Donnerstag, 31. Oktober 2019

Es liegt wohl an der Jahreszeit

So müssen sich bipolare Menschen fühlen. Heute bei strahlendem Sonnenschein Feiertag in unserem beschaulichen Dorf, morgen bei jedwedem Wetter, in jedem Fall zu früh, zur Arbeit. Und dann das Wissen, dass Süddeutsche traditionell ausschlafen und herumgammeln dürfen. Ich habe beschlossen, mich heute mehr zu freuen als mich morgen zu ärgern. Man muss auch gönnen können. Aber was mich wirklich verstimmt: dass ich das Martin-Luther-Playmobilmännchen zum 500. Reformationstag nicht bekommen habe. Das kann schon den ganzen, schönen Feiertag vermiesen.

(Ich nenne es: Blitzeblanke Fenster vor keltischen Bräuchen)

Montag, 28. Oktober 2019

Über Nacht

Auch wenn das Wochenende eine Stunde länger als ein handelsübliches war, es genügte nicht. Der Montag kam doch wieder zu früh. Immerhin konnte ich einige meiner Vorhaben umsetzen: Formulare für die Bank ausfüllen, Aufräumen (in homöopathischen Dosen) und Fenster putzen. Die Idee dabei ist, dass etwaige Eierpampe zu Halloween an sauberen Fenstern nicht ganz so gut klebt wie an städtisch-mattverglasten. Mal sehen. Außerdem habe ich am Sonnabend einen Kürbis besorgt, ihn wenig fachmännisch entkernt und aus dem Fang eine Suppe gekocht. Eigentlich bin ich nicht die allergrößte Kürbisfreundin, aber was tut man nicht alles fürs saisonale Brauchtum. Um das Ganze noch altruistischer zu gestalten, wurde die Kürbissuppe gar vegan, damit der Sohn auch teilhaben konnte. Seine Reaktion, nachdem er ein paar Löffel genommen hatte: „Mama, ich vergesse immer, dass ich Kürbis gar nicht so mag.“ Sein Urteil hatte zur Folge, dass ich fortan alleine für die Vernichtung zuständig war und große Mengen überschüssiger Suppe im Kühlschrank unterbringen musste. Das gaben die dortigen Kapazitäten leider nicht her, so dass ich ihn etwas leerte. Aus vielen evakuierten Eiern und anderem entstand in der Not ein Kuchen. Diesen brachte ich überraschend ausgeschlafen heute bei der Arbeit mit. Dort wenigstens wurde mir (oder meinem Werk) Zuspruch zuteil.

(„und voller Wehmut stell‘ ich mir die Uhr eine Stunde zurück“)

Sonntag, 27. Oktober 2019

Richtigstellung

Natürlich habe ich im Hinblick auf des Sohnes Geburtstag schamlos übertrieben. Am Sonnabend, nur 16 Tage nach dem Saisonhöhepunkt, gab es nämlich Geschenke vom Vater. Ja, Plural - zwei Geschenke gar. 
Es klingelte intern an der Tür. Ich rechnete mit der Nachbarin zur Klärung des Abendprogramms. Stattdessen stand dort der angehende Ex-Mann. Seine herzliche Begrüßung lautete: „Ach, Du bist‘s?“ Ob ich den Sohn holen könne. Damit war unsere Konversation beendet. Auch gut. Er überreichte dem Ex-Jubilar zwei nicht weiter als original verpackte Packungen mit Telefonladekabeln. Auf dem einen war der UVP in sensationeller Höhe von 1,99 Euro aufgedruckt. Das zweite wird wahrscheinlich noch teurer gewesen sein. Nach der Übergabe verschwendeten beide Männer nicht allzu viel weitere Worte. Der Vater verbrachte anschließend insgesamt länger vor unserem Küchenfenster mit seinem Smartphone als in unserem Umfeld. 
Ich entschuldige mich erstens für die Anwesenheit in der eigenen Wohnung, zweitens für die irrige Meinung, der Vater und sein Umfeld haben den Geburtstag des Sohnes ignoriert.

