Dienstag, 28. Mai 2019

In fremden Zungen

So spannend der Urlaub in Moldawien war, die rumänische Sprache und ich, wir sind nicht best buddies geworden. Geschrieben, auf Schildern oder Werbung ging es ganz gut. Mit einer Latein-, Französisch-, Italienisch- und Spanischvorbildung kann man etwas reißen. Gesprochen blieb mir das Idiom zumeist rätselhaft. Nur beim Neinsagen habe ich heraushören können, ob etwa belauschte Personen russisch oder rumänisch sprachen. „Ja“ ist in beiden Varianten für ein ungeschultes Ohr wie meines baugleich. Anders als vor zwei Jahren in Wales, als mich jeder walisisch Sprechende ohne Probleme hätte mitschnacken können, weil ich die Sprache so toll fand, übte das Rumänische auf mich keinen übertriebenen Reiz aus - auch wenn ich ähnlich wenig verstand. 
Ein erklärtes Lieblingswort habe ich in Chișinău an einer Fabriktür (unter dem Wort „magazin”) dennoch gefunden: es heißt „angro“ - und hat mich ziemlich lange gekostet, bis ich dahinter kam, dass es das Gegenteil von „en détail“ bedeutet. Das fand ich nicht schlecht.

(„Ansamblu“ ist allerdings auch nicht so verkehrt.)

Montag, 27. Mai 2019

Verwirrt

Heute früh würde ich nicht durch Sirenen und Sonnenlicht durch windschiefe Jalousien geweckt. Stattdessen Kinderstimmen und keckernde Eichhörnchen. Wo war ich gelandet - und wie? Es brauchte lange Zeit, ehe ich verstand: zuhause, im eigenen Bett. Abgesehen von Schülergruppen in himmlischer Ruhe inmitten einer Millionenstadt. Beeindruckend, wie frei von Martinshörnern es gegenüber vom Krankenhaus und in unmittelbarer Nähe der Hauptfeuerwehrwache sein kann. 
Später kam zur Verwirrung am Morgen - die bei wohlwollender Deutung vielleicht noch als „noch nicht ganz wach“ durchgehen kann - die Überraschung, in welch geordnetem Zustand sich Straßen, Bodenbeläge und Stadtbild befinden. Wer weniger Anspruch und mehr Demut lernen möchte, dem sei unbedingt ein Moldawien-Besuch ans Herz gelegt. Dann weiß man, was man hat. Guten Abend.




Freitag, 24. Mai 2019

Endlich olympisch

In der Disziplin „Beim Duschen das Badezimmer Fluten“ habe ich es unterdessen zu einer gewissen Meisterschaft gebracht. Zugegeben, selten findet man so perfekte Trainingsbedingungen wie hier in Chișinău vor: eine mit einer Fliesenbreite umrandete Duschtasse in etwa einem halben Meter Höhe (Fliesen natürlich nicht in Richtung Ablauf abgeschrägt - damit rechnen sie bloß!) in Kombination mit einem Duschvorhang, der mindestens zwanzig Zentimeter oberhalb der Randfliesen endet. Da werden sich die hervorragenden Ergebnisse zuhause leider nicht wiederholen lassen. Schade außerdem, dass ich den modernen Dreikampf nicht bestreiten können werde, da ich bisher beim „Handcreme auf die Zahnbürste Drücken“ nicht allzu viel punkten konnte und „Seife ins Klo Flitschen“ auch nicht meine Stardisziplin ist. 



Donnerstag, 23. Mai 2019

Urlaub... Urlaub in Transnistrien

Wer sich noch einmal so jung fühlen möchte, dem sei ein Throwback Thursday in Transnistrien empfohlen. Nur dort kann man sich fühlen wie zwischen November 1989 und Juli 1990. Schrabbeliger Sozialismus gepaart mit Mercedes-Kleinbussen, auf denen „Estrich Müller“ oder „Möbel Weber“ steht. So sieht es aus. Der Besuch im Grenzkontrollhäuschen lässt längst vergessene Transitstreckensituationen aufleben. Die transnistrischen Fachkräfte scheinen von den Besten (Ostdeutschen) gelernt zu haben, was böse Blicke und Unfreundlichkeit angeht. Informationen werden einem nur in kyrillischen Buchstaben zuteil - nicht meine Kernkompetenz. Und doch läuft die Jugend mit dem iPhone X durchs heiße Kontinentalklima, während die Straßen nach wie vor nach Karl Marx und Rosa Luxemburg benannt sind. So spannend es ist: am Ende ist es im Westen - naja fast: Chisinau - eben doch am schönsten.



Dienstag, 21. Mai 2019

Euro heißt jetzt Lei

Vor Jahren gab es einen albernes Buch „Molwanien - Land des schiefen Lächelns“ oder so. Meine grandiose Geschäftsidee ist eher, einen echten Reiseführer über Moldawien herauszubringen. Den kann man nämlich bisher nicht bekommen. Ich erwäge schon, das Wort Beschaffungskriminalität wieder in meinen aktiven Wortschatz aufzunehmen. Einige Buchhandlungen und Orte mit angeblicher Tourist-Info haben wir schon abgeklappert. Vergebens. Selbst Postkarten scheinen hier so verfügbar wie Austern. Dafür kann man in vollen Zügen Sozialismus-Reminiszenzen genießen. Wein und Essen sowieso. Der Titel meines zukünftigen Oeuvres steht schon. Es wird „Moldawien - Land der Martinshörner und stillgelegten Wasserspiele“ heißen.



Montag, 20. Mai 2019

Urlaub... Urlaub in Moldawien

Schon der Hinflug wird zum Erlebnis. Purser aka Lufthansa-Stewardess erklärt den Fluggästen mit den Plätzen vor den Notausgängen auf deren Grunzen hin in feinstem Englisch und epischer Breite, was es mit diesen Plätzen auf sich habe. Sie fragt anschließend in gleichem Idiom, ob sie damit einverstanden seien und dort sitzen bleiben wollen. „Hanoi, wenn Se koi Alternative hen?“, lautet die Antwort. Vor Schwaben macht die Globalisierung schon noch Halt.
Der Flughafen in Chişinău braucht den Vergleich mit St. Peter auf Jersey oder Rennes nicht zu scheuen. Größe und Lage auf grüner Wiese scheinen in etwa gleich, doch sanitär macht man hier mehr her. Dagegen kann der Frankfurter Flughafen nicht anstinken - oder vielleicht doch?
Die Taxifahrt zum original zonalen Hotel verläuft unproblematisch. Durch eine angenehm ereignisarme Landschaft. Im Hotel selbst bekomme ich ein wenig Angst vor der eigenen Courage. Aber als Mutter meiner Kinder kann ich nur sagen: das WLAN funktioniert. Außerdem sind die Empfangsdamen sehr freundlich. Dass der Kommunismus nun schon einige Jahre passé ist, dafür kann das Hotel ja nun wirklich nichts.

(Sie nennen es „Interessant“)



Am ersten Sonntag nach dem Weltuntergang

Nachdem es sehr spät begann, jagte dieses Wochenende ein Höhepunkt den nächsten. Meine Füße sehen das allerdings anders. 
Freitag am späten Abend ein Konzert, stehend verbracht, Ehrensache.
Sonnabend viele Einkäufe: Geburtstagsutensilien für den nahenden Vater, Kalorien für den Sohn und Last Shopping vor Abflug in den Postsozialismus. Auf der Habenseite: weniger Stehen als am Vorabend. Dafür mehr Strecke. Irgendwas ist immer. Für die Füße weniger erfreulich als fürs Herz war dann das überraschende, Glück, mit meiner Geschenkkleinigkeit das bisher opulenteste Präsent des diesjährigen Jubiläums übergeben zu haben.
Sonntag dann - wer hätte es gedacht? - wieder Stehen. Da drei Stunden Konzert nicht ausreichen, war der HVV so nett, die S-Bahnfahrt zur Hin- und Rückfahrt so dicht gedrängt zu gestalten, dass nichts blieb als - wie soll es anders sein? - Stehplätze. Doch wer braucht schon Füße, wenn er Sven Regener singen und trompeten hören kann? Richtig: niemand! 

Anfangs verwunderte uns die vergleichsweise geringe Deutschlehrerzauseldichte; die langjährige Testreihe zeigte bisher andere Ergebnisse. Dann fiel uns ein, dass viele von ihnen vielleicht noch nicht rechtzeitig aus den Ferien zurückgekehrt waren. Die These wurde gestützt durch ein Flugzeug nach dem nächsten, das über den Himmel des Stadtparks in Richtung Fuhlsbüttel zog.
Die kurze Zeit im Bett verbrachte ich anschließend anstelle von tiefem Schlaf mit der Frage, was eigentlich an einer Hüfte noch wehtun kann, wenn sie großflächig ausgeräumt wurde. Egal, solange sie es beim frühen Aufbruch nicht mehr tut. Jetzt beschäftigt mich nur noch, was wohl Endoprothese auf rumänisch heißt. Zu mehr ist ein verschlafenes Hirn am Montag nicht fähig.

