Dienstag, 31. Mai 2016

Weitere Kapitalismuskritik

Gestern und heute dauert mich das Konstrukt "Lebensunterhalt durch Frondienst" besonders. Mag auch damit zusammenhängen, dass fünf Monate des Jahres hinter uns liegen und ich noch 29 meiner 30 Urlaubstage in der Hinterhand habe. Hinzukommt, dass die Operation Taille nur schleppend voran geht. Deswegen freut und ängstigt ich mich der EM-Auftakt in zehn Tagen gleichermaßen. Stimmt nicht. Die Vorfreude überwiegt. Den gestrigen Abend verbrachte ich demnach mit meinem Handarbeitszeug: die Trikots für Eierkopp und Helga müssen schließlich bald fertig werden. Wie gut, dass mir arbeiten unter Zeitdruck nicht ganz fremd ist. Ich habe da ein zwanzigjähriges Seminar gebucht.
Was mich ohne Vorbehalt freut, ist dieses Produkt aus dem unteren Enddarm des Kapitalismus':
Jeder, der auch nur einmal eine Viertelstunde auf einem Ponyhof verbracht hat, weiß, dass alles, aber auch wirklich alles an einem anschließend unerträglich stinkt. Ich freue mich sehr auf die Line Extensions "Zuhause im Ziegenstall", "Fehltritt auf der Hundewiese", "Umkleide der B-Jugend" und "Fuselglück vor dem brennenden Ölfass".
Vielleicht stimmt die Theorie der Tochter. Man kaufe das Produkt, eben weil man es so schlecht finde. Sie kennt zumindest ihre Mutter. Es bleiben Zweifel, dass diese Motivation reicht, um kommerziell erfolgreich zu sein.


Montag, 30. Mai 2016

Später gab's Rosé

Gegen den Samstag konnte der gestrige Sonntag nicht anstinken. Ausnahmsweise lag es nicht daran, dass der Sonntag schonungslos offenbart, was man am Wochenende alles nicht geschafft hat - und man hatte es sich doch so fest vorgenommen. Vielmehr lag es daran, dass der vorgestrige Tag  ungeschlagen schön und entspannt war. Nicht einmal hauptsächlich, weil Sahra Wagenknecht dekorativ eine Torte in die Fresse bekam. Dass ich das einmal sagen würde. Ich, die ich als Kriegskindeskind Verschwendung von Lebensmitteln nie gutheiße. Zum vollständigen Glück fehlte mir nur das Coppenrath & Wiese-Branding.
Nein, das war es nicht. Es lag daran, dass alles klappte - und das auf eine völlig unaufgeregte Weise. Mit zwei Ausnahmen: zuerst als ich mich ob des großen Angebots in Schnickschnackläden im kompletten Flamingowahn befand, dann beim falschen Ergebnis des CL-Finales. Aber ansonsten: wir bekamen alle Utensilien für den nahenden Geburtstag eines Freundes, wir bekamen all' den Kram (und noch viel mehr - siehe Flamingowahn oben) schadlos mit den Fahrrädern durch die ganze Stadt, wir verfuhren uns nie, nahmen die schönsten Wege und die Sonne schien. Meine Reisebegleitung ist auf dem Rad der gleiche Schisser wie ich. Ungeschlagen sein Kommentar dazu: "Offensive muss man sich leisten können." Könnte auf einigen Grabsteinen stehen. Auch der Abend konnte einiges: Flamingodeko, passendes Essen und eine technisch gelungene Generalprobe zum EM-Auftakt.

Klar, dass es der Sonntag bei der Vorlage schwer haben würde.
Er startete gar nicht schlecht, als der Sohn einen Käse des Frühstückstischs als "depressiv" bezeichnete. Bald wurde er für meinen Geschmack jedoch etwas zu hektisch. Eine aufgeregte Tochter zwang mich zur Eile. Wir mussten unbedingt pünktlich zum Straßenfest kommen, denn dort sollte um 14:20 Uhr DIE Band spielen. Voll ungerecht, dass es regnete. Egal. Die Tochter war dennoch zufrieden. Zumal sie während des Konzerts namentlich erwähnt wurde. Auch ich fand, sie haben akkurat abgeliefert.
Jetzt frage ich mich, ob Gitarristen auch zum Frühstück bleiben.

Samstag, 28. Mai 2016

Fact or Fiction?

Heute Nacht träumte ich, Norbert Blüm sei gestorben. Der gehässige Part in mir scheint nie zu schlafen, denn ich dachte: "Gut. Eine Rente weniger zu zahlen, das erhöht ihre Sicherheit." Der andere Teil in mir überlegte noch, ob ich über sein Ableben besonders traurig sei. Ich war mir nicht sicher. Da ich mich zu diesem Zeitpunkt in einem Vortrag über Rollenverhalten befand und in der ersten Reihe neben einem Richter des Oberlandesgerichts saß, das Ganze fand in einer Kirche statt, fragte ich sogleich ihn, wie er den Tod Norbert Blüms bewerte. Er antwortete, Deutschland habe aktuell ganz andere Probleme. Die Apfelblüte komme nicht in die Gänge.
Manchmal macht es mir schon Angst, wie dicht meine Träume an der Wirklichkeit liegen.

Freitag, 27. Mai 2016

Freitag und gute Laune

Auch wenn heute Freitag ist, braucht es bei grauem Himmel durchdachte Gute-Laune-Strategien.
Schöne Bilder alleine reichen heute nicht. Auch das Charlie Brown-T-Shirt des Kollegen gegenüber war nicht genug. Selbst die Tatsache, dass in 14 Tagen die EM beginnt, konnte das Laune-Barometer nicht vollends herumreißen. Ich brauche den Fokus aufs Wesentliche. 
Wie zum Beispiel die grandiose Geschäftsidee, die mein Bruder und ich am letzten Wochenende entwickelt haben: Paleo Yoga TM. Da wird der Rubel rollen, ich weiß es.
Außerdem hilft die Erinnerung an den gestrigen Arztbesuch mit dem Sohn. Der fand im Wintergartenzimmer eines innerstädtischen Gründerzeithauses statt. Diese, die in Hamburg fast immer fälschlich mit "Jugendstilhaus" tituliert werden. Der Sohn berichtete gerade von seinen Problemen, als die Ärztin wie von der Tarantel gestochen aufsprang, die Tür aufriss und einen großen Vogel anschrie, der anhob, die Koi Karpfen aus dem Gartenteich zu fischen. Nach Beendigung des Schhhh-, Wegda- und Wirstduwohl-Geschreis kam sie zurück, entschuldigte sich höflich beim Sohn für die Unterbrechung und erklärte, das sei leider notwendig gewesen, um nicht weitere Fische zu verlieren. Mama, ganz Stadtkind fragte, was denn das für ein großer Vogel sei. Sohn und Ärztin sagten unisono und mit der gleichen Empörung in der Stimme: "Ein Fischreiher!" Woher soll ich wissen, dass es so große Viecher mitten in der Stadt gibt? Bin ich Ornithologe?

Donnerstag, 26. Mai 2016

Salomonisch

Bei einem vergnüglichen Abend letzte Woche beschäftigte uns die Frage, ob die Doofheit Bryan Ferrys angeboren oder hausgemacht ist. Ich vertrat den Standpunkt, dass er von Anbeginn ein Erbsenhirn gewesen ist. Während ein Freund der Meinung war, "er habe sich das Hirn weggekokst und selbst Thermometer ausgeleckt". Wenn man sonst nichts zu tun hat.
Vielleicht hätte man sich einigen können, dass ein geistig Minderbemittelter den letzten Rest Verstand durch bewusstseinserweiternde Drogen verspielt hat.

Mittwoch, 25. Mai 2016

Happy Anderthalbjähriges!

Gestern war ein guter Tag. Klar, denkt man, wenn sie Urlaub hat, kein Wunder. Wenn man jedoch den Urlaubstag wegen eines Arzttermins mit dem Sohn nimmt, ist ein guter Ausgang wahrlich nicht vorprogrammiert. Und dennoch, es war ein guter Tag. Er gab mir den Glauben in die Kinder- und Jugendmedizin wieder. 
Beim Mittagessen fragte die Freundin des Sohnes nach, welches Datum wir haben. Als der Sohn und ich wie aus der Pistole geschossen antworteten, es sei der 24., wünschte sie ihm und sich alles Gute zum Jubiläum.
Hinzukam, dass ich es später schaffte, den Gatten abzubügeln. Er schlug vor, ich solle mich statt seiner um die Besorgung des Reisepasses der Tochter kümmern. Bisher waren die Versuche der beiden erfolglos. Nice try. Ich fand, es bleibt seine Aufgabe, die Serie endlich zu durchbrechen.
Zu guter letzt wurde ich am Abend wieder einmal schwer lecker bekocht. Weitere Gerichte aus dem Ottolenghi-Kochbuch. Ich bin übrigens sehr dafür, dass Freunde Kochbücher zum Geburtstag geschenkt bekommen. Besonders gut, wenn man nicht selbst schenkt. Dann ist die Absicht zu durchsichtig. Vielleicht sollte ich zur Optimierung dieses Anliegens einen Verein gründen.

