Sonntag, 17. Juli 2016

Teenagerliebe

Es ging schon Freitagabend los, dieses Gefühl, plötzlich wieder jugendlich zu sein. Auch wenn der Blick in den Spiegel zu Recht Anderes sagt. Erst fuhren wir nach dem Element of Crime-Konzert - ja, ich mochte sie schon zu meinen Teenagertagen, als Sven Regener noch englisch sang - mit den Rädern durch verwinkelte Schrebergärtenwege. Dann verwegen vorbei an der Polizei am Wiesendamm. Mein Vorderlicht funktionierte nicht. Das wusste ich zwar, es entfällt einem im Sommer aber allzu leicht. Was ich nicht wusste: dass das Rücklicht auch nicht geht. Nachdem mir jemand drei Schrauben inklusive Muttern zur Halterung des Gepäckträgers gemopst hat (Hehlerwert im Nanobereich), muss sich wohl der Kontakt zum Rücklicht gelöst haben. Anders als zu Teenagerzeiten lebe ich eben nicht mehr bei den Eltern. Mein Vater hätte sich dieser Probleme sicher sofort angenommen. Kurz vor dem Ziel fuhren wir noch an zwei Obdachlosen mit Migrationshintergrund vorbei, die es sich auf dem Mäuerchen vor der Kardiologie des AK St. Georg gemütlich gemacht hatten und auf ihrem Transistorradio konzentriert den Verkehrsfunk verfolgten. Einige Kilometer Stau um Bielefeld-Sennestadt. Es kam fast ein Gefühl von Sommer auf.
Gestern hieß es dann Abschied nehmen. Wir führten die Gerd Müller-Gedächtnis-Halle in ihren sekundären Urzustand zurück; sie wurde wieder zur ehemaligen Impfhalle der Staatsimpfanstalt. Wer sie noch nicht kennt: in diesem Zustand am Tag des offenen Denkmals in seiner ganzen Pracht zu bewundern. Wir demontierten die Stuhlreihen und die in schwindelerregender Höhe angebrachte Verdunkelungsfolie. Da unser Hausmeister derzeit im Urlaub weilt, kamen wir uns vor wie Jugendliche, die die Wohnung nach einem Gelage in Ordnung bringen, weil die Eltern nach ihrem auswärts verbrachten Wochenende zurückerwartet werden.  Auch wenn die Aktion uns bedeutete, die EM ist nun wirklich vorbei, ging sie ganz vergnügt vonstatten. Ihr waren untypischerweise auch keine übertriebenen Alkoholexzesse vorangegangen. Das war wohl ein weiterer Unterschied zu den Teenagerzeiten.
Mein Fahrrad hat der Nachbar repariert. Erwähnte ich schon, dass ich die besten der Welt habe?

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