Freitag, 31. Juli 2015

Sommerwetter (vermeintliches)!

Du hast es nicht leicht, von überall schlägt Dir Unmut entgegen. Aber überlege mal, wie schwer es für uns ist. Deshalb sage ich: ich will im Juli wegen offener Schuhe nicht ungläubig von allen Stiefelträgern (!) angesehen werden. Ich will mir im Juni und Juli auf dem Fahrrad keine Handschuhe wünschen. Ich will im Sommer nicht überall und jederzeit Licht anschalten müssen. Ich will nachts und morgens nicht von Sturmböen und Regengüssen geweckt werden. Überhaupt möchte ich, dass morgens mal wieder die Sonne ins Fenster scheint. Ich will keine Jacken anziehen müssen. Ich will keine gemütlichen Abende auf dem Sofa mit Decke und Heißgetränk mehr. Ich will sie auf dem Balkon verbringen. Selbst die Blumen dort würde ich unterdessen gerne gießen. Ich will, dass die Harzfeuer-Tomaten endlich rot werden. Und ich will ganz bestimmt nicht in Regen und Sturm vom Fahrrad gepustet und umgekippt werden.
Seien wir ehrlich, den Juni und Juli hast Du ordentlich vergurkt. Jetzt gib Dir wenigstens für den August mal Mühe!

Donnerstag, 30. Juli 2015

Der Blitztrompf

Manchmal komme ich mir vor wie im Altersheim, obwohl ich mit zwei bis drei Teenagern zusammenlebe. Vorgestern Abend stritten sich die Tochter und der Sohn darüber, wer die größeren Leiden habe. Die Tochter klagte über Schnupfen ("So doll hatte ich den noch nie!"), während der Sohn in schillernden Farben seine Mandelentzündung vom Jahresanfang schilderte. Es blieb die ungeklärte Frage, ob schmerzhaft nervig sticht. Ich fühlte mich in einen Berliner Bus zurückversetzt, in dem sich zwei ältere Menschen um den Behindertenplatz stritten, blitzschnell ihre Schwerbeschädigtenausweise zückten, Prozentsätze verglichen, Gleichstand feststellen mussten und am Ende der als Sieger hervorging, dessen Ausstellungsdatum vor dem anderen lag. 
Nur passend, dass sich der Sohn und seine Freundin gestern Abend mit den Worten zurückzogen, sie spielten jetzt noch Tyrannenquartett. Auf meine Frage, ob Gaddafi wieder aufgetaucht sei, antwortete er mit den weisen Worten: "Wer braucht schon Gaddafi?"

Mittwoch, 29. Juli 2015

Controlling

Um es vorweg zu schicken: ich bin gerne Mutter, denn ich liebe meine Kinder. Sie sind toll, wenn auch nicht immer pflegeleicht.
Manchmal gibt es jedoch Momente, in denen das Mutterdasein auf eine übertrieben harte Probe gestellt wird.
Gerade war wieder so einer.
Dabei hätte alles so schön sein können. Die Tochter kehrte aus ihrem ersten Urlaub allein unter Teenagern zurück. Gut, die Landung um 16:55 Uhr hatte zur Folge, dass ich im Schweinsgalopp von der Arbeit zum Flughafen hasten musste. Aber immerhin konnte ich mein erstgeborenes Kind in Empfang nehmen. Schade nur, dass es sich in lädiertem Zustand befand. Blass waren alle Mitreisenden - das ist Satz, wenn man als Sechzehnjährige aus Barcelona kommt -, aber meine Tochter zierte als Einzige eine knallrote Nase. Verschnupft bezeichnet ihren Zustand nur unzureichend. Sie schniefte, hustete und klagte über Druck auf den Ohren und dem Kopf. Die besorgte Mutter wäre ohnehin auf den Plan gerufen; verstärkt wurde die Sorge jedoch noch um das Wissen, dass sie am Folgetag mit ihrem Vater weiterzureisen gedachte. Selten drängte sich mir der Gedanke 'Fitspritzen' so sehr auf wie gestern. Dennoch versuchte ich es mit herkömmlichen Mitteln. Kaum Zuhause begann ich mit der Zubereitung einer Hühnersuppe sowie eines Bananenquarks. Letzterer macht sich fast von selbst, erstere leider nicht. Parallel ließ ich drei Waschmaschinenladungen laufen und hängte sie anschließend auf. Mit der Zeit reagierte ich auch zunehmend angestrengter auf die Fragen des Sohnes, wann das Essen fertig sei. Der Tag im Schweinsgalopp blieb nicht ohne Folgen. Ich war müde, gehetzt, besorgt und meine Hüfte quakte. Zum Nach-Nachtisch gab es für die Tochter noch eine Portion Aspirin Complex. Hatte sie doch vorher geklagt, sie schmecke und rieche nichts, konnte ihr die eklige Plörre nichts anhaben. Haste gedacht! "Man schmeckt die Ekligkeit.", waren die genauen Worte, ehe sie das Experiment abbrach mit den Worten "sonst muss ich kotzen". Gegen 22 Uhr erreichte sie nach vielen Versuchen endlich ihren Vater, um die genauen Reisedaten in Erfahrung zu bringen. Von ihm erfuhr sie, dass sie erst einen Tag später fahren würden. Im ersten Moment ärgerte ich mich über den unnötigen Zeitdruck, im zweiten wurde mir bewusst, dass ein weiterer Genesungstag zuhause nicht das schlechteste sei.
Heute früh ereilten mich auf dem Weg zur Arbeit zwei Anrufe der Tochter. Papa habe angerufen, sie verreisen nun doch heute. Die Nachfrage nach der Uhrzeit ergab 10 Uhr (Zeitpunkt des Telefonats: 9 Uhr). Also auf dem Absatz kehrt und letzte Instruktionen für Gepäck und Verhalten geben! Was für ein stoisches Kind ich doch habe, dass sie die kurzfristige Umplanung so klaglos hinnahm. Oder lag es am erkältungsbedingten Dämmerzustand?
Man merkt jedenfalls in allen Lebenslagen, dass der Ex-Partner Controller ist.

