Freitag, 17. Oktober 2014

Tristesse

Erwähnte ich bereits, dass der Herbst nicht nach meinem Geschmack ist? Komme mir niemand mit schönster Zeit, buntem Laub (Grün ist in meinen Augen viel schöneres Bunt), Bücherlesen (geht auch am taghellen Abend auf dem Balkon sehr gut) oder Heißgetränken (zwei Liter Tee sind bei mir zu jeder Saison Satz)! Herbst, diese überschätzte Jubeljahreszeit, ist doch im Grunde nur der miese kleine Vorbote des Winters. Buntes Laub sagt nur: "Bald liege ich klatschnass auf dem Boden, muss in Säcke gesteckt werden, fühle mich in meiner schleimig-nassen Konsistenz eklig an, mische mich mit getarnten Hundeexkrementen und hinterlasse einen kahlen, grauen Baum!" Auch wenn ich mich eigentlich nicht dem allgemeinen Laubpuster-Bashing anschließen wollte: gestern Morgen wurde ich von diesen Höllenmaschinen im Stockfinsteren noch vor dem Wecker hochgeschreckt. Was spricht eigentlich gegen die gute alte Harke? Deren scharrendes Geräusch störte mich vor sieben Uhr morgens überhaupt nicht; im Gegenteil: es hat etwas beruhigend-einschläferndes. Das wenigstens muss man dem Herbst zugutehalten: er ist nicht ganz so schlimm wie der Winter. Unvergessen, als  der zweijährige Sohn und ich pinguingleich und frierend in den Schneemassen des Jenisch-Parks standen, während die Tochter jauchzend die Hänge herunterrodelte, und er irgendwann jammernd skandierte: "Mama, Spaaaniehen!"
Schön, wenn man in seinen Kindern auch Seelenverwandte hat!

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