Dienstag, 30. Juni 2015

Gefahren des Sommers

Ob ich diesen Herausforderungen gewachsen bin?
Wochenlang entfiel die lästige Pflicht, doch jetzt müssen plötzlich Balkonblumen gegossen werden. 
Wenigstens kann man unterdessen die Küche nach Brat- und Fritierorgien lüften, ohne Gefahr zu laufen dem Erfrierungstod anheimzufallen. Allerdings ergeben sich neue Stolpersteine: kurz nachdem ich gestern Abend die Fenster nach Fischbrataktionen geöffnet hatte, schloss der Sohn sie mit der Frage, ob ich wolle, dass wir alle Malaria bekommen.
Mütter sind aber auch kurzsichtig.

Montag, 29. Juni 2015

Mutige Testperson

Heute bin ich von einer völligen Lustlosigkeit befallen, die eigentlich meinen halbwüchsigen Kindern vorbehalten sein sollte. 
Dabei könnte alles so schön sein: im Gegensatz zum Verlauf des Jahres braucht man sich keine Gedanken um Jacken, kalten oder nassen Füßen zu machen, die Sonne scheint durchs üppig-grüne Laub, die Vögel singen und die Kinder sind wohlgelaunt in den Tag gestartet.
Vielleicht bin ich einfach urlaubsreif? Ich biete mich großherzig an zu testen, ob man in Griechenland als Tourist wirklich mehr als nur 60€ aus dem Geldautomaten ziehen kann.

Sonntag, 28. Juni 2015

Freier Abend

In einem Anfall von Frankophonie haben die Kinder gestern ihren sturmfreien Abend dafür genutzt, Eclairs zu backen bzw. zu machen. Eine Sorte wäre zu wenig gewesen - damit rechnen sie bloß! -, deswegen gab es drei: mit Vanille-, Schokoladen- und Karamellfüllung. Schokoladenüberzug hatten alle drei (Sorten, vielleicht auch Kinder), die gesamte Küche und alle, die sich dort mindestens 30 Sekunden konsekutiv aufgehalten haben. Wie ich es geschafft habe, Schokolade ans Knie zu bekommen, ist mir allerdings nach wie vor rätselhaft. Mit Stolz erfüllte mich, dass die Eclairs unglaublich lecker waren.
Andere nehmen Drogen.

Samstag, 27. Juni 2015

Damals in den Ardennen

Ich kann mich nicht erinnern, jemals wegen meines Wochenendprogramms beneidet worden zu sein. Dass es mir in fortgerücktem Alter passiert, ist umso unwahrscheinlicher. Um doch: so war es. Als ich meinen jungen Kolleginnen gestern von der Planung meines Wochenendes berichtete, waren sie voll des Neids. Am Freitagabend erst der übliche Damenstammtisch, dann ein Date und heute Abend die Nachbereitung mit einer Freundin. Ich bin aber auch ein Glückspilz!

Freitag, 26. Juni 2015

R.I.P. Post

Dass die Kinder größer werden, hat nicht nur den Nachteil, immer mehr Kalorien heranschaffen zu müssen, sondern auch, dass die Tochter jetzt eine Schulbescheinigung braucht, um weiter in den Genuss einer Schülerfahrkarte zu kommen. Nach mehrmaligen Erinnerungen (genau genommen: wochenlanger Penetranz) hat es nun endlich geklappt, dass sich die Tochter ebendiese Bescheinigung aus dem Schulbüro gezogen hat. Erfreut darüber, dass die Frist noch nicht verstrichen ist, steckte ich das Blatt in einen Umschlag, adressierte ihn und klebte eine Briefmarke auf.
Da Selbständigkeit und Eigenverantwortung von jeher die wichtigsten Säulen meines Erziehungskonzepts darstellen, beschloss ich, es sei an der Tochter, diesen Brief auf den Weg zu schicken. Ich bat sie also, "ihn einzuwerfen". Nun kenne ich die Tochter schon seit über sechzehn Jahren und weiß, sie ist nicht auf den Kopf gefallen, doch selten - wenn nicht gar nie - habe ich einen so leer fragenden Ausdruck auf ihrem Gesicht gesehen. "Wo einwerfen?" "In einen Postkasten." Ich kann nicht sagen, dass meine Antwort sehr erhellend wirkte. Also erging ich mich in weiteren Erklärungen, die Worte wie gelber Kasten, Old School und Vorläufer der Mail enthielten. Auf Finessen wie Postleitzahlen (die sie vermutlich kennt, weil man diese bei Online-Bestellungen angeben muss) und Porto komme ich lieber erst beim nächsten Mal. 
Ob ich mich klar ausgedrückt habe, bleibt ohnehin abzuwarten, denn noch liegt der Brief nach wie vor auf unserem Küchentisch. Wäre doch gelacht, wenn wir es nicht hinbekämen, die Frist zu überschreiten!

Donnerstag, 25. Juni 2015

Genderforschung

In manchen Fällen bestätigen die eigenen Kinder entsprechende Studien. 
Während der Tochter ein Leben ohne Whatsapp, Snapchat und Konsorten nicht nur sinnlos, sondern schlichtweg unmöglich wäre, findet der Sohn Kommunikation mit dem iPhone übertrieben. Für ihn ist es vor allem ein Mittel, um die unmenschlichen Zwischenzeiten zu überbrücken, die er zwischen größeren Bildschirmen zubringen muss. Demzufolge erlangt das Telefon (!) bei ihm eine ähnliche Präsenz wie bei der Tochter; nur dass sich seine Nutzung meist auf Musik, YouTube und Wikipedia beschränkt.
Seine Kommunikationsweigerung geht so weit, dass der Sohn nicht einmal Nummern einspeichert; immerhin trainiert das wahrscheinlich seine Merkfähigkeit. Einziges Zugeständnis an die Damen seines Herzens ist die Installation von Instagram.
Goldene Zeiten, als er damals auf seinem iPod unglaublich viele Kontakte hatte. Wen stört es schon, dass es sich bei ihnen um sehr detailgetreu erfundene Personen aus aller Welt handelte.

Mittwoch, 24. Juni 2015

Unter Stewardessen

Gibt es eigentlich ein Naturgesetz, das besagt, die Kollegin, die am meisten lispelt, muss die Sicherheitshinweise vor dem Flug ansagen? Schließlich sind die Sätze gespickt mit ßauerstoffmaßken, ßicherheitßweßten, Lufthanßa, ßtarallianß, Außgängen, die mit den Worten Ekßit gekennßeichnet ßind und ßo weiter.

Dienstag, 23. Juni 2015

Viktorianisch

Wenn ich mich rechts und links umgucke, kommt es mir so vor, als habe ich es zumindest mit kleinen Kindern ganz gut hinbekommen.
Wenn unser ganzes Haus von einem kleinen Mitbewohner mit Trillerpfeife terrorisiert wird, wäre mir als Mutter nicht eingefallen, ihm zu sagen, er solle dabei nicht auf der Tischtennisplatte liegen und ihn - trillernd, versteht sich! - von ebendieser zu zerren.
Ich glaube auch nicht, dass eines meiner Kinder Trost von mir zugesprochen bekommen hätte, wenn es regelmäßig einen gut gefüllten Kinderkoffer vom Balkon des ersten Stocks heruntergeworfen hätte (Sonntagvormittag, Ehrensache!) und im Nachhinein festgestellt hätte, dass sein geliebter Tuschkasten, im Koffer befindlich, bei diesen Manövern Schaden genommen hätte.
Ich weiß, dass ich bei meinem Kind nicht als einziges Gegenargument gebracht hätte, die Schere werde stumpf, wenn es eine an einem Geschenkband angebrachte wie ein Lasso durch die Gegend geschleudert hätte. Ganz besonders nicht, wenn noch andere in der Nähe gewesen wären. Ich weiß ganz sicher, dass ich die Nachbarin, die sich der allgemeinen Sicherheit verpflichtet fühlte, nicht angequakt hätte.
Ich bin aber auch altmodisch.

