Sonntag, 3. März 2019

Allgemeine Lage

Eigentlich hatte ich nur zwei Stationen geplant. Trotz zentraler Lage unseres Dorfes beschloss ich, wegen des mediokren Wetters mit der U-Bahn in die Innenstadt zu fahren. Im Wagon fühlte ich mich erst etwas unwohl, weil ich ungewollt distanzlos in einen Beziehungsstreit kam. Ein junges Paar stritt. Wie üblich aus vermeintlich nichtigen Gründen. Und wie üblich mit den typisch vorwurfsvollen Killerphrasen: „Immer...!“, „Nie...!“ Wenn ich es richtig verstanden habe, warf sie ihm vor, dass seine Freunde und Verabredungen mit ihnen doof sind. Was ihn dazu zwang, vehement zu widersprechen. Ich wollte nicht übertrieben auf mich aufmerksam machen, indem ich mir die Ohren zuhielt, aber danach gewesen wäre mir schon. Besonders bei dem beiderseitig skandierten „Schatz!“, das in der entsprechenden Betonung eigentlich „Arschloch!“ meint, wurde mir flau. Doch wäre ich nicht die Vizeweltmeisterin des Zweckoptimismus‘, wenn mir die Situation nicht auch Positives entlockt hätte. Erstens ist in Scheidung zu leben nicht nur schlecht. Zweitens dankte ich wem auch immer, dass ich nicht Paarberater/-therapeut der beiden sein muss und ihnen somit nicht die Vorteile des Paraphrasierens erklären muss. Dann nahm der Streit plötzlich eine überraschende Wendung. Sie (!) meinte bilanzierend: „Und dann hat auch noch Dortmund verloren! Wäre doch zu blöd, wenn Bayern schon wieder Meister würde, obwohl die Dortmunder bisher so schön gespielt haben.“ Mit diesen versöhnlichen Worten konnte ich fast beruhigt aussteigen. Auf die Tordifferenz wird sie schon selbst gekommen sein. Zu meinem Date am Abend bin ich trotz Regens aber lieber zu Fuß gegangen. Wahrscheinlich ein besseres Warm-Up.

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