Donnerstag, 12. Juli 2018

Dialektik - Tag 28

Mit kroatischer Besetzung („Lovren kommt aus meinem Nachbarort.“) und Hongkonger Schützenhilfe („Nach hundertjähriger Unterdrückung kann man nicht für England sein.“) waren die Verhältnisse gestern Abend schnell geklärt. Wenn England-Anhänger anwesend waren, hielten sie sich sehr bedeckt. Einzig die Tochter frohlockte in der 4. Minute, allerdings nicht live sondern per WhatsApp: „We‘re singing for England“. Vor Ort eher Katerstimmung. Hinter uns Konversation ohne Fußball-Bezug (Arztgeschichten, Begebenheiten aus dem Straßenverkehr etc.) und vor allem -Verstand („Darf der sowas machen?“). Aus dieser Ecke kam auch die Frage, warum wir eigentlich für Kroatien seien. Die Antwort der Nachbarin folgte so schnell wie Raheem Sterling: „Wir sind nicht für Kroatien, wir sind nur gegen England“. Trotz zum Teil kroatischer Alkoholika fehlte der Glaube an die Wende. Wir wurden eines Besseren belehrt. Allein das allseits bekundete Projekt „Heute gehe ich früh ins Bett“ wurde vereitelt. Wir müssen alle Opfer bringen. Da alle mit Elfmeterschießen rechneten, kam nur Verlängerung unseren Wünschen entgegen. Das Ergebnis ohnehin. Um 22:28 Uhr dann eine weitere Nachricht der Tochter: „Now trauern for England“. So wollte ich es als liebende Mutter auch nicht. Was wir in unseren Gunstbekundungen allerdings nicht beachtet hatten: das kroatische Autokorso auf dem Steindamm. So viel zum zeitigen Schlaf. Schlimmeres wurde zum Glück von der großen Baustelle dort verhindert. Dass man sich über die nochmal freuen würde.



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