Freitag, 30. Juni 2017

Willkommen im Club!

Hat sie nicht eben noch Buchstaben aus Lego Duplo-Steinen gebaut? Ist sie nicht vor kurzem erst eingeschult worden? Und jetzt hat sie Abitur. Unglaublich! Nicht die Frage, ob sie es schafft, sondern die Vorstellung - ach, was sage ich: die Gewissheit -, dass es jetzt schon so weit ist.
Es ist mir egal, dass ich meine Wette gegen mich selbst verloren habe, sie werde einen besseren Abschluss als ich bekommen. Nun liegen wir exakt gleichauf. Wenn das nicht die Frage beantwortet, woher sie das bloß hat. 

Donnerstag, 29. Juni 2017

Und wer kümmert sich um mich?

Gestern Abend übte ich wieder einmal meine Multitasking-Fähigkeiten. Mein 2in1 hieß "Mental-Coaching und Kuchenbacken". Glücklicherweise ist die Tochter mit einem Großteil ihrer Mathe-Unterlagen wieder an den Küchentisch zurückgekehrt (wenn Mama ihn schon einmal aufräumt, will das genutzt werden), so dass ich für beide Tätigkeiten in einem Raum angesiedelt sein konnte. Für mein Dafürhalten sahen die Prüfungsvorbereitungen perfekt aus. Was weiß ich schon davon? Denn mein Gefühl hielt die Tochter nicht davon ab, im Verlauf des Abends in Tränen auszubrechen. Zugegeben, eine Nachricht der Mathelehrerin mit einer kryptischen Formel, die sie in die Abiturientengruppe schickte, steigerte die Unsicherheit. Wie gut, dass kurz danach die Nachricht "flsche Gruppe S12" folgte. Man weiß schon, warum sie Mathematik und nicht Sprachen unterrichtet. Fachlich konnte ich wiederum der Tochter nicht allzu viele Hilfestellungen geben, aber zumindest in Sachen Präsentation. Das Minimalziel war erreicht, denn sie schlief heute Nacht gut. Und der Kuchen ist auch etwas geworden. 
Jetzt also Daumen drücken!

Dienstag, 27. Juni 2017

Beseeltes

In der blauen Stunde zwischen Schlaf und Aufwachen kamen mir folgende Worte in den Sinn: gesegnet vom Gleichstellungsbeauftragten. Ich bin ja psychologisch mehr im Bereich der Küche unterwegs, aber das sagt bestimmt etwas über mich aus. Und sicher nur Gutes. Aus diesem Gedankenkreis scheint mich noch mehr zu beschäftigen. Letzthin habe ich mir überlegt, in Zukunft auf die Frage nach der Konfession nur noch mit "Buddhist, du Arsch!" zu antworten. Die eigenen Witze sind doch immer die besten.

Bin ich der Pumuckl?

Selten komme ich mir so missachtet, ja gar unsichtbar, vor wie auf dem Fahrrad. Dass einen Autofahrer ignorieren, man kennt das. Aber dass man auch von Fußgängern, die eine Straße überqueren, vollkommen ausgeblendet wird, verwundert schon. In den fünf bis sechs Situationen, in denen ich pro Tour von Fußgängern ignoriert werde, spiele ich jedesmal mit dem Gedanken, nicht pflichtschuldig abzubremsen, sondern einfach in die Ignoranten hineinzufahren. Jedesmal werde ich davon abgehalten, dass ich mich bei dererlei Aktion bestimmt noch schwerer als die Gegenseite verletzte. Und doch nagt das Gefühl an mir, fortwährend missachtet zu werden. Dabei sollte ich mich langsam daran gewöhnt haben: torpediert doch der Vater meiner Kinder ständig meine pädagogischen Bemühungen. Es wäre fast in Ordnung, wenn er sie nur ignorierte. Aber fürs Vereiteln habe ich einfach zu viel Energie hinein gesteckt. Ich sollte mich als Radfahrerin einfach demütiger zeigen: wenn ich nur übersehen werde, läuft es doch gut.

Montag, 26. Juni 2017

Sieben von neun

Einiges habe ich am eher trüben Wochenende geschafft. All' diese Kleinigkeiten, die erledigt werden wollen. Für sich genommen braucht keine der Aktionen lange, in Summe kann man schon ein verregnetes Wochenende dafür aufbringen. Herrlich, dieses Gefühl, wenn man der Nachbarin auf ihr Genörgel, in der Wohnung nebenan piepe es, antworten kann, das sei schon lange erledigt. Wobei "lange" eine Zeitspanne von etwa drei Minuten beschreibt. Denn kurz vor dem Zusammentreffen hatte ich die Batterien von zwei Rauchmeldern in der Wohnung meiner Eltern ausgetauscht. 
Was ich dieses Wochenende nicht geschafft habe: die aktuelle Zeit zu lesen. Es gab da eine Barriere, das Cover mit Helmut Kohl. Von Birne hatte ich bereits in den Achtzigern genug. Und nur weil er jetzt tot ist, muss ich ihn noch lange nicht besser finden. "Sein Erbe", davon bekomme ich grüne Pickel. Ich erinnere nur an "blühende Landschaften". Er war einfach da, als alles passierte. Mir ist nicht klar, was daran sein Verdienst ist. Müssten wir nicht auch allzeit Walter Momper huldigen? 

Sonntag, 25. Juni 2017

Endlich beruhigt

Schwager Gerd ist endlich aufgetaucht. Er sollte eigentlich am Donnerstag gegen 23 Uhr hier eintreffen. In Abwesenheit seiner eigentlichen Schwippfamilie sollte ich ihn einlassen. Ich wartete ungefähr eine Stunde, ehe ich aufgab und das Staffelholz an die Brut übergab, die - thank God for his small mercies - nur noch bedingt schulisch eingespannt sind. Auch sie warteten vergeblich, wenn auch deutlich weniger bangend. Schon in der Wartezeit startete mein Kopfkino: Bilder von Schwager Gerd, erschlagen von umfallenden Bäumen bzw. zumindest von heruntergekommenen, kapitalen Ästen oder wegen Aquaplaning mit der Harley vor einen Baum gerast. Auch wenn ich Menschen kenne, die meinen, nur ein toter Motorradfahrer sei ein guter, gilt das garantiert nicht für bekannte. Um meine Phantasien zu bekämpfen, guckte ich in meine Facebook-Timeline. Die allgegenwärtigen apokalyptischen Bilder vom Vormittag, die außer mir wohl jeder in Hamburg gepostet hatte, trugen nicht wirklich zur Beruhigung bei. Genauso allgegenwärtig waren später die Bilder und Videos vom Depeche Mode-Konzert in Berlin. Übrigens: so sehr ich Dave Gahan gerade als Live-Künstler schätze, der Hartgeldluden-Oberlippenbart tut nichts für ihn. Außer mir schien jeder in Berlin gewesen zu sein. Ganz Frankreich? Nein, ein kleines gallisches Dorf... Es muss wohl neben mir noch andere gegeben haben, denn irgendwann tauchten auch Bilder vom Bon Jovi-Konzert in Hannover auf. Dass in Hannover wegen des Gewitters eine Stunde unterbrochen werden musste, konnte in Sachen Beruhigung leider auch nichts. Heute früh endlich sah ich einen unversehrten Schwager Gerd seine obligatorische Frühstückszigarette vor meiner Haustür rauchen. 
Was mich außerdem entspannt: Erstens ist das Wetter so wenig sommerlich, dass man kein schlechtes Gewissen bekommt, das Wochenende nahezu ausschließlich mit Schlafen, Lektüre und Heißgetränken zu verbringen. Zweitens konnte ich den Sohn für das sonst von ihm abgelehnte Frühstück gewinnen. Er zierte sich erst, um dann fünf Brötchen mit Belag zu inhalieren. Na bitte, geht doch.

Freitag, 23. Juni 2017

Aus einem Messie-Haushalt

Es war klar, dass die Prüfungsvorbereitungen nicht im Zimmer der Tochter stattfinden würden. Dazu ist ihr Schreibtisch zu überbordend mit außerschulischen Objekten bestückt. Vom Rest des Raumes gar nicht zu sprechen. So the Küchentisch it is. Ihr Argument ist ohnehin seit jeher, sie könne in der trubeligen Küche besser lernen als in der Ruhe ihres Zimmers. Nur hartherzige Mütter könnten sich dem widersetzen. Unterdessen können wir auf dem Küchentisch ein ähnliches Phänomen wie auf besagtem Schreibtisch beobachten. Er ist flächendeckend vollgemüllt mit Unterlagen, Karteikarten, Taschenrechnern, Kabeln, Linealen, Soul Food-Verpackungen und Zeitschriften. Wer jetzt denkt, nun räume die Tochter wahlweise ihr Zimmer oder den Küchentisch auf, der denkt zu kurz. Damit rechnen sie bloß! Das Chaos an diesen Stellen bleibt. Es werden neue Räume erschlossen. Die Wahl fiel auf den Fußboden des Wohnzimmers - wohin auch sonst? So naheliegend diese Entscheidung auch war, sie war mit einer Hürde verbunden: nach diversen Pommes-/Chips-/Keks-Exzessen des Sohnes bot der Boden nicht die notwendige Ebenheit. Nichts leichter als das. Mit einem Besen fegte die Tochter die notwendige Fläche frei. Wie beim Friseur mit der Maxime, keinen (Quadrat-)Millimeter mehr als nötig. Und natürlich, ohne anschließend den Besen zurückzustellen. Für mich steht die Ordnung auf den Flipchart-Seiten im Widerspruch zum Drumherum. Aber wie üblich bin ich kleinlich.

Wenn es stimmt, dass man von seinen Kindern so viel zurückbekommt, will ich hoffen, dass es auch für Stifte gilt.

Donnerstag, 22. Juni 2017

Mittsommer in Hamburg

Hier wieder Service von meiner Seite:
Im Moment haben wir die Saison für Pommes Frites. Unbedingt im Mindestens-750 Gramm-Gebinde im Rahmen einer Mahlzeit zu verspeisen. Anständig vegane Mayo und Ketchup nicht zu vergessen. In Nichtveganen-Haushalten empfehlen sich zusätzlich Bouletten, Bratwurst oder panierter Fisch. Das ist wahrhaft saisonale Küche! Denn dank der guten Belüftungsmöglichkeiten in dieser Jahreszeit hält sich der Frittenbudengeruch nur einen Tag (genau so lange, bis der Sohn die Frittiermaschinerie wieder anwirft) - und nicht eine Woche.
Außerdem ist Hochsaison für absurdes Theater. Sowohl in Sachen Abiball (verlegt vom G20-Tag auf den darauffolgenden Montag) als auch in Sachen Nachbarschaftsstreitigkeiten.
Der Service ist fast so gut wie ein Horoskop, oder?

Mittwoch, 21. Juni 2017

Alles wird anders

Diese Schweinerei muss eine andere werden. Heute früh gegen 5:30 Uhr (als mich die blöde Hüfte nicht schlafen ließ) beschloss ich, mir auch eine private To-Do-Listen anzulegen. Alles neu macht der Sommeranfang. Doch der Wunsch nach Neuerung scheint nicht nur mir innezuwohnen. Plötzlich und unerwartet ist in zwei Wochen der G20-Gipfel. Und genauso plötzlich fällt den Veranstaltern auf, dass der zeitgleiche Abi-Ball nicht so eine gute Idee wäre. Na gut, dann eben am darauffolgenden Montag oder Dienstag. Mindestens genauso gut.

Montag, 19. Juni 2017

Sensibilisierung

In der letzten Woche war ich beim Hautscreening. Ein Hoch auf den nicht mehr ganz neuen Arbeitgeber, der so etwas anbietet! Im Termin wurde ich neben der Kontrolle eindringlich auf die Notwendigkeit eines hohen Lichtschutzfaktors hingewiesen. Mit meinen 20 brauche ich gar nicht anzukommen. Brav war ich anschließend in der Apotheke und besorgte die vorgeschlagenen Produkte. Freitag und Samstag musste ich mir um Sonnenschutz keine Gedanken machen, denn den Großteil der Tage verbrachte ich inhäusig. Aber gestern dann. Brav habe ich mich - ausreichend dick aufgetragen - im Gesicht eingecremt. Was soll ich sagen? Jetzt habe ich einen miesen Sonnenbrand auf den Oberschenkeln. Schön blöd. Ein Trost ist immerhin, dass meine Kinder nicht betroffen sind. Sie pflegen ihre vornehme Blässe. Der Sohn vor der PlayStation, die vielleicht noch ein klein wenig weißer ist als er. Die Tochter auf Norderney (!). Der Aufenthalt auf der Insel sollte ohnehin eher der Mathe-Abi-Vorbereitung gelten. Dass daraus nichts würde, war mir im Vorfeld klar. Der Tochter erst bei der Rückkehr. Zumindest sah sie ihre erzwungene Element of Crime-Sozialisation etwas bestätigt:
In meiner Euphorie ignoriere ich mal die Orthographie-Schwäche.

Sonntag, 18. Juni 2017

Wo ist der Tag zwischen Sonntag und Montag?

Ich vermute, es geht mir nicht anders als den meisten: Je älter ich werde, desto mehr brauche ich das Wochenende zur Erholung. Pfingsten schien mir die passende Länge zu haben. Das Modell vier Tage Arbeit und drei Tage Entspannung fühlte sich genau richtig an. Entsprechend unerquicklich sind Wochenenden, deren Sonnabende mehrstündige Präsenz am Arbeitsplatz erfordern. Egal, wie nett es dort ist. Als ob das nicht genug wäre, träumte ich heute Nacht, ich hätte mich nach einer Hüft-OP unerlaubt ohne Stützen auf eine Wanderung gemacht. Dies fiel mir natürlich in der Mitte eines offenen Feldes ein. Noch im Traum wunderte ich mich, zählt doch Verwegenheit nicht zu meinen Haupteigenschaften. Genau genommen bin ich Schisser. Ich traue mich normalerweise selbst nach ärztlicher Erlaubnis oder gar Aufforderung nicht, die Gehhilfen wegzulassen. Doch für Verwunderung blieb keine Zeit. Ich musste überlegen. War ein möglichst entlastetes Laufen auf kürzester Strecke für die Hüfte besser als auf einem Bein zu hüpfen? Ich entschied mich für Ersteres. Und wachte dennoch mit schmerzender Hüfte auf. Wer kann schon sagen , ob es am Traum-Phantomschmerz oder am ungewohnten Arbeitstag lag?

Freitag, 16. Juni 2017

Medienstadt Hamburg

Es mag an Pfingstferien, Feier- oder Brückentag liegen. Alles kennen wir hier in der Hansestadt nicht. Jedenfalls sind derzeit sehr viele süddeutsche Familien in der Stadt. Man erkennt sie meist an ihren lustigen Mundarten ("Hasch Durscht?"). Oder daran, dass sie in halbfremden Zungen ihr Wissen über Hamburg kundtun. Heute traf ich im Herausgehen zum Feierabend auf süddeutsche Touristen auf dem üblichen Weg zwischen Michel und Elbphilharmonie. Papa: "Hier wird Stern TV produziert." Sein Anhang: "Woher weißt du das?" Papa: "Ich habe da gerade ein Stern-Logo gesehen."
Aus dem Rheinland waren sie wohl nicht. Sonst hätten sie gewusst, dass die Produktion in Köln sitzt.

Donnerstag, 15. Juni 2017

3 in 1

Ein Tag, der - um es neudeutsch auszudrücken - Content für drei gehabt hätte. Am frühen Morgen erst den Motivationscoach für den Sohn geben. Direkt im Anschluss beruhigend auf die Tochter einwirken, die später ihr Thema für die mündliche Abiturprüfung in Mathe bekam. Sie schaffe das schon. So schwierig werde die Aufgabe bestimmt nicht. Ein Punkt sei am Ende auch ok. Dann die üblichen acht-neun Stunden Arbeit. Währenddessen die Lernhilfe für die Tochter angebahnt, ihr Zugtickets nach Norderney gebucht und versucht, mit dem Kopfschmerz klarzukommen, der sich wegen des dräuenden Gewitters entwickelte. Dann auf zum Sommerfest, zu dessen Beginn (bzw. auf dem Weg dorthin) pünktlich die Regengüsse starteten. Drei Stunden später auf dem Nachhauseweg eine sintflutoptimierte Route gesucht und kläglich gescheitert. Ich dachte, den inkarnierten begossenen Pudel perfekt performt zu haben. Bis ich den Sohn sah. Der hatte sich, vermutlich mit der Intention weiter zu wachsen, vorsätzlich in den Gewitterschauer begeben, um wirklich triefend nass zurück zu kommen. Immer dreimal mehr als wie Du! 

Mittwoch, 14. Juni 2017

1 A

Ein Vorteil, in einem großen Medienhaus zu arbeiten, besteht darin, Zugang zu allen möglichen Premium-Verlagserzeugnissen zu haben. Das kann man gar nicht oft genug sagen. Manchmal wünschte ich mir, die Kollegen zeigten sich ob dieses Bonus' etwas demütiger.

Dienstag, 13. Juni 2017

Weitere pfiffige Ideen

Letzthin ließ mich der Sohn an seiner neuen Geschäftsidee teilhaben: Lebensmittel günstig en gros einkaufen, um sie teurer en détail zu verkaufen. Wahnsinnig neu. Auf meine Frage nach dreckigen Details antwortete er: "Mama, so ruchlos bin ich auch nicht!" Man kann dem Internet sicherlich einiges vorwerfen, aber der Eloquenz scheint es nicht zu schaden.

Montag, 12. Juni 2017

Reisetrends

Es wird Zeit, dass an dieser Stelle etwas mehr Service geboten wird. Deswegen liefere ich hier und jetzt die aktuellen Reisetrends.
Vor nicht allzu langer Zeit pflegten wir (genau genommen der Sohn und ich) den Konsulatstourismus. Das bedeutet, ich kenne in Lissabon neben über 30 anderen Botschaften auch die von Guinea-Bissau. Ein Land, von dessen Existenz ich vorher kaum wusste. Doch Konsulatstourismus ist so 2012!
Der Hipster-Tourismus heißt "So-Lange-Es-Noch-Geht-Reisen". Was wir letztes Jahr in den USA begonnen haben, werden wir 2017 in Großbritannien fortsetzen. Eine Frage, die ich mir als Quintessenz der beiden Tourismusformen stelle: Wird es den Union Jack noch geben, wenn Schottland aussteigt? Viel interessanter jedoch: Wohin wird es uns 2018 verschlagen?

Sonntag, 11. Juni 2017

Wahnsinnig pfiffige Idee

Zugegeben, ich nutze mein iPhone oft und manchmal auch gerne. Man mag es positiv oder negativ deuten, aber es hat mich wieder zum Schreiben gebracht. Ich nutze gerne die Möglichkeit - wie es so schön dummdeutsch heißt - niederschwellig an Informationen zu kommen, ohne lästiges Hochfahren oder blöde Logins, für die man sich vielerlei Kennwörter merken müsste. Manchmal finde ich es sogar interessant zu sehen, wie viele Kilometer ich am Tag zurückgelegt oder wie viele Stockwerke ich erklommen habe. Ich teile auch nicht die Furcht, irgendjemand könnte sich diese Daten zueigen machen. Selbst wenn, wen sollte es außer mir interessieren? Vielleicht sollte man sich selbst gerade im digitalen Zeitalter nicht allzu wichtig nehmen. 
In einer Mischung aus Verwunderung, Belustigung und Verärgerung habe ich jedoch bemerkt, dass sich serienmäßig und nicht zu entfernen ein Feld "Achtsamkeit" in meinem Smartphone verbirgt. Als ich neugierig darauf klickte, stellte ich fest, mir wird erst einmal die Bedeutung dieses Einstückweit-Wortes erklärt und dann habe ich die Möglichkeit, meine "Minuten der Achtsamkeit" dort einzutragen. Wahrscheinlich um am Ende "Mayor of Attentiveness" zu werden. Vermutlich gibt es dafür Wettbewerbe, von denen ich in meiner Unbedarftheit nichts mitbekommen habe. Wie viele Globuli, Psycho- oder Dianetik-Sitzungen muss man eigentlich hinter sich haben, um auf diese Idee zu kommen? Seine Entspannungsmomente digital zu protokollieren? Und warum fällt mir dazu nur die uncharmante Devise "Ficken für die Jungfräulichkeit" ein?

Freitag, 9. Juni 2017

Es gibt Hoffnung

Aus gegebenem Anlass verbrachte ich den gestrigen Feierabend putzend. In zweieinhalb Stunden kann man als einzelne Nicht-Fachkraft auf 116 Quadratmetern zwar nicht allzu viel ausrichten, aber wir nähern uns wieder den mitteleuropäischen Hygienestandards. Zumindest vorübergehend. Immerhin war der Hauch einer Brutbeteiligung zu spüren. Der Beitrag der Tochter bestand darin, den Wohnzimmertisch abzuwischen und Besserung zu geloben, ehe sie zu ihrer Verabredung entschwand. Der des Sohnes in Beseitigung der gröbsten Schweinereien in seinem Zimmer und in aufmunternden Worten ("Oh, ist alles so sauber!"). Man bekommt so viel zurück. 
Pfingsten hatten die beiden bei einem ihrer Spaziergänge - deren hauptsächlicher Zwecke wohl darin liegt, sich außerhalb des mütterlichen Gesichtsfeldes eine Zigarette anzuzünden - unsere ehemalige Haushaltshilfe getroffen. Ehemalig deswegen, weil er vor Weihnachten (!) ohne ersichtlichen Grund beschlossen hatte, nicht mehr zu uns zu kommen. Sie unterhielten sich nett. Im Verlauf des Gesprächs fragte er die beiden, wer denn jetzt bei uns putze. Sie antworteten: "Wir." Daraufhin habe er laut gelacht. Es spricht für ihre Ehrlichkeit, dass sie mir dieses Erlebnis zutrugen. Er gab ihnen noch mit auf den Weg, sie sollen mir sagen, er sei da. Ich glaube, ich werde über meinen Schatten springen, vergessen, dass er uns das Putzen nicht selbst zutraut, und anrufen. Wenn ich die Nummer nicht aus Wut gelöscht habe...

Donnerstag, 8. Juni 2017

Spaß für tausend

Hätte ich die Wahl, ich zöge wohl aus meiner aktuellen WG aus. Meine Mitbewohner gehen mir auf die Nerven. Dass sie mit mir zusammenwohnen, bemerke ich nur an Dreck, Unordnung und Schmutzwäsche. Ansonsten wechseln wir gelegentlich drei Worte wie: "Jetzt nicht auf die Toilette, ich habe gerade gewischt.", "Oh, Mann! Ich muss aber!".
Wahrscheinlich bin ich - wieder einmal - undankbar. Schließlich haben sie im Gegensatz zum früheren Mitbewohner noch nie blöde Sprüche über den Zusammenhang zwischen Putzen und Zyklusphase gebracht.

Mittwoch, 7. Juni 2017

Nie wieder!

In meiner unendlichen Güte habe ich wegen des großen Erfolgs nicht nur an zwei Tagen hintereinander vegane Lasagne produziert. Die Erkenntnis ist übrigens, dass die Béchamel-Soße mit Hafermilch besser schmeckt als mit Sojamilch. Doch das nur am Rande. Nein, ich machte mich gestern nach der Arbeit auch noch auf den Weg, das stumme Telefon des Sohnes zur Reparatur an einen entlegenen Ort zu bringen. Bei unserem Glück eigentlich überraschend, dass sein Aufgeben noch innerhalb der Garantiezeit passierte. Zuhause also schnell das tote iPhone eingesackt, die Tasche um viele schwere Zeitschriften entleert und dann im Schweinsgalopp zum Laden. In der U-Bahn Panik: mein eigenes (funktionsfähiges!) Telefon war weg! Neben der Sorge, dass ich es für immer verloren haben könnte, plagte mich die Langeweile in der Bahn. Keine Printerzeugnisse und keine mobilen Endgeräte. Ein Blick ins Umfeld sagte mir: ich bin ganz allein. Alle anderen starrten unbewegt auf ihre Smartphones, nur gelegentlich unterbrochen durch ein Daumenwischen. Ich hatte genügend Zeit alle zu studieren, um zu beschließen, dass ich so nicht aussehen möchte. Selbst wenn ich mein Telefon wiederfinden sollte: ab jetzt kein tumbes Bildschirmgaffen mehr in der U-Bahn! Sagen wir so: 
Der Entschluss hielt zumindest über Nacht. Das Telefon fand sich zuhause zwischen Zeitschriften wieder.

Montag, 5. Juni 2017

Realitäts-Check

Und dann wurde es doch noch hektisch. In Aussicht auf unwirtliches Wetter am Vormittag des Pfingstsonntag schlug ich vor, mit der Verwandtschaft "Gimme Danger" zu sehen, der auf wundersame Weise genau zu diesem Zeitpunkt im Kino lief. Ich bin nicht bibelfest genug, um zu wissen, ob es zwischen der Geschichte Iggy Pops bzw. der Stooges und der Auferstehung des heiligen Geistes einen thematischen Bezug gibt. Die Tochter, trotz größten Interesses am Film, konnte mich leider nicht begleiten. Zu sehr ist sie dieses Wochenende mit der Verabschiedung ihres Freundes beschäftigt, von der man annehmen könnte, es ginge um eine sibirische Verbannung anstelle eines einmonatigen Drehs außerhalb Hamburgs. Der Sohn war ohnehin nicht zu motivieren. Mein Plan für den Vormittag sah vor, nicht allzu früh aufzustehen, in Ruhe eine Kanne Tee zu trinken und dann nach Ottensen aufzubrechen. War naiv, zugegeben. Irgendwann, als ich mich gerade mit einem Tee hinsetzen wollte, begann der Sohn das allseits bekannte Frageritual. Was es Leckeres zu essen gebe. Die übliche Reaktion auf "Brötchen" war: "Mama, was Leckeres!" Am Vortag hatte ich einen Anfängerfehler begangen: In meinem Bemühen, die Zutaten vor der töchterlichen Vernichtung zu verteidigen, hatte ich geäußert, irgendwann am Pfingstwochenende ein Pilotprojekt in Form einer veganen Lasagne kochen zu wollen. Der Sohn fand, nun sei der geeignete Zeitpunkt. Ich fand das weniger. Ich versuchte, ihm den Plan schmackhaft zu machen, ich gehe erst ins Kino, bringe dann die Verwandtschaft mit und wir essen gemeinsam die von mir zubereitete Lasagne. Er habe doch jetzt Hunger. Dann helfe ihm eine Lasagne in spe auch nicht weiter. Doch, so lange könne er warten, sie brauche ja nur ofenfertig zu sein. Ein, zwei Augenaufschläge und er hatte seine Mutter umgestimmt. Jahrelanges Training. In unerwartetem Zeitdruck machte ich mich ans Werk. 
Nur gut, dass ich die Verwandtschaft nicht nach dem Kino auf eine Portion Lasagne eingeladen habe. Es wäre peinlich geworden, denn der Sohn hatte sie komplett verhaftet (15 Nudelplatten, die übliche Menge Bolognese, gut Dreiviertel Liter Béchamel-Soße und 200 Gramm "Käse"; was Heranwachsende eben so brauchen) . Wenigstens weiß ich auf die Weise, dass sie geschmeckt hat. Zumindest ihm.

Donnerstag, 1. Juni 2017

Saison

Es ist mir egal, ob es Mai oder Juni ist. Das Wetter ist mir weniger gleichgültig. Denn, Wetter, jetzt aufgemerkt: Ich lasse mir mein ausgewogenes und vor allem passendes Bekleidungskonzept nicht durch Dich zerstören! Auch wenn Du in den letzten drei Tagen mit aller Macht versucht hast, mich zum Einknicken zu bewegen. Gewitter am Dienstag: ich trage dennoch ein weißgründiges Kleid. Kälte am Mittwoch: ich trage trotzdem ein rotes Sommerkleid ohne wärmendes Beiwerk. Dann koche ich abends eben Suppe, um auf die richtige Betriebstemperatur zu kommen. Und ich gehe noch einen Schritt weiter, wiederhole das Kleiderexperiment heute - wenn auch in grün - trotz gerade mal zweistelliger Temperaturen. 
Sollte ich demnächst erkältet sein: an mir lag es nicht; Du trägst die Verantwortung. So!