Freitag, 31. Oktober 2014

Mal seh'n

Es könnte mein Glückstag werden. Und das, obwohl heute Halloween oder Reformationstag ist. Der Tag gestaltet sich normalerweise schwierig, weil ich erstens dem Brauchtum nicht allzu zugetan bin und weil ich zweitens aufgrund der exponierten geopolitischen Lage unserer Wohnung damit rechnen muss, dass nach Ablauf des Abends wie in den letzten Jahren eine gehörige Menge Eierpampe an unseren Fenstern kleben wird. 
Nichts holt mich aus der Euphorie, dass ich für nächsten Dienstag einen Arzttermin bekommen habe, von dem ich dachte, er werde frühestens nach Ablauf des Jahres 2015 stattfinden.
Auch nicht der breitflächig umgekippte Espresso heute Vormittag oder die Ankündigung der Tochter, sie müsse demnächst das erste Mal in ihrer Schulkarriere am Förderunterricht teilnehmen - offenbar übersteigen ihre Fähigkeiten in Sachen Trigonometrie meine nicht nennenswert.

Parental Advisory

Endlich habe ich die Wiege der Black Music ausmachen können (Achtung, das ist jetzt nichts für Vegetarier!):
Gestern Abend stellte ich fest, diese Musik eignet sich hervorragend dazu, kleine Hackbällchen zu rollen. Das kam so. Zur großen Freude der Tochter beschloss ich, zum Abendessen Tomatensuppe mit ebendiesen Hackbällchen zu reichen. Dabei ist es natürlich wichtig, die Größe der Fleischeinlage löffelkompatibel zu gestalten. Deswegen kann die ohnehin verhasste Tätigkeit des Klößchenrollens eine lange, lange Zeit in Anspruch nehmen, in der ich mich normalerweise wie das Duracell-Häschen nur mit dreckigen Pfoten fühle. Als gestern meine musikalische Untermalung erst aus den Supremes ("Baby, Baby, Baby, where did our love go...") und dann aus dem neuen Prince-Album (erwähnte ich schon, dass ich es großartig finde?) bestand, ging die leidige Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes leicht von der Hand. Beschwingt warf ich die kleinen Kügelchen in den Suppentopf. Manchmal kann es so einfach sein.

Donnerstag, 30. Oktober 2014

Deal

Nach meinen gestrigen Schmähschriften gibst Du Dir heute endlich wieder Mühe, gegen Deinen schlechten Ruf anzugehen, Herbst! Das nehme ich wohlwollend zur Kenntnis. Schließlich bist Du ja auch nur eine Jahreszeit. Wenn Du jetzt noch ein wenig an den Temperaturen drehen könntest (nach oben - versteht sich!), wäre ich in meiner unendlichen Güte bereit, vorübergehend zumindest auf die Attribute "mies", "Scheiß-" und "deprimierend" in Deine Richtung zu verzichten. Ist das ein Wort?

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Reinkarnation?

Heute ist einer dieser Tage, an denen ich, wenn ich es nicht schon längst wäre, mit Sicherheit schwermütig würde. An dem es den ganzen Tag nicht hell wird und einen ungefragt fortwährend ein kalter Nieselregen benetzt. An dem ich in allen Vorgärten wie Rumpelstilzchen die dubelige Halloween-Kürbis-Deko zertrampeln und die dunkle Jahreszeit anschreien möchte, dass ich, noch ehe sie richtig angefangen hat, schon die Schnauze gestrichen voll von ihr habe. Dies gilt besonders, wenn man sich an solchen Tagen gezwungenermaßen in der zonal anmutenden Tristesse Rahlstedts/Jenfelds/Hohenhorsts - oder wie auch immer der jeweilige Osten Hamburgs heißt - aufhält. Unvorstellbar, dass ich noch vor vierzehn Tagen mit offenen Schuhen unterwegs war. War das vielleicht doch in einem früheren Leben?

Wat mutt, dat mutt

Die Tochter kündigte an, sie müsse heute für die anstehende Mathearbeit lernen. Pflichtschuldig erkundigte ich mich nach dem Thema, ob ich gegebenenfalls unterstützen könne. Die Antwort lautete "Trigonometrie". Zu meiner Schande musste ich gestehen, dass ich nicht einmal mehr wusste, worum es sich dabei handelt. Langsam kam die Erinnerung an kuriose Taschenrechnerfunktionen zurück, als die Tochter die üblichen Schlagwörter "Sinus" und "Cosinus" brachte. Die Tochter klagte, sie habe über die Ferien alle Formeln vergessen. Formeln, welche Formeln? So viel zum Thema "Fürs Leben, nicht für die Schule Lernen". Bisher dachte ich die vollständige Nutzlosigkeit des Gelernten beschränke sich auf Vektorrechnung. Man lernt so viel durch Kinder!
So zum Beispiel auch vom Sohn, dass bestimmte Essen nur dann "professionell" wirkten, wenn man sie mit Basilikumblättern garniert (!), die man nur für diese Bestimmung vorrätig hat. An diese goldene Regel des Sohnes hielt ich mich auch beim gestrigen Auberginen-Mozzarella-Auflauf. Wohl wissend, dass beide Kinder kein Basilikum mögen und jedesmal akribisch die Profideko heraussezieren müssen. 
Aber - wie der Sohn so treffend sagt: das Leben ist kein Konjunktiv.

Dienstag, 28. Oktober 2014

Nostalgisches

Eine der wenigen Entscheidungen in meiner Mutterkarriere, die ich nicht nur nie in Frage gestellt habe, sondern nach wie vor eine meiner besten finde, war die für die (damals nannte man es noch Integrations-) Kita der Kinder.
Was gibt es herzerwärmenderes als ein gelispeltes "Der darf das, der ist Autist."? Oder wenn die Tochter ein wahrnehmungsgestörtes Kind aus ihrer Gruppe im Park anherrscht: "Du weißt doch, dass Du keine FREMDEN Kinder schubsen darfst!"

Montag, 27. Oktober 2014

Wetter und Zeit

Sehr nett, die Frage der Tochter heute früh zu ungewohnter Stunde: "Soll es heute eigentlich leichter oder schwerer sein aufzustehen?" Ich erkläre ihr, dass sich so "leichter" anfühlt.
Mittags ist es höchste Zeit, sich auf den sonnigen Balkon zu begeben, wenn man schon beim Arzt erzählt bekommt, man sehe Scheiße aus. In der Hoffnung auf Besserung komme ich also ärztlichen Anweisungen nach. Gerade wunderte ich mich, dass die Sonne so verdammt tief steht und es nur sehr partiell über Dächer und ähnliches zu mir schafft, da fällt mir auf: es sind nur noch acht Wochen bis zum dunkelsten Tag. Ich sinniere noch, ob das als gut oder schlecht zu bewerten ist. Gut ist auf jeden Fall, dass ich besagten Tag in Spaniens Sonne verbringen werde!

Warnung

Hiermit kündige ich schon einmal an, dass ich in demnächst noch unleidlicher sein werde als bei mir jahreszeitlich üblich. Das wird an der unerträglich langen Lücke zwischen altem und neuem Telefonanbieter liegen, in der wir, Hauptleidtragende natürlich die Kinder, wieder einmal ohne WLAN auskommen müssen. Was das mit zwei Halbwüchsigen im Haushalt bedeutet, möchte ich hier nicht darlegen - zu unschön das Ganze.
Als ich heute Nacht nicht schlafen konnte, habe ich mir wahrhaft die Frage gestellt, ob meine Brut mich oder das WLAN mehr liebt. Irre Fragestellung, ich weiß, eben diese verrückten Gedanken, die einen bei Schlaflosigkeit überkommen. Weiß ich doch im wachen Zustand, dass die reibungslose Internet-Anwesenheit in den meisten Fällen deutlich wichtiger ist als meine.
Mein einziger Trumpf: die Performance soll anschließend deutlich besser sein, da steht man doch selbst mit 14/15 eine viertägige Durststrecke durch. Bin mir nur noch nicht sicher, ob es so kommen wird...

Sonntag, 26. Oktober 2014

Wahrheitsfindung

Beim Mittagessen fragt der Sohn die Tochter: "Lispelst du eigentlich auch, wenn du denkst?"
Ungläubige Gesichter.
"Naja, Stotterer stottern in ihren Gedanken ja auch nicht!"
Diese Frage muss schließlich mal gestellt werden. Eine Antwort haben wir leider nicht bekommen.