Dienstag, 28. Juli 2015

Juli in Hamburg

Was ist bloß los? 
Da kämpfe ich ob Nässe, Kälte und Dunkelheit vorfristig mit heftigen Herbstdepressionen, dann werden auch noch die Ikonen meiner Kindheit mutwillig demontiert:
Beim Grillen mit der Hausgemeinschaft sind wir im Vorjahresvergleich um ca. 2000% im Rückstand. Den holen wir wohl nicht wieder auf.
Die Tochter schickt aus der Ferne Nachrichten mit dem Inhalt: "ich bin wahrscheinlich krank :((("
Sofort geht das mütterliche Kopfkino los. Spanische Grippe? HIV-infiziert? Zum Glück verfügt die Reisegesellschaftsmitmutter über brauchbarere Informationsquellen; die Mädchen haben Halsschmerzen. Und heute Nachmittag schon können wir die Pandabären wieder in Empfang nehmen.
Trotzdem hatte ich mir den Sommer anders vorgestellt.

Montag, 27. Juli 2015

Morgengrauen

Eigentlich kann es doch nicht sein, dass ich Ende Juli morgens nicht aufstehen möchte, weil es mir ohne Decke nicht warm genug ist.
Belüge ich mich jetzt schon im Dämmerzustand?

Sonntag, 26. Juli 2015

Aus Liebe

Dass der Sohn aus Liebe auf den Fleischverzehr verzichtet, ist nichts Neues. Schon im Kindergartenalter verliebte er sich in seine vegetarische Babysitterin und blieb eine Zeit lang solidarisch fleischfrei. Entgegen den damaligen Prognosen seiner Schwester: "Dafür mag er Fleisch viel zu gerne!" Heutzutage hat er sich von seiner Freundin umstimmen lassen. Nicht weil sie ihn missioniert hätte, weil er vor Liebe zu Tieren verginge oder weil er Fleisch nicht mag. Alles eher im Gegenteil. 
Auch auf mich greift diese Ernährungsumstellung über. Seit langem habe ich kein Fleisch oder keine Wurst mehr gegessen. Gestern jedoch war es wieder soweit. Die Planung sah Dosebierhuhn vor. Während ich die Dose nach Internet-Recherche (bei der herauskam, dass die Lacke von der Dose durch Hitze und Alkohol abgelöst werden und von dieser Zubereitungsart abgeraten wird) durch eine Flasche Sekt ersetzte, konnte ich das Huhn schlecht mit Tofu nachmodellieren. Immerhin war es eines aus fairer Aufzucht. 
Kurz nach diesem Bild ist die ganze Chose übrigens umgekippt. Alles Sledgehammer-Abspielen brachte nichts, das Huhn lag.
Es hat großartig geschmeckt. Der Sohn blieb trotz der Aromen standhaft in seiner Verweigerung. Was ich ihm jedoch noch höher anrechne: dass er mein Foto vom nackten Huhn auf Instagram "geliket" hat, lange Zeit als einziger (unterdessen gibt es noch einen zweiten Like, ich bin voll Fame). Auch aus Liebe, vermute ich.

