tropicana" hatte ich zwar schon Samstag fertiggestellt (wenn ich auch überlege, ob ihn ausreichend Flamingos schmücken).
Es blieb das Backen:
Und diverse Andere, die weniger fotogen sind.
Man wird verstehen, dass die mitgenomme und fürs Wochenende vorgesehene Arbeit ruhen musste. Oder?

Samstag, 19. November 2016

Zeit

Es ist soweit: es lässt sich wohl nicht mehr leugnen, dass ich alt werde. Heute früh wachte ich um 6:40 Uhr auf und konnte nicht mehr wieder einschlafen. Selbst die üblichen Tricks erwiesen sich als zwecklos. Lesen schläferte mich nicht ein, eine Mail an die Nachbarn nicht und auch nicht die Überlegung, was ich anziehen werde, die normalerweise ein Garant für unverzügliches Wegschlummern ist. Zugegeben, am Samstag ist die Kleiderfrage meist keine Herausforderung. Es geht lediglich darum, welches der Räuberzivile mitteleuropäischen Sauberkeitsstandards entspricht. Das geht einfach.
Im Grunde kann ich mich schon glücklich schätzen, erst jetzt von seniler Bettflucht angefallen zu werden. Meine eigene Prognose sagte sie bereits voraus, sobald die Kinder nicht mehr vor sechs Uhr ins elterliche Bett gekrochen kämen und Unterhaltung wünschten. 
Ich stand also vor meiner üblichen Wochenendzeit auf. Die Tochter war bereits unter der Dusche. Ich zog in die Küche, stellte mir Musik an und trank Tee. Kurze Zeit später kam die Tochter in die Küche gewirbelt und meinte: "Du weißt, was jetzt kommen muss?" Ich muss sie einigermaßen blöde angeguckt haben, denn ich wusste es nicht. Kurzerhand steckte sie ihr Telefon auf die (meine, wenn ich wie üblich kleinlich sein will) Dockingstation, sah mich strahlend an und stellte "Last Christmas" an. Anschließend tanzte sie durch Küche und Wohnzimmer und wiederholte den Titel, weil es so schön war.
Vielleicht kann ich den frühen Morgenstunden am Ende doch noch etwas abgewinnen?

Freitag, 18. November 2016

Lame Ducks

Eigentlich gefallen mir amerikanische Präsidenten und ihr Gefolge - wenn überhaupt - erst als abgewählte Amtsinhaber. Ich mag nach wie vor das Video von Bill Clinton, in dem er sein Leben als Lame Duck präsentiert, das ausschließlich aus Wäschewaschen, Plaudern, Hinterherwinken und Stullenschmieren besteht. Auch mag ich jetzt die Obamas, obwohl Barack natürlich nach wie vor der Guantanamo-Verräter ist. Ich wünschte nur, ich könnte das gleiche sagen wie Michelle Obama:

Das gilt für jeden meiner Jobs, ob bezahlt oder unbezahlt.

Donnerstag, 17. November 2016

Funny Friends

Der Countdown läuft. Noch eine Woche. Dann, sage ich voraus, werden sich die Nachbarn demontieren und zerfleischen. Es geht jetzt schon los. Mit schnippischen Mails, Buh- oder Zurufen aus den verschiedenen Lagern und Getuschel in den Hausecken. Manch' einer dächte, es ist doch nur eine Wohnungseigentümerversammlung (schönes deutsches Wort übrigens). Aber ein solch' sorgloser Mensch kennt unser Haus nicht. Allein der Tagungsort ist ein Politikum: einberufen wurde die Versammlung in unsere Halle. Dort sei es jedoch zu kalt. Finden all' die, die letztes Jahr in ihrem Wunsch, ihre Gesinnung allen im Dorf zur Schau zu stellen, dort Flüchtlinge unterbringen wollten. Selbst der beheizbare Nebenraum sei zu kalt, denn da ziehe es. Ob sich nicht jemand finde, der seine Wohnung für den Zweck öffne. Es mag schon langsam Vorweihnachtszeit sein, doch ich werfe meine (unglaublich) christliche Gesinnung über Bord und lasse die heilige Familie nicht ein. Aus Gründen. Ich finde, es sollten sich die Wohnungen derjenigen öffnen, die unbedingt eine Dachbegrünung durchbringen wollen. Deswegen müssen wir schließlich Ende November zusammensitzen. Ich oute mich als ignorante Ökosau: ich möchte das Gründach nicht. Auch aus Gründen. Diese werden in den Hintergrund treten. Denn - wie heißt es so schön in den Statuten von "Die Wahrheit" der taz: "Warum sachlich, wenn es persönlich geht."

Mittwoch, 16. November 2016

In Zukunft

Vorbereitung ist alles. Das gilt sicherlich auch für den Zweckoptimismus. Um mich für den Moment zu wappnen, in dem die Kinder aus dem Haus sein werden (was noch ein paar Jahre dauern wird), sammele ich Argumente, mit denen ich mich dann aufbauen kann. An erster Stelle rangiert derzeit die Tatsache, dass ich dann in vollem Umfang auf meine Kleidung, meine Kosmetik- und Hygieneartikel zurückgreifen können werde. Ein schier unvorstellbarer Zustand. Wenn ich heute vor meinem (?!) Kleiderschrank stehe, kommt neben der Tatsache, dass ich nichts zum Anziehen habe, erschwerend hinzu, dass genau das Shirt/die Unterwäsche/die Strumpfhose, das/die ich anziehen möchte, von einem meiner Kinder ungefragt - Ehrensache! - ausgeliehen wurde. Wenn ich das Objekt jemals wieder in meinen Bestand aufnehmen möchte, muss ich es mit spitzen Fingern aus irgendwelchen Halden dreckiger Wäsche vielfältiger Provenienz, klebrigem Leergut und benutztem Geschirr herausfischen. So selbstverständlich, wie es verschwindet, kommt es auf wundersame Weise nicht zurück. Dass die Brut einen ähnlichen (guten?) Geschmack wie ich zu haben scheint, tröstet mich nur bedingt.
Wenn ich es mir recht überlege, liegen goldene Zeiten vor mir.

Dienstag, 15. November 2016

Ob das was wird?

Am Sonntag haben der Sohn und ich unsere Ziele für die kommende, sprich diese Woche festgelegt. Ich fand das eine schicke Idee. Warum nicht auch im privaten Umfeld Zielvereinbarungen, Lernentwicklungsgespräche oder Ähnliches? Wir haben unseren Durchhaltewillen anständig mit Handschlag besiegelt. Die Bilanz nach dem ersten Tag ist mittelmäßig. Während der Sohn wenigstens die wichtigeren 50% seiner Vereinbarung geschafft hat, war ich ein kompletter Reinfall - manche nennten es auch epic fail. Meine Aufgabe in dieser Woche heißt "Mehr Distanz zur Arbeit/Pünktlicher Feierabend". Ich sage nur so viel: nach 19 Uhr habe ich entnervt aufgegeben und als Letzte das Licht ausgemacht.
Wie gut, dass die Woche noch vier weitere Arbeitstage hat (dass ich das einmal sagte!). Die verbleibende Zeit schafft Raum, das auszubügeln, was ich gestern vergurkt habe.