Freitag, 17. Mai 2019

„Begrabt mein Hirn an der Biegung des Flusses“

Novembertristesse allenthalben. Kalt und nass. Ich trage keine offenen Schuhe mehr, weil ich an den vorangegangenen Tagen derart kalte Füße hatte, dass ich deswegen nicht einschlafen konnte. Man muss wissen, wann man verloren hat. Dann ist auch noch einer der letzten literarischen Helden meiner Jugend gestorben. Mit nur 57 Jahren. Nicht vergleichbar, doch es passte ins Gesamtbild, dass bei der Arbeit kurz nach Vollendung meines Lebenswerkes dessen Datei gelöscht wurde und von unserer noch so findigen IT nicht wiederhergestellt werden konnte. Also den ganzen Spaß von vorne und am Freitag gegen 20:30 Uhr endlich die völlig verwaiste Hafencity verlassen. Dreckstage eben, die die volle Punktzahl mitnehmen wollen. Es gibt wohl stimmigere Einstimmung aufs Wochenende. Aber vielleicht die passende Enleitung fürs Gute-Laune-Konzert von Element of Crime am Sonntag im Stadtpark? Bei Gewitter, versteht sich.

Donnerstag, 16. Mai 2019

Hamburg, Freude, 11°

Für einen kurzen Moment freute ich mich, den Teebeutel ausnahmsweise nicht im heißen Wasser versenkt zu haben. Bis ich feststellte, dass ich ihn neben die Kanne hielt. Das Wasser wollte sich farblich einfach nicht verändern. 
Ebenso kurz war die Freude über den sturmfreien Abend. Wusste ich zwar, dass der Sohn sich selbst für seine Verhältnisse zuhause den Magen ziemlich vollgeschlagen hatte. Er würde nicht wie sonst aus Hungergefühlen nachts von seiner Schwester nach Hause kommen („Lecker können sie nicht.“) und sich gegen 1 Uhr ein Pfund Nudeln oder ein Kilo Kartoffeln mit Soße zubereiten. Doch wie hätte ich die spontane Freiheit, abgerockt von einem Arbeitstag, nutzen sollen? Und dann das schlechte Gewissen: Bin ich eine herzlose Mutter, dass ich mir planbare, kinderfreie Abende wünsche? Ich denke nicht. Schließlich ist der gedachte Wunsch lange nicht so lieblos wie die Frage des Kindes, um wie viel Uhr genau ich denn aus dem Urlaub zurückkomme, damit er seinen Besuch an mir vorbeischleusen kann.

Mittwoch, 15. Mai 2019

Ein, zwei Wunder?

Nach zwanzig Jahren Mutterdasein sollte es mich nicht mehr überraschen. Doch dann passiert immer wieder genau das. Während wir fernsehen, frage ich den Sohn, woher Christian Pulisic eigentlich komme, und rechne mit einer Antwort wie Australien oder Kanada. Statt dessen meint er nur beiläufig: „Hershey, Pennsylvania. Da, wo die Schokolade herkommt. Du kennst doch die Hershey Bars, oder?“ Um sich dann wieder seinem Telefon zu widmen. Wieder einmal bin ich beeindruckt, was sich neben BIP-Ranking, Nationalfeiertagen, japanischen Vokabeln, französischen Liedtexten, NBA-Insights und Sonstigem alles in diesem Kopf befindet. Ich könnte sicherlich noch fragen, wie alt besagter Fußballspieler (oder irgendein anderer aus egal welcher Liga) sei und wie viele Tore oder Assists er in den letzten fünf Spielzeiten erzielt habe, und bekäme keine falsche Antwort. Kurz bevor ich beseelt denken kann, mindestens ein Wunderkind in die Welt gesetzt zu haben, fällt mir wieder ein, das es sich bei ihm um genau den Achtzehnjährigen handelt, dem nicht beizubringen ist, dass man Mayonaise-Gläser nach Gebrauch schließen sollte, dass die von ihm als „Käfer“ identifizierten Lebewesen auf dem Basilikum Blattläuse sind und dass man Spülmaschinen selbsttätig befüllen kann. Dann ist wieder alles normal.

