Samstag, 31. Januar 2015

Ein Motto ist nicht alles

Nie hätte ich gedacht, dass ein Postkartenspruch zu meinem Lebensmotto werden könnte. Keine Sorge, es ist - wie man sieht - nicht Dörrkopfs gestammeltes "Umwege erhöhen die Standortkenntnis" oder ähnlich Unbrauchbares.
Doch dieser ist es:
Hach, ist der schön!
Neben der Effizienz kann ich mich zum Glück noch an den schönen Dingen des Lebens erfreuen. Gestern Abend gab es Momente der Glückseligkeit, als der Sohn mir parallel zum Saisonauftakt (by the way, selten habe ich mich so über meinen vollkommen falschen Tipp gefreut) im detailgetreuen Duktus und Dialekt von Jogi Löw sämtliche Insights zu Arminius und zur Herrmannsschlacht unterbreitete. Man lernt auch so viel von ihnen.

Freitag, 30. Januar 2015

Demenz?

In spätestens einer Stunde sollte ich mich auf ein fettes Bashing im Netz gefasst machen. Ich habe vergessen, dass heute schulfrei ist.

Donnerstag, 29. Januar 2015

Huch!

Meine wichtigste Erkenntnis der letzten Wochen: Rhabarber gibt es bei unserem feinen Edeka auch tiefgefroren. Endlich unabhängig von der kurzen Saison! Das Leben hat wieder einen Sinn. Und den Rhabarberkuchen (neu im Sortiment: ebensolche Muffins) steht nichts mehr im Weg.
Auch daran merkt man wieder, dass ich den Kindern ein paar Jahre voraus habe. Sie sind noch in der fragenden Phase. Gestern Abend erkundigte sich die Tochter, ob ich gar keine Jogginghose besitze. Als ich verneinte, fragte sie mich kurze Zeit später, ob ich noch nie eine besessen habe. Durch dieses spannende Thema war auch der Sohn auf den Plan gerufen. Ungläubige Blicke (Tochter) und Gepöbel (Sohn) ob meiner weiteren Verneinung. Man pries die Vorzüge dieses Kleidungsstücks, Bequemlichkeit, Wohlfühlfaktor, Wärme und so weiter. Ich fand, Jogginghosen seien mir am Bund zu eng, um bequem zu sein, und mir meist an den Beinen zu kurz, um angenehm wärmend zu sein. Es steht zu befürchten, dass das der Moment war, ab dem mich die Kinder endgültig verloren gaben.

Mittwoch, 28. Januar 2015

Time Management

Letzthin habe ich festgestellt, dass es sinnvoll ist, mir den Wecker eine Viertelstunde früher zu stellen, um den nachfolgenden Tag durchzuplanen. Das geht im warmen Bett einfach besser als in kalter Atmosphäre. Hüten muss ich mich allerdings vor der Frage, was ich anziehen soll; sie ist für die frühe Stunde zu komplex und hat das Zeug zum Einschlafen.
Normalerweise gelingt es mir recht gut, frühmorgens den Wust an Aufgaben, Terminen und Man-Sollte-Mals etwas zu sortieren. Es braucht aber eine gewisse Zeit (siehe oben). Als ich heute jedoch bei Gedanken über meinen Lebensabend angekommen war, schloss ich messerscharf: höchste Zeit aufzustehen!

Dienstag, 27. Januar 2015

Wie im wilden Westen

Um schon gestern den Ernstfall zu üben, der sich heute ergab - nämlich dass Instagram ausfällt -, ließ die Tochter gestern früh ihr Telefon im Badezimmer (?) liegen und nahm es nicht mit zur Schule. In Wirklichkeit hatte sie es vergessen. Das muss der Aufregung wegen kommender Prüfungen geschuldet sein. Die nehmen sie offensichtlich über Gebühr mit. Und ich bin in der kuriosen, aber nicht unbekannten Situation, sie bremsen und beruhigen zu müssen.
Meine Multitaskingfähigkeiten werden durch die maßgeschneiderten, konträren Strategien für das jeweilige Kind auf eine harte Probe gestellt. Der Tochter sagen, sie solle jetzt mal mit dem Lernen aufhören. Sie solle sich nur ihren Notenschnitt ansehen, um zu wissen, dass sie die Prüfungen ohne Probleme bestehen werde. Dem Sohn bestimmt und unmissverständlich sagen, er müsse sich dem Thema Schule gedanklich wie physisch nähern, sonst werde es bös enden.
Demnächst werden mir die Kinder vorwerfen, ich rede mit gespaltener Zunge, ich ahne es. 

