Montag, 31. August 2015

Formvollendet

Gestern Abend blieb ich wieder einmal vor dem Fernseher backen. Irgendwann wünschte mir der Sohn mit Handschlag eine gute Nacht und meinte: "Wir sehen uns dann morgen." Anschließend kamen die Ermahnungen, ich solle daran denken, alle Lichter auszuschalten. Besonders wegen des offenen Küchenfensters: "Sonst kommen die ganzen Käfer rein."
Mit Ausnahme einiger individueller Einlagen trifft er meinen Duktus recht gut.

Sonntag, 30. August 2015

Glückwunsch!

Normalerweise ist es so, dass die Kinder nörgeln, wenn ich wieder einmal Kuchen für Kollegen anlässlich ihrer Geburtstage backe. Bedeutet es doch für sie, dass sie das Backwerk weder essen noch anfassen dürfen (ich weiß nicht, welches von beiden schwerer für sie umzusetzen ist). Heute ist alles anders. Denn am heutigen Tag gilt meine Backaktivität der Kollegin, die sie wegen meiner Erzählungen ohnehin schon sehr ins Herz geschlossen haben, die sich aber mit ihren regelmäßigen Paloma-Brause-Deputaten auf Platz eins der ewigen Besten-Kollegen-von-Mama-Liste katapultiert hat.
So quakte mir heute nicht das übliche "Und was ist mit uns?" entgegen, sondern der Sohn skandierte: "My shout-outs go to Elektra!". So schön muss Liebe sein.

Samstag, 29. August 2015

Aktueller Spielstand

Derzeit steht es 50:1. Grauhaarige gegen Nicht-Grauhaarige bei den Besuchern einer Lesung anlässlich der Langen Nacht der Literatur in der Zentralbibliothek. Für alle, die es nicht wissen: ich habe noch keine grauen Haare.

Freitag, 28. August 2015

Abschied

Der Bruder meiner Schwiegermutter ist am Wochenende gestorben. Meine Trauer hält sich in Grenzen. Ich hielt ihn für den egozentrischsten Schmarotzer, den ich je kennengelernt habe. Daneben war er mir unangenehm. Mist! Mal wieder nicht die goldene Regel beachtet, man rede nicht schlecht über Tote. Vielleicht kann ich mich damit retten, dass sein Leben nach diversen Schlaganfällen nicht mehr allzu lebenswert war.
Gestern bekam ich nun vom Gatten (passend zum 17. Hochzeitstag, dessen Feierlichkeiten schon wieder ausfielen) mitgeteilt, dass die Beerdigung an einem Mittwoch im September irgendwo in Berlin stattfinden werde. Er werde hinfahren, wir seien "sicherlich auch willkommen". Das sollte mich sehr wundern. Da ich doch meiner Schwiegermutter und meiner Schwägerin als die Inkarnation der Geldgierigen, Bösen, Intriganten und Lieblosen gelte. Ein Kompliment, das ich gern retourniere. Ihr Urteil über mich würde mit Sicherheit bestätigt, wenn ich an seinem Grab Polka tanze. Kein Kapitel aus dem Buch "Wie man nach der Trennung gut befreundet bleibt", fürchte ich.

Donnerstag, 27. August 2015

Redewendungen mal anders

Lange habe ich mit mir gerungen, ob ich mir ein Regencape kaufen soll. Lange bin ich um dieses herumscharwenzelt. Es gefiel mir sehr, aber es war mir zu teuer. 45€ für ein Cape! Man will doch gar nicht an schlechtes Wetter denken. Dank des Seminars "Erfolgreich Verhandeln" konnte ich den Preis auf 10€ drücken. Jetzt lebe ich - bei Wind und Wetter - die Redewendung "sich zum Obst machen". Und zwar mit Verve.

Ihre Bestellung ist unterwegs

Sie hatten einen begossenen Pudel bestellt? Hier bin ich!