Dienstag, 14. Mai 2019

Aus gutem Grund

Ein Vorteil des regelmäßigen Jobwechsels ist der, immer relativ aktuelle Fotos von sich zur Hand zu haben. Zumindest solche, die eben nicht für den Hausgebrauch sind. 
Ein Nachteil des regelmäßigen Jobwechsels ist der, dass häufiger als verträglich Fotoshootings anstehen. So auch gestern. Ich wachte auf mit der Erkenntnis, dass es wohl spätestens ab der Gegenwart keine Fotos mehr von mir geben wird, mit denen ich zumindest zufrieden bin. Da war ich nicht einmal aufgestanden; das heißt, ich hatte noch nicht in den Spiegel gesehen. Mit den eigenen Bildern war ich schon immer recht kritisch. Im Gegensatz zur Tochter kenne ich auch keine vorteilhaften Posen (oder solche, die sie dafür hält) fürs eigene Gesicht. In der Vergangenheit waren es meist die Schnappschüsse, bei denen ich das Fotografieren gar nicht mitbekommen habe, die die besten Ergebnisse lieferten. Doch auch das Äonen her, als Pandaaugen und knittrige Haut noch die Probleme anderer waren. Zu so viel Motivation fürs Aufstehen kamen das übliche Montagsfeeling und die Temperaturen, die mich schon seit Tagen davon abhalten, rechtzeitig das Bett zu verlassen. 
Doch was soll ich sagen? Der Fotograf, Typ Jürgen Klopp, schaffte es trotz all‘ dieser Hindernisse ein Bild zu erzeugen, mit dem ich ohne Probleme leben kann. Motivation ist eben doch - fast - alles. 
Damit ist jetzt in Stein gemeißelt, dass ich so schnell nicht wieder den Arbeitgeber wechseln darf.

Montag, 13. Mai 2019

Nachlese

Eigentlich halte ich es wie meine Mutter. Muttertage sind mir herzlich egal. Weswegen ich meine Umwelt auch blöde-unwissend angucke, wenn sie mir im Vorfeld wünscht, mich Sonntag richtig feiern zu lassen. Weswegen ich auch kein allzu schlechtes Gewissen haben musste, meine Mutter gestern nicht zurückgerufen zu haben. Stattdessen haben wir lieber Tatsachen sprechen lassen und den Balkonbereich der elterlichen Wohnung auf Zack gebracht. Eine innere Genugtuung schon allein deshalb, weil wir den Kontrast zum Nachbarbalkon herausgearbeitet haben. 
Auch wenn der Tag keine symbolische Bedeutung für mich hat, freue ich mich, wenn die Tochter erst über WhatsApp gratuliert und später noch vorbeikommt. Wenn sie mir Donuts mitbringt. Wenn sie zum Essen bleibt, die improvisierte Mahlzeit über den grünen Klee (Spargel?) lobt und sich anschließend wünscht, wir mögen alle dicht gedrängt nebeneinander auf dem Sofa sitzen und uns zauberberggleich Decken über die Beine legen, weil das so gemütlich sei. 
Wahrscheinlich kein hundert Prozent traditioneller Muttertag, aber schön.

Schön auch, wie ich einem der mitgebrachten Donuts schnell eine neue Bedeutung geben konnte. Als empathische Mutter möchte ich schließlich den Sohn nicht brüskieren, der den Tag komplett vergaß. Das hat er wohl von mir.