Montag, 26. Januar 2015

Führung praxisnah

Gestern Abend habe ich die Kinder genötigt, das Fernsehprogramm zu wechseln. Während sie es sich - vollkommen altersgemäß - vor Super RTL eingerichtet hatten, bestand die greise Mutter auf Wahlberichterstattung der ARD. Ich wollte doch auch einmal den direktiven Führungsstil ausprobieren. Sie haben es nicht nur klaglos hingenommen, sie sind auch richtig mitgegangen. Jedes auf seine Art. 
Die Tochter fühlte gleich mit, als Hintergrundberichte über Armut in Griechenland gezeigt wurden. Außerdem war sie beschämt, wie gut die gezeigten Griechen Deutsch sprachen, während sie doch kein Griechisch könne.
Der Sohn sprach für den Rest des Abends wie ein Hellene. Dagegen kann selbst der griechische Austauschbandit aus dem "Schuh des Manitu" einpacken. 
Manchmal lohnt es sich sogar, der Bestimmer zu sein.

Sonntag, 25. Januar 2015

Time flies when you're having fun

Hier geht es Schlag auf Schlag. Der Sohn hat seine erste Freundin, die Tochter darf demnächst erstmals wählen und gestern war sie auch das erste Mal auf einer Demo. Irgendwann wird sie sicherlich noch lernen, dass offene Schuhe auf Demonstrationen im Schneegestöber wenig adäquat sind (woher sie das bloß hat?). Ich durfte mich auch erstmalig um die Bewirtung ihrer Mitstreiter nach Ende der Kundgebung kümmern. Heißer Kakao, Kuchen, dicke Socken und warme Decken wurden dankbar angenommen. Überhaupt waren alle unglaublich höflich, beeindruckend wohlerzogen und fanden mich so herrlich politisch unkorrekt.
Habe ich meine Kinder nicht eben noch der Windeln entwöhnt?

Samstag, 24. Januar 2015

Kleider machen Leute

Seit geraumer Zeit arbeite ich nun wieder im gleichen Gebäude wie Greenpeace. Um ehrlich zu sein, habe ich niemanden wiedererkannt. Schön ist das Wissen, dass das eigene Fahrrad an dieser Stelle nicht geklaut werden wird. Welcher Dieb entschiede sich schon für ein Rad mit einem Hehlerwert von maximal 100€, wenn er auch zu einem im Wert eines Mittelklassewagens greifen kann?
Spannend ist, dass ich von den Greenpeace-Kollegen immer zuvorkommend und wie eine von ihnen gegrüßt werde, wenn ich meine quietschgrüne Snowboarder-Jacke trage. Sobald ich wegen irgendwelcher Termine in feinerem Zwirn auflaufe, ernte ich diese Blicke, die sagen: "Ah, noch so eine blöde Werberschnepfe."
Political Correctness beginnt nicht erst mit Worten.

Freitag, 23. Januar 2015

Es geht voran

Wir haben Erfolge zu verzeichnen. Nach nur noch zwei bis vierzehn Tagen Verweildauer auf dem Fußboden landet die Wäsche der Tochter ohne mein Zutun im Wäschekorb. Meist en bloc in Massen. 
Lange beschäftigte mich allerdings die Frage, warum auch sämtliche Pullover und Strickjacken ("Mama, das sind Cardigans!") nach einmaligem Tragen in der Wäsche landen. Nicht alle haben schließlich Kontakt zu halbleeren Joghurtbechern. Jetzt weiß ich es: durch den Umweg über die Waschmaschine kommen die Kleidungsstücke zusammengefaltet zurück. Normalerweise wäre ich die Letzte, die sich an töchterlichem Effizienzbestreben stört. In diesem Fall kollidiert es jedoch mit meinem. Mütter haben auch immer etwas zu nörgeln.

Donnerstag, 22. Januar 2015

Wahlkampf

Immer wenn mich der Weg nach Winterhude verschlägt, fällt mir auf, dass dort viele Plakate der AfD zu finden sind. In unserem Dorf sieht man sie, glaube ich, nicht. Ist wahrscheinlich Zielgruppen-Marketing. Ich will kein Winterhude-Bashing betreiben, vielleicht ist es in anderen Hamburger Gegenden genauso, aber dort bin ich so selten. 
Auf besagten Plakaten ist irgendeine AfD-Nase dargestellt und darüber steht: "Hamburg misshandeln". Es hat relativ lange und viele Plakate gebraucht, bis ich erkannt habe, dass es eigentlich heißen soll "Hamburg muss handeln". Meine Interpretation passt viel besser, finde ich. Aber das ist bestimmt selektive Wahrnehmung. 

Fuß vom Gas!

Wieder eine Woche, die komplett verplant ist. Dienstag und Mittwoch Seminar, Dienstag gar dreizehn Stunden, in drei Arbeitstagen die Arbeit von fünfen erledigen, morgen und übermorgen Gäste, Sonntag aushäusig (Mama nimmt sich ganz schön was raus!), zwischen all' dem die Nahrungsbeschaffung für einen rekonvaleszenten Vierzehnjährigen. Nächste Woche wird ruhiger, ganz bestimmt.

Mittwoch, 21. Januar 2015

Ich höre keine Stimmen

Ich bin demotiviert. Und das mehr als über das normale Maß des Missmutes hinaus, das eine berufstätige, alleinerziehende Mutter zweier heranwachsender Kinder, von denen auch objektiv eines als nicht unproblematisch gilt, in der Januartristesse befällt. Mein erster unter professioneller Anleitung geschriebener Text wurde gestern ebenso professionell verrissen. Dabei fand ich ihn gar nicht sooo schlecht. 
Jetzt suche ich vergeblich in mir nach der Stimme, die die Moral meiner körpereigenen Truppe aufbaut. Nach den letzten Monaten steht allerdings zu befürchten, dass sie entweder wegen Heiserkeit stumm ist oder Burnout hat. Bis ich sie gefunden habe und sie genesen ist: weitermachen!

Dienstag, 20. Januar 2015

Positives Denken

Derzeit bereue ich, die aktuelle Prince-CD bei Amazon bestellt zu haben. Denn nun wird mir in einer Vielzahl von Mails allerlei Vergleichbares angeboten: Meghan Trainor und so. Worin die Vergleichbarkeit liegt, erschließt sich mir selten. Vielleicht die gleiche Größe oder Stimmlage? 
Wahrscheinlich sollte ich mich stattdessen lieber freuen, die aktuelle Bryan Ferry-CD anonym im stationären Handel gekauft zu haben. Sonst böte man mir sicherlich Musik von Menschen mit der gleichen Frisur oder politischen Gesinnung wie dem Mann aus Washington (Nordengland) an. Dessen Herkunft verriet mir übrigens der Sohn, der auch nicht mit dem Wissen hinterm Berg hält, dass Granatenuschi in Brüssel geboren sei. 
Man lernt so viel Nutzbringendes von ihnen.

Montag, 19. Januar 2015

Schöne Idee

Geplant war der erste Gammelsonntag des Jahres. Er ließ sich auch sehr entspannt an: lange schlafen bzw. im Bett liegen und lesen, gemütlich zwei Liter Tee schlürfen. In der Badewanne bin ich auch nur einmal von der Tochter gestört worden (Lowscore!).
Nicht auf der Rechnung hatte ich, dass sich die Mandelentzündung des Sohnes Penicillin sei Dank so weit gebessert hatte, dass er wieder in die Nahrungsaufnahme einstieg. Es musste einiges kompensiert werden. Was drei bis vier warme Mahlzeiten bedeutete. Diese fallen leider nicht vom Himmel, besonders am Sonntag nicht. Außerdem haben sie den nachteiligen Effekt, dass die Köchin zumindest überprüfen muss, ob man das Essen anbieten kann. Kann man. Und schmeckt auch in größeren Mengen. Bonjour les calories!
Plötzlich regte sich in mir auch das schlechte Gewissen. Den Tannenbaum hatte ich zwar erfolgreich am letzten Sonntag abgewrackt. Aber die ganzen Nadeln und den anderen Dreck bis dahin geflissentlich ignoriert. Zwischen der Zubereitung zweier Mahlzeiten ein schöner Ausgleichssport. Vor allem, wenn Bryan Ferry durch musikalische Untermalung unterstützt (Avonmore sei an dieser Stelle sehr ans Herz gelegt) und wenn man Profi-Werkzeug am Start hat.
Im nächsten Jahr plädiere ich übrigens für graue Kerzen am Weihnachtsbaum.