Samstag, 25. Juli 2015

Unglückspilz

Ich bin unglücklich. Und ärgere mich über mich selbst. Was es nicht besser macht. Das kam so:
Letzte Woche gab mein Fahrrad auf (d. Red. berichtete) und so brachte ich es zum örtlichen Fahrradhändler. Dort war ich betrübt über die lange, entbehrungsreiche Zeit ohne mein Rad. Was will man machen? Leider fiel mir erst ein, als ich den Auftrag bereits erteilt hatte, dass ich es besser zu unserem dörflichen Fahrrad-Faktotum gegeben hätte.
Zwei Tage vor der prognostizierten Zeit konnte ich mein repariertes Rad wieder in Empfang nehmen. Gegen einen Obolus von nur 63,80€. So weit, so positiv. Allerdings wurde bei der Reparatur das zerstört, was mir als einziges wirklich wichtig ist an diesem Fahrrad. Menschen, denen ich es verliehen habe, wissen es, weil ich vor jedem Verleih sage: "Du musst nicht besonders vorsichtig sein, es kann alles kaputt gehen, nur der Pilz muss heil wieder zurückkommen!". Bei dem Pilz handelt es sich um die Fliegenpilz-Hupe, die ich von der Tochter vor gut drei Jahren zum Geburtstag bekommen habe.
Als ich die Zerstörung im Laden monierte, meinte die Fachkraft - allen dort gäbe ich gerne eine kleine Einführung in dienstleistungs-orientierter Kommunikation -, ich müsse "das Ding mal richtig ankleben, es hänge nur am seidenen Faden". 
Danke für nichts, Alter!

Freitag, 24. Juli 2015

Wertvolle Zehntel

Ein ungeschriebenes Gesetz will es, dass der Sohn - für gewöhnlich in dem Moment, in dem ich abends ins Bett gehe - die Küche illuminiert und sich ein kleines Nachtmahl bereitet. Was Vierzehnjährige eben für klein halten, wenn es um Kalorien geht. 
Wenn ich am nächsten Morgen aufstehe und mir in der Küche einen Tee koche, muss ich nicht mehr das Licht einschalten. Das wurde netterweise für mich brennen gelassen. Ansonsten wate ich knietief durch eine Zucker-, Eierkuchen-, Apfelsaft-, Butter-, Öl-Melasse. Heute habe ich zwanzig Minuten gebraucht, um den Herd und seine weitere Umgebung in einen Zustand mitteleuropäischer Hygienestandards zu bringen. Diese Zeit habe ich unverständlicherweise nicht eingerechnet; vielleicht bin ich doch keine gute Planerin? An dieser Stelle also schon meine Entschuldigung für den späten Arbeitsbeginn.

Donnerstag, 23. Juli 2015

Echter Luxus

Heute Nacht war ich philosophisch. Mag zwar intellektuell anstrebsam sein, der Nachtschlaf zwischen drei und vier ist es allerdings auch, wenn man morgens wieder vor sieben aufstehen muss. Mein Kopf beschäftigte sich mit der Frage, was Luxus ist. Für mich ist es, Pläne für die Zukunft schmieden zu können, die länger als zwei Wochen entfernt liegt.
Irgendwann werde auch ich wieder reich; bestimmt.

Mittwoch, 22. Juli 2015

Urlaubstag 7

Wissend, dass dem Urlaubstag 7 der Arbeitstag 1 folgt, wird alles noch einmal ausgekostet: das Ausschlafen, das Lesen und das Nichtstun. Ein wenig Farbe ist auch ins Gesicht gekommen. Zum Glück eine andere als an die ersten Harzfeuer-Tomaten auf dem Balkon. Immer wenn sich der Gedanke einschleicht, nur einen Bruchteil des für die Zeit geplanten geschafft zu haben, wird er erfolgreich verdrängt. Es ging hier schließlich in der Hauptsache um Selbstfürsorge. Die selbst aufgestellte Maxime besagt, um den Kuchen für den morgigen Geburtstag eines Kollegen wird sich erst gekümmert, wenn die Sonne vom Balkon verschwunden ist. Man sollte viel öfter Urlaub nehmen.

Noche sorpresa

Irgendwann erwähnte ich wohl, dass ich unser beschauliches Dorf mag. Besonders schön ist es im Sommer. Wie vermutlich jedes Dorf. Aber unseres noch mehr. Zum einen weil es noch übersichtlicher wird, wenn ein Großteil seiner Einwohner verreist ist. Zum anderen weil sich ein Hauptteil des Lebens in unserem Park abspielt. So auch gestern Abend.
Ich saß auf dem Treppenabsatz unseres Eingangs und las die letzten Seiten meines Buches, während im Backofen die vegetarische Lasagne vor sich hin brutzelte. Der Abendessenswunsch des Sohnes - ähnlich der Jahreszeit angepasst wie der Wunsch seiner Schwester am Vorabend. Ohne Selbstüberschätzung kann ich sagen, dass ich diese, meine Komposition sehr gut beherrsche. In dieser Situation ignorierte ich natürlich sämtliche mobile devices. So kam einer der Kollegen, die gerade ihre praktische Segelprüfung an der Alster bestanden hatten, freudestrahlend und für mich unangekündigt vorbei. Sein Feierbier hatte er sich selbst mitgebracht, gegen ein wenig Lasagne hatte er nichts einzuwenden. Auf unserem sizilianischen Balkon herrschte untypische Stille, selbst die Mücken schienen im Urlaub zu sein. Irgendwann fing der Nachbarssohn mit seinen musikalischen Experimenten an. Das zerstörte zwar die Stille, war aber mindestens genauso schön. 
Alles hat ein Ende. So verabschiedeten wir uns noch ein wenig Büroklatsch ventilierend vor der Tür, als ein alter Mann auftauchte, den ich im ersten Moment für einen Penner (sorry, Kinder, Eure Mutter ist und bleibt politisch unkorrekt!) hielt. Schlotternde Kleidung, abgetragene Schuhe, wirre Haare, ein abgestoßener Rollkoffer und eine große Plastiktüte, wer käme da nicht auf die Assoziation obdachlos? Nicht ganz ins Bild passte, dass er den Nachnamen eines Nachbarn fragend wiederholte. Ich wies ihn darauf hin, dass er vorne den entsprechenden Klingelknopf drücken solle. In nicht muttersprachlichem Idiom erklärte er uns, dass er das schon versucht habe, aber niemand reagiere. In typisch südländischer Manier redete er hauptsächlich mit meinem Kollegen, der erwartungsgemäß noch weniger zur Lösung des Problems beitragen konnte als ich. Irgendwann - auch ich habe manchmal lichte Momente - schlug ich vor, den Nachbarn anzurufen. Der alte Mann warf ein, er habe die Nummer nicht. Ich konnte großspurig erklären: "Aber ich!" Die Festnetznummer funktionierte nicht und bei der ersten Mobilnummer, die ich wählte, musste ich zerknirscht feststellen, dass ich bei jemand komplett unbekanntem gelandet war. Aufkommende Panik. Immerhin, die zweite Nummer aus dem Speicher brachte den Durchbruch: ich erreichte den Nachbarn und er schlief entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten noch nicht. Blöd nur, dass er sich im Urlaub im Ausland befand; genau dort wo sein Onkel, so weit hatte ich mir unterdessen eins und eins zusammengereimt, gerade herkam. Als Fräulein vom Amt vermittelte ich das Gespräch zwischen den beiden, indem ich mein Telefon weiterreichte. Es folgte ein untypisch-sprachloser Dialog in nicht ganz fremden Zungen, in dessen Verlauf oft das Wort 'Post' fiel (wie konnte der arme Mann auch wissen, dass es selbst im zackigen Deutschland auch Poststreiks gibt?) und an dessen Ende ich mein Telefon noch einmal überreicht bekam. Der Nachbar versprach, sich gleich noch einmal zu melden. Die südländische Auslegung des Wortes 'gleich' zog sich zäh hin. Der Kollege wartete netterweise mit mir. Endlich klingelte mein Telefon. Die ferne Familienkonferrenz war beendet. Eine Tirade über den kindischen Verwandten erging über mich. Er sollte ins nahegelegene Hotel. Auch wenn es nur über die Straße war, hegte ich Zweifel, dass der etwas wirre Mann, seine Nachtstätte finden würde. Auf dem Weg zur U-Bahn eskortierte der Kollege den Touristen wohlbehalten zum Hotel. Das anschließende Drama an der Hotelrezeption möchte ich mir gar nicht vorstellen.
Wer sagt, dass der Sommer in der Stadt ereignislos und langweilig sei?

Dienstag, 21. Juli 2015

Urlaubstag 6,5

Der Themenkreis Tochter und Flughafen ist kein leichter. Da lässt man sie nahezu allein verreisen. Wurden sie nicht gerade eben noch eingeschult?










Genauso schwer nachzuvollziehen ist für mich, warum dieses Foto plötzlich hier erscheint und warum ich es nicht wegbekomme. Egal, zurück zum Thema:
Als Mutter ist man als Begleitung erwünscht, wenn man Hürden beim Check In beseitigt (wie beispielsweise einen zweiteiligen Nachnamen, den man in Gänze, also mit Lücke in den Automaten eingeben muss, dessen Tastatur aber kein Space-Feld besitzt; geht nur mit dem Ausweis, aber auch erst beim dritten Versuch). Ansonsten hat man sich bitte kommentarlos zu trollen. Schließlich ist man vor anderen Jugendlichen unerträglich peinlich. Nie, nie darf man sagen, dass noch mehr Augenrollen geht, wenn die Mitmutter noch ein letztes Mal Handlungsmaximen ausgibt. Nie, nie darf man auf verreisende Kolleginnen in der Warteschleife hinweisen. Vor allem, wenn diese dann bedauernd feststellen, dass man nicht das gleiche Ziel habe, sonst hätten sie während des Fluges aufgepasst. 
In trauter Muttersolidarität zieht man also winkend ab, nachdem man die Kinder durch die Sicherheitskontrolle hat ziehen sehen. Um sich dann neuen Herausforderungen zu stellen. Wo ist das Parkticket? Und, noch viel wichtiger, wo war nochmal das Auto geparkt? Kein Problem, man hat sich "14" gemerkt. Im Anflug aufs Parkhaus muss man allerdings feststellen, dass die Reihen dort nicht nummeriert sind sondern durchbuchstabiert. 14 war die Anzahl der freien Parkplätze in der Reihe. Höchst ärgerlich, dass diese Zahl veränderlich ist; das sollte verboten werden!

