(Wieder mal bumsvoll)
Eierkopp und Helga
Freitag, 15. März 2024
Inicio de temporada
Heute sind zum ersten Mal in diesem Jahr die grünen Fahnen geflaggt. Seit die Saison begonnen hat, kommt einem das Wasser wärmer vor als die 15°, die es eigentlich hat. Plötzlich ist es auch für Einheimische statthaft, Zeit am Strand zu verbringen. Schließlich kann man ab 14:30 Uhr von dort aus zum Mittagessen in Restaurants gehen. Sind sie doch ab dem Nachmittag wieder geöffnet, nachdem die hiesigen Straßen am Vormittag mit Lieferanten aller Gewerke voll waren. Es ist eine Freude und Ehre an der Saisoneröffnung teilnehmen zu dürfen. Alle kriechen aus ihren Löchern, der unwirtliche Winter (haha!) ist vorbei. Alle liegen sich in den Armen. Selbst wir erarbeiten uns Hochachtung ob der Weinmengen, die wir anlässlich der diesjährigen Premiere konsumiert haben. Die ausgelassene Stimmung geht so weit, dass ich auf dem Ausnüchterungsspaziergang angesprochen werde, man finde mich „cute“ und wolle sich mit mir treffen. So viel Wein hatte ich nicht, dass ich zusagte. Freue ich mich doch lieber für mich alleine (die Reisebegleitungen machen lieber Siesta), dass die Aborigines mich für sommerlich gebräunt halten. Nur im hintersten Bereich meines Kopfes irrlichtert die Herausforderung, sich irgendwann wieder auf deutsche Zeitrechnung einstellen zu müssen. Lösen wir später. Mañana noch nicht.
(Wieder mal bumsvoll)
(Wieder mal bumsvoll)
Dienstag, 12. März 2024
Fachkräftemangel
Meine Fähigkeit, leidlich gut Nettoreichweiten zu prognostizieren, wird unterdessen sekundiert durch die, den Benzinverbrauch - wie jetzt auf der Westeuropatournee - abzuschätzen. Gestern antizipierte ich vor dem Tanken einen Verbrauch von 60 Litern. Und was soll ich sagen? Die Anzeige der Zapfsäule zeigte 59,99 l an (bei festgestelltem Einfüllstutzen, sonst wäre es nicht zu dem Schnitzer mit dem einen Milliliter gekommen). Seit diesem Erfolgserlebnis überlege ich krampfhaft, welchen Einfluss die beiden Kernkompetenzen auf meinen Karrieresprung hatten. War ich bei der letzten Bundestagswahl noch eine von vielen, die in den Messehallen Briefwahlstimmen auszählte, soll ich wegen dieser Vorerfahrung bei der kommenden Europawahl nun zur Wahlbezirksleiterin aufsteigen. Wahrscheinlich sollte ich mir die Frage gar nicht stellen und mir erst recht nichts darauf einbilden. Der Fachkräftemangel ist inzwischen sicherlich auch in der Wahlhelferbranche angekommen.
