Donnerstag, 24. Februar 2022

Bueno saber

In bester protestantischer Missionarsarbeit bringe ich Wissen unter die Menschen. So zeige ich beispielsweise ohne Rücksicht auf den eigenen Körper, wie man ohne Probleme wunderbar heilsame Wadenwickel produziert - egal, ob nun mit oder ohne Gelbfieber. Einfach beim Strandspaziergang mit den erweiterten Füßen im Wasser gleich zu Beginn vergessen, dass man anstelle der Shorts lange Hosen trägt. Das kühlende Beinkleid begleitet einen auf Hin- und Rückweg, bleibt noch ein paar Stunden erhalten, ehe es sich in eine schmucke Verfärbung mit Salzrändern verwandelt. Wahrscheinlich braucht es für meine Perfektion eine gewisse Expertise. Doch nur Mut - Sie schaffen das auch irgendwann!



Dienstag, 22. Februar 2022

Es geht

Nachdem wir wussten, El Comandante Himmelhahn der Lufthansa würde uns nach Valencia-Manises bringen, waren einige meiner Sorgen beiseite gewischt. Widersinnig wie es klingen mag, stand mir die Rückkehr zu diesem Urlaub bevor. Hatte ich ihn doch nicht so lange vorher, und doch Äonen früher, hastig abbrechen müssen. Ein Vorteil mag sein, dass ich noch nie im Februar hier war. Im Januar schon, im März sogar häufig, vom Dezember gar nicht zu sprechen. Die Vorsaison-Geschäfigkeit des März‘ hat noch nicht begonnen, zumal dieses Jahr erst spät mit der Semana Santa zu rechnen ist, die Vorbereitungen für den hiesigen Saisonhöhepunkt Fallas sind noch nicht merklich, die Erschöpfung von den Feiertagen hingegen schon. Fast alle Restaurants sind geschlossen. Die Februar-Kälte von maximal 20° im Schatten tut ihr Übriges. Man bleibt im Winterschlaf und bestaunt diese verrückten Touristen, die bei Wassertemperaturen kurz vor dem Gefrierpunkt (16°) ausgedehnte Strandspaziergänge mit den Füßen - genau genommen auch großen Teilen ihrer Hosen - im Wasser verbringen. Und wundert sich, woher sie in diesem Klima die rote Farbe im Gesicht bekommen (Erfrierungen?), die die der zu einem Teil lackierten Fußnägel überstrahlt. So weit, so normal. Wenn schon kein Alltag vorhanden ist, hilft Normalität. Wein auch. Sonne sowieso. Nur Kitsch nicht.



Mittwoch, 16. Februar 2022

Wurde auch Zeit

Das Jahr des Tiefschlags deutet nun an der einen oder anderen Stelle kleinere Lichtblicke an. Am Wochenende lernten wir von der Tochter (man bekommt so viel zurück!). Beim Auftun fiel meiner Mutter etwas Essen in ihr Weinglas. Daraufhin meinte die Tochter/Enkelin, für uns etwas unmotiviert, das sei Uwe. Wir sahen uns vergebens um. Es war niemand da. Sie deutete auf Omas Glas. Sie wiederholte: „Uwe.“ Auf unsere fragenden Blicke folgte die Erklärung „Unten - wird‘s - eklig“. Mich jedenfalls wird Uwe in Zukunft begleiten; auch ein Trost. 
Gestern Nachmittag durfte ich mir außerdem zwei schöne Stunden Auszeit vom Hamsterrad gönnen. Gar mit etwas Süßem. Nächste Woche habe vielleicht sogar fast fünf Tage frei. Die Tage werden heller.



Freitag, 4. Februar 2022

Weiter geht‘s

Gestern hatte ich mehr Kontakte und Aufregung als in den vorangegangenen Tagen dieses Jahres hier in Hamburg. Nicht nur, dass ich endlich einen Friseurtermin hatte. Ich musste gar im Vorfeld entscheiden, ob ich ihn trotz Krankheit meiner Stammfriseurin wahrnehmen möchte. Mal was Verrücktes tun, sagte ich mir nicht zum ersten Mal, und ging das Wagnis ein. Ich glaube zwar, dass ich in Zukunft wieder auf die übliche Kollegin zurückkommen werde, aber immerhin hat die Matte auf dem Kopf unterdessen Form angenommen. Als ob das nicht Ausbruch genug wäre, hatte ich mir vorher überlegt, im Anschluss mit freshem Haarputz zum Boostern zur 78 Meter entfernten Impfeinrichtung zu gehen. Das führte am Ende zur verwegenen Friseurinnenentscheidung. Zusätzlich überzeugte ich die Tochter, sich dieser Aktion anzuschließen; also der Impfung, nicht dem Friseurbesuch. Im Gegensatz zu mir war es ihre klassische Boosterimpfung nach gut fünf Monaten. Bei mir lagen die Dinge etwas anders. Denn ich war, um die nette ältere Dame zu zitieren, die gestern für die Betreuung bzw. Vorbereitung der Impflinge zuständig war, bereits im Dezember „bei diesen Betrügern“ in der Wandelhalle am Hauptbahnhof gewesen (Was die nette Dame nicht wissen konnte: seit der Fußball-EM heißen diese schlechten Menschen bei uns „Betrüber“, um wiederum den Nachbarssohn zu zitieren.). Die Gesundheitsbehörde hatte mich auf Nachfrage darüber informiert, dass diese Impfung sicherheitshalber zu wiederholen sei. Das tat ich nun. In Begleitung der Tochter. Wir beide waren angetan von der Freundlichkeit und Professionalität; ich umso mehr, als ich den Vergleich zur Bude am Hauptbahnhof anstellen konnte. Wer noch nicht hatte, und nochmal will, dem sei das „Impfzentrum“ in der Hamburger Meile wärmstens empfohlen. Wir jedenfalls belohnten uns für den Piks mit einem indischen Essen, das wir nur ein wenig weiter entfernt herausholen konnten. Auf diese Aufregung folgte weitere - und auch diesmal hatte sie nichts mit der zwischendrin pflichtschuldig absolvierten Arbeit zu tun. Nach langen, harten Wochen ohne, selbst über die vermeintlichen Feiertage, konnte sich die Nachbarin endlich wieder als stolze Besitzerin einer funktionsfähigen Spülmaschine deklarieren. Das schrie nach Benutzung verschiedenster Gläser und der Zubereitung eines schmierigen Essens. Kurzerhand nahm ich meine Fritteuse, einen Zentner Fett, diverses Frittiergut und eine Flasche Sekt unter den Arm, um diesen Jubeltag angemessen zu feiern. Der Arzt hatte schließlich nur eine spontane Teilnahme am Marathon untersagt. Davon war das Gelage weit entfernt.