Wie ein Urlaubstag und doch nicht Thermen an der Heerstraße

Nachdem ich gestern Abend meine mütterlichen Pflichten resp. Fahrdienste erledigt hatte, beschloss ich, noch ein paar Kalorien nachzukaufen; muss halt sein. So kam es, dass ich mit dem geliehenen Wagen nach acht Uhr abends zu REWE in Rahlstedt oder Jenfeld - wer weiß das schon genau? - fuhr. Schon die halboffene Tiefgarage weckte Erinnerungen an Carrefour in Spanien. Als dann noch die Einkaufswagen-Rolltreppe kam, fühlte ich mich nach Gandia versetzt. Dann roch es im osthamburger REWE noch genauso wie bei Carrefour in Gandia. Ich wähnte mich im Urlaub. Gut, das deutsche Angebot im Supermarkt warf mich ein wenig zurück, aber im Großen und Ganzen erhielt sich das ausgelassene Erholungsgefühl.
Wie gut, dass der nächste echte Spanienurlaub gebucht ist. Noch 43 Tage bis zum echten Erlebnis!

Samstag, 25. Oktober 2014

Höchste Zeit

Unglaublich, was ein einzelner sturmfreier Abend alles bewirken kann. Während vorher ein Blick in den Spiegel eine farblose, abgekämpfte Alleinerziehende zeigte, konstatiert später ebendiese ach-so-selbstkritische Mutter Farbe, Leben und ein gewisses Maß an Attraktivität in ihrem Gesicht.
Um es mit den neuen, weisen Worten des gerade wiederentdeckten Prince zu sagen: "You should never underestimate the power of a kiss on the neck when she doesn't expect a kiss on the neck." 

Freitag, 24. Oktober 2014

Unklar...

... ob es meinem Gemütszustand zuträglich ist, aber es liest sich wirklich spannend.

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Immer ich

Dass ich als bekennende Herbsthasserin diejenige wäre, die das Laub der umliegenden Bäume - und davon gibt es ganz schön viele! - auffegte, hätte ich am allerwenigsten gedacht. Wofür so ein wenig ärztlich verordnete Tagesfreizeit doch gut ist. Es war wie beim Putzen in der WG, irgendwann habe ich halt aufgegeben. 
Aber es muss wohl mein Glückstag gewesen sein, denn die Pferde der berittenen Polizisten ("Feeerdepolizei" wie die Tochter sagte - hat mich einige Zeit gekostet, ehe ich verstand, wovon sie sprach), die kurz nach meiner Laubaktion vorbeikamen, hinterließen keine Äpfel auf unserem frisch gefegten Weg. 
Eines muss selbst ich dem Herbst lassen: dieses wohlige Gefühl nach vollbrachter körperlicher Arbeit, das noch wohligere Gefühl nach dem anschließenden, wohlriechenden Wannenbad, schließlich will man auch morgen noch die Arme heben können, das hat schon was. 


Back to the roots, Butter Lindner!

Gestern Nachmittag war ich in der U1 unterwegs. So weit, so unspektakulär. Allerdings muss ich hinzufügen, dass mir der Umzug in die Hafencity diese tägliche Freude nimmt. Egal, mir gegenüber saß ein junger Mann mit südländischem Migrationshintergrund. Er war kaum älter als meine Kinder, vielleicht hatte er gerade die Marke der Volljährigkeit passiert, und trug die altersadäquate Kleidung einschließlich einer Baseballcap, die er zuerst richtig herum, später rückwärts aufhatte. So weit, so normal. Meine erste Verwunderung war ihm gewiss, als er aus seiner Hosentasche nicht das obligate Smartphone zog sondern etwas, das wie eine Karte aussah. Richtig überrascht war ich, als er anfing, akribisch WMF-Rabattmarken auf besagte Karte zu kleben. Später durchsuchte er noch sorgfältig seine Brieftasche auf eventuelle, weitere Marken.
Am Ende habe ich als gewiefter Trendscout gerade DIE neue Hipsterbeschäftigung aufgetan? 

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Impfpass

Ehe die Herbstferien vorbei sind, dachte ich, sei es sinnvoll, einen weiteren Versuch auf eine Tetanusimpfung der Tochter zu wagen. Das Glück war uns hold, im vierten Anlauf klappte es gestern tatsächlich. Gut, unsere Impfpässe sind nach wie vor in den Tiefen einer Gemeinschaftspraxis verschollen. Wen kümmern schon diese kleinen Details? 
Anschließend bemerkte die Tochter, dass die Stelle am Arm ein wenig schmerze. Sie schloss die Frage an, ob es wohl die gleichen Schmerzen verursache, wenn sich jemand Heroin spritze. Meine höchst unwissenschaftliche Argumentation war folgendermaßen: erstens spritze man Drogen nicht so tief in den Muskel sondern in die Vene, zweitens sei die Qualität der Nadel entscheidend und drittens sei es wahrscheinlich egal, was man spüre, wenn die Droge wirke. Wer hätte gedacht, dass ich zu diesem Thema etwas sagen kann und soll? Obwohl ich - anders als meine Kinder - keine St. Georg-Sozialisation mitbringe. 

Dienstag, 21. Oktober 2014

Karma

Stoisch habe ich mich damit abgefunden, dass das Telefon, sein Umfeld und ich in diesem Leben nicht mehr die allerbesten Freunde werden. Bisher war mir allerdings auch so, als beschränke sich der Fluch auf das Festnetz. In den letzten Tagen jedoch musste ich zu der Erkenntnis gelangen, die Barriere besteht bei Technik im allgemeinen. Ein Gutteil liegt sicherlich daran, dass meine Interpretation von Ordnung einem gewissen Freistil unterliegt, so dass ich mit der Vielzahl von PINs und PUKs eines Drei-Personen-Haushalts mit zwei Jugendlichen etwas überfordert bin. Erschwerend kommt hinzu, dass mir böhmische Dörfer deutlich vertrauter sind als beispielsweise das Prinzip der iCloud. Dennoch bin ich - gelinde gesagt - ein wenig verstimmt, dass in technischen Dingen in meinem Haushalt nichts zu klappen scheint, schon gar nicht auf Anhieb oder auf Dauer. Gibt es eine unbekannte Macht, die vorgibt, alle Montagsmodelle der Firmen Apple, Sony, Bosch, AEG etc. bitte in Wohnung 4 am Lohmühlenpark?

Montag, 20. Oktober 2014

Jungbrunnen


Gestern spazierten der Sohn und ich über die Lange Reihe. Auf halbem Weg kam uns ein Hipster entgegen, der in seinem Vollbart schief eine nicht anderweitig befestigte Brille hängen hatte. Der offenkundig um sein gepflegtes Aussehen bemühte junge Mann sah damit derartig albern aus, dass ich - kaum dass er uns passiert hatte - wie ein Teenager kichern musste. Ich fing mir indignierte Blicke des Sohnes ein. Er meinte: "Der will doch bloß Aufmerksamkeit. Aber ich lache nicht. Ich fall' nicht darauf rein. Aus dem Alter bin ich raus!"
Man sieht doch gleich, wie sehr mich diese Begebenheit verjüngt hat:

Samstag, 18. Oktober 2014

Aus dem Nähkästchen

Gestern Morgen meinte die Tochter in original diesen Worten, dass "ihr Melancholie fremd sei". Ich hörte es gerne, denn so gibt es keine Diskrepanz zwischen ihrer Selbstwahrnehmung und meiner Einschätzung ihres Charakters. Außerdem reicht eine herbstlich-schwermütige Person pro Haushalt vollkommen.
Sie war fasziniert von Freundinnen, die morgens beim Aufstehen schon merkten, dass es ein Scheißtag werde, und so entwickele er sich dann auch.
Schön, dass ich doch noch einen kleinen Wissensvorsprung habe und ihr das Prinzip der sich selbst erfüllenden Prophezeiung erklären konnte. Für irgendwas müssen Mütter ja gut sein.
Am Abend dann wurden die Rollen wieder vertauscht. Als ich Freunden vom aktuellen Lieblingslied des Sohnes erzählen wollte, grätschte die Tochter herein und meinte, es handele sich nicht so sehr um seine favorisierten Klänge als mehr um "guilty pleasure". Ich fand die Bezeichnung großartig. Allerdings frage ich mich seitdem, ob diese Redewendung in jüngeren Kreisen bereits vollkommen etabliert ist und ich wie üblich hinterherhinke. Ach egal, ich darf das, ich bin Mutter!

Freitag, 17. Oktober 2014

¡Bienvenido!

Diesen Herbst denke ich jeden Freitag, unser beschauliches Dorf habe sich über Nacht in eine Bananenrepublik verwandelt. An jeder Ecke steht hier eine größere Ansammlung dunkelblauer Michelin-Männchen, die bis an die Zähne bewaffnet scheinen. Teilweise reden sie auch in fremden Zungen, sächsisch oder so.
Wieso ist nur das Wetter nicht so, wie es einem mittelamerikanischen Junta-Staat zustünde?

Tristesse

Erwähnte ich bereits, dass der Herbst nicht nach meinem Geschmack ist? Komme mir niemand mit schönster Zeit, buntem Laub (Grün ist in meinen Augen viel schöneres Bunt), Bücherlesen (geht auch am taghellen Abend auf dem Balkon sehr gut) oder Heißgetränken (zwei Liter Tee sind bei mir zu jeder Saison Satz)! Herbst, diese überschätzte Jubeljahreszeit, ist doch im Grunde nur der miese kleine Vorbote des Winters. Buntes Laub sagt nur: "Bald liege ich klatschnass auf dem Boden, muss in Säcke gesteckt werden, fühle mich in meiner schleimig-nassen Konsistenz eklig an, mische mich mit getarnten Hundeexkrementen und hinterlasse einen kahlen, grauen Baum!" Auch wenn ich mich eigentlich nicht dem allgemeinen Laubpuster-Bashing anschließen wollte: gestern Morgen wurde ich von diesen Höllenmaschinen im Stockfinsteren noch vor dem Wecker hochgeschreckt. Was spricht eigentlich gegen die gute alte Harke? Deren scharrendes Geräusch störte mich vor sieben Uhr morgens überhaupt nicht; im Gegenteil: es hat etwas beruhigend-einschläferndes. Das wenigstens muss man dem Herbst zugutehalten: er ist nicht ganz so schlimm wie der Winter. Unvergessen, als  der zweijährige Sohn und ich pinguingleich und frierend in den Schneemassen des Jenisch-Parks standen, während die Tochter jauchzend die Hänge herunterrodelte, und er irgendwann jammernd skandierte: "Mama, Spaaaniehen!"
Schön, wenn man in seinen Kindern auch Seelenverwandte hat!

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Neues aus dem Telekomland

Demnächst beginnt die neue Zeitrechnung. Es geht um nichts Geringeres als die Telekommunikation. Ein vitales Thema also. 
Nachdem letzte Woche tatsächlich eine Bestätigung der Kündigung von o2 ins Haus flatterte, kam diese Woche die Auftragsbestätigung der Telekom. Die Lücke zwischen den beiden Ereignissen beträgt lediglich 4 (in Worten: vier) Tage. Da das Festnetz ohnehin seit einigen Monaten tot ist, gibt es hier keine Veränderung gegenüber dem Status Quo. Schwieriger wird es, den Kindern zu eröffnen, dass vom 31. Oktober bis zum 4. November (doch! 2014!) nicht mit WLAN zu rechnen ist. Aufklärung war ein Spaziergang dagegen.

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Dunkel

Derzeit bin ich geschockt, wie stockfinster es morgens beim Aufstehen ist. Einen irren Moment lang dachte ich, das sei doch früher nicht so gewesen, und kam mir dabei vor wie die Asterix-Protagonisten, die oft befürchten, der Himmel falle ihnen auf den Kopf. Bis mir die ganz profane Erklärung auffiel: sonst bin ich um diese Zeit immer im Urlaub und damit garantiert nicht in der Stimmung, vor sieben Uhr morgens aufzustehen.

Dienstag, 14. Oktober 2014

Eins, Zwei, Drei

Die Hafencity zeigte sich gestern zur Premiere ziemlich grau und nass. Ein authentisches Bild eben. Die Umzugskartons waren schnell ausgepackt und verstaut. Der Blick aus den Fenstern des sechsten Stocks beeindruckt. Allerdings stehen die Wahrzeichen in meiner Orientierungslosigkeit an den falschen Stellen; Elbphilharmonie, Michel und Katharinenkirche müssten sich nach meiner Einschätzung woanders zeigen.
Meine Konzentration bei der Arbeit litt zusätzlich etwas, weil ich in der ungewohnten Großraumdisco wahlweise Yankee Doodle oder Itsy Bitsy... im Ohr hatte und jeden Moment damit rechnete, dass jemand "Sitzen machen!" ruft.

Montag, 13. Oktober 2014

Plan vs. Realität

Alles war so schön geplant. In einem Anfall von Aktionismus hatte ich gestern sogar die Fahrradreifen bretthart aufgepumpt. Doch dann kam der Regen. Wer kann damit im Oktober schon rechnen? Dass die Sandalen nicht mehr zum Einsatz kommen: geschenkt! Doch werde ich den Weg zur neuen Arbeitsstätte mit öffentlichen Verkehrsmitteln antreten müssen. Ein Blick in die einschlägige App verrät, dass ich mit Bus und Bahn eine gute halbe Stunde für die lumpigen gut zwei Kilometer benötige. Zehn Minuten Fußweg und mehrfaches Umsteigen sind immer dabei. Wenn ich nicht Kuchen für den Geburtstag einer Kollegin dabei hätte, wäre es eine Option, gleich die ganze Strecke zu laufen. Ich weiß, nach dem Krieg sind wir zehn Kilometer ohne Schuhe durch den Schnee zur Schule gelaufen...
So weit zum Hotspot Hafencity.
Ich glaube, ich nehme doch das Fahrrad, und vertraue darauf, dass es Kuchen und ich unversehrt schaffen.

Sonntag, 12. Oktober 2014

Astrologische These

Vorgestern trug uns die Tochter vor, was eine Freundin einer neuen Klassenkameradin über unsere Herkunft und Lebensweise zusammenfabuliert hat, und wunderte sich, woher ihre Freundin all' diese Ideen habe. Da besagte Freundin demnächst Geburtstag hat, kam ich auf den verrückten Gedanken, es könne vielleicht mit dem Sternzeichen zusammenhängen. Als astrologische Pfeife habe ich allerdings keine Ahnung, ob Waagen wirklich besonders phantasiebegabt sind.
Mich jedenfalls erinnerte die Geschichte unserer teil-afganischen Herkunft an eine Begebenheit, als die Kinder noch im Kindergarten waren, muss etwa zehn Jahre her sein:
Beim Abholen der Kinder wurde ich von einer Erzieherin des Sohnes auf der Treppe zu unserem Mut und zu unserer Entscheidung beglückwünscht. Ich sah sie etwas fragend an. Naja, meinte sie, es traue sich schließlich nicht jeder seine Zelte vollkommen abzubrechen und mit Kind und Kegel nach Brasilien zu ziehen. Noch fragendere Blicke meinerseits. Sie wusste ganz offensichtlich mehr als ich. In den nachfolgenden Minuten hatte ich größte Schwierigkeiten, sie davon zu überzeugen, dass an der Geschichte des Sohnes - egal wie detailgetreu und wenig kindgerecht sie vorgetragen wurde ("Papas Vertrag beginnt am nächsten Ersten") - wenig bis gar nichts sei.
Und das war nur eine unter vielen Begebenheiten.

Samstag, 11. Oktober 2014

Nichts zu machen

Der Sohn fand 1.750 Seiten Lektüre zum Geburtstag nicht ausreichend. Da er gestern der Bestimmer war, zogen sein lieber Onkel und die liebe Mama zur dörflichen, schwer politisch-korrekten Buchhandlung. Dort angekommen bohrte er comicgleich die Hacken in den Boden und skandierte, er setze keinen Fuß in diesen Buchladen. Auf unsere fragenden Blicke meinte er, das sei eine Element-of-Crime-Buchhandlung. Noch fragendere Blicke der Altvorderen. Er echauffierte sich weiter. In diesem Laden finde er nichts für sich, Publikum wie Besitzer seien EoC-Fans und "lesen Romane von Jochen Gerhard" (bin ja durchaus belesen, aber der ist mir noch nie untergekommen). Zur Ehrenrettung der geschmähten Buchhandlung muss man sagen, dass auch die im Hauptbahnhof nichts für den Bestimmer bereit hielten, in die er sich aber immerhin hineinwagte. Was an deren Inhabern und Besuchern besser ist, wird wohl ein ewiges Mysterium bleiben.


Freitag, 10. Oktober 2014

Time to say goodbye

Mütter wissen das

Eine Konversation mit der Tochter in den letzten Tagen ging um das Wetter am heutigen Tag. Ich freute mich, dass für den Geburtstag des Sohnes schönes Wetter angesagt war. Die Tochter warf ein, dass es, wenn es nach ihrem Bruder ginge, besser wäre, wenn Regen vorausgesagt würde, weil er den doch so möge.
Ich glaube jedoch, dass der Sohn den Regen nicht um des Regens wegen mag. Ich vermute eher, dass es das Wetter ist, bei dem die ewigen Erwachsenenstimmen "Bei so schönem Wetter kann man doch nicht die ganze Zeit drinnen bleiben!" verstummen.
Läuft also alles.

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Vertauschte Rollen

Momentan scheint alles etwas verdreht.
Der Sohn bedauert, dass die Beschulung (endlich kann ich dieses tolle Wort einmal platzieren!) im Krankenhaus während der Herbstferien pausieren wird. Die Tochter hingegen freut sich sehr auf die schulfreie Zeit. Besonders groß ist die Freude, weil zwei von "diesen doofen Donnerstagen" ausfallen. Ihr lakonischer Kommentar: "Wenn schon Chemie das beste Fach des Tages ist..."
Außerdem mutiert unser beschauliches Dorf derzeit zur Blaulichthochburg. An allen Ecken zeigt sich, die Welt ist im Wandel.

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Verloren

Gerade habe ich eine Wette gegen mich selbst verloren. Meine Prognose war, dass dem Vater meiner Kinder erst morgen auffallen würde, dass sein Sohn am Freitag Geburtstag hat. Nun hat er schon Mittwochabend kurz nach 20 Uhr angerufen. Beeindruckend, bereits 28 Stunden vor dem Saisonhöhepunkt, um es in der Zeitrechnung des Sohnes auszudrücken.

Wendepunkt

Der 7. Oktober markierte in diesem Jahr meine Rückkehr zur Vernunft. Noch am Morgen war das nicht abzusehen, denn ich hielt trotz schlechter Aussichten unbeirrbar an meinen gewohnten Sandalen fest. Es kam, wie es kommen musste: auf dem Heimweg von der Arbeit kam ich in die fetteste Husche des Tages. Meine Füße wurden trotz eingebauten Ablaufs offener Schuhe dermaßen nass, dass ich sehr überzeugend "Begossener Pudel in Grün" performte.
Eigentlich wollte ich nach dieser unfreiwilligen Dusche das Haus nicht mehr verlassen. Doch ich hatte die Rechnung ohne die Gäste gemacht. Die Tochter hatte nach der Schule hungrige Freundinnen mitgebracht. Fürs Abendessen war also wider Erwarten nicht mehr gesorgt.
So ging ich noch schnell Einkaufen. Erst musste ich nach fünfmonatiger Abstinenz die Füße in Socken pressen. Die armen "klaustrophoben Zehen" (der Sohn)! Anschließend folgerichtig noch geschlossene Schuhe. Die waren - auch wenn mich das jetzt als Hausfrau vollends diskreditiert - ungelogen komplett eingestaubt und mit Spinnenweben versehen.
OK, selbst ich habe verstanden: der Sommer ist vorbei.

Dienstag, 7. Oktober 2014

TGIM

Gestern war bekanntlich wieder einmal Montag. Im Gegensatz zu den meisten Kollegen passte mir das gut. Der Montag entwickelt sich mehr und mehr zu meinem entspanntesten Tag der Woche. Die wenigsten Verpflichtungen, eine vergleichsweise geregelte Struktur und zur Erholung vom Wochenende endlich zeitig ins Bett. Als ich dann gestern Abend noch aus meinem reichhaltigen Erfahrungsschatz schöpfen konnte, war ich mit dem Tag vollkommen zufrieden. Die Tochter hatte sich mit einer Freundin zum Joggen verabredet. Dies war Teil der von ihr einberufenen Gesundheitswochen (gestern Morgen wies ich sie daraufhin, dass sie den Freitag als Cheat-Day einplanen müsse; sie fragte, wieso, und ich so: "Na, der Geburtstag deines Bruders."). Als sie echauffiert zurückkam, gestand sie, dass sie zwischendrin ein wenig herumgestanden haben, da sie eigentlich Dehnungsübungen hätten machen wollen, ihnen aber keine eingefallen seien. Wie gut für sie, dass ich das mit dem Sport theoretisch sehr versiert beherrsche!

Montag, 6. Oktober 2014

Herbstliche Stimmung

Meine Bilanz des langen Wochenendes fällt eher durchwachsen aus. Zugegeben, es war schönstes Wetter und das gemäßigt lange Ausschlafen hatte auch etwas. Aber meine Taktung unterschied sich nicht wesentlich von Wochentagen, es blieb ständig dieses gehetzte Gefühl, zu allem zu spät zu kommen. Auch die ca. acht Stunden auf der Straße trugen nicht zur Entspannung bei. In Summe hätten sie ein schickeres Ziel ermöglicht als die Pendelei zwischen St. Georg und Rahlstedt. Und dann noch das Wissen, dass dies der letzte Feiertag vor Weihnachten war...
In diese Stimmung passte hervorragend die etwas irritierende SMS des Vaters meiner Kinder mit der Frage, ob ich gerade offline sei. Eine gute Stunde später bedauerte er via Whatsapp, er habe sich "im Adressaten vertan". Ach, was! Wie gut, dass er noch nie zu sehr zu fernmündlich übertragenen Liebesschwüren neigte.

Sonntag, 5. Oktober 2014

Voraus werfende Schatten

Gestern habe ich mit dem Sohn die Planung für seinen nahenden Geburtstag durchgesprochen. Er hat dabei seine Multitaskingfähigkeiten unter Beweis stellen können, denn mein Eindruck war, er interessierte sich mehr für das Geschehen auf dem Telefondisplay. Nachdem er mir seine Aufmerksamkeit zugesichert hatte, konnten wir zum für einen angehenden Vierzehnjährigen nicht unerheblichen Teil der Planung kommen, dem Essen. Ich fragte ihn, welchen Kuchen er sich wünsche. Die Antwort kam prompt: "Coppenrath & Wiese!". Früher hätte ich mich in meinen Backkünsten verkannt gefühlt, als abgeklärte Mutter sehe ich den praktischen Vorteil: keine Nachtschicht in der Küche.

Samstag, 4. Oktober 2014

Begabung

Derzeit überlege ich, ob ich es bei Wetten dass...? versuchen sollte. In unserem friedlichen Dorf werden meine Fähigkeiten bestens gefördert. Ich kann am Klang unterscheiden, ob Eicheln oder Bucheckern auf Autodächer knallen. Und mich außerdem darüber freuen, dass ich kein wertvolles Fahrzeug auf unserem Parkplatz stehen habe. Der Herbst kann auch seine schönen Seiten haben.

Freitag, 3. Oktober 2014

Geschichte und Biologie

Angeregt durch das nahende Silberjubiläum des Mauerfalls und zwei Dokumentationen über die DDR, die ich gestern sah und die beide als Höhepunkte den November 1989 hatten, fiel mir erstmalig ein Vergleich mit der Naturwissenschaft auf.
Natürlich habe ich mich damals für die Menschen im Osten gefreut, dass sie endlich Freiheit erleben durften. Auch wenn die in vielen Fällen Dosenpfirsiche bedeutete. Im praktischen Leben überwogen allerdings die Unannehmlichkeiten. Anders als die meisten Westdeutschen vermuteten, fühlte ich mich in Berlin (West) nie eingesperrt. Bis zu dem Moment, als die Mauer fiel und die für knapp zwei Millionen angelegte Stadt von zusätzlich mindestens so vielen aus dem Ostteil und dem Berliner Umland bevölkert wurde, die zum größten Teil in stinkenden Trabis aufliefen. Was die dortige Luft - entgegen dem bekannten Liedgut - nur noch schlechter werden ließ. Das nur zur Erklärung, denn immer noch fehlt der Bezug zur Naturwissenschaft.
Jetzt aber: West-Berlin Ende 1989 kommt mir im Nachhinein wie ein Beispiel für Osmose vor, mit der Mauer als semipermeablen Membran. Der halbe Osten war bei uns, während wir nach wie vor die gleichen Hindernisse (Anträge, Kontrollen etc.) hatten, um in den Osten zu kommen. Aber egal, von dieser Osmose werde ich noch meinen Enkeln erzählen können.

Donnerstag, 2. Oktober 2014

Vor der Buchmesse

Gestern wurde ich reich mit Aphorismen beschenkt. Erst die aus gegebenem Anlass selbsterdachten Weisheiten des Kollegen:

Dann die tiefgründigen Worte des Sohnes, wo auch immer er sie aufgeschnappt hat: 
"Das Leben ist kein Konjunktiv."

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Season's Greetings

Über Nacht fühle ich mich um Jahre gealtert. Nicht nur, dass sich der Herbst beim besten Willen und selbst in der Stadt nicht mehr leugnen lässt. Morgens vor der Arbeit muss man das Licht anschalten, abends nach der Arbeit auch. Demnächst dann auch wieder der Heimweg in Dunkelheit, schauderhaft! Auch der Gedanke an die nahenden Herbstferien kann dieses Jahr nichts, denn wir werden zu den wenigen Daheimbleibenden gehören.
Außerdem habe ich mir über Nacht die linke Schulter verlegen und fühle mich bewegungsunfähig. Beginnt jetzt zu allem Überfluss etwa auch noch der Herbst des Lebens?
Der Nächste, der mir sagt, dies sei doch die schönste Jahreszeit bekommt von mir ansatzlos eine gedrückt. Die Rechte funktioniert ja noch.