Donnerstag, 31. Januar 2019

Willkommen zurück!

Das Grau-in-Grau hat mich wieder. Die Kälte auch. Dass es mir zu Ehren bei meiner Rückkehr gestern Nacht geschneit hat, wäre nicht nötig gewesen. Wirklich nicht. Erst am Flughafen in Valencia zog ich meine Strümpfe und geschlossenen Schuhe wieder an. Dort konnte ich mir nicht vorstellen, sie jemals wieder zu brauchen. Hier sind sie bitter nötig. Ohne das Schneegestöber auch nur zu ahnen, leistete ich mir in weiser Voraussicht am Hamburger Flughafen ein Taxi. Der Fahrer, der redete wie Apu aus dem Kwik-E-Mart, fuhr nicht unbedingt den kürzesten Weg, doch dafür hatte er aufmunternde Worte parat: Warum ich überhaupt zurückgekommen sei? In Hamburg zu leben sei doch immer Mist (ich widersprach, der Sommer sei doch ganz nett - fand er nicht). Der generelle State of Mind sei hier bei allen gedrückt. Ich beschloss, die Aufforderung zum Ritzen zu ignorieren. Wahrscheinlich hatte ich mir das ganze in meiner post-aviatischen Taubheit ohnehin nur eingebildet. Gut so, denn zuhause erwarteten mich nicht nur Willkommensgeschenke der Nachbarin, von denen der Sohn gleich abwiegelnd meinte, sie seien nicht von ihm (ach, was?!), sondern eben auch der Sohn. Im ersten Moment meiner Rückkehr räumte er noch auf. Dabei hatte ihm die Lufthansa extra noch Sonderzeit einberaumt. Dann hatte er aber Zeit, mich mehrfach in den Arm zu nehmen und mich zu fragen: „Na, Chef, wie ist es, endlich wieder hier zu sein?“ Wenn es so ist, gut.

Dienstag, 29. Januar 2019

Alles läuft nach Plan...

... aber der Plan war Mist. Was hat mich eigentlich geritten, mir am Donnerstag noch einen Tag zum Akklimatisieren geben zu wollen? Wer braucht schon die Gewöhnung an einstellige, häufig negative, Temperaturen, wenn er/sie einen Vormittag im T-Shirt auf dem Balkon haben kann? Währenddessen rauscht das Meer, und selbst kurzsichtige Augen wie meine erkennen die schöne Brandung des Meeres, das unter den weißen Schaumkronen wirklich die Farbe des amtierenden Fiat hat (sie nennen es „Blu“). Vielleicht bin ich nach zweijähriger Abstinenz doch keine vollwertige Planerin mehr? Zumindest nicht in eigener Sache. In diesem Setting ist es aber auch unvorstellbar, dass ich morgen wieder in die kalte Farblosigkeit zurückkehre und Ende der Woche gar den neuen/alten Job antrete. Ach, egal! Karpe Diehm, wie der Nachbar meiner Eltern an dieser Stelle nicht ausließe zu sagen.

(Zur Abwechslung mal ein Sonnenaufgang; zugegeben fortgeschritten, aber von heute)


Sonntag, 27. Januar 2019

Neues Lieblingswort


Unputdownable? Doch. Geht schon irgendwie. Obwohl ich gestehe, die Cormoran Strike-Serie sehr ansprechend und spannend zu finden. Erst vor ein paar Wochen wurde ich sie mir - zu recht! - empfohlen. Den ersten Teil las ich noch auf deutsch, fand aber die Übersetzung bestenfalls mittel. Band 2-4 nun also im Original - und das ist auch gut so! Nun habe ich ein neues Lieblingswort. Nein, es ist nicht das oben zitierte. Vielleicht kommt die Begeisterung daher, dass die mich aktuell umgebende Sprache vergleichsweise wenige Konsonanten einsetzt. Ach was, es ist so oder so ein schönes Wort: thwart. Dass das Verb so etwas wie “verhindern” oder “vereiteln” bedeutet, war klar. Die Bedeutung des Substantivs “thwart” musste ich jedoch nachschlagen. Und, was soll ich sagen? Es meint “die Ducht”. Vielleicht sollte ich das ins Spanische übersetzen, um es zu verstehen?

