Freitag, 3. Oktober 2014

Geschichte und Biologie

Angeregt durch das nahende Silberjubiläum des Mauerfalls und zwei Dokumentationen über die DDR, die ich gestern sah und die beide als Höhepunkte den November 1989 hatten, fiel mir erstmalig ein Vergleich mit der Naturwissenschaft auf.
Natürlich habe ich mich damals für die Menschen im Osten gefreut, dass sie endlich Freiheit erleben durften. Auch wenn die in vielen Fällen Dosenpfirsiche bedeutete. Im praktischen Leben überwogen allerdings die Unannehmlichkeiten. Anders als die meisten Westdeutschen vermuteten, fühlte ich mich in Berlin (West) nie eingesperrt. Bis zu dem Moment, als die Mauer fiel und die für knapp zwei Millionen angelegte Stadt von zusätzlich mindestens so vielen aus dem Ostteil und dem Berliner Umland bevölkert wurde, die zum größten Teil in stinkenden Trabis aufliefen. Was die dortige Luft - entgegen dem bekannten Liedgut - nur noch schlechter werden ließ. Das nur zur Erklärung, denn immer noch fehlt der Bezug zur Naturwissenschaft.
Jetzt aber: West-Berlin Ende 1989 kommt mir im Nachhinein wie ein Beispiel für Osmose vor, mit der Mauer als semipermeablen Membran. Der halbe Osten war bei uns, während wir nach wie vor die gleichen Hindernisse (Anträge, Kontrollen etc.) hatten, um in den Osten zu kommen. Aber egal, von dieser Osmose werde ich noch meinen Enkeln erzählen können.

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