Dienstag, 31. Januar 2017

Schulfrei

Gestern war Genusszwang angesagt. Das Programm gelang mir anfangs nur bedingt. Ein baufälliges Schuhregal musste demontiert, ein neues aufgebaut werden, diverse Arten Müll mussten entsorgt werden, dem Sohn fehlten die Kalorien. Wir schufen gemeinsam eine Paella. Mein Anteil daran bestand hauptsächlich aus Hausfrauentipps der Art "Gefrorenes nicht auf dem Teller sondern einem Brett schneiden", "Safran gleich wegwischen, sonst gehen die gelben Flecken nie weg". Die Kreation oblag ihm. Und das war auch gut so. Nach der Mahlzeit sagte der Sohn einen Satz, von dem ich nicht erinnern kann, ihn jemals von ihm gehört zu haben: "Ich habe zu viel gegessen." Ach, was! Schließlich hatten wir den Inhalt der Paella-Pfanne (6 raciones) doch brüderlich im Verhältnis 5:1 geteilt - und ich bin nicht die Eins. Die Weichen wurden endgültig auf Genuss gestellt, als ich den Wellness-Gutschein der Kollegen, ach, was sage ich: Ex-Kollegen, gleich schon einlöste. Jetz bin ich tiefenentspannt. Hoffentlich verpasse ich vor lauter Entspannung nicht meinen ersten Arbeitstag in neuer Umgebung.

Sonntag, 29. Januar 2017

Demnächst mit Twinset und Perlenkette

Am Ende ist das Kind trotz anderer Optik doch Tochter ihrer Mutter. Die erste Lesung eines meiner Texte fand gleich im Literaturhaus statt. Die Tochter trat gestern nach drei-vier Monaten Mandolinenunterricht zum ersten Mal im Großen Saal der Laeiszhalle auf. Hamburger Instrumental-Wettbewerb - Konzert der Kinder und jugendlichen Preisträger. Wenn, dann eben richtig. Ebenso wie ich damals war sie nur eine unter vielen Akteuren. Egal, das große Ganze zählt. Mein Problem mit the big picture war lediglich, dass ihr Lehrer immer genau vor ihr herumhampelte, dass ich kaum brauchbare Fotos schießen konnte.

Man wird es uns hoffentlich nachsehen, dass wir in der Pause gleich im Anschluss an ihrem Auftritt gingen. Es lag nicht daran, dass mich nur mein eigenes Kind interessiert hätte; ehrlich! Der Grund für den etwas überstürzten Aufbruch war die Ansammlung deutscher/russischer/asiatischer,  überambitionierter Eiskunstlaufeltern. So etwas habe ich noch nie erlebt - und die Tochter geht seit zwölf Jahren auf die Brecht-Schule, die sich Hochbegabtenförderung auf die Fahne schreibt. Am liebsten hätte ich die ganze Zeit geschrieen: "Entspannt lebt es sich besser!" Doch auch ich habe eine gute Kinderstube genossen, also unterdrückte ich den Wunsch. Schweren Herzens.

Samstag, 28. Januar 2017

Früher war alles besser

Auch wenn ich eine Nacht darüber geschlafen habe, noch habe ich meinen Frieden mit dem gekappten Haar nicht gemacht. Eine flotte Kurzhaarfrisur ist es zwar nicht, obwohl sie unterdessen vielleicht altersgemäß wäre, aber seit dreißig Jahren habe ich nicht so kurze Haare getragen - und so wenig Haar hatte ich wohl noch nie.
Einen Vorteil erkenne ich jedoch: über Nacht ein Pfund abgenommen. Und das ohne Sport.

Freitag, 27. Januar 2017

Alles im Wandel

Manchmal gehen Veränderungen auch, ohne dass ein neuer Mann dafür notwendig ist oder der amtierende in den Wind geschossen werden muss: ich habe mich gerade von 30 Zentimeter Haaren getrennt. Ob es mir gefällt, weiß ich noch nicht. Oder - wie Viktor, der mondgesichtige, slawische Friseur mit der Schlumpfmütze sagte: "Ärst mal Nacht drüber schlafän."