Schulbeginn

Wir alle sind müde. Aber endlich wieder vollständig vereint, das freut die Glucke in mir. Unausgeschlafen sind wir aus unterschiedlichen Gründen: die gestern heimgekehrte Freundin des Sohnes wegen der Umstellung auf die Mitteleuropäische Sommerzeit; der Sohn konnte wegen ihrer Rückkehr vorher und nachher nicht schlafen; die Tochter wegen der Aufregung über die neue Schulphase "Oberstufe" nach zehn Jahren Bullerbü in der gleichen Klasse. Alles sehr nachvollziehbar. Nur meine Begründung schwächelt. Trotz andersartiger Beteuerungen bin ich spätabends noch vor dem Fernseher versackt. Und das, obwohl die Tochter mich gestern vehement zum Schlafengehen ermahnte: "Wie lang geht die Sendung noch?" "Noch zehn Minuten." "Na gut. Aber danach gehst du ins Bett!" Was ich natürlich nicht tat. Bockigkeit gegenüber Obrigkeiten.


Mittwoch, 26. August 2015

Selbstreflexion

Was ich kann: im Spiegel des Fahrstuhls erkennen, dass mich weiterhin eine zu große Plautze ziert.
Was ich nicht kann: deswegen auf Chips verzichten.

Dienstag, 25. August 2015

Erkenntnisse des Morgens

Man merkt, dass man nicht ausgeschlafen ist, wenn man sich vor Schreck die Teetasse an die Zähne knallt, weil es klingelt, obwohl das zu erwarten war. Ehrensache, dass sich dabei der gesamte Tasseninhalt auf Boden und Beine ergießt. Immerhin ist man anschließend etwas wacher.
Man merkt außerdem, dass die Kinder groß werden, wenn man neben ihnen steht und sieht, dass sie die gleiche Schulterhöhe haben. Demnächst werde ich wohl auch wissen, wie es sich anfühlt, zu seinem Sohn aufsehen zu müssen.

Montag, 24. August 2015

Vice-Champion of Reframing

Die Tochter ist wohlbehalten zurück und doch macht sich in mir Leere breit. Der Künstlerroman ist schon ausgelesen. So etwas Stand zu befürchten. 
In erprobter Zweckoptimismusmanier musste ich mich also auf meine Kernkompetenzen berufen, die drei 'K': Kalorien, Kochen, Klären. Seit dem Seminar in der letzten Woche nenne ich die Strategie allerdings nicht mehr Zweckoptimismus sondern 'Reframing'.
Dank mütterlicher Intuition gab es zum gestrigen Abendessen genau das, wovon die Tochter und die Freundin während des Festivals geträumt hatten (ohne dass ich davon gewusst hätte, denn Informationen aus Wilhelmsburg hatte ich keine - in Worten: null): Nudelauflauf. Ein echtes Sonntagsessen eben. 
Mein schlechtes Gewissen ob der uninspirierten Kost hielt sich erst recht in Grenzen, als der Vater der Kinder pünktlich zum Abendessen einen seiner beliebten Spontanbesuche einlegte. Er brachte der Tochter einen Zeitungs-Centerfold mit dem packenden Titel "MOPO testet: Fleischsalat aus dem Supermarkt" mit. Außerdem nörgelte er, dass die Tochter schon zurück sei und den letzten Festivaltag nicht vollständig ausgenutzt habe. Pennystretchers unite! Meinen Einwurf, irgendwann sehne man sich eben nach einer Dusche und einer echten Toilette, ließ er bestenfalls halbherzig gelten. 
Es ist alles gut, so wie es ist.

Sonntag, 23. August 2015

Schade!

Als Bryan Ferry sein 'Slave to Love' fertig geknödelt hatte, erfuhr ich, dass er demnächst in Deutschland gastiert. Da ich auch für sein musikalisches Spätwerk durchaus etwas übrig habe (nicht so für sein mentales, sein Kopf, denkt der alternde Dandy, ist ausschließlich fürs gute Aussehen da), studierte ich die Tourdaten. Es traf sich aufs Vortrefflichste, dass sein Konzert eine schöne Zugabe für meinen Event-September 2015 darstellte. Doch dann kam der Rückschlag: das Konzert soll im CCH stattfinden! Sind die meschugge? Wenn ich Bestuhlung mit Klapptischchen - ein Wort übrigens für das schon einige Spanier mit Zungenbrüchen in die Notaufnahme mussten - möchte, besuche ich eine AWD-Veranstaltung. Ohne mich, Freundchen! 
In einem vergleichbaren Austragungsort war ich das letzte Mal Anfang der Neunzigerjahre. Das kam so: für einen miesen Berliner Radiosender arbeitend hatte ich für Harald Juhnkes 'Barfuß oder Lackschuh'-Tour im ICC Freikarten angeboten bekommen. Dank asiatischer Gesichtsbeherrschung konnte ich mich wenigstens noch höflich für das Angebot bedanken. Mein Glück, denn die damaligen "Schwiegereltern" und ihr Sohn, waren sofort Feuer und Flamme. Blöderweise musste ich als Eintrittsberechtigung mit. In diesem Fall wichen Veranstaltungsort und Künstler wenigstens nicht voneinander ab. Eine Informationsbörse für Gehhilfen und Berliner Spießertum Hand in Hand mit den Darbietungen des deutschen Frank Sinatra. Dieser stellte unmissverständlich unter Beweis, dass New York und Berlin kulturell wie räumlich gleichermaßen entfernt liegen. Das West-Ost-Gefälle war umso erstaunlicher, als ich Frank Sinatra schon immer schlimm fand. Immerhin, die Gäste waren begeistert, meine auch, was quälende Zugaben zur Folge hatte. 
In meinem jungen Kopf reifte die Erkenntnis: "Nie wieder Kongresszentren!"

Samstag, 22. August 2015

Schampus und Schdadionwurst

Ein toller Sommer-Sonnabend! Frühstück mit dem Sohn auf dem Balkon, anschließend Lesen bis Seite 265 im Künstlerroman, kein übertriebenes Schleppen für die Wochenendeinkäufe. Am späten Nachmittag dann der Ausflug ins Volksparkstadion. Ein voller Erfolg.  Denn auch wenn das Spiel 'Not gegen Elend' hieß, konnten wir endlich die Frage klären, ob Currywurst und Champagner zusammenpassen. Ja, tun sie.

Freitag, 21. August 2015

Küchenpädagogik

Gestern verfestigte sich in meinem Kopf ein Erziehungskonzept, das darin schon lange herumwabert. Ich habe über Nacht auch einen griffigen Namen dafür gefunden: diagonale Erziehung.
Anlass war, dass ich die Tochter und ihre Freundin zum Dockville-Festival brachte. Sack und Pack für drei bis vier Tage erforderten die mütterliche Eskorte. Zum Glück haben wir nette Nachbarn, deren Auto ich ausleihen durfte, so dass keine Beschaffungskriminalität notwendig war. Ein wenig unruhig war ich schon - und das weniger wegen des etwas fremden Wagens. Besonders seit mein Chef meinte, als ich ihm vom töchterlichen Vorhaben erzählte, sie käme doch garantiert schwanger zurück. Herr gib, dass die feministische Phase noch mindestens vier Tage anhält! Je näher wir unserem Ziel kamen, desto mehr Ratschläge gab ich den beiden Mädchen im Fond (sie hatten sich wie in einem Taxi arrangiert). Im Rückspiegel sah ich links heftiges Augenrollen (die Tochter), rechts Aufmerksamkeit (die Freundin). Da fiel mir ein, dass wir vor gar nicht allzu langer Zeit am Flughafen genau die umgekehrte Reaktion hatten, als die Mutter der Freundin Verhaltensregeln ausgab. Wichtiger als eigene pädagogische Maximen zu postulieren, scheint es mir also, die Eltern der besten Freundin/des besten Freundes vom eigenen Erziehungskonzept zu überzeugen. Damit sie es an geeigneter Stelle loswerden können.
Dass ich in den Augen der Tochter keine Instanz bin, merkte ich gestern schon allein daran, dass sie mich verwundert (und lautstark!) fragte: "Was? Du warst noch nie auf einem Festival?" Sie müsste es wissen, da mir Zelten ein Graus ist. Als  liebende Mutter brüskierte ich sie nicht mit der genauso lautstarken Replik, dieses sei doch auch ihr erstes. Ich hielt den Mund. Als es darum ging, nach dem Weg zu fragen, sollte ich diesen dann doch öffnen. Die beiden trauten sich nicht.

Donnerstag, 20. August 2015

In Trauer

Ein Held meiner Kindheit ist gestorben. Ich bin unglücklich. Auch wenn mit 93 Jahren irgendwann daran zu denken war.  Egon Bahr. Ich fand seinen Namen allein großartig. Acht Buchstaben für Vor- und Nachnamen zusammen. Die waren allein für den Nachnamen verbraucht. Und wie er redete! Wie jeder normale Mensch. Mit Berliner Zungenschlag. Nicht wie angeberische Rheinländer, aber auch nicht bemüht-berlinernd wie viele Ost-Berliner. Doch was für uns West-Berliner Kinder am allerbesten war: er hat uns die Ostverträge gebracht. Gut, Willy Brandt machte den Kniefall, aber die Hauptarbeit hat doch Buddy Egon erledigt. Im Auto mussten wir anschließend nicht schon in Dreilinden quengeln, ob wir bald bei den Großeltern in Bonn angekommen seien, sondern fingen erst nach Helmstedt damit an. Die Kassetten (Ring of Fire, Neil Diamond, Iron Butterfly, Hits des Jahres '72) reichten damit fast ohne Wiederholung für die gesamte Fahrt.
Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass jetzt Egon Bahr und Johnny Cash - wo es auch sein möge - nebeneinander sitzen, ein Gläschen trinken und wie wir damals im Duett singen: "Ei Fell intu e börning Ring off Feier... End itt börns, börns, börns, ßett Ring off Feier..."

82 von 573 Seiten

Schön, dass sich das Wetter anpasst, möchte man denken. Der Künstlerroman ist endlich angekommen und der Bücherherbst beginnt. Nebel soweit das Auge blickt. Der Wälzer, eine Tasse Tee und ich. 

Wie es meine Natur ist, muss ich selbstredend trotzdem nörgeln: in diesem Sommer handelt es sich heute um die 27. Herbstdepression, die ich durchlaufen muss. Weiter südlich klagt man angeblich über anhaltende Hitze. Hier klagt man höchstens über geflutete Balkonblumen. 
Was aber viel schlimmer ist: wie soll ich mich unter diesen Umständen zur Arbeit motivieren? Im Nebel ruft das Buch noch viel lauter als ohnehin schon. Die preußische Sozialisation muss es wieder richten.

Mittwoch, 19. August 2015

Paul und Klaus, man glaubt es kaum...

Das Leben hat wieder einen Sinn. Mit nur fünf Tagen Zeitverzug hat Amazon den Künstlerroman zu mir gebracht.
Nehmt es mir nicht übel, wenn ich jetzt wieder in die Achtziger abtauche und in den nächsten Tagen nicht ansprechbar sein werde. 573 Seiten Glück.

Ausstattungsextra

Gestern und heute sind keine normalen Arbeitstage. Ein Seminar verhindert die Anwesenheit am üblichen Standort. Ich will nicht undankbar klingen, schließlich habe ich so schöne Begriffe wie "sozio-emotionales Apriori" gelernt, aber ich freue mich, wieder mit dem Rad in die Hafencity fahren zu können. Um mich endlich wieder unter die Greenpeace-Kollegen mischen zu können und als eine von ihnen zu gelten. Bisher klappt das nur, wenn ich im Räuberzivil unterwegs bin. Wenn nicht, werde ich für gewöhnlich mit Naserümpfen bedacht, eine Agenturschnepfe eben. Es lebe die Schublade. Letzthin habe ich allerdings alles richtig gemacht: bin mit dem Fahrrad angerauscht, war entsprechend casual gekleidet und hielt einem vermeintlichen Kollegen die Tür auf. Der sich mit einem "Danke dir!" revanchierte. Als wir in trauter Zweisamkeit auf den Aufzug warteten, fragte er mich: "Weißt du, ob Eckhard im vierten oder fünften Stock sitzt?" Bisher leider nicht. Aber  meine Interna-Kenntnisse werden sich mit meiner neuen Wunderwaffe ab morgen ins Unermessliche steigern. Diese bekam ich gestern geschenkt. Läuft bei mir.

Dienstag, 18. August 2015

Morgens halb acht in Deutschland

Die Freundin des Sohnes ist bis zum Ende der Ferien in Japan. So weit, so normal im Zuge der Globalisierung. Der Wahrheit die Ehre stalke ich die Freundin ein wenig, indem ich ihre Fotos auf Instagram ansehe. Damit Muddie auch ein bisschen den Duft der großen, weiten Welt schnuppern kann. Auch die hiesige Luftfeuchtigkeit passt sich mehr und mehr den Tokioter Verhältnissen an. Es lebe die Authentizität! Mein Streben danach kennt jedoch Grenzen. So finde ich es anstrengend, dass der Sohn zur besseren Kommunikation ein Leben in der asiatischen Zeitzone angenommen hat. Für ihn ist es nun schon 15 Uhr. Ich vermute, Zeit für die Siesta. Bei so vielen neuen Eindrücken. Zum Frühstück (wahrscheinlich zwischen zwei und drei Uhr unserer Zeit) gab es ganz sicher Eierkuchen. Das Pancake-Massaker empfing mich jedenfalls nach dem Aufstehen in der Küche - inklusive Flutlichtillumination. Richtig mitgedacht bei diesen herbstlichen Lichtverhältnissen. Er weiß eben um meine aktuell instabile Verfassung. Der Künstlerroman fand auch gestern nicht den Weg zu mir. 
Langsam nehme ich es persönlich, Amazon! Und falls Du dachtest, mich mit dieser Verzögerungstaktik zur Prime-Mitgliedschaft zu bewegen, hast Du Dich gehörig geschnitten. In solchen Fällen neige ich zu Renitenz. Jetzt erst recht nicht! Und die Schulbücher für die Tochter bestelle ich bei Thalia. So!

Montag, 17. August 2015

Hilfe

Es ist leider so: trotz großartiger Saisonauftaktparty mit den Nachbarn blieb das Wochenende unter den Erwartungen, konnte sein Potential nicht vollständig abrufen. Es lag ausnahmsweise nicht am Wetter. Das hätte allerdings auch noch Luft nach oben gehabt. Im Vergleich zum heutigen Herbstklima schneidet es jedoch hervorragend ab.
Der Hauptgrund lag darin, dass ich mich Samstag bis 18 Uhr nicht einmal traute, auf die Toilette zu gehen (Zigarette-Bus-Syndrom, vermute ich), weil ich mich sorgte, den Paketdienst zu verpassen, wenn ich nicht rechtzeitig den Türöffner betätige. Für die Einkäufe war die Tochter instruiert, unbedingt aufs Klingeln zu achten. Auch wenn sie - anders als ihre Mutter - das Erscheinen des Paketpostboten ab dem frühen Nachmittag nicht mehr für realistisch hielt. Kluges Kind.
Obwohl für Freitag avisiert ist der Künstlerroman immer noch nicht bei mir! Für wie viele Selbstmorde die Achse des Schlampigen (Amazon-DHL) wohl verantwortlich ist?

Samstag, 15. August 2015

Endlich 15. August!

Dem heutigen Tag fiebere ich schon seit Wochen entgegen. Weniger, weil es der Geburtstag des Neffen ist. Ein Anlass, der den Sohn morgens übrigens dazu brachte, unverrichteter Dinge aus der Toilette zu stürmen - wie üblich mit dem Telefon in der Hand - um die Tochter und mich damit zu konfrontieren, dass heute der Geburtstag seines Cousins sei und wir sicher nicht daran gedacht hätten. Weit gefehlt! Hatte ich mich doch schon in den letzten Tagen bei der Arbeit als Inkassotante qualifiziert, indem ich allen Mitarbeitern in meinem Umfeld nahegelegt habe, einen ausreichenden Obolus zu seinem Geschenk dazuzugeben. Ein Angebot, das sie nicht ablehnen konnten.
Der wahre Grund für meine Aufregung ist jedoch der neue Gerhard Henschel, den Amazon gestern an mich versandt haben will. Freunde, ich bin ohnehin leicht verschnupft, weil meine Freundin ihre Versandbestätigung eine Minute vor mir bekommen hat!
Nur um garantiert nicht das Klingeln des Paketpostboten zu verpassen, bin ich heute sogar früher als am Wochenende üblich aufgestanden. Bisher tut sich jedoch nichts. Mein Leben ist in Aufruhr! DHL, ich brauche den Stoff! Hab' ein Herz für Menschen, die schwer on turkey sind. Künstlerroman, bitte finde ganz bald den Weg in unser beschauliches Dorf!

Freitag, 14. August 2015

Wiederholung

In letzter Zeit häufen sich bei der Arbeit nervtötende Aufgaben und unerfreuliche Situationen. Wieder einmal spiele ich mit dem Gedanken, endlich meine Hobbys zum Beruf zu machen. Als Expertin im Spülmaschinentetris und international gefragter Spezialistin des mechanischen Abtauens. Ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass ich diese Berufsbezeichnungen auf meiner Visitenkarte sehr goutierte.

Donnerstag, 13. August 2015

C'est moi qui ai gagné-hé!

Neben zahlreichen Aufgaben, die mir gestern bei der Arbeit aufgehalst wurden (Jobs für Menschen, die Vater und Mutter erschlagen haben - meine leben noch, ich schwör'!), habe ich mir selbst am Abend noch eine Goliathaufgabe auferlegt. Mein Wunsch war es, das Abendessen auf dem Balkon einzunehmen. In diesem Sommer mangelt es hier an solchen Gelegenheiten. Dieses Anliegen mit drei lichtscheuen Teenagern durchzuführen, erfordert Engelszungen und eine ebensolche Geduld. Beides ist aktuell bei mir nicht im Übermaß vorhanden (s.o.). Dennoch habe ich es geschafft. Gekonnt die Erpressungsversuche des Sohnes ignorierend, der meinte, er esse dann nur Nachtisch. Bei normalen Kindern nicht als Drohung zu verstehen, wer ihn kennt, bei ihm schon. 
Am Ende fanden es alle halbwegs schön, bilde ich mir ein.

Dienstag, 11. August 2015

Pyrolytische Selbstreinigung

Was für ein wunderbares, selbstregulierendes System! Der Sohn sagte gestern beim Abendessen zur Tochter (seiner älteren Schwester): "Legst du bitte das Telefon weg!" Seinen feixenden Gesichtsausdruck kann ich bestens ignorieren.
Es gibt sie doch, die Familienähnlichkeit.

Montag, 10. August 2015

Raubkopie

Mir ist nicht geläufig, ob ich es bereits erwähnte: vor kurzem war ich in Paris. Da ich in Begleitung von Heranwachsenden war, mussten wir natürlich zum Eiffelturm. Da fiel mir wieder ein, dass ich ihn als Kind für eine - um es im Duktus meiner Kinder zu früheren Zeiten zu sagen - "Nachmachung" hielt. Schließlich war er weniger groß, imposant und original als der Berliner Funkturm. Den sah ich etwa wöchentlich live, während vom französischen Turm nur Angeberfotos bekannt waren.
Manchmal fällt Erwachsenwerden schwer. 

Sonntag, 9. August 2015

Wiedervereinigung

Schön ist es, wieder vollzählig zu sein! Auch wenn es heute für mich bedeutet, fünf Waschladunfen zu waschen und aufzuhängen. Egal. Wir feierten unsere Familienzusammenführung gestern Abend gebührend mit einer Pizza-Bestellung. Die natürlich vor dem Fernseher eingenommen werden musste. Mehr Luxus geht nicht! Was aber das Allerschönste war: beim Abholen am Hauptbahnhof wurden wir wieder, diesmal in anderer Konstellation, Zeuge anständiger Pöbelei, die der Sohn in Teilen gleich begierig in seinen aktiven Wortschatz aufnahm.
So verbrachte er den Abend, wenn nicht gerade Pizza essend damit, uns fortwährend mit folgenden weisen Worten zu unterhalten: "Leck' mich an Aasch mit dein' Entschuldigungen!"
Trautes Heim, Glück allein.

Samstag, 8. August 2015

Ein weiterer Mädelsabend

Die Tochter und ich haben gestern Abend die Gunst der Stunde genutzt. Ein weiterer Abend entre nous. Heute kehrt schließlich der Sohn resp. Bruder aus Paris zurück. 
Wir entschieden uns für Sushi, eingenommen beim Asiaten der Wahl im beschaulichen Dorf. Es gab auch wieder ausreichend Nahrung für die Ohren am Nebentisch. Linkerhand eine Gruppe Grauhaariger (selbstverständlich nur die Herren unter ihnen; die Damen in perfekt konserviertem Beach Blond), die sich wortreich über den Wein ausließen. Die Tochter animierte es zu der leicht maliziösen Bemerkung, ob sie wohl mitbekommen haben, dass sie sich nicht in einem französischen Restaurant befänden. Woher sie das bloß hat? Der Adipöse unter ihnen meinte im Verlauf des Abends mehrfach, er glaube niemandem, der erzähle, er laufe morgens früh um fünf um die Alster. Meine Vermutung war, er glaubt keinem, der Sport treibt. Eine klassische Vorlage, um der Tochter die Redewendung "Man soll nicht von sich auf andere schließen" nahezubringen. Rechterhand kam später ein portugiesisch-deutsches Paar mit Kind in der Karre. Wegen des geringen Sympathieaufkommens auf der linken Seite wandten wir uns hoffnungsvoll den Neuzugängen zu. Der Vertrauensvorschuss hielt, bis er lautstark seine Apfelschorle zurückgehen ließ, da diese seines Erachtens zu sauer sei. Es gipfelte darin, dass er sich die Flasche zeigen ließ, aus der der Apfelsaft in sein Glas kam. Derartiges Verhalten geht gar nicht, wenn man einen traditionell fremdschambesetzten Teenager am Nebentisch hat! Dem Wunsch des Paares nach der Rechnung wurde auch blitzschnell entsprochen. Irgendwann zahlten auch wir bzw. ich.
Auf dem Nachhauseweg büßte unser Dorf einiges seiner Beschaulichkeit ein, als unweit hinter uns mehrfach die folgenden alkoholgeschwängerten Worte skandiert wurden: "Du bist nicht der Vater von der Kleinen!" Ein Blick nach hinten zeigte: und das ist auch gut so. Das Geschrei kumulierte, von beiden Seiten. Er: "Fick' deine Mutter!" (Wie bitte soll das gehen?) Sie: "Was sagst du über meine Mutter, du Hurensohn?" (Hallo?! Im Grunde seid ihr euch doch einig.) Sie weiter: "So! Jetzt hole ich die Bullen!"
Am Ende fragte die Tochter: "Was ist heute bloß los?" Meine Erklärung mit stellaren oder kosmischen Konstellationen befriedigte sie nur bedingt. Mich genau genommen auch.

Freitag, 7. August 2015

Love is in the air

Die kinderlose Zeit (anderthalb Tage) hat ein Ende! Immerhin ein Kind habe ich wieder in meiner Obhut. Die Tochter ist seit gestern aus Prag zurück. Leider konnte ich meine Wiedersehensfreude nicht adäquat zum Ausdruck bringen. Nicht nur, dass ich es nicht schaffte, sie abzuholen, sie musste auch noch lange vor der verschlossenen Wohnungstür ausharren. Ich musste zeitgleich einen Kritikkatalog des Chefs über mich ergehen lassen. Den ich entsprechend schlecht parierte. Ungerechtfertigte (so zumindest mein Eindruck) Kritik und Zeitdruck geben kein gutes Paar ab. Mein verheultes Äußeres - zusätzlich geschmückt durch Pusteln und blaue Flecken - ging bei der Tochter nicht als 'Durch-Wiedersehensfreude-Derangiert' durch. Es sind schließlich kluge Kinder. 
Trotz des schlechten Starts freuten wir uns. Übereinander und miteinander. Ich schreibe es meiner Reife zu, dass ich mein Mitbringsel - anders als die Tochter ihre Macarons aus Paris - nicht sofort aufaß.
Die Tochter freute sich außerdem auf "gekochtes Essen". Die bähmische Kiche blieb ihr wohl vorenthalten. Die einzige warme Mahlzeit in der Woche schien eine Pizza gewesen zu sein ("damit konnte ich mein Pizzatrauma besiegen"). Stattdessen waren ihre bevorzugte Verpflegung "Brote mit Wurstsalat". Väterliche Sommerküche eben.
Da traf es sich gut, dass sich gestern Abend Gäste angesagt hatten. Die nicht nur deswegen die Allerbesten sind, weil sie sämtliche Nahrungsmittel und Getränke mitbrachten.
Und so wurde es ein toller Abend auf dem Balkon.

Donnerstag, 6. August 2015

Niemals!

Nie, nie sollte man in Wikipedia die Begriffe 'Hautausschlag' und 'Blaue Flecken' gleichzeitig eingeben. Man wird automatisch auf Leukämie weitergeleitet. Wenn man dann schon so blöd ist (wie ich), sollte man wenigstens zum Arzt gehen. Theoretisch weiß ich das alles. Nur praktisch setze ich es leider nie um.

Mittwoch, 5. August 2015

Man erntet, was man säht

Steckte ich in der Haut meiner Kinder, wäre ich wohl heute nicht zur Arbeit resp. Schule gegangen. Obwohl ich spätabends zu Hause war und in den Genuss meiner Kortisonsalbe kam, konnte ich nicht schlafen, weil die blöden Pusteln stark juckten. Wieder einmal siegte das Preußentum in mir. Ich ging, wenn auch nicht allzu früh. Und nervte die Kollegen mit meiner Kratzerei. Doch was viel schlimmer ist: dies ist ein kinderloser Abend! Deren Anzahl kann ich in diesem Jahr an einer Hand abzählen. Ich in ramponiertem Zustand, na toll! Und morgen kehrt die Tochter zurück.
Egal. Das Wetter ist schön. Der Balkon lädt ein zum ungestörten Verzehr der ersten Harzfeuer-Tomaten. Was will man mehr?

Dienstag, 4. August 2015

Sehnsucht

Man soll es nicht glauben, aber es gibt Gründe, derentwegen ich mich auf die Rückkehr nach Hamburg freue. Nach zwei Tagen Paris unvorstellbar, ich weiß. Ich sehne mich nach meiner Kortisonsalbe daheim, damit endlich die Millionen Pusteln an den Beinen - und unterdessen auch den Armen - nicht mehr so sehr jucken. So blöde Argumente kann man sich wirklich nicht ausdenken.

Montag, 3. August 2015

Schön

Sich in Paris wohl zu fühlen (obwohl die Stadt derzeit nahezu ausschließlich mit Touristen bevölkert ist), bedeutet wahrlich keine Anstrengung. Sich sofort zuhause zu fühlen, wundert ein bisschen.
Irgendwann fiel es mir auf: wir sind in der Schwuppenhochburg gelandet, genau wie daheim. Läuft alles.

Sonntag, 2. August 2015

Me voilà à Paris!

In Vorbereitung auf zwei Tage Paris wollte  ich noch einmal die wichtigsten Vokabeln rekapitulieren. Das erste Wort, das mir in den Sinn kam, war die französische Entsprechung für Mähdrescher. Dann fiel mir auch gleich der Mercedes unter den Mähdreschermarken ein. Irgendwie merkt man, dass ich meine ersten Französisch-Live-Erfahrungen mit einem zweieinhalbjährigen Jungen gemacht habe.