Sonntag, 18. Januar 2015

Lügen 2.0

Gestern wurde ich aufgefordert, für meine Tochter und deren Freundin zu lügen, naja, eher die Wahrheit ein wenig zu beugen. Es ging darum, dass sie nicht zur Verabredung mit einer Klassenkameradin wollten, weil sie deren Mutter nicht ertragen. Was ich gut verstehen kann. Auch wenn sie mir auf der Zunge lag, schob ich den unwiderstehlichen Drang weg, die Frage zu stellen, warum es überhaupt zu einer solchen Verabredung gekommen sei. Mütter verstehen ohnehin nichts.
Ich muss mich loben. Meine Performance war gut, obwohl es mich - der Wahrheit die Ehre - einige Überwindung kostete. Im Vorfeld konnte ich sogar noch auf ein paar kleine Logikbrüche in der von ihnen vorbereiteten Story hinweisen. Man kann auch heutzutage noch von Eltern lernen. Vielleicht sollte ich auf Lügencoaching umsatteln?

Samstag, 17. Januar 2015

RIP Gute Vorsätze

Für dieses Jahr hatte ich mir insgeheim vorgenommen, mir weniger häufig den Mund mit Seife auswaschen zu müssen. Komplett unrealistisch, da ich nicht vorhatte, auf Erniedrigungspoker umzusatteln. Bei wohlwollender Betrachtung hat der Vorsatz vielleicht noch bis zum Morgen des 3. Januar gelebt. Danach war er mausetot. Aber man muss es auch so sehen: die meisten Texte ohne politisch unkorrekte Spitzen sind langweilig.
Es mag sein, dass die Tochter intuitiv gespürt hat (ohnehin ihre Stardisziplin), dass meine gute Absicht den Realitäts-Check nicht bestanden hat. Jedenfalls brachte sie mir gestern von ihrer Shoppingtour ein Geschenk mit: eine (vermutlich schweineteure, das gute Kind!) Badekugel von Lush. Sie habe daran gerochen und an mich denken müssen. Außerdem sei sie grün (nicht nur Sven Regeners eigentliche Lieblingsfarbe). Wie toll ist das bitte?

Freitag, 16. Januar 2015

Jungwähler

Selten habe ich eines meiner Kinder so über Post frohlocken hören wie die Tochter, als sie ihre Wahlunterlagen zugeschickt bekam. Wir reden hier von guter, alter Post und nicht von elektronischer! 
Sofort zerstörte sie den Umschlag - ihr fehlt leider die Expertise im Briefeöffnen, um sich ausgiebig über den Inhalt zu informieren. Anschließend teilte sie mir mit, wen sie wählen und wie sie ihre Stimmen aufteilen werde. Die reifliche Überlegung hat sich gelohnt, würde ich sagen. Dann erkundigte sie sich unsicher, ob wir im gleichen Wahlbüro wählen würden, denn es gebe doch zwei in "unserer" Schule. Ich konnte sie beruhigen. Etwas verstörend fand sie jedoch, dass keine zwei Wahlkabinen vorhanden seien und wir nicht synchronwählen können werden. 
Dann wurde sie noch nachdenklicher und bedauerte ihre Freundinnen, die noch nicht rechtzeitig 16 geworden sind. Sie fragte mich, ob die, die jetzt noch nicht 16 seien, es aber vor der Bürgerschaftswahl werden, auch schon Wahlunterlagen bekommen. Es ist typisch für sie, dass sie nach meiner Bestätigung all' die bedauerte, die am 16. Februar 16 werden.
Leider ist es auch typisch für sie, dass ich diejenige war, die die zerknüllten Umschlagfragmente hinter dem Sofa in den Papierkorb werfen musste. Und die sein werde, die am 15. Februar dem hyperventilierenden Kind helfen muss, ihren Wahlberechtigungsschein aus ihrem Chaos zu detektieren.

Donnerstag, 15. Januar 2015

In eigener Sache

Ein kleiner Schritt für alteingesessene oder professionelle Blogger, aber ein großer Schritt für uns:
Wir haben die 20.000 Aufrufe passiert. Hurra!


