Samstag, 31. Dezember 2016

Bilanz

Eher als Jahresende/-anfang feiere ich heute den Tag der Sockenwiedervereinigung. Ein fast voll behängter Wäscheständer mit einzeln und paarweise auftretenden Strümpfen harrt des lustigen Puzzlespiels. Ich dachte mir, warum mit den guten Vorsätzen aufs Neue Jahr warten? Silvester ist erstens nicht meine Veranstaltung, zweitens fühle ich mich leicht angeschlagen; da kann man schon mal Ordnung schaffen. Zusätzlich zum Aufräumen habe ich für hungrige Teenager mit krausen Essgewohnheiten eine richtig gelungene vegane Mousse au Chocolat zubereitet. Da es dafür notwendig war, einen Topf mit Eiswürfeln zu füllen und ich solche nicht zur Verfügung hatte, habe ich kurzerhand den Gefrierschrank mechanisch abgetaut. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. So konnte ich die Mousse in einem Bad aus dem Gefrierschrankabbruch schlagen. Na bitte, 2016 endet doch mit lichten Momenten.

Freitag, 30. Dezember 2016

Wärmedämmung und Kirchenlieder

Was man unbedingt machen sollte, wenn man die Befürchtung hegt, nun doch die Erkältung aller Lieben geerbt zu haben, derentwegen man extra in den Süden geflohen ist: zur Arbeit zu gehen. Was dann besonders förderlich ist: wenn bei der Arbeit neben den Fahrstühlen und einem Großteil der Toiletten auch die Heizung ausfällt. Anfangs kommt man nach sechs Stockwerken echauffiert oben an, aber nach einer halben Stunde kriecht die Kälte in die Glieder. Vor allem in Hände und Füße. Selbst in einem vermeintlichen Passivhaus machen sich irgendwann drei Außenwände bemerkbar. Besonders erfreulich ist das Ganze dann, wenn man den bestimmt wohlmeinenden Hinweis der Geschäftsführung, man solle sich entsprechend anziehen, erst gegen 11 Uhr bekommt. Zu diesem Zeitpunkt sind nun selbst die allerletzten Vertreter der Spätschicht - wie ich - ohne Arbeitsschal, -mütze und -fäustlinge vor Ort. Trallala... Danke für diesen guten Morgen... Danke für meine Arbeitsstelle...

Donnerstag, 29. Dezember 2016

Skylla oder Charybdis

Wer wie ich zum Jahresende die Wahl zwischen Kühlschrankreinigung, Putzen/Waschen/Bügeln, Steuererklärung des Vorjahres oder Arbeiten hat, wird sich wahrscheinlich - wie ich - für Letzteres entscheiden. Auch wenn wir wie jedes Jahr feststellen müssen, dass die vermeintliche Ruhe zwischen Weihnachten und Neujahr ein Mythos ist. Die einzige Freiheit, die ich mir nehme: noch später als sonst zur Arbeit zu erscheinen. Man hat schließlich einen Ruf zu verteidigen. Wenn alle Anderen, die das Schicksal teilen, später als gewohnt starten, muss ich ja wohl noch einen draufsetzen. Am Ende egal, wenn der Chef deswegen (oder gar aus anderen Gründen?) mit mir schmollt. Da kenne ich von der Brut ganz Anderes. Ich könnte ihm einen Crashkurs bei einem weiblichen Teenager vermitteln. Für einen Preis mit Herz - versteht sich.

Dienstag, 27. Dezember 2016

Rettung

Da es nicht sein konnte, wegen der Sturmflutschäden zum Nichtstun verdammt zu sein, musste ich ein anderes Betätigungsfeld finden. Dieses war zuhause nicht schwer auszumachen, denn in meinen zwei Wochen Abwesenheit hatte sich unser Kühlschrank in eine schwer stinkende Säule von 1,80 m verwandelt. Als ich dies gestern anprangerte, betonten die Kinder sogleich, an ihnen liege es nicht. Fragende Blicke, als ich meinte, an mir ja wohl auch nicht. Der Sohn fing sich schnell wieder und erwiderte: "Dann haben wir als Kollektiv versagt."
In jedem Fall habe ich heute unsere Ehre gerettet. Ich war aber auch dermaßen gut gerüstet durch das Geschenk einer liebevollen Kollegin!