Montag, 22. Juni 2015

Bei aller Liebe

Gestern Abend gab es Streit, Beef wie meine Kinder sagten. Er entbrannte über - was sonst? - das Essen. Genau genommen über 1,2 kg frittierte Kartoffeln. Die ich knauserige Mutter nun wirklich knapp bemessen hatte. Gab es dazu schließlich nur 500g Thunfischsteaks und ein gutes Pfund Grillgut, das vom Vorabend übrig geblieben war. 
Der Sohn achtete konzentriert darauf, wie viele Kartoffeln wir, also die Schwester, seine Freundin und ich, uns auftaten. Wenn es ihm unangemessen viel erschien, monierte er es lautstark. Erklärend meinte die Tochter zu seiner Freundin: "Er ist nunmal kein Teiler."
Was mich zu der Äußerung hinriss, das habe sie im letzten halben Jahr mit Sicherheit schon festgestellt. 
Ganz Hahn im Korb meinte der Sohn: "Das stimmt nicht! Ich teile mein Herz mit euch dreien!"
Darauf seine Schwester: "Essen teilen wäre mir lieber."
Und wieder eine weitere Lektion für den Vierzehnjährigen: so sind die Frauen, durch und durch berechnend.

Sonntag, 21. Juni 2015

School's out for Summer

Da sich das Schuljahr langsam aber sicher dem Ende zuneigt, hat das Thema Schule derzeit einen recht hohen Stellenwert in unseren Unterhaltungen.
Ein Teilaspekt dieser Konversationen war die Theorie der Tochter, Sportlehrer übten ihren Beruf nur aus, um beim Sport nicht mitmachen zu müssen. Wahlweise, weil sie dazu nicht in der Lage seien oder weil sie keine Lust haben, sich umzuziehen. Könnte etwas dran sein...
In letzter Zeit komme ich mir ein wenig wie bei den Gilmore Girls vor: ich rate der Tochter oft, sich selbst in schulischen Belangen etwas weniger unter Druck zu setzen, weniger Einsatz produziere bestimmt die gleichen Ergebnisse usw. usf. Wie üblich rufen diese Äußerungen keine Wirkung bei der Tochter hervor, aber sie erfüllen wahrscheinlich bei mir katharsische Zwecke.
Parallel überlege ich, ob ich ihr - in Ermangelung eines Heckfensters - einen Wimpel mit der Aufschrift "MSA '15" ans Fahrrad anbringen soll.

Freitag, 19. Juni 2015

Nostalgie

Der Sohn hat beschlossen, die 80er Jahre seien musikalisch die beste Zeit gewesen. Man muss Abbitte leisten, er ist sehr jung und weiß nicht, dass es damals auch Supertramp gab.

Happy Birthday!

Da ich nunmehr seit bald drei Monaten nicht mehr in meinem Schlafzimmer nächtigen kann, bin ich sehr dankbar für das elterliche Exil, das sich nebenan befindet. Mindestens genauso dankbar bin ich für die Eselsbrücke meiner Mutter, wie ich die dortigen Rollos zielgerichtet auf oder ab bewegen kann. Zuvor zog ich wahllos an einer der Strippen, um mich dann zu wundern, warum es grundsätzlich in die falsche Richtung ging. "Soll ich dir meinen Trick verraten? H-inten - H-och!" Gut, 'V-orne - V-runter' funktioniert jetzt nicht so blendend, aber kleine Transferleistungen schaffe ich selbst morgens früh.
Dennoch ist meine Dankbarkeit nicht so groß (undankbare Brut!), dass ich a) das Geburtstagsgeschenk fristgerecht fertiggestellt hätte oder b) wenigstens die Postkarte zum heutigen Geburtstag rechtzeitig losgeschickt hätte. Dann wenigstens virtuell:
Herzlichen Glückwunsch!

Donnerstag, 18. Juni 2015

Retrospektive

Da sie noch weniger als ich "Digital Native" ist, wünscht sich meine Mutter meine Blogeinträge zu ihrem Geburtstag in gedruckter Form. Das soll nicht heißen, dass sie nicht mit modernen Medien umgehen könnte! Es gibt nur in ihrer - wie auch in meiner - Generation den für Jüngere nicht nachvollziehbaren Wunsch, etwas Bleibendes in der Hand zu halten. Langer Rede, kurzer Sinn: ich arbeite aktuell daran, Posts in Word zu transferieren, damit ich das Ganze ausdrucken kann. Da der Geburtstag schon diesen Freitag ansteht, kommt mir die termingerechte Fertigstellung unerreichbar vor. Musste ich wirklich so verdammt viel schreiben? Das ist ja unerträglich! 
In der Rückschau fand ich - ohne mich über Gebühr selbst loben zu wollen - einige Perlen. Außerdem stellte ich fest, dass einige Sujets prozentual einen recht großen Raum einnehmen.
Personen, die sich nicht für Motivation der eigenen Person und ihrer Kinder interessieren, lesen nach Möglichkeit auch nicht den Rest der Posts.

