Freitag, 29. April 2022

Nach der Arbeit

Die Osterwoche hat Schuld. Sie brachte mich aus dem Rhythmus. Am Montag dachte ich, es müsste Dienstag sein, am Dienstag Mittwoch und so weiter. So erklärt es sich, dass ich gestern nach der Arbeit - diese zumindest partiell in Präsenz - mit Kolleginnen und Kollegen sorglos das eine oder andere Getränk genommen habe. Wie verrückt und wie schön. Live unter immer noch vertrauten Menschen. Als ich nach Hause kam, war es auch wirklich nicht mehr Donnerstag sondern Freitag. Allerdings half der fortgeschrittene Wochentag beim Aufstehen wenig, wie ich jetzt feststellen muss.



Mittwoch, 20. April 2022

Nach Ostern ist vor Pfingsten

So lang mir die vier freien Tage Gründonnerstag vorkamen, so schnell waren sie am Morgen des Osterdienstags verflogen. Mit ihnen die Hoffnung, in der arbeitsfreien Zeit unzählige haushaltsnahe Jobs zu erledigen. Dafür war das Wetter zu schön. Nun hat uns die Galeere wieder - und für sie ist es leider unerheblich, ob die Sonne nach wie vor scheint. Um die Wiedereingewöhnung weiter zu erschweren, hat sich der Sohn gestern zur großen Reise aufgemacht. Mein Problem liegt nicht darin, dass ich sie ihm neidete. Vielmehr verwandele ich mich bei Aufbruch eines meiner Kinder automatisch in eine überängstliche Glucke, scheitere beim Verdrängen irgendwelchen Kopfkinos und wünsche mir, sie wären wieder weniger flügge. Schicke Nachrichten, nicht nur an ihn sondern auch an seine Freundin, checke im Minutentakt seinen Flugstatus, erkundige mich wieder bei seiner Freundin. Da können der Sohn und ich vorher noch so sehr nebeneinander her gelebt haben - und ich noch so sehr genervt gewesen sein, dass er meine Osterdeko in Bestzeit zerstörte. Selbst die Aussicht auf Sturmfreiheit vermag mich nicht zu erfreuen. Zumindest nicht bis zu seiner Nachricht, er sei gut angekommen.



Samstag, 16. April 2022

Karfreitag war gestern

Wie kann man den Tag stimmiger verbringen als elend im Bett? Ich habe fast 24 Stunden Buße getan. Nicht ganz stimmig für den Karfreitag war, dass die Unpässlichkeit von übertriebenem Alkoholkonsum am Gründonnerstag herrührte. Ich weiß schließlich, dass ich diese Rebsorte nicht vertrage. Vor lauter selbstinduziertem Geißeln musste gestern aus ebendiesen Gründen auch die eher ostdeutsch anmutende Gelegenheit zur Selbstkritik ausfallen. Das ernste Gespräch mit dem Nachbarn, der vom Plenum vorgeschickt wurde, mich ob meiner bestimmt ebenso selbst verschuldeten Schimmelplage in der Wohnung zu ermahnen. An den leckeren Kaffee, den er mir netterweise dazu anbot, um uns beiden das Ganze etwas angenehmer zu gestalten, war nicht zu denken. An Aufstehen sowieso nicht. Wir mussten uns auf ein unpassenderes Datum vertagen. Immerhin hat das malade Intermezzo ein Gutes: Es könnte mir auch heute noch nichts egaler sein als das Ende der Fastenzeit.



Montag, 11. April 2022

Eine dieser Krisen

Als ich am Wochenende einkaufend durch die Läden zog, präsentierten sich mir wieder an diversen Orten die partiell leergefegten Regale. Fein säuberlich waren sämtliche Raps- und Sonnenblumenölvorräte wie auch die jedweden Weizenmehls abgegrast. Daneben die unterdessen obligatorischen Zettel, Abgabe nur in handelsüblichen Mengen, maximal zwei oder drei Einheiten usw. usf. - Solidarität in Krisenzeiten können wir hier richtig gut. Ich bin fast sicher, dass diejenigen, die am lautesten über steigende Preise klagen, die sind, die seit ein paar Wochen Speiseöl und Mehl hamstern. Ihr habt das mit den nachfrageorientierten Preisen und der Herkunft unseres Weizens bzw. Rapses vollkommen richtig begriffen. Oder wie Krischi Lindner sagte: „Der Markt regelt das.“ Immerhin lässt uns der Markt Olivenöl.
So wächst einmal mehr der Wunsch in mir, großflächig zu propagieren, dass die Ukraine beispielsweise auch der Hauptlieferant für Mohn sei (an dieser Stelle unbedingt etwas auswählen, das meiner Ansicht nach ungenießbar ist, es sei denn es kommt vereinzelt auf Brötchen vor). Um zu sehen, wie saisonal untypische Backzutaten gebunkert werden, die dann vermutlich zu einem nicht unerheblichen Anteil nach Ablauf des Verfallsdatums weggeworfen werden. Ein Schicksal, das sie wahrscheinlich mit einigen Hektolitern Speiseöl teilen werden. Wenn mir dieses Experiment gelingen sollte, werde ich es mit der Legierung der 1-, 2- und 5-Cent-Münzen versuchen. Währenddessen beobachte ich das Aprilwetter.



Sonntag, 3. April 2022

Endlich Frühling

Nachdem nun auch die Letzten ihre Schneebilder gepostet haben, kann jetzt der Frühling Einzug halten. Alles grünt. Vor allem die Kachel auf meiner Corona-Warn-App, die ihre monatelange, winterliche Rotfärbung durch eine saisonal angepasste Farbe ersetzt hat, die auch viel mehr für mich kann.
Dabei habe ich mich risikoreicher verhalten als sonst. Zwei Tage in der Hauptstadt, die zwar stärker durchseucht ist als die Hansestadt, aber nominell anders als Hamburg nicht als Hotspot gilt. Zu allem Überfluss hatte ich dort auch noch Kontakt zu echten Menschen, in einem Hotel. Ich fühlte mich fast überfordert.
Wie beruhigend, am Wohnort wieder nur die geliebten üblichen Verdächtigen zu treffen. Oder den prominenten Freund einer Nachbarin im Supermarkt. Der mir ein „Mal was Verrücktes tun!“ entlockt, als er mich darauf hinweist, er habe sich, voll crazy, flüssigen Entkalker gekauft - und auf meine Bemerkung mit „Rock’n’Roll!“ reagiert. Nimm das, Berlin! Wir lassen es hier richtig eskalieren.