Freitag, 25. März 2022

Hurray… Flamingo Friday!

Wir haben unsere kleinen Tricks. Zum Beispiel wie das unmenschlich verkürzte Wochenende doch noch in die volle Runde gehen kann. Ich empfehle, den Freitag vor der Zeitumstellung einfach Urlaub zu nehmen. 
Allerdings ist meine Bilanz noch nicht ganz aufgegangen. Zwar bin ich für den Vorabend eines Urlaubstags gebührend spät ins Bett gegangen, aber dann unwiederbringlich um 5:30 Uhr wach gewesen. Immerhin weiß ich nun, dass es bereits eine Dreiviertelstunde vor offiziellem Sonnenaufgang (nautisch?) ganz schön hell ist - und laut, der Vögel sei Dank. Außerdem kann der ausgedehnte Aufenthalt im Bett auch ohne Schlaf ganz angenehm sein. Anschließend habe ich mich mit Tee und Musik bewaffnet des beklagenswerten Zustands des Badezimmers angenommen. Das maximale Urlaubsgefühl will so nicht aufkommen. Jetzt aber! Barfuß in der Sonne auf dem Balkon, mehr Chillax geht wohl kaum. Ums neue WLAN kümmere ich mich später. Vielleicht morgen gleich als Erstes?



Montag, 21. März 2022

Bei aller Liebe

Hier zieht der Schlendrian ein. Eindeutige Indikatoren sind die beliebten Glas-Container-Leerungen, die heute erst um 7:06 Uhr begannen. Was ist das gegen 6:30 Uhr, ja, selbst gegen 6:45 Uhr? Muss ich nun meine Saumseligkeit (Einwurf nach 19 Uhr oder gar am Sonntag) beenden, nur sich weil die Müllabfuhr plötzlich wieder an Spielregeln hält? Das erscheint mir nicht fair. Zumal das Dilemma mit der Zeitumstellung am Wochenende vermutlich eher größer als kleiner wird. Es ist desillusionierend, plötzlich seiner Feindbilder beraubt zu werden. Wie gut, noch die im Zusammenhang mit ausgewählten Nachbarn zu behalten. Zum Beispiel die, die sich einen Sport daraus machen, ihre Fahrräder ohne Not in unsere Pflanzen zu stellen. Wie können sie leben mit dem Wissen, aus (vor allem: falscher) Rechthaberei einen Oleander auf dem Gewissen zu haben? Vielleicht die Gleichen, die einen Schlüssel um gemeinschaftlich genutzten Schloss abgebrochen haben, ohne Farbe zu bekennen und ihre Haftpflichtversicherung ins Rennen zu schicken? Oder die, die immer dann Gemeinschaftsfläche reklamieren, wenn es ihnen passt, aber empört sind, wenn es andere Teile der Gemeinschaft auch tun? Immerhin. Diese Zweifel an den Mitbewohnern darf ich behalten. Deswegen Aufregen muss ich mich zum Glück schon lange nicht mehr. Lustig zu sehen, wie anders die Tochter reagiert. Während sie sich gestern einerseits über die Verursacher der Fahrräder in Blumen aufregte („Was stimmt mit denen nicht?“), war sie andererseits vollkommen abgeklärt, was ihre eigenen Themen angeht. So meinte sie nahezu zeitgleich mit ihrem Wutausbruch über ein Klassentreffen, sie sehe gern ihren Tutor und vielleicht auch andere Lehrerinnen, aber an Mitschülerinnen treffe sie zu solchen Gelegenheiten doch ohnehin nur die, die schon zu Schulzeiten langweilig gewesen seien und mit denen sie damals bereits nichts zu tun haben wollte. Mit Verve widersprechen konnte ich nicht.



Montag, 14. März 2022

You Made My Day

Ein Montag ist gedanklich schon im Normalfall  schwer zu stemmen. Besonders schwierig wird er dann, wenn er in der Folge von Arbeitstagen steht, die durch hervorragendes mütterliches Catering nicht nur logistisch leichter anzugehen waren. Sich in einer Mittagspause - alleine eine einzulegen, die den Namen verdient! - an einen gedeckten Tisch zu setzen, der auch noch draußen in der Sonne steht, ist ein Luxus, den sich abzugewöhnen schwerfällt. Wenn der Wochenstart außerdem auf ein Wochenende mit Wandertag und aufregenden Zugfahrten folgt, leistet man schon Montagmorgen Übermenschliches. Zugegeben, mit dem Zug zu fahren, ist als solches nicht eben aufregend. Kennt man doch die üblichen Verspätungen und Aussetzer (vielleicht eher: seltenes Einsetzen?) des WLAN noch aus dieser grauen Vorzeit, in der man Bahnfahrten häufig und routiniert unternahm. Doch wenn die Hinfahrt eine Dreiviertelstunde durch ein Telefongespräch aufgewertet wird und die Rückfahrt durch „mein Ohr am Nebentisch“ (meine Mutter), kommt die Reise in meiner Altersklasse schon positiver Aufregung gleich. Das Auge fuhr auch mit. Nicht nur wegen des schönen Wetters und des entsprechenden Sonnenuntergangs (den selbst ein mitreisender, etwa 13-jähriger Junge bemerkte und vor allem kommentierte, obwohl er eigentlich auf dem Handy eine Serie guckte). Außerdem konnte ich am Tisch auf der anderen Seite des Gangs gegenüber einen Glatzkopf beobachten, Typ Pumper, dessen Haartracht hoffentlich nicht politisch motiviert ist. Er trank Mezzomix - oder wie wir, die Kinder und ich, unterdessen den buchstäblich nicht ganz firmen italienischen Bringdienst zitieren: Mixo - und las irgendwann, kurz vor dem Aussteigen, als er nicht mehr auf dem Handy oder Tablet daddelte, ein Buch mit dem Titel „Besser fühlen“. Anfangs erfüllte das Buch ausschließlich dekorative Zwecke, auch wenn das Lesezeichen („Shop Love - True Love“) in der Mitte des Buches untergebracht war. „Wer Mensch sein will, muss fühlen.“, sagte der Buchrücken. „Wer nicht hören will, muss fühlen.“, antwortete mein Kopf ungefragt. So viele verschiedene Menschen auf einmal! Wenn das nicht Abenteuer ist, dann weiß ich auch nicht. Die Warn-App wird es mir sicherlich wieder mit roten Einträgen danken, die erscheinen, kurz bevor die zwei Wochen um sind. Wer findet da ohne Probleme in die alltägliche Routine zurück? Ich nicht. Nur eines macht es mir neben den Erlebnissen und deren Erinnerungen leichter: dass sich die gute mütterliche Versorgung bis Sonnabend natürlich auch auf die mitgegebene Tupperdose mit einer Mahlzeit erstreckt - und ich heute Mittag, wenn auch vermutlich nicht in der Sonne, eine Portion Königsberger Klopse habe, an der ich mich kalorisch festhalten kann. Mehr geht am Montag nicht.



Dienstag, 8. März 2022

Faszinierend

Beeindruckend, wie ereignisreich ein Abend sein kann, wenn er nicht bis zum Anschlag mit Arbeit verbracht wird. Man kann Spaziergänge in der Dämmerung darin unterbringen. In denen Dutzende Einsatzwagen der Feuerwehr erlebt werden können. Sogar ein Riesenanhänger mit der Aufschrift „Atemschutz“ (an dem ich selbstredend ohne ebendiesen vorbeizog). Alles nur, weil in der benachbarten Garage ein E-Auto ausgebrannt ist. Das wiederum gemahnte mich an das E-Bike der weniger geschätzten Nachbarin in unserem Keller (das Rad, nicht die Nachbarin - obwohl diese Lösung auch Charme hätte), ob man nicht neben der Stromrechnung auch einmal mit der Brandlast argumentieren sollte? 
Man kann außerdem Einkäufe schaffen, die nicht vom Toreschluss beeinflusst werden, und dem Sohn ohne Hast seine neue Leidenschaft, tiefgekühlte Donauwelle, mitbringen. Und anschließend sogar zu besten Prime Time den Fernseher einschalten, ohne sich fragen zu müssen, was wohl in der Stunde vorher passiert sein mag.
So verrückte Abende sollte ich häufiger unternehmen.



Donnerstag, 3. März 2022

Märzsonne

Als ich hier im Norden nach einer ganzen Woche Abwesenheit das erste Mal wieder im eigenen Bett aufwachte, wusste ich nicht, wo ich war. Zuhause nicht als solches zu erkennen, deute ich als gutes Zeichen in Sachen Erholung und Entspannung. Natürlich freute ich mich über die hier seltene Sonne, doch zur gewohnten Wohlfühltemperatur fehlten noch etwa zwanzig Grad. Zum grundsätzlichen Wohlbefinden fehlen die Umstände. Und doch: Nachdem ich gestern vier Taschen voller Decken als Spende für den noch kälteren Osten abgeliefert hatte, konnte ich eine kurze Pause auf dem Balkon genießen. Dankbar bin ich nicht nur für die Märzsonne.