Urlaubstag 6

Dieser Morgen fühlt sich nicht wie der eines Urlaubstages an. Zum einen weil mir noch der Terminstress des letzten Tages anhängt (Termine werden besonders anstrengend, wenn man sie leicht verspätet erreicht, um dann festzustellen, dass sie eigentlich eine gute Stunde eher gewesen wären), zum anderen weil der Wecker wie an einem Arbeitstag klingelt. Die Tochter fliegt in Urlaub. Eine Woche, nur in Begleitung dreier Gleichaltriger. Dem frühen Aufstehen ist es zu verdanken, dass ich mich bei diesem einschneidenden Erlebnis nicht wie sonst in Tränen auflöse. Wenigstens weiß ich die Tochter für heute kalorisch gut versorgt, da sie zum frühen Frühstück die ganze Sushi-Box verhaften konnte, die ich gestern Abend darzureichen vergaß. Zum Abendessen gab es auf Wunsch der Tochter (schließlich Abschiedsessen!) vegetarisches Cordon Bleu (Die Tochter: "Schmeckt genau wie das echte, wie machen die das? Selbst der Schinken. Aber dafür musste kein Tier sterben!"; der Sohn: "Wie blöd ist das denn? Da machen sie ein vegetarisches Schnitzel und dann packen sie Schinken rein?" ; die Tochter: "Nein, auch der Schinken ist vegetarisch!"; der Sohn: "Ih!"), Kartoffeln und - jetzt wird es jahreszeitlich-typisch - Rosenkohl. Von diesem erwartete das Kind, dass er genauso zubereitet werde wie bei Oma. Ich: "Auch mit Mandeln?"; die Tochter: "Nee, das muss nicht. Aber so zerkocht." Das habe ich geschafft. Wir Mütter sind doch Heldinnen.

Montag, 20. Juli 2015

Urlaubstag 5

Vom Herbst ohne Umwege in den Frühling. Immerhin, für die auf den letzten Drücker gewaschene Kleidung der Tochter, die sie morgen in den Urlaub mitnehmen will, ein Garant für schnelles Trocknen, der Wind und die Sonne. 
Ich bin schwer im Stress. Nicht nur wegen der Wäsche. Auch weil ich einen Termin um 11 Uhr habe, den ich wohl nicht ganz pünktlich schaffe. Außerdem noch vieles Andere, das zwingend heute erledigt werden will. Menschen, die angerufen und getroffen werden wollen. Wie gut, dass der Urlaub nur noch zwei weitere Tage währt! 

Sonntag, 19. Juli 2015

Urlaubstag 4

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen herbstlicher Stimmung. Wir schreiben Juli, möchte man skandieren. Egal, der Ausflug ins Grüne wurde durch einen Ausflug nach Eppendorf ersetzt. War auch sehr schön. Wäre da nicht der Triathlon, der HVV und der Wunsch nach heißer Suppe oder zumindest warmen Füßen gewesen. C'est le Nord!

Samstag, 18. Juli 2015

Urlaubstag 3

Dieser Urlaubstag begann damit, dass ich zwischen vier und fünf Uhr von unglaublichen Regengüssen aufwachte. Allein diese Tatsache wäre schon bemerkenswert gewesen; sie wurde aber  noch dadurch gesteigert, dass mir trotz der Uhrzeit in Sekundenbruchteilen durch den Kopf schoss, die Regenschauer seien nur wenig förderlich für die Wäsche auf dem unbedachten Balkon. Manchmal beeindrucke ich mich selbst noch. 
Für eine Rettungsaktion wäre es ohnehin zu spät gewesen. Zumal sie einen nächtlichen Wohnungswechsel bedeutet hätte. Blöderweise wurde ich den Gedanken an meine nasse Wäsche nicht los. So legte ich eine Lesestunde über den spanischen Bürgerkrieg ein. Irgendwann gelang es den Loyalisten und Rebellen, mich wieder in den Schlaf zu bringen. Geht doch.

