Freitag, 29. November 2019

Für mich immer noch Flamingo Friday

Keine Sorge, noch werde ich nicht zu der alten Dame, die bereits eine Dreiviertelstunde vor ihrem Fahrziel mit ihrem bleischweren Koffer und dem ebensolchen Persianerpelz im Gang des überheizten Zuges steht. Aus Sorge, sie könnte ihren Bahnhof verpassen. So weit ist es noch nicht. Dennoch habe ich am 28. November gegen 23 Uhr den Adventskalender fertig.
Zugegeben, zum ersten Mal seit Jahren sind nur 24 Tütchen zu befüllen. Das spart Zeit. Doch der eigentliche Grund für meine Hast liegt darin, dass wir das Wochenende nicht in unserem beschaulichen Dorf sein werden.
Pünktlich zum Klimafreitag habe ich zum ersten Mal seit langem ein Auto gemietet. Soll aber nicht als Zeichen verstanden werden; ist einfach nur Koinzidenz. So werde ich heute keine Gelegenheit zum Onlineshopping haben. Damit könnte meine Klimabilanz fürs Wochenende vielleicht etwas aufpoliert werden.

(Für meine Verhältnisse eher nüchtern. Er ist schließlich auch für einen vegan lebenden jungen Mann. Zielgruppenadäquat eben.)

Donnerstag, 28. November 2019

Geschafft!

Die erste Hürde ist genommen. Auch wenn ich nicht weiß, wie ich einen Termin einsortieren soll, in dem der Notar mehr Emotionen hineinbringt als die beiden, deren Trennung gerade in erster Instanz besiegelt wird. In dem Zuge wundert er sich am Ende der Vertragsverlesung, wieso wir nach so vielen Jahren der Trennung beschlossen haben, uns scheiden zu lassen. Das ist der Moment, in dem auch ich etwas Gefühl zeige und sage, von „wir“ könne wohl keine Rede sein, wenn der Gatte ohne mein Wissen die Scheidung einreiche, weil die Verbindung nun keine Steuervorteile mehr abwerfe. Besagter Gatte grinst daraufhin dümmlich und sagt - ungewöhnlich! - nichts. Ich denke, wieder einmal, es ist alles gut, wie es ist. Wäre da nicht diese Suggestion seinerseits, „Du bist die abgelegte Alte“, könnte ich den Anlass vielleicht feiern. So heißt es nur, einen Tag zu Ende zu bringen, der beschlossen hat in die volle Runde zu gehen, weil er bei der Arbeit nur unwesentlich besser verläuft. Doch was mir am Ende bleibt: das Wissen um die bessere Anwältin. Die der Gegenseite (offensichtlich direkt nach dem Notartermin angefunkt, der Druck scheint hoch zu sein) glaubt ernsthaft, in diesem Jahr noch einen Scheidungstermin am Familiengericht zu bekommen. Vor Weihnachten, mit allen Umgangsregelungen. Immer wieder gut, mit Profis zusammenzuarbeiten. Aber wie ich den angehenden Ex-Mann kenne, war sie billig.

Dienstag, 26. November 2019

RIP Willy Brandt

Morgen also der erste Schritt in Richtung „Endlich wird formal getrennt, was ohnehin nicht mehr zusammengehört“. Auch wenn zu befürchten steht, dass am Ende der moldawische Champagner für diesen Anlass noch ins neue Jahr überdauern muss. Am morgigen Vormittag findet nun der Notartermin statt, bei dem ich auf alles Geld der Welt verzichten, aber dafür alleinige Monopoly-Spielerin auf der Brennerstraße sein werde. Meine einzige Sorge: dass die Erleichterung und eventuell daraus resultierende Tränen als Verlust oder Trauer gedeutet werden könnten. Drückt mir die Daumen, dass die Preußin in mir gewinnt.

Montag, 25. November 2019

Digital Detox?