Freitag, 25. Januar 2019

Geänderte Tagesreihung

Heute war ich zum Mittagessen eingeladen, nachdem ich den Vormittag bei 20° im Schatten (wo auch immer man diesen hätte finden können) auf dem Balkon verbringen durfte. Deswegen fand mein üblicher Strandspaziergang unüblich spät statt. Durch diesen verrückten Tagesablauf ergaben sich verschiedene Vorteile: Erstens hatte ich das gute Gefühl, mittags angefutterte Pfunde gleich wieder abtrainieren zu können. Natürlich eine Milchmädchenrechnung, aber man wird ja wohl mal träumen dürfen. Zweitens war ich bereits vor dem Spaziergang bestens mit örtlichem Klatsch versorgt (wie alt die Nachbarn wirklich sind, denen ich oft und gerne den Parkplatz wegschnappe; was der berufliche und finanzielle Hintergrund des Mannes ist, den der Sohn den traurigen Mann oder so ähnlich nennt usw. usf.). Und drittens kam ich (hier: nach 18 Uhr!) in den Genuss eines schon fast seifig romantischen Sonnenuntergangs. Einziger Nachteil: bei so viel Ambiente alleine durchs überraschend laue Wasser zu waten. Bestimmt meint man das, wenn man vom Einzelschicksal spricht.



Donnerstag, 24. Januar 2019

El Juan blanco

Aus Gründen habe ich den Tag hauptsächlich damit verbracht, der Frage nachzugehen, ob es gesandstrahlt oder sandgestrahlt heißt. Während der Sturm ein schönes Vakuum in den Kopf pustet, sorgt er leider auch dafür, dass der Sand unangenehm zwischen den Zähnen knirscht. Insgesamt wirkt es wie Nordsee, wäre es zwanzig Grad kälter. Aber so wichtig ist Authentizität dann doch nicht.



Mittwoch, 23. Januar 2019

La Mer

Heute bin ich sehr dankbar, keine Schifffahrt gebucht zu haben. Nicht, dass mir das jemals in den Sinn käme. Es ist zwar warm, aber windig. Der Wind kommt waagerecht und ablandig, so dass die See, die keinen von uns zurück gibt, spiegelglatt ist, aber in Ufernähe kabbelige Wellen produziert. Um ehrlich zu sein, wird mir schon ein wenig schlecht, wenn ich nur aufs Meer gucke. An Bootsfahrten will ich gar nicht denken. Ich fürchte, in dem Punkt bin ich erblich vorbelastet. 
On the bright side: es ist hier etwa 25° wärmer als in Norddeutschland. Man muss ja auch nicht immer aufs Wasser gucken. Obwohl es an den meisten Standorten schwer ist.



Dienstag, 22. Januar 2019

Nimm das, Emma!

Zum Wundenlecken gibt es wenig geeignetere Orte als ein Seebad hors saison im Süden. Wer dachte, der ultimativ tote Zeitpunkt sei in der Vorweihnachtszeit, der täuscht sich: Ende Januar ist es hier noch ausgestorbener (geht der Komparativ überhaupt?). Meilenweit kein Mensch, der die ausgiebigen Strandspaziergänge stört. Stattdessen kann man nach Herzenslust die einzigen Mitbewohner, zahlreiche Möwen anschreien - schließlich tun sie selbst auch nichts anderes. Umso besser, wenn es dann auch noch mindestens 15 Grad wärmer ist als im klirrend kalten Norddeutschland. Besonders vorteilhaft, wenn unter der hiesigen Wohnung kein Keller liegt, den jugendliche Nachbarn gerne zum Rauchen und Lärmen nutzen. Es ist angenehm ruhig hier. Noch schöner, wenn mich von den daheimgebliebenen Lieben ebensolche Nachrichten erreichen. Ein Hoch auf die mobile Erreichbarkeit. So kann ich auch der Anwältin die Anfrage schicken, ob man nicht doch etwas gegen die zunehmenden Kuriositäten des angehenden Ex-Mannes unternehmen kann. Mir geht’s gut. Laut Meinung oben Genannter habe ich das sogar verdient. Allein einen Wunsch kann ich aktuell nicht erfüllen: Sonne nach Hause zu schicken; die hält sich derzeit auch hier bedeckt.