Freitag, 17. Juli 2015

Urlaubstag 2

Der zweite Tag des fürstlichen Urlaubs begann damit, dass ich mich um den platten Reifen meines Fahrrads (Hinterrad, Ehrensache!) kümmern musste. Da ich feststellte, dass auch der Mantel abgerockt war, führte kein Weg am dörflichen Fahrradhändler des Vertrauens vorbei. Dort ist man leider von akuter Bocklosigkeit geplagt - wer verstünde das besser als ich?, so dass ich mein Fahrrad erst in einer guten Woche wiederbekomme. Dann habe ich eben auch Urlaub vom Fahrrad.
Schön war die Begebenheit beim Frühstück, als die Tochter nach einem Radiospot, in dem ein "süffiges Bier" beworben wurde, fragte, ob "süffig nicht eigentlich etwas Schlechtes sei und so etwas wie dreckig bedeute. Mit Eltern Berliner Provenienz ist man schon geschlagen.
Ansonsten läuft alles nach dem Motto "Mal was Verrücktes tun". Heute Abend ist trotz herrlichen Wetters ein Kinobesuch geplant.

Donnerstag, 16. Juli 2015

Urlaubstag 1,5

Das Tolle am Urlaub ist, dass man merkt, was für einen Blödsinn man normalerweise macht. So zum Beispiel, dass man Plastiktüten (ja, ich habe ein schlechtes Gewissen, aber bei Regen sind meine üblichen Papiertüten nur bedingt geeignet!) der Firma Rossmann mit sich herumträgt, deren Aufdruck sicherlich in keiner Sprache sinnvoll ist und auf Deutsch zudem noch vollkommen bescheuert klingt. Von Interpunktion wollen wir gar nicht erst reden.
Wie gut, dass das unsägliche Produkt wenigstens nicht von Garnier ist!

Urlaubstag 1

Um nicht in den Zustand vollständiger Demotivation zu verfallen, habe ich die Reißleine gezogen und mir spontan aus dem reichhaltigen Fundus diesjähriger Urlaubstage fünf spendiert.
Dass der Tag mit mittelmäßigem Wetter und Kopfschmerzen (echte!) beginnt, war nicht Teil meiner Berechnung.
Dafür war das erste Ferienfrühstück sehr schön. Auch wenn mich dabei die Kinder für meine verbalen Jugendsünden kritisierten, die ich eigentlich zur Erheiterung kundgeben wollte.
Das allerschönste am ersten Urlaubstag fand jedoch schon gestern bei der Arbeit statt; ich konnte mit Freude meinen Lieblingssatz zur garantierten Untätigkeit loswerden: "Machen wir morgen gleich als erstes."

Dienstag, 14. Juli 2015

Lesen hilft

Auch ich habe einen Problemkatalog. Griechenland soll sich nicht einbilden, es sei damit allein. 
Heute ist der 14. Juli und ich frage mich, ob nicht Gummistiefel das adäquate Schuhwerk sind. Jetzt mal ehrlich: Quatorze juillet, le soleil qui brille, les oiseaux qui chantent, il fait beau temps, voilà l'été! Übrigens kein Wunder, dass der Eurogipfel zu Ende ging; François Hollande hat heute schließlich Wichtigeres zu tun.
Die Kinder erzählen sich ausschließlich von Schulaktivitäten wie Klassenfrühstück, Grillen, Filmegucken und so. Wie soll ich mich motivieren zu arbeiten und nicht Filme zu sehen, nicht um 11:10 Uhr Schluss zu machen oder nicht Spiele zu spielen?
Wie soll ich mich weiterhin motivieren, wenn ich mich an keiner Stelle für voll genommen fühle? Die Tochter schließt sofort die Tür, wenn sie mich nur nahen hört (nicht dass ich am Ende etwas von ihren geheimnisvollen Telefonaten mitbekomme!). Der Sohn kommentiert sämtliche Einwürfe meinerseits nur noch mit: "Mama, du Hater!" - ganz egal, ob ich ihm sage, dass er aufräumen soll oder dass mir seine aktuelle Frisur nicht besonders gefällt. Bei der Arbeit wird Einsatz ohnehin für selbstverständlich genommen, während die Meriten andere einheimsen. Seit über drei Monaten warte ich darauf, dass sich jemand um den Schimmel in meinem Schlafzimmer kümmert, obwohl ich unterdessen für meine Verhältnisse ungehalten, penetrant und nörgelig bin.
Mein Mantra: noch einen Monat und einen Tag bis zum Erscheinen und zwei Monate und drei Tage bis zur Lesung!


