Dienstag, 30. April 2019

Ein Zeichen?

Sollte oder muss ich es gar irgendwie deuten, dass die Hautcreme, die mir die ehemalige Chefin zum Abschied schenkte, hässliche Hautreaktionen hervorruft? Nach dem letzten Wochenende, als ich mich nicht nur kaputtgespielt fühlte, sondern auch so aussah, fand ich es angebracht, die Supi-Dupi-Naturkosmetik-Nachtcreme auszuprobieren. Und was habe ich jetzt davon? Hautreaktionen, wie ich sie zu härtesten Teenagerzeiten nie hatte. Einziges Problem daran: Wenn es ein Zeichen sein soll, verstehe ich die Message nicht. In jedem Fall liegt es wohl an mir.

Montag, 29. April 2019

Wochenanfang

Als ob der bloße Montag nicht reichte, hob dieser die Alltagskeule und schlug voll zu. Frühes Aufstehen, herbstliches Ambiente, Regen und Excel-Dateien in 8 Punkt. Also mehr Tristesse als Ende April handelsüblich. Vielleicht normal nach einem schönen Wochenende, an dem ich mir selbst und anderen glaubhaft folgendes Motto versichern konnte:

Seit heute gelingt mir das nur noch mäßig. Der einzige Trost: heute ist ein gefühlter Donnerstag.

Sonntag, 28. April 2019

Falling In Love Again

Egal, wie behaglich es im Dorf ist, kleine Fluchten seien wichtig, heißt es. Dem wollte ich mich natürlich nicht widersetzen. Und so fror ich Freitag tagsüber in meinem Dress aus Sommerkleid und Strickjacke. Denn in Berlin sei es auch abends sommerlich, hieß es. Stimmte auch; allerdings konnte ich mir dafür den ganzen schäbigen Tag in Hamburg nichts kaufen. 

Immerhin, Sven Regener hatte nicht recht mit seinem „Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin“. Es wurde zwar dunkel, aber nicht kalt. Wie bärtige Karohemden-Hipster fuhren wir mit Leihfahrrädern durch die Stadt. Die Begleitung war vermutlich nur nachsichtig genervt von meinem Frohlocken „Endlich im Westen!“, als wir den Checkpoint Charlie passierten. Ich gestehe: Bei mir steht die Mauer im Kopf allein deswegen noch, weil mir das gute alte West-Berlin vertraut und heimatlich vorkommt. So nahm meine Verzückung stetig zu, je dichter wir an den alten Kiez kamen. Der Mitfahrer nahm es zum Glück gelassen. Auf dem Rückweg regnete es gar. Selbst das konnte die Stimmung nicht trüben, roch die Berliner Luft doch gleich noch besser (Kopfnote: „Sommerregen auf märkischem Sand“). Es wurde dunkel und spät in Berlin.
Entsprechend müde die Lage 24 Stunden später auf der Rückfahrt in die Hansestadt. Da konnte auch der charmante tschechische Snack-Verkäufer mit seinem Kaffee nicht viel ausrichten.

Wer jetzt denkt, das sei die Quittung für eine kleine Flucht, hat vielleicht nicht ganz unrecht, aber springt etwas zu kurz. Während sich seine Mutter in Berlin herumtrieb, hatte der Sohn in Hamburg seinen Schlüssel verloren. Immerhin war es ihm in der Wohnung aufgefallen. Aber er fand ihn dort nicht, vermutete ihn stecken gelassen zu haben und hatte eine unruhige Nacht, in der er unliebsame Besucher befürchtete. In Sachen Schlafdefizit passten wir also gut zueinander. Ansonsten war ich genervt. Tauschte aber dennoch - aus der Heimwerker-Kategorie „Bock zum Gärtner“ - das Schloss aus. 
Ich vermute, den Schlüssel werde ich demnächst im Kühlschrank oder an einem vergleichbaren Ort wiederfinden. 

Freitag, 26. April 2019

Endlich Freitag

Der Tag ist dein Freund, wenn du erst von fremden Menschen auf der Straße, dann von Kolleginnen auf der Toilette auf dein schönes Kleid angesprochen wirst. Wenn hinzukommt, dass dir all das am Freitag widerfährt, kann es sich zusätzlich zuträglich auf die Stimmung auswirken. Läuft, denkst du dir, und freust dich noch mehr auf den nahenden Feierabend. Selbst die zeitlich höchst ungenehmen Pickel im Gesicht strahlst du weg.
Weniger freundlich ist der Tag, wenn du feststellen musst, das Kleid schafft zwar Komplimente, mag auch in Erwartung des Kontinentalklimas angemessen sein, doch was es nicht kann, ist dich in Hamburg ausreichend warm zu halten. Immerhin, wenn ich demnächst erkältet sein sollte, muss ich mir nichts vorwerfen: ich trage ausnahmsweise Strümpfe.

Donnerstag, 25. April 2019

In einem Dorf im April

Hatte ich bereits erwähnt, ganz gerne in unserem beschaulichen Dorf zu leben? Ich kann es mir kaum vorstellen.
Der Frühling im Dorf ist besonders schön. Selbst wenn es regnet. Denn es roch gestern zum ersten Mal erdig nach Sommerregen. Dann begegnete mir (wir beide auf dem Fahrrad) etwa 500 Meter von zuhause entfernt der Postbote. Er begrüßte mich mit Namen. Da ich den Gruß nicht entsprechend retournieren konnte, war ich kurz versucht, mit „Salut Facteur!“ zu antworten. Ließ ich dann bleiben, weil ich die Replik „Salut Boucher!“ scheute. In jedem Fall sprach er mich auf meinen Mädchennamen an, warum der nicht mehr am Postkasten stehe. Ob er die Post trotzdem noch einwerfen solle? Die letzten 20 Jahre sind bei uns im Dorf aber auch wie im Flug vergangen!

(Ich nenne es: „Aprilfrisch, das Gebot des Monats“)

Mittwoch, 24. April 2019

Dienstag ist der neue Montag

Eigentlich freute ich mich auf Osterdienstag. Zugegeben, weniger wegen der Arbeit. Mehr wegen der Gelegenheit, den großen Frank Schulz wieder einmal live zu erleben. Doch auch dies stellte eine Liebe mit Hindernissen dar. Irgendwie fühlte ich mich zu verwittert, um innerhalb eines Monats zweimal „Mein rechter, rechter Platz ist frei“ zu spielen. Doch was blieb mir anderes übrig? Schon die letzte Stunde des Arbeitstages verbrachte ich zu nicht unerheblichem Anteil damit, eine Begleitung für meine zweite Karte zu finden. Alle Fans, alle, für die es ein Heimspiel gewesen wäre, - ach, was sage ich? - alle um mich herum wurden befragt. Dass ich meine Begeisterung für den großen Meister nicht an meine Nachkommen weitergegeben habe, ist vielleicht mein größtes pädagogisches Scheitern. Die Brut war also raus. Alle anderen allerdings auch. Ich ging wohl oder übel allein los. Und blieb es auch bis zu meinem Platz, denn ich war nicht die Einzige mit überschüssiger Karte. Dort jedoch konnte ich einen Suchenden glücklich machen. Mit meinem Nachbarsitz. Wir blieben bis zum Ende des wunderbaren Abends beim Sie. In seiner Dankbarkeit spendierte mir der namenlose Nachbar ein Getränk. Beides hatte viel Tröstliches.

Dienstag, 23. April 2019

Ostersonntag/-montag

„In den Tag hinein lesen“ war das Motto der diesjährigen Ostertage. Es half dabei, den virtuellen wie den physischen Bücherberg abzuarbeiten. Dass dabei die aktuelle Zeit auf der Strecke blieb: Schwamm drüber! Die Sonne schien. Während ich auf dem Balkon saß, las und mir den ersten Sonnenbrand des Jahres einfing (Gesicht eincremen reicht manchmal eben nicht aus), sah die Brut beim amerikanischen Netflix die neuesten Folgen von „The Office“ im angenehm kühlen Wohnzimmer. Ist auch viel wichtiger, dass sie, die sie noch deutlich unter 40 sind, keinen Sonnenbrand bekommen. Obwohl ich vermute, dass das nicht ihre vordringliche Intention war.