Back to School

Da tritt man den schweren Weg zur Arbeit an - und dann geht nichts. Kein Fahrstuhl. Wenn man keuchend im sechsten Stock angekommen ist: keine Netzwerke, kein Internet, keine Toiletten. Es hatte doch einen Grund, dass drei Löschfahrzeuge der Feuerwehr vor der Tür standen. Durch die Sturmflut ist der Keller geflutet. So kommt es mir vor, als sei es in einem anderen Leben passiert. Und auch die Relevanz hat gelitten. Aber ich will es Euch nicht vorenthalten:
Einkaufen am Heiligabend in der Europa-Passage ist großartig. Erstens bekommt man alles - selbst rote Baumkerzen bei Budni - und zweitens ist es leer. Die Kollegen bei Rewe demontieren den Weihnachtsbaum, der Vodafone-Verkäufer nutzt die Zeit, um seine Ware abzustauben. Ich hätte ewig diese Ruhe genießen können. Vor allem als ich bei Cyberport an der Kasse stand und dort dem Gespräch hinter mir lauschen konnte. "Nicht nur der schlimme Name, sie haben es Jonte genannt, ich soll ihm noch ein Buch schenken, obwohl er noch nicht lesen kann. Typische Akademikereltern. Ich fand damals schon bescheuert, ein genderneutrales Buggybuch besorgen zu müssen!" Wie gerne hätte ich noch mehr erfahren, aber das Baumschmücken rief.

Freitag, 23. Dezember 2016

Back to Reality

Dass es grau und kalt sein würde, war klar. Dass wieder alle sagen, so schlecht könne das Wetter gar nicht gewesen sein bei der Farbe im Gesicht: Schwamm drüber! Dass der Sohn jedoch an meinem Essen herumnörgelt, weil es nicht so schmecke wie bei Oma, das macht die Wiedereingliederung nicht leichter.

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Bilanz

Immer wieder überraschend, wie kalt und dunkel es im Norden ist. Morgens schienen noch die einzigen Probleme zu sein, dass das iPhone das Bad im Meer nun doch nicht überstanden hatte und dass der letzte Morgen gleichsam der erste wolkenlose in zwei Wochen Spanien war. Kaum in Deutschland angekommen, sieht man sich mit ganz Anderem konfrontiert: der Kälte und der Befürchtung, wenigstens den Hamburger Haustürschlüssel in der Wärme zurückgelassen zu haben. 
Auf der Habenseite: das Telefon hat nach meinen unermüdlichen Wiederbelebungsversuchen den Betrieb wieder aufgenommen.

Dienstag, 20. Dezember 2016

Mindestens 18°

Heute früh beschloss ich, nicht eher aufzustehen, als die Sonne erschiene. Um 11 Uhr gab ich zu: sie hatte gewonnen, und ich verließ das Bett. Sie war an einem Unentschieden interessiert, denn danach tauchte sie bald auf. Über Nacht war auch der Wind passé. Es bot sich also an, endlich wieder einmal an den Strand zu gehen. Ich kann berichten, dass sogar ein Bad im Meer möglich war. Zugegeben, unfreiwillig, denn in voller Verkleidung ist es nur halb so spaßig. Aber welche Brieftasche, welches iPhone 6, welche Weihnachtskarte und welche Autoschlüssel können schon von sich behaupten, ein erquickendes Seebad genommen zu haben? Meine schon.


Montag, 19. Dezember 2016

Santa Eva oder so

Zu unserer Überraschung wurde es noch windiger. Häuser konnte man nur über Türen verlassen, die nicht in Windrichtung öffnen. Der blanke Hans hatte ganze Arbeit geleistet. Die Absperrungen der Kreisverkehre flogen überall, nur nicht am Kreisel herum. Zu den angestammten Mülltonnen auf unserer Straße hatte sich durch Windkraft ein weiterer Container gesellt. Dieser jedoch auf dem Rücken liegend mit geöffnetem Schlund, um viel Regen zu schlucken. Diverse weitere Markisen gingen den Weg alles Irdischen. Die hiesigen Schüler haben frei bekommen. Für einen kurzen Moment freute ich mich für sie. Dann fiel mir ein, wie unpassend der Zeitpunkt für alle Eltern kommt, die dieser Tage unauffällig noch Weihnachtsgeschenke besorgen wollten. Und die berufstätigen Eltern, die jetzt nicht wissen, wohin mit der Brut. Aber wahrscheinlich bin und bleibe ich zu deutsch und mache mir zu viele Gedanken. Bestimmt mussten die Erwachsenen bei diesem Unwetter auch nicht zur Arbeit. Vielleicht ist ohnehin ein Feiertag.

Sonntag, 18. Dezember 2016

Hart am Wind

Wir trotzen dem blanken Hans. Die Windstärke hat sich von 29 km/h auf 27 km/h reduziert. Deshalb bestand ich darauf, wie gewohnt den Strandspaziergang bis zur Mole zu absolvieren. Die Anstrengung mit Gegenwind und aufgeweichtem Sand nimmt deutlich zu, aber gekniffen wird nicht. Irgendwann peitscht auch der Regen ins Gesicht. Die See gibt keinen von uns zurück. Die abgewehten Schaumkronen fegen über den nassen Sand. Auf dem Strand liegen tausende toter Miniquallen. Die ärgern uns nächste Saison jedenfalls nicht. Abgesehen von den Quallen, die wie der Sohn daheim nicht auslässt zu betonen, auch im lebenden Zustand kein zentrales Nervensystem besitzen, gehören drei Kilometer Strand allein uns. Wer wollte ihn in dieser Form, bei diesen tormentas, auch beanspruchen? Nur die blöden Deutschen. Einmal wird die Einsam- bzw. Zweisamkeit gestört: ein Spanier wagt sich todesmutig ans Ufer, um mit seinem Mobiltelefon die raue See zu filmen. Davon wird er noch seinen Enkeln berichten können. Wir überlegen kurzzeitig, ihn ins Wasser zu schubsen, damit er noch mehr Dramatisches zu erzählen hat, verwerfen diesen Gedanken jedoch. Man weiß schließlich nicht, wie gut es um die Herzfunktion des jungen Mannes bestellt ist. Gegen Ende des Marsches habe ich so nasse Füße, dass ich mich ärgere, mich nicht für die Sandalen entschieden zu haben. Überraschend ist eigentlich nur, dass es bei all' dem 15° warm ist. Und dass nur das D verloren gegangen ist (U wackelt auch schon bedenklich).


Samstag, 17. Dezember 2016

Ober sticht Unter

Von ihrer üblich-lärmenden Freitags-, vielleicht auch Samstags-Gestaltung werden Spanier abgehalten, wenn ein Unwetter oder das, was sie dafür halten, aufzieht. Bei uns hieße es wohl "n büschen wändich" - und dass Regen dabei ist, verstünde sich von selbst. Theoretisch könnte man sich also über überraschende Nachtruhe freuen. Wenn man es schon nicht über das Wetter kann. Praktisch ist es so, dass der Ostwind den dekorativen Wandteller auf dem Balkon der leer stehenden Nachbarwohnung (wie vorsichtig geschätzte 95% aller Wohnungen um diese Jahreszeit) mit jeder stärkeren Böe anhebt, und dieser anschließend lautstark gegen die steinerne Wand zurück klonkt. Das unregelmäßig häufige Keramik-auf-Stein-Geräusch ist dem Nachtschlaf nicht zuträglich. Immerhin konnte ich bei der nächtlichen Suche nach dem Verursacher feststellen, dass es draußen dennoch lau ist. Beinfrei fror ich mitnichten. Und irgendwie gemütlich ist die Nordseeszenerie auch. Nur das Frühstück auf dem Balkon muss ausfallen. Es flöge sonst alles vom Tisch.