Als ich heute früh mit einem Auge aufwachte, vermutete ich, jemand halte die Taschenlampe des Telefons auf mich. Dabei war es nur die funzelige (ein Wort übrigens, von dem der Sohn glaubt, ich habe es mir ausgedacht) Nachttischlampe. In der Nacht davor träumte ich davon, wie ich meine Instagram-Timeline herunter wische. Im Nachhinein könnte ich mir vorstellen, dies wäre eine geeignete digitale Variante des Schäfchenzählens. Dennoch habe ich den Eindruck, vielleicht eine Idee zu viel an mobilen Endgeräten zu hängen. Warum sollte das auch ein alleiniges Privileg der Generation X, Y, Z sein? Noch kann ich mich nicht durchringen, mein Smartphone mal ausschließlich für so verrückte Sachen wie Telefonieren zu verwenden. Es ist schließlich so gut wie Vorweihnachtszeit.

Sonntag, 24. November 2019

Von wegen Totensonntag

Ein weiteres Aktionismus-Wochenende neigt sich dem Ende entgegen. Das Motto meiner letzten Zeit: „Was ich alles noch vor dem Frühstück erledigte“. Während es gestern bedeutete, das Auto der Nachbarin um zu parken, weil in direktem Umfeld des Parkplatzes ein Baum gefällt werden sollte (versteht sich von selbst, dass die Sägearbeiten Sonnabend um 8 Uhr direkt vor meinem Schlafzimmer starteten und versteht sich außerdem, dass um die Uhrzeit auch kein Ersatzparkplatz in der Nähe zur Verfügung steht), stand heute früh - na, gut: am Vormittag - Kärchern des elterlichen Balkons auf dem Plan. Ich empfehle letzteres zum Aggressionsabbau. Es fühlt sich einfach gut an, in bester texanischer Manier eine Waffe in der Hand zu haben und dir vorzustellen, wie du unliebsame Nachbarn wegpustest. „Schätze, die Stadt ist zu klein für uns zwei.“ Dass hinterher auch noch alles sauber ist, nehme ich als positiven Zusatznutzen mit.
Zwischendrin war das Wochenende sogar noch feinsinnig. Als ich nämlich zwei Adventskränze gebaut habe. Um mich in Stimmung zu bringen, hörte ich ab und an „Last Christmas“. Der Sohn scheint für solche Feinheiten noch nicht reif zu sein. Er befand, das Lied könne er jetzt schon nicht mehr hören und meine Kreation, auf die ich so stolz bin, sei ein „After Eight-Adventskranz“. Ich finde das Attribut unter Umständen nachvollziehbar, aber für meinen Geschmack nicht wertschätzend genug.

Was ich im Zuge anderer Aktionen nicht geschafft habe: den Stapel Zeit-Ausgaben, der unterdessen die Ausmaße eines ausgewachsenen Butterbergs angenommen hat, abzuarbeiten. Doch wie sagt ein Kollege so richtig: Nächste Woche ist auch noch ein Tag.


