Mittwoch, 19. September 2018

Auftragsarbeit

Zurückgeworfen auf die Informationsmedien Welt (Tageszeitung als Teil des Wahlleistungspakets) und ZDF (vorgegebener Tagesablauf) habe ich den Eindruck, neben Personalien beim Verfassungsschutz bzw. Innenministerium wird das Thema „Lesen durch Schreiben“ besonders begierig aufgegriffen. Bestätigt doch die gern zitierte neue Studie genau das, was man hören möchte bzw. ohnehin schon wusste: mit dieser Drecksmethode lernen Kinder keine anständige Rechtschreibung mehr. Seit der Abschaffung des BDM können Mädchen auch keine ordentlichen Zöpfe mehr flechten. Und seit es Staubsauger gibt, kann auch niemand mehr richtig Teppiche ausklopfen. Das Argument, Kinder gewöhnten sich in den ersten beiden Jahren des Schreibens falsche Rechtschreibung an, die sie anschließend nicht mehr aus dem Kopf bekommen, finde ich besonders einleuchtend. Weiß man doch, dass Kinder im Gegensatz zu alten Menschen Änderungen gegenüber so starr wie Brechstangen sind. 
So oder so, alle vorangegangenen Studien, die zeigten, in der Orthografie gebe es keine nennenswerten Unterschiede zwischen den verschiedenen Methoden, verlieren jetzt natürlich ihre Gültigkeit. Weil Welt, ZDF, CDU und die anderen es so wollen. Irgendwie erinnert das Ganze fatal an Mengenlehre.
Was mir an der Argumentation besonders quer liegt, ist die Vernachlässigung des Faktors Spaß. Den werden Grundschullehrer mit immer heterogeneren ersten Klassen (ein Teil Kinder stark frühgeförderter Kinder, ein Teil eher vernachlässigter Kinder, ein Teil Kinder mit anderen Muttersprachen) mit einer Fibel garantiert nicht haben. Der wird auch all‘ den Kindern abgehen, die sich wochenlang - obwohl zum Teil seit Jahren befähigt - mit „Fara ruft Fu“ oder ähnlichem Schwachsinn abgeben müssen. Ein Teil gelangweilter, herumkaspernder Schüler wiederum erhöht die Unterrichtfreude der Lehrer bestimmt auch nochmal um ein Vielfaches. Aber um Spaß geht es ja bekanntlich nicht. Niemals.

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