Freitag, 28. Februar 2014

Hanseatische Zurückhaltung

Dann doch belustigend, wenn die Brut einen erst bis aufs Messer reizt, um im rechten Moment - wenn man so richtig in Fahrt ist - "Mama, nicht so laut!" zu zischen.
Einen speziellen Spaßfaktor hat das Ganze noch dadurch, dass der Sohn zu seinem Vortrag mit einem ausgehöhlten Plüschschwein auf dem Kopf bekleidet ist.
Zum lauten Lachen muss ich wohl trotz hauptstädtischem Geburtsort regionalkonform in den Keller gehen.

Donnerstag, 27. Februar 2014

Strike!

Morgens halb acht in Hamburg. Der schwierigste Job des Tages liegt hinter mir. Der Sohn befindet sich - greinend, Ehrensache! - auf dem Weg zur Schule. Alle Argumente, die gegen einen Schulbesuch sprachen, mit bewundernswerter Ruhe (Wellness-Wochenende sei Dank!) und bravouröser Eloquenz niedergebügelt.
Wäre da nicht die Sorge, er könne wegen  gefährlicher Unfälle oder schwerwiegender Unpässlichkeiten unverrichteter Dinge zurückkehren...

Mittwoch, 26. Februar 2014

Abwägung

Es gibt Momente, in denen ich mich nach den goldenen Zeiten zurücksehne, als noch nicht ein Großteil meiner Energie in die Motivation der Kinder floss.
Wie damals im Kindergartenalter, als die Kinder auf ihrem Kinderzimmerboden mit Verve Erde und Wasser ausbreiteten, um dort einen Rasen anzulegen.
Oder in der Grundschulzeit der Kinder, als der Sohn aus freien Stücken begann, Hindi zu lernen und einen Roman zu schreiben, der den packenden Titel "Der Rindermörder" tragen sollte. Der Wahrheit die Ehre ist dieses Projekt nie über den Klappentext hinausgekommen - der immerhin stand.
Dafür lassen sie mich unterdessen morgens länger schlafen.


Äpfel und Birnen

Acht Stunden Arbeit - selbst mit miesesten unformatierten 7-Punkt-Excel-Tabellen o.ä. - sind einer halben Stunde zähen Ringens mit einem unwilligen Sohn zur Frühstundenvorbereitung unbedingt vorzuziehen!
Beeindruckend wie sich in der schummrigen Morgenstunde ein Dreizehnjähriger zu einem verschlafenen dreijährigen Trotzkind zurückentwickeln kann, das er nie war. Noch beeindruckender, dass es der dubeligen Mutter dann zum Nachteil gereicht, wenn das Kind nach ausgedehntem Trödeln zu spät zur Frühstunde kommt.
Der Arbeitsplatz mutiert noch mehr zum El Dorado, wenn das Kind kurze Zeit später zurückkehrt - und natürlich nicht zur Schule geht.

Dienstag, 25. Februar 2014

Glückspilz

Wie gut, dass das Schulgeld für die Kinder keine nutzlose Investition ist!
Nicht nur meine Fähigkeiten in Sachen Bewerbung sind durch die Praktikumssuchen der Kinder nach vorne katapultiert worden. Unterdessen erweitert sich auch mein kunsthandwerkliches Geschick: schließlich darf ich auch meinen Teil zum Gelingen des töchterlichen Kunstprojektes beitragen. 
Vielleicht sollte ich die kommenden Ferien bei der Arbeit als Bildungsurlaub deklarieren? Da darf ich nämlich endlich mein Achtklässlerwissen in allen Disziplinen außer Sport auffrischen.

Montag, 24. Februar 2014

Quittung

Als wir entdeckten, dass unter dem Hotelfahrstuhlnotfalltelefon "Sieht alt aus, funktioniert aber noch" stand, dachte ich mir, es sei eine vielleicht uncharmante, aber halbwegs zutreffende Beschreibung des eigenen Zustands (natürlich nur vor dem Wochenende!).
Unterdessen muss ich feststellen, die umgekehrte Aussage passt perfekt auf jedes meiner Kinder: sieht jung aus, funktioniert aber nicht.