Sie werden groß

Woran merkt man, dass die Kinder erwachsen werden?
Dass die Tochter alle Alkoholika, die sie zum 16. Geburtstag bekommen hat, in den Abfluss gießt, weil sie ihr nicht schmecken. Geschmack schlägt Coolness.
Dass der Sohn sich bei Krankheit wie ein echter Mann gebiert. Er leidet. Unglaublich. Unvorstellbar. Unsäglich.

Mittwoch, 14. Januar 2015

Aus dem Leben einer Mutter

Sie war also in die Tiefen von Hamburgs Osten bestellt worden. Ein Runder Tisch, bei dem es um die schulische Perspektive ihres Sohnes gehen sollte. Merkwürdig nur, dass ein Großteil der Beteiligten mit seiner Zukunft garantiert nichts zu tun haben würde. Egal. Als Mutter hat man gelernt, Pflichtveranstaltungen hinzunehmen, ohne ihren Sinn zu hinterfragen.
Sie hätte allerdings eine halbe Stunde später bei der Arbeit losfahren können, denn man ließ sie erst einmal warten. Nicht gerade stimmungsfördernd, wenn man vorher schon eine Stunde durch die Stadt gondeln musste. Die Lage im Lehrerzimmer der Klinikschule wurde auch nur bedingt besser, da die Wartegemeinschaft aus ihr und dem Vater ihrer Kinder bestand. Der bisherige Klassenlehrer ihres Sohnes hatte kurz vorher mit einer SMS abgesagt, da er sich einen Zahn ausgeschlagen habe. Vielleicht wäre das auch für sie eine Option gewesen? Im Ergebnis hieß es, ein Verbündeter weniger.
Der Zeitverzug kam dadurch zustande, dass das Vorgespräch ohne Eltern länger als geplant dauerte. Die Verzögerung hätte sie vorhersagen können, war doch die Klinikschulleiterin, Codename "Dörrkopf", der sie gerne ein Coaching in Zeitmanagement und Effizienz gegeben hätte, die treibende Kraft dieses Zusammentreffens. Sie kannten sich bisher nur telefonisch - und es war Liebe auf den ersten Blick resp. Ton gewesen. Besonders, nachdem ihr von Dörrkopf im Vormonat gesagt wurde, sie könne zu einer derartig heiklen Zeit doch nicht in Urlaub fahren, ihr Kind sei krank. Danke für den Hinweis, darauf wäre sie bei einem dreimonatigen Krankenhausaufenthalt selbst nicht gekommen. Das Telefonat kulminierte damals darin, dass sie Dörrkopf anschrie, sie sei am Ende und sie brauche mal eine Auszeit.
 
Endlich durften sie doch zum Meeting dazukommen. Allen Beteiligten außer den Eltern wurde von Dörrkopf für ihr Kommen gedankt. Eltern machen das ja auch nicht beruflich. Den Anderen hatte man auch Getränke angeboten. Die Vorstellung begann. Neben der Klinikschulleiterin, die in natura aussah wie ein überzüchteter Pudel, waren noch eine Dame vom ReBBZ (dessen sperrigen Namen REBUS man zum Glück durch diese schöne, griffige Abkürzung ersetzt hatte), die Beratungslehrerin und der Mittelstufenkoordinator seiner bisherigen Schule, sein Arzt und der Mitarbeiter einer Einrichtung namens Back to School, Typ übergewichtiger Hipster, anwesend. Es kam zu einer der seltenen Situationen, in der sie sich dem Vater ihrer Kinder verbunden fühlte, als er zur Entschlackung meinte, sie selbst müssten sich wohl nicht vorstellen. Doch das war nur ein kurzer Moment der Entspannung. Dörrkopf quakte sie an, warum ihr Sohn nicht mitgekommen sei. Weil nie davon die Rede war, dass er dabei sein sollte. Sie ärgerte sich noch mehr, als Dörrkopf in der Folge meinte, da habe man sich wohl missverstanden. Nein, das sei kein Missverständnis gewesen, denn sie habe explizit nur sie und ihren Ex eingeladen. Der musste raus. Wie es anfing, ging es auch weiter. Anschließend wurde ihr mehr oder weniger ausdrücklich nachgesagt, sie baue zu viel Druck bei ihrem Sohn auf, um ihr dann kurze Zeit später vorzuwerfen, ihre Entscheidung, den Sohn wegen der langen, verpassten Zeit ein Schuljahr wiederholen zu lassen, sei pädagogisch zwielichtig. Bis dahin hatte sie sich noch einreden können, Dörrkopf sei zwar keine Leuchte in Sachen Geradlinigkeit, Verständlichkeit und Effizienz, aber sicherlich eine Koriphäe in Schulbelangen. Diese Vorstellung musste sie nun auch revidieren, als sie feststellte, dass die vorherrschenden Schulthemen ihres Sohnes von der Klinikschulleitung nicht einmal erkannt, geschweige denn bearbeitet worden waren. Dass die Entscheidung für eine Wiederholung zweifelhaft war, hatte sie spätestens gemerkt, als der Mittelstufenkoordinator der Schule ihr unmissverständlich klargemacht hatte, dass in der unteren Klasse seiner Schule kein Platz für ihren Sohn sei. Ein versöhnliches "Es könnte schwierig werden" hätte ihrer Meinung nach besser zur christlichen Gesinnung der Schule gepasst als die kategorische Absage. Aber was verstand sie schon von christlichen Werten?