Freitag, 10. Mai 2019

Ins Wasser gefallen

Aus meinem Beauty- und Wellnessabend wurde nichts Richtiges. Als ich nach einem relativ langen Arbeitstag nach Hause kam, fand ich den Sohn missmutig vor. Wenn es nur der Unmut über fehlendes, „leckeres Essen“ gewesen wäre, hätte ich es als jugendlichen Klangteppich geübt ausblenden können. In diese Art der Frustration mischte sich jedoch der Ärger über seine (selbst) vergurkte Frisur. Um sich endlich wieder ohne Cap, Bandana oder Schlumpfdecke (kein Witz!) aus dem Haus trauen zu können, versuchte er mich für die Korrektur zu gewinnen. Eigentlich hatte ich bereits Dienstagabend abgelehnt. Doch gestern kam er mit neuen Argumenten: er könne erst duschen, wenn die Haare nachgeschnitten seien. Ein geschickter Schachzug, spekulierte ich doch auf baldigen Zugang zur Badewanne. So stand ich also - unter genervtem Murren, noch im „kleinen Grünen“ (der Chef) - mit dem Sohn im Badezimmer und versuchte zu retten, was nicht mehr zu retten war. Es war nicht hilfreich, dass er vorher die Haarschere zerstört hatte (aus Wut?), denn der Haarschneider und ich lebten bisher nicht im gleichen Sonnensystem. Erschwerend kam hinzu, dass ich abgekämpft und hungrig war. Dennoch drückte er mir die Maschine in die Hand, die ich pflichtschuldig über seinen Hinterkopf gleiten ließ. Nichts passierte. Ich hatte ihm vorher noch das Versprechen abgenommen, er müsse sich um die Haarentfernung aus dem Bad kümmern, und zwar anständig! Jetzt produzierte ich kein einziges abgeschnittenes Haar. Ich fing an, den Haarschneider zu analysieren. Und verstand, die Einstellung „16 mm“ erreicht den Kopf bzw. die Haare gar nicht. Mein Vorschlag, das Gerät auf 4 mm einzustellen, rief beim Sohn Panik hervor. Aufsatzlose Haarschnitte haben beim Sohn wohl Traumata ausgelöst. Unversöhnlich quakten wir uns an. Es endete damit, dass ich entnervt eine Schere aus der Küche holte und mich damit ans Werk machte. Ich bleibe beim Slogan meiner Kindheit und Jugend: „Was Friseure können, können nur Friseure.“ Das Ergebnis meiner Bemühungen verringerte zwar die Auffälligkeit der hellen Kurzhaarzonen, jedoch um den Preis von vielen Rillen im Gesamtbild. Ein frustrierter Sohn fegte seine Haare weg, eine frustrierte Mutter zog sich zurück. Immerhin, ein wenig Wellness brachte der Abend doch noch: als ich das Kleid gegen einen Onsy ersetzt hatte, wurde es wenigstens gemütlich.

Donnerstag, 9. Mai 2019

Und sonst?

Das Leben plätschert so vor sich hin. Die Vier-Tage-Woche hat den Sprung aus der Beta-Version in den Normalbetrieb wohl nicht geschafft. Die offenen Schuhe bleiben weiter zu Hause. Immerhin beschweren sie sich nicht. Dinge, die zu tun sind, werden entweder vergessen oder wissentlich verdrängt. Was soll man auch sonst mit Aufgaben anfangen? 
Was als schöne Zweisamkeitsaktion geplant war, wurde es auch; aber eben nicht mehr. Der Sohn und ich waren gleichermaßen enttäuscht von den letzten Folgen Ripper Street. Küchenpsychologisch unplausibel plus unmotiviertes Aufwärmen ehemaliger Charaktere. Wer die Serie bisher mochte, dem sei empfohlen, es bei drei Staffeln zu belassen. Glaubt mir, es ist besser so. Das unbefriedigende Ende der Serie trug übrigens nicht zur besseren Verarbeitung eines weiteren ebensolchen für den Sohn bei: Er wütete am späteren Abend über Ajax‘ Niederlage. Seine Enttäuschung war so groß, dass er gleich unkte, jetzt werden die Spurs auch das Finale gewinnen. Es wird bös enden. 
Ich dagegen kann tief in mein Zweckoptimismuskästchen greifen: meinem Beauty- und Wellnessabend steht heute nichts mehr im Weg. Damit wäre sogar eine der vielen Aufgaben erledigt.

Dienstag, 7. Mai 2019

You’ll never walk alone

Eigentlich wollte ich davon berichten, wie ich mich zum Wäscheaufhängen und -einsortieren motiviere. Nämlich indem ich einzelne Socken ganz weit von einander aufhänge und dann beim Zusammenführen Memory spiele. Oh, wieder ein Paar! Ich darf nochmal, ich habe gewonnen! 
Doch dann kam der fulminante Liverpool-Sieg - und ich kann sagen: der Haussegen hängt jetzt so dermaßen  gerade. Bei mir lassen sich allerdings gewisse Ermüdungserscheinungen feststellen, was das letzte Origi-Tor angeht. Das habe ich unterdessen schon etwa 14mal gesehen. In der französischen, englischen und spanischen Variante. Doch wir müssen wohl alle Opfer bringen.