Freitag, 16. Dezember 2016

Ist denn scho' Weihnachten?

Manchmal komme ich mir unglaublich weltgewandt und polyglott vor. Wenn zum Beispiel neben mir eine Kundin die Kassiererin fragt, was denn dieses "XMAS" bedeute. Weniger weltmännisch wirke ich wahrscheinlich, wenn ich mit offenem Mund daneben stehe, während die Verkäuferin erklärt, das heiße "ecrimess" - und Unverständnis erntet.

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Mal wieder ein Traum

In der Nacht träumte ich, den Vater meiner Kinder wieder zurückhaben zu wollen. Nicht, weil mir seine Liebhaberqualitäten so fehlten. Derart Intimes äußerte ich an dieser Stelle niemals! Auch nicht, weil der Mann und Vater im Haus fehlte. Tatsächlich war ich dazu bereit, weil er die Wohnung so gut sauber gemacht hatte. Auf wundersame Weise wohnten wir in einer Altbauwohnung mit durchfallgrünem Veloursteppich. Um dessen Hygienezustand nach seiner Putzaktion zu überprüfen, legte ich mich bäuchlings auf den Boden und inspizierte die Ecken der Räume. Da die Prüfung positiv ausfiel, beschloss ich also den Gatten zurückzunehmen.
Bei Licht betrachtet glaube ich, es beschäftigt mich mehr als gedacht, dass unsere Putzhilfe nicht mehr zu uns kommen möchte.

Mittwoch, 14. Dezember 2016

¡Muerta a las consonantes!

Immer wieder erfreuen mich die zahlreichen Verniedlichungen, die das Spanische bereithält. An jedes Wort wird je nach Geschlecht ein -ito oder -ita angehängt. Letzthin gefiel mir sehr, dass eine Dame einen Pulk Menschen um sich herum (ja, alle unter dem Hängeschrank aufgewachsen) mit der steten Wiederholung der Worte "horita" und "media-horita" unterhielt. Wie putzig. Irgendwann ging mir allerdings auf, dass es diese Diminutivformen im Deutschen genauso gibt: Stündchen und halbes Stündchen. Dann fiel mir auf, dass Spanier ihre Vorliebe für Verkleinerungen vermutlich sofort aufgeben, sobald sie deutsch sprechen. Was für eine fiese Aneinanderreihung von Konsonanten! Wer soll das aussprechen? Neun Buchstaben und davon nur ein echter Vokal und ein Umlaut! Wie anders das Wort dagegen im Spanischen: sieben Buchstaben und nur zwei echte Konsonanten plus einem stimmlosen. Kein Wunder, dass die Deutschen so wenig reden. Sie ließen es auch sein, wenn es nur solche Zungenbrecher gäbe. Konsonanten sind gemeine Willkür! Sieht man doch:

Dienstag, 13. Dezember 2016

Frauen und Spanien - beides anders

Habe ich schon einmal erwähnt, dass ein Cinquecento mein Lieblingsauto ist? Als er kleiner war, fragte mich der Sohn, wenn Geld keine Rolle spiele, welches Auto ich mir anschaffen wolle. Ich antwortete erwartungsgemäß: einen Fiat 500. Er insistierte, ich habe doch ganz viel Geld zur Verfügung, welcher Wagen dann? Dann eben zehn Fiat 500s, in verschiedenen Farben. Vermutlich ein weiteres Mal, dass er sich über die Untiefen der weiblichen Wesenart wunderte. Ebenso überrascht war der nicht mehr ganz junge Mann am Schalter der Autovermietung, als er meine Freude über das mir zugewiesene Auto sah. Solche Gefühlsausbrüche kennt er wahrscheinlich höchstens von übertriebenen Upgrades, was meines doch gar nicht war. Als Kennerin sah ich gleich, dass es sich um den neuen Cinquecento handelt, den nach dem Facelift mit den geänderten Rücklichtern und dem verschließbaren Handschuhfach. 
Daher wundert es nicht, dass ich gestern mit ebendiesem Schmuckstück ziellos in den Sonnenuntergang hineinfuhr. Durch Schilfraine und Obstplantagen. Beim Schilf musste ich wieder an den Sohn denken. Seine damalige Verwunderung darüber, wie viel größer das Gras in Spanien sei als bei uns. Manchmal vermisse ich die Brut eben doch. Ein Gefühl, das schnell wieder vergeht, wenn ich mir vorstelle, wie häufig er mir in den letzten Tagen in dieses Juwel von Auto gekotzt hätte. Während Neil Tennant seine Lieder trällerte, fuhr ich also in die in ein zartes Rosa gehüllte Landschaft hinein. Warum? Weil ich es konnte. Erst auf dem Rückweg durch die stockfinsteren, schmalen Wege fand ich die Idee nicht mehr ganz so brillant. Egal, es reichte noch dazu, den dubeligen Nachbarn ihren "angestammten" Parkplatz wegzunehmen. 

Montag, 12. Dezember 2016

Orientierung

Wer sich wundert, warum ich seit Tagen nur selbstzentrierten Mist von mir gebe: seit ebenso langer Zeit ist mein Leben vollkommen selbstbestimmt. Das bedeutet, meine Kontakte mit der Außenwelt beschränken sich auf ein Minimum; Begrüßung, Verabschiedung, Dank, Essensbestellung, Grüße, das muss reichen. Dann wieder der Sonne (endlich!) und Lektüre zuwenden. Ob ich demnächst noch normal werde sprechen können? Egal, sehr erholsam ist sie, diese Selbstbestimmung. Es sind ja nur sieben von 366 Tagen. Demnächst also zu zweit. In dem Maße, in dem das selbstbestimmte Leben abnimmt, nimmt dann der Spaß zu. Auch gut.
Nachdem ich nun erläutert habe, dass - um es mit dem großen Frank Schulz zu sagen - der derzeitige Zustand meines Kopfes besenrein ist, zu dem, was mich aktuell beschäftigt: Obwohl es heute die Lufttemperaturen zum ersten Mal seit meiner Ankunft zuließen, bekommen mich keine zehn Pferde ins Meer. Das liegt nicht an der Wassertemperatur, denn die liegt mit geschätzten 18° auf einem Niveau, von dem die Ostsee dieses Jahr nur träumen konnte. Die See ist etwas wärmer als die Luft. Von den badewannenwarmen Prielen wollen wir gar nicht sprechen. Auch liegt es nicht an Getier im Wasser (mit dem Ausruf "¡una medusa!" kann man den ohnehin unbevölkerten Strand übrigens zuverlässig leeren). Es liegt an der nicht vorhandenen Brandung. Wie langweilig! Selbst der Wannsee zeigt mehr Wasserbewegung, wenn kein Ausflugsdampfer vorbeikommt. Wenn einer vorbeischippert, hat der Wannsee gewonnen. An der Mole angekommen weiß ich jedoch wieder, dass ich nicht an deutschen Binnengewässern bin:

Sonntag, 11. Dezember 2016

Sonntag

Im Grunde ist es hier wie zuhause, nur etwas wärmer und sonniger. Ein beschaulicher Ort. Doch anders als das heimatliche Dorf, das zu etwa zwei Gelegenheiten in seiner Ruhe gestört wird (Bunte Lange Reihe und CSD), gibt es hier auch außerhalb der Saison zwei Ausreißer pro Woche. Freitag- und Samstagnacht. Wenn Playa de Gandia alles auf den Bassantrieb umstellt, die Musik, die Unterhaltung und die Fahrzeuge. Vielleicht bin ich nur neidisch, dass ich hier ausgeschlossen bin. Aber eigentlich habe ich an der nächtlichen Lektüre mehr Spaß, glaube ich.