Montag, 4. März 2024
„What is a week-end?“
Heute habe ich mich ausnahmsweise nicht über die Altglascontainerleerungen vor sieben Uhr echauffiert. Das liegt weniger daran, dass es verdammt nötig war, da beide Behälter überfüllt waren. Als mehr daran, ich mich der mit den Händen arbeitenden Bevölkerung zugehörig fühle. Allein gestern hatte ich netto gerechnet einen Acht-Stunden-Tag. Gegen 10:30 Uhr habe ich meinen Balkon weiter bearbeitet, den ich am Vortag in Angriff genommen hatte. Mit einer vergleichsweise kleinen Drahtbürste den Holzboden bearbeiten, anschließend etwas glatt schleifen, den Staub wegfegen beziehungsweise absaugen und am Ende das Holz ölen. Normalerweise finde ich, dass mein Freiluftbereich durchaus noch etwas größer sein könnte, gestern verfluchte ich jeden Quadratzentimeter. Pünktlich um 14:30 Uhr kam dann die aktive Pause mit einem Alsterspaziergang, durch Kaffee und Kuchen zusätzlich aufgewertet. Um direkt im Anschluss mit dem zweiten Balkon in meiner Obhut weiterzumachen. Dort erwischte mich die Dunkelheit. Flutlicht wäre gut gewesen. In der Dämmerung bot sich der Sohn zum Glück als Assistent an, was ich dankbar annahm. Gegen 19 Uhr waren wir fertig, in jedweder Hinsicht. Selbst der Sohn attestierte nach einer halben Stunde Mitarbeit, es sei anstrengend gewesen, er spüre seine Beine und Arme. Mir hat nicht unbedingt geholfen, dass ich mir am Sonnabend beim Staubsaugen des Hochbetts den kleinen Finger entweder gebrochen oder geprellt habe und dass ich mir später beim Einsteigen ins Bett das Knie ausgerenkt habe (wie doof kann man sein?). Dessen Einrenken habe ich aus Müdigkeit länger herausgezögert, wissend, dass es dann nur umso schmerzhafter wird. Nach dem letzten Balkon war übrigens vor dem Abendessen, das der Sohn und ich in trauter Zweisamkeit zubereiteten (Kochen zur Entspannung) und in ebenso trauter Dreisamkeit verspeisten.
Nun ist es Montagmorgen und ich frage mich: Wo ist eigentlich dieses Wochenende, von dem alle immer sprechen?
Donnerstag, 29. Februar 2024
Unruhe
Manchmal braucht es nicht einmal die frühmorgendliche Altglasleerung, um mich vom Schlaf abzuhalten. Dann genügt eine Reizüberflutung, um den Job zu übernehmen. Erst nicht einschlafen können, obwohl es mitten in der Woche nach 1 Uhr ist, danach nur kurzzeitig einschlafen und am frühen Morgen in irgendeiner Form wach sein. Weil es immer so schön ist, einen Buhmann zu benennen: Ich gebe Kai Pflaume die Schuld. Das kam so. Am Dienstagmorgen im Schweinsgalopp zur Arbeit, dort wie üblich - und mehr als im Home Office - mit der Technik kämpfen. Anschließend aus dem Großraumbüro ins Großraumtaxi, um einmal quer durch die Stadt zu fahren. Im Studio der Aufzeichnung einer Quizshowfolge beizuwohnen und vorher wie nachher mit den Akteuren sprechen zu dürfen. Danach wieder in die Agentur. Dort festzustellen, dass alle meine Schlüssel weg sind. Nicht nur der Chip für die Arbeit, auch die für zu Hause, fürs Fahrrad und so weiter. Sie tauchen nicht auf, nachdem ich den gesamten Rucksack sowie alle Jackentaschen einmal ausgeleert habe. Netterweise werde ich bei der Arbeit von den letzten Kollegen, die Feierabend machen, eingelassen. Meine Vorstellung, das Gesuchte prominent auf dem Schreibtisch vorzufinden, bewahrheitet sich auch nicht. Panik macht sich breit. Ich überlege, welche Nummern ich anrufen soll. Erstmal räume ich meine Sachen zusammen. Und siehe da! Hinter dem nun nicht mehr aufgeklappten Laptop tauchen die Schlüssel wieder auf. Nach diesem Intermezzo schnell zu einer Podiumsdiskussion, an der ich nur als unbeteiligte Zuschauerin teilnehme. In meinem Tunnel ignoriere ich bekannte Gesichter, was in meinem etwas wirren Zustand vermutlich besser ist, und erkläre/entschuldige mich hinterher telefonisch. Von dort aus nach kurzem Pitstop nach Hause, in das ich zum Glück komme, obwohl außer mir niemand vor Ort ist (der Sohn bereitet mich schon einmal auf den nahenden Empty-Nest-Status vor, indem er - wenn überhaupt - nur zur Unzeit kurz in der Wohnung auftaucht). Selten habe ich so erfreut mit dem Schloss gekämpft. Aber Schlafen, das fiel aus.