Dienstag, 24. Mai 2016

Expertise

Es ist schon manchmal ernüchternd, dass die Tochter in Sachen Abnehmen so viel konsequenter und disziplinierter ist als ich selbst. Außerdem frage ich mich immer, woher sie das hat. Von mir nicht und von ihrem Vater auch nicht. Von den Großeltern wohl auch nicht.
Es ist zumindest beruhigend, dass es noch Dinge gibt, die wiederum ich besser kann. Dazu gehört die "Stacking Technique" wie es beim Profi RB resp. Finish heißt. Das Einräumen der Spülmaschine macht mir so schnell keiner nach. Letzthin, als ich für die Klassengemeinschaft wieder Sonderaufgaben annahm und bei der Arbeit die Spülmaschine beschickte, staunte eine Auszubildende, so gut eingeräumt habe sie die Maschine noch nie gesehen. Das glaube ich gerne. Was mich dazu bewog, meine Mailsignatur endlich umzustellen. Da heißt es jetzt: Antje von Garnier - Manuelles Abtauen + Spülmaschinentetris.
Irgendwie zu recht, finde ich.

Montag, 23. Mai 2016

Wochenende?

Vielleicht werde ich alt. Ich bin gestern gegen 21 Uhr vor dem Fernseher weggenickt, eine halbe Stunde später ins Bett gegangen (es war noch nicht einmal richtig dunkel) und schlief vor 22 Uhr. Was gegen die Theorie spricht: der Sohn war vor mir im Bett. Dafür: die Tochter kam erst später nach Hause. Im Halbschlaf hörte ich irgendwann die Haustür zuschlagen.
Das alles nur, weil ich den Vortag erst mit Essenvorbereitung zugebracht und anschließend partybedingt erst gegen 4 Uhr zuhause war.
Immerhin meine kieferorthopädischen Schnitzereien fanden Anklang. Ich bin der Tochter auch sehr dankbar, dass sie die Zahnlücken klaglos vernichtet hat.
Nun könnte endlich das Wochenende kommen.

Freitag, 20. Mai 2016

Aus aller Welt

Wenn auch die Kilometer zählten, die ich im Traum zurücklege, hätte ich immer mindestens 10.000 Schritte auf der Uhr. Wäre nur fair. Schließlich werden auch die mitgezählt, die man bei verpassten Verabredungen umeinander scharwenzelt (auch ein schönes Übungswort für Spanier: ich scharwenzele, du scharwenzelst, er/sie/es scharwenzelt usw. usf.). Darin waren der Vater meiner Kinder und ich schon immer Meister. Ich wage die verwegene These, dass es nicht an mir liegt. Unterdessen sind es auch mehr meine Kinder, die sich mit diesen Unbillen herumschlagen müssen. Am Mittwochmorgen war die Tochter mit ihrem Vater verabredet, um einen neuen Reisepass zu beantragen. Dafür lag sie mir schon Tage vorher in den Ohren, ich müsse ihr meinen Personalausweis überlassen und eine Einverständniserklärung mitgeben. An mir lag es nicht, dass sie eine Viertelstunde später zurückkam. Unverrichteter Dinge, versteht sich. Mein Ex hatte offenkundig die Internetrecherche nicht allzu gründlich betrieben. Mittwoch ist das Amt geschlossen. Das arme Kind musste sich in den Ferien umsonst ganz früh fertigmachen. Für das Foto musste schließlich das volle Programm mit Kleiderwahl, Frisieren und Schminken durchgezogen werden; das schreibt die Selfie-Erfahrung vor. 
Heute früh der zweite Versuch. Gut, dass man die Deo-Exzesse auf dem Foto noch nicht riecht. Gestern wurde ich wieder mehrfach auf meine To-Dos hingewiesen. Hinzukam, dass der Mann sich sorgte, ob mein Pass noch gültig sei. Dazu befragte er mich natürlich nicht direkt (damit rechnen sie bloß!), sondern nutzte das töchterliche Sprachrohr. Er fragte sie gegen 23 Uhr per Whatsapp. Sie antwortete, sie denke, dass er noch gültig sei. Papa: "Denke?". Sie fragte mich nochmals (ich hatte ihn ihr unterdessen schon zu all' ihren Unterlagen gesteckt). Ich (müde und genervt): "Sag' ihm, er sei bis 2023 haltbar!" Zusätzlich gedacht: "Sieh lieber zu, dass du deinen eigenen Kram auf die Spur bekommst, meiner läuft." Aber natürlich nicht gesagt. Man will ja die Brut nicht in Loyalitätskonflikte bringen.
Jetzt ist sie schon erfreulich lange weg.

Donnerstag, 19. Mai 2016

Wasch' dir den Mund mit Seife aus!

Manchmal, wenn ich nachts nicht schlafen kann, überlege ich mir in meiner Bosheit Worte und Sätze, die für Spanier eine besondere Herausforderung darstellen. Für ein paar Perlen war meine Schlaflosigkeit schon gut, denke ich. Kurz, aber nicht schlecht: "Der schwarze Schrank knarzt."; "Schnarchst du Schuft?" 
Etwas länger schon: "In Zingst liegt die Herstellung spezieller Schraubzwingen"; "Der narzisstische Spießer zwirbelt den Schnauzbart"
Mein bisheriges Meisterstück (dieses Wort übrigens auch ein schöner Zungenbrecher): "In der Holsteinischen Schweiz schmeckt dem Schnösel die Schwarzwälder Kirschtorte, doch auch die Schinkenwurst."
To be continued. Optimierung durch Schlaflosigkeit.

Mittwoch, 18. Mai 2016

Gute Idee - Machen wir auch nicht

Schöne Idee der Kinder, an einem kühlen Tag wie heute Kuchen zu backen.
Schade nur, dass ich als einzige an der Ausführung beteiligt bin.

Nach der Bundesliga ist vor der EM

Jetzt war ich so lange stumm, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.
Erst war der höchste schwule Feiertag nach dem Muttertag: der ESC. Wieder einmal hatte ich die Ehre, dazu eingeladen zu sein. Als Zweite des Bundesligatippspiels bin ich nun ein gern gesehener Stargast. An mir lag es zum Glück nicht, dass die Atmosphäre im Raum zwischendrin etwas bitchy wurde. Darüber legen wir den Mantel des Schweigens.
Dann war gleich ein weiterer Feiertag. Pfingstsonntag. Aber was noch viel wichtiger war: der Geburtstag meines Vaters. Kurzfristig beschlossen die Kinder und ich einen Überraschungsbesuch. Der Sohn kochte am Morgen noch eine Spargelsuppe für Opa, da er der Meinung war, wir müssten weitere "Aufmerksamkeiten mitbringen". Zwei Kuchen und ein paar Törtchen reichten nun wahrlich nicht. Meine Aufgabe war, einen Mietwagen zu organisieren. Da ich mich aktuell in einem Rechtsstreit mit der Firma Avis befinde, verringerte sich das Angebot der bezahlbaren Autos deutlich. Am Ende ist es die zweitägige Miete eines Minis (oder vergleichbar) bei Sixt geworden. Dieser entpuppte sich - dank kleinem Upgrade - als brandneue E-Klasse mit allen Schikanen.
Die Kinder frohlockten. Sie fahren gerne mit dem Auto. Ein klassischer Fall von "Verknappung erhöht die Begehrlichkeit". Die Tochter war als Beifahrerin die Herrin über Musik und Navi, der Sohn und seine Freundin im Fond kümmerten sich um die Verteilung des nicht knapp bemessenen Proviants. Währenddessen meinte der Sohn, er "fühle sich so sicher". Die Tochter bekundete, "Mama fahre geschmeidig". Dieses Lob ist nicht allzu hoch zu hängen, denn erstens lag es an "der schnittigen Karre" (Willi Werkel) und zweitens hängt die Latte dank der "Fahrkünste" ihres Vaters (sowie Großvaters väterlicherseits) nicht allzu hoch. Einziger Kritikpunkt des Sohnes an Chauffeur Mama: "Warum trägst du keine Handschuhe?" Das Beste war jedoch, den fetten Wagen mit Münchener Kennzeichen in den vakanten Platz der elterlichen Garage zu stellen. Als Oma und Opa nach Hause kamen, war ihr Parkplatz besetzt. Der Jubilar musste sich erstmal über den dreisten Bajuwaren echauffieren. Schön, dass ich auf diese Weise am Weißwurstäquator eine Mauer zementieren konnte.  Als klar war, wer die vermeintlich blasierten Münchener mit ihrer Parvenu-Karre waren, freute sich das Geburtstagskind sehr. Bald auch war die Tochter noch besserer Stimmung. Sie hatte wenig gegessen und dafür einen Dreiviertel Liter Kinderwein getrunken. Dieser wird vom befreundeten spanischen Winzer hergestellt und enthält anstelle der handelsüblichen 13,5% nur 9% Alkohol. Ich dachte, Kinderwein bedeute ohne Alkohol. Es scheint, als habe ich die mediterrane Mentalität immer noch nicht durchgeholt. Auf der Rückfahrt am Pfingstmontag schnurrte der Wagen noch entspannter durch die Landschaft. 
Vom Proviant und Kuchen gab es auf dem Heimweg auch noch Einiges. Stark.