Sonntag, 23. Februar 2014

Schwielen der Vorfreude

Zwei Dinge haben das wochenendliche Wellnessbestreben besonders nach vorne gebracht:
Erstens der konsequent durchgezogene Detox-Ansatz. Tagsüber Algentee, abends Rotweingenuss.
Zweitens die Tatsache, die ich als Mutter nur verschämt gestehe, fast ein gesamtes Wochenende keine Kinder oder Jugendliche gesehen zu haben. Gut, einige der Servicekräfte befanden sich zwar im Grenzbereich (Namen wie Madeleine oder Max-Jonas deuten es an), aber auch sie zeigten sich serviler als es bei den sonst anzutreffenden Heranwachsenden üblich ist, so dass sie keine Hürde darstellten.
So lässt es sich nächste Woche in Urlaub fahren.

Samstag, 22. Februar 2014

Wellness

Die wohlverdiente Freundinnen-Wellness bedeutet zunächst einmal einen Abend mit dem einen oder anderen Getränk in der Kaminbar zu verbringen. 
Bereichert wird die Atmosphäre durch die anderen nach Erholung lechzenden Gäste, einer bunten Mischung. Da sind zum einen die roten Bullen, eine Leipziger Drittliga-Fußballmannschaft nebst Entourage, die ihrem Auswärtsspiel als Zweitplatzierte gegen Holstein Kiel auf Rang 17 entspannt entgegen sehen. Da ist außerdem eine Gruppe nicht mehr gänzlich taufrischer norddeutscher Damen, deren Themenschwerpunkt bei Haarfarben- und Getränkewahl (es gibt tatsächlich noch Cocktails mit Blue Curaçao, die bestellt werden!) sowie Vorderlaufbeschwerden ihrer Pferde liegt. Letzteres erklärt vermutlich auch die zum Teil extravagante Stiefelmode, die vorbeidefiliert. Zum anderen sind auch Parvenuepaare aus Nord (Dänischsprechendes Traumpaar: er Typ nordische Glatze, sie Typ Mai Ling), West (die Herren wie Damen in teurer, maximal stilloser Markenkleidung - einziger Unterschied zwischen den Geschlechtern: Männer grauhaarig, Frauen in naturidentisch Mahagoni) und Ost (sie blondierte Doreen fortgeschrittenen Alters, er mit der 2010er Moonwashed-Jeans-Kreation) anwesend.
Da muss die Freundinnen-Konversation schon mal zum Erliegen kommen, die Ohren am Nebentisch haben Vorrang. Es geht hier schließlich um konsequent durchgezogene Wellness!
Krönender Abschluss des erfolgreichen Abends ist das Auftauchen Hans Werner Sinns, der alten Amish-Peitsche, nebst Gemahlin, die nüsschenkauend, cocktailschlürfend und debattierend nicht nur unseren direkten Nachbartisch beehren.
Mehr Wellness geht nicht.

Donnerstag, 20. Februar 2014

Kuriosa

Zwei Besonderheiten des gestrigen Tages:
Erstens durfte ich am frühen Morgen auf dem Finanzamt ein wahres Kunstwerk begutachten. Der zuständige Finanzbeamte hatte an den Wänden hinter sich eine beeindruckende Sammlung vielfarbiger Bananensticker angeklebt. Soweit ich es in der Kürze der Zeit beobachten konnte, gab es wenig Dopplungen, und das Arrangement war sicherlich auch nicht zufällig. Da soll noch einer sagen Hamburger Beamte seien nicht kreativ.
Das Zweite ist nicht etwa, dass ich vor dem frühen Arbeitsbeginn sogar noch beim Finanzamt war. Vielmehr war es die telefonische Beschwerde des Sohnes, seine Schwester sage ständig, er müsse zum Psychologen, weil er sie genauso ständig in den Arm knuffe. Als Beobachterin kann ich sagen, es geschieht aus Liebe - und manchmal sind es auch ihre Wangen.