Montag, 13. Juli 2015

Multitasking

Ein Naturgesetz will, dass meine Teenagerbrut ihre Sprechflashs bekommt, wenn ich gerade fernsehe. Während ich mich sonst häufig freue, überhaupt eine Reaktion - und sei es nur Ja, Nein, Gut oder ähnliches - zu bekommen, bin ich zur Fernsehstunde nur bedingt begeistert. Besonders wird es, wenn die Tochter - wie letzthin - versucht, mir die Handlung eines Films wiederzugeben, während ich versuche, einen anderen zu sehen, vielleicht sogar zu verstehen. Die Gute-Mutter-Hälfte in mir freut sich über ihre hinzugewonnenen Fähigkeiten seit der Vorschulzeit: sie kann unterdessen die Handlung relativ schnörkellos erzählen (jeder, der mal ein fünfjähriges Kind dabei erlebt hat, weiß, was für ein Gewinn das ist!). Die andere Hälfte möchte sich nur auf den Bildschirm konzentrieren können und träumt von den goldenen Zeiten, als die Kinder um acht Uhr abends verlässlich im Bett lagen. Diese Wünsche nicht offenbar werden zu lassen, ist die eigentliche Kunst der Elternrolle.

Samstag, 11. Juli 2015

Hossa!

Für einen kurzen Moment liebäugelte ich heute mit der Idee, dem sympathischen, schwedischen Möbelhaus in Altona einen Besuch abzustatten. Rechtzeitig fiel mir zum Glück noch ein, dass heute Schlagermove ist. Das Projekt musste vertagt werden. Als ich dem Sohn davon erzählte, war er sofort Feuer und Flamme. "Ikea! Hotdogs, lecker! Ach, nee, ich bin ja Vegetarier!"
So schnell zerplatzen Träume. Wer wüsste das besser als ich.

Freitag, 10. Juli 2015

Cillit Bang

Als ich gestern Abend nach Hause kam, empfing mich dort ein beißender Essiggeruch. Für Linsensuppe zu intensiv (zumal die Brut "eeekliche Suppe" hasst) und für Ostereierfärben selbst nach weitester Auslegung des orthodoxen Kalenders zu spät. Tatsächlich war die Tochter in ihrer Ferieneuphorie (nach - wie unterdessen üblich - bravourös bestandener Französischprüfung) dabei, verkrustete Töpfe und Pfannen zu reinigen, die ihr Bruder verhunzt hatte. Ich dachte, ich träume. 
Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass dieses Szenario Wirklichkeit war, schrubbten wir in trauter Zweisamkeit. Dieser Dialog hat sich tatsächlich zugetragen:
Ich: "Weißt Du, womit Eingebranntes noch leichter abgeht?"
Die Tochter: "Mit Backpulver? Das soll auch gut funktionieren."
Ich: "Kann sein, ich meinte eher Cillit Bang."
Die Tochter: "Ich freu' mich so. Sechs Wochen Ruhe."
Ich: "Naja, eigentlich sogar sieben..."
Selbst in solchen Momenten der Freude kann ich das Klugscheißen nicht lassen. Ansonsten denke ich noch darüber nach, dem Sohn ein Koch- und Bratverbot auszusprechen.

Donnerstag, 9. Juli 2015

Aus aller Welt

Demnächst lasse ich zusätzlich zu 'Mediaplanung' noch 'Fremdsprachensupport' auf meine Visitenkarten prägen. Den gestrigen Abend und den heutigen Morgen verbrachte ich nahezu ausschließlich damit, die Tochter bei ihrem Französischreferat zu unterstützen, das sie heute hält. Unter Murren des Sohnes, versteht sich, dem mehr an kulinarischer Unterstützung gelegen ist. 
Mein pädagogisches Feingefühl ließ wie üblich zu wünschen übrig, als ich die Tochter heute früh beim letzten häuslichen Probedurchlauf auf Aussprachefehler hinwies ("Mama, kannst Du das bitte lassen, ich stoppe die Zeit!"). En français, s'il-te-plait!
Trotz ihrer Anspannung konstatierte die Tochter nach einem Blick aus dem Fenster, die Wetterlage müsse statt Aprilwetter in Juliwetter umbenannt werden. Ich hielt mich mit meinem Klimapessimismus zurück und erwähnte nicht, dass man es auch genauso gut temps de Mars, Maiwetter, Juniwetter und voraussichtlich auch August- und Septemberwetter nennen könnte.

Was soll das?

Nichts Böses ahnend habe ich das iOS-Update auf meinem iPhone ausgeführt. Ich habe im Kleingedruckten von Verbesserungen, Fehlerbehebung und Apple Music gelesen. Naja, dachte ich, kann nicht schaden. Das Update ging auch recht schnell vonstatten. Und Kontakte, Fotos, Termine haben es auch überlebt. Alles bestens also. Haste gedacht, Du fette Schnecke!
Zuerst fiel mir nur auf, dass der Musik-Icon statt rot nun weiß-blau eingefärbt ist.  Ein neugieriges Draufdrücken zeigte das:
Toll! 
Blöd nur, dass jedes Berühren, Wischen oder so nichts am Display änderte. Gut, habe ich gedacht, als in die Jahre gekommene, ohnehin wenig Technikaffine habe ich zum Glück die Experten im Haus. Die Tochter nörgelte, das Ganze sei Mist, das Gleiche wie Spotify. Wenn sie das sagt... Ob meine Musik auch weg sei? Wahrheitsgemäß antwortete ich, ich wisse es nicht, denn ich komme nicht über das Anfangsbild hinaus. 
Ich überlege noch, ob ich mich freuen soll, dass ich kaum weniger technikkompatibel bin als meine Kinder, oder ob ich mich als Spontankonservative ärgern soll, dass meine guten, alten Playlisten nach wie vor unerreichbar sind?

