Sonntag, 31. August 2014

In Kürze

Mit dem Blog hinke ich heute hinterher. Das liegt nicht daran, dass ich hauswirtschaftlich oder erzieherisch über Gebühr eingespannt gewesen wäre. Nein, ich hatte heute früh beim gemächlichen Aufwachen die Eingebung, mit einem größeren Schreibprojekt zu beginnen. Was ich dann tat. 
Deshalb kann ich nur kurz von gestern berichten. Eigentlich befinde ich mich gerade im Jahr 2008.
Gestern war ich zum HSV in die Tim Mälzer Lounge eingeladen. Eine Einladung, die ich nicht nur seinetwegen gerne annahm. Verhieß der gestrige Tag doch eine ernsthafte Chance auf einen Heimsieg. Diese Annahme war nicht der einzige Fleck auf meiner Fußballkompetenzweste am gestrigen Spieltag. Ich habe abgrundtief schlecht getippt. Wie gut, dass ich nicht die Einzige bin!
Immerhin, neben Tim Mälzer sahen wir gestern in der besagten Lounge weitere Hamburger Honoratioren, unter anderem Neger-Kalle.
Außerdem waren Speisen und Getränke hervorragend.
Und ich bin meinem Trainerrausschmisstipp Slomka um einiges näher gekommen.

Samstag, 30. August 2014

Endlich Ausschlafen

So stelle ich mir die geruhsame Wochenenderholung vor:
Gegen Mitternacht kommt die Tochter an mein Bett und fragt, ob sie bei mir im Bett schlafen dürfe, denn sie habe Kopfschmerzen und das Knarzen ihres Bettes verschlimmere sie nur. Sie mussten wohl wirklich schwer sein, denn nur so lässt sich erklären, dass sie meine unmenschlichen Zugangsberechtigungen (Mobiltelefon im Flugmodus) akzeptierte. Dass es fortan um meinen Schlaf nicht gut bestellt sein würde, war damit besiegelt. 
Erstens neigt die Tochter, seit ich sie kenne, zu ausufernden Drehungen und sonstigen Bewegungen - auch und besonders im Schlaf. Deswegen antwortete ich damals auf die übliche Frage während der Schwangerschaft mit ihr, ob es ein Mädchen oder Junge werde, grundsätzlich mit "Es wird ein Döner."
Zweitens ist sie nächtens sehr laut. Von klein auf stöhnt die Tochter im Schlaf wie eine Alte. Meiner küchenpsychologischen These nach verarbeitet sie in der Nacht sehr viel, was ansatzweise sowohl die Unruhe als auch die Lautstärke erklärte.
Gegen acht Uhr morgens beschloss sie heute, dass ihr das Geschnarche der Mutter und das deaktivierte Telefon genug seien (vermutlich in umgekehrter Rangreihe) und verließ mein Bett ähnlich laut wie sie es bewohnt hatte. Die Matinee-Vorstellung ging nahtlos weiter, Auftritt Sohn. Dieser bot an, Brötchen zu holen. Trotz der unchristlichen Uhrzeit und des Schlafmangels roch ich den Braten; Altruismus um diese Zeit ist nicht unbedingt typisch für ihn. Es stellte sich heraus, dass er neben Kalorien auch Batterien für irgendwelches elektronisches Gerät benötigte. Er zog los und kam eine Viertelstunde später wieder. Neben Brötchen, Pfannkuchen (hier: Berlinern) und Batterien brachte er noch ein traumhaftes Adidas-Deo von Budni mit. Seitdem riecht es hier wie im Puff. Der Sohn, kleinkariert wie er manchmal sein kann (woher er das bloß hat?), konstatierte auf meine gleichlautende Bemerkung, dass ich dann wohl wissen müsse, wie es in einem solchen Etablissement rieche. Ich möchte diesen Hinweis über den olfaktorischen Zustand jedoch nur als Warnung für etwaige Besucher geben.

Freitag, 29. August 2014

"Lieblingsfarben und Tiere"

Wenigstens ein Warten hat heute bereits ein Ende: man kann sich jetzt schon auf iTunes das erste Lied aus dem neuen EoC-Album herunterladen!
Und wie mir der Liedtext aus der Seele spricht. Es geht um völlig sinnlose Festnetztelefone, die Lieblingsfarbe Grün, defekte Klingeln, blöde Excel-Dokumente und Meetings.

Und du wartest

Der Name meines Bestsellers steht jetzt fest: "Mein Leben in der Warteschleife". Gut, nicht ganz so genial wie der Titel des potentiellen Buches meiner Mutter ("Mein Ohr am Nebentisch"); es lässt sich zumindest eine gewisse Familienähnlichkeit feststellen. Etwas aus der Art geschlagen dagegen der Sohn, dessen Buchtitel in seiner Ich-Lerne-Hindi-Phase "Der Rinderschänder" lautete. Leider ist das Projekt über Titel und Klappentext nie hinausgekommen. Aber immerhin, welcher Neunjährige kommt überhaupt so weit?
Doch zurück zu meinem Projekt. Derzeit drängt sich mir fortwährend das gute alte Element of Crime-Lied "Und du wartest" auf.
Im Gegensatz zu Sven Regener harre ich jedoch nicht der Kloreparatur. Ich warte auf Telefon und Internet (das auch schon seit acht Monaten), auf einen Arzttermin für den Sohn, auf die Entrümpelung des Zimmers der Tochter (speziell der Reisetasche), auf eine ruhige Minute für mich alleine, auf ein Date mit der Liebschaft, auf Urlaub, auf das Seminar, mit dem ich zur Bestsellerautorin werde, auf das neue Element of Crime-Album und auf vieles mehr. So passte es auch ins Bild, dass wir gestern Abend im ohnehin verspäteten Flugzeug noch eine halbe Stunde (gefühlt: mindestens zwei Stunden) auf dem Rollfeld ausharren mussten, ehe es zurück nach Hamburg ging. Aber was klage ich? Immerhin haben sie da noch nicht gestreikt.

Donnerstag, 28. August 2014

Abwegiges

Manchmal frage ich mich, wie sehr ich abseits der Norm denke. Klingt nach einer charmanten Umschreibung für Wahnsinn...
In jedem Fall plagen mich keine übertrieben patriotischen Gefühle. Auf meinem bevorzugten Arbeitsweg mit dem Fahrrad befällt mich im tiefsten Eilbek immer eine unglaubliche Frankreich-Sehnsucht, weil ich mich wegen der kastaniengesäumten Grünfläche mit Bunker (!) sofort nach Maisons-Laffitte versetzt fühle. Jetzt im Spätsommer ist das Gefühl besonders stark.
Vielleicht bin ich aber auch sexsüchtig, weil ich bei den hier im Dorf zuhauf auf den Gehwegen verstreuten, verschmähten Gewürzmischungen aus den asiatischen Tütennudelsuppen (Schüler knuspern die Nudeln daraus gerne anstelle eines Schulbrotes oder Mittagessens) grundsätzlich an Kondomverpackungen denken muss. Ist eventuell gar nicht meiner vermeintlichen Sexsucht sondern eher dem Wohnort in Bahnhofsnähe geschuldet?
Egal wie abwegig oder normal diese Assoziationen sind, es lebt sich gut damit.

Mittwoch, 27. August 2014

Ungerecht

Da heißt es immer, kleine Sünden bestrafe der liebe Gott sofort. Meine Erfahrung des heutigen Tages ist, dass auch kleine Gefälligkeiten sofort bestraft werden, gleich zweimal. Ob die Strafen von Seiten Gottes oder seines Konterparts kam, kann ich nicht sagen. 
Erst lasse ich mich in meiner unendlichen Güte dazu verleiten, diverses Gerät auf dem Fahrrad zu transportieren, das wir bzw. vor allem die Kollegen bei einer Präsentation morgen benötigen. Wie nett von mir. Schade nur, dass ich ob der großen Last nach ein paar hundert Metern mit dem Rad hinschlage.
Dann biete ich auf dem Rückweg vom Einkauf der netten alten Dame aus dem Pauline-Mariannen-Stift, die sich um das schöne Beet dort kümmert, an, die oberen Zweige eines Busches zu stutzen, an die ich besser heranreiche. Sie freut sich wie Bolle und meint, ich sei ein Engel. Weswegen ich mich dann auch sehr freue. Schade nur, dass meine Haut auf die Zweige reagiert, so dass meine Arme höllisch jucken und mit roten Punkten übersät sind.
Und dennoch mache ich weiter.

Saphir!

Der heutige Tag wird wohl wieder einmal seinem Datum nicht gerecht. Das rauschende Fest zum 16-Jährigen bleibt höchstwahrscheinlich aus. Immerhin, ich kann die Fotos unterdessen ansehen, ohne in Tränen auszubrechen. Das können nur wenige. Vielleicht ist das ein Grund zum Feiern? Ein weiterer Anlass könnte sein, dass ich inzwischen zum energisch werfenden Kind auf dem Bild aufsehen muss? 

Dienstag, 26. August 2014

Wochenstart im Dorf

Der gestrige Montag entwickelte sich doch besser als erwartet. Nach einem eher lustlosen Start brachte der Abend eine schöne Überraschung: mein bestes Fahrrad ist wieder bei mir!
Dass es weg war, hatte ich - in meinen Augen übertrieben ordnungsliebenden -  Nachbarn zu verdanken, die meinten, den Fahrradkeller entrümpeln zu müssen. Die Fundstücke wurden an einen befreundeten Schrauber um die Ecke verschenkt. Als ich entdeckte, dass man mein gutes Stück, zugegeben platt und eingestaubt, mit verschenkt hatte, war ich einigermaßen empört. In meiner Wut ließ ich mich dazu verleiten, in einer Mail an meine Mutter über die "Kellerfaschisten" zu schimpfen (immerhin amüsant, die Rückfrage, wer die "Kellerfetischisten" seien).
Schnell hatte sich jedoch in unserem kleinen Dorf herumgesprochen, dass es sich bei dem Rad um meins handelte und ich nicht vollkommen einverstanden mit seiner Weggabe war. So konnte ich es gestern gegen einen kleinen Obolus fürs Säubern, Aufpumpen und Justieren wieder zu mir holen. And they all lived happily ever after...

Montag, 25. August 2014

Naturgesetz

Die Batterien der Rauchmelder schwächeln grundsätzlich nachts und grundsätzlich am Wochenende. Isso. Immer hält mich das konstante Piepen von meinem kostbaren Wochenendschlaf ab. An diesem Wochenende habe ich allerdings etwas Neues ausprobiert: ich habe den Sohn zur Detektion des Störfaktors losgeschickt. In Bestzeit (nach 30 Sekunden) kam er zu mir und berichtete, das Piepsen komme aus dem Zimmer seiner Schwester, er habe vorsorglich alle möglichen Türen geschlossen. Die Tochter war bei DER Party, hatte aber zum Glück vorher für eine gute Schallisolierung gesorgt, indem sie nicht ausgepackte Italientaschen und den übrigen Inhalt ihres Kleiderschranks großflächig in ihren Zimmer verteilt hatte. 
Dass wir in unserem Leid nicht alleine sind, bewies sich, als ich dann gestern zu Rossmann am Hauptbahnhof pilgerte, um eine der blöden Batterien nachzukaufen. Alle E-Blocks ausverkauft! Soweit zur Bestätigung meiner Theorie.
Dass ich jedoch ein Einzelschicksal an Dubeligkeit bin, bemerkte ich, als ich heute - beim Wegräumen der gewaschenen Geschirrtücher - eine neue, passende Batterie in der Schublade entdeckte.

Schule

Wenn man solche SMSen von Lehrern (und seien es die der Kinder) bekommt, hat man gleich das Gefühl, zwar eine gute Schülerin, aber irgendwie auch eine Streberin zu sein. Hört das denn nie auf?

Sonntag, 24. August 2014

Sonntagsfrühstück

Zum Frühstück wünschte der Herr Sohn heute Hühnerfrikassee mit Reis. Dieses hatte ich ihm eigentlich für gestern Abend zubereitet. Allein in seiner Begeisterung über den zum Saisonauftakt wieder freigegebenen Fernseher konnte er sich um Essen nicht kümmern. Da das Frühstück seinem Namen nicht ganz gerecht wurde, weil es gegen elf Uhr stattfand, und der Heranwachsende allzu lange auf Nahrungsaufnahme gewartet hatte, war die Wahl der Speise nicht allzu ungewöhnlich. Für ihn schon gar nicht. Umso erstaunlicher, dass er mich an seinen küchenphilosophischen Weisheiten teilhaben ließ: "Reis muss immer ein unauffälliger Begleiter sein. Körniger Reis ist zu dominant." Schnell war der Bogen zu China gespannt: er wünsche sich für dort eine parlamentarische Monarchie - mit einer Mehrheit von 50,1% -, sobald man den Kommunismus losgeworden sei. Einen alten Kaisernachfahren könne man irgendwo bestimmt noch auftun. 
Ich schwöre, dass weder im Frikassee noch im Reis (klebrig, versteht sich!) irgendwelche Substanzen waren!

Samstag, 23. August 2014

Beruf verfehlt?

Gestern an der Supermarktkasse ereignete sich ein Novum. Zumindest für mich, die ich das einzige schwarze Schaf einer Physiker- und Ingenieursfamilie bin. Ich hatte einen Bon von 28,50€ und sammelte meine Pimperlinge zusammen, um dem verdutzten Kassierer 59,10€ zu überreichen. Er  fragte mich, leicht genervt ob meines langen Suchens, warum ich ihm die zehn Cent geben wolle. Ich antwortete: "Damit ich 30,50€ zurückbekomme." Er klimperte den Betrag in die Kasse ein, guckte verwundert auf sein Display und meinte in der Tonlage, in der man üblicherweise mit    Theoretischen Physikern oder anderen ähnlich Verrückten spricht: "Sind Sie Mathelehrerin, oder was?"
Es war vermutlich meinem Wochenendübermut zuzuschreiben, dass ich antwortete: "Nein, aber ich hätte wohl das Zeug dazu!"

Nicht altersgemäß

Noch nicht allzu lange ist es her, dass die Tochter - und ein kleines Bisschen auch der Sohn - mit mir schmollte, weil ich sie nicht innerhalb der statthaften Frist informierte, dass "diese Menschen" in meinem Zimmer übernachten würden, geschweige denn, dass ich sie um Erlaubnis gefragt hätte.
Nun begab es sich, dass heute Abend DIE Party stattfindet. Über deren Datum wurde ich gestern Abend (!) von der Mutter der besten Freundin informiert. Da dachte ich mir, ich spiele mal wieder auf Zeit. Zum Frühstück berichtete die Tochter dann in einem Nebensatz ganz ungerührt (Danke, Isabel B.!) von der anstehenden Party. Meine etwas verhaltene Reaktion wurde mit dem üblichen "Das habe ich dir doch schon vor Monaten erzählt!" abgetan. Die demente Mutter eben. Mein Konter, DIE Party habe doch während der Ferien stattfinden sollen, schließlich war sie doch ein nicht wegzudenkender Teil der Urlaubsplanung, wurde mit einem gemurmelten "Sind ja fast noch Ferien" weggewischt.
Ich glaube, ich probiere jetzt auch mal ein anhaltendes Schmollen aus.

Freitag, 22. August 2014

Freizeit

Während die Tochter heute früh gehetzt in einer Viertelstunde Aufstehen, Zähneputzen, Bürsten und Schminken unterbringen musste (und beeindruckt von ihrer Leistung war), habe ich es mir gestern Abend gutgehen lassen. 
Nach acht Stunden Arbeit war ich kurz nach sechs Zuhause. Da im Kühlschrank die übliche, pubertär induzierte Leere herrschte, habe ich noch Lebensmittel eingekauft. Ab sieben habe ich ein Abendessen gekocht, das beiden (!) Kindern zusagte. Auch musste ich nur einmal ermahnen, das Telefon solle außen vor bleiben. Mit zwei Kindern, wenn das kein Low Score war! Außerdem kümmerte sich die Brut ums Abräumen - es muss ihnen wirklich geschmeckt haben. Anschließend schnell noch die Spülmaschine angestellt und den Tisch gesäubert. Acht Uhr. Es wartete noch ein wenig mitgebrachte Arbeit auf mich. Die ging mit zwei Gläsern Prosecco besonders gut von der Hand. Wie schön, denn mit Glimmer arbeitet es sich doch am besten! Eine Sorge bleibt: werde ich meine handschriftlichen Arbeiten (so terribly old school!) noch dechiffrieren können? Vielleicht sollte ich es doch nicht immer so krachen lassen...

Donnerstag, 21. August 2014

Mit Belach

Mehr ginge nicht, dachte ich, als ich im Frühjahr am schwer internationalen Flughafen Tegel sah, dass die belegten Brötchen mit "Occupied" übersetzt und feilgeboten wurden.
Doch unser Dorf kann noch mehr! Wenn es auch traurigerweise ein Indiz für fehlende Assimiliation ist - weiß doch schließlich jeder hier, dass das belechte Brötchen von Belach kommt.
Alles in allem glaube ich nicht, dass die Ware zum Verkaufsschlager wird:


Schulanfang

Gleich am ersten Morgen des Schuljahres patze ich. In meiner Aufregung wache ich vor der Weckzeit auf und sorge mich, ich könne verschlafen haben. Morgens bin ich noch nicht so befähigt im Dechiffrieren der Uhrzeit. Die Nervosität steigert sich weiter bis zum Aufstehen. Als ich ins Zimmer der Tochter komme, schallen mir schon die üblichen O-Töne irgendwelcher YouTube-Videos entgegen. Sie ist auch schon wach; die Aufregung, denke ich. Stattdessen empfängt mich ein etwas mitleidiges "Am ersten Schultag nach den Sommerferien geht es immer erst später los!". Heißt zwischen den Zeilen: "Lass' mich noch in Ruhe, fürs Schminken ist es noch zu früh."
Sag' ich doch, dass mir die Routine fehlt.

Mittwoch, 20. August 2014

Ferienende!

Eine gute Woche Tochterdasein haben mich vollkommen meine üblichen Routinen vergessen lassen. So stehe ich jetzt oft in der Wohnung herum und frage mich, was zu tun ist. Eine hochkomplexe Frage - gerade frühmorgens. Wie anders es doch ist, als sich unbedarft an den gedeckten Tisch zu setzen, ohne sich um Beschaffung oder Zubereitung der Speisen kümmern zu müssen. In dieser Sorglosigkeit fühlt man sich gleich um Jahrzehnte verjüngt.
Allerdings kann ich von Glück sagen, dass ich noch drei Tage Karenzzeit bis zum Schulbeginn hatte. Sonst sähe es so aus, als ob ich meinen elterlichen Pflichten gar nicht nachkäme.

Dienstag, 19. August 2014

Love Is All Around

Der Liebesdiktator (so der Eigenname des Sohnes von vor ca. fünf Jahren) meint, dies seien "Banditen der Liebe"-Socken. Und er muss es ja wissen.

Montag, 18. August 2014

Familienausflug

Nachdem sich die eigentliche Planung für den heutigen Tag aus organisatorischen Gründen zerschlug, fand ich es angebracht, meinen Urlaubstag für einen Familienausflug zu nutzen. Mir schwebte vor, dass wir alle drei zum Hausarzt gehen und uns endlich unseren lange überfälligen Tetanusschutz geben lassen würden. Leider musste auch dieses launige Projekt gestrichen werden, da man ohne Not nicht auf die Schnelle eine Impfung, geschweige denn drei bekommt. Na gut, dann füge ich mich dem Mehrheitswillen und gammele mit der Brut herum. Macht man viel zu selten, so was Gemeinschaftliches.

Sonntag, 17. August 2014

Sprache

Der Tag, an dem ich merkte, dass die sprachliche Sozialisation meiner Kinder nicht meiner entsprach, war der, als sie fortwährend von "Luschern" und "Pieschern" sprachen, während es für mich "Schmulen" und "Pullern" war.
Der Tag, an dem es meinen Eltern ebenso erging, war der, als ich sie im Spandauer Krankenhaus mit den typischen Worten "Frau Dokta hatma jeümpft!" empfing.

