Dienstag, 29. August 2023

Und umgekehrt

Ebenso wie Eltern nicht alles über ihre Kinder wissen sollten, sollten auch Kinder nicht über alles Kenntnis haben, was Eltern tun. Eine Binsenweisheit, die auch und gerade für das Thema Sex gilt - sind Eltern doch per se asexuelle Wesen. Doch selbst dieses Grundwissen scheint einigen Elternteilen nicht geläufig zu sein. Ebenso sollten viele profane Dinge nicht ins Bewusstsein meiner Kinder gelangen, obwohl oder gerade weil sie schon erwachsen, nun ja: volljährig, sind.
Nie, nie dürfen sie erfahren, welcher Ausdrücke ich mich außerhalb ihres Beiseins bediene. Goldene Zeiten, als es nur darum ging, die Kleinen vor den eigenen, allzu derben Schimpfwörtern zu bewahren!
Die tendenzvegetarischen Kinder, der Sohn hat aus Tierwohlgründen immerhin drei Jahre lang vegan gelebt, dürfen auch nicht wissen, dass ich meine gestrige Mittagspause damit verbrachte, den überhandnehmenden Feuerwanzen auf dem Balkon den Garaus zu machen (oder es zumindest zu versuchen). Immerhin könnten meine echt Hamburger Kinder goutieren, dass ich vielen von ihnen eine ans-tändige Seebestattung zuteil werden ließ. Doch dieses Feld öffne ich aus Gründen lieber nicht.
Am Ende bleibt wenig, was sie aus meinem Leben mitbekommen dürfen. Vor allem, da der Sohn sich bereits daran stört, wenn wir abends würfeln. Liebevoll immerhin, wie er uns alternative Aktivitäten andient: ob wir es nicht mit historischen französischen Serien versuchen wollen, die letzte habe mir doch gut gefallen. Hartherzige Mutter, die ich bin, ignorierte ich seinen Vorschlag. Gutmütige Mutter, die ich bin, zog ich keinen Vergleich zu seinen, deutlich zeitintensiveren Daddelspielen vor dem Bildschirm.



Sonntag, 27. August 2023

Silver Jubilee

Die Feierlichkeiten fielen etwas anders aus als geplant. Genau genommen fielen sie ins Wasser. Nicht nur, weil in diesem Jahr am 27. August eine ebenso gewittrige Stimmung wie vor 25 Jahren herrschte. Offiziell gibt es wohl nichts zu feiern, wenn der silbernen Hochzeit eine Scheidung vorausgeht. Ich lasse für mich dennoch hochleben, dass aus dieser Verbindung zwei unvergleichlich tolle Kinder hervorgegangen sind. Wer braucht da eine Party? Ich nicht. Der Ex-Gatte offensichtlich auch nicht. Darin immerhin sind wir uns einig.



Montag, 14. August 2023

Verstehe

Schön ist, wenn das Wochenende naht. Vielleicht noch schöner, wenn man einen Teil davon sturmfrei hat. Sehr schön ist außerdem, wenn das Wochenende auf eine Woche folgt, die in der Mitte statt Arbeit einen Ausflug bereithält.
Nicht ganz so schön, wenn man direkt nach besagtem Ausflug anfängt, sich krank zu fühlen. Vor allem, da man es noch schafft, trotz Kopf- und Gliederschmerzen an den nachfolgenden Tagen über zehn bzw. sechs Stunden zu arbeiten. Um Freitagnachmittag ins Bett zu fallen und dort den Rest des Tages und des Wochenendes frierend oder schwitzend (oder beides) zu verbringen. Positiv immerhin, dass es nicht Corona ist - wie die ungelenk erstellten Tests (man verlernt so schnell) ergaben. Schön ist dabei immerhin, einen fürsorglichen Sohn vor Ort zu haben, der einkauft, kocht und Unterhaltung anbietet. Der dann am Sonntag im Morgengrauen in die Hauptstadt fährt (siehe auch: sturmfrei). Neutral bis preußisch bewerte ich, heute wieder halbwegs auf dem Damm zu sein. 



Montag, 7. August 2023

Kernkompetenzen, auch nicht mehr das, was sie mal waren

Auch wenn man es in meiner Unordnung nicht immer sehen kann, von Haus aus bin ich Planerin. So war ich selbst verwundert, als mir bereits im Losgehen einfiel, was ich alles vergessen hatte zum Spontanaufenthalt bei meiner Mutter mitzunehmen. Immerhin wurde ich entschädigt durch ein ziemlich leeres Abteil in einem Zug, der laut DB-App außergewöhnlich hohe Auslastung aufweisen sollte. Zusätzlich belohnt wurde ich durch die Ansage zur Öffnung des Bordrestaurants: „Our service crew will be exciting to your visit.“
Am Ziel angekommen ging die außergewöhnlich hohe Planlosigkeit weiter. Vor meiner Eingebung bzw. Umsetzung, an einem Abend mit etwas weniger Niederschlag zu grillen, hätte man durchaus checken können, ob sich Kohle im Haus befindet. Immerhin kann ich Improvisation. Dann eben aus dem - zugegeben etwas feuchten - Holz selbst Grillkohle herstellen. 1A gelungen. Fast genauso stolz war ich übrigens auf meine Eingebung, eine mit zehn Kienäppeln beschickte Eierpappe als Grillanzünder zu nutzen. 

Doch auch der Entschluss, zu Fuß in die Stadt zu gehen, bestach nicht durch übertrieben viel Planung, wenn er nicht auf einem Blick auf die Wettervorhersage basierte. Die Wanderung fiel am Freitag buchstäblich ins Wasser, weil es richtig regnete, als ich losgehen wollte. Die Wiederholung fand zwar am Folgetag statt, war aber auch nur mäßig vorbereitet, weil kein Regenschirm mit von der Partie war. Dieser hätte gegen nasses Beinkleid und Schuhwerk (offen, versteht sich, da läuft das Wasser besser wieder heraus) zwar auch nichts ausrichten können, aber zumindest den senkrechten Teil des Starkregens etwas aus dem Gesicht abgehalten. 
Langer Rede, kurzer Sinn: meine privaten Planungskapazitäten scheinen in Summe erschöpft. Wenn nun der professionelle Anteil sinkt, sollte sich im Alltagsleben wieder Raum für bessere Vorbereitung und Ausrüstung ergeben. Es wird also alles wieder gut - vermutlich auch das Wetter.