Freitag, 13. Mai 2016

Heute nehme ich die Bahn

Ein Tag wie der gestrige gilt wohl nur als bedingt erfolgreich, wenn man gleich zweimal mit dem Fahrrad stürzt. Einmal auf dem Hinweg zur Arbeit und nochmal  auf dem Rückweg. Und wenn hauptsächlich nicht einmal Fremdverschulden vorliegt. Will sagen: ich war zu blöd, einen U-Turn hinzubekommen (Hinweg) und unbeschadet vom Rad zu steigen (Rückweg). Selbst 19 neue Paninibilder können die Tagesbilanz nicht vollständig schönen.

Donnerstag, 12. Mai 2016

Freuden des Alters

Es ist aufregend wie vor dem ersten Date. Das liegt nicht hauptsächlich daran, dass ich seit gestern Abend endlich wieder die volle Schuhauswahl habe. Viel mehr daran, dass ich heute Mittag eine Verabredung mit einem ehemaligen Kollegen habe. Zum Paninibildertausch.

Mittwoch, 11. Mai 2016

Management Summary

Heute also wieder Klassenausflug. In Düsseldorf war der Screenforce Day  angesagt. Fachlich wäre sicherlich mehr drin gewesen. Aber wann hat man schon die Gelegenheit, Christian Wulff, Joachim Llambi, Rainer Calmund und Christoph Metzelder (inklusive frisch implantiertem Haar in den Geheimratsecken) an einem Tag live zu erleben? Also will man nicht meckern. 
Mein persönliches Highlight hatte jedoch weniger mit der Prominenz zu tun. Irgendwann bimmelte ein Telefon im Auditorium. Siri blökte in einigen Reihen gut hörbar: "Anrufen... Düdelüt... Papa anrufen". Außerdem gab es noch das Zitat eines unbekannten 72-Jährigen aus Hamburg: "Internet muss jeder."
Soweit zum Tag.

Dienstag, 10. Mai 2016

Schuhwerk und Glienicker Brücke

Manch' einer fragt sich, warum ich meinen Spleen mit den offenen Schuhen dieses Jahr nicht so konsequent durchziehe wie in den Vorjahren. Zumal das Wetter doch so hochsommerlich ist. Am Sonntag hatte es einfach den Grund, dass ich das Konzert lieber nicht in Sandalen erleben wollte. Zum einen ist mir ein blauer Zeh genug. Zum anderen wollte ich die klebrige Biersuppe nicht direkt auf meinen Füßen spüren müssen. So wurden es zwar keine Doc Martens, aber zumindest geschlossene Schuhe. So sehr, wie diese am Hallenboden festklebten, habe ich alles richtig gemacht.
Doch das ist nicht alles. Das Problem liegt in der Auswahl. Die aktuell vorrätigen offenen Schuhe sind wenig zahlreich. Ein grünes, ein schwarzes und ein schwarz-rotes Paar. Wie soll man damit auskommen? Nichts Blaues, Rotes und Hellgrünes vor Ort. Ein Trauerspiel. Wie konnte es soweit kommen? Die Schuhe haben in Spanien überwintert, man ist ja kein Unmensch. Eigentlich hatte ich gedacht, vor hiesigem Saisonbeginn noch einmal dort zu sein, um meine Schätze einzusammeln. War aber nicht. Am Wochenende dachte ich dann: "Ok, läuft super. Ich muss wohl oder übel neue Schuhe kaufen." Was war? Nichts! Nicht ein einziges brauchbares Paar!
Doch Rettung naht. Morgen schon, wenn ich den ganzen Tag in Düsseldorf sein muss, werden meine Eltern mir meine überführten Schuhe am Flughafen anreichen. Zusammen mit einem spanischen Käse - wie passend.