Freitag, 23. Februar 2024
Geduld
Ein Gutes scheint das Älterwerden zu haben: Das Warten fällt leichter. Wahrscheinlich eher, weil die Tage im Schnelldurchlauf verstreichen, als dass mit dem Alter die Geduld zunähme. Vielleicht sind es auch die Ruhe und das Wissen, dass sich alles schon irgendwie regeln wird. Zumindest im Kleinen. Mich jedenfalls terrorisiert es nicht mehr wie früher, auf mehr Licht, den Geburtstag oder den Weihnachtsmann zu warten, darauf, dass der Sohn zurückkehrt, dass es endlich nicht mehr regnet, dass dieser oder jener Lichtblick naht oder dass sich die Krokusse (Krokanten, wie wir Profis sagen) durch die Pfützen kämpfen. Es wird schon irgendwann so weit sein. Nur beim Warten auf reibungslos funktionierende Technik verspüre ich nach wie vor keine Besserung. Da mutiere ich zu Teilzeit-Tourette-Muddie (dass der Sohn dies höchst belustigend findet, verstärkt das Phänomen nur noch). Egal. Heute sehe ich blauen Himmel und den einen oder anderen Frühblüher. Sag‘ ich doch.
Montag, 12. Februar 2024
Mal was Neues
Man könnte denken, heute sei wieder ein grauer Tag, der sich nahtlos in eine Abfolge von farblosen norddeutschen Wintertagen einreiht. Der zusätzlich erschwert wird, weil er ein Arbeitstag ist und den Start einer ebensolchen Woche bedeutet. Dessen Hauch von Frühling darin besteht, dass wieder zwielichtige Gestalten versuchen, auf der Fußmatte vor unserer Wohnungstür zu schlafen. Nein! Dieser Tag hält echte Aufreger bereit. So zum Beispiel, dass ich über Mittag erste Schritte unternehme, meinen in die Jahre gekommenen Führerschein gegen eine fancy internationale Karte einzutauschen. Ein Teil der Aufregung besteht in der Frage, ob alle Unterlagen da sein werden. An das notwendige Foto habe ich - dank der Erinnerungsmail des Hamburg Service - am Wochenende gedacht. Das konnte nur ein Gewinn gegenüber dem vorherigen werden, auf dem ich laut Aussage der Kinder aussehe „wie eine Ordensschwester“ (Immerhin lobte der Sohn den Zustand des alten Lappens: „Dafür, dass der so alt ist… den hebst du aber auf?“). Wie gut außerdem, dass die amtierenden Fotos immer mit geschlossenem Mund sein müssen. Auf denen sieht man keine Essensreste zwischen den Zähnen.
Am Ende doch spannend, diese tristen Februartage.
Dienstag, 6. Februar 2024
Für und Wider
Es gibt gute Gründe, wieder im Norden zu sein. Und doch fühlt sich die Abwesenheit die meiste Zeit falsch an. Übers Wetter brauchen wir nicht zu reden. Hamburgs herzlicher Empfang waren 7° und andauernder Regen. Ich habe in Bestzeit verdrängt, wie dunkel ein hiesiger Wintertag sein kann. Dass es nötig ist, den ganzen Tag das Licht anzuschalten. Grau ist eben nicht gleich Grau. Den ganzen Tag drinnen - und das bei Heizungsluft: kein Spaß. Vom Effekt, spätestens am Feierabend an den Strand zu gehen, brauche ich erst recht nicht zu sprechen. Auch die Begrüßung gestern Morgen, als gegen sechs Uhr die Altglas-Container neben meinem Ohr geleert wurden, überzeugt mich nicht.
Worin liegen also die Vorteile? Als Zweckoptimistin suche ich sie natürlich - und finde sie. Da ist zum Beispiel die Freude über den Sohn, der die Wohnung vor meiner Rückkehr blitzblank geputzt hat, über eine Spülmaschine, über beliebig warm Wasser in der Dusche, über ein Bett, das nicht erst gebaut werden muss, und über so viele geöffnete Restaurants (für die „draußen“ allerdings keine Option ist, siehe oben). Eines der gewichtigsten Argumente stellt die Post: Wenn endlich der Bescheid über die Rückzahlung der Einkommensteuer 2022 im Briefkasten liegt und einen wirklich warmen (!) Regen verkündet.
Abonnieren
Posts (Atom)