Dienstag, 3. Juli 2018

Allein - Tag 19

Mit meinem Anfeuern der belgischen Mannschaft war ich gestern sehr einsam. Der Sohn postulierte, man müsse für Japan sein. Die Tochter sah das eigentlich genauso, war aber immerhin so konziliant zuzustimmen, Yannick Carrasco sei ansehnlich. Genau genommen fand sie gar, er sei der Bestaussehende der ganzen WM. Doch weit gefehlt, wer denkt, es handele sich ausschließlich um interfamiliäre Konflikte. Die anderen Zuschauer waren auch für die Japaner. Der Ausrüster war kein Argument für irgendwen. Wieder einmal spielte Adidas gegen Adidas. Meine Begründung, in der belgischen Mannschaft seien so viele Typen vereint, ließ man nicht gelten. Besonders der Sohn argumentierte, dann müsse ich auch für Brasilien sein, da seien echte Typen im Kader. Ach, was! Ein aufgeblasener Neymar kann doch nicht mit einem gesprengten Sofakissen, Rallo von der „Cleveland Show“, der belgischen Antwort auf Prinz Harry, dem jungen de Gaulle und einem kongolesischen Wandschrank konkurrieren. Es sah schon verloren aus für meine Sache. Doch nach dem Spiel stieß der Lieblingsnachbar zu uns und stellte in den Raum, er sei für die Belgier. Seine Autorität ist qua Prominenz und Präsenz größer als meine - und so verstummten die Asia-Freunde. Zumindest in der Gerd-Müller-Gedächtnis-Halle. Vor meinem Schlafzimmerfenster tagten sie bei Zigaretten und so weiter. Die glockenhelle Stimme der Tochter hört man selbst als schlafsuchende Mutter gut heraus.



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