Freitag, 25. Oktober 2019

Kinderlieder Reloaded

Gestern morgen war der Sohn überraschend früh aktiv. Er habe am Vortag zu wenig gegessen, das plane er wenigstens am nächsten Morgen zu ändern. Während ich also meinen Tee kochte, assistierte ich noch ein wenig beim Nudelkochen. Wichtig: die ausreichend große Menge. Seine Unterzuckerung brachte zum Glück keine schlechte Laune mit sich. Der Sohn trällerte während der Essenszubereitung. Er summte Kinderlieder. Irgendwann hielt er inne und fragte laut, also vermutlich mich: „Wer ist eigentlich dieser Bi-Ba-Butzelmann? Wofür steht er? Was macht er beruflich? Wofür begeistert er sich?“ Gute Fragen, die ich leider nur mit Lachen, aber nicht mit Antworten quittieren konnte. Die Jugend von heute ist so abgeklärt. Jedenfalls beantwortete sich seine Fragen zum Teil selbst, indem er schloss, der Bi-Ba-Butzelmann sei am Ende wahrscheinlich ein „domestic abuser“.

Dienstag, 22. Oktober 2019

Aufschlag

Nach mehr als schönen Stunden in der Hauptstadt ist die Ankunft im bestenfalls grauen Hamburg nicht unproblematisch. Beeindruckend, wie nass Füße auf dem kurzen, nicht überdachten Stück am Hamburger Hauptbahnhof werden können. Das kann nur das Seeklima! Besonders hart wird die Rückkehr, wenn sie gepaart mit einem Montag daherkommt. Wenn der Wochenstart dann noch überdurchschnittlich viele Spuren von Müssen enthält, steigt die Stimmung nicht mehr über den Nullpunkt. On the bright side: es kann im Laufe der Woche nur besser werden - und ich trage die Sonne vom Wochenende im Herzen.



Sonntag, 20. Oktober 2019

30 Jahre

Zugegeben, meine Mauer im Kopf steht noch. Im Gegensatz zu seinem Westteil werde ich mit Ost-Berlin nicht richtig warm. Diese allerorten zur Schau gestellte Touristenfolklore, diese Infrastruktur, die nichts für normale Menschen oder gar Bewohner bereithält.
Es mag einen gewissen Unterhaltungswert besitzen, wenn ein etwa sechzigjähriger Mann die lose auf dem beengten Bürgersteig verteilte Wartegemeinschaft vor einer hippen Currywurstbude zurechtweist: „Would you please respect the queue?“ Es mag amüsant sein, wenn einem erst eine Asiatin mit einem Leinenbeutel mit der Aufschrift „Straight outta Würselen“, dann eine nicht mehr ganz blutjunge Frau begegnet, die zu ihrem jüngeren Begleiter sagt: „Weisch, ich muss kurz zu Chanel rein.“ Aber mein Berlin ist das nicht. Das sieht eher so aus:

(Ich nenne es „Toll, was 3-D-Drucker heutzutage können oder Moabit, mon Amour“)

Samstag, 19. Oktober 2019

Dit is Balin

Zum Glück ging es mir schon gestern wieder gut. Zum Wochenende ist das besonders erstrebenswert. In dieser Hochstimmung kaufte ich abends nach der Arbeit Lebensmittel ein (Highlight dabei: vegane Cevapcici - Spanish Style) und kochte eine anständige vegane Bolognese. Einzige Kritikpunkte daran: dass ich die Menge der Nudeln nicht auf Teenager-Größenordnung anpasste und dass ich meine Portion mit echtem Parmesankäse kontaminierte. Dennoch fiel ich nicht in Ungnade - uff! Daher leistete mir der Sohn beim Fernsehen Gesellschaft. Genau genommen beim Zappen. Irgendwann landete ich in meinem Unmut beim RBB. Dort gab man eine Rankingshow zu Berlins Brücken. Ich bin sicher, die gibt es auch in der Variante „Berlins schönste Gully-Deckel“. Schnell wollte ich weiterschalten. Doch der Sohn fand diese Form des linearen Fernsehens so gut, dass er mich lautstark davon abhielt. Besonders lustig fand er es, bei jeder neuen, schönen Brücke zu kommentieren, die kenne er, die sei im Grunewald; egal, wo sie sich tatsächlich befand. Weniger gefielen ihm die Einsprecher eines vermutlich nur in Berlin bekannten Menschen, der mit „Architekturkritiker“ betitelt war. Was denn das für ein Leben sei? Habe er nichts Anständiges gelernt? Wolle er sich nicht eine Frau nehmen und mit ihr glücklich werden? Was eine einzige Berufsbezeichnung bei einem jungen Mann eben so hervorruft. Allein wegen der Performance des Sohnes wäre das Programm sehenswert gewesen, doch es kommt noch besser: heute kann ich zumindest einen Teil der schönsten Brücken live bewundern. Diese gehörte meines Wissens allerdings nicht dazu; aber egal!





Freitag, 18. Oktober 2019

Erweitertes Brauchtum

Ein Freund sagt, im Russischen gebe es einen Trinkspruch, der heiße „Unter dem Tisch sehen wir uns wieder!“. Ich muss sagen, ich war allein unter meinem Schreibtisch, als mir gestern Vormittag mein Kreislauf nahelegte, eine horizontale Position sei in diesem Moment vorteilhafter. Die Kolleginnen standen mir nur von oben bei und versorgten mich mit Cola und Schokolade. Außerdem habe ich wegen meines Aufenthaltes down under jetzt endlich das Prinzip verstanden, wie sich der Tisch verschieben lässt. Ein anderer Blickwinkel eröffnet eben neue Perspektiven. Vielleicht gilt oben genannter Spruch nicht außerhalb Russlands und erst recht nicht für Tee. Brauchtum hin oder her, in jedem Fall siegte in mir die Preußin. Ich blieb am Ende trotz Malessen doch gut zwölf Stunden bei der Arbeit. Es ging nicht anders. Klar ist: es wird höchste Zeit zu gehen, wenn der im Nachhausegehen vorbeikommende Finanzchef der Agentur meint, ich solle endlich zusehen, Feierabend zu machen. Als Preußin ist mir zum Glück auch Obrigkeitshörigkeit nicht fremd.

Donnerstag, 17. Oktober 2019

Verjährt

Auch eine Woche später ärgere ich mich über das Schweigen meiner (Noch?-)Schwiegerfamilie zum Geburtstag des Sohnes. Mag ja sein, dass der Jahrestag einer der unspektakulärsten ist. Mag außerdem sein, dass kein Zucken im Zuge eines - zugegeben verhaltenen - Rosenkriegs der Eltern nur konsequent ist. Aber was kann der Sohn, Neffe, Enkel für die „Verfehlungen“ seiner Mutter (von denen sie auch gerne wüsste)? Gestern Abend, als ich nicht mit dem Fahrrad von der Arbeit kam, wollte ich mich schon echauffieren, wer da so bescheuert mit seinem Fahrrad meins zugeparkt hatte, als ich im Halbdunkel es als das „klapprige Damenrad“ (Die Ärzte) des angehenden Ex-Gatten erkannte. Er traf sich mit dem Sohn. Warum auch immer, aber nicht, um Glückwünsche oder Geschenke nachzureichen. Zum Glück trug es der Sohn mit Fassung. Mit mehr als ich. Anschließend fragte ich den Sohn, ob er dann wenigstens seiner Großmutter väterlicherseits nicht zum Geburtstag gratuliert habe (sie hat zwei Tage nach ihm, dieses Jahr einen ähnlich unspektakulären Geburtstag): „Wie soll ich? Ich habe nicht mal eine Nummer von ihr!“ Beträfe es eine andere, hätte ich es traurig gefunden; so hat es mich zumindest ein wenig beruhigt. Nettogerechtigkeit, so wichtig.

Dienstag, 15. Oktober 2019

Verkehrskasper

Jeden Morgen, wenn das Wetter mit nicht allzu arg mitspielt, fahre ich mit dem Fahrrad durch die weniger beschaulichen Ecken unseres Dorfes. Vorbei an einer Straße, deren Bürgersteig und Radweg vollgestellt sind mit Waren, Lieferanten und Fahrzeugen der örtlichen Händler und vollgemüllt sind mit Resten und Kartons. An der Peripherie eines Platzes, dessen Elend mich am Morgen mal mehr, mal weniger berührt. Weiter entfernt vorbei an einer Stelle, an der sich viele Junkies sammeln. Die 30er-Zone auf der durchkreuzenden Straße ist nicht wegen Schulen oder Kindergärten eingerichtet, sondern genau der Tatsache geschuldet, dass dort viele Drögelis die Straße überqueren wollen. Die Fußgänger- und Radfahrerampel ist wahrscheinlich mehr als Empfehlung zu verstehen. Und doch begegne ich an fast jedem Morgen Radfahrerinnen und Radfahrern, die zumeist laut klingelnd und schimpfend an dieser Stelle ihr Recht auf die Radspur einklagen. Ist schließlich klar, dass die häufig torkelnden, immer umnachteten Menschen aus purer Bosheit und als Teile des Schweinesystems die Radwege sabotieren.

Montag, 14. Oktober 2019

Sinnvolle Tätigkeiten

Zum Glück hatte ich mich bereits vor Wochen pauschal von den monatlichen Treffen der Nachbarn abgemeldet. Die Zusammenkünfte sind nicht nur verschwendete Lebenszeit, sondern zumeist auch so ärgerlich, dass ich befürchten muss, irreversible gesundheitliche Schäden davonzutragen. So konnte ich mich gestern besseren Themen widmen: Da die Geburtstagsschonfrist vorbei ist, den Sohn zu Ordnung verdonnern (auch wenn zu befürchten steht, dass er mein Ultimatum „Bis Montagabend, wenn ich von der Arbeit komme“ auf wundersame Weise vergessen haben wird). Wäsche waschen. Endlich im Badezimmer die lockeren Teile festschrauben - die Türklinke ging noch einigermaßen zügig, doch der Klopapierhalter stellte mich vor größere Herausforderungen, weil ich das Prinzip längere Zeit nicht begriff. Die Bank darauf vorbereiten, dass der angehende Ex-Gatte eine Schuldhaftentlassung wünscht, die er - wenn es nach mir ginge - ausschließlich finanziell gewährt bekäme. Bahntickets buchen, um Gutscheine nicht verfallen zu lassen. Blumenzwiebeln pflanzen; Besonderheit dabei: zum ersten Mal in meinem Leben innerhalb der vorgegebenen Frist und nicht in gefrorenen Dezemberboden. Dann ein Stoßgebet an die höhere Macht schicken, sie möge dafür sorgen, dass die blöden Eichhörnchen sie nicht finden. Einen schönen Alsterspaziergang unternehmen. Selbst mit dem Gedanken, Fenster zu putzen, habe ich gespielt. Ihn aber dann verworfen, weil Halloween naht. Dann muss ich wahrscheinlich ohnehin wieder ran, wenn die Eierpampe an meinen Fenstern herunterläuft und dort eine eklige Melasse mit dem handelsüblichen Dreck der Stadt bildet. Schwierig, denn Anfang November wird noch kein Nachbarschaftsplenum stattfinden.

Freitag, 11. Oktober 2019

Kinder, wie die Zeit vergeht!

Der Wahrheit die Ehre habe ich schon angenehmere 10. Oktober erlebt. Erstens ist es meiner statistischen Jahresreihe nach außergewöhnlich kalt. Zweitens warten bei der Arbeit überraschend viele drängende Aufgaben auf mich. Diese treffen auf mich zugegeben in etwas schwacher Verfassung, nachdem ich am Vorabend bis 23:59 Uhr (ungelogen!) im Back-/Einpack-/Dekoriereinsatz war. Doch immerhin, die Mühe hat sich gelohnt. Der Sohn freut sich. Mein Eindruck ist, er konnte seine Bestzeiten im modernen Dreikampf (Kerzen Auspusten, Geschenke Aufreißen, Kuchen Vernichten) noch deutlich unterbieten. Ich erspare mir, die Montage-Demontage-Ratio zu errechnen, schließlich strahlt er. Sein einziger Kritikpunkt: Geburtstagskarten (die mir noch um 23:58 Uhr einfiel!) ohne Geld, „sowas mache man nicht“! Mein Highlight hingegen: der Gastauftritt der Tochter. Sie rief mich gegen 10 Uhr an, sie sei jetzt unterwegs zu uns. Ob wir zuhause seien. Ich erklärte ihr, sie müsse wohl ihren Bruder aus dem Bett holen, denn ich sei bei der Arbeit. Sie, ganz Studentin: „Arbeit? Ach ja, das habe ich ganz vergessen.“



Mittwoch, 9. Oktober 2019

Aussicht

Die Erholung meines Jahresurlaubs (zwei zusätzliche arbeitsfreie Tage) hielt sich wacker. Bis Montagnachmittag hatte ich das Gefühl, noch nicht wieder im Alltag angekommen zu sein. Was mache ich hier eigentlich sonst so? Was war nochmal Trumpf? Die Landung kam am gleichen Abend. Unsanft, versteht sich. Nun bin ich erfolgreich wieder im Hamsterrad angekommen, und es ist nicht damit zu rechnen, es bis zum nächsten Urlaub im Dezember zu verlassen. Wie gut, dass ich im Moment zuhause Ausgleichssport habe. Der Sohn zählt unterdessen die Stunden bis zu seinem Geburtstag herunter (Nein, es ist nicht der sechste!) und ich darf mir in meiner Freizeit Tischdeko, vegane Kuchensorten überlegen und später umsetzen. Es sind brutto übrigens noch etwa 15 Stunden. Netto rechne ich - Optimistin, die ich bin - mit etwa fünf.