Montag, 14. November 2016

Schwer empathisch

Aktuell ist das vorherrschende Gefühl in mir Mitleid. Seit Mittwoch denke ich darüber nach, wie viele unter Mühen entstandene War-Ja-Klar-Dass-Hillary-Einzieht-Artikel unwiederbringlich im Müll gelandet sind. Als ich den Kindern gegenüber äußerte, Hillary tue mir fast ein wenig leid, winkten diese vehement ab. Dazu sei sie zu Scheiße. Sie haben ja recht. Und trotzdem geht es mir mit ihr wie mit dem Vater meiner Kinder. Wenn er sich nicht so verhalten hätte, wie er es tat, könnte man glatt Mitleid mit ihm haben. Besonders arm dran sind jedoch die vielen US-Amerikaner, die die Wahl ihres neuen Präsidenten genauso wenig verstehen wie wir, die nur noch viel stärker von ihm betroffen sein werden als wir.
Auch fühle ich mit den Menschen, die für eine geringe Pauschale Winterdienste leisten. Dass sie jetzt schon Anfang November ran mussten. Und neben Schnee und Eis auch noch mit zentnerweise Laub zu kämpfen hatten. Einziger Lichtblick daran: uns sind zum größten Teil die Laubpuster erspart geblieben. Auch die Unfallchirurgen tun mir leid. Sie stehen doch wieder von frühmorgens bis spätabends am Tisch, weil auf gefrorenem Laub sicher noch viel häufiger als nur auf nassem ausgerutscht wird.
Vielleicht am allermeisten tue ich mir selbst leid: da gibt es den tausendsten Tatort, und dann ist er mit Charlotte Lindholm. Das haben wir alle nicht verdient.

Samstag, 12. November 2016

Unverständnis

Wie ich bereits berichtete, hat der Sohn beim Nagelkauen "Filetstücke" auserkoren. Es ist wohl meinem allgegenwärtigen Pessimismus zuzuschreiben, dass ich diese Tätigkeit dennoch blöd finde. Als ich deswegen wieder einmal die Nase rümpfte - und das kann ich gut -, verstand der Sohn meinen Unmut nicht. Er putze sich so eigentlich immer nach dem Nagelkauen die Zähne. Na, wenn das so ist.

Donnerstag, 10. November 2016

Hurra!

Es ist Zeit, sich ein wenig selbst zu feiern. Damit es nicht nur die tun, die weitaus weniger Berechtigung dazu haben. Mein Lieblingsspruch zur Lage kam heute von meiner Nachbarin, die ihn irgendwo gelesen hat: "Heben wir uns den Pessimismus für bessere Zeiten auf."
Doch zurück zum Thema. Ich feiere mich selbst. Dafür, dass ich die Chance habe, durch Lektüre meinen Horizont zu erweitern.
Was das Bild verschweigt: dass außergewöhnliche Menschen auch angeschlagene Körper haben. 
Wir hatten uns einen Traum verwirklicht und in unserer neuen Wohnung eine deckenhohe Bibliothek inklusive Leiter eingebaut. Es begab sich blöderweise, dass der Gatte nicht allzu lange nach dem Einzug wieder ausziehen musste. Um Tatsachen zu schaffen, schlug mein Bruder vor, nicht darauf zu warten, dass der damals Fast-Ex seine Siebensachen packt, sondern die Umzugskartons für ihn zu füllen. Gesagt, getan. Irgendwann gelangten wir auch zu seinen Büchern. Da es sich dabei hauptsächlich um sogenannte Erwachsenenliteratur handelte, waren wir beim Einzug übereingekommen, diese außer Reichweite der Kinder direkt unter der Decke zu platzieren. Es kam, wie es kommen musste: beim Herausnehmen ebendieser Bücher wollte ich mich abstützen, griff ins Leere und fiel von ganz oben nach ganz unten. Da lag ich nun wie ein Käfer auf dem Rücken. Und heulte. Weniger wegen der Schmerzen als mehr wegen der bescheidenen Situation. Nach zwei Tagen Rückenschmerzen, uromagleichem Rumgeeier und unerträglichen zwanzig Minuten in der miesen Röhre bekam ich die Diagnose, das Kreuzbein sei gebrochen. Ein Körperteil, von dessen Existenz ich bis dahin bei aller Belesenheit nichts wusste. Vielleicht ist ein großer Fernseher alles in allem doch die bessere Wahl? 

Mittwoch, 9. November 2016

Enttäuschung

Als heute früh der Wecker klingelte, glaubte ich, es sei Freitag. Schnell korrigierte ich mich auf Donnerstag, um kurz danach festzustellen, dass genau genommen Mittwoch ist. Als ich etwas wacher wurde, tröstete ich mich mit dem Gedanken, wenn ein Tag so enttäuschend anfängt, kann er im Verlauf eigentlich nur besser werden.
Wieder einmal habe ich mich getäuscht. Wieder einmal war ich sicher, es wird schon nicht passieren. Doch genau wie beim Brexit ist genau das eingetreten, was ich nicht für möglich gehalten hätte. Nur mit dem Unterschied, dass es hauptsächlich ein paar Briten schaden wird, wenn sie nun ihr eigenes Süppchen kochen. Trump wird uns allen wehtun.
Ich glaube, ich ziehe mich ins Private zurück. Gebt mir Rezepte, Erziehungs- und Basteltipps!