Mittwoch, 17. Juni 2015

Der König ist tot!

Nun sind die literarischen Helden meiner Jugend (wie meines Erwachsenenlebens!) allesamt von uns gegangen. Erst Robert Gernhardt während der WM 2006 und nun auch noch Harry Rowohlt. Mögen sich wenigstens Frank Schulz, Gerhard Henschel und Co. eines langen Lebens erfreuen!
Wie zwiespältig das Leben doch ist, zeigte sich daran, dass ich gestern dennoch feiern musste. Es ging schließlich um nichts Geringeres als die letzte (selbstverständlich bravourös bestandene) mündliche Prüfung der Tochter - next exit: Abitur. Nach dem vorgestrigen Sekt-Reinfall bestand mein Angebot an Feiergetränk aus einer Flasche Kinder-Sekt der Geschmacksrichtung "Jungle Party". Rewe online hatte mich leider in die Wüste geschickt mit der Behauptung, in der Filiale Lübecker Straße gebe es zweierlei Sorten Hello Kitty-Schampus. Nicht eine einzige! So blieb mir nur, die Dschungelfeierbrause zu besorgen. Sie kam bei der Jubilarin sehr gut an. 
Wie gut, dass mir noch Reste des echten Sekts vom Vorabend zur Verfügung standen. Wenn ich auch nicht alle zum Alkohol verführen möchte, möchte ich bestimmt nicht alle - und schon gar nicht mich selbst! - zur Abstinenz bekehren. Wäre am Todestag von Harry Rowohlt auch Frevel gewesen.

Dienstag, 16. Juni 2015

Gestern und heute

Wir hatten Grund zum Feiern. Gestern hat die Tochter ihre erste mündliche Prüfung zur mittleren Reife (oder MSA wie wir Hipster sagen) bestanden. Mit Bravour, was allen außer ihr selbst eigentlich klar war. 
Zur Feier des Tages habe ich Sekt besorgt. Rosé, denn der passte erstens am besten zur Tochter und zweitens zum Festessen. Der Sohn lehnte beides ab und stopfte sich stattdessen lieber mit Broten voll. Als später seine Freundin dazukam, bot ich ihr natürlich auch Sekt an. Ich schreibe es ihrer Stärke zu, dass sie trotz der Proteste des Sohnes das Angebot annahm. Der wütete herum, dass ich wohl "alle zu Alkoholikern machen wolle". Dieses Projekt scheint gescheitert zu sein, denn die beiden Mädchen fanden, dass das Getränk zwar hübsch aussehe, aber nicht sonderlich schmecke. Sie konnten sich nicht einigen, ob sie der Geschmack mehr Retourgevespertes (um nicht ihre Worte zu gebrauchen) oder Nagellackentferner erinnere. Stattdessen empfahl man sich gegenseitig den "Hello Kitty-Sekt". Den werde ich dann wohl heute zur letzten Prüfung besorgen müssen.
Im Gegensatz zur wohlerzogenen Freundin des Sohnes trank die Tochter ihres nicht aus und überließ mir wortlos ihr ungeleertes Glas. Um es als halbvoll zu bezeichnen, musste man nicht einmal Optimist sein. Sofort fühlte ich mich um Jahre zurück versetzt: mütterliches Übergewicht wegen des ewigen Kinder-Restevertilgens.

Montag, 15. Juni 2015

Genderforschung

Gestern empörte sich die Tochter, sie könne nichts Tolles daran finden, wenn Männer als metrosexuell gelten: "Nur weil sie sich regelmäßig duschen und etwas mehr auf ihr Äußeres achten!"
Ja, wenn das so ist...