Montag, 6. Mai 2019

Überraschungen

Den ganzen Winter habe ich es nicht getan. Heute früh habe ich das erste Mal nach vielen (Winter!-)Monaten ein Bad genommen. Endgültig den Ausschlag gaben die kalten Füße, die auch über Nacht nicht aufwärmen wollten. Zugegeben, die Nacht war kurz, da der Sohn und ich gestern in trauter Zweisamkeit vor einer, noch einer und dann noch einer weiteren Folge Ripper Street versackt sind. Er ersetzte dabei ohne Abstriche die fehlende Tochter/Schwester, indem er mich wahlweise nach der vorangegangenen Handlung fragte oder mir tolle Dinge auf seinem iPhone-Display zeigte. 
Apropos abwesende Tochter: tagsüber habe ich damit zugebracht, ihr verlassenes Zimmer zumindest in Ansätzen wieder bewohnbar zu gestalten. Vorher sah es für - sagen wir - Sie-Ist-Übers-Wochenende-Auf-Dem-Land überraschend aufgeräumt aus. Aber eben nicht nach Auszug. Meine nächste Stufe wird wohl heißen, kategorisches Wegwerfen anzudrohen. Ein Move, den ich gewöhnlich mehr als vieles andere scheue. Aber Aufräumen eigentlich auch. Mal sehen, wann ich mir mal wieder Arbeit mit nach Hause nehme. Dann sollte es klappen. Ging doch gestern auch. Positiver Nebeneffekt: der Sohn war ob meines Werkes beeindruckt und bot an, den Müll rauszubringen und die Parkplatzkette vorzulegen. Sein Argument: „Mama, Du hast schon so viel geschuftet.“ Ich glaube, langsam erwachsen zu sein, denn mein Übliches „Allet mit Deine Hände“ habe ich mir gekniffen. War allerdings auch noch nicht Muttertag.

Samstag, 4. Mai 2019

Du fehlst

Obwohl ich im Gegensatz zur letzten Woche ausreichend Nachtschlaf hatte, starrte ich stumpf auf die Straße. Schließlich entdeckte ich den Bus. Den vorangegangenen hatte ich wie üblich zielsicher verpasst. Es hat mich peinlich lange Zeit gekostet zu begreifen, dass dieser Bus nicht NACH Modering (igitt!), sondern ZUM Modering fährt. Zum Glück war der Bus mit ausreichend Literatur ausgestattet (für die Brut ist dies ein untrügliches Zeichen, sich auf dem Land zu befinden), um die fehlende Denkleistung zu kompensieren. „Kajak und Canadier“; Weltliteratur, von der man noch viel lernen kann.



Freitag, 3. Mai 2019

Ja, ist denn scho‘ Mai?

Wenn ich ab September notorisch vorgehalten bekomme, wie unvernünftig es sei, im „Herbst“ barfuß in offenen Schuhen unterwegs zu sein, möchte ich im derzeit amtierenden Herbst auch hören, wie unglaublich vernünftig ich sei, die Schuhe des Winters aufzutragen. Es liegt nämlich nicht ausschließlich daran, dass meine Füße wieder einer Aufarbeitung bedürfen. Nein, es hat vor allem etwas mit erwachsenem Verhalten zu tun. Und Dankbarkeit. Schließlich hat mich letztes Wochenende nicht - wie zu befürchten stand - eine Blasenentzündung befallen. Ich kann eine weitere Entwarnung geben: Meine Statistik, fünf Monate des Jahres mit offenen Schuhen herumzulaufen, ist dennoch nicht gefährdet. Es gibt einige Bonustage aus dem April zu verbuchen. 
Doch ein wenig ärgerlich ist es schon, dass sich dieses Jahr gedacht hat: Komm‘ lieber Mai und mache... es endlich wieder schön kalt!

Donnerstag, 2. Mai 2019

Auf zum ersten Mai


Statt mir auf ewig dankbar zu sein für 1A-Catering am Vorabend, sprühte der Sohn gestern zum ersten Maifrühstück Deo durch den Raum („Das riecht so gut.“ Laut seiner Angabe wie eine Mischung aus dem Rasierwasser des spanischen Nachbarn - „Ich mag den Geruch!“ - und „Omas Haarspray“). Wären meine Atemwege nicht so belastet gewesen, hätte ich wahrscheinlich entspannt gelacht über seinen Kommentar: „Mit 13 wäre das jetzt als Dusche durchgegangen.“ So war mir eher nach Röcheln zumute. 
Mir scheint, er zeigt mir seine Dankbarkeit einfach anders. Schließlich verabschiedete er sich anschließend mit folgenden liebevollen Worten von mir, als er zu seiner Schwester ins Schanzenviertel ging: „So, ich gehe dann mal ein paar Steine schmeißen.“