Dienstag, 8. Juli 2014

Nachspielzeit

Ich hinke dem Plan hinterher. Der Erfolg des gestrigen Abends war lediglich die Fertigstellung aller Trikotteile und das Zusammenknüppern der Hosen. 
Als rachsüchtige Mutter schiebe ich die Schuld dafür wieder meinen Kindern in die Schuhe. 
Es begann damit, dass mich am Nachmittag auf der Arbeit der Anruf des Sohnes erreichte. Ob ich etwas zu Essen mitbringen könne - so weit nichts Neues. Er könne keine Schnitzel braten, "genau genommen sei es ein Schnitzel-Desaster geworden". Als ich gerade Luft holen und die üblich-kleingeistige Tirade über Ordnung und Sauberkeit loswerden wollte, beruhigte er mich, die "Schweinerei habe er schon weggemacht". Das stellte sich im Nachhausekommen erwartungsgemäß als leichter Euphemismus heraus. Der Status quo ante hatte wahrscheinlich das Zeug zum Hausfrauenalbtraum. Der Status quo jedenfalls reichte noch zur Verwunderung der nicht übertrieben reinlichen Mutter. Die Anwesenheit der Tochter erfuhr ich übrigens nur deshalb leidvoll, weil ich über ihre hingeworfenen Schuhe vor dem Kühlschrank stolperte. Netto zwei Stunden weniger Handarbeitszeit.
Anschließend folgten Kämpfe mit dem Sohn. Erstens um seinen lange fälligen Besuch der Badewanne, zweitens um den Platz auf dem Sofa, drittens um das Fernsehprogramm. Den ersten Kampf hatte ich vergleichsweise schnell gewonnen - was ist da los? Blöd nur, dass sich das Badezimmer in einem Zustand der Verwüstung befand, der Krisengebieten Konkurrenz machte. Auch hier bemerkte ich, dass die Tochter im Haus sein musste. Inklusive Badewasser-Einlaufen-Lassen also auch wieder eine halbe Stunde Verzögerung. Der Vorteil: während des Wannenbads des Sohnes konnte ich auf dem Sofa und vor dem Fernseher Tatsachen schaffen. Im Anschluss folgten jedoch Diskussionen mit dem Sohn, die mich von der großen Aufgabe ablenkten: wer den blöden Barnaby gucke und dann auch noch in einer Wiederholung, warum die Hosen keine drei Streifen haben und so weiter und so fort. Währenddessen fuhrwerkte er mit meiner Schere herum. Die Sorge um meine, seine und Eierkopps wie Helgas Unversehrtheit nahm mich ein wenig gefangen.
Nur gut, dass ich heute frei habe, um die Redewendung "Mit heißer Nadel gestrickt" nachspielen zu können.

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