Dienstag, 8. November 2016

Muddie

Gegen 9 Uhr morgens hatte ich heute den Eindruck, ein Tagewerk liege bereits hinter mir. Erstens lag es daran, dass ich nicht gut geschlafen habe. Die Tochter schickte mir abends von unterwegs aus eine Nachricht mit der Frage, ob ich zuhause sei. Ja, war ich. Als sie ankam, maikäferte sie herum, ob sie mit mir sprechen könne. Konnte sie. Wollte sie dann aber nicht. Auch heute früh trotz mehrmaliger Aufforderung nicht. Ich kam nicht umhin, im Muttermodus zu sein und mir Sorgen zu machen. Auch wenn ich das nicht solle. 
Zumindest war sie ganz die Alte, als im Minutentakt die whatsapp-Nachrichten des koordinierenden Lehrers eintrafen, die nach und nach wegen Krankheit der Lehrer alle heutigen Schulstunden absagten. Sie kommentierte es mit: "Das heißt wohl, dass der Winter jetzt wirklich da ist!"
Zweitens will ich vom Wintereinbruch gar nicht sprechen. Schneegestöber Anfang November, das muss doch nicht sein.
Der Sohn hingegen fuhr mit dem Fahrrad zur Schule. Ich fand es übertrieben, nach bedingt überstandenem Magen-Darm-Dingens. Es endete damit, dass ich eine halbe Stunde mit seinem Lehrer telefonierte, wie das kalkweiße Kind nun am besten nach Hause komme. Unterdessen hatte ich noch eine Waschmaschinenladung aufgehängt, Pakete für Nachbarn angenommen, Entschuldigungen geschrieben und Termine koordiniert. Das alles vor 9 Uhr, und das alles mit meine Hände.

Montag, 7. November 2016

Eine Monatsration Motivation, bitte!

Wie soll man sich motivieren? Es ist kalt und dunkelgrau, und das wird sich auch den ganzen Tag - ach, was sag' ich? Die ganze Woche, den ganzen Monat! - nicht ändern. Ich möchte im Bett liegen bleiben. Doch wie üblich siegt mein preußisches Pflichtbewusstsein. Der Sohn dagegen hat aufgegeben. Er liegt krank im Bett, wenn er nicht gerade auf der Toilette ist. Mir schwant, die bei Oma und Opa in Spanien angefutterten Pfunde sind perdu. Die Nachbarin hat's auch schon erwischt. Aus dem Radio dröhnt der übliche Clinton-blabla-Trump-blabla-Clinton-blabla-Trump-blabla-Quatsch, der aufgrund der Wahl zwischen Pest und Cholera schon lange nur noch langweilt.
Es wächst der Neid auf alle, die dem Elend durch Urlaub entfliehen können. OK, ich reiße mich am Schlüpper und halte durch. Noch dreißig Tage, dann bin ich dran.

Sonntag, 6. November 2016

Damit rechnen sie bloß

In letzter Zeit muss ich immer häufiger mit mir selbst schimpfen. Weil ich partout nicht lerne, mit allem lockerer umzugehen. Das gilt sowohl für die Arbeit als auch für die Familie. Im Moment warte ich gerade - naja, seit fast zwei Stunden - darauf, dass die Tochter den Weg nach Hause findet. Dass ich nachfragen musste, wann sie zurückzukommen gedenke, war ja klar. Die etwas kryptische Nachricht, sie nehme den nächsten Bus, der fahre um 35, ließ mein Kopfkino nur bedingt verstummen. Ich wünschte, ich machte mir keine Gedanken mehr und könnte jetzt einfach ins Bett gehen. Aber das wäre wahrscheinlich furchtbar langweilig.