Samstag, 10. Dezember 2016

Erste-Welt-Probleme

Irgendwie reißt sie nie ab, diese kindliche Freude im Dezember mit nackten Füßen kilometerweit durch das seichte Wasser zu laufen. Auch meine klaustrophoben Füße freuen sich, nicht noch einen weiteren ungeplanten Tag in geschlossenen Schuhen verbringen zu müssen. Sie hatten gestern bereits ihren Unmut kundgetan, indem sie - warum auch immer - Blasen an die Zehen produzierten. Jetzt habe ich nur noch die Aufgabe, meine Lesegeschwindigkeit zu drosseln. Sonst reichen die mitgebrachten Bücher nicht aus.

Freitag, 9. Dezember 2016

Auf den Spuren Jürgen Möllemanns

Leider ist das Wetter nicht wirklich besser geworden. Der Wind hat sich gelegt. Jetzt begleitet uns das Grau wahrscheinlich noch länger. Es ist allerdings deutlich lichter als das norddeutsche Grau im Dezember. Außerdem wärmer. Ich hänge meinen Gedanken nach. Wahrscheinlich ist ein Strandspaziergang mit den Pet Shop Boys auf den Ohren ("Love Is a Bourgeois Construct") im Grunde nicht so viel anders als Yoga. Man findet seine Mitte oder so. Meine beherrschende Überlegung ist, ob mein aktuelles Motto eher das urdeutsche "Dahinten wird's heller" oder das hiesige "Cerrado por fin de temporada" ist. Philosophisches Reisen. Vielleicht eine pfiffige Geschäftsidee?

Donnerstag, 8. Dezember 2016

Was ist da los?

Heute erinnert das hiesige Meer eher an die Nordsee. Eine steife Brise sorgt für hohe Wellen. Darüber türmen sich die dunklen Wolken, nur höchst selten durchbrochen von Flecken blauen Himmels. Doch der Wind, der aus Ibiza oder gar Afrika herüber weht, bringt überraschend warme Luft mit sich. Die eigentliche Überraschung ist - zumindest für mich -, dass heute wieder einmal ein Feiertag ist. Ich vermute, er hat irgendetwas mit Jungfrauen und unbefleckter Empfängnis zu tun. Um es zu wissen, bin ich nicht ausreichend firm in katholischem Brauchtum. Hätte ich nicht gestern beim Einkauf die Schilder gesehen, die stolz verkündeten, dass man trotz festivo auch am jueves 8 diciembre geöffnet habe, hätte ich mich über die unerträgliche Fülle an Strand und Promenade gewundert. Es waren sogar zwei Nordspanier oder irgendwelche anderen Verrückten unterwegs, die mit nackten Füßen und hochgekrempelten Hosen am Wasserrand unterwegs waren. So verwegen war selbst ich nicht. Allerdings eher deswegen, weil meine Fußnägel noch nicht das obligatorische Weihnachtsrot angenommen haben. Immerhin: auf den Feiertag bin ich ausreichend vorbereitet. Ich habe einen kleinen Schrein errichtet. Immaculada kann kommen.