Samstag, 16. August 2014

Bridge Over Troubled Water

Gestern wurde ich angemeckert. Es wurde mir sogar angedroht, man werde mich anschreien, wenn es so weiterginge. Selten fühlten sich vermeintliche Beschimpfungen so gut an. Ja, ich verspreche, mich für Hilfe und Unterstützung zu melden! Allein die Angebote bauen so sehr auf. Nicht nur dafür liebe ich Euch!
Auch versprochen: für den Blogposttitel zahle ich meinen Obolus in die Kitschkasse ein.

Freitag, 15. August 2014

Keine Zukunftsvisionen

Wie gut, dass man nicht weiß, was alles auf einen zukommen kann, wenn man sich bei der Geburt der Kinder unbändig freut, weil alle üblichen Körperteile an ihnen sind. Hat die Natur sehr gut eingerichtet. Die fehlende visionäre Fähigkeit hat auch ihr Gutes.

Donnerstag, 14. August 2014

Krankenschwester

Als kleines Kind war mein Berufswunsch Krankenschwester. Nicht rasend einfallsreich, ich weiß. Lag vermutlich daran, dass ich die längste Zeit meines Null- bis Zweijährigendaseins im Krankenhaus verbracht habe. Ein Ex-Freund versuchte auch immer, Zeichen des Hospitalismus' an mir zu finden; kam zu meinem Glück aber trotz intensiver Suche auf keine Anzeichen.
Gestern Abend wusste ich wieder, warum ich dieses Berufsziel zu Recht in den Wind geschrieben habe. Der Sohn hatte sich, in seinem Bemühen einen großen, zusammengefrorenen Eiswürfelklotz in ein Glas zu pressen, an beiden Händen verletzt. Genau genommen blutete er, als ob wir versuchten, Kettensägenmassaker originalgetreu nachzubilden. Im ersten Moment dachte ich, wir müssten wieder unsere alten Bekannten im Krankenhaus nebenan aufsuchen. Das erwies sich glücklicherweise als unnötig. Nun galt es, die Erkenntnisse aus dem Erste-Hilfe-Seminar abzurufen. Es gelang mir leidlich und genau genommen nur mit der Unterstützung meiner Eltern. Nach der Behandlung und dem Wohnungfeudeln kam der schwerere Part: der Kampf mit der Übelkeit und Blümeranz. Dagegen war die Schwangerschaft mit der Tochter eine Lachnummer. In meinem Kopf formten sich unwillentlich immer die Worte "Frischluft & Schnaps". Der Wahrheit die Ehre habe ich mich nur fürs erste Wort entschieden. Dennoch befürchte ich, hätte ich den Krankenschwesterweg eingeschlagen, wäre ich schon längst dem Alkohol verfallen. Wie gut, dass ich in der Werbebranche arbeiten darf!

Mittwoch, 13. August 2014

Seifenvorräte

Meine Schreibaktivität des Tages beschränkte sich bisher auf das Mitkritzeln in Meetings. Das liegt daran, dass gestern ein Feiertag war und ich heute alles in allem etwas retardiert agiere.
An Feieranlässen mangelte es nicht: da war die Nachbarin, die erfolgreich ihr Elternhaus verkaufen konnte, da war nur ein Kind in meiner Zuständigkeit, da war die andere Nachbarin, die sich nach fast sechs Jahren gemeinsamen Wohnens polnisch verabschiedet hat und da war endlich die Überführung der Person unter den Nachbarn, die ihren Papiermüll immer dann herausstellt, wenn die entsprechende Müllabfuhr schon das Papier abgeholt hat.
Nur konsequent, dass ich als Mitbringsel für die gestrige Einladung bei Nachbarin I ein Stück Seife mitbrachte, damit keine Versorgungsengpässe beim Mundauswaschen aufkommen. 

Dienstag, 12. August 2014

Kein Flutlicht mehr?

Vielleicht doch keine gute Idee, der Jugend die eigene Wohnung zu überlassen. Wenn ich morgens in die eigenen vier Wände mit ausschließlich schlafenden Bewohnern komme, weil ich das eine oder andere von dort benötige, friste ich erst einmal eine halbe Stunde mit Aufräumen. Und ich neige nicht zu übertriebener Ordnung - wie meine Kollegen bestätigen können. Einen Lichtblick gibt es: der Sohn hat immerhin gelernt, nach seinen nächtlichen Küchenorgien das Licht auszuschalten. Es ist wohl auch besser so. In meinem unerschütterlichen Optimismus deute ich es als Teilerfolg.

Montag, 11. August 2014

Diese Mütter!

