Montag, 28. November 2016

Störfeuer

Als ob es nicht genügend Hindernis wäre, dass die Züge wackelten, als ich körbeweise Weihnachtskarten zu schreiben hatte. Nein, währenddessen meldete sich auch noch die Tochter - was prinzipiell nicht schlecht ist - und tat kund, "oh fuck Mama", sie habe ihre Mandoline bei "diesem Backding vergessen". Dieses Backding war übrigens ein veganer Weihnachtsbackkurs, den ich ihr vorfristig zum Nikolaus geschenkt habe. Da ich Telekomkunde bin und mich gerade im Niemandsland zwischen Osnabrück und Bremen befand, gestalteten sich die Antworten an die Kursleiterin, die glücklicherweise eine Kollegin von mir ist, wie an die Tochter schwierig. Mein Vorschlag, die Tochter solle doch zurückkehren und das Instrument abholen, wurde mit dem Argument abgeschmettert, das sei doof, man sei ja schon am Berliner Tor. Mit meiner Antwort testete ich wieder einmal, ob Ironie auch in digitalen Medien funktionieren kann. Ergebnis: zumindest mit der Tochter als Empfängerin klappt es. Telepathisch spürte sie meinen Unmut. Auf die Idee, gleich wenn man das Fehlen bemerkt, umzudrehen, kommt man als verantwortungsvolle Jugendliche an der Schwelle zum Erwachsenendasein selbstverständlich nicht. Das bedeutete doch Umstände, die lieber die kilometerweit entfernte Mutter übernehmen soll. Wen wundert es, dass ich in diesen Wirrungen nicht alle Karten einwandfrei hinbekomme? Ihr wundert euch auch nicht, dass ich am heutigen Feierabend mit Mandolinenbegleitung unterwegs bin. 

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