Dienstag, 16. September 2014

Sturmfrei

Gestern Abend hatte ich sturmfrei. Wenn die Mäuse aus dem Haus sind, tanzt die Katze auf dem Tisch. Da lag es nahe, mir Herrenbesuch zu bestellen. Oder - wie es unterdessen in meinem Freundeskreis heißt: ich hatte Kopfschmerzen. An dieser Redewendung bin ich nicht vollkommen unschuldig. Es war nämlich so, dass ich vor längerer Zeit auch schon einmal dachte, ich habe Zeit für mich alleine, die ich dann in trauter Zweisamkeit verbringen könnte. Tatsächlich hatte ich aber die Rechnung ohne den Kindsvater gemacht, der seinen Betreuungsauftrag nie ganz so ernst nimmt. Erst tauchte das erste Kind genau dort auf, als der Herrenbesuch und ich uns in leicht kompromittierendem Zustand in meinem Schlafzimmer befanden (ein Hoch aufs Hochbett!). Der Tochter konnte ich, wie ich dachte, halbwegs glaubhaft versichern, ich habe Kopfschmerzen, bliebe deshalb im Bett und hätte gerne auch wieder meine Ruhe. Kurze Zeit später fand sich auch der Sohn in der Wohnung ein, nicht lange danach auch der Ex. Die beiden zum Glück wenigstens nicht in meinem Zimmer. So weit zum Ungestörtsein. Nach eigentlich kurzer, gefühlt langer Zeit kehrte Ruhe ein und wir trauten uns wieder zu atmen. Die Kinder und ihr Vater hatten das Haus verlassen. Der Sohn hielt jedoch noch eine kleine Überraschung für uns bereit: in den Herrenschuh des ihm unbekannten Besitzers, der im Flur stand, steckte er einen gelben Klebezettel. Auf dem stand in selten leserlicher Schrift: "Angebliche Kopfschmerzen...".
Gestern blieben wir tatsächlich ungestört; war aber auch schön.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen