Freitag, 25. November 2022

Wintersaison

Nun beginnt sie also, die Jahreszeit, in der nicht nur in den hinterletzten Ecken Tannennadeln der letzten Jahre zu finden sind, sondern sie sich wieder in jeder Ecke tummeln. Das Grün wird uns wahrscheinlich bis Ende Januar begleiten. Ungefähr so lange, bis uns die Erdkrümmung gnädig wieder ein paar mehr Tagminuten spendiert. 
Mit meinem diesjährigen Adventskranz bin ich nur mäßig zufrieden. Schon wieder sind die Bedingungen gegen mich. Das Schweinesystem eben. Es sorgt dafür, dass es keine Teller mit Pikern zur Kerzeninstallation (Wer weiß schon, wie der Fachterminus dafür heißt?) mehr zu kaufen gibt. So musste ich auf den Fundus zurückgreifen, der nicht ganz Farbe und Form vorrätig hatte, die ich mir vorstellte. Dann ist der Kranz eigentlich zu klein für die Kerzen. Doch die größeren wären mir entschieden zu blautannig gewesen. 
Wer sich übrigens am Fußballsujet meines Adventsschmucks stößt, sollte die subtile Nachricht des Ganzen beachten. Ich habe ihn „Avvento al posto del Infantino“ genannt. Er soll der Haltung der redlichen Italiener huldigen, die gar nicht erst zu den Gammelspielen in Katar gefahren sind.



Sonntag, 20. November 2022

Vorbereitungen

Alles neu macht der November. Alles ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber aus so viel mehr als Fensterbänken, Spüle und Fernseher besteht ein Haushalt schließlich kaum. Oben genannte Objekte sind bei uns wenn nicht neu, dann zumindest repariert.
Die Fensterbänke sind dabei die glänzendste Neuerung. Sie wurden Donnerstag und Freitag von der polnischen Fachkraft eingebaut. Am Ende seiner Arbeitszeit des ersten Tages rief mich der Handwerker von meiner Werkbank weg: „Spüle ist Drama.“ So dreckig kam sie mir gar nicht vor. Zumindest nicht, bevor er seinen Putz darauf verteilt hatte. Er klärte mich nochmals auf: „Spüle ist Drama, ist in Luft aufgehängt. Wahrscheinlich Loch zu groß. Weiß nicht, wer gemacht hat das.“ Ich schon, das war wohl der Ex-Mann. Dafür ist er also auch nicht zu gebrauchen. Wieso die Spüle in Mitleidenschaft gerät, wenn dahinter eine alte Fensterbank aus- und eine neue eingebaut wird, erschloss sich mir wiederum nicht sofort. Nach Überlegung war Vermutung, dass er die schwere Steinplatte darauf abgelegt und sie sich deswegen verbogen hat. Er versprach, sie am Folgetag wieder etwas auszubessern. „Fehlt Klemme, bringe ich morgen mit das.“ Mit besagter Utensilie bewaffnet, machte er sich Freitag nicht nur ans Überstreichen des neuen Putzes sondern auch an die Ausbesserung (Auf meine Frage, ob sich die Reparatur überhaupt lohne oder nicht eine neue besser sei, erhielt ich den fachkundigen Rat: „Neue ist immer besser. Haben Sie jetzt da Neue?“). 

Durch die Verschönerung euphorisiert wollte ich gleich Freitagabend den kaputten Fernseher durch ein funktionsfähiges Modell ersetzen. Dann habe ich jedoch wieder so lange gearbeitet, dass ich direkt von zuhause zum nachbarschaftlichen Heimspiel-Konzert gehen musste, um die Tochter nicht zu lange in der Kälte warten zu lassen. Im Saal tummelte sich weitere Musikerprominenz, die auf Nachfrage keinen aktiven Part an der Veranstaltung einnehmen wollte, weil sie schon zu viel geraucht habe.

Nach dem Konzert (war jut jewesen) stand ich nochmals mit der Tochter draußen und zeigte ihr mein Dilemma des Fernseherkaufs zur unsäglichen WM auf. Sie meinte, ich müsse mir keine Gedanken machen, der Kauf gehe eher in die Black Friday-Statistik ein. Black Friday sei so ein Internet-Phänomen aus den USA, das nun auch in Deutschland angekommen sei. Ich mag zwar alt sein, doch das war selbst für mich etwas viel an Erklärung. Schließlich verbringe ich einen nicht unerheblichen Anteil meiner Arbeitszeit mit einem großen Versandhändler. 
Um meine Bedenken gebracht, konnte ich nach dem Kauf eines Adventskranzrohlings am Samstagnachmittag dann endlich den des Fernsehers einlegen - und war am Ende sogar erfolgreich. Lediglich der Anschluss des neuen Highend-Geräts musste wegen einer Verabredung und des daraus resultierenden Kopfsumpfs am Folgetag heute auf den späten Nachmittag verlegt werden. Auch gut, dass das Bild erst deutlich nach Anpfiff stand. In unserem Schleich-Dich-Scheich-Studio sind heute eher Krimiserien angesagt.



Donnerstag, 17. November 2022

Wie jetzt?

Das kann nicht wahr sein! Mit dem tristen Novemberwetter und vor allem der Dunkelheit habe ich gerechnet. Bin aber dennoch immer wieder überrascht, was für einen Stimmungsdämpfer das Elend draußen und drinnen verursacht. Mit Arbeit habe ich auch gerechnet. Was ich jedoch nicht einkalkuliert habe - wie auch? -, war die Sache mit dem Fernseher. An dunklen und kalten Abenden kann er eben doch noch etwas. Da er jedoch - wie vom Sohn angekündigt - streikte, gab ich gestern in Vollendung: „Ich muss nicht in diese Richtung gucken“. Nachdem bereits die technischen Fähigkeiten des Sohnes versagt hatten, rechnete ich mir keine großen Chancen aus, dem Gerät ein Bild zu entlocken. Ich bin nicht umsonst Planerin; meine Prognose stimmte. Einen neuen Fernseher zu beschaffen, ist schon in jedwedem Herbst/Winter eine Zumutung. In diesem Jahr wirft sie meine ganze Strategie über den Haufen. Hatte ich mir doch zurechtgelegt, die WM zwar zu sehen (da ich nicht Teil des GfK-Panels bin), aber allen Schnickes, der im Zusammenhang damit angeboten wird, zu boykottieren. Nun muss ich, vermutlich dieses Wochenende, einen Fernseher kaufen, der dann als WM-induzierter Kauf in die Statistik eingehen wird. Dafür verzichte ich auf Winterspeck, den ich mir sonst mühevoll mit zigtausend Duplos oder Hanutas angefuttert hätte, um das Ferrero-Sammelalbum voll zu bekommen? Oder auf Sozialkontakte, die sich aus Panini-Tausch ergeben hätten? Das ist nicht fair und ein hartes Schicksal noch dazu. Ein Gutes hat meine Anwesenheit in der Hansestadt immerhin: Eine Tipptopp-Grippeimpfung, deren größte Hürde die Beantwortung der Frage war und ist, ob ich Rechts- oder Linkshänderin sei.



Mittwoch, 9. November 2022

Jetzt ist aber wirklich Schluss

Im Grunde ist es wie zu Hause. Auch hier könnte es so schön sein, wenn nicht spezielle Exemplare dieser Nachbarn wären. Ein paar Unterschiede gibt es natürlich dennoch - so herrscht im Süden besseres Wetter und viel mehr Romantik vor -, aber vieles ähnelt sich. Laubpuster, Müllabfuhr und Handwerker starten früh am Morgen ihr lärmendes Dasein. Über die Zeitverschiebung zwischen Hamburg und Spanien wollen wir nicht sprechen, das wäre kleinlich. Die hiesigen Nachbarn erfordern allerdings andere Strategien als daheim. Zum Glück kann ich mich auf traditionelle Kernkompetenzen berufen: es wird zurückgeschossen. Der hauptstädtische Nachbar aus dem vierten Stock erdreistete sich, seine abgenagten Olivenkerne zwei Stockwerke tiefer auf unseren Balkon zu schleudern, spucken oder sonstwie zu expedieren. Fast müsste ich ihn bewundern, wie er den Spin hinbekommt. Doch letztlich hat er sich mit den Falschen angelegt. Wir brauchen keine Unterstützung anderer, um Kriege anzuzetteln, die wir am Ende verlieren! Daher habe ich mir spanische Waffen, respektive eine Zwille, in einem Schnickschnackladen an der Promenade eine besorgt. Damit wollte ich Sektkorken und Ähnliches zwei Stockwerke höher auf den Balkon katapultieren. Leider erwies sich das Projekt als schwerer als gedacht. Anfangs schaffte ich nicht einmal die Höhe. Später entweder eine gute Strecke nach oben oder seitlich, aber nicht beides zusammen. Als ich fast schon erste Erfolge verbuchen konnte, reiste der Feigling nach Madrid ab. So kann ich nicht arbeiten! Beziehungsweise: Dann eben nicht mehr an der Zwille sondern an der Tastatur. Erholt bin ich auch trotz der oben genannten Rückschläge.