Freitag, 29. Oktober 2021

Meine erste Banane

Das also war meine erste 2G-Veranstaltung. Irgendwie unspektakulär. Nicht schlecht, ohne Frage, aber auch nicht so herausragend, wie ich sie mir nach bald zwei Jahren Event-Abstinenz vorgestellt hätte. Vielleicht werde ich einfach alt und verliere meine Begeisterungsfähigkeit? Dabei schaffte ich es gestern Abend noch, den Altersschnitt zu senken. Wahrscheinlich ist es eher so, dass sich Luftqualitätswerte und Abstandsgebote unterdessen so sehr in die vordersten Bereiche unserer Hirne eingebrannt haben, dass Spaß und Ausgelassenheit nur nachgelagert vorkommen. Es ist noch viel aufzuholen. Bis dahin ist der Weg das Ziel.








Donnerstag, 28. Oktober 2021

Wieder einmal

Hamburger Herbst, Du versuchst vergeblich mich von Dir zu überzeugen! Zwar tarnst Du Dich heute ausnahmsweise mit blauem Himmel, doch das täuscht mich nicht im Geringsten. Seit geraumer Zeit ist es so, dass es immer wieder überrascht, auf dem Kalender kein Novemberdatum zu finden. So kalt und nass und dunkel wie Du bis jetzt schon warst. Die heutigen Sonnenstrahlen helfen nicht darüber hinweg, dass ich die Sandalen weg- und die Stiefel ausräumen musste. Auf diese Höchststrafe kann es keine Bewährung geben. Schon gar nicht, wenn am Wochenende der letzte Termin für die Steuererklärung festgesetzt ist. Die eine Stunde mehr wird es auch nicht reißen.



Montag, 25. Oktober 2021

Wochenendfreuden

Freitag begann vielversprechend: durch die derzeitige Mitbewohnerin ließ der Sohn ausrichten, er sei bis Montag in Niedersachsen. Sie selbst wolle das Wochenende in Berlin verbringen. Das hieß sturmfrei. Leider war es nur bedingt möglich, dies auch anständig auszunutzen. Einige Menschen scheinen das vorletzte Wochenende im Oktober für Ausflüge in andere Bundesländer einzuplanen. Spontan lässt sich daher wenig organisieren. Dennoch fielen zwei schöne Abende in netter Gesellschaft ab - dass ich sie genauso auch mit den anderen Bewohnern verbracht hätte, interessiert keinen großen Geist.
Das Beste aus der Situation zu machen, bedeutete am Samstagnachmittag einen Besuch im schwedischen Möbelhaus und anschließend nahezu zwangsläufig einen im nahegelegenen italienischen Supermarkt. Wenn das nicht sticht über Ausflüge in andere Bundesländer! Als größten Erfolg meines Ausflugs deute ich, ohne Teelichter, Kerzen oder Servietten zurückgekommen zu sein. Das muss man mir erst einmal nachmachen. Stattdessen nur Kleinmöbel und große Mengen Nudeln. Plus ein wenig Beifang. Der Abend ging mediterran weiter mit Anklängen an einen nicht allzu lange vergangenen Spanienurlaub. Wenn schon nicht klimatisch, dann wenigstens kulinarisch.

Der eher protestantische Teil des Ganzen folgte am Sonntag. Irgendwie mussten die Möbel schließlich aufgebaut werden. Die Gleichung „Aufwand steigt mit Größe des Möbelstücks“ geht übrigens nur bedingt auf. Schritt 6 und Schritt 23 sorgten für tiefe Verzweiflung. Nicht nur, dass ich die Piktogramme oftmals nicht deuten kann und lange Zeit über ihre Bedeutung sinnieren muss, häufig scheint mir die Umsetzung technisch unmöglich. Nach überraschend langer Aufbauphase, die nur mit tatkräftiger Unterstützung zu schaffen war, steht nun ein kleines Sideboard in meiner Küche. Es bietet Platz für die Unmengen an Teelichtern, Kerzen und Servietten, die ich bereits besitze.


Montag, 18. Oktober 2021

Nun

Es ist gleichgültig, dass ich bereits anderthalb Wochen zurück bin: ich hadere nach wie vor mit dem hiesigen Klima. Ein klassischer Fall von Fremdeln in der Heimat. Saisonal nicht untypisch für mich. Wer will schon grauen Himmel, nebelfeuchte Blätter, auf denen man hervorragend ausrutschen könnte, Temperaturen, die es mit Chance in den zweistelligen Bereich schaffen (immerhin im positiven Bereich, thank God for His small mercies!), im Dunkeln aufstehen und im Dunkeln Feierabend einlegen, Strümpfe und geschlossene Schuhe? Ich jedenfalls nicht. Darüber helfen auch nicht die vermeintlich hübschen bunten Blätter oder die Gemütlichkeit bei Kerzenschein. Auch hält sich der Spaß in Grenzen, wenn man wie ich am Wochenende die Balkonmöbel im Keller einmottet. Weiß ich doch, dass sie dort all’ die Monate der Tristesse stehen bleiben - im Zweifel sogar im Weg. Ich wiederum sehe nur wenige Auswege: entweder ganz bald (morgen?) nach Spanien zurück oder ab sofort in den Winterschlaf zu fallen und erst wieder aufzuwachen, wenn die ersten Krokusse (oder auch: Krokanten, wie wir Kenner sagen) blühen. 