Freitag, 22. November 2019

Tag mit leichten Gebrauchsspuren, kostengünstig abzugeben

Wenn ein bestenfalls trüber Tag im November damit beginnt, dass ich vor einer ersten Tasse Tee alle Pflanzen von den Fensterbänken räumen muss, weil die Fenster im unteren Geschoss nun doch nicht von außen bearbeitet werden können, verspricht er nichts allzu Gutes. Wenn ich dann die gesamte Erde einer sehr hochgewachsenen Pflanze am Türrahmen strandend aus dem Topf katapultierte und breitflächig im Eingang verteile, möchte ich nur noch zurück ins Bett. Für einen langen Winterschlaf. Dann hilft auch nicht das schöne Bild der flimmernden Heizungswärme vor dem offenen Fenster, ähnlich wie bei heißem Asphalt in der Sommersonne. Denn sofort schießt mir in den Kopf, dass der Glaser auch gut die darunter liegende Heizung hätte ausstellen können, ehe er seinen Bock im Fenster aufbaute. Ich überlege, meinen Tee im Keller zu trinken. Doch dann beginne ich Gefallen zu finden an den Erzählungen des Handwerkers. Dass der Architektin (aus Gründen müsste ich sie eigentlich in Anführungszeichen setzen) im wesentlichen wichtig war, dass das verwendete Silikon „matt“, nicht glänzend ist und dass es die exakt passende Farbe zur Fassade hat („Sie wollte, dass ich Produkt XY verwende, weil die Farbe noch dichter dran ist. Damit habe ich keine Erfahrung, das verarbeite ich nicht. Meins hat jetzt auch noch die bessere Farbe.“). Wir klopfen uns auf die Schenkel. Außen, mitten in der Großstadt, ab mindestens zwei Metern Höhe. Am Ende fast schade, dass auch ich zur Arbeit muss.
Wenn ich am Abend nach getaner Arbeit in den trockenen Supermarkt flüchte und dort für einen baldigen Anlass eine Flasche Sekt besorge, von der mich der Preis bisher abgehalten hat, obwohl sie so hübsch aussieht, die ältliche Kassiererin die Flasche anerkennend dreht und sagt: „Die zeigt was, oder?“, hat der Tag es doch noch aus dem Dispo-Limit geschafft.

Mittwoch, 20. November 2019

Jetzt erinnere ich mich

Jetzt dämmert es mir wieder (so deep!): November, das war doch diese Jahreszeit, in der ich es nach einer Stunde Kampf mit dem gemütlichen Bett endlich schaffe, aufzustehen. Um dann - kurz danach, in echt eine Dreiviertelstunde später - in meine Teetasse zu starren und meinem Kopf bei aller Anstrengung nichts Anspruchsvolleres als eine Bildstörung zu entlocken. Die Älteren erinnern sich an dieses graue Geflimmer auf dem Bildschirm. In der danach die Vernunft - wo kommt die plötzlich her? - siegt und ich mich wegen der schlechten Lichtverhältnisse nicht aufs Fahrrad setze, sondern mich aus Sicherheitsgründen lieber in die U-Bahn voller schniefender und keuchender Menschen presse. In der es theoretisch bei der Arbeit die Aussicht auf spektakuläre Sonnenuntergänge gäbe, hätte ich gegen 16 Uhr Zeit aus dem Fenster zu sehen. In der es fast egal ist, ob dich Regen, Nebel oder Kriechkälte durchnässt. In der ich das Maximum an Impulskontrolle anwerfen muss, um nicht ansatzlos eine zu drücken, wenn mir wieder jemand sagt: „Ach, Herbst ist doch die schönste Jahreszeit!“

Montag, 18. November 2019

Merkst du was?

Dir wird bewusst, dass die Heizperiode begonnen hat, wenn du kurz vorm Verlassen des Hauses im Wintermantel in der Wohnung stehst und es sich gerade mal angenehm anfühlt.
Du stellst fest, dass wohl November ist, wenn sich wieder diese Tage häufen, an denen es zwar heißt, die Sonne gehe kurz vor acht Uhr morgens auf, der gesamte Tag aber nicht über ein dunkles Steingrau hinauskommt. Und du nimmst - wieder einmal - zur Kenntnis, dass es in den nächsten zehn Wochen keinesfalls besser wird.


Du merkst, dass deine Kinder erwachsen werden, wenn sie anmerken, dass die Party des zwei Jahre Jüngeren „ganz schön laut gewesen“ sei. Alt werden sie wohl dann, wenn sie sich darüber beschweren und auch den abgestandenen Zigarettenqualm im Haus und die Kotze vor der Wohnungstür monieren. Wie gut, dass ich nach der Definition auch noch nicht als alt gelte.

Freitag, 15. November 2019

Demnächst bestimmt

Mein Ruhm muss noch etwas aufgeschoben werden. Egal, ich bin jung, ich kann warten. Das gehört schließlich zu meinen Kernkompetenzen. Bei der Arbeit bin ich unterdessen bereits auf der Metaebene angekommen. Ja, genau, höheres Level! Da warte ich auf den Absturz eines Programms und darauf, welche der mit dem Zufallsgenerator erzeugten Fehlermeldungen auf dem Bildschirm erscheint. Über das anschließende Warten, bis sich ebendas Programm wieder hochgefahren hat, reden wir Connaisseure nicht einmal mehr. Wir verbuchen es nur noch kommentarlos in der Zeiterfassung. 
Ab nächster Woche hat dieser Spuk dann sicher sein Ende. Bestimmt. Währenddessen spiele ich eben noch den Soundtrack meines Lebens, der in sieben Tagen  aus der Playlist verbannt wird. Bestimmt.



Donnerstag, 14. November 2019

Es geht voran

Ein Mysterium der Menschheit ist gelöst. Ein weiteres allerdings bleibt bestehen. Seit Menschengedenken frage ich mich, warum meine Kinder - ansonsten eher bright young things - nicht begreifen, dass Feuchttücher dann und nur dann (Mathematik-Grundkurs) solche bleiben, wenn ihre Verpackung nach Gebrauch geschlossen wird. Immer wieder, genau genommen täglich, erfreue ich mich an offenen Boxen in Badezimmern. Dieses Rätsel wird auch ein solches bleiben. Doch bin ich unterdessen hinter den rasanten Abbau der Tücher gekommen. Letzthin stand nämlich eine Feuchttücherbox (offen, Ehrensache!) auf unserer Showtreppe. In mein (absichtlich) geräuschvolles Aufräumen meinte der Sohn, es tue ihm leid, er habe die Box nicht weggebracht, nachdem er seine Schuhe geputzt habe. Ah, endlich Haushaltstipps der Generation Z!
Genauso wie meine Erkenntnis schreitet das Jahr voran. Es ist schon bald vorbei. Ich trage dem Rechnung, indem ich gestern den Wintermantel herausgeholt und gar angezogen habe. In die letzte Runde scheinen auch die letzten Maßnahmen zur offiziellen Trennung vom Vater meiner Kinder zu gehen. Er meldete sich gestern, wie ich vorgehen wolle für den „gemeinsamen Notartermin“. Meine Antwort war kurz: „Deine Party, würde ich sagen.“ Ich schäme mich immer noch. Für den falschen Konjunktiv. Zu meiner Verteidigung: der richtige hätte zu gestelzt geklungen.
Schwamm drüber! Heute scheint die Sonne und im Wintermantel ist es ganz kommod. Außerdem nimmt heute mein kometenhafter Aufstieg in die Welt des Ruhmes seinen Beginn. 

Dienstag, 12. November 2019

Weiteres aus der Vergangenheit

So aufregend, dieser Herbst 1989! Gut, den Mauerfall hatte ich im Badischen verpasst. Aber es würde doch noch einige andere erste Male geben. Schließlich kam ich im Dezember mit meinem damaligen Freund zusammen. Zugegeben, beim ersten ernsthaften Besuch seiner Wohnung im idyllischen Teil Spandaus klingelte es an der Tür. Er öffnete einigermaßen derangiert. An der Schwelle standen sein Cousin (?) und dessen Frau oder Freundin, die in bester ostdeutscher Manier nicht in Erwägung gezogen hatten, vorher anzurufen, um nicht die zwanzig Kilometer umsonst gefahren zu sein. Er freute sich natürlich über ihren ersten Besuch bei ihm (ach, die auch?). In meinem zerzausten Zustand hielt sich meine Begeisterung über die Ostverwandschaft in Grenzen. Sie hielten mich daher für eine eingebildete Westlerin, fürchte ich. Ein Eindruck, der sich wahrscheinlich noch verstärkte, als ich sie beim Gegenbesuch in Ost-Berlin später mit großen Augen ansah, als sie mir von ihrem „Borge-Buch“ berichteten (und es auch vorführten), in dem sie akribisch jedes verliehene Buch oder anderes aufschrieben. Irgendwas verhinderte wohl in meinem Fall immer die innige Ost-West-Beziehung. Eigentlich nur konsequent, dass ich dann auch den ersten gemeinsamen Silvesterabend am Brandenburger Tor verpasste, weil ich mit unüblich starken Bauchschmerzen im oben genannten idyllischen Spandau im Bett lag.