Samstag, 5. November 2016

Im Westen nichts Neues

Derzeit bin ich nicht gut zu sprechen auf das, was aus Amerika kommt.
Da ist zum einen Halloween. Keltisch, ich weiß. Aber, dass es mit Macht zu uns herüber geschwappt ist, hat wohl wenig mit seinem Ursprung zu tun. Blöd finde ich es so oder so. 
Da ist zum anderen die neue iOS-Version von Apple. Mir scheint, man setzt in Kalifornien alles daran, die ursprünglich einfache Handhabung der iPhones und iPads zugrunde zu richten. Macs, die iPhones nicht mehr erkennen, hässliche Anmutung, iTunes-Titel, die sich nicht mehr alphabetisch sortieren lassen sondern nur noch nach dem Anfangsbuchstaben ihrer Interpreten. Alles Superideen, Tim Cook!
An vorderster Front sind da Hillary Clinton und Donald Trump, ich kann diese Fressen nicht mehr sehen. Letztere natürlich noch weniger als die erste. Man wünschte sich die Lame Ducks forever. Sowohl Bill Clinton als auch Barack Obama waren nie so gut wie in dieser Funktion. Tatsache ist: ich kann weder die eine noch die andere Visage mehr sehen. Warum kann nicht einfach Bernie Sanders Präsident werden? Dann wäre Ruhe. Ich versteige mich in fieberhafte Räusche.

Mittwoch, 2. November 2016

Lorch am Rhein

Heute also ein Ausflug ins Rheinhessische. Die Gegend zeigte sich von der im November bestmöglichen Seite. Goldene Weinreben und buntes Herbstlaub. Zurück gekommen bin ich auch. Obwohl ich in Umnachtung den Rückflug für den 2. Dezember gebucht hatte. So schön finde ich es dort nun doch nicht, dass ich gleich einen Monat bleiben möchte.
Trotz geballter Fachkompetenz war mein Lieblingssatz des heutigen Tages: "Die Laktoseintoleranz ist draußen."


Dienstag, 1. November 2016

Brauchtum - Feiertag = Hamburg

Die Bilanz des gestrigen Tages: lediglich eine Eierbombe am Fenster. Die wiederum hat uns schwer erschreckt. Bürgerkrieg? Vielleicht kann ich den Programmpunkt Fensterputzen am Wochenende doch recht kurz halten. Aber daraus wird wahrscheinlich nichts. Die festgeklebte Eierpampe wird in fünf Meter Höhe nicht ohne weiteres abzubekommen sein. Trotz der Tipps von Schwager Gerd. Seltene Momente der Aggressionsphantasien. 
Jedenfalls bin ich froh, dass wir uns vom Reformationstag auf Allerheiligen vorgearbeitet haben. Ein Feiertag, den ich zum Fensterputzen gut gebrauchen könnte. Zum Aufräumen außerdem. Die Unordnung allerdings ist hausgemacht. So sehr ich mich auf die Rückkehr des Sohnes gefreut habe, weil wir alle drei wieder vereint sind, so sehr prangere ich jetzt den Zustand der Wohnung an. Auf den von uns bewohnten über 100 Quadratmetern ließ sich gestern Abend nicht ein einziger finden, der nicht unter Schuhen, Taschen, Jacken, Fernbedienungen, Gläsern, Besteck, Essensresten, Münzen, Büchern, Zeitschriften oder Schlüsseln verschüttet gewesen wäre. Ich weiß, meine Eltern haben früher über mich ähnliche Klagen geäußert. Doch jetzt stellt Euch einen Haushalt mit zwei Jugendlichen vor, in dem ich von jeher mit Abstand die Ordentlichste bin. Willkommen in meinem Leben! Wer braucht da noch gruselige Halloween-Posts? 
Einziger Trost: ich brauche nicht auch noch den Schrott des Kindsvaters wegzuräumen. Und, was noch viel besser ist: ich brauche mir nicht mehr seine dubeligen Annahmen über meine vermeintliche Zyklusphase anzuhören.