Montag, 21. Januar 2019

Jetzt in echt

Umständehalber bin ich also schon wieder in Spanien. Minus vier Grad sind ein guter Zeitpunkt, um Hamburg den Rücken zu kehren, finde ich. Meinetwegen dürfte es hier jedoch ruhig etwas wärmer sein. Aber bei zwanzig Grad mehr als daheim will man nicht meckern. Überhaupt gibt es wenig zu kritisieren. Flug und Anschlussflug haben gut geklappt, das Gepäck war sogar auch dabei. Auf bzw. nach dem zweiten Flug waren einige süddeutsche Mitflieger (Schwaben oder Badener, wer weiß das schon so genau) ganz aus dem Häuschen, weil Walter Röhrl, ja genau, DER Walter Röhrl mit uns flog. Ich musste den Herrn erst einmal googlen, nein, auf Wikipedia nachsehen („Mama würde selbst Bilder auf Wikipedia suchen.“). Aber im Nachhinein weiß ich, was ich hatte. Obwohl dieser Flug im internationalen Vergleich nicht mithalten kann. Schließlich sind wir schon einmal mit Farin Urlaub gemeinsam nach Valencia geflogen - und der saß in der Reihe hinter uns.
Hier also ist es deutlich farbiger als im großflächig beraureiften Hamburg. Auch der Leihwagen präsentierte sich wieder im gleichen Meerblau. Und es war außerdem wieder ein Quinientos, mein Lieblingswagen. Wenn auch ein älteres Modell, wie ich als Kennerin konstatierte. Zwar auch nach drm Facelift, aber noch mit älterem Dashboard. Während ich also „It‘s Not a Bad Thing to Fall in Love with meeeeheee“ trällerte, fuhr ich bei schönstem pastellfarbenen Sonnenuntergang am Zielort ein, den ich zudem auch noch ohne Umwege erreichte, und konnte gleich den Nachbarn ihren Parkplatz wegnehmen. „It‘s Not a Bad Thing...“ Weniger gut, dass ich mich an Wurst überfressen habe. Die war noch im Kühlschrank und ihr Haltbarkeitsdatum lautete genau heute. Außerdem wäre in Zweisamkeit alles noch schöner. Da waren sie wieder, die Erst-Welt-Probleme.

Sonntag, 20. Januar 2019

Wie ein Urlaubstag (Niedersachsen)

Mal ein anderes Dorf zu besuchen, bildet und kann den Horizont erweitern. Diesmal lag das Vergleichsdorf etwa 70 Kilometer südlich vom Referenzdorf. Mit deutlich mehr Natur. Aber auch mit viel Kultur - und da meine ich nicht nur die Dorfzeitung mit pfiffigen Tipps, um sich der Maulwurfshügel zu entledigen. Toll auch, wenn man neben reichhaltigem Essen und Trinken eine Hausführung bekommt und später am Abend noch Fotoalben ansehen darf. Und in einem aus den Neunzigern überraschend einen Kommilitonen entdeckt. Die Welt ist eben auch ein Dorf.
Abzüge in der Bewertung des Wochenendes gibt es lediglich für die sanitäre Situation bei der Anreise. Auf den Besuch einer Großraumtoilette habe ich aus Gründen verzichtet. Das erledige ich doch lieber alleine.



Samstag, 19. Januar 2019

Urlaub in Italien

Um einem miesen Justin Bieber-Ohrwurm zu entkommen, habe ich mir gestern auf Empfehlung der Tochter oben genannten Erobique-Kracher heruntergeladen. Und irgendwie stimmt es ja fast, wenn ich den heutigen Tag im Süden, sprich in Bad Bevensen, verbringe.
Noch dichter an Urlaub in Italien ist der Sohn. Er weilt bekanntlich in Frankreich. Gestern rief er an. Ganz Mutter war mein erster Gedanke, es könnte etwas passiert sein. Stattdessen plauderte er bloß. Ob es mir gut gehe, wie ich die letzten Tage verbracht habe, ob der Schnee liegen geblieben sei und so weiter. Ob ich auch einmal mit der „jeune fille“ reden wolle. Ich bin ja nicht unhöflich, also wollte ich; auch wenn es nicht signifikant über die üblichen „Ça va?“-Floskeln hinausging. Getuschel im Hintergrund: „How do you say „Madame“?“ „Frau“ Wonach mir ein anweisungskonformes, wahrscheinlich nicht ganz so intendiertes „Gute Nacht, Frau!“ beschieden wurde. Dann wieder der Sohn. Nach etwas Geeier die Frage, ob er noch länger in Frankreich bleiben könne. Ich bat um die Definition des Wortes „länger“, befürchtete ich doch die Antwort „Anderthalb Jahre“. Bis Donnerstag war die Auskunft. Er habe geguckt, der Rückflug sei nicht teuer und er gebe mir das Geld zurück, auch wenn der Versuch, von seinem neuen Konto mit der Karte Geld abzuheben, gescheitert sei. Natürlich sagte ich als liebende Mutter nicht nein. Schließlich erübrigte sich damit die Frage, ob es ihm dort gut gefalle. Meine einzige Sorge; hat er für die Verlängerung ausreichend Unterwäsche mit? Ich grämte mich sofort, immer in diese Gedankenmuster zurückfallen zu müssen. Unterdessen soll es ja auch in Frankreich Waschmaschinen geben.