(Ich nenne es: Ausblick nach Umzug)

Montag, 7. Oktober 2019

Es ist wohl so

Je déclare la saison des chaussures fermées ouverte et inversement.
Schwer sich damit abzufinden. Aber es geht wohl jetzt wieder darum, sich über Strümpfe Gedanken zu machen. Immerhin, als Urlaubserinnerung habe ich die Mückenstiche, den Sonnenbrand auf dem Rücken und den Sand in den Ohren. Und die Erkenntnis, dass sich vier Tage Erholung viel länger anfühlen können, aber dennoch viel zu kurz sind. Gestern früh noch in der warmen Brandung, heute mit der Überlegung konfrontiert, ob trotz Sonnenschein Handschuhe auf dem Fahrrad sinnvoll sind. Bei 1°-3° wahrscheinlich sogar eine berechtigte Frage. Da ich immer etwas rückwärtsgewandt bin, beschäftigt mich jedoch viel mehr, was passiert, wenn der Brexit inauguriert wird. Wenn ich plötzlich im Herbst unter all’ den Post-Sommer-Spanierinnen die Blasseste am Strand sein werde, weil es keine britischen Studentinnen mehr geben wird, die am Erasmus-Programm teilnehmen dürfen.



Sonntag, 6. Oktober 2019

Globalisierung

Ein Tag für Drei-Wetter-Taft. Alicante, Sonnenschein, 26°. Der Flughafen fest in britischer Hand. Man findet dort nicht nur W.H.Smith mit vielen Ausgaben der Sun sondern auch ein Tim Horton’s. Ist auch wichtig, dass sich die Vertreter und Vertreterinnen des Empires wohlfühlen. Schließlich gilt es noch die Last Flight Order vor dem Brexit auszugeben. An den Gates dann viele Menschen mit rötlicher und tätowierter Haut, von denen ich als Deutsche froh bin, dass sie neben den Adlern und der Frakturschrift auf ihrer Haut offensichtlich einen Pass des Vereinigten Königreichs tragen. Wenn auch das Wetter ein Rückschritt wird (der ohne die in der Sommerfrische vergessene Jacke härter wird), wird der Ortswechsel doch die positive Wendung haben, den Kelten, Angeln und Sachsen in Amsterdam entkommen zu können. Eine Rechnung, die nicht ganz aufgeht, denn nicht alle von ihnen fliegen direkt nach Edimburgo, einige nehmen auch den Weg über Shiphol. Immerhin als Anlass zur Freude bleibt die holländische Sprache mit ihren schicken Ansagen. Außerdem bin ich in Amsterdam (Regen, 9°) auf dem Flughafen nicht gezwungen, bei Starbucks einen Phantasienamen anzugeben, um an einen höchst willkommenen Kaffee zu gelangen. Heimat der friesischen Sprache eben. Mir scheint, ich muss Selbstkritik äußern: wahrscheinlich nuschele ich. Oder ich hinterlasse einen negativen Eindruck. Oder beides.



Freitag, 4. Oktober 2019

Día de la Germanídad (oder so)

Pünktlich zum Tag der deutschen Einheit trage ich das Kreuz des Südens auf dem Rücken. Um die sich kreuzenden Träger des Badeanzugs hat sich ohne mein Zutun ein leichter Sonnenbrand entwickelt. Am Ende habe ich es mit dem Bad im Meer und der Sonne im Rücken doch ein wenig übertrieben. Passiert wahrscheinlich, wenn die Entwöhnung zu groß ist. Ich zermartere mir mein Hirn, wann ich das letzte Mal im Meer schwimmen (naja, eher planschen, der Wahrheit die Ehre) konnte. In den letzten zwei-drei Jahren war es definitiv nicht. 
Die hiesige Gastfreundschaft beschränkt sich nicht auf gutes Wetter und ebensolches Essen. Anlässlich unseres Nationalfeiertags bietet das nächstgelegene Hotel einen Line Dance-Abend. Es gibt kein Halten mehr!



Mittwoch, 2. Oktober 2019

Farben

Glücklicherweise habe ich mich nicht über meinen weiteren, erfolglosen Versuch des Online-Bankings schwarz geärgert. So kann ich am Ende doch noch die schönen Farben des Mittelmeers genießen. Und sei es nur für vier Tage.