(Ich nenne es: „Nach langem Warten auf die Jugend bzw. getaner Arbeit schläft der Osterbeagle ermattet ein“)

Sonntag, 21. April 2019

Karsamstag

Nach guter alter Sitte war der Tag vor allem durch den Besorgungsmarathon bestimmt. Zwei freie Tage hintereinander, da gilt es einzukaufen, als ob der nächste Weltkrieg naht. So zumindest kam es mir beim Scannen der benachbarten Einkaufswagen vor. Besonders nett die „Dame“ vor mir in der Kassenschlange, der, nachdem sie alles aufs Band gelegt hatte, einfiel gehen zu müssen. Als sie länger nicht zurückkam, schob ich mich mit meinen sechs Teilen in der Hand vor ihren Wagen, um meine Sachen vor ihre zu legen. War klar, dass sie genau in dem Moment wiederkam und mich natürlich anquakte, sie sei vor mir (ernsthaft?). War genauso klar, dass ich meine zwei 500g-Nudelpackungen (Tagessatz des Sohnes) ungenau aufs Band warf; genau dorthin, wo sich ihre im Nachhinein ergatterten fünf bescheuert-blauen Kinder-Osterhasen befanden. Mein geheucheltes Tschuldigung wirkte zwar nicht deeskalierend, aber katharsisch - für mich zumindest. Nach so viel Anstrengung war Chillen auf dem Balkon besonders verlockend. Und verdient allemal. Da ist es aber auch schön:

(Ich nenne es: „Meine Ameisen sind süchtig nach Elektro. I‘m gonna call DJ Kammerjäger.“)

Samstag, 20. April 2019

Karfreitag

In der Nacht träumte ich, der Chef habe lautstark in die Runde geworfen: „Die Haare an den Zehen müssen auch entfernt werden.“ Das mag richtig sein. Dennoch beschäftigte mich im Schlaf vor allem die Frage, wo sein guter Vorsatz geblieben ist, sich sprachlich nur noch im vollkommen korrekten und zulässigen Rahmen zu bewegen. Erst danach versuchte ich auf meine Zehen zu sehen, um mich von ihrem Zustand zu überzeugen. Dabei musste ich feststellen, dass ich sie auf die Entfernung nicht erkennen konnte. Was ist das für ein bescheidenes Leben, wenn man selbst im Traum kurzsichtig ist?
Kein Wunder, dass ich mich tagsüber entgegen den sonstigen Gewohnheiten mit Essen, Trinken und Geselligkeit trösten musste.

(Ich nenne das Werk saisonal passend: „Der Traum von Wiederauferstehung ist noch nicht ausgeträumt“)

Freitag, 19. April 2019

Gründonnerstag

Gestern war der erste und bisher leider auch einzige Tag, an dem man unbeschadet barfuß durch unsere Wohnung gehen konnte. Ich habe das Bußetun vorgezogen und bereits am Mittwoch der Karwoche drei Stunden geputzt. Ohne Unterlass - zugegeben, auch ohne übertriebenen Ehrgeiz -, obwohl es einer der ersten lauen Frühlingsabende war und ich vorher fast zehn Stunden an der eigentlichen Werkbank zugebracht hatte. Ich überlege noch, ob Einsatz und Gewinn in einem vernünftigen Verhältnis stehen. Genau wie ich darüber nachdenke, ob die Hautreaktion auf Wasser und Reinigungsmittel schlimmer ist als die auf die unsäglichen Putzhandschuhe. Ich glaube noch immer, mich mit den stinkenden Handschuhen für die falsche Option entschieden zu haben.
Ebenso schwierig: die Entscheidung, was ich an einem solchen Tag anziehe. Nicht nur, dass es morgens kalt, tagsüber warm und abends lau ist. Es hilft auch nicht, dass ein „Gefühlter Flamingo Freitag“ liturgisch eigentlich eine andere Bezeichnung trägt. Am Ende wurde wieder nichts dem Zufall überlassen. Der grüne Flamingoschal, ein grünes Kleid, grüne Leggins, grüne Sandalen - über die Unterwäsche hülle ich mich in Schweigen; nur so viel: grün - und über allem eine dicke Jacke, die mir nur in grauer Ausführung vorlag. Ich habe ganz offensichtlich nichts anzuziehen und muss wohl shoppen gehen, sobald es der Kirchenkalender statthaft findet.