Freitag, 18. Januar 2019

Läuft bei mir

Gerade in letzter Zeit haderte ich, ob das Timing ins Ersatzteillager zu gehen geschickt war. Neben anderen Nachteilen verhagelte mir die Operation schließlich ein wenig den legendären Spätsommer des letzten Jahres. 
Heute früh freute ich mich hingegen sehr, nicht mehr allzu wackelig auf den Beinen zu sein. Es war doch sehr glatt. Wie blöd wäre es gewesen, jetzt noch auf zwei weitere Beine angewiesen zu sein.
Eines musste ich jedoch auch feststellen: die Balkonsaison scheint nun endgültig vorbei. Zumindest für die nächsten Monate.



Donnerstag, 17. Januar 2019

So geht‘s natürlich auch

Der eine nennt es „Mobilen Arbeitstag“, die andere „Ersten Urlaubstag“. Bekannt ist, dass der Januar nicht zu meinen Lieblingsmonaten zählt. Außerdem ist keines meiner Kinder vor Ort. Doch dann durfte ich nach einem 1A-Morgen den Mittag in guter Gesellschaft in einem meiner bevorzugten Cafés in unserem beschaulichen Dorf verbringen. Resümierend: ein schöner Tag. Ich jedenfalls könnte mich an solche gewöhnen.

Mittwoch, 16. Januar 2019

Dienstag, 15. Januar 2019

Wandel

Es ist nicht zu übersehen, dass das Arbeitsamt kein solches mehr ist, sondern nun Bundesagentur für Arbeit heißt. Da weht ein anderer Wind. Jetzt haben sie also eine Kooperation mit Ferrero. Den Traumberuf aus dem Überraschungsei. Mehr Convenience geht nicht, glaube ich.

Zur Sicherheit habe ich sieben Eier gekauft. Auch eine Art von Altersvorsorge.

Montag, 14. Januar 2019

Übertrieben

Wer braucht schon Nachtschlaf, wenn er/sie sich im Bett liegend ausruhen kann? Wer braucht ein Wochenende, wenn seine/ihre Tage bei der Arbeit ohnehin gezählt sind? Wer braucht schon Erholung am Sonntag, wenn er/sie stattdessen stundenlang im Keller mit bestenfalls unverständigen Nachbarn verbringen darf? Wer braucht schon eine Rückmeldung über „Bin gerade gelandet“ hinaus, wenn sein/ihr Sohn den weiten Weg nach Frankreich antritt? 
Er nicht, ich schon.

Samstag, 12. Januar 2019

Verrückt

Als anständiger Quiddje verweigere ich mich alten Hamburger Traditionen und verbringe heute noch besinnliche Stunden vor dem illuminierten Tannenbaum. Selbst einen Tag nach dem Geburtstag der Tochter und gar sechs Tage nach dem für Hamburger letzten statthaften Weihnachtsbaumentrümpelungstag hat er nichts von seiner Schönheit eingebüßt, finde ich. Ich erfreue mich an meinen drei Freunden Gaspare, Melchiore und Baldassarre, die nun auch bald Feierabend haben werden. Nichts und niemand stört mich in meinen Gedanken, während der Wind den Regen gegen die Fensterscheiben peitscht. Ich kann für mich allein Ruhe genießen und das lustige Spiel starten, welche der fünfundzwanzig Kerzen wohl am längsten durchhalten wird. Heute denke ich auch noch nicht daran, dass viel Baumschmuck auch viel Abschmücken bedeutet. Reicht, wenn ich das morgen tue. Stattdessen denke ich darüber nach, dass zwei Trennungen zur Zeit mindestens eine zu viel sind. Besinnlich eben.