(Mein Soundtrack aus der Zeit)

Samstag, 9. November 2019

Historisches

Im Herbst 1989 war ich gerade so weit, dass der Kummer über die nicht gleichermaßen erwiderte große Liebe langsam von todtraurig in unmutig umschlug. Der Soundtrack wandelte sich von Joy Division und Element of Crime eher in Prince um. Das Wintersemester war zwar gerade wieder losgegangen, doch im Rahmen des neuen Studentenlebens konnte ich mir schon vorstellen, ein verlängertes Wochenende außerhalb West-Berlins einzulegen. So begab es sich, dass ich den 9. November nicht in Berlin, sondern in Endingen am Kaiserstuhl verbrachte. Am besagten Donnerstag war der 50. Geburtstag der Mutter meiner damals besten Freundin und wurde ebendort gefeiert. In einer Familie, die man heutzutage wohl dysfunktional nennte. Mir kamen die Konstellationen damals im wesentlichen anstrengend vor. Noch vollkommen undigitalisiert sprach sich die Kunde der Ereignisse in der fernen Heimat nur sehr zeitverzögert, also nach der Feier, herum. Währenddessen beschäftigten sich die Gäste eher mit der Frage, warum der Mantel nicht passte: „Isch au dei Kittele nidde!“ Irgendwann in der Nacht, als die Gäste mit den richtigen Jacken gegangen waren, sahen wir die Bilder dann doch. Na, großartig, da war einmal was los an der Grenze und ich hing im noch verschlafeneren Kaiserstuhl! 
Wie gut, dass ich anschließend rechtzeitig zurück in Kreuzberg war, um mich an leeren Obstkonservenregalen bei Kaiser‘s, Reichelt, Meyer und überall sonst zu erfreuen. Und auf dem Weg von zuhause zur HdK nach Charlottenburg vom Fahrrad zu fallen, weil die sich stauenden Trabant-Schlangen am Landwehrkanal noch mehr schlechte Luft als sonst produzierten. Immer hatte mich genervt, wenn Westdeutsche gefragt hatten, ob ich mich in West-Berlin nicht eingesperrt fühle. Im Laufe des Novembers 1989 hätte ich die Frage das erste Mal in meinem Leben verstanden. Da stellte sie niemand mehr.

(Vielleicht nicht das schönste Bild von 1989, aber das mit der passenden Stimmung)

Donnerstag, 7. November 2019

Ruhm oder Rum?

Nachdem ich vorgestern hier den angeblich besten Post meiner Karriere platziert habe (hoffentlich nicht aus der Kategorie „Füße hoch, das Niveau kommt!“), ruhe ich mich jetzt auf meinen Lorbeeren aus. Der Text über meinen 9. November 1989 braucht etwas mehr Zeit, die ich gerade nicht habe.
Daher bleibt mir nur zu hoffen, dass ich durch eine Erwähnung im redaktionellen Teil einer mir nicht ganz unbekannten, großen Frauenzeitschrift irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft zu Ruhm (oder zu Rum, wie die Tochter früher in dem Zusammenhang sagte: jemand habe sich nicht mit Rum bekleckert) gelange. Bis dahin heißt es, sich preußisch gesinnt am Schlüpper zu reißen. Ein Unterfangen, das durch die Tristesse der dunklen Jahreszeit nicht leichter wird.

Dienstag, 5. November 2019

Ärger im Fontane-Jahr

Frau von G. auf G. im Elbeland
Ein Wecker an ihrem Bette stand 
Und kam die miese Herbsteszeit
Und Nässe und Kälte wüteten weit und breit
Da hatte, wenn‘s Mittag vom Turme scholl,
Sie gestrichen die Schnauze voll.
Und kam in Sneakern ein Kollege daher,
So rief sie: „Du Lappen, willste noch mehr?“
Und kam er zufällig nochmals vorbei,
Rief sie: „Willst du nochmal auf die Zwei?“

So spendet Senge noch immer die Hand
Der von G. auf G. im Elbeland.