Wiederholt habe ich an dieser Stelle schon zugeben müssen, eine herzlose Mutter zu sein. Dass ich meine Brut seit Längeren ohne WLAN und jetzt auch noch ohne Fernsehen dahinvegitieren lasse, kommt Folter und Kindesmisshandlung gleich.
Nun habe ich in meiner Unmenschlichkeit noch eine Schippe draufgelegt: ich habe der achtzehnjährigen Tochter einer Freundin und ihrem Freund erlaubt, mein Zimmer für fünf Tage zu nutzen und mich selbst ausquartiert. Mein erster Fauxpas war, dieses verquere Ansinnen nicht in einer statthaften Frist bei meinen Kindern anzukündigen und sie zweitens nicht um Erlaubnis zu fragen. In meiner unseriösen Mutterdenke meinte ich sogar, es könne ganz nett sein, wenn die Jugend in der Wohnung nicht durch versponnene Erwachsene, Mütter gar, gestört würde. Ich hätte wissen müssen, dass dieser Gedanke abwegig ist und ich mir deutlich zu viel herausnehme. Ich tue gerade so, als wohnte ich dort gleichberechtigt mit den Kindern! Da sollte ich mir lieber eine Scheibe von den Eltern eines Schulfreundes der Tochter abschneiden, die für seine Abschiedsparty (bevor er für ein Jahr in die USA geht) bis halb drei nachts brav auf einer Parkbank oder Ähnlichem ausharrten, ehe sie Zuhause wieder gelitten waren und sich sehen lassen durften.

Samstag, 9. August 2014

Moderne Märchen

In der heutigen Frühstückskonversation ging es um Weggefährten der Kindheit. Was für den Sohn Eierkopp und Helga waren, waren für die Tochter ihre Puppe und eine Quietscherente namens Piki. Auch diese beiden durften im Bett nicht fehlen. Als ihre Puppe, deren Name aus Diskretionsgründen hier nicht genannt werden darf - nur so viel: er hat Klasse -, einen Schlafsack bekam, musste die blöde Ente natürlich auch unbedingt einen haben. Nachdem ich darob lange mein Hirn zermartert hatte, kaufte ich ihr einen wunderschönen roten Waschhandschuh in Brokatoptik. Die Ente war insofern blöd, als die Tochter von jeher zu bewegtem Schlaf neigt, so dass dieser Bettgefährte nächtens sehr häufig und sehr störend aufquakte.
Beiden Kindern "gehörten" in Spanien zwei wichtige Figuren für ein gepflegtes Wannenbad. Im Ursprung war die Badegesellschaft Strandgut, das bei Morgenspaziergängen aufgetan wurde. Die eine Figur, eine ziemlich verlebte kleine Puppe mit wirrem Haar und nur einem Bein, hörte folgerichtig auf den Namen "Piratenbraut". Die andere, vielleicht eine Comic- oder sonstige Heldenfigur aus Plastik wurde von ihnen aus mir nicht erklärlichen Gründen "Der öde Prinz" getauft. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Freitag, 8. August 2014

Genug der Nörgelei!

Es gibt selbst derzeit Momente, in denen ich meine Brut hinreißend finde. Das kam so: in den letzten Tagen nahmen die Kinder verstärkt wahr, dass ich abends auf dem Balkon saß und arbeitete. Vermutlich, weil ich unseren Fernseher ausgelagert habe. Es ging um die Vorbereitung eines Personalgesprächs. Im ersten Moment schob der Sohn Panik, dass ich jemanden rausschmeißen müsse. Als ich ihm erklärte, dass diese Gespräche in einem gewissen Turnus durchaus normal seien, war er einigermaßen beruhigt. Dennoch kam er immer wieder vorbei, um sich zu erkundigen, was ich denn vorbereite bzw. sagen würde. Gestern stieß dann die Tochter dazu und ins gleiche Horn. Dass ich doch bestimmt zu der Mitarbeiterin sagen würde, wie toll sie sei und dass sie meine Lieblingskollegin sei. Der Sohn war schon einen Schritt weiter und fragte morgens nur noch, ob ich mich für das Gespräch so schick angezogen habe. Ich erzählte ihm, dass es erst einen Tag später, also heute stattfinde und ich mich nur aus Eitelkeit oder anderen niederen Beweggründen in Schale geworfen habe. Heute war es dagegen genau umgekehrt: "SO willst du heute dorthin gehen?" Eine gute Gelegenheit, um ihm den Casual Friday näher zu bringen.
Am Nachmittag kam dann sein Anruf mit der Frage, ob alles gut verlaufen sei und ob wir jetzt einen Schritt weiter seien. Und da heißt es immer, Pubertierende nähmen keinen Anteil - vollkommener Quatsch.

Die eigenen vier Wände

Seit gestern Nacht hat die Brut wieder vollständig das Regiment über unsere vermeintlich gemeinsame Wohnung übernommen.
Das Wohnzimmer, speziell das Sofa ist seit jeher in der Hand der Kinder. Neu ist lediglich, dass die beiden auf dem Sofa lümmelnd ihren Phantomschmerzen nachhängen: die minderbemittelte Mutter trägt nämlich nicht allein die Schuld an der anhaltenden WLAN-Misere, sie hat in einem nicht nachvollziehbaren Wutanfall auch noch den Fernseher demontiert und in die großelterliche Wohnung verbannt.
Dass sich die Küche unter einer Decke von Essensresten, Geschirr, Besteck und Zeitschriften befindet, ist kein Novum. Ebenso wenig wie das Badezimmer, in dem sich seit der Rückkehr der Tochter kein freier Millimeter mehr finden lässt, schon gar nicht auf dem Boden.
Ein neues Phänomen tritt allerdings auf: in ihrer Not ohne Fernseher und Internet sind sie dazu übergegangen, die guten alten DVDs auf dem Computer in meinem Zimmer zu sehen. Das geht natürlich nicht, ohne nicht auch dort einen Wirbelsturm der Verwüstung zu hinterlassen. Trautes Heim, Glück allein.
Aber ich will nicht klagen. Mir bleibt doch noch der Balkon, der wegen des Übermaßes an Frischluft von Teenagern möglichst gemieden wird. Nur etwa alle 30 Minuten kommt der Sohn vorbei, um zu fragen, was es zu Essen gebe.