Sonntag, 14. Juni 2015

Tag an der See

Ein Tag an der See ist immer etwas Besonderes. Ganz besonders wird er aber dann, wenn man das Meer nicht einmal sieht. Jetzt wird jeder, der schon einmal im Winter an der Nordsee war, fragen, was daran besonders sein soll. Man kann dort Wochen zubringen, ohne das Meer zu sehen: mit der Flut kommt der Nebel und mit der Ebbe geht er wieder weg, allerdings bekanntlich auch das Wasser, so dass nur der freie Blick aufs Watt bleibt.
Der Plan für gestern sah vor, mittags in Cuxhaven zu sein und sich mit bestem Fisch die Plautze voll zu schlagen. Die ersten zwei Tagesordnungspunkte gelangen hervorragend. Der Fisch war so gut, dass ich durch mein Ohr am Nebentisch nur marginal Aufmerksamkeit verlor (Martin, ca. 60 Jahre, in Camp-David-Klamotte: "Das habe ich von dir, Muddie, da bin ich nicht anders wie du." Schön auch, dass Muddie nicht mit der, sondern immer nur über die Schwiegertochter sprach: "Kommt sie noch mit zum Friedhof oder ist ihr das zu viel?"). Anschließend war geplant, sich in die Cuxhavener Stadtteile zu bewegen, die mit Strand locken. Während wir das Mittagessen noch draußen in der Sonne einnehmen konnten, zog es sich beim Bezahlen schon etwas zu, um sich dann fünf Minuten später in feinsten Platzregen zu verwandeln. An der See eben. So warteten wir im Eiscafé in Bahnhofsnähe nur noch den nächsten Zug ab, um uns wieder nach Hamburg zu begeben. Es gibt doch nichts Schöneres als einen Tag am Meer!

Freitag, 12. Juni 2015

Hamburger Lehrplan

Gestern hatten wir das Vergnügen, zwei Stationen mit der 62er Fähre unterwegs sein zu dürfen. Während der Arbeitszeit und bei schönstem Wetter. So konnte auch die Anwesenheit einer Schulklasse die Stimmung nicht senken. Wie wir fuhr auch die Klasse zu den Landungsbrücken. Je näher wir dem Kai kamen, desto lauter wurde die Aufregung der Schüler. Auch wir begaben uns weitgehend auf Viertklässlerniveau, indem wir die Lautsprecherdurchsage, die zur Vorsicht vor der Gangway aufruft, vorsätzlich als Warnung vorm Gangbang missverstanden. Die Schüler dagegen freuten sich wohl auf den Besuch der Rickmer Rickmers. Eine Kinderstimme blökte: "Wir besuchen das älteste Schiff der Welt." Das konnte ein Mitschüler so nicht stehen lassen: "Nee, das ist doch die Titanic!"
Ok, zumindest an der maritimen Geschichte muss diese Klasse noch arbeiten.
Übrigens:
"Die „Marxen“ als waschechtes Stück Hamburger Geschichte wurde weitestgehend im Orginalzustand belassen."

Donnerstag, 11. Juni 2015

Mist!

Manche mögen es schon immer geahnt haben: ich habe wohl etwas Destruktives an mir. Neu ist allerdings das Selbstzerstörerische. Gestern Morgen wachte ich mit blauen Flecken am Arm und einem blutenden Schmiss an der Nase auf. Keiner außer mir da, dem ich dafür die Schuld zuweisen könnte. Neben dem Brötchenholen wäre das also ein weiteres Argument für einen Mann an meiner Seite. 

Dienstag, 9. Juni 2015

Geschenk von der Zahnfee

Gestern Abend noch fragte meine Mutter, ob ich Brot für Schulbrote brauche. Ich verneinte, weil selbst die Tochter seit Langem Pausenbrote verweigert.
Heute früh kam es, wie es kommen musste: die Tochter meinte, sie wünsche sich ein Brot, weil sie heute den Spendenlauf haben. Auf der Suche nach einer Brotdose musste ich feststellen, dass die Schublade, in der sich ebendiese befinden, vollkommen verdreckt war. Die vorbildliche Hausfrau reinigt auch morgens um sieben klaglos ihre Schränke. So vorbildlich kann ich allerdings nicht sein, denn in der Schublade fand sich neben Dreck auch ein Milchzahn.
Die Tochter: "Ih!"
Ich so, leicht schnippisch: "Von mir ist der nicht!"

Montag, 8. Juni 2015

Saturday Night

Da war ich nun Samstag auf einer Party. Etwas später als geplant. Einkäufe und Erledigungen verschoben den Tagesordnungspunkt "Maske" um eine Stunde. Am Ende schmetterte ich den Kindern ein fröhliches "Die Taille geht unterdessen, etwas Plautze bleibt" entgegen und verließ das Haus. 
Über den Dächern von Hamburg war es dann traumhaft schön, wenn auch ziemlich frisch. Irgendwann wurde es auch Zeit, einen kleinen Snack am Buffet zu sich zu nehmen. Von einer neben mir stehenden Geladenen würde ich dort gefragt, ob ich ein Kind oder zwei Kinder erwarte. Erst wollte ich antworten, dass ich Ausgang habe und die Brut heute nicht zu erwarten sei, bis ich feststellen musste, dass sie mir demonstrativ auf den Bauch starrte. Meine Ersatzreplik war dann: "Keins, ich bin einfach nur dick." Betretene Miene. Ich finde, wenn man sich Teile des schnell schwindenden Essens sichern möchte, geht das auch charmanter.

Samstag, 6. Juni 2015

Vogelwild

Heute mache ich mal ganz verrückte Dinge. Habe ich beschlossen. Statt einzukaufen setze ich mich ins neue Café gegenüber vom Edeka unseres beschaulichen Dorfes. Beobachte das Treiben auf unserer Flaniermeile. Ignoriere die Stimme, die mir auch am Wochenende ständig "Du musst!" in mein Hirn hämmert. Sage dem Sohn, er müsse sich um sein plattes Fahrrad und seine Frisur selbst kümmern. Verdränge auch das selbst auferlegte Kaloriendiktat und esse ein Panini mit Ziegenkäse. 
Aber was hat den Startschuss zum Crazy Saturday gegeben? Ganz einfach: dass ich gestern Nachmittag bei der Arbeit mein Portemonnaie unter allem verbuddelt und es demzufolge dort vergessen habe. Da sich darin alle meine Bonuskarten befinden, verspüre ich die Notwendigkeit, meine übliche Wochenend-Einkaufsroutine zu durchbrechen (ich weiß, man kann Punkte auch nachtragen. Aber mal ernsthaft, wer macht es?). Kein Einkauf bei Budni, bei Real, bei Rewe oder bei Tchibo. Ich bin so verrückt!

Freitag, 5. Juni 2015

Werde ich es schaffen?

Irgendwann muss ich schon erwähnt haben, dass die Mainzelmännchen Ikonen unserer Kindheit waren. Im elterlichen Haushalt befinden sich unzählige Kunstwerke (die Frühwerke!) von mir und meinem Bruder mit diesen Sujets. Jeder von uns hatte seinen Lieblingscharakter, der meines Bruders war Berti, während ich auf Fritzchen stand. 
Wegen eines Bastelprojekts haben die überlebenden Gummifiguren der Mainzer nicht mehr bei unseren Eltern sondern bei mir ihre Heimat gefunden. 
So hat es mich wenig gewundert, als mir gestern die Anfrage meines Bruders übermittelt wurde, ob er über das Wochenende Berti nicht nur ausleihen sondern mit nach Berlin nehmen dürfe. Ich zweifelte nicht eine Sekunde an seiner Bekundung, er werde "ihn hüten wie seinen Augapfel". Verwundert war ich allerdings, warum er seinen Buddy dieses Wochenende braucht. Dachte ich doch, er werde ihn für Geborgenheit und Sicherheit mit in sein Bett nehmen. Wer verstünde das nicht? Stattdessen ist er zum Geburtstag eines Freundes eingeladen, der zur Feier des Tages eine Heldengalerie einrichten möchte. Klar, dass Berti da nicht fehlen darf!
(Ich nehme Abschied)

Donnerstag, 4. Juni 2015

Type O Negative

Beim Abendessen hatten wir gestern das Thema Blutgruppen. Auch wenn es noch etwas dauert, bis sie die Berechtigung haben wird, plant die Tochter Blut zu spenden. Ein gutes Werk - und dafür bekommt man auch noch Geld!
Nichtsdestotrotz nörgelte sie an mir herum, dass ich ihr (und ihrem Bruder, by the way) den negativen Rhesusfaktor vererbt habe. Nicht wegen der Gefahren bei der Schwangerschaft ("Das ist mir egal!"), sondern weil nur 15% einen ebensolchen haben. Manchmal lehrt die Schule wohl doch fürs Leben. Ich konnte noch einen draufsetzen: eigentlich sei Rhesus-positiv dominant, und es demzufolge unwahrscheinlich gewesen, dass sich ihr Vater nicht durchgesetzt habe (welch' Metaphorik!).
Der Sohn dagegen beschwerte sich, dass meine Blutgruppe exotischer sei als seine. Er habe die häufigste und ich könne allen spenden, aber nur von Gleichen empfangen. In diesem Punkt bin ich doch unschuldig: was kann ich dafür, dass 0 rezessiv und A dominant ist?
Man kann es auch niemandem recht machen: der Tochter zu ausgefallen, dem Sohn zu gewöhnlich. Ich habe mit einigem gerechnet, was mir die Kinder vorwerfen würden, aber die Blutgruppe oder der Rhesusfaktor gehörten in meiner Vorstellung nicht dazu.

Mittwoch, 3. Juni 2015

Das geht doch nicht!

Gestern war schwierig. Am Morgen war ich vom Relegationsdrama des Vorabends noch nicht wieder vollkommen stabilisiert. Wer braucht keinen Alkohol, um diese Mehr-Glück-Als-Verstand-Nummer zu überstehen? Im Zweifel alle, die nicht spontan Dr. Psycho parat haben.
Das stürmische Wetter trug nicht eben dazu bei, mein Gleichgewicht wiederzufinden. Hier in unserem beschaulichen Dorf war mir der Wind nicht großartig aufgefallen. Aber wenn man den Tag im obersten Stockwerk eines Gebäudes verbringt, das in der Hafencity am Wasser liegt. Als ob das nicht genug wäre, war gestern der Tag, an dem die Windräder auf dem Dach (also direkt über uns) getestet wurden. Diese waren geraume Zeit ausgeschaltet worden, weil sie das Haus in Schwingungen versetzen. Was soll ich sagen? Willkommen im Erdbeben! 
Wer hätte gedacht, dass ich das einmal sagen würde: dem Techniker muss man mildernde Umstände gewähren; er ist Österreicher. Als solcher interessiert er sich vermutlich seit den Vierziger Jahren nicht mehr für die deutsche Liga.

Dienstag, 2. Juni 2015

Keine kalten Füße

In letzter Zeit starren mir viele Menschen auf die Füße. Auf der Straße, bei der Arbeit, in der U-Bahn, im Fahrstuhl, eigentlich überall. In den meisten Fällen werde ich auf meine Schuhwahl angesprochen. Mantramäßig wiederhole ich, dass ich an den Füßen nicht friere, auch wenn ich jetzt seit zwei Wochen konsequent offene Schuhe trage. Vielleicht gar deswegen. 
Es ist Juni! Viel schlimmer als gegebenenfalls kalte Füße finde ich, immer noch Schals und Tücher tragen zu müssen. Die führen nämlich dazu, dass meine Haare im Nacken aufs Mieseste verknotet sind.
Heute allerdings finde ich es statthaft, mir auf die Füße zu starren, auf dem Weg zur Arbeit sind mir meine dunkelblauen Sandalen kaputt gegangen. Höchste Zeit, sich um neue zu kümmern!

Montag, 1. Juni 2015

Random Awesome

Gestern Abend wurde von den Kindern mein Wissen in Sachen Jugendsprache getestet. Und - was soll ich sagen?: Epic Fail. Weder wusste ich ohne Hilfe zu sagen, was die Abkürzung "BAE" bedeutet (ich lasse gerne alle an meinen neu erworbenen Kenntnissen teilhaben: before anything else), noch hätte ich sagen können, dass "as fuck" nichts mit homoerotischen Liebespraktiken zu tun hat (zu meiner Entschuldigung muss ich sagen, dass man das vermeintliche Doppel-S gesprochen nicht vom alleinigen unterscheiden kann), sondern einfach nur so etwas wie "wie die Hölle" bedeutet. 
Auch wenn ich nun diese Errungenschaften vorweisen kann, redet die Brut für mich nach wie vor in fremden Zungen. Da merkt man es wieder, die Schule bereitet nicht aufs Leben vor. Ein erfolgreich absolvierter Englisch-Leistungskurs kann gar nichts.