Essen - Nicht die Stadt

Wie man vorangegangenen Beiträgen (und meiner Figur!) unschwer entnehmen kann, spielt Nahrung eine wichtige Rolle in unserem Leben. Immerhin ist es so, dass auch meine Kinder Essen als Freude und nicht als lästige Pflicht empfinden.
Höchstes Lob der Kinder war früher, wenn mir die eigene Salatsoße fast so wie die der Kita-Köchin gelungen ist (die kann nämlich alles außer Suppe - im Sprachgebrauch der Kinder "eekliche Suppe"). Größte Wonne zu Kindergartenzeiten, wenn es anstelle eines süßen Nachtischs Avocado-Dip und Cracker gab! Was kümmerte es mich da, dass ich zwei lebende Döner-Buden abholte.
Eines der schönsten Erlebnisse mit kulinarischen Kindern war das Weihnachtsfest, als der Sohn selig mit Gänsebein im Kinderstuhl saß. Um seinem "Rat!"-Image gerecht zu werden (mit "Rat!"-Brüllen und sich vehement Vors-Auge-Schlagen machte er damals oft und gerne klar, dass er sich im Pirat-Modus befand), schmückte ihn zu Weihnachten neben maritimer Bekleidung nicht nur die Keule in der Hand, sondern auch ein ausgewachsenes Veilchen. Dieses hatte er sich bei seinem Versuch, sich selbständig aus dem Kinderstuhl zu befreien an dessen Pfosten zugezogen. Wie gut, dass ich zu der Zeit beim Jugendamt noch ein umbeschriebenes Blatt war: "Er ist gefallen." wäre bestimmt nicht überzeugend herübergekommen. Alle Schmerzen waren mit der Gans vergessen - Wunderheilmittel Essen.

Montag, 17. Februar 2014

Verkehrte Welt II

Der Sohn ist klaglos zur Schule gegangen, während die Tochter mit Bauchschmerzen zu Hause bleibt.

Sonntag, 16. Februar 2014

Ehre, wem Ehre gebührt

Völlig zu Unrecht sind Schwangere in den Verruf geraten, absonderliche kulinarische Kombinationen zu bevorzugen.
In unserem Haushalt liege ich, Schwangerschaft mit eingerechnet, im Schrille-Essenszusammenstellungs-Ranking sicherlich ganz hinten. Platz 1 belegt aktuell der Sohn. Heutiges Frühstück: eine Flasche Tonic, eine Schüssel Apfelmus, Unmengen Tortilla Chips, Avocado-Dip, Puderzucker und unzählige Haribo-Frösche. So sehen Siegermahlzeiten aus.

Samstag, 15. Februar 2014

Lange Leitung

Jetzt erst habe ich begriffen, dass die korrekte Begrüßung eines Heranwachsenden seiner Mutter gegenüber nicht etwa "Hallo!", "Guten Morgen!", "Hi!" oder "Tach!" ist, sondern "Was gibt's zu Essen?". Manchmal bin ich aber auch begriffsstutzig.

Freitag, 14. Februar 2014

Nachhilfe

Ob Lehrern eigentlich bewusst ist, dass die Hauptlast einer Schülerpraktikumssuche auf den Schultern der Eltern liegt?
Was für krisengebeutelte Hartz-IV-Eltern vielleicht eine sinnvolle, zusätzliche Schulungsmaßnahme darstellt, bringt mich nicht unbedingt weiter - außer dass es mir Zeit stiehlt. Ich habe den Eindruck, meine Bewerbungsfähigkeiten müssen als berufstätige Mutter mit mehrfach gewechselten Arbeitgebern nicht zwingend optimiert werden. Zumal ich den Verdacht hege, dass meine Erfahrung auf diesem Gebiet größer ist als die eines Durchschnittslehrers. Diese beschränkt sich möglicherweise auf die von den angehenden Lehrereltern verfasste Bewerbung um ein Schülerpraktikum.
Wenn dann aber hinzukommt, dass Lehrer sich aufgerufen fühlen, die vom Kind gewünschte Berufssparte als nicht opportun (kein Bürojob!) abzutun, regt sich in mir der Verdacht, dass ich schikaniert werde. Und ich dachte, mit diesem Problem hätte ich seit Jahrzehnten abgeschlossen.

Donnerstag, 13. Februar 2014

Bloß nicht auffliegen!

Nie, nie, nie darf die Brut, speziell der Sohn, herausbekommen, dass meine Kollegen während der Arbeit Bälle meterweit durchs Büro werfen! Wenn das herauskommt, ist meine ohnehin schmale Autorität auf ein Minimum reduziert, wenn es darum geht, Ballspiele im Wohnzimmer zu untersagen. Es war wirklich schon hart genug (und vermutlich erfolglos!), den Kindern glaubhaft zu versichern, wir arbeiteten trotz laufender Fernseher ernsthaft.

Weitere Mitglieder

Wer sich fragen sollte, um wen es sich auf dem Bild unter den beiden Helden handelt, hier kommt Aufklärung - es war so:
Damals, als die Marke noch für Qualität stand, man sie nur im ausgesuchten Fachhandel erstehen konnte und mir das Beste für die kleinen Füße meiner Kinder gerade gut genug war, nahm ich in einem gut sortierten Schuhgeschäft an einem Gewinnspiel der Firma Elefanten-Schuhe teil. Wider Erwarten gewann ich keinen Schuhgutschein, sondern einen vergleichsweise großen roten Plüschelefanten, dessen Schulterhöhe weiland ungefähr der des Sohnes entsprach.
Die Hürde bestand darin, dass der Gewinn nicht zugeschickt wurde, sondern selbst abgeholt werden musste. Kein Problem, die laufstarke dreijährige Tochter und ich machten uns voller Vorfreude mit dem Kinderwagen auf den Weg. Dieser war zum Transport des Tieres notwendig. Der Sohn, dessen Gefährt der Kinderwagen eigentlich war, musste leider zu Hause bleiben - irgendwas ist ja immer. Wer uns auf der Hinfahrt in der U-Bahn mit einem ungefüllten Gefährt schon müde belächelt hatte, kam auf dem Rückweg richtig auf seine Kosten, denn der rote Elefant kontrastierte aufs Hervorragende mit dem grünen Kinderwagen. Außerdem wollte die mitgereiste Tochter unbedingt alle Insassen an der Freude über den Gewinn teilhaben lassen. Um ihre Euphorie noch ein wenig zu steigern, erlaubte ich ihr, den Namen für unser neues Familienmitglied zu bestimmen. Wie aus der Pistole geschossen nannte sie ihn "Erbsenhirn" (lispelnd vorgetragen ein besonders schöner Name). Im ersten Moment fühlte ich mich ein wenig ertappt, da dies die Bezeichnung war, die ich dem Sohn zu der Zeit oft und gerne zudachte. Im zweiten Moment legte ich es mir so zurecht, dass die Tochter "Erbsenhirn" bestimmt für eine Liebesbezeugung für süße kleine Geschöpfe hielt. Damit lebt es sich seitdem sehr gut, zumal Erbsenhirne auch sehr liebenswerte Wohnungsgenossen sind.

Frage in eigener Sache

Überträgt sich Motivationslosigkeit eigentlich als Tröpfcheninfektion oder durch gemeinsame Toilettenbenutzung?

Mittwoch, 12. Februar 2014

Preußen verliert 1:2 gegen die U 17

Anstoß 6:30 Uhr: Preußen kommt über die linke Flanke und schaltet mit einer sehenswerten Blutgrätsche das Licht ein. Die Jugendauswahl sucht zur Beschwerde den Unparteiischen, der sich heute  jedoch nicht auf dem Platz befindet. Preußen reagiert verschnupft und zieht sich zunächst in die eigene Hälfte zurück. Kurze Zeit später erfolgt der nächste Vorstoß, wieder ohne Erfolg. Der Gegner scheint in seiner Aussitztaktik zu stark.
Nach 30 Minuten wird es Zeit für Preußen, einen Versuch über rechts zu wagen. Auch hier trifft man auf eine lustlose, wenn auch erfolgreiche Verteidigung der U 17.
In Ermangelung eines Schiedsrichters folgen auch in der zweiten Hälfte erbitterte, zum Teil unfaire Zweikämpfe der Beteiligten, die eindeutig zugunsten der Jugendauswahl ausgehen.
Das Spiel ist aus!
OK, ich gehe erkältet zur Arbeit, während die Kinder beide mit mehr oder weniger augenfälligen Krankheiten Zuhause bleiben.

Dienstag, 11. Februar 2014

Zeit

Mein eigenes verrücktes Experiment untersucht derzeit den Unterschied zwischen gefühlter und gemessener Zeit. Dabei meine ich nicht das allseits bekannte Phänomen, dass der Wecker zu Uhrzeiten klingelt, die unmöglich stimmen können, weswegen man sein Geräusch üblicherweise in seine Träume einbaut.
Mich interessiert vielmehr der wahrscheinlich genauso bekannte Effekt, wie viel Zeit bewusst bzw. wie viel unbewusst verstreicht.
Aufstehen beispielsweise fühlt sich an wie eine Minute (Maximum), tatsächlich waren es heute fünfzehn.
Wecken der Kinder kommt mir vor wie zehn Minuten, hat mich heute aber "in echt" lediglich eine Minute gekostet. Dass ich in dieser Bestzeit alle meine gängigen Sätze gleich mehrmals wiederholen und sie je nach Kind individuell passend variieren konnte, spricht dafür, dass meine kommunikativen Fähigkeiten frühmorgens doch besser sind als ich annahm.
Einzige Konstante in der zugegeben jungen Zeitreihe: ein Kind, das nicht zur Schule möchte, braucht gemessen wie gefühlt zehn Minuten, bis es Schuhe (ohne die lästigen Schnürsenkel zu beachten!) und Mantel (ohne die hinderlichen Knöpfe zu schließen, Ehrensache!) anhat, den Rucksack geschultert hat und widerwillig losstiefeln kann.

Montag, 10. Februar 2014

Whitechapel

Nach dem gestrigen Tag ist mir die Hausaufgabenphobie des Sohnes zumindest in Teilen erklärt.
Für eine kurze Geschichte (in der es eigentlich um Groß- und Kleinschreibung gehen soll) muss im Vorfeld unbedingt recherchiert werden, wann die Times, der Guardian und die Financial Times das erste Mal erschienen, in welchem Bezirk Jack the Ripper sein Unwesen trieb (mein Einwurf "East End" wurde als zu ungenau  abgetan), wie sein formaler Bildungsstand vermutlich war, welche Streckenführung Züge über Westham haben bzw. hatten. 
Wenn Phantasie auf den Wunsch nach historischer Akkuratesse trifft, frisst das über Gebühr Zeit.

Sonntag, 9. Februar 2014

Typisches

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich irgendwann in diesem Leben noch einmal berühmt werde und dann nach einer typischen Äußerung meiner Wenigkeit gefragt werde, weiß ich jetzt schon, dass ich mich nicht entscheiden können werde (habe bestimmt den Aszendenten Waage):
In der engeren Wahl stehen "Stellst Du das bitte leiser?" oder "Leg' bitte zumindest während des Essens das Telefon/Tablet weg!".

Samstag, 8. Februar 2014

Fasching

Der eine oder andere kennt meine Vorliebe fürs Brauchtum. Mir ist dabei ziemlich gleichgültig, ob es sich um einen tradierten, fest in unserer Kultur verankerten oder um einen neumodischen, importierten Brauch handelt; ich finde sie gleichermaßen grässlich. Ich kann mir zugutehalten, dass ich meine Kinder in dieser Hinsicht in keiner Weise beeinflusst und mich neutral bzw. kooperativ verhalten habe. Eine Strategie, die ich zum Thema Schwiegermutter genauso durchgezogen habe, nur dass mir dort die Zurückhaltung noch etwas mehr abverlangt hat. Nennt mich die emotionale Schweiz!
Aktuell steht nun wieder Fasching ins Haus. Dessen einziger Lichtblick besteht darin, dass er das Ende der Saison Laternelaufen-Halloween-Advent-Fasching markiert. 
Unterdessen freue ich mich, Kinder zu haben, die dem Alter der aktiven Brauchtumspflege entwachsen sind - und deren Berufswunsch auch nicht Funkenmariechen ist.
Doch früher war alles anders. Natürlich finde ich es prinzipiell großartig, Kinder mit einer gesunden Phantasie zu haben. Im Hinblick auf die Faschingskostüme möchte man diese kindlichen Fähigkeiten zumindest temporär abschalten können. Zumal, wenn man wie ich nur mit sehr rudimentären Handarbeits-Skills ausgestattet ist.
Die ersten beiden Faschingskostüme der Tochter waren einfach, weil nicht existent. Mit gerade einem bzw. zwei Jahren musste ich sie ohnehin nach kürzester Zeit abholen, weil sie mit den schrillen, fremden Leuten, die die Kita gekapert hatten, überhaupt nicht klarkam. Auf der Arbeit nannte ich es "Kind krank", was nicht gelogen war.
Beim dritten Mal war die Situation eine andere, da sie nun als große Schwester ihrem einjährigen Bruder alles erklären und schonend beibringen musste. Unnötig, wie sich herausstellte, da er den ganzen Spuk ohnehin als das durchschaute, was er vermutlich ist: zeitweiliger Wahnsinn - das gibt sich wieder. Vielleicht liegt den Zweitgeborenen der Realitätssinn immer etwas näher. Als treusorgende Schwester legte sie in jedem Fall unmissverständlich fest: "Der (lockere Daumenbewegung nach links unten) geht als Küken!" Ein Kostüm, das mir mit meinen eingeschränkten Möglichkeiten recht gut gelang, wenn auch die Dauerhaftigkeit angetackerter Schnäbel und Federn etwas zu wünschen übrig ließ. 
Es folgten in den Jahren danach Meerjungfrau, Spiderman usw., die ich vergleichsweise gut hinbekam und auch gerne fertigte, wenn ich nur nie wieder ein vom Fasching traumatisiertes Kind abholen musste.
Die letzte aktive närrische Zeit meiner Kinder - unterdessen in der Grundschule - hielt dann zum Glück Versöhnliches für mich bereit: während sich die Tochter als rotes Blutkörperchen zurechtmachen wollte und das Kostüm in Eigenregie herstellte, befand der Sohn, ganz Medienkind, er mutiere zu Florian Silbereisen. Es stellte sich heraus, dass ihm die eigentliche Figur vollkommen fremd war, er nur ihre Parodie (Fachterminus meiner Kinder damals: "die Nachmachung") kannte, weswegen er zur Einstellung auf seine Rolle in seinem Kostüm und "Hey! Herzlich willkommen in der Hartz-4-Halle hier in Dresden" proklamierend durch die Wohnung tänzelte. 

Freitag, 7. Februar 2014

Gute Fee

Sollte sich eine gute Fee in unser beschauliches Dorf verirren: ich glaube, ich wär' jetzt soweit.
Ich wünsche mir, der Sohn ginge für eine ganze Woche - wenn ich ganz verwegen bin, mache ich sogar einen ganzen Monat daraus - ohne Zwischenfälle klaglos zur Schule. Ohne hypochondrische Anwandlungen, ohne morgendliches Tauziehen und ohne Unfälle auf dem Schulweg, die gehäuft dann auftreten, wenn die Hausaufgabenlage prekär wird.
Mal seh'n, ob sie kommt...

Donnerstag, 6. Februar 2014

Strategisches

Unser vordringliches Familienprojekt heißt derzeit (wobei derzeit mit etwa 7,5 Jahren definiert ist), den Sohn in der Schule auf Spur zu bringen. Ein nach wie vor kniffliges Unterfangen.
Es ist sicherlich nicht nur mütterlicher Verblendung zuzuschreiben, wenn ich sage, dass er helle ist und über unglaubliches Wissen verfügt. Leider schlägt sich all' das nie in schulischer Leistung nieder. Es ist auch nicht so, als sei er der durchaus altersgemäßen Rebellion anheim gefallen, er ist (noch?) kooperativ.
Vielmehr handelt es sich wohl um ein Phänomen, das meiner N=1-Studie zufolge bei Jungs ziemlich gängig zu sein scheint; ich nenne es Effizienzverweigerung.
Auch ich war richtig faul, wenn es um Schulisches ging. Ich dachte immer, wer besonders wenig Arbeitswille verspürt, wird den geringen Einsatz genau dort platzieren, wo er die größte Wirkung erzielt. So sah zumindest meine Strategie aus. Ich war und bin auch gerne bereit, diese Erkenntnisse an andere - speziell meine Kinder - weiterzugeben, so wie ich sie schon von meiner Mutter mitbekam. In Ansätzen scheint die Weitergabe an die Tochter auch gelungen zu sein. Nur Jungs - und im Besonderen mein Sohn - scheinen immun gegen die Ratschläge zu mehr Effizienz. Gut, dann müssen sie ihre Beratungsresistenz eben mit viel mehr Arbeit bezahlen! Enttäuschend ist nur, dass ich bei jedem Elterngespräch wie eine pädagogische Knalltüte dastehe. Vielleicht kann mir jemand die Strategie verraten, wie ich im Umgang mit den Lehrern meines Sohnes an ein dickeres Fell komme?

Mittwoch, 5. Februar 2014

Es hat auch Vorteile

Nun habe ich so häufig über die Schwierigkeiten im Umgang mit Teenagerkindern geschrieben, jetzt soll auch einmal ein positiver Aspekt erwähnt werden:
Es herrscht wohltuende Einigkeit in der morgendlichen Lustlosigkeit.

Kleine Kinder haben die Eigenart morgens oft übertrieben aktiv, lautstark und wohlgelaunt zu sein. In meinem Fall ist die entsprechende Mutter vor acht nicht einmal im Sprachmodus bzw. freut sich, wenn sie ihre Augen halbwegs koordiniert bekommt. Zu gefühlt nachtschlafender Zeit wünscht sie keine angeregten Diskussionen über die Existenz Gottes, die waidmännisch korrekte Bezeichnung junger Wildschweine, die Besonderheiten negativer Zahlen, die Einwohnerzahl Surinames oder die Größe römischer Kohorten.
Spätestens mit Eintritt in die Pubertät haben sich diese Schwierigkeiten zum Glück überholt. 

Endlich greifen die eigenen Motivationsstrategien (noch 18 Werktage bis zu den Ferien) auch beim Nachwuchs!

Dienstag, 4. Februar 2014

Selbstbestimmung

Logisch wäre, dass der Grad mütterlicher Selbstbestimmung mit dem Alter der Kinder steigt. Aber was verläuft im Umgang mit Kindern schon nach den Gesetzen der Logik?
Ich will nicht undankbar sein; manchmal darf ich heutzutage sogar auf die Toilette, ohne dort mit der Frage "Was gibt es zu Essen?" traktiert zu werden.
Ein Unterschied zu früher liegt wohl darin, dass meine Brut abends ein längeres Durchhaltevermögen zeigt als ich. Während früher die 20 Uhr-Grenze sakrosankt war und unverrückbar den mütterlichen Feierabend einläutete, beginnt der erbittertste Streit um die Fernbedienung nunmehr frühestens ab Beginn der Prime Time.
Vielleicht bin ich auch ein Einzelschicksal. Denn Schlafen war noch nie die Disziplin meiner Kinder. Selbst die pädagogischen Fachkräfte haben das Experiment Mittagsschlaf bei meinem unter zweijährigen Sohn nach kürzester Zeit erfolglos abgebrochen.
Auch die Verringerung der Privatsphäre und Rückzugsräume macht mir mit den "Großen" zu schaffen. Früher empfand ich es als Höchststrafe, dass die Wahrscheinlichkeit auf Lego oder Playmobil zu treten, im Wohnzimmer noch höher war als im Kinderzimmer. Heute komme ich von der Arbeit nach Hause und finde die Tochter mit einer Freundin in meinem Bett in meinem Schlafzimmer vor - sich angeregt unterhaltend und Musik hörend. Schließlich ist es dort aufgeräumter und entsprechend gemütlicher als in den eigenen vier Wänden. Dass es anschließend nur noch marginal ordentlicher als im eigenen Zimmer ist, soll ja nicht ihr Problem sein. Ist ohnehin eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass ihre Zimmer viel kleiner sind als meins.
So kommt es, dass ich derzeit mehr von einem halbstündigen Wannenbad ohne Störung träume als ich es als Neugeborenenmutter tat. 

Montag, 3. Februar 2014

Überzüchten

Damals, als die Kinder noch klein waren, sorgten wir uns, sie überzüchtet zu haben.
Denn die Tochter saß zweijährig im Buggy und rezitierte (süß lispelnd) auf der Straße lautstark "Der Neue freilich, der knausert und spart" und den ganzen anderen Text von Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
Während der Sohn etwa gleichaltrig die Grammatik der doppelt so alten Freunde seiner Schwester korrigierte und sich mit etwa vier Jahren für den Einsatz richtiger Konjunktivformen einsetzte ("Wenn Opa jetzt hier säße,...").
Wie gut, dass sich diese Sorge als unbegründet herausgestellt hat. Unterdessen sehen sie nach Möglichkeit täglich "Berlin Tag & Nacht".

Sonntag, 2. Februar 2014

Frage

Wieso muss eigentlich unser ehemaliger Hausherr, der Vater meiner Kinder seine Spontanbesuche immer dann einberaumen, wenn ich ungeduscht/ungebürstet bin, mich eine Gesichtsmaske ziert oder ich das Californication-T-Shirt mit der Aufschrift "Sex ist auch keine Lösung. Oder doch?" trage?

Samstag, 1. Februar 2014

Finnische Studie

Sicherlich gibt es eine finnische Studie, die besagt, ältere Geschwister schlafen im Etagenbett immer oben, während die jüngeren unten liegen. Von der gleichen Universität (Turku?) stammt mit Sicherheit auch die Erkenntnis, dass man sich bei jedem Betten-Ab-/Beziehen durchschnittlich 1,6 Nägel abbricht.
Ich fand's super, den großen Bruder durch gezielte Tritte durch die Lattenroste zum Aufwachen zu bewegen, als meine Beine endlich lang genug dazu waren.
Der Sohn hat es noch treffender formuliert: "Ich schlafe unten, also bin ich Gott."