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Es ist kalt in Deutschland

Noch friere ich. Ich weiß nicht, ob es hauptsächlich an den Temperaturen oder am müde-angeschlagenen Zustand liegt. Ich weiß nur, in ein paar Stunden wird alles besser. 
Zu meiner Entspannung trägt zusätzlich bei, dass ein Mysterium aufgeklärt ist: die Empfängerin des leeren Weihnachtskartenumschlags hat sich gemeldet. Am Ende ist sie vermutlich  beruhigt, dass es nur missglückte Season's Greetings und keine dubiosen Mafia-Botschaften waren.

Dienstag, 6. Dezember 2016

Ist denn schon Sankt Martin?

Hätte mir auch jemand mal sagen können, dass heute Nikolaus ist. Mir fiel es erst heute früh auf, als ich auf dem Telefondisplay das Datum sah. Da war die Tochter schon kurz davor, das Haus zu verlassen. Schnell versuchte ich, meine Nachlässigkeit durch ungenutzte Adventskalenderfüllungen zu kaschieren. Gelang zwar, aber eben nicht diskret. Die Tochter zeigte sich großherzig. Sie habe mit dem Backkurs ja bereits ein Geschenk erhalten. Das machte es für mich nicht besser. Denn dann hatte der Sohn doch erst recht nichts. Die Gunst der Tochter verspielte ich mir doch noch, indem ich sie darauf hinwies, sie könne sich nicht ungefragt die guten Adidas-Handschuhe des Sohnes nehmen. Schmollend zog sie zur Schule. Mit kalten Händen wegen der herzlosen Mutter. Der Sohn immerhin hatte den Nikolaus noch mehr vergessen als ich. Er freute sich ehrlich über meine Süßkramkollekte. Und darüber, dass er nicht ohne Handschuhe radfahren musste.

Montag, 5. Dezember 2016

Neid oder Mitleid

Es mehren sich die Stimmen, die sagen, ich habe es ach so gut. Ja, mein Jahresurlaub naht in Riesenschritten. Dass ich in diesem Jahr noch so viele Urlaubstage übrig habe, deutet jedoch darauf hin, dass ich in diesem Jahr bisher noch nicht viel Urlaub genommen habe. Denn mehr Anspruch als alle Anderen habe ich nun auch nicht. Im Moment stünde es mir eigentlich zu, bedauert zu werden. Vor allem ob der Frage, ob neun Bücher für vierzehn Tage auch nur ansatzweise ausreichend sein können.

Sonntag, 4. Dezember 2016

In the Mood

Da nun das Laub vor der Tür eingesammelt ist, kann die Weihnachtszeit kommen. Wenn ich auch während der herbstlichen Tätigkeit einige meiner Nachbarn verfluchte. Sie sparten bei der gemeinsamen Laubsammelaktion konsequent die Flächen vor unserer und allen weiteren Wohnungen querdenkender Nachbarn aus. Naja, besser als meiner eigentlichen Erwartung gemäß von ihnen erschossen zu werden. 
Auch diverse Weihnachtsfeiern deuten darauf hin, dass die Wintersonnenwende nicht mehr allzu weit entfernt ist. Zur letzten, unserer Abteilungsweihnachtsfeier am Freitag, wollte ich mich entsprechend kleiden. Festlich und weihnachtlich. Mir schwebte mein dunkelgrüner Schal mit Sternen vor. Dazu passte eines meiner dunkelgrünen Kleider und eine Strickjacke in Koralle, denn sie hat exakt den gleichen Farbton wie die Sterne auf dem Schal. So weit der Plan. Schade nur, dass ich den Schal vergaß und den Abend unmotiviert bunt verbrachte. Irgendwann demnächst klappt es bestimmt mit der Weihnachtsstimmung. Vielleicht nur noch ein paar Mal "Last Christmas".

