Sonntag, 20. Juli 2014

Modenschau & Midsommar

Es diente der Völkerverständigung, wenn sonntags gegen 6 Uhr morgens Australier (in jedem Fall Anglophone, um die Uhrzeit sind meine sprachdetektivischen Fähigkeiten noch nicht so ausgeprägt) vor meinem - wegen der Hitze geschlossenen - Schlafzimmerfenster lautstark und ausgedehnt Probleme wälzten oder Verabredungen träfen.
Da hat man keine Kinder im Haus - und dann das!
Immerhin, gestern Abend konnte ich alle Vorzüge des Alleinseins genießen. Ein Freund lud mich auf eine Modenschau ein. Den ganzen Tag war ich besorgt, keine adäquate Kleidung im Schrank zu haben und mich neben den ganzen Essgestörten bestimmt noch dicker zu fühlen. Beide Vermutungen stellten sich als nahezu unbegründet heraus. Ich war zu meiner Überraschung nicht augenfällig underdressed. Meine Schuhwahl erwies sich sogar als übertrieben stylish, wenn man von dem jungen Mann in überknöchelhohen Gladiatorensandalen absieht, der sich - ganz Typ Zonenstricher - außerdem u.a. in senfgelbe (schwierige Farbