Donnerstag, 30. November 2017

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Am 29. November um 21:35 Uhr war es so weit, der Adventskalender war fertig. So früh war ich noch nie dran. Was furchtbar nach Streberin klingt, war in Wahrheit nur Vernunft. Schließlich habe ich am letzten Novemberabend anderweitige Verpflichtungen. Dass mir die letzten zu installierenden Beutel ständig herunterfielen, führte leider zu wenig vorweihnachtlicher Sprache meinerseits. Streichen wir aus dem Protokoll. Jetzt freue ich mich, dass es vielleicht der Adventskalender schafft, die Tochter das eine oder andere Mal nach Hause zu locken. Schließlich gefiel ihr mein Bild des unvollendeten auf Instagram. Ich rate auch zur rechtzeitigen Präsenz, denn der Sohn hat postuliert, ihre Beutel mit veganem Inhalt zu reklamieren, wenn sie von ihr nicht binnen einer von ihm festgelegten Zeit geöffnet werden. Ob Concealer vegan ist?




Dienstag, 28. November 2017

19 von 48

Im Moment verdinge ich mich hauptsächlich als Managerin des Sohnes. Alle Mütter werden jetzt vermutlich fragen: „Where‘s the news? Das macht man doch spätestens mit Schuleintritt ohnehin täglich.“ Stimmt. Aber zusätzlich manage ich noch seine Jobs. Zum Glück sind sie so sporadisch, dass ich nicht den eigenen kündigen muss. Doch der Koordinationsaufwand ist so hoch, dass ich überlege, meinen Provisionsanteil zu erhöhen. Aktuell liegt er bei 0%. Wenn ich es genau überlege, bekomme ich doch bereits einen nicht unerheblichen Anteil - wenn auch in Form von herumliegenden Münzen. Das traurige Ende eines Zwanzigeuroscheins.
Und überhaupt sollte es für mich Lohn genug sein, wenn ich von seiner Arbeitgeberin eine Nachricht mit folgendem Inhalt bekomme: „also: der ist ja bezaubernd!“ Da schlägt das Mutterherz noch höher als das der Managerin. Ich sollte wohl die Münzen wieder abliefern.
In der ganzen Aufregung darf allerdings nicht vergessen werden: der Advent nähert sich in Riesenschritten. Netto blieben mir gestern noch zwei Abende für die Fertigstellung des Adventskalenders. Der bestand bisher lediglich aus einem Themenhaufen, neben denen für den Adventskranz und die Weihnachtskarten. Mit Stolz kann ich das Ergebnis des gestrigen Abends verkünden: fast die Hälfte der Beutel hängen und der Rest ist schon gefüllt und vorbereitet. Allein das Projekt „Früh ins Bett“ verschiebt sich auf unbestimmte Zeit.

Montag, 27. November 2017

Driving Home for Thanksgiving

Wenn man ein Wochenende Ende November hauptsächlich autofahrend und essend verbringt, scheint sich die Monotonie der  Autobahn auch auf die Hirntätigkeit zu übertragen. „Mental besenrein“ beschreibt den Zustand am besten - wie es der große Frank Schulz so treffend formuliert. Es mangelt mir an Inspiration.
Immerhin ein Phänomen wird nach zweimal vier Stunden Autobahn nachvollziehbarer: dass so viele Deutsche AfD wählen. Sie sind einfach doof. Das zeigt sich, wenn sie in krasser Selbstüberschätzung und in bester Herrenmenschenmentalität (Deutsches Auto!) bei novembrigen Lichtverhältnissen mit 200 Sachen links drängeln, rechts überholen und dabei noch am Telefon hängen. Wahrscheinlich wählen genau diese Erbsenhirne auch AfD. Der Prozentsatz kommt meiner Extrapolation nach ganz gut hin.
Ach, übrigens: ich wäre jetzt bereit fürs Wochenende.

Samstag, 25. November 2017

Kleine Freuden

Stand gestern sieht die aktuelle Bedürfnispyramide des Sohnes folgendermaßen aus: ganz oben steht ein Smoking, dann folgen Schuhe und unten sind Rasierschaum, Deo und Shampoo zu finden. Diese Reihenfolge kommt wohl dadurch zustande, dass er den gestrigen Nachmittag damit verbrachte, auf seinem Laptop alte James Bond-Filme zu sehen. Danach meinte er, er brauche unbedingt einen Smoking. Überhaupt besitze er kein einziges Stück, das smokingkompatibel sei. Ein unmenschliches Schicksal für einen Siebzehnjährigen. Den Schuhnotstand finde ich nachvollziehbar. Hat er doch tatsächlich kaum einen Schuh, der nicht löchrig ist. In Sachen Hygieneartikel bin ich nicht vollständig überzeugt. Der schnelle Verbrauch meiner entsprechenden Produkte erklärt sich nicht gänzlich durch Eigenbedarf. Aber wer will schon wieder kleinlich sein?
James Bond jedenfalls ist aktuell der Größte. Sean Connery hier, Sean Connery da. In meinem Neid über so viel Begeisterung erwähnte ich beiläufig, Connery bedeute in französischer Aussprache „Blödsinn“. Dies wurde als miese Verschwörungstheorie abgetan. Einzige Zugeständnisse des Sohnes: das Idol rauche in den Filmen übertrieben viel, und sein Verhalten Frauen gegenüber sei schon etwas „Borderline-rapey“. Für mich wäre das ausreichend, einen Schauspieler oder zumindest seine Rolle unsympathisch zu finden. Aber wahrscheinlich bin ich kleingeistig. Wieder einmal. Zum Glück scheint man mir meine Defizite nicht auf den ersten Blick anzusehen, denn auf dem U-Bahnsteig wies mich heute die Klassenlehrerin einer ebendort auf die Bahn wartenden, etwa fünften Klasse vorauseilend darauf hin: „Wir fahren nicht weit, aber steigen Sie lieber woanders ein!“ Manchmal läuft‘s.

Mittwoch, 22. November 2017

Kernkompetenzen

Der Sohn und ich unterhielten uns darüber, wie es wohl sein wird, wenn der Bundespräsident auf seinen alten Genossen Martin Schulz trifft, um ihn eventuell doch von einer großen Koalition zu überzeugen. Ich stellte mir vor, dass Frank-Walter den SPD-Chef mit "Martin, alte Dreckhecke!" begrüßt. Der Sohn fand das nicht authentisch, denn niemand außer mir sage Dreckhecke. Und by the way auch nicht Braunkack. In dem Punkt weiß ich, dass er unrecht hat; sagen doch bekanntlich alle Sch'tis ständig dieses Wort. Doch zurück zum Thema. Als präsidiale Begrüßung vermutete er eher die Vokabel "Pimmelnase". Das wird dann wohl so sein, denn in Sachen Politikersprechweise kennt sich der Sohn zwangsläufig viel besser aus als ich.  

Wie jetzt?

Jeden Morgen wache ich auf und denke, dieses oder jenes werde ich gleich erledigen, wenn ich abends nach Hause komme. Auf wundersame Weise befällt mich dann während der Arbeit eine partielle Demenz. Das Einzige, an das ich ich am Abend erinnere, ist das Sofa, das nach mir ruft. Manchmal auch das Fernsehprogramm oder ein Glas Wein. Aber sicher nicht der zu wischende Küchenboden, die zu lackierenden Nägel oder die Vorhänge im Schlafzimmer. Umso überraschender, dass mich nicht die gleich Demenz bin, wenn es um die Arbeit geht. Hier nehme ich gerne auch Jobs mit in die Nacht.
Sollte Vattenfall doch nicht recht haben?

Montag, 20. November 2017

Es ist soweit

Beim Aufwachen dachte ich heute früh: „Jetzt ist schon Ende November!“ Zum Tee habe ich dann eine Kerze angezündet. Man muss das Beste aus der Saison machen. Sollte mich allerdings jemand fragen, wie viele Weihnachtsgeschenke ich bis jetzt schon besorgt habe, wird es um meinen Versuch einer positiven Grundeinstellung geschehen sein. Ich habe noch kein einziges. Allein im Fall des Sohnes kann ich sagen: „Und das ist auch gut so.“ Hier empfiehlt es sich, Geschenke à point zu besorgen. Im Hinblick auf Geschenkwünsche bewegt er sich auf dem Stand eines Dreijährigen. An der Börse hieße es, seine Wünsche seien sehr volatil. Es gibt aber noch mehr zu Beschenkende. Man sagt mir zuweilen, ich habe eine Tochter.
Genau genommen geht dieser November nicht als Depressions- sondern fast als Wonnemonat durch. Naja, zumindest als Schauspielhausmonat. Erst Max Goldt, dann die Premiere vom goldenen Handschuh, und beides gleichermaßen großartig - wenn auch sehr unterschiedlich. Wobei letzteres auch noch dadurch bestach, dass es sich wie ein Klassentreffen anfühlte, da sich anscheinend unser gesamtes beschauliches Dorf (sowie Partnerstadt Borken) zur Premiere eingefunden hatte.
Wenn es noch Karten gibt: seht euch das Stück an! Die Braunis können auch Ernstes, die Stimmung - wenn auch oftmals sehr abstoßend - ist hervorragend herübergebracht, das Bühnenbild toll - und Charly Hübner ohnehin eine Weltmacht.
Dass sich der November mit seiner ewigen Dunkelheit so hervorragend als Kulisse drumherum eignet, mag in die Planung eingeflossen sein, macht es aber für den Einzelnen nicht leichter. Und so landeten wir am Ende trotz abschreckender Beispiele doch beim Alkohol. Immerhin war es Wein und kein Schnaps oder "Bierchen!".

Freitag, 17. November 2017

Des einen Freud

Meine gute Erziehung verbietet es mir, mich allzu lautstark über den Zugang zur Premiere des Theaterstücks „Der goldene Handschuh“ zu freuen. Denn eigentlich darf ich nur mit, weil ein junger Mann seine Verabredungen am Samstag nicht so richtig auf die Reihe bekommen hat. Am Ende können Smartphones vielleicht doch nicht alle Jobs übernehmen.
Hatte ich erwähnt, dass ich mich sehr über den Besuch der Uraufführung am Samstag freue?

Donnerstag, 16. November 2017

Alle Jahre wieder

Seit einigen Tagen schlafe ich nun im Wohnzimmer auf dem Sofa. In meinem Schlafzimmer regierte der Schimmel. Dies ist nicht allzu überraschend, denn eigentlich ist es ungefähr einmal im Jahr so weit. Der Zeitpunkt jedoch ist verwunderlich. Normalerweise befallen die Sporen das Zimmer erst nach dem Winter. Das sagt wahrscheinlich viel über den Sommer 2017. Nach Hochdruckreinigung (zumindest im übertragenen Sinne) muss ich nun noch die Ergebnisse des Schimmel-Heimtests abwarten, ehe ich wieder in mein angestammtes Reich zurück kann. Besser ist das. So lange baue ich eben mein Bett jeden Abend auf und morgens wieder ab. Nicht weiter beklagenswert. Die Besonderheit daran ist, dass bei der Metamorphose des Bettes zum Sofa - kurioserweise nicht schon vorher beim Aufbau - jeden Morgen diverse Münzen aus dem Möbel herausfallen. Der Sohn verliert sie nach seinen Einkäufen aus seinen Taschen. Ich sammele sie ein und deute sie als Entschädigung für meine Unannehmlichkeiten. Seit Montag jedoch scheint diese Einnahmequelle versiegt. Seitdem finde ich meine Lage beschwerlich.
Ich glaube, ich sollte für Taschengeldnachschub sorgen.

Mittwoch, 15. November 2017

Schon wieder?

Spätestens im Oktober eicht sich mein Auge auf Gadgets, die in EDEKA-Butterbrotbeutel passen. Schließlich gilt es 48 (in Worten: achtundvierzig) solcher zu befüllen. Zusätzlich erschwert wird die Aufgabe dieses Jahr durch die Restriktion, dass 24 Tüten vegan beschickt werden müssen. Als ob das nicht genug sei, wünscht der Sohn aktuell nur „Gesundes“, also Ballaststoffhaltiges, Nicht-Zuckerhaltiges und Salzarmes. Darüber sehe ich jedoch großzügig hinweg, finde ich doch das Bemühen der Brut nach gesunder Ernährung ein wenig widersprüchlich zu ihrer beider Zigarettenkonsum. Aber wahrscheinlich sehe ich wieder einmal das große Ganze nicht.
Vielleicht mache ich es mir ohnehin unnötig schwer. Extrapoliert man die aktuelle Anwesenheit der Tochter auf 24 Dezembertage, müsste ich höchstens vier Beutel füllen und aufhängen. Stelle ich mir hübsch vor: erst kommt die Papiertüte, die mit ‚1’ beschriftet ist, dann die mit ‚2 - 8‘ und so weiter. In diesem Fall hätte ich wohl alles zusammen. Schließlich haben mir die Kolleginnen schon sehr geholfen und einiges Kleinteiliges gestiftet.
Blieben also nur noch die Beutelinhalte für den Sohn. Hier beschäftigt mich eine Frage von höchster ethischer Tragweite: darf man als verantwortungsvolle Mutter Feuerzeuge mit Mopsbildern („Süß!") in Papiertüten füllen? Mein geringeres Problem ist dabei die Feuergefahr. Mein größerer Zwiespalt: Einerseits will ich nicht zum Rauchen animieren. Andererseits wären die hübschen Objekte auch für mich eine willkommene Abwechslung zu den Knäckebrotstückchen der sonstigen Beutel. 
Niemand hat gesagt, es sei leicht Mutter zu sein.

Sonntag, 12. November 2017

Ach so!

Gestern Abend verabschiedete sich der Sohn relativ früh in Richtung Bett. Ich war nicht wirklich überrascht, als er später in voller Montur noch einmal auftauchte. Als kleingeistige Mutter konnte ich dennoch nicht umhin, ihn darauf anzusprechen. Er meinte, ich solle nicht so viel darauf geben, „was junge Leute sagen“. „Das machen die Hormone.“ Wenn das so ist, muss ich die Statements zu Auslandsaufenthalten, Karrierefeldern und Schulvorbereitung wohl auch nicht zu ernst nehmen. Ich bin nicht entschieden, ob es mich beruhigt oder verunsichert.

Samstag, 11. November 2017

Freitag, Samstag oder irgendein anderer blöder Wochentag

Wenn du dich beim Schlafengehen freust, dass du morgens eine Kanne Tee trinken wirst, weißt du spätestens, dass die blöde Jahreszeit angebrochen ist.
Wenn das größte Highlight des Wochenendes ist, dass du ausnahmsweise nicht im Dunklen aufstehen musst, erfährst du weitere Bestätigung deiner Annahme.
Wenn sich hinter allen Bildern und Vorhängen deines Schlafzimmers Schimmel gebildet hat, weißt du, die Heizperiode hat begonnen.
Wenn selbst der Sohn nicht mehr in T-Shirt und Adilette vor die Tür geht, weißt du: jetzt ist wirklich Herbst.
Wenn die Weihnachtstasse kein ironisches Statement mehr ist, steht zu befürchten, das Jahresende naht.
Wenn nicht einmal mehr der dauernde Kontakt mit bewusstseinserweiternden Drogen der vorbeimarodierenden Abendschüler innere Zufriedenheit bereitet, muss wohl unterdessen der zähere Part der dunklen Jahreszeit angesagt sein.
Wenn nur noch die Lektüre des neuen Max Goldt-Buchs oder der Konsum von Alkohol oder gar beides dir ein kleines Glücksgefühl zu verschaffen vermag, braucht es schon alle preußische Disziplin, um die saisonale Depression in ihre Schranken zu weisen.
Hatte ich erwähnt, dass es meinetwegen keinen November geben muss?

P.S.: Du weißt, du hattest ein Gläschen zu viel, wenn du den Post zwar schreibst, aber nicht hochlädst.

Donnerstag, 9. November 2017

Neid

Wahrscheinlich geht es mit der eigenen Attraktivität doch bergab, wenn ausschließlich der Praktikant einen hübschen Kaffee zubereitet bekommt.
Vielleicht wird von den Tresenkräften auch nur angenommen, dass man in fortgeschrittenem Alter nicht mehr allzu viel Sinn für Verspieltes wie Bären im Kaffee hat. In meinem Fall: eindeutig falsch angenommen!
Ich tröste mich damit, es liege nur daran, dass ich Kaffee ohne Milch trinke. Vermutlich sollte ich einfach meine Kaffeewahl überdenken.

Mittwoch, 8. November 2017

Menschen aus Niedersachsen

Heute gab es mal wieder ein Heimspiel: Max Goldt las im Schauspielhaus. Während der Lesung wurde mir die sowohl für ihn als auch für mich recht uncharmante Tatsache bewusst, dass ich seine Veranstaltungen nun schon seit fast 30 (in Worten: dreißig) Jahren besuche. Zum Glück haben Max Goldts Lesungen in dieser langen Zeit nichts an Unterhaltung und Kurzweiligkeit eingebüßt. Wenn es damals schon bei einer aus Gründen weitgehend schwul besuchten Veranstaltung mit Klaus Wowereit hier in unserem Dorf hinter mir hieß, "der Klaus sei aber mopsig geworden",  lassen sich leider nur weniger charmante Worte für die stetige Veränderung im Leibesumfang des Herrn Goldt finden. Naja, wir werden eben alle nicht jünger. Heute Abend fand ich, der Autor sehe ein wenig aus wie Sigmar Gabriel in blond. Ein Vergleich, der mir ganz gut gefiel. Zumal sie doch beide aus Niedersachsen kommen und in den Endfünfzigern sind. Der Sohn fand den Vergleich an den Haaren herbeigezogen, meint er doch, dass Sigmar Gabriel "süß" sei und dessen Haut viel mehr Spannkraft habe.

Beim Signieren darauf angesprochen erinnerte sich Max Goldt auch an die Lesungen vor langen Jahren in Berlin. "Schreckliche Veranstaltungen" seien das gewesen. Da er zusammen mit Wiglaf Droste las, habe er sich entweder an dessen schlechtes Vorlesen oder an dessen Alkoholpegel oder gar an beides anpassen müssen. Alle Varianten seien ihm in irgendeiner Weise unangenehm gewesen. Darin unterscheidet sich vielleicht am Ende der Niedersachse vom Ostwestfalen.

Dienstag, 7. November 2017

Mol sagen

Zu meiner, aber mehr noch zu seiner eigenen Überraschung stellte der Sohn gestern Abend fest, dass er recht detailgetreu Dittsche imitieren kann. Dass er das Missingsch beherrscht: bei Brut und Aufzucht in der Mitte Hamburgs kein Wunder. Dass er jedoch den Tonfall so gut trifft, verwunderte ihn. Mich beeindruckte eher, dass er typische Floskeln und entsprechendes Vokabular beherrscht. Gibt er doch vor, deutsche Comedians im Gegensatz zu englischsprachigen langweilig zu finden und vor allem HSV-Fans zu boykottieren. Wahrscheinlich funktioniert es über Superlearning - genau wie Mathe und Geschichte.

Sonntag, 5. November 2017

Von mir haben sie das nicht!

Eigentlich ein schönes Wochenende, denn ich durfte die Tochter wiedersehen. Und sogar für länger als die Dauer einer Dusche. Genau genommen half sie mir sogar, das Ikea-Sofa im Zimmer des Sohnes resp. Bruders aufzubauen. Zwischenzeitlich konnten wir wunderbar zweistimmig fluchen. Es war allerdings kein Kanon. Sie echauffierte sich, die blöden Bilder seien wenig hilfreich, was spreche gegen eine Anleitung auf Englisch? Ich fluchte über die mitgelieferten scheddrigen Werkzeuge, mit denen man angeblich alles aufbauen können soll. Als unser Werk endlich vollbracht war und der Sohn von seiner Verabredung zurückkehrte, war er nicht angemessen angetan, mussten wir feststellen. Er fand, das Sofa zerstöre die Anmutung einer "Ergotherapiepraxis". Ich versuchte es mit billigen Müttertricks, er müsse serviceorientierter denken und dort auch einen Wartebereich einrichten. Nein, er habe nur Stammkunden, mehr wolle er nicht und die müssen auch nicht warten. Manchmal ist mir meine Brut sehr fremd.
So auch, als ich die Tochter später abends noch einmal traf - ein Sechster im Lotto gar. Sie war den Tränen nahe. Ich befürchtete, ihr Freund habe mit ihr Schluss gemacht und sie finde das im Gegensatz zum Letzten nicht "fresh". Stattdessen stellte sich heraus, ihr war das Handy heruntergefallen und es sagte nichts mehr außer bunte Farben auf dem Display anzuzeigen. Goldene Zeiten, als man sie Nummer des Freundes nachts um drei noch auswendig konnte! Über Freundinnen, deren Nummern in meinem Telefon gespeichert waren, mussten wir uns die Nummer des Freundes schicken lassen. Ich rechnete schon gar nicht mehr mein gutes Stück wiederzubekommen, denn anschließend musste natürlich die Nummer ausprobiert werden. Länger. Doch irgendwann bekam ich es wieder, weil sie ihn lieber live sehen wollte. Ich gerierte mich als überängstliche Mutter, denn es war mir nicht recht, sie gegen ein Uhr nachts noch ohne Handy bis zur Bahn laufen, U-Bahn fahren und dann zu ihm gehen zu lassen. Sie guckte mich sehr komisch an, als ich ihr ein Taxi bestellte und ihr das Geld dafür gab. Für das Geld hätte man sich wahrscheinlich drei Zigarettenpackungen kaufen können (ich kenne den Kurs nicht so genau). Von ihr erntete ich wenigstens nur überraschte Blicke. Der Sohn hingegen fand meine Aktion am nächsten Morgen vollkommen unnötig. Es endete damit, dass ich ihn anquakte, mit meinem Geld könne ich machen, was ich wolle. Ich sei schließlich die Einzige in unserem Haushalt, die es selbst verdiene.
Pädagogisch nicht ganz 1A, weiß ich schon...  

Donnerstag, 2. November 2017

Neuer Businessplan

Endlich komme ich dazu, von meinem "Rendezvous" mit dem französischen Bariton zu berichten. Er sang sehr gut, auch wenn Rossini nicht ganz mein Fall ist - aber einem geschenkten Karpfen guckt man nunmal nicht hinter die Kiemen. Dass die Welt eine Erbse ist, zeigte sich daran, dass ich einen Bekannten in der Vorstellung traf. Genau genommen sah er mich, als ich zu spät ankommend im Dunkel versuchte, meinen Platz zu finden. Ehe ich mit meiner Suche weiter für Unmut sorgte, setzte ich mich neben ihn, denn dort waren noch Plätze frei. Kurz nachdem das Spektakel losgegangen war, raunte er mir zu, der Sänger im weißen Anzug sei sehr attraktiv. Ich bestätigte das und sagte, ebendieser sei der Grund meiner Anwesenheit. Ehe er allzu enttäuscht war, erklärte ich ihm, dass ich die Freikarte habe, weil ich seine Brieftasche gefunden und wieder zu ihm gebracht habe. Meine Plauderei sorgte für indignierte Blicke seines Vaters, der neben ihm saß. Ich schwieg fortan lieber.
Nach der Vorstellung wurde ich zum weiteren Dank noch auf ein Getränk eingeladen. Man saß zwischen Hauptdarstellerin, Regisseurin und Tontechnikerin. Es war sehr nett und mein Gastgeber sehr charmant. Unterdessen bin ich mir ziemlich sicher, es war kein Zufall, "dass mir in Saint Georg geraubt wurde". Der Bariton fährt nicht in meinem Bus (um es mit einem Bekannten zu sagen, der übrigens Nachbar des getroffenen Bekannten ist).
Ich glaube, ich werde mich jetzt im Matchmaking verdingen.

Pro-Argumente

Es gibt gute Gründe, zufrieden zu sein:
1. Ist diese Woche eine kurze. Beim gefühlten Montag handelt es sich genau genommen um einen Mittwoch.
2. Haben wir nun 364 Tage Ruhe vor Halloween.
3. Habe ich zum ersten Mal seit Jahren keine Eierpampe an meinen Fenstern kleben. Entweder sind die üblichen Verdächtigen unterdessen verstorben oder gehbehindert, oder sie haben ein ökologisches Bewusstsein entwickelt oder die Eierpreise sind ihnen heutzutage zu hoch. Man weiß es nicht und will es im Grunde auch nicht wissen.
Allerdings frage ich mich, warum sich trotz aller Gründe keine gute Laune einstellen will. Es muss wohl am Herbst liegen.