Montag, 9. Mai 2016

Muttertag mit Chocolate Drops

Gestern also die typische Muttertagsbeschäftigung: mit der Tochter zum Iggy Pop-Konzert. Der Weg dorthin hatte immerhin etwas von Sonntagsspaziergang. Frühling bleibt Frühling, auch wenn es die Industriebrache Hammerbrooks ist. Als ich mich nicht mehr auskannte, wollte ich das Telefon zücken. Um festzustellen, dass ich es vergessen hatte. Aus mir wird kein Mobile Native mehr. Der Sohn war so nett, es mir mit dem Fahrrad hinterher zu bringen. In der Wartezeit hatten wir  Gelegenheit, die schwarzbekleideten Gruppen an uns vorbeiziehen zu sehen. Teilweise sogar, ganz Pfadfinder, den (wahrscheinlich) richtigen Weg zu weisen. Im Grunde nicht schlecht, eher den lauen Abend im Freien zu genießen als der psychedelisch-schrammelnden Gitarristin am Anfang ihrer Drogenkarriere zuzuhören, die - wie die Tochter es nannte - "der Support" war. Zu meiner Zeit hätte man sie noch Vorgruppe genannt.
Die Tochter mag zwar die jüngste Besucherin gewesen sein, aber ich war eindeutig nicht die älteste. Das hat Charme. Zumal der Star auf der Bühne unterdessen im siebzigsten Lebensjahr unterwegs ist. Was man ihm zugegeben nur bedingt anmerkt. Gut, in Würde altern geht wahrscheinlich anders, aber was soll's?
Was mich als Kennerin neben dem künstlerischen Oeuvre beeindruckt hat: wie der kleine Mann mit einem Hüftschaden (Trendelenburg eindeutig positiv - auch rechts, wenn das kein Zeichen ist!) wie ein Derwisch auf der Bühne herumtobt. Das geht - wenn überhaupt - nur mit einer Lore Schmerzmitteln. Ich weiß es.
Während mir aus Solidarität die Hüfte wehtat, vielleicht auch wegen des ausdauernden Stehens, genossen wir den beeindruckenden Auftritt. Was für eine tolle Interpretation von Night Clubbing - und überhaupt. Gegen Ende spielte er erst das Lieblingslied der Tochter und dann meins. Ein toller Mutter- und Tochtertag!
"When you get to the bottom
You're near the top
The shit turns into chocolate drops"


Samstag, 7. Mai 2016

Morgenstund

Es war ein wenig wie früher. Die Tochter kam am Morgen an mein Bett - zum Glück nicht ganz so früh wie damals! - und fragte mich mit strahlendem Gesicht, ob ich wisse, was für ein Tag sei. Ja, meinte ich, Samstag, der 7. Mai. In meinen Kopf lief trotz der frühen Stunde sofort hektische Aktivität an: wessen Geburtstag hatte ich vergessen, was könnte sie mir erzählt haben, was sie heute vorhat? Es fiel mir partout nichts ein. Muttertag ist auch erst morgen. Werde ich doch langsam dement?
Was soll ich sagen? Mein siebzehnjähriges Kind hat sich im Datum vertan; es dachte, das Iggy Pop-Konzert sei schon heute. Das Versehen war aber gut, denn so hatten wir ein schönes Plauderstündchen auf meinem Hochbett. Irgendwann rief der Sohn an, er war auf dem Weg von seiner Freundin nach Hause. Nachdem seine Schwester ihm erklärt hatte, wo wir uns befanden, fragte er vielwissend: "Ist gemütlich, ne?" Er hatte recht. 

Freitag, 6. Mai 2016

Halt' durch, Iggy!

Der Countdown zeigt nur noch eine Zwei an. Er gebietet, dass zuhause fast nur noch Iggy Pop gespielt werden darf. Statthaft sind lediglich gelegentliche Prince-Reminiszenzen und sporadischer Philadelphia-Sound, den der Sohn gerade für sich entdeckt hat. Die Tochter hat in den Tiefen des Internets die Setlist aus Los Angeles aufgetan. Wir sind bestens auf Sonntag vorbereitet.
Eigentlich haderte ich damit, heute arbeiten zu müssen. Aber es ist alles gut. Das sage ich nicht aus übertriebenem Preußentum. Eher aus Zweckoptimismus. Ich habe Sonnenbrand. Während meine Kinder, als ich gestern vom Balkon kam, noch meinten, ich sei braun geworden, sagte ich eher, ich sehe aus wie eine Tomate. Da tut ein Bürotag wohl. 
Beruhigend, dass die Erziehung nicht vollständig verpufft. Die Kinder können jetzt auch Diplomatie und Charme.

Mittwoch, 4. Mai 2016

Die Höhenluft

Aus berufenem Munde sind wir "alle schwer bekloppt". Das erklärt Einiges. Montag wurde ich von diversen Kollegen (aus dem sechsten Stock) hingewiesen, dass dunkelblaue Desert Boots nicht das richtige Schuhwerk für mich seien; es sei schließlich bereits Anfang Mai. Ja, doch! Das war mir auch bewusst. Allein, ich fand es nicht statthaft, nach drei influenzabedingten Fehltagen am ersten wärmeren Tag des Jahres gleich mit Sandalen bei der Arbeit aufzulaufen. Als sich die Kommentare häuften, beschloss ich, den Montagabend mit Nagelpflege zuzubringen. Allein die Auswahl der passenden Farbe brauchte ziemlich lange. Das Auftragen hingegen ging schnell und bewährt schlecht.
Toll, dass es gestern wieder kalt war. Ich entschied mich für die salomonische Zwischenvariante: offene Schuhe, aber mit Strumpfhose.
Heute konnte ich endlich alles geben. Offene Schuhe ohne Strümpfe. Und die Bluse nahezu perfekt zu den Fußnägeln passend. Ein bisschen frisch ist es schon, aber für den Wow-Effekt kann man das in Kauf nehmen. Das Outfit trat eine typische Mädchenunterhaltung los. Wie bekommt man verkleckerten Nagellack vom Holzboden weg? Wessen Lacke haben die längste Haltbarkeit? Wo gibt es schöne Pinktöne?
Alle schwer bekloppt eben.

Dienstag, 3. Mai 2016

Lust for Life

Es ist nicht so, als ob es mir neu wäre, morgens die Augen nicht aufzubekommen. Ungewöhnlich ist jedoch schon, wenn sich das eine Auge anfühlt, als ob man eine Tube Pattex hineingequetscht hätte. Unter Verlust einiger Wimpern ließ sich das Auge schließlich öffnen. Dieser Tag würde es ohne Kontaktlinsen schaffen müssen. Der Tochter steht meine Brille auch sehr gut, auch wenn sie durch sie nichts sehen kann. Wir sind uns wohl doch ähnlich. Auch sie sehe aus wie eine Lehrerin. War klar, dass es anfing zu regnen, als ich rausging. Neben der Gouvernantenoptik finde ich Brille in Kombination mit Niederschlag schwierig. Was die Tochter und mich zusätzlich eint: die Vorfreude auf den 8. Mai. Sie äußert sich nur unterschiedlich. Während die Tochter sich einfach nur freut, dass es bis dahin keine Woche mehr dauert, hoffe ich inständig, dass Iggy Pop es noch mindestens fünf Tage macht. Schließlich hat er seinen 69. Geburtstag nun schon einige Tage passiert.

Montag, 2. Mai 2016

Woher sie das bloß haben?

Die ärztliche Anweisung lautete, Füße hochlegen, nicht mit Ibuprofen sparen und fernsehen. Darüber setze ich mich natürlich nicht hinweg. Wenn es auch wenig gegen den Abbau des geburtstäglichen Bücherberges getan hat, für das familiäre Gemeinschaftsgefühl konnte es sehr viel: der Sohn und ich haben in trauter Zweisamkeit Serien geguckt. Es verbindet ungemein, wenn man an den gleichen Stellen weggucken oder sich unbedingt ein Glas Wasser holen muss. Woher er das bloß hat? Einziger Wermutstropfen, die Tochter war nicht dabei. Sie war anderweitig beschäftigt. Sie musste sich aussprechen. Als ich sie fragte, wie es gelaufen sei, meinte sie, es sei "leicht" gewesen. Sie habe einfach die besseren Argumente. "Erstens weil ich recht habe und zweitens weil ich besser reden kann." 
q.e.d.