Dienstag, 12. Oktober 2021

Gute Nachrichten

Noch immer hadere ich mit den hiesigen Temperaturen und Klimaverhältnissen. Von der Rückkehr in die Galeere möchte ich gar nicht sprechen. Wenn hier Wasser rauscht, ist es nicht das Meer, das mit bester Brandung aufwartet, sondern wahlweise drinnen die Toilettenspülung oder draußen der Regen. Oder beides zusammen. Selbst wenn die Sonne in Erscheinung tritt, tut sie dies vergleichsweise weit unten und vermittelt kein Gefühl von Wärme. Einige wissen es vermutlich: der Herbst ist nicht meine favorisierte Jahreszeit. Umso schöner, wenn mich Nachrichten aus meiner WhatsApp-Geflügelgruppe erreichen. Es gebe pünktlich zum 11.11. das erste Mal in diesem Jahr Martinsgänse (14,50€/kg). Dieser freundliche Niedersachse zumindest versteht sich auf die Kunst der Motivation. Es läuft eben nicht alles schlecht in Deutschland.




Sonntag, 10. Oktober 2021

Pfiffig

Fern der Heimat entwickelte sich eine ungebührliche Nähe zur FDP. Nicht etwa, dass ich mit Abstand Freundin der Ampel- oder gar Jamaika-Konstellation geworden wäre. Oder dass ich im Ausland mein Herz fürs Fallschirmspringen entdeckt hätte. Es war eher eine weitere Anregung Jürgen W. Möllemanns: die pfiffige Geschäftsidee. Sie manifestierte sich an verschiedenen Stellen. Erst hatten wir den Plan, mit T-Shirts „Geimpft in Gandia“ ganz groß herauszukommen. Dann den Vertrieb des Licor de Arroz in Deutschland breitflächig aufzuziehen, eines Schnapses, der wie in Flaschen gefüllter Milchreis schmeckt und dessen Alkoholgehalt noch weniger auffällt als der von 43. Allein der Umgang mit dem vor dem Trinken großzügig aufgebrachten Zimt erfordert ein längeres Training, ehe man überall als Expertin durchginge. Er erreicht dich in den Aggregatzuständen „Erstickung am Zimtstaub durch Inhalieren“ oder „Zimtgestöber in den Augen durch Atmen oder Pusten auf die Getränkoberfläche“. Das schnelle Geld ließe sich so vermutlich nicht machen. Erfolgversprechender die Idee, das Stuhlbusiness durch herunterskalierte Reproduktionen der örtlichen Baywatch-Hochsitze (mit Branding) zu revolutionieren. Wahlweise als Barhocker oder als Kinderstühle. Ein Markt, dessen Regelung uns sicher mehr als 18% gebracht hätte. Aus Zeitmangel entfiel jedoch, einen ausgeklügelten Businessplan zu erstellen. Schon wieder ein Traum geplatzt. Nun hat uns unverrichteter Dinge die Kälte wieder. Als anerkannte Zweckoptimistin zermartere ich mir selbstverständlich das Hirn, wie ich mir die Rückkehr in den hiesigen Herbst mit Aussicht auf Dunkelheit und Arbeit schönreden kann. Bisher bin ich darauf gekommen, dass das Wasser aus dem Hahn trinkbar ist und nicht in schweren Kanistern angeschleppt werden muss. Mehr will selbst mir beim besten Willen nicht einfallen. 



Samstag, 2. Oktober 2021

Nah und fern

Das Leben im Konjunktiv hat ein Ende. Das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit wieder echt auf Reisen, das erste Mal seit langem Temperaturen, die über das in Norddeutschland saisonal Übliche hinausgehen. Lange vermisst, endlich wieder in einem Meer baden, das der handelsüblichen Vorstellung von ihm entspricht: warmes, blaues Wasser mit etwas Brandung und ohne Quallen. Selbst die durch fortwährende Abstinenz verschütteten Spanisch-Kenntnisse kommen gemächlich und bruchstückhaft wieder. Fürs Bestellen nicht ganz alltäglicher Kaffeespezialitäten zumindest reicht es. Neben Nichtstun und Kaffeetrinken ist es auch schön, andere Menschen als Kacheln auf dem Bildschirm zu sehen oder einfach nur das Treiben zu beobachten. Die landestypischen Gepflogenheiten stellen sich etwas anders dar als in Hamburg. Zum Mojito (aka „Feldsalattee“, wie der Sohn es früher nannte) am Strand kann man hier auch eine Impfung der Wahl ordern. Einmal mit Johnson & Johnson, bitte! Auch wird hier ein etwas anderer Umgang mit den „mascarillas“ gepflegt. Seltener als bei uns sieht man einzelne Menschen mit Maske in Autos vorbeifahren. Dafür sind sie häufiger in Gruppen auf der Strandpromenade unterwegs, von denen oftmals nur eine Person Maske trägt und diese laschetgleich unter der Nase angebracht hat. Hübsch anzusehen auch der Mann, der alleine mit keck etwas tiefergelegter OP-Maske (da war sie wieder, die freie Nase!) den Müll in die Tonne expedierte, um dann gleich wieder nach oben zu gehen. So ist sie, unsere gute, alte EU: irgendwie sind wir uns ähnlich, aber dann doch ein bisschen anders.


 

Freitag, 1. Oktober 2021

Bin raus

Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir so lange des Urlaubs entwöhnt waren. Er gestaltet sich schwierig. Der gebuchte Mietwagen kann nicht abgeholt werden, weil zur vereinbarten Uhrzeit die Geschäftsstelle bereits geschlossen ist. Die Wohnung kann nicht verlassen werden, weil ich mich eingesperrt habe. Ein Hotelzimmer kann nicht bewohnt werden, weil die Klimaanlage des Nachbarzimmers dermaßen laut ist. Doch alles ist gleichgültig, wenn das Meer rauscht, die Nacht lau ist und die Grillen zirpen.