Samstag, 2. August 2014

MfG, CSD und DDR

Einmal jährlich im Sommer spielen wir - unter etwas anderen Vorzeichen - den Spätherbst 1989 in unserem sonst so beschaulichen Dorf nach. Dieses Wochenende ist es wieder so weit. Es ist CSD. Wer nicht rechtzeitig die Flucht ergreifen konnte, sieht das Viertel mit vorfreudig-aufgedrehten Menschen überquellen und den örtlichen Supermärkten an einigen Stellen auffällige Versorgungslücken an. Mir kommt es ähnlich vor wie damals in Berlins Westen: die Ostler stürmen die Stadt, aus der wir ohne Antrag und doppelten Durchschlag nicht herauskommen, und die ganze Stadt gibt keine Dosenpfirsiche und Bananen mehr her. Nie habe ich mich - entgegen der Vermutung aller Westdeutschen - bis zu dieser Zeit in West-Berlin eingesperrt gefühlt, dann schon.
Der entscheidende Unterschied zwischen den Ereignissen besteht darin, dass die zahlreichen Besucher damals ein graues Äußeres zur Schau stellten, während die heutigen meist recht bunt, laut und schillernd daherkommen.
Aber ein Gutes hat der CSD zumindest: die vornehmlich schwul besetzte Arztpraxis meines Vertrauens - Patienten wie Personal - war bereits gestern gähnend leer.

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