Mittwoch, 17. April 2019

Eine kurze Bilanz

Gestern bin ich das erste Mal mit neuem Rad und neuer Hüfte zur neuen/alten Arbeit gefahren. Beeindruckend, wie sehr sich das feststehende „Fahrrad“ von einem echten und beweglichen unterscheidet. Die kurze Strecke war anstrengend. Weniger konditionell als mehr muskulär. Doch das war nur ein Nebenschauplatz. Das eigentlich Beeindruckende war, wie schnell mir die lustige Fahrt Bilder aus alten Zeiten vor Augen brachte. Nur weil ich beim Arbeitgeber und in der Nähe des Wohnort des   Noch-Ehemannes vorbeibrauste. Damals, als die Kinder noch in der Nähe zur Schule gingen. Als ich noch zu einem anderen Arbeitsplatz fuhr.
Umständehalber bin ich ja ohnehin angehalten, mich mit der Aufarbeitung der letzten 20,5 Jahre zu beschäftigen. Es mag daraus der Eindruck entstanden sein, es sei alles schlecht gewesen - und warum hat sie den Kerl überhaupt geheiratet? Doch neben den Kindern gab es natürlich auch schöne Momente. 
Einer war der, als wir vor Jahren (wann sonst?) am Sonnabend auf dem Ökomarkt in Ottensen Schinken angepriesen bekamen. Ihren Joker holte die Dame vom Fleischerstand erst zum Ende heraus: „Der ist ohne Nitritpökelsalz.“ Daraufhin meinte der Gatte: „Ohne Nitrat? Das ist doch das Beste am ganzen Schinken! Dann nehmen wir ihn nicht.“ Unbezahlbar, der Gesichtsausdruck der Verkäuferin. 

(Das Bild zeigt selbstverständlich nicht Ottensen.)

Dienstag, 16. April 2019

Sie spielen unser Lied

Es wurde höchste Zeit. Endlich Abstand vom Fastenbrechen nehmen. Aber macht Euch bitte keine Gedanken: spätestens am Morgen des Karfreitag ist es mit der Fastenbrechenpause vorbei. 

Montag, 15. April 2019

In Bestzeit

Zweieinhalb Monate hat es gedauert, bis ich mich urlaubsreif fühle. Im Moment bin ich noch uneins, ob ich diesen Zeitraum überraschend kurz oder eigentlich ganz schön lang finde. Nach neun Tagen Urlaub im Januar sollte es wohl noch nicht so weit sein. Auf der anderen Seite muss man auch den neuen/alten Job in Betracht ziehen, die schäbig-dunkle Jahreszeit und das ganze Gewürge um den Themenkomplex Scheidung. Außerdem ist Montag. So oder so: Ostern mit seinen zwei kurzen Arbeitswochen und dem prognostizierten Wetter ist sehr willkommen. Ob es ausreichen wird, wage ich zu bezweifeln. In diesem Zusammenhang ist schon der Effekt einer Woche Urlaub im Mai fraglich. Vielleicht liegt es an der erzwungen häufigen Auseinandersetzung mit Rentenausgleichen und -ansprüchen (siehe oben). Ich wäre soweit.

Samstag, 13. April 2019

Sometimes It Snows in April

Manche sagen, Essen sei die große Freude des Alters. Manche drücken dies auch etwas derber aus. 
Ich finde, die wahre Passion des fortgeschrittenen Lebensalters ist der Luxus, trödeln zu können. Es schneit. Ganz gleich, ich bleibe mit einem egal wie guten Buch im Bett liegen. Um anschließend gegen Mittag in aller Ruhe bei einer Kanne Tee die Zeit zu lesen und dann mit dem Sohn die weitere Wochenendplanung zu besprechen, ohne allzu sehr in seine eingebunden zu sein. So lässt es  sich selbst an einem Wochenende im April mit Schnee gut leben.

(Dieses Bild trägt vermutlich die Unterschrift „Vielleicht doch schade, nur einen Bruder zu haben“.)

Freitag, 12. April 2019

Merkwürdig

Während sich der Hausbeagle langsam wieder in den Ostermodus bringt, hadere ich mit dem lokalen und regionalen Klima. Zum einen weil es heute geschneit hat, zum anderen weil sich Teile der Nachbarn noch merkwürdiger als sonst gerieren. 

Letzte Woche klingelte die Nachbarin, die meine Kinder Renate nennen (in echt heißt sie natürlich vollkommen anders), an meiner Tür, als ich mitten in den Vorbereitungen der Geburtstagsfeier war. Ob ich einen Moment Zeit habe. Meine Antwort „Leider nein“ ließ sie schmollend und grußlos von dannen ziehen. Wenn ehrliche Antworten nicht erwünscht sind, verlange ich eine Kennzeichnung rhetorischer Fragen.
Heute stellte mich eine andere. Sie legte mir eine Farbpalette - changierend von einem lichten Grau bis Steingrau - vor. Wie ich das finde für die Gestaltung unserer Halle. Meine Antwort „Nicht euer Ernst?“ schien sie nicht zu beglücken. Auch hier war wohl die ehrliche Meinung nicht gefragt. Ob ich mich ändern muss? Diplomatischer werden oder so? Ich glaube unterdessen ein Alter erreicht zu haben, in dem ich dazu beherzt „Nein!“ sagen kann.