Say Hello, Wave Good-bye!

Bis gestern blieb ich recht ruhig, aber am Ende war ich doch aufgeregt. 
Jetzt liegt alles hinter mir, was zum Glück noch nicht völlig in mein Bewusstsein vorgedrungen ist. 
Was ich geschafft habe: Ich habe den Laufzettel abgearbeitet, Schlüssel, Bahnkarte und Jobtelefon abgegeben, meinen Arbeitsplatz halbwegs aufgeräumt hinterlassen, die Party überstanden, NICHT geweint - auch wenn es oftmals hart dran war. Selbst wenn man 50% des Ganzen als Schleimerei abrechnete, blieben immer noch unglaublich viele liebe Worte für mich übrig. Hinzukam ein unglaublich toll arrangierter Abschiedstisch. Das Panorama versuchte außerdem, mir den Abschied so schwer wie möglich zu machen, ging in die volle Runde und nahm alle Farben auf der Palette. 

Die Tochter sprach dem Champagner und den Zigaretten (vom Chef geschnorrt) zu. Der Sohn erfreute sich selbst damit, Akteure meines (bisherigen) Arbeitsplatzes mit denen aus "The Office" zu vergleichen. Er fand einige beeindruckende Übereinstimmungen; charakterlicher, nicht äußerlicher Art. 
Was ich nicht geschafft habe: nach der Party anständig aufzuräumen. Zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, ich wurde von den Kollegen abgehalten. Sie müssen sich jetzt mit dem Destillendunst am Arbeitsplatz arrangieren. Vielleicht werde ich sogar als Frischluftbeauftragte vermisst?
Was alles leichter macht: mein neuer Chef und mein alter (unbedingt Kleinschreibung!) haben am gleichen Tag Geburtstag. Nämlich heute. Happy Birthday, Bosses!

Mittwoch, 25. Januar 2017

Logistik

Wenn ich gewusst hätte, wie anstrengend letzte Tage bei der Arbeit sind! Wahrscheinlich kündigen viele Menschen nicht, weil sie den Aufwand scheuen, obwohl sie ausreichend unzufrieden mit ihrem Job sind. Alle Aufgaben müssen gerecht auf zurückbleibende Kollegen verteilt, Laufzettel abgearbeitet, Schubladen entrümpelt, morgen abwesende Kollegen rechtzeitig verabschiedet werden; man muss sich seelisch auf die "launigen Worte" vorbereiten, die der Chef morgen vom Stapel lassen möchte - und überhaupt muss man ob der Reaktionen das eine oder andere Tränchen der Rührung verdrücken. Zuhause muss noch ein bisschen Kuchen gebacken werden. War klar, dass der Mixer genau vor drei Kuchenteigen kaputt geht. Auch gut, wenn die Armmuskulatur trainiert wird. Die Kinder fragen sich, wie ich den ganzen Kuchen, Knabberkram und Krimskrams zur Dekoration morgen zur Arbeit bekomme. Netterweise haben sie ihre Tragehilfe angeboten. Ich frage mich viel eher, wie ich den angesammelten Kram aus sechs Jahren nach Hause schaffen werde. 

Dienstag, 24. Januar 2017

Machen!

Gestern gab ich also mein erstes kurzes Gastspiel im neuen Job. Meine Aufregung legte sich in dem Maße, in dem ich bekannte Gesichter traf (die sich auch noch alle freuten) und in dem ich feststellte, dass dort kein Hexenwerk zelebriert wird. Zur Feier des Tages kaufte ich nach dem Termin ein. Das traf sich gut, denn ich hatte bereits eine Nachricht des Sohnes:
Die verschiedenen Fischsorten, die ich besorgt hatte, schienen seine Zustimmung gefunden zu haben. Heute früh rühmte er jedenfalls die Qualitäten der neuen Pfanne. "Wir brauchen mehr Grillpfannen! Die Pfanne ist besser als echtes Grillen. Alles ist viel saftiger." Halbherzige Zustimmung der Mutter, die um diese Uhrzeit an keine Nahrungsmittel mit mehr Kalorien als Tee denken möchte. Ich befürchte, die Zeit ist vorbei, in der ich den Sohn mit einem Toast am Morgen abspeisen konnte.

Montag, 23. Januar 2017

Musik und so

Während der Sohn gestern Theorien zur Musikgeschichte aufstellte, erstellte ich endlich eine weitere Playlist. Die Theorie des Sohnes war, dass, wenn sich 1994 anstelle von Kurt Cobain Billy Corgan das Leben genommen hätte, jetzt Nirvana in der Versenkung verschwunden wäre und die Smashing Pumpkins wahnsinnigen Ruhm hätten. Wieso weiß ein Sechzehnjähriger, dass sich Kopfschuss-Kurt 1994 erschoss, wer die Pumpkins sind und wie deren Frontmann heißt? Letzteres wusste ich nicht einmal. Normal ist das nicht, oder?
Meine Playlist nannte ich "2016 war ein Arschloch". Das fand nicht die Zustimmung der Kinder. Meine Wahrnehmung sei sehr eingeschränkt (kommt vielleicht mit dem Alter?). 1939 sei doch ein viel schlimmeres Jahr gewesen, meinte der Sohn. Da habe er sicherlich recht, ich erinnere mich aber an keine Künstler, die in diesem Jahr gestorben seien. Außerdem, fügte ich hinzu, habe ich zu der Zeit noch nicht gelebt, auch wenn das schwer vorstellbar sei. Nie um eine Replik verlegen, befand der Sohn, dass 1990 ("Erster Golfkrieg") viel schlimmer gewesen sei - und da habe ich schon gelebt. Das brachte die Tochter auf den Plan: für die Syrer sei 2016 bestimmt mieser gewesen als 1990. Bevor die Diskussion völlig ausufern konnte, bekräftigte ich nochmals, dass die Aussage rein musikalisch gemeint sei. Dann solle ich sie auch so benennen, meinten die kleinen Prinzipienreiter, mit denen ich zusammenwohne. Jetzt hat die Playlist den etwas sperrigen Titel "So von  Musik her war 2016 ein Arschloch". Übrigens weiß ich, dass die Zusammenstellung aus Bowie, Prince, Leonard Cohen und George Michael schrill ist. Das muss mir nicht nochmals gesagt werden.

Sonntag, 22. Januar 2017

Unterschätzt

Ein Wochenende ist etwas Feines. Wahrscheinlich ist es nur meiner ausgelassenen Stimmung (wir möchten jetzt nicht an die unsägliche Melodie eines werbenden, deutschen Joghurtproduzenten von damals denken!) zuzuschreiben, dass ich kleine Begebenheiten der letzten Tage amüsant fand.
Die erste trug sich am Freitagabend auf dem Nachhauseweg zu. Da ich noch einen Korb mit leeren Backformen bei der Arbeit liegen hatte, beschloss ich diese Fügung zu nutzen und zusätzlich ein paar Schätze von dort mitzunehmen. Unter anderem auch alle fünf (!) legendären Soundmachines von Tele 5. Aus diesen quaken Stimmen wie die von Oliver Kalkhofe, Mario Adorf oder Angela Merkel, wenn man auf die entsprechenden Knöpfe drückt. Ich befand mich nun in der vollen U-Bahn mit einigen urbanen Hippstern auf dem Weg zu einer Party. Das wusste ich, weil mein Korb neben ihrer Tasche mit Getränken und Pappbechern auf dem Boden stand. Immer wenn ich das Gefühl hatte, den Korb etwas aus dem Weg schaffen zu müssen, stupste ich diesen mit dem Fuß an. Dabei betätigte ich natürlich irgendwelche Auslöser, so dass es immer wieder von unten hoch blökte. Die ehedem selbstsicheren Digital Natives wurden zusehends unruhig ob dieses Phänomens, während Muddie ihr Pokerface aufsetzte. Technik, die begeistert.
Die zweite begab sich am Sonnabend, als ich von meiner dritten Kalorienbeschaffungsrunde aus der U-Bahn stieg. Mit mir verließ ein junger Vater mit seinem etwa zweijährigen Sohn die Bahn. Er war wohl ebenso platt wie ich, jedenfalls erklärte er dem Kind, die Tiere gehen jetzt auch schlafen (um kurz vor 17 Uhr; was sollen das für Tiere sein?) und sie sollten sich doch auf morgen vertagen. "Einverstanden, Spatzi?" Selten habe ich ein vehementeres Nein als Antwort gehört. Die Replik drängte sich auf, fand ich. Aber vielleicht bin ich intellektuell wie emotional auf Zweijährigenniveau stehengeblieben.

Freitag, 20. Januar 2017

Kulturkritik

Wie üblich hörten wir heute früh NDR2. Nicht aus Leidenschaft, sondern weil mir Blindfisch des Öfteren die Uhrzeit durchgesagt wird. Das hilft zwar nur bedingt beim pünktlichen Erscheinen, aber wenigstens weiß ich dadurch, dass ich zu spät bei der Arbeit sein werde. Gelebtes Erwartungsmanagement. Es lief wie üblich die 80er/90er-Wir-Schaffen-Auch-Am-Morgen-Gute-Laune-Musik, gegen die ich mir über die vielen Jahre Immunität erhalten habe. Irgendwann kam dann fast zwangsläufig Roxette (oder war es Ace of Base? Irgendeine blöde skandinavische Band eben). Der Sohn hob MEINE Stimmung deutlich, als er dazu meinte: "Das klingt wie Die Ärzte auf englisch." Ich fand die Aussage umso treffender, als sie kurze Zeit später "Männer und Frauen" (oder so) von den Ärzten spielten. Da war der Sohn allerdings schon in der Schule.

Lame Duck

Heute gehe ich in die letzte Runde der letzten vollen Woche in altem Amt. Langsam wird die Veränderung auch für mich, die ich immer vollständig im Hier und Jetzt lebe, zu spüren. Ich friste meine Tage mit Übergaben und derniers lönschs. Nennt mich den Barack Obama der TV-Planung. Wahrscheinlich finden mich meine aktuellen Kollegen jetzt auch besser als jemals zuvor.
In meine Freude auf Neues mischt sich Wehmut (ach, was?) und die Angst, den ganzen Vorschusslorbeeren nicht gerecht zu werden. Es tut mir wohl, wenn mir meine jetzigen Kollegen - und selbst meine Kinder - versuchen, die Sorge zu nehmen. Sie alle sagen, ich schaffe das ohne Probleme. Dann fällt mir wieder ein: ich bin ja Superwoman!

Donnerstag, 19. Januar 2017

Den Tag nicht vor dem Abend verdammen

Es sind Erste-Welt-Probleme, ich weiß. Aber dieser Tag wird wohl nicht mehr meiner. Erst ziehe ich mir die Strumpfhose zu schnell nach dem Eincremen der Beine ein. Die Folge: schöne und vor allem bleibende Fettschlieren an der Strumpfhose. Dann geht der komplette Reißverschluss meines Kleides kaputt. Und das wider Erwarten nicht, weil die Belastung auf ihn übertrieben groß gewesen wäre. Das Kleid ließ sich natürlich nicht reparieren, Ehrensache. Ein neues Kleid muss her. Ich wähle das, was noch am ehesten ins originäre Farbkonzept passt. Die Strumpfhose ist damit nicht nur beschlabbert sondern auch noch farblich unmotiviert. Ich hadere zwar, muss aber wegen des späten Zeitpunktes aufgeben. Auch wenn pünktliches Erscheinen der lame duck nicht mehr so wichtig ist. Die Tochter meint es gut, hilft aber nur bedingt, als sie meint, darauf achte ohnehin niemand. Ich weiß, dass ich für eine Achtzehnjährige als Untote jenseits der Wahrnehmung gelte, aber man möchte es nicht immer vor Augen geführt bekommen. Warnung in eigener Sache: Wer den Farbbruch wahrnehmen sollte, halte besser den Mund. 
Der Abend reißt den Tag noch raus, ich bin sicher.

Wir sind kreativ

Der Sohn stellte letzthin fest, er "könne gar nicht so schlecht malen wie er immer gedacht habe". Diese Erkenntnis bekräftigte ich als fördernde Mutter natürlich vehement. Jetzt hat er eine äußerst produktive Schaffensphase.
Wenn ich ihm nun noch vermitteln kann, dass es bessere Leinwände als rosa Post-it-Zettel und geeigneteres Malzeug als schlierende Kugelschreiber gibt, können wir das Ganze merkantil ausschlachten. Ich weiß es.

Mittwoch, 18. Januar 2017

Zu viel der Ehre

Gestern Abend war ich richtig platt. Gegen 21:30 Uhr bemerkte ich, dass ich mich seit meiner Rückkehr von der Arbeit nicht einen einzigen Moment hingesetzt habe. Als ich kurz vor 19 Uhr nach Hause kam, begann ich gleich mit dem Kuchenbacken. Blöderweise vertat ich mich bei der Zugabe der Aromen: statt Vanille nutzte ich Bittermandel. Das bedeutete, aus dem Teig konnten nicht die obligaten Rhabarbermuffins werden. Kurzerhand wurden es Apfelmuffins. Anschließend musste jedoch noch das Original entstehen. Also gut, weitermachen! Zwischendrin noch die Unterschrift des Gatten für einen neuen Antrag auf Kindergeld einfordern. Als die Rhabarberbackwerke endlich im Ofen waren, roch es in der ganzen Wohnung so gut nach Kuchen, dass der Sohn höflich fragte, ob ich ihm Eierkuchen ("Mama, das heißt Pfannkuchen!") machen könne. Ich konnte. Während ich briet, kam eine Nachbarin vorbei, um sich zu erkundigen, wie ich mit dem Schimmelbefall in meiner Wohnung umgegangen sei. Sie haben jetzt Vergleichbares in ihren Fensterstürzen. Wie gut, dass sie gleich beim Profi vorbeischaute! Aus den Resten des Eier-/Pfannkuchenteigs, der Streusel und eines Apfels wurde heute früh noch ein kleiner Kuchen für die Brut.

Ich sei "der McGyver der Kuchen", meinte der Sohn. Dafür nimmt man einiges an Strapazen auf sich.

Dienstag, 17. Januar 2017

Für die Bewegung verloren

Ein Schelm, der sie in unserer nicht wärmegedämmten Altbauwohnung installiert und dann auch noch "Kontrollierte Abluft" genannt hat. In den fensterlosen Badezimmern mag sie eine gewisse Berechtigung haben, in der Küche hilft sie lediglich, sich wie auf dem Flugfeld zu fühlen: laute Maschinen, zugige Atmosphäre. Es gilt die Faustformel: je kälter es ist, desto lauter/aktiver ist die Lüftung. Wahrscheinlich ist dieser Zusammenhang das "Kontrollierte" an ihr. In jedem Fall wird warme Heizungsluft mit Macht herausgesaugt und durch frische kalte ersetzt. Ein Prozess, der durch undichte Fenster über der Heizung tatkräftig unterstützt wird. Der Sohn übertreibt natürlich maßlos, wenn er behauptet, "in unserer Küche haben wir 2°". Aber der Trend zur einstelligen Temperatur stimmt - egal wie hoch wir die Heizung aufdrehen. Die Wahrheit ist, wir sind einfach nicht reif für moderne, ökologische Architektur. Hat man schließlich beim Gründach gesehen.

Montag, 16. Januar 2017

Wintertristesse?

Heute ist also Blue Monday. In mir verstärkt sich der Eindruck, nicht allen Quatsch mitmachen zu müssen, der aus Amerika oder woher auch immer herüberschwappt. Black Friday, Throwback Thursday und nun eben den Blue Monday. Angeblich beschreibt dieser den Gefühlstiefpunkt des Jahres. Es gab diesen Winter bereits deutlich tristere Tage als den 16. Januar, und ich wage die verwegene Prognose, dass deutlich scheußlichere als der heutige folgen werden. Auch wenn dann die Tage wieder deutlich länger sein werden, denn ab Ende Januar beschleunigt sich die Taghelle wegen der Erdkrümmung überproportional. Nicht, dass ich das Phänomen wirklich begriffen hätte. Ich plappere das nur nach.
Vielleicht habe ich auch nur etwas falsch verstanden und der Blue Monday heißt nur wegen des blauen Himmels so? 

Sonntag, 15. Januar 2017

Viel Spaß

Muddie hat Spaß für tausend. Als ob es nicht genug sei, am Wochenende die Wohnung wieder auf mitteleuropäische Sauberkeitsstandards zu bringen, muss auch noch die Steuererklärung 2015 fertig werden. Bei der Wahl zwischen Pest und Cholera entscheide ich mich zunächst einmal für Cholera, die Steuer. Anschließend widme ich mich der Pest. Die schlimmsten Hygienemängel tun sich im oberen Badezimmer auf. Während der Sohn noch fast ein wenig bewundernd konstatierte, ich reinige aber sehr gründlich, war die Tochter nur genervt, weil ich mit diesen unnötigen Putzaktionen "ihr" Badezimmer blockierte. Man merkt doch gleich, dass sie unterdessen volljährig ist. Dann ist es nur richtig, dass ich für sie ab nächstem Monat kein Kindergeld mehr bekommen soll.

Freitag, 13. Januar 2017

Zuhause

Es sieht so aus, als müsste ich die WG wechseln. Meine Mitbewohner plündern alles, was ich in den Kühlschrank stelle, ohne jemals für Ersatz oder Nachschub zu sorgen. Das Putzen bleibt ausschließlich an mir hängen. Angeblich sei es gar nicht dreckig, ich übertreibe nur. Auch die Ordnung der Gemeinschaftsflächen fällt komplett in mein Ressort. Im unwahrscheinlichen Fall, dass sie Wäsche waschen, sind es nur ihre eigenen Sachen. In Diskussionen über den Zustand unserer WG verdrehen sie auf meine Eingaben nur die Augen.
Vielleicht bin ich auch einfach zu alt für das Wohngemeinschaftsleben. Aus der WG dann nahtlos ins betreute Wohnen?

Mittwoch, 11. Januar 2017

Hoch die Tassen!

Die Kanzlerin ist bei uns nicht dabei, aber ansonsten steht auch bei unserer Gegenveranstaltung alles unter dem Motto "Feierlicher Festakt". 
Zugegeben, es wäre schön gewesen, wenn Amazon Prime seinem Namen gerecht geworden wäre, und ich nicht nur Platzhaltergeschenke gehabt hätte. Immerhin, von der Schule bekam sie geschenkt, dass der heutige Matheunterricht ausfiel. Zusätzlich bekäme sie von der Philosophielehrerin einen weiteren Punkt Notenverbesserung geschenkt, wenn sie an heute an einer Veranstaltung teilnähme. 
Dass sie in diesem Fach so oder so bewandert ist, bewies die Tochter anschließend, denn sie philosophierte darüber, dass sie bereits seit 0 Uhr als volljährig gelte, obwohl sie dies doch erst ab 14 Uhr sei.
Vier Erkenntnisse nehme ich von diesem Tag mit:
1. Nicht nur die Tochter hat sich in den letzten 18 Jahren verändert. Auch ich sehe im Vergleich zum 11.1.1999 deutlich gealtert aus.
2. Der Sohn klärte mich darüber auf, die Mehrzahl von Arschloch laute Arschlochs.
3. Kerzen lassen sich auf einem Kuchen, der mit Puderzucker bestäubt ist, relativ schwergängig auspusten, selbst wenn man mit 18 Jahren noch keine körperlichen Ausfallerscheinungen hat.
4. Das "Fruit Theme" (der Sohn) muss auch beim Kuchen durchgezogen werden, auch wenn sich die Jubilarin explizit Schokoladenkuchen wünscht. Hatte ich schon erwähnt, dass der Sohn lieber Obstkuchen mag?

Dienstag, 10. Januar 2017

Hamburger feiern am 11. Januar ein historisches Ereignis

Um es nicht zu vergessen, zählt das Fahrgastfernsehen in der U-Bahn herunter: noch ein Tag. Dann wird die Tochter volljährig. Unglaublich, gerade war sie doch noch im Kindergarten!
Außerdem wird 2017 an diesem Tag beweisen können, dass es besser ist als sein Vorgänger, indem es nicht wieder einen David Bowie (oder vergleichbar) zu den Feierlichkeiten aus unserer Mitte reißt.
War sonst noch etwas?

Montag, 9. Januar 2017

Alle Jahre wieder

Beeindruckend, wie groß so ein Wohnzimmer ist, wenn kein Baum darin steht. Außerdem beeindruckend, wie viele Nadeln so ein Tannenbaum in seinem letzten Aufbäumen (!) abwerfen kann, wenn man ihn aus seinem natürlichen Habit herausholt. Ich rechne damit, einen ganzen Schwung davon im Hochsommer wiederzufinden. Außerdem vermutete ich, in der Nacht von Tannennadeln zu träumen. Auf diese Äußerung erntete ich verständnislose Blicke der Brut. Der Sohn assistierte zwar eifrig bei der Baumdemontage, das Saubermachen fiel jedoch in mein Ressort. Obwohl ich mit meinen professionellen Prognosen oftmals halbwegs richtig liege, im Privaten patze ich wohl, denn ich träumte stattdessen von meinem ersten Tag beim neuen Arbeitgeber. Ich sage nur so viel: es war gut, dass ich irgendwann aufwachte. Ich habe ungefähr alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Zuspätkommen, Unterlagenvergessen, unpassende Kleidung und so weiter. Ein Wunder, dass ich nicht gleich wieder herausgeworfen wurde. In Wahrheit passierte mir derart Peinliches natürlich nie. Schließlich bin ich laut Aussage der Kinder nur peinlich, wenn ich Dirndl trage - und das habe ich in näherer Zukunft nicht vor.

Sonntag, 8. Januar 2017

So kocht Frau Antje heute

Trotz höllischer Glätte und Januar und überhaupt war gestern ein guter Tag. Die Enttäuschung über den verpassten sturmfreien Vorabend ließ sich schnell wegstecken. Man bekommt schließlich nicht jeden Tag einen guten, alten Brief von der Christl von der Post, der mit "Sweet Antje v. Garnier" auf dem Umschlag adressiert ist und mit "stets Dein" schließt. Wenn auch kein Liebesbrief, so doch ein Brief mit viel Liebe und auf jeden Fall ein Ego-Boost.
Aber das war noch nicht alles. Mindestens gleichwertig in der Wirkung auf die Laune: Der Sohn antwortete auf meine Frage, was er essen wolle, ausnahmsweise nicht mit "was Leckeres" sondern mit einem konkreten Vorschlag. Dieser überraschte mich noch mehr als seine bloße Existenz. Er wünschte sich Käsespätzle. Er zeigte sich wiederum überrascht, dass ich sie beherrsche und auch notwendige Utensilien wie einen Spätzlehobel dafür besitze. Warum ich bei der Zubereitung der Nudeln Monty Pythons "Every Sperm Is Sacred" vor mich hin summte, habe ich nicht erklärt. Auch Mütter brauchen ihre kleinen Geheimnisse, vor allem wenn sie nicht ganz jugendfrei sind.

Samstag, 7. Januar 2017

Voll ungerecht

Heute schmolle ich mal mit den Kindern. Und wie üblich zurecht. Schließlich haben sie mir nicht vorher Bescheid gesagt, dass ich gestern Abend sturmfrei hatte.

Freitag, 6. Januar 2017

Ging nochmal gut!

Wieder einmal rächte es sich, Ersthelfer zu sein. Zwar war nichts mit Blut (das kann man nicht sehen, Ehrensache!), aber ein Termin vor meinen offiziellen Bürozeiten; das muss doch nicht sein! Dieser hatte zum Inhalt, dass alle Ersthelfer von der Geschäftsführung angehalten wurden, für den Sauerstoffgehalt in den Büroräumen zu sorgen, indem sie alle zwei Stunden ein Stoßlüften organisieren. Dringend angezeigt, wenn die einzige Lüftung durch Heizlüfter bestritten wird und außen arktische Kälte herrrscht. Leider stellte sich diese Idee bei minus zehn Grad als nur bedingt konsensfähig heraus. Während in anderen Bereichen/Abteilungen jedwede Kritik durch Berufung auf besagten Geschäftsführer im Keim erstickt werden konnte, tat sich meine Scholle nicht unbedingt als Vorbild an Obrigkeitshörigkeit hervor. Ich will nicht ins Detail gehen, aber ich mutierte trotz namhaften Konkurrenzumfeldes in Bestzeit zur unbeliebtesten Kollegin. Zum Glück fiel mir der pädagogischste aller Sätze noch einigermaßen rechtzeitig ein: "Denkt immer daran: es tut mir selbst mehr weh als Euch!"

Donnerstag, 5. Januar 2017

Danke für meine Arbeitsstelle

Nicht alles in der Großraumdisco ist schlecht. Ok, man kann es entweder warm und stickig oder kalt und luftig haben. Auch der Weg in den sechsten Stock ohne Fahrstuhl ist beschwerlich. Der Blick entschädigt schon für Einiges.
Doch der eigentliche Gewinn ist, an den Konversationen der Kollegen teilhaben zu dürfen.
Kollege 1: "Casino nur im Vollsuff."
Kollege 2 (bestätigend): "Alles Andere wäre Geldverschwendung."
Manchmal ist es mir hier fast ein bisschen zu harmonisch.

Januar heißt auf aramäisch Durchhalten (oder so)

Hach! Man kommt zu nichts, wenn man bei der Arbeit ständig damit beschäftigt ist, den Office Service zu kontaktieren, weil alle naslang die Sicherung herausfliegt. Zuerst dachte ich, es liege an den "8000 Watt"-Heizlüftern, die wir in Ermangelung einer funktionierenden Heizung benötigen. Genau genommen war es der Drucker. Immer wenn man ihn startete, ging nichts mehr. Das gespielte Sprichwort: der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. So konnte ich mich freuen, am Abend für die Geburtstagskollegin zu backen. Warm und mit belastbarer Elektrik. Zuhause habe ich einen Test gestartet: mal sehen, wie lange es braucht, bis die Brut feststellt, dass erstens der Mülleimer brechend voll ist und ihn zweitens herausbringt. Im Zweifel wird das Ganze zum Selbsttest: wie lange halte ich es aus, bis ich den Müllsack selbst in den zwanzig Meter entfernten Container werfe. Man lernt so viel von seinen Kindern.

Dienstag, 3. Januar 2017

Dienstag ist der neue Montag

Man muss nicht winterdepressiv sein, um festzustellen, es gibt kaum eine größere Tristesse als an einem mehr als trüben Januartag in ein nahezu vollständig entvölkertes, kaltes Großraumbüro zu kommen. Der Frondienst geht dann noch weniger leicht von der Hand.

Sonntag, 1. Januar 2017

Besinnlichkeit reloaded

So heimelig stelle ich mir meinen Lebensabend vor, zumindest um diese Jahreszeit. Ruhe (abgesehen von ein paar Unermüdlichen, die immer noch böllern), der illuminierte Tannenbaum, ein Heißgetränk und Reste vom Kartoffelgratin des Vorjahres. Als ich es vorgestern zubereitete, meinte ein Klassenkamerad der Tochter, das sehe lecker aus, ob das ein "Chipsauflauf" sei. Ich vermute, mit einem BMI von etwa 15 gehörte ein solches Gericht zu den attraktivsten, die man sich vorstellen kann.