Montag, 4. November 2019

Nachlese

Das Wochenende endet wirklich ausbaufähig, wenn ich gegen 6:30 Uhr wieder einmal von der Leerung der beiden Altglas-Container nebenan geweckt werde. Ist doch nicht so schlimm, mag die/der eine oder andere denken. Wohl! Da ich mir auf Anregung des Sohnes ab heute als „neue“ Weckmelodie „1st of da month“ installiert habe und dem Wecken entgegenfieberte, um das nette „Wake up, wake up, wake up, to get up...“ zu hören. Die Woche wird also spätestens morgen früh besser.
Das Wochenende stand stark im Zeichen des Fußballs. Schließlich hatte Liverpool in letzter Sekunde das Ruder noch herumreißen können. Daher - und wegen des veganen Blueberry Pies, den ich auf seinen Wunsch gar nicht so schlecht hinbekommen habe - war der Sohn guter Stimmung und weigerte sich ausnahmsweise nicht, die Sportschau mit mir zu gucken. Bayern, das Schicksal des Trainers oder Leipzig interessierten ihn dabei gar nicht einmal. Vielmehr ließ er sich zu diesen weisen Teenagerworten hinreißen:

„Feigenspahn, was für ein Drittliganame! Der kann es gar nicht in die erste schaffen. Schweinsteiger ist der einzige, der es mit so einem Namen against all odds in die Bundesliga geschafft hat.“

Darauf ein weiteres Stück Blaubeerkuchen.




Freitag, 1. November 2019

Reformationstag, da war doch was

Unterdessen könnte es sich herumgesprochen haben, dass das Brauchtum und ich in diesem Leben keine Traumpartner mehr werden. Es ist etwas Frühkindliches. Kürbisse und Laternen markierten im Kindergarten der Brut unzweifelhaft den Beginn der Tristesse, die von Laternelaufen über Advent zu Fasching überging und dann im Eier Auspusten endlich ihr Ende fand. In jedem Fall so gar nicht meins. 
Doch ich bin kein Unmensch. Also hatte ich gestern brav Süßigkeiten parat. Zugegeben, nichts Gluten-/Laktose-/Schalenfrucht-/Zuckerfreies, aber immerhin nicht Edle Tropfen in Nuss, mit denen ich für diesen Anlass kurz liebäugelte. Die Idee dann aber brav verwarf. So saß ich abends im Schummerlicht und wartete auf bettelnde Kinder. Doch niemand kam. Was mir tatsächlich begegnete, war erst die Rüge des Sohnes, ich solle das funzelige Licht ausschalten. Dann kamen die fast traditionellen Eier, die an meine Fensterscheiben flogen. Dies führte dazu, dass ich mich mit dem Supersoaker bewaffnete und zurückschoss. Ich befürchte zwar, mein Wasserstrahl traf niemanden, aber für den Aggressionsabbau war der Einsatz potenter Wasserwummen auf jeden Fall hilfreich. Doch meinen höchsten Trumpf hatte ich noch nicht ausgespielt. Irgendwann fiel mir mein bestes Argument ein: „Dann esse ich die zehn Knoppers eben ganz alleine!“ Das saß. Ich muss schließlich auch an die ganzen Kalorien denken, die ich beim Fensterputzen verbrauche.
Wem alles Vorangegangene zu kulturpessimistisch daherkam, hier endlich die positive Wendung: Ich kann verkünden, dass ich neben einem Lieblingskreisverkehr nun auch ein Lieblingsschild habe. Und das Tollste, es ist ganz in meiner Nähe!

(Dazu muss gesagt werden, wer wirklich dem Schild folgt, landet wahrscheinlich frühestens in Bremen bei der Polizei.)