Donnerstag, 11. April 2019

Saisonal oder altersgemäß

Wie viele andere bin ich furchtbar müde. Dabei habe ich mich mit Ausnahme des Dienstags wirklich bemüht, das partyinduzierte Schlafdefizit abzubauen. Dienstag musste ich mit protestantisch-freudlosem Leben aussetzen, da eine weitere Runde Geburtstagnachfeiern anstand. Der Sohn erkundigte sich tagsüber, „wann denn die Linedancer kommen“. Eine steile These, schließlich war unter den sieben Gästen lediglich eine, auf die das Attribut zutraf. So oder so kommentierte er eher rhetorisch: „Ich weiß, wer dann bei deiner Tochter übernachtet.“ Wenn er meint. Ihm entging ein 1A-Spargelrisotto. Doch zurück zur Müdigkeit. Sie grassiert momentan. Manche sind nur frühjahrsmüde, manche sind es von den Allergie-Tabletten, manche vom Feiern. Oder wiederum andere von allem. Wer weiß es schon?
Ich bin vermutlich nur phantommüde, weil um mich herum alle gähnen. Das wird es sein! 



Dienstag, 9. April 2019

Endlich

Noch immer greint der Sohn wegen meiner ihm unverständlichen Reise nach Moldawien, die im Mai ansteht. Er lässt nicht aus zu betonen, was für ein Gammelland meine Destination sei: „auf Platz 133 im Ranking des jährlichen Einkommens. Von 187. Hinter Vietnam. Selbst die Rumänen wollen die nicht bei sich haben. Die sind nämlich auf Platz 62.“ Daneben sei dort ansonsten mit Land, Leuten und Sehenswürdigkeiten nicht viel los und der viel zitierte Wein schmecke bestimmt auch nicht. So sehr sich das Mutterherz über das vielschichtige Wissen des Sohnes freut, so sehr ist das Ohr ob der ewig gleichen Litanei überstrapaziert. So plant die Mutter, den Moldawienaufenthalr mit einem 1A-Reisebericht umzurubeln. Allein, es kann nur einen geben - nämlich den phänomenalen Zeit-Artikel von Oliver Maria Schmitt, der alles losgetreten hat. In diesem Fall muss es vielleicht stattdessen ein Reiseführer über Nordkorea sein. Einen passenden Titel habe ich bereits gefunden: „Adipositas ist Chefsache“. Manchmal finde ich meine eigenen Ideen gar nicht so schlecht.

Montag, 8. April 2019

Fällig

Irgendwann fordert selbst das beste Partywochenende seinen Tribut. Bei mir war es gestern Abend so weit. Halbherzig verfolgte ich den Tatort, bei dem es sich wohl um einen Polizeiruf handelte. Von dem ich nicht viel mehr als Schnee, verschiedenen, nicht auseinanderzuhaltenden dunkelhaarigen Jungs, Polnisch und einem telefonierenden Charly Hübner mitbekam. Entsprechend blieb mir auch die Auflösung verborgen. Zwischen unklaren Blicken auf den Bildschirm sprach mich der Sohn an. Meine Antworten waren vermutlich ungefähr so kohärent wie mein Bemühen, konsekutiv die Handlung zu verfolgen. Gegen 21:30 Uhr war ich schon so weit in die Sofakissen versunken, dass ich eine fast waagerechte Position einnahm. Einmal schaffte ich es noch, den Fernseher auszuschalten und mich ins Badezimmer aufzuraffen. Um anschließend etwa zwei Meter neben dem Sofa aufs Tagesbett zu fallen und zum Ärger des Sohnes den Tag endgültig zu beenden. The story of his life: Schwester und Mutter schlafen in seinem Beisein ein. Und ich kann sagen, es liegt nicht an ihm! Ich fiel sofort ins Schlafkoma. Unterbewusst nahm ich wahr, dass er sich später nebenan in der Küche natürlich noch eine anständige Mahlzeit zubereitete. Ich glaube nicht, dass er zum ersten Mal erfolgreich in seinen Bemühungen war, leise zu sein. Aber ich könnte es mir einbilden.

Sonntag, 7. April 2019

Damals und heute

Wie zu meiner Geburt blühen „die Mongolien“. Es muss wohl an der Jahreszeit liegen. Doch seit Jahren ist es das erste Mal, dass ich meinen Geburtstag in Ansätzen draußen feiern kann. Wahrscheinlich wird es gar so sein, dass wir uns wünschen werden, dieses Wochenende wäre das Osterwochenende gewesen. So oder so, das Partywochenende neigt sich dem Ende entgegen. Es ging bereits Donnerstag los, flaute am Freitagvormittag etwas ab, um dann zum Abend wieder Fahrt aufzunehmen. So hielt es sich am Sonnabend über den gesamten Tag und wurde am heutigen Sonntag entsprechend weitergeführt. Einem Ondit zufolge soll die Konkurrenzveranstaltung am Freitag bei der Tochter schon früh damit geendet haben, dass die beiden Gastgeberinnen alkoholisinduziert früh einschliefen. Das können wir Alten vielleicht doch besser. 
Blöd nur, dass das Wochenende um mehrere Tage zu kurz ist.



Donnerstag, 4. April 2019

Unerwartet

Letzthin bat mich der Sohn, ich möge ihm doch die Haare schneiden, die die Schneidemaschine nur unzureichend erwischt hatte. Ich machte mich also wie gewünscht ans Werk und dilettierte vor mich hin. Während ich versuchte, größere Unfälle zu vermeiden, meinte mein Modell irgendwann anerkennend, er wisse gar nicht, warum ich immer erzähle, ich könne keine Haare schneiden. Für ihn sehe das akkurat aus. Toll! Wenn schon kaum jemand an mich glaubt - mich selbst eingeschlossen -, mein Sohn tut es. Als ich so neben ihm stand, fiel mir auf, dass er ein gutes Stück größer ist als ich. Das war vor kurzem noch nicht so. Ich ertappte mich bei dem klassischen Oma-Satz („Bist du gewachsen?“), den ich zumindest in der Form „Bist du aber groß geworden!“ nie, nie, nie bringen wollte. Der Sohn wiegelte ab, das könne gar nicht sein. Er sei schon erwachsen. Dann gibt es wohl nur eine Erklärung: ich bin geschrumpft.

Dienstag, 2. April 2019

April

Jeden Morgen fällt mir auf dem Weg zur Arbeit wieder ein, was ich am Vorabend vergessen habe: das Fahrrad aufzupumpen. Dabei sind wir unterdessen Besitzer einer Premiumpumpe. Dass ich sie zum Schnapperpreis erstehen konnte, lag an der 1A-Beratung im Baumarkt letztes Wochenende. Die Freude darüber, dass meine Vergesslichkeit nicht so weit fortgeschritten ist, hält sich länger als der Ärger über sie. Denn in meiner Handschuhverweigerung dauert das Bedauern, mit der U-Bahn fahren zu müssen, nicht allzu lange an. Der Himmel mag blau sein, aber die Luft ist nicht lau. Im Verlauf des Tages zieht sich der Himmel zu, aber es wird wärmer. Am Abend regnet es gar. Doch das macht nichts, denn zum ersten Mal in diesem Jahr riecht es nach Sommerregen. Eine tolle Jahreszeit, in der man selbst dem Niederschlag viel Positives abgewinnen kann. Wäre da nicht die Wettervorhersage für meinen Geburtstag, die aktuell 12° und Regen für Hamburg ansagt. Hey Petrus, merkst Du was? Ich habe für Grillkohle gesorgt! 

Montag, 1. April 2019

Weiter so

Anders als das Wetter im März/April scheint das Glück momentan anzuhalten. An sich ist es schon Freude genug, echten Frühling zu erleben und den direkten Nachbarn für ihren Besuch die elterliche Wohnung zur Verfügung stellen zu können. Bevor dieser kommt, möchte die Nachbarin die Wohnung noch putzen. Ich überlege kurz, ob ich darob verstimmt sein soll. Beschließe nach etwa fünf Sekunden Nachdenken, dass Frühjahrsputz am schönsten ist, wenn man ihn nicht selbst erledigen muss. Läuft also. Am Abend kommt die Nachbarin vorbei und gibt uns einen 50 Euro-Schein. Den habe sie beim Putzen hinter einem Regal gefunden. Wenn das kein Glück ist! So nette Nachbarn zu haben.