Freitag, 2. Dezember 2016

Guten Appetit

Wenn es zwischen meinen Kindern zu Meinungsverschiedenheiten kommt, drehen sie sich meist um den Themenkreis Ernährung. Zwar sind beide seit geraumer Zeit Vegetarier, aber sie sind es aus etwas anderen Beweggründen. Die Tochter sieht es als ihren Beitrag zur Bekämpfung der Massentierhaltung. Wenn sie könnte, lebte sie am liebsten vegan. Allein ihre Leidenschaft für Eier, Käse und Milch steht unüberwindbar dazwischen. Dem Sohn sind laut eigener Aussage "die Tiere egal". Er übt den Verzicht aus Liebe, denn seine Freundin ist auch Vegetarierin. Sie wiederum ist es auch, weil sie gegen Massentierhaltung ist. Insofern ist der Sohn vielleicht mit Bande dagegen. Doch die Differenzen meiner Kinder liegen nicht an der unterschiedlichen Motivation des fleischlosen Lebens. Sie speisen sich eher aus verschiedenem Anspruch an das Essen. Der Sohn vermisst bei seiner Schwester die kulinarische Finesse ("Wir müssen ihr zeigen, dass es mehr gibt als Bärchen-Nuggets."). Sie wiederum findet seinen Purismus übertrieben. Als sie letzthin eine Tonne Rosenkohl (with courtesy of Oma) mit entsprechender Menge Käse versah, um das Ganze zu überbacken, rümpfte ihr Bruder ob Farbe und Geruch lautstark die Nase. Lakonischer wie realistischer Kommentar der Schwester: "Bei mir isst das Auge eben nicht mit!"

Donnerstag, 1. Dezember 2016

Lebe wohl, November!

Da stand ich also gestern zum Feierabend in der proppenvollen U-Bahn (ein Zug war verspätet oder fiel aus, was im Ergebnis das Gleiche ist) und hatte Nasenbluten. Trotz gründlicher Suche fand sich natürlich kein einziges Taschentuch in meiner Tasche, dafür aber ein Satz Weihnachtskarten, den ich hätte abschicken sollen. Außerdem nicht dabei: der leere Umschlag, den wiederum habe ich wohl wirklich in den Postkasten geworfen. Leise rieselte das Blut in meine Tasche. Es soll nicht heißen, heutzutage gebe es keine Solidarität mehr: Die Sardine neben mir, ein netter junger Mann, gab mir auf meine Schnorranfrage gleich mehrere seiner Original-Tempo-Taschentücher. Diese presste ich mir sogleich gegen das betroffene Nasenloch. Wieder einmal erntete ich jedoch vom Rest der Gemeinschaft den nur bedingt mitleidigen Koksen-Ist-So-Achtziger-Blick. Wenn das als mentale Vorbereitung auf das Pet Shop Boys-Konzert nicht passend war!
Kurz vor dem Veranstaltungsort, zu dem die Tochter und ich zu Fuß durch Wind und Regen gingen, fand sich tatsächlich noch ein Postkasten, in dem ich die leicht aufgeweichte Weihnachtspost versenken konnte. Vor Ort trafen wir sogar alle Verabredungen an. Und weitere Bekannte. Alle waren wir überrascht über den vergleichsweise hohen Anteil Hetero-Männer. Diese waren definitiv keine erwachsenen Begleitungen Minderjähriger. Auch stark vertreten: Karikaturen ihrer selbst. Neben dem Typ kuscheliger Brummbär in XXL-Ausführung und Jüngling mit Sugar Daddy gab es einen Mann, den ich am liebsten gefragt hätte, ob er Tom Sellek sei. Dunkel gefärbter Schnauzer und ebensolches Haar, Baseballkappe, körperbetontes T-Shirt mit ebensolchen Jeans, fein ziselierte und dennoch voluminöse Bizeps-Muskulatur. Die Größe allerdings stimmte nicht ganz, weswegen ich von der Frage absah. Irgendwann wurde das Publikum egal, denn dann traten die beiden Herren aus England auf. Auch wenn wir nicht mehr die Achtziger schreiben, die Jungs haben es noch drauf. Die Show passte zumeist gut zu meiner Adventsdekoration. Sag' ich doch.