Donnerstag, 7. August 2014

Vollzählig

Über Nacht sind wir wieder komplett. Früher als erwartet kehrte die Tochter heute Nacht aus der Sommerfrische zurück, die eher durch "frisch" als durch "Sommer" bestach. Der Norden Skandinaviens wäre diesen Sommer wohl die bessere Wahl gewesen als der Norden Italiens. Aber einem geschenkten Karpfen guckt man nicht hinter die Kiemen.
Nicht, dass ich das Kind schon gesehen hätte. Die töchterliche Anwesenheit manifestiert sich bisher lediglich durch eine Reisetasche im Flur (über die zu stolpern ich gerade noch vermeiden konnte), einen geplünderten Kühlschrank und verstreutes Geschirr. Wieder einmal zeigt sich, wie kleinlich ich bin: stattdessen sollte ich mich freuen, dass sie vermutlich wohlbehalten zurück ist und dass sie entgegen ihren sonstigen Gewohnheiten einen Schlüssel mithatte, so dass ich nicht nachts um drei - oder wann auch immer - aufstehen musste.

Mittwoch, 6. August 2014

Klerikales Liedgut

Es soll nicht aussehen, als ob ich undankbar sei. Ich freue mich jeden Tag, zwei gesunde, intelligente und häufig umgängliche Kinder zu haben. Derzeit jedoch gehen die Querelen mit dem Sohn über das Altersgemäße mit einem Dreizehnjährigen hinaus. Glaube ich. Sicher sein kann man sich nie, da die Grenzen auch hier fließend verlaufen. In jedem Fall brachte mir die Situation ein vergleichsweise modernes Kirchenlied in den Kopf: Danke für diesen guten Morgen. Was im Titel durchaus Ironie birgt, hat für mich in einigen Passagen echte Aussagekraft. Ich dachte dabei vor allem an "Danke für meine Arbeitsstelle".
Ob ich auch am Wochenende arbeiten darf?

Dienstag, 5. August 2014

Maxime

Mein Plan: mir den aktuellen Standardspruch des Sohnes stärker zu eigen zu machen. Der heißt "Ich kann nicht".
Man lernt so viel von seinen Kindern.

Montag, 4. August 2014

Hausfrauentipp

Um meinem innerlichen Unmut Luft zu verschaffen, wieder aktive Mutter eines vermutlich altersgemäßen Dreizehnjährigen zu sein, habe ich ein kurioses Ventil gefunden: ich putze Fenster. Gerade bei schwül-warmen Bedingungen hat man nach ein paar Altbaufenstern das erhebende Gefühl, rechtschaffen ausgebrannt zu sein.
Und das Tollste: es sind noch einige für kommende Wochenenden übrig.

Sonntag, 3. August 2014

Saturday Night Fever

Ein großes Lob an die Hamburger Stadtplaner, die für die Veranstaltungen in der Hansestadt zuständig sind! Diese kulturelle Vielfalt. Und das für die wenigen Zuhausegebliebenen.
Beeindruckend, wie man es schafft, Cruise Days, CSD und Dockville Festival zeitgleich stattfinden zu lassen. Vom Sommerdom, einen FC St. Pauli-Spiel oder ähnlichen Petitessen wollen wir gar nicht reden, die gibt es ohnehin eher zur Bespaßung der Aborigines. Wahrscheinlich war die Vermutung, Cruise Day Besucher tummeln sich an der Elbe, CSDler in der Innenstadt und die Dockville-Anhänger bleiben ohnehin in Wilhelmsburg. Die Planung ging nicht ganz auf, es kam gerade in den öffentlichen Verkehrsmitteln zur einen oder anderen Schnittmenge. Ansonsten hätte man auch noch den Telekom Cup (Stellingen) und irgendwelche Reit-Highlights (Flottbek, Horn) auf dieses Wochenende legen können, dann hätte man alles hinter sich gebracht.
Aber was soll's! Ich quetsche mich als unbedarfte Uebel&Gefährlich-Besucherin samstags am späten Abend bei gefühlten 50 Grad gerne in eine U-Bahn am Rande ihres Passagierfassungsvermögens.

Samstag, 2. August 2014

Nochmals CSD

Es begab sich, dass ich heute in die Buchhandlung musste. Ich kam mir besonders schlau vor, als ich nicht die in der Spitalerstraße oder gar in die der Langen Reihe ging (für die es ohnehin wie üblich zu spät gewesen wäre), sondern stattdessen die in der Europa-Passage ansteuerte. In Sachen Menschenmenge war diese Entscheidung wohl eher ein Verlust als ein Gewinn. Besonders dubelig war ich jedoch, dass ich für ein paar fehlende Kleinigkeiten den Weg zu REWE im Untergeschoss antrat. Dort traf ich ungekannte Menschenmassen, die lautstark Helene Fischer schmetterten. Als ich mich mit meinen fünf Teilen durch die Regale plündernden Mengen zur Kassenschlange gekämpft hatte, blieb mir in der langen Wartezeit - wie üblich die langsamste Kasse - genügend Gelegenheit, die Einkäufe aller anderen zu studieren. Gerade wollte ich zu dem Schluss kommen, die Einzige zu sein, die keinen Alkohol erwarb, da fand sich hinter mir ein einzelner junger Mann mit vermutlich türkischem Migrationshintergrund ein, der einzig vier Doppelpackungen Handkäse mit Kümmel erstehen wollte. Fast so überraschend wie das etwas verloren wirkende Emo-Mädchen vor mir, das wiederum das Bubenpaar vor sich (einer davon mit der Aufschrift "Sorry Girls" auf der T-Shirt-Brust) fragte: "Ihr seid schwul, oder?" 

MfG, CSD und DDR

Einmal jährlich im Sommer spielen wir - unter etwas anderen Vorzeichen - den Spätherbst 1989 in unserem sonst so beschaulichen Dorf nach. Dieses Wochenende ist es wieder so weit. Es ist CSD. Wer nicht rechtzeitig die Flucht ergreifen konnte, sieht das Viertel mit vorfreudig-aufgedrehten Menschen überquellen und den örtlichen Supermärkten an einigen Stellen auffällige Versorgungslücken an. Mir kommt es ähnlich vor wie damals in Berlins Westen: die Ostler stürmen die Stadt, aus der wir ohne Antrag und doppelten Durchschlag nicht herauskommen, und die ganze Stadt gibt keine Dosenpfirsiche und Bananen mehr her. Nie habe ich mich - entgegen der Vermutung aller Westdeutschen - bis zu dieser Zeit in West-Berlin eingesperrt gefühlt, dann schon.
Der entscheidende Unterschied zwischen den Ereignissen besteht darin, dass die zahlreichen Besucher damals ein graues Äußeres zur Schau stellten, während die heutigen meist recht bunt, laut und schillernd daherkommen.
Aber ein Gutes hat der CSD zumindest: die vornehmlich schwul besetzte Arztpraxis meines Vertrauens - Patienten wie Personal - war bereits gestern gähnend leer.

Freitag, 1. August 2014

Kinder und Botanik

Wiedersehensfreude ist ein zartes Pflänzchen, das über Nacht verdörren kann. 
Gestern Abend war es noch in prächtigem Zustand, als ich ein nicht mehr ganz kleines, dreizehnjähriges Stinktier am Flughafen in Empfang nehmen durfte. Die kleinen Ärgernisse kamen eher von außen, als sich sein Vater kurzfristig entschloss, sich in unser Taxi einzuzecken und dann die Unterhaltung monologisch zu bestreiten. Geschenkt. Es erstrahlte zur vollkommenen Pracht, als der Sohn nach der Taxifahrt gar nicht bis zur Wohnung abwarten konnte, um mir seine Mitbringsel zu überreichen. So stand ich nächtens reich mit Parmaschinken, Parmesankäse und Pasta beschenkt auf unserer Straße. Endlich Zuhause angekommen musste natürlich sofort der ritualisierte Kühlschrankcheck stattfinden. Dieser muss sehr ernüchternd gewesen sein, denn außer einem Viertel Wassermelone befand sich darin nichts, das unter Dreizehnjährigen als essenswert gilt. Egal, ein wenig Obst kurz vor Mitternacht hat noch keinem geschadet - das klägliche Kilo wurde in Bestzeit verhaftet.
Ersten Schaden nahm das Pflänzchen, als meine Monologe über Bettruhe, Zahnpflege, Schlafbekleidung und Lichtausschalten abgerufen werden mussten. Gegen Morgen zur Aufstehenszeit befand es sich bereits in einem kritischen Zustand, als ich bemerkte, dass die ganze Wohnung trotz sonniger Verhältnisse unter Flutlicht stand und der Fernseher im unbemannten Wohnzimmer lief. Gänzlich verödet ist es dann, als mir bewusst wurde, in welchem Umfeld sich der Sohn stattdessen befand: er hatte sich in unserem wirklich kleinen Gästebad mit meinem Küchenstuhl, seiner Bettdecke, seinem Kissen (auf dem Boden - versteht sich!) und seinem Mobiltelefon ein schickes Lager bereitet, das keinerlei Intervention von außen duldete. Auch meine schäbigen Argumente, ich wolle an meine Kontaktlinsen, wurden mit einem Grunzen abgebügelt.
Man darf gespannt sein, wie lange das zweite Pflänzchen überleben wird, das Mitte August mit der Rückkehr der Tochter erwartet wird.