Mittwoch, 8. Juli 2015

Prinzipien sind zum Über-Bord-Werfen da

Gestern traute ich mich endlich. Der Tochter zu gestehen, dass ich den Minion-Film ansehen würde. Es war gar nicht so schlimm. Sie sah mich nur verhalten vorwurfsvoll an. Und meinte, nicht allzu schneidend, ich wisse, dass sie das nicht gut finde. 
Nachdem ich dieses Geständnis nahezu unbeschadet überstanden hatte, war ich verwegen und beichtete auch noch den Kauf von drei Minion-Tictac-Schachteln.
Ich rechnete mit dem schlimmsten. Und was passierte? Sie gratulierte mir zu diesem Kauf, weil sie wahnsinnig gerne Bananen-Tictacs naschen wollte. 

Dienstag, 7. Juli 2015

Theorie und Praxis

Eine meiner Theorien besagt, dass der Poststreik von Einzelhändlern initiiert wurde. Wie viel lieber hat man sein Buch, seine Hose oder seine DVD lieber gleich zuhause, als das gute Stück wochenlang im Verteilzentrum Mümmelmannsberg zu wissen. Da konnte der stationäre Handel doch wieder einmal wochenlang punkten. 
Dann brauche ich mir allerdings bloß unseren schlurfhackigen Buchhändler vorzustellen, um zu wissen, dass es eine utopische Verschwörungstheorie ist.

Montag, 6. Juli 2015

Die vertauschten Köpfe

Es ist so weit: ich traue mich nicht der Tochter zu sagen, dass ich morgen ins Kino gehen und die Minions gucken werde. Nicht etwa, weil sie mitkommen wollte. Nein, weil sie die Minions "hasst"; sie hält sie für "eine Ausgeburt der Hölle". Immer wenn ich vorsichtig äußere, sie seien doch süß, ernte ich ein empörtes "Nein, sind sie nicht!".
Befinde ich mich jetzt schon in der Regression?

Sonntag, 5. Juli 2015

Samstag, 4. Juli 2015

So!

Letzten Samstag habe ich mir ein Kinderkleid gekauft. Nicht etwa eines in einer kleinen Größe, schließlich erwarte ich wider Erwarten nun wirklich keine Zwillinge, sondern ein ausreichend großes. Kinderkleid deswegen, weil es ein dunkelblau-weiß-gestreiftes Frotteekleid ist, das aussieht, als sei es ein Schlafanzug aus dem Hause Petit Bateau.
Wer hätte gedacht, dass das aktuelle Wetter dafür derartig gut passt. 
Jedem, der mir à la Guido Maria Kretschmer sagt, das Kleid tue nichts für mich, ich sehe darin albern, unförmig, blöde oder gar alles aus, schmettere ich entgegen: "Egal, ich fühle mich gerade wohl!"

Freitag, 3. Juli 2015

Im Backofen

An den heißesten Julitagen der Welt verbringt man gerne seine Zeit mit Kuchenbacken. So wie ich die letzten beiden Abende. In Finnland nennt man es wohl Sauna. Aber was tut man nicht alles für nette Kollegen oder heiratende Freunde.
Immerhin, die Ergebnisse seien sehr gut geworden, heißt es.

Mittwoch, 1. Juli 2015

Listen für Jung und Alt

Derzeit lese ich ein hübsches Listenbuch von Tex Rubinowitz. Der eine oder andere Nachbar hört mich auf dem Balkon wahrscheinlich laut lachen. Mein aktueller Favorit daraus ist aus "Mottos für Nihilisten": "Es ist ein schmaler Grat zwischen Bratapfel und Schmorgurke - und dieser schmale Grat bin ich"
Auch meinen Kindern scheinen Listen eine Herzensangelegenheit zu sein. Letzthin verbrachten der Sohn und seine Freundin, später kam auch noch die Tochter dazu, ihre Zeit damit, ein Ranking der wichtigsten Figuren aus Spongebob zu erstellen (in order of importance). Dabei wurden substanzielle Fragen gewälzt wie: "Spielt Sandy eine größere Rolle als Mrs. Puff?"
Andere nehmen Drogen.