Sonntag, 30. Dezember 2018

Jetzt aber!

Wenn nicht jetzt, wann dann (wer jetzt einen Ohrwurm hat, dem ist auch nicht zu helfen)? Es wird Zeit zu resümieren. Hier also mein Jahresrückblick 2018. Ein überraschend aufregendes Jahr, fand ich.
Januar 
Die Tochter wird schon 19 und der Sohn absolviert mündliche Prüfungen. Seine Eloquenz kennend machten sie mir keinen Puls. Ihm stattdessen schon etwas mehr. Am Ende ohne Not, denn er hat alles bestens gemeistert.
Februar 
Der Sohn verreist zum ersten Mal ganz alleine. Dass er allein fliegt, war weniger aufregend. Dass er mehr als drei Wochen für sich im Ausland verbringt, schon mehr. Natürlich habe ich mir vollkommen umsonst Gedanken gemacht, er hat alles bestens gemeistert.
März 
Ein 120 Liter-Oster-Beagle stößt zu uns. Nach Ostern übt er sich in Klavieretüden.

April 
Der Schnee schmilzt endlich. Dennoch kehre ich anlässlich meines Geburtstages Hamburg den Rücken zu und verbringe eine Woche in Spanien. Sogar mit den Kindern. Zum Ende des Monats gab es  überraschend noch ein Konzert-Highlight: Element of Crime in Lübeck. Zu meinen Jahreshöhepunkten gehörte das Trucker-Lesbenpaar, das hinter uns stand, von denen die eine wohl nur wegen Sven Regeners Trompetenspiel vor Ort war. Jedenfalls skandierte sie gleich zu Beginn lautstark - damit er es auch hören möge: „Sven, blas‘ mir einen!“
Mai
Es verdichten sich die Hinweise, dass meine Hüfte ausgetauscht werden muss. Wenn das Röntgenbild bei den Profis wahlweise „Ach, du Scheiße!“ oder „Damit hätten wir Sie schon vor 5-10 Jahren hier erwartet“ hervorruft, könnte es Zeit werden. Ich mache einen OP-Termin für Ende des Sommers aus. 
Juni
Was als Feierzeitraum geplant war, entpuppt sich als Rohrkrepierer. Trotz blamabler Fußballmomente entwickelt sich der Monat zum Ende hin doch noch hervorragend. Während des Ausscheidens der deutschen Nationalmannschaft habe ich besseres Programm, zumal ich abends noch dem Once-In-Your-Lifetime-Konzert beiwohnen darf: David Byrne ist zwar auf dem Papier nicht mehr der Jüngste, aber seine Bühnenshow ist unbeschreiblich gut.

Und dann werde ich auch noch zum ersten Mal in meinem Leben Trauzeugin - ach, was sag‘ ich: Schirmherrin! Mehr geht in einem Monat nicht.
Juli
Wer jetzt denkt, nun kann nichts mehr kommen, der hat nicht mit dem Blutmond gerechnet. Optisch gar nicht so spektakulär, aber das Drumherum ist dann doch erste Klasse.
August
Nachdem das Rekonvaleszentenbett unter Mühen und Fluchen aufgebaut ist, und ich mich von der schlechteren Hälfte meiner Haare getrennt habe, kann ich mich zum Ende des Monats mehr oder weniger beruhigt unters Messer begeben.

September 
Den Bombensommer darf ich an der Ostsee noch verlängern. Nicht unbedingt Urlaub, aber auch nicht ganz schlecht. Selbst wenn Publikum und Setting größtenteils gewöhnungsbedürftig sind, entschädigt der Blick für vieles. Und fit geworden bin ich außerdem.

Oktober 
Während Muddie in der Muckibude Muskeln trainiert, wird der Sohn volljährig. Jetzt habe ich also zwei erwachsene Kinder. Mit meinem Alter hat das bestimmt gar nichts zu tun.

November 
Per se ein Unmonat kann er dieses Jahr wenigstens mit ein paar schönen Literatur- und Kulturveranstaltungen aufgewertet werden. Hinzukommt mein erstes echtes Date nach dem Besuch des Ersatzteillagers. Außerdem habe ich meine Eingliederung zur Arbeit aufgenommen. 2018 hatte überraschenderweise schlechtere Zeiten als den November.
Dezember 
Das furiose Finale eines aufregenden Jahres. Es beginnt mit einer langen Sonntag-/Montagnacht erst mit zweien, dann mit einem der Lieblingsautoren. Dann Rückschläge bei der Arbeit. Direkt danach endlich Urlaub. Dort überraschend viele Sonnenstunden. Genau das Richtige als Vorbereitung auf die Feiertage daheim. Und schwupps ist das Jahr schon wieder um.


Samstag, 29. Dezember 2018

Neu

Der Weihnachtsmann oder so brachte mir ein neues Telefon. Dank tatkräftiger Unterstützung eines technisch versierteren Bruders ging der Tausch - ich korrigiere mich: die Rochade - vergleichsweise unproblematisch. Wäre nicht ein blödes Update dazwischen gekommen, hätte es ruckzuck geklappt, indem man alt und neu nebeneinander legt. 
Mit der Zeit zeigen sich jetzt die Hürden. Dass die Gesichtserkennung am Morgen nicht funktioniert - Schwamm drüber. Bestätigt nur meine (und Gary Larsons) Vermutung. Meine spannende N = 1-Studie zeigt übrigens: ab etwa Teetasse 2 geht‘s wieder.

Ärgerlicher hingegen, dass wie bei jedem größeren Update sämtliche Musik unwiederbringlich vom Gerät gelöscht wurde. Ich verbringe gerne meine Samstagvormittage bei Tee und Musikladen. 

Freitag, 28. Dezember 2018

Zwischendrin

Auch wenn man  - mehr aus Pflichterfüllung, denn aus Leidenschaft - arbeiten muss, schliddert man von den einen Feiertagen zu den anderen. Meine Vorbereitungen für die späteren sind ausnahmsweise aufwendiger als für die früheren. Dieses Jahr gilt es auch besondere Herausforderungen zu meistern: Das Kernkompetenzteam hat sich leider ins Kantonesische abgesetzt und lässt uns mit unseren Pflichten allein. Ausgewählte Nachbarn hatten per Dekret („Die Partei, die Partei, die hat immer recht...“) unser Haus zur böllerfreien Zone erklärt. Für kindliche Gemüter wie mich eine Steilvorlage, um wider meine Natur und zum ersten Mal in meinem Leben Feuerwerkskörper zu besorgen. So viel zu „Ab einem gewissen Alter gibt es keine ersten Male mehr“. Auf der Habenseite: die Altersbeschränkung stellte nun wirklich keine Hürde für mich dar. Meine Kaufkriterien waren schlichter Natur. Wenn der Titel passte, landete das Paket in meinem Korb. So wundert es nicht weiter, dass ich unter anderem Premium-Produkte wie „Noise Maker“, „Ultra Sound“ oder „Scream Machine“ erstanden habe. Schwierig wird das Initiieren dieser Wunderwaffen werden. In diesem Bereich kann ich nicht einmal mit Raucherexpertise aufwarten. Es wird mir mehr wehtun als dir. Aber was echt preußisches Pflichtgefühl ist... Vielleicht gereicht mir zumindest zum Vorteil, (wenn auch als eines der schwarzen Schafe) aus einer Pyro-Familie zu entstammen. 
In Vorbereitung auf diese aufregenden Zeiten hatte ich avisiert, heute bereits um 20 Uhr im Bett zu liegen. Kurz vor 21 Uhr wies mich der Sohn darauf hin, ich sei wohl wortbrüchig geworden. Recht hatte er. Normalerweise kenne ich den Hinweis nur, wenn meine Anwesenheit nicht mehr zwingend erwünscht bzw. sogar hinderlich ist. Heute jedoch sprach er es und verabschiedete sich im Anschluss direkt selbst ins Bett. Verkehrte Welt.

Mittwoch, 26. Dezember 2018

Rochieren

Das Fest der Liebe stand dieses Jahr eher unter dem Motto des Post-Titels. Alles wurde eifrig rochiert: Teller, Telefone, Parkplätze, Präsente. Einfaches Tauschen kann jeder. 
Die Erkenntnis dieser Tage: Geschenke Einpacken wird besser, wenn es nicht unter Zeitdruck geschieht. Nach einem guten halben Tag im Schweinsgalopp blieb ich Heiligabend in dieser Disziplin unter meinen Möglichkeiten. Das das Verpacken begleitende Fluchen war wenig besinnlich. Im Verlauf des Einwickelns tröstete ich mich mit dem Gedanken an saisonal übliches Schummerlicht. Dennoch konnte ich nicht aufhören, mich selbst über meine aktuelle Einpackschwäche zu ärgern. Dann kam der Sohn in gleicher Mission hinzu. Aus dem Augenwinkel auf die Referenzptäsente schielend stellte ich - wieder einmal - übertriebene Selbstkritik an mir fest. Er hingegen war zufrieden mit seinem Werk, schien es. „Gut geworden“, befand er, „... für einen Vierjährigen“. Für uns Mütter bleiben sie doch immer klein.

(„Der Konzeptbaum“ so die Nachbarin)

Sonntag, 23. Dezember 2018

Bonjour Tristesse

Es begab sich, dass ich wenige Stunden nach der Rückkehr in die hiesige Dunkelheit auf eine Geburtstagsparty eingeladen war. Schön, wenn man auch hier Lichtblicke hat. Während wir im Schweinsgalopp den Transfer zu unserem Anschlussflug gerade noch schafften, hatte mein Gepäck - wenig überraschend - weniger Glück. Es blieb noch etwas länger in Frankfurt. Anfangs fand ich es nicht weiter schlimm. Habe ich doch relativ viel Erfahrung mit verschollenem Reisegepäck und richte mich somit auf diese Eventualität ein. Erst nach und nach fiel mir auf, was ich doch ganz gerne sofort bei mir gehabt hätte. Unter anderem das Geburtstagsgeschenk für den Jubilar, das ich am Vortag nach viel reiflicher Überlegung flügelschlagend besorgt hatte. So ging es also im Räuberzivil und mit leeren Händen zur Party. Der Zufall wollte es - naja, nicht ganz -, dass die Geburtstagsfeier direkt unter der neuen Wohngemeinschaft der Tochter stattfand. Die wiederum zufällig am gleichen Datum ihre Einweihungsparty beging. Lange hin- und hergerissen zwischen Neugier und Nicht-Lästig-Fallen-Wollen traute ich mich schließlich doch nach oben. Dort traf ich neben der Tochter nicht nur den Sohn (der vorher schon die Einkaufshilfe für die drei WG-Genossen gab, weshalb seine Anwesenheit nicht allzu überraschend für mich kam) sondern auch meinen Neffen und meine Nichte. Die Tochter ist von jeher sehr integrativ. Als ich nach kurzer Führung wieder zur Stammparty gehen wollte, trug mir die Tochter auf, ich solle dem Vater ihres Mitbewohners sagen, wenn er auch auf der älteren Veranstaltung auftauche, er solle auch zur Besichtigung hochkommen. Da war es wieder, ihr integratives Bestreben. Ganz Dienstleister erfüllte ich ihren Auftrag. Besagter Vater stellte mich, wenn auch namenlos, so doch zumindest in meiner mütterlichen Funktion seiner Freundin vor. Diese Transferleistung war nicht allzu groß, da ich ja im Auftrag der Tochter agierte. Und wer kann sich schon diese blöden Namen merken? Wahrscheinlich um die Peinlichkeit zu überbrücken, begann er etwas unbeholfen Smalltalk. Meine Tochter habe also einen neuen Freund. Diesen Umstand hatte ich mir zwar schon gedacht, aber offiziell wusste ich noch nichts davon. Egal, die Situation erforderte Pokerface und verhalten bestätigende Reaktion. Beides gelang mir trotz ermüdender Reise, Gepäcklosigkeit und verstopften Ohren. Manchmal beeindrucke ich mich selbst. Andere sowieso.

Freitag, 21. Dezember 2018

V8

Heute heißt es Abschied nehmen. Von der Sonne, von Farben (für den Rest des Jahres vermutlich), vom Fiat 500 und meiner klimatisch ansprechenderen Büro-Außenstelle. Ab heute heißt Temporada wieder Saison und besteht aus Keksen, Geschenkbeschaffung und All-Wetter-Kleidung. Doch Erinnerung und ein wenig Bräune nehme ich mit.



V7

Am Ende hat es mich doch überrascht, als die Supermarkt-Kassiererin mir heute - an einem strahlenden Sonnentag - „Bons festes!“ wünschte. Die Verwunderung kam weniger durch die Tatsache, dass sie das hiesige Idiom mit mir sprach. Vielmehr daher, dass es sich um das nahende Weihnachtsfest handeln soll. Pfingsten wäre insgesamt passender, finde ich. Deshalb ist es wahrscheinlich stimmig, dass ich noch kaum Geschenke parat habe. Noch treiben mich ohnehin die Geburtstage vor den anderen Feiertagen um.
Ansonsten muss ich meine Mail-Signatur ergänzen. Kniffel Coaching alleine reicht nicht mehr aus. Meine Tipps sind derart altruistisch, dass ich dem Coach auch noch einen Loser hinzugesellen muss.
Egal. So lange es die schwulen Sonnenuntergänge gibt. Dies wird wohl der letzte seiner Art für dieses Jahr - ich hör‘ ja schon auf!



Mittwoch, 19. Dezember 2018

V5+6 in 1

Seit gestern hält man uns endgültig für die schwachgeistigen Touristen, die wir vermutlich sind. Bei empfindlicher Kälte von etwa 16° - selbstredend über null - wagten wir, mit nackten Füßen durchs Meerwasser zu laufen. Während die endemischen Menschen mit Fellstiefeln und Daunenjacken unterwegs sind. Die Hunde ihre dringend benötigten Mäntelchen noch etwas fester um ihre zitternden Körper gewunden bekommen und die Möwen gar auf ihr übliches Seebüffet verzichten - vermutlich weil sie auf der Suche nach ihren Stiefeln und Wintermänteln sind. Heute finden wir es fast etwas schwül-warm und sitzen anders als der Rest der Passagiere im T-Shirt im Zug auf dem Weg in die große Stadt. Wunderte mich nicht, wenn wir dort zufällig CR7 träfen. Habe ich so im Gefühl. Währenddessen läuft meine juristische und organisatorische Schaltzentrale in der spanischen Außenstelle weiter. Mit Organisation meine ich nicht einmal Weihnachtsgeschenke, so weit bin ich noch nicht. Immerhin bin ich halbwegs zufrieden mit dem bisher Erreichten. Am Ende wird es doch noch ein vollwertiger Urlaub.

(proxima parada: Cullera)

Montag, 17. Dezember 2018

V4

Wir vernachlässigen unsere Pflichten. Das liegt nicht ausschließlich am guten Wetter. Auch nicht an der Vernachlässigung preußischer Tugenden. Etwas weniger dessen  wünschte man übrigens dem Herrn, der akustisch wie olfaktorisch belastend die hiesigen Hecken schneidet. Ich glaube, der Grund liegt darin, dass ich müde bin, an allen Fronten zu kämpfen. Arbeit, Scheidung, Wohnung, nichts geht von selbst - und wenig so, wie ich es mir wünschte. Eigentlich geht Urlaub anders, dachte ich. Immerhin, die Sonnenuntergänge sind 1A.





Sonntag, 16. Dezember 2018

V3

Das schöne, warme Wetter hielt uns von allem möglichen ab. Auch gut. Zwischenzeitlich war meine Stimmung jedoch etwas gedrückt. Mich packte das Gefühl, eine Rabenmutter zu sein: das erstgeborene Kind zieht aus - und ich bin nicht einmal vor Ort. Doch Sonne und Lektüre halfen, schnell wieder in den Zweckoptimismusmodus zu kommen: am Ende besser, wenn ich uns den Auszug nicht nur noch schwerer mache. Dann die Vermutung, nicht alles falsch gemacht zu haben, wenn man noch solche Nachrichten bekommt:

Genau genommen sind wir - nach meiner Rückkehr - auch nur 4,3 km voneinander entfernt.

Samstag, 15. Dezember 2018

V2

Hier ist Lesen angesagt. Lesen auf der Überholspur. The story of my life. Ich bin auf Umwegen dorthin gekommen. Nicht, dass ich es erst spät beherrscht hätte. Genau wie der Sohn habe ich es mir mit etwa fünf Jahren selbst beigebracht - ich dabei vielleicht noch ein wenig mehr mit der Unterstützung des größeren Geschwisters. Für mich übte es einen Reiz aus, auch in diese Welt verschwinden zu können, in der sich mein Bruder befand, wenn sich nur ein irgendwie bedrucktes Objekt in seiner Nähe befand. Von Zeitschriften, Zeitungen oder Büchern wollen wir gar nicht sprechen. Ich habe mir wohl zu hohe Ziele gesetzt, als das Dechiffrieren von Joghurtbechern über Bilder hinaus („Da-no-ne Will-i-ams-Christ-Bir-ne“ stand da auf dem sich nach oben verjüngenden Pappbecher mit wulstigem Rand) nicht mehr ausreichte. Ein Buch sollte es sein. Am besten eines, das den großen Bruder noch mehr als jedes andere Druckerzeugnis in den Bann zog: ein Kaamai. Keine gute Idee meinerseits. Zunächst einmal nicht mein Genre (so viel weiß ich jetzt), doch viel schwerwiegender: quälend langweilige Landschaftsbeschreibungen, die sich am Anfang über viele Seiten hinwegzogen. Doch so weit kam ich gar nicht. Spätestens auf Seite fünf gab ich auf. Dass es ihnen auch an Authentizität mangelte, da sich der Autor nicht ernsthaft aus Sachsen entfernt hatte, blieb mir somit verborgen. Auch gut. Was mein Bruder an diesem Lesen fand, war höchst rätselhaft. Aber nicht so sehr, dass man es wieder versuchen müsste. Ich muss wohl in jungen Jahren schon einen gewissen Hang zur Effizienz gehabt haben. Der hielt mich ein paar Jahre vom Lesen über den Hausgebrauch hinaus ab. Wichtig ist es, zu erkennen, ob es sich bei einer Marmelade um Schwarze Johannisbeer (eklig) oder Schattenmorellen (lecker) handelt. Aber ob das Oeuvre von Karl May oder Stanislaw Lem besser ist: geschenkt! Die gesamte Grundschulzeit habe ich mich aus dem Büchergeschäft herausgehalten. Gut, man musste diese blöden Schreibschriftbücher über sich ergehen lassen. Sonst hätte es Ärger mit der mindestens genauso blöden Klassenlehrerin gegeben. Oder diese Bücher, die wir lesen mussten und deren Autorin ich vergessen habe, die mich nur ärgerten, weil die Illustrationen perspektivisch vollkommen falsch waren. Man bekam sie in den Siebzigern von wenig wohlmeinenden Menschen sogar zum Geburtstag geschenkt. Erst als Bilderbücher gar nicht mehr altersgemäß waren, bin ich über sie wieder ins Lesegeschäft eingestiegen. Dann gleich richtig und nicht einmal langsam. Dieser Tage liegt die Quote bei etwa einem pro Tag. Und die haben nicht einmal Bilder.
A propos Bilder: dies ist mit einer leichten Verzögerung eines von V1:

(Wenig erhellend, ich weiß. Nur so viel: wir haben Gnade vor Recht ergehen lassen.)

Freitag, 14. Dezember 2018

V1

Heute ist bereits Bettenwechsel. Hier gehen die Uhren eben doch anders. Die neue Reisebegleitung fand, ich solle meinen Posts ebendiese Titel geben. Man merkt, ich bin Dienstleister durch und durch. Außerdem passiert nicht viel. Ich fahre zum Flughafen. Die erste Reisebegleitung fliegt 40 Minuten später, als die neue ankommt. Nicht nur Dienstleisterin sondern auch Planerin durch und durch. Komisch, dass ich dennoch an der einen oder anderen Stelle nur als Mittelmaß wahrgenommen werde. Ich fahre vom Flughafen nach Hause - sogar fast auf dem kürzesten Weg. Anschließend noch ein Spaziergang. Der Blick aufs Telefon sagt: gut 12.000 Schritte. Und ich dachte, außer Lesen und Essen betreibe ich hier nur Nichtstun.



Donnerstag, 13. Dezember 2018

Seven of Nine

In meiner Timeline teilen mir unterdessen einige meiner Kontakte mit, sie seien am Cher-Konzert im Herbst 2019 interessiert. Das löst bei mir automatisch eine akustische Assoziationskette aus, deren Folge ein andauerndes Summen ist. „If I Could Turn Back Time...“ Wenn das ginge, hätte ich zum Beispiel nichts gegen den 9. Dezember 2018. Weniger um gegen 6 Uhr morgens immer wieder „I’ve Got You, Babe“ zu hören. Mehr um dauerhaft Sonne und Nichtstun zu genießen. 
Ich selbst bin übrigens am singenden Ersatzteillager - meine Wurfkraft steigert sich im Glashaus ins Unermessliche - nicht allzu interessiert.

Dienstag, 11. Dezember 2018

Schön

Leben wie Gott in Frankreich ist ein Dreck gegen Leben wie ein König in Spanien. Das Zweibeste an letzterem ist, dass der Hermelinumhang gar nicht nötig ist, weil es auch Dezember im T-Shirt ausreichend warm ist. Das Beste: sogar das Strippenziehen funktioniert aus der Sommerfrische. Mehr geht kaum.



Sonntag, 9. Dezember 2018

Alles wird gut

Die Erkenntnis der letzten 24 Stunden: Wundenlecken fällt leichter, wenn es in weniger grauem Umfeld gepflegt werden kann. Allein der Ortswechsel schafft schon einiges. Noch besser, wenn der Transport in den Süden in bester Drei-Wetter-Taft-Manier erfolgt: Hamburg, Nieselregen, 7°. Zürich, Wind, 5°. Valencia, Sonnenschein, 18°. Die Frisur sitzt. Umso schöner, wenn dann noch etwas Amüsement hinzukommt: Eine goldene Regel besagt, sich nicht über Namen lustig zu machen. Und sowieso immer die political correctness im Auge zu behalten. Aber bemerkenswert war’s schon, als ich entdeckte, dass der freundliche Flugbegleiter der Swiss („Mein äußerst schwer erziehbarer, schwuler Schwager aus der Schweiz“ wie der gute, alte Max Goldt-Titel besagt) auf seinem Namensschild „N. Hintermann“ stehen hatte. Das durfte der Öffentlichkeit nicht vorenthalten werden - und darüber könnte ich schon gar nicht hinwegsehen. Zu dem Zeitpunkt machte es auch nichts mehr aus, dass mir gewahr wurde, was ich alles vergessen hatte mitzunehmen.
Noch schöner wird es, wenn die Autovermietung DAS Auto für mich bereithält. Als Fashionista goutiere ich, dass es sich dieses Mal um eins in leicht metallischem, dunklem Meerblau (!) handelt. Pure Lebensfreude kommt auf, wenn das eigene Device ohne Probleme an die Fahrgast-Dolby Surround-Anlage angeschlossen werden kann und das iPhone automatisch in den Schnulzenmodus verfällt. Leid höchstens beim Mitinsassen wegen meines anhaltenden Mitsingens („If you leave me now...“ trallala).
Endgültig geschafft war die Entspannung, als ich den Nachbarn ihren „Stammparkplatz“ abluchsen konnte. Jeder andere zwingt sie dazu, sich etwas mehr zu bewegen. 

Einziger Kritikpunkt: mein erstes Mal Fliegen mit Ersatzteilen war unspektakulärer als gedacht. Das Sicherheitspersonal interessierte sich nicht für einen Sechser für meinen „Access-All-Areas-Ausweis“, den andere als der Sohn „Endoprothesen-Pass“ nennen. Abzüge in der B-Note verkrafte ich.

Samstag, 8. Dezember 2018

Nennt mich Gary

Mit einem Besuch bei der Kosmetikerin dachte ich gestern noch die Kurve zu bekommen, um einem mehr als bescheidenen Tag noch eine positive Wendung zu geben. Es war vermutlich nur folgerichtig, dass beim Pimpen der Fußnägel - ich hatte mich aus saisonalen Gründen für ein leicht metallisches, echtes Rot entschieden - den Nagel des linken großen Zehs verlor. Vor Monaten war mir ein nicht ganz leichter Mann mit Sicherheitsschuh (ich stattdessen leider nicht) vollwuchtig auf ebendiesen Zeh getreten, was erst Schmerzen, dann einen Bluterguss und jetzt das zur Folge hatte. Statt eines weihnachtlich roten Nagels nun gar keinen und dafür ein wenig kleidsames, aber notwendiges Pflaster. Die Welt ist nicht gerecht. 
Aus multiplen Sicherheitsgründen ziehe ich mich also besser in mein Schneckenhaus zurück. Besser gesagt: ich verlagere mein Häuschen an einen wärmeren Ort. Oder zumindest das, was von meinem Schneckenhaus noch übrig ist - in der Hoffnung, dass alles Fehlende wieder nachwächst.



Freitag, 7. Dezember 2018

Glaskugel

Es muss wohl weissagend gewesen sein, dass mir Facebook heute als Erinnerung ein Foto von vor über zehn Jahren ausgespielt hat. Eine Weissagung erstens, weil die Gelegenheit eine Brigitte-Veranstaltung in der Agentur war. Zweitens, weil ich mich dank Facebook daran erinnerte, dass der damals noch amtierende Gatte mich nach dem professionellen Schminken mit den Worten begrüßte, ich sehe ja aus wie eine Eule. Ich hätte es also damals schon wissen können.



Mittwoch, 5. Dezember 2018

Insomnia

Schlaf beziehungsweise das Fehlen dessen scheint momentan mein Sujet zu sein. Wenn ich nicht so müde wäre, trällerte ich Tag und Nacht den oben genannten Neunziger Jahre- Dancefloor-Banger von Faithless. Ein Lied, das der Sohn mit entsprechendem Tonfall als „Deine DJ-Musik von 1996“ abkanzelt. Wunderte mich nicht, wenn er mit der Jahreszahl sogar richtig läge. Während meine Schlaflosigkeit in der Nacht von Sonntag auf Montag wenigstens ein selbst gewähltes Schicksal war, hielt mich gestern Nacht wohl meine gedankliche Nachbereitung des vorangegangenen, unfreiwilligen Kommunikations-Pingpong mit dem Ex-Mann in spe ab. Nicht zu vergessen die zwischendrin eingeschobenen Anfragen an meine Anwältin bzw. deren Antworten. Das ganze Thema lässt mich auch nächtens mit der modernen Jurisdiktion hadern. Im Grunde wünsche ich mir die gute, alte Schuldfrage zurück. Einziger Lichtblick neben der Schokolade aus meinem Adventskalender (natürlich nicht mehr nach dem Zähneputzen verzehrt!): geteiltes Leid und so. Der Sohn zwang sich, die Nacht durchzumachen, „damit er endlich wieder den richtigen Tagesrhythmus annehme“. Ginge dies Ansinnen nicht mit nächtlichem Gerumpel einher, stünde die Mutter hundertprozentig hinter seinem Projekt. So - und aus Schlafmangel - trotzte er mir nur ein müdes „Finde ich gut“ ab. Meine Glaubwürdigkeit als Motivationscoach stand auch schon mal besser da.

Dienstag, 4. Dezember 2018

Immerhin

Das gestrige Projekt „Nachtruhe um 18 Uhr“ ging schief. Nicht etwa, weil ich zu spät im Bett lag. Das habe ich bereits davor geschafft. Das Einschlafen war das Problem. Gegen die fortwährenden Nachrichten des angehenden Ex-Mannes mit dem Ansinnen, eine Scheidung nach vorne zu peitschen, konnte ich mich zumindest partiell wehren. Einfach früher als sonst das Telefon in den Flugmodus bringen. Gegen Telefonterror auf dem Festnetz kann diese Maßnahme jedoch auch nichts ausrichten. Schlafverhindernd wirkte sich zusätzlich aus, dass es (nach dem Telefon) laufend an der Tür klingelte, weil die Kinder Besuch bekamen. Wenn die Tochter schon einmal zuhause ist, muss es sich auch lohnen. Vor Freude und Rührung nicht schlafen konnte ich, da der Sohn bei Wind, Wetter und Dunkelheit abends noch einkaufen ging und mir einen Milka-Adventskalender mitbrachte. Später ärgerte ich mich über mich selbst, weil ich feststellen musste, ein Buch nicht nur als eBook sondern auch als echtes besorgt zu haben. Die Bestellungen natürlich schon länger her, so dass ich das traditionelle Buch nicht mehr zurückgeben kann. Dann musste ich doch über mein Missgeschick lachen, denn besagtes Buch/besagte Bücher trägt/tragen den Titel „The Punishment She Deserves“. Mehr geht nicht.

Montag, 3. Dezember 2018

Preußentum reloaded

Vielleicht bin ich doch die ideale Arbeitnehmerin. Obwohl ich wochenlang ausgefallen bin. Das gesamte Wochenende schleppe ich mich - so wenig wie möglich - mit Schmerzen durch die Gegend. Selbst zum Saisonhöhepunkt eiere ich wenig groupiegemäß mit Stützen, die ich doch eigentlich seit Wochen in die hinterste Ecke verbannt hatte. Allenfalls der Drogengehalt in meinem Blut kommt dem eines klassischen jugendlichen Fans gleich. Wenn auch Ibuprofen nicht zu den typischen Modedrogen gehören dürfte. Aber wer weiß schon, was bei den jungen Menschen heutzutage hip ist? 

Doch zum kulturellen Highlight: Wir standen tatsächlich auf der Gästeliste („Antje von Garnier (Künstler)“). Meine Sorge im Vorfeld war also unbegründet. Die Lesung war toll, trotz der hohen Erwartungen an sie. Anschließend bekam ich eine nette (Erfolgsroman) und eine sehr nette Widmung (Anmut und Feigheit) in die jeweiligen Buchexemplare. Wiederum anschließend zog die Autor- (Top Act) und Groupie-Karawane weiter durchs Dorf, in die etwas weniger beschaulichen Ecken. Die Uhrzeit, bis zu der wir uns ins Bett aufmachten (getrennt, wohlgemerkt!), war dem Groupietum, nicht aber dem Angestelltenleben angepasst. Der Nachtschlaf reduzierte sich damit auf etwa vier Stunden. Der erste, zweite und dritte Blick in den Spiegel sagte: „Ich sehe aus, wie ich mich fühle.“ 
Egal, denn pünktlich zum viel zu frühen Montagmorgen ist der Schmerz in der Hüftperipherie nur noch ein müdes kleines Wimmern, dessentwegen ich mir albern vorkäme, zum Arzt zu gehen. Also stattdessen in die Galeere. Auf dem Weg dorthin murmele ich mantramäßig im Wechsel die Worte: „Heute Abend gehe ich um 18 Uhr ins Bett.“ und „Nie wieder trinke ich etwas - und schon gar nicht Wein zweifelhafter Provenienz.“