Donnerstag, 27. Oktober 2016

Vertraut heißt nicht schön

Der Selbstversuch ist beendet. Zweimal eine Woche Urlaub im Jahr reichen nicht aus, um sich wieder gut gelaunt dem Hamsterrad zu stellen. Auch wenn ich in Spanien erstens alle anschreien möchte, dass sie gar nicht wissen, wie gut sie es haben (an die armen Skandinavier möchten wir uns gar nicht erinnern). Zweitens schriee ich gerne alle Zuständigen am Flughafen in der Dauerschleife "Schengen!" entgegen. Die Tochter wunderte sich über meine konditionale Ausdrucksweise: "Wieso? Machst du doch!" Ja, Eltern haben sehr häufig etwas Peinliches. 
Dennoch. Zwei Strandtage mögen in einer Oktoberwoche zwar keine allzu gute Quote sein, aber selbst durchwachsen gefällt mir dort besser. Mal sehen, ob die leichte Bräune eine längere Haltbarkeit als Entstehungsdauer hat. Also doch wieder ein Experiment. Auch ein Besuch der lokalen Policia hätte mir den Abschied leichter machen müssen: man hält drei Beamte von ihren eigentlichen Tätigkeiten ab, es werden viele Worte gewechselt (eine Seite mit sehr vielen und sehr schnell vorgebrachten Worten, die andere eher stammelnd, wohl wissend, dass es sich bei den eingesetzten Verben um die falsche Vergangenheitsform handelt; sie waren einfach praktischer) und am Ende geschieht nichts. Das mag man auch auf deutschen Polizeiwachen erleben. Doch mein Gefühl ist, die Fassade der effizienten Geschäftigkeit beherrschen deutsche Beamte besser. Man merkt nicht sofort, dass man sie von ihrer Facebook-Timeline und dem Aufladen ihres iPhones abhält. Sie erwecken weniger den Eindruck, den ich das Phänomen "Schulvolleyball" nenne: der Ball geht direkt neben dir senkrecht herunter, doch du rufst schnell, energisch und laut: "Das war nicht mein Ball!" Vielleicht der wahre Grund, weswegen Deutschland trotz weniger Strandfläche im Beachvolleyball erfolgreicher als Spanien ist?
Egal, in gut vierzig Tagen habe ich alles wieder - und somit einen Grund zur Vorfreude.
Bis dahin erfreue ich mich noch an meinem heimischen Bett. Das zumindest war gestern Abend ein (sogar etwas überraschender) Grund zur Freude.
 

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