Donnerstag, 10. Januar 2019

Der Countdown läuft

Heute also der letzte Donnerstag unter alter Flagge. Ehe dann die noch ältere kommt. Morgen der letzte Freitag usw. usf. Nach den letzten Wochen ist die Wohltat umso größer, als ich von alter wie neuer Wirkungsstätte unglaublich viel positive Resonanz bekomme - auch von Seiten, von denen ich es nicht erwartet hätte. 
Doch jetzt zu etwas wirklich Sinnstiftendem (neben dem Spülmaschine-Ausräumen): was ein anständiger TBT ist, hat er natürlich mehr zu bieten als nur das Resümee von zwei Jahren. Denn heute ist außerdem der Vorabend des 20. Geburtstag meiner Erstgeborenen. All’ die schönen Genitive. Auch nach ihrem Auszug bedeutet es den Startschuss zum exzessiven Kuchenbacken - Ehrensache. Wie gut, dass mich diese Aktion von übertriebenen Gedanken ans daraus resultierende eigene Alter abhalten wird.



Dienstag, 8. Januar 2019

Auf Reisen

Selten genug gibt es Anlässe, das beschauliche Dorf zu verlassen. Am Sonntag war so einer. Genau genommen wurde das eigene Dorf lediglich durch ein anderes ausgetauscht. Und das Verrückte: beide liegen innerhalb Hamburgs. Die Reisedestination verbarg sich hinter dem S-Bahnhof „Mittlerer Landweg“. Mit etwas mehr Natur als zuhause hatte ich wohl gerechnet, aber weniger mit so vielen Pferden (und dem entsprechenden Geruch). Dass das bereiste Dorf historisch und architektonisch so spannend sein würde, hätte ich nicht gedacht. Am überraschendsten war allerdings der literarische Mehrwert. Nicht nur, dass uns der dort verkehrende Bücherbus eine neue Folge von Chefarzt Dr. Holl, einem Premiumprintprodukt aus dem Verlagshaus Bastei, beschied. Besagter Banger war eifrig durchgearbeitet worden, denn auf jeder Seite befanden sich unterstrichene Wörter. Mein Mitleid galt dem armen Äthiopier o.ä., dem dieses Werk zum Deutschlernen angedient wurde. Gibt es dafür keine anständigen Comics mehr? In der besuchten Wirtschaft fand ich dann noch die „Dorfzeitung Boberg Dezember 2018“, die auch viel Vergnügliches bereithielt. Neben der ansprechenden Titelseite überzeugte mich gleich die U2, gebucht von EDEKA Hebig mit dem vertrauenerweckenden Slogan „Vieles ist neu, aber unsere gute Seele bleibt!“, darunter ein Bild von Frau Hebig herself an der Highend-Kasse und der Subline „Unser Lieblingstag ist heute!“. Das ist ja wohl meilenweit entfernt vom EDEKA des Grauens. Schon schade, dass ich am Sonntag dort war. Schließlich ist jeden Freitag Lieferservice. Die Erkenntnis, die ich mitnehme: man sollte doch öfter andere Dörfer besuchen, es lohnt sich in vielerlei Hinsicht.

Montag, 7. Januar 2019

Theater

Nach einer Trennung, die kein Klischee ausließ, dachte ich, mein Schmierenkomödienkontingent sei auf Lebenszeit aufgebraucht. Doch ich täuschte mich, denn ich rechnete nicht damit, dass die Jahreswende 2018/2019 noch so viel aus dieser Kategorie für mich bereit hielte. Das Gute ist, mit zehn Jahren mehr auf dem Buckel bin ich deutlich distanzierter. Da kann ich in manchen Momenten sogar den Unterhaltungswert meiner Komödie sehen. Das Leben mag zwar die besten Geschichten schreiben; aber blöd ist am Ende doch, wenn jeder sie für überzogen und unrealistisch hält.

Sonntag, 6. Januar 2019

So!

Ein ehemaliger Kollege pflegte zu sagen, „so“ kündige immer eine Handlung an oder beende diese. In meinem Fall stimmt beides in gewisser Hinsicht. Ich habe gestern meinen kleinen, aber nicht unwichtigen Beitrag zur weiteren Volkerentfremdung (Pardon the pun!) geleistet: ich habe meine private Mail-Signatur nun offiziell in „Warrior of the Rose War“ geändert. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen, denke ich.

Freitag, 4. Januar 2019

Easy on the Tonic

Es mag an der Thematik liegen. Selbst wenn ich morgens um 7:33 Uhr eine Mail meiner Anwältin bekomme, in der sie von der Doppelnamenanwältin „der Gegenseite“ (langsam groove ich mich auf die Juristensprache ein) mehrfach als „Frau G-T“ spricht, denke ich an alkoholische Getränke. Naja, zumindest eins. Ich hoffe, die Assoziation entlarvt mich nicht als Alkoholikerin. Ach, was! Irgendwo im Empire ist bestimmt auch zu dieser Zeit schon die Sonne untergegangen. Außerdem denke ich bloß Drink; ich nehme ihn ja nicht.

Donnerstag, 3. Januar 2019

Immer so weiter

Jetzt wäre der Moment, in dem ich gerne krank wäre. Nichts Ernsthaftes natürlich, nur so ein bisschen vornean. Leider sieht das meine preußische DNA nicht vor. Dabei wäre ein bisschen Krankheit mehr als angezeigt, wenn die Arbeit bestenfalls medium Spaß bringt und der Gatte kurz vor Mitternacht mitteilt, er, beziehungsweise seine Doppelnamenanwältin, habe bereits vor Weihnachten die Scheidung eingereicht. Netterweise bekomme ich von ihm auch noch unser Aktenzeichen durchgegeben. Es ist wohl das, was er „beiderseitiges Interesse“ nennt. Mit meiner Anwältin sprach er bereits gestern Mittag. Das erinnert ziemlich an die Betrugsgeschichte: alle wissen Bescheid, nur die blöde Frau nicht. Diese Verhaltensmuster scheinen wiederum in seiner DNA zu liegen. 
Aber hey, ich bin jetzt berühmt, ich habe ein Aktenzeichen! Das muss fürs Erste genügen. Wer braucht da Information oder Infekt?

Mittwoch, 2. Januar 2019

Nicht ungeschickt

Gestern verlangte der Sohn, ich solle die Musik (die ich unter Mühen wieder aufs Telefon geladen habe) ausschalten. Er habe mir etwas zu sagen. Bei den Worten und seinem getragenen Gesichtsausdruck rechnete ich damit, eine Abtreibung finanzieren zu müssen. Stattdessen wünschte er sich lediglich, ihm einen Flug zu bezahlen. Der auch noch innerhalb Europas bleiben sollte. Ich habe für die eigene Sturmfreiheit schon mehr investieren müssen. Doch das Beste: er meinte zu mir, er sei kein Unmensch und er zeige mir ein Bild seiner französischen Gastgeberin. Mehr geht nicht.

Dienstag, 1. Januar 2019

Frohes Neues!

Das könnte dieses Jahr durchaus mein Motto werden. Neu nicht nur, weil auf meine alten Tage die Zündelgene in mir durchzubrechen scheinen. Ich habe durchaus ein wenig Gefallen am selbst ausgelösten Feuerwerk gefunden. Froh schon allein deswegen, das Minimalziel der Nacht erreicht zu haben: ich bin noch im Besitz aller funktionsfähigen Augen und Finger. Haare sowieso. Gott Pyros meinte es gut mit uns und gab uns Zeichen: die Feuerwerkskörper flogen genau dorthin, wo sie am meisten wehtaten. Als ob wir es berechnet hätten. Bombig hinbekommen. Was ich nicht geschafft habe, ist ein Video der Light- und Soundshow anzufertigen. Ich kann mich nicht einmal auf übertriebene Alkoholisierung oder ein neues Telefon zurückziehen. Es sind durchaus Bewegtbilder entstanden, sie zeigen jedoch vorrangig verwackeltes, dennoch relativ immobiles, feuchtes Kopfsteinpflaster im Dunkeln. Auf der Tonspur unsere Bewunderung, wie gut wir das Feuerwerk - leider nicht im Bild - arrangiert haben. Das ganze Werk leider wenig Emmy-verdächtig. Man muss auch Ziele fürs Jahresende 2019 haben.