Donnerstag, 14. März 2019

Geständnis

Es ist nichts Grundsätzliches. Wirklich nicht. Ich kann nicht sagen, dass ich prinzipiell Kinder mag oder nicht mag. Es verhält sich mit ihnen bei mir wie mit Kunst: irgendetwas spricht mich an, rührt mich - oder eben nicht. Anders als mit Kunst lasse ich Kinder bei Nichtgefallen nicht vollkommen links liegen. Ihnen gegenüber wahre ich die mitteleuropäischen Höflichkeitsstandards. Schon allein, weil ich nicht mit fremden Federn schmücken möchte. Für ihre Schäden soll schon das echte Umfeld die Meriten bekommen. Eine Frage allerdings, die mich nicht für Kinder einnimmt, ist die in einer bestimmten Altersklasse gerne gestellte, völlig sinnentleerte: „Was machst du?“ Ich bilde mir ein, meine Kinder haben sie jeweils einmal gestellt. Meine wenig freundliche Antwort, „Wonach sieht es denn aus?“, hat ihnen vermutlich aufgezeigt, dass dieser Kommunikationsweg im Umgang mit ihrer Mutter kein allzu zweckdienlicher ist. 
Ich treffe morgens auf dem Weg zur Arbeit, beladen mit Altpapier, das ich im Vorbeigehen in den Container werfen möchte, das Nachbarkind und grüße formlos. Ehrensache, dass ich ignoriert werde. Sein Nichtgrüßen ist immerhin nicht ganz so demonstrativ wie das seiner Mutter, die mich anguckend meine Hallos notorisch ins Leere laufen lässt. Bei so viel Überlegenheit ist verständlich, dass sie sich nicht mit blödem Pöbel abgibt. Aus welchem Grund auch immer beschließt das Kind, nun doch mit mir zu reden. Und stellt, wie ich vermute, die Killerfrage. Nicht bloß einmal, gleich mehrmals. Da sie so schleißig vorgetragen sind, frage ich mit mehreren neutralen Wie-Bittes nach. Derart unkooperatives Verhalten meinerseits lässt die Mutter aus ihrer Wohnung schießen. Sie erklärt ihrem Kind: „Sie trägt eine Kiste.“ Auch wenn die Erklärung meinem Leben fast ein wenig Dirty Dancing-Glamour gibt, stelle ich fest: a) Mit Leuten, die mich vorsätzlich nicht grüßen, möchte ich keine Schwachgeistigenkonversation führen.
b) Sie sitzt im Stall und melkt die Kuh.

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