Wie sie erwartet hatte, kam der Runde Tisch zu keinem wirklichen Ergebnis, auch wenn man sich gegenseitig bekräftigte, wie gut und wichtig er gewesen sei. Einziger Ausgang war, dass ihr allein weiterhin die schulische und auch sonstige Entwicklung ihres Sohnes wie ein Hundehaufen an der Schuhsohle klebte und dass man es mit vereinten Kräften geschafft hatte, sie aus der Fassung zu bringen. Dass es mit Ausnahme des Arztes wenig bis gar keine Unterstüzung von den Anwesenden geben würde, da sie sich entweder nicht zuständig fühlten oder ihre Zuständigkeit abgeschoben hatten. Dazu hätte es keines zeitfressenden Ausflugs nach Rahlstedt bedurft.
Vorläufiger Höhepunkt war die Verabschiedung von der Klinikschulleiterin, die erfolglos versuchte, ihr zum moralischen Aufbau einen Postkartenspruch zu rezitieren - die Karte hatte sie schon im Lehrerzimmer gesehen, sie hatte ja Zeit genug gehabt, sich dort umzusehen. Richtig zusammengesetzt (was der Pudel leider nicht schaffte) hätte es heißen müssen, "Umwege erhöhen die Standortkenntnis". Sie war stolz auf sich, dass sie sich die Bemerkung: "Ja, das habe ich bemerkt." oder Ähnliches verkneifen konnte.
Das finale Highlight kam dann doch wieder vom Kindsvater, als er sie im Anschluss an den Termin verwundert fragte, warum sie das alles immer so sehr an sich heranlasse. Logisch, dass er nicht nachvollziehen konnte, dass sie sich für ihrer beider Kinder verantwortlich fühlt.  

Dienstag, 13. Januar 2015

Unser Dorf

Man kann wohl sagen, die Gentrifikation des Stadtteils St. Georg sei erfolgreich gelungen, wenn sich eine interessierte, allgemeingebildete gerade Sechzehnjährige, die Zeit ihres Lebens in ebendiesem Stadtteil gelebt hat, von einer anderen Jugendlichen - sagen wir: aus Wandsbek - erklären lassen muss, was eine Sozialarbeiterin denn so mache.

Montag, 12. Januar 2015

Erster!

Heute will ich den ersten Jahresrückblick des Jahres 2015 veröffentlichen - und das am 12. Januar 2015.
2015 lief genau so bescheiden wie 2014. Mehr Worte muss man nicht verlieren.

Sonntag, 11. Januar 2015

Geburtstag

Es ist nicht so, als ob nur die Tochter heute Geburtstag habe. Auch dieser (dieses?) Blog kann sein Einjähriges begehen. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass Eierkopp und Helga in einem Jahr auf fast 20.000 Aufrufe kämen. Das macht mich fast so stolz wie meine tolle, große Tochter.
Deren größte Freude (wenn auch vor dem Auspacken) übrigens die kleine Dose Prosecco war, die ich eigentlich mehr der Farbe (Rosé) und der Altersbeschränkung wegen auf dem Geburtstagstisch arrangiert hatte. Ich musste das Töchterlein am Ende davon abhalten, das Getränk gleich zum bzw. vor dem Frühstück zu sich zu nehmen (know your limits). Was die Tochter mit einem "Ach so, kein Bier vor vier!" quittierte. Irgendwie werden sie doch ganz schön schnell groß.

Samstag, 10. Januar 2015

Ein Traum

Manchmal wünsche ich mir, morgens einfach nur sorglos aufzuwachen. Nicht dieses Gefühl zu haben, von allen Gedanken und Sorgen übermannt zu werden, sobald das Bewusstsein in Teilen zürückwabert. Nicht überlegen zu müssen, wann und wie man alles organisiert bekommt. Sich stattdessen zu freuen, dass das Wetter schön ist (darauf muss ich hier wohl noch mindestens drei Monate warten), sobald die Sicht langsam zurückkehrt, und dass man gespannt sein kann, was der Tag so bringt.
Vermutlich habe ich das Anrecht darauf mit Gongschlag Mutterdasein verwirkt.

Freitag, 9. Januar 2015

2015 wird mein Jahr...

... nur jetzt noch nicht!
Die Premiere des heutigen Tages heißt: zwei kranke Kinder. Manchmal werden einem Demut, Selbstfürsorge und Achtsamkeit schon recht schwer gemacht.
Da stürzt man sich doch gerne in die Vorbereitungen für den Geburtstag der Tochter.
Und das Wetter ist auch super.

Donnerstag, 8. Januar 2015

Premieren

Das junge, Neue Jahr hält noch immer viele erste Male bereit. Heute früh also der erste Schultag des Jahres. Gestern wäre es offiziell losgegangen, aber da hatte die Schule noch einen "Didaktischen Tag". Ich habe wahrscheinlich eine vollkommen falsche Vorstellung davon, wie so ein Tag aussieht.
Heute nun in aller Frühe das erste Mal Schulbrotschmieren. Ist zum Glück wie Fahrradfahren, man verlernt es nicht. Kurz danach dann einer angeschlagenen wie derangierten Tochter gewahr geworden und die erste Krankmeldung des Jahres geschrieben. Ich denke, die Tochter wird sich ein Herz nehmen und ihre Stulle auch zu Hause essen, um ihr das Schicksal des ersten Hasenbrotes 2015 zu ersparen.

Mittwoch, 7. Januar 2015

Pustekuchen!

Aus dem besinnlichen Abend mit Kerzenschein, Weihnachtsbaum und Gebäck wurde gestern nichts. Fast hätte ich verpeilt, dass ich einen Termin hatte. So konnte ich nicht dem Dreikönigskrieg beiwohnen, bin aber dem eigenen Bestseller ein gutes Stück näher gekommen.

Dienstag, 6. Januar 2015

Heilige Kriege

Immer wieder bin ich fasziniert, wie sich das Abwracken des Weihnachtsbaumes in Hamburg zum echten Battle auswächst. Bereits zu Silvester waren die ersten "Pannenbäume" (die Tochter mit knapp zwei) um bzw. an die Ecke gebracht. Ich wette, in irgendeiner Wohnung wurde noch im alten Jahr frenetisch die Siegerurkunde gefeiert. Hier im Haus scheine ich die Einzige zu sein, die sich an die Epiphania-Tradition hält. Das mir, die ich nicht gerade als Vorreiterin der Brauchtumspflege gelte! Die Stadtreinigung hat schon gestern die Baumrelikte der Nachbarschaft abgeholt. Ich werde heute Abend jedoch noch besinnlich vor dem Baum zubringen. Dabei werde ich dem hiesigen Drei-Königs-Overkill beiwohnen dürfen. Das schadet der Besinnlichkeit ein wenig. 3 x 3 sind bei uns am Start. Gaspare, Melchiorre und Baldassarre ertragen den Krieg stoisch mit italienischer Grandezza. Sie sind allein durch ihre Position oben am Baum klar im Vorteil. Die drei Dosenkönige sind ganz eindeutig die Opfer. Denn die Strategie von Connie, Fritzchen und Det (außerhalb Mainz' als Caspar, Melchior und Balthasar bekannt) ist das Dauergrinsen, mit dem sie bisher alle mürbe gemacht haben. Es wird lauschig, da bin ich sicher.


Mal 'ne Frage

Wenn Ratten Schadnager sind, was sind dann bitte Nutznager?

Montag, 5. Januar 2015

Testreihe

Als ich am Freitag nach wochenlanger Arbeitsabstinenz wieder in der heimeligen Großraumdisco war, hatte ich die besten Vorsätze für die Kalorienzufuhr in der Mittagspause.
Allein Edeka versteht es nicht, aus den noch nahezu jungfräulichen guten Vorsätzen Profit zu schlagen. Die dortige Salattheke bot ein beinahe vorwende-ostdeutsches Bild: sechs bestenfalls bodenbedeckte Schalen mit lieblos zusammengeklaubter Rohkost. Daneben eine große, blanke Edelstahlfläche, die mit allerlei Tand dekoriert war, um das Elend nicht allzu prominent werden zu lassen. 
Da hieß es Alternativen finden. Verwundert stellte ich fest, Edeka ist doch nicht alleine. "Oh it's fresh" hatte vollständig geschlossen. 
Unterdessen hatte ich mir auf meiner erfolglosen Nahrungssuche derartig viel Wind um die Nase wehen lassen, dass ich entmutigt beim nächstbesten Bäcker einkehrte. Mal sehen, was der heutige Tag bringt.

Sonntag, 4. Januar 2015

So kann's kommen

Zu meiner Beruhigung stelle ich fest, doch gar nicht so eine gluckige Mutter zu sein wie ich immer befürchtet habe. In meinen Träumen dachte ich, mir würde bestimmt das Herz aus dem Leib gerissen werden, wenn eines meiner Kinder einen Freund oder eine Freundin habe. Dass ich mich in meiner Eifersucht ihnen gegenüber ganz garstig verhalten würde. Außerdem befürchtete ich, mich dann entsetzlich alt zu fühlen. Nun sehe ich, dass es alles nicht so ist. Ich mag die Freundin meines Sohnes sehr. Ich hoffe, dass er sie nie verletzen wird. Und ich finde, dass mir die neue Situation ganz viele Freiheiten einräumt. 
Mal sehen, was ich sagen werde, wenn der erste Liebeskummer ansteht. Aber dazu kommt es bestimmt nie...

Samstag, 3. Januar 2015

Die heiligen drei Könige nahen

Heute kann ich nicht schreiben. Heute waren nachweihnachtliche Bastelarbeiten angesagt. Da die Produktionsstätte in St. Georg liegt, war klar, dass die drei etwas schwul rüberkommen.

Freitag, 2. Januar 2015

Test

Puh, in etwa zu der Zeit aufstehen, zu der man in der Nacht davor ins Bett gegangen ist. Das nenne ich Realitäts-Check für gute Vorsätze.

Donnerstag, 1. Januar 2015

New Year's Eve

Auch wenn es nun schon verjährt ist: wir haben einen tollen Silvesterabend verbracht. Jeder für sich. Der Sohn war mit seiner Freundin bei uns Zuhause. Sturmfrei. Es ist ihr hoch anzurechnen, dass sie es geschafft hat, den Silvestermuffel und Feuerwerksphobiker um Mitternacht eine halbe Stunde an die Alster zu locken.
Die Tochter war mit Freundinnen und Freunden unterwegs. Da es ihnen an den Landungsbrücken zu voll war, sind sie mit der S-Bahn durch ganz Hamburg gefahren, um am Ende - alle bis auf einen von ihnen uneingeladen - auf einer Party "von Fünfzigjährigen" zu feiern. Das Publikum sollten "stehengebliebene Achtundsechziger" gewesen sein, die wahrscheinlich nur darauf warteten, von vorlauten Fünfzehnjährigen darauf hingewiesen zu werden, dass der Konsum von Marihuana entgegen ihrer Meinung doch nicht legal sei. Sie haben die Nacht tanzend verbracht, denn dort habe sie ja niemand gekannt. Alles in allem war sie heute von ihrem Abend sehr beseelt, das sei das verrückteste Silvester ihres Lebens gewesen - und es waren ja schon fünfzehn! 
Die langweilige Mutter war bei ihrer Zweitfamilie. Die Ansage war, in Jogginghose aufzulaufen. Das wurde auch konsequent von allen - Gastgebern wie Gästen - durchgezogen. Allein ich fiel etwas aus der Rolle, da ich in Ermangelung einer solchen in Pyjamahose erschien. Nicht schön, aber gemütlich. Und atmosphärisch wunderschön.
Sieht so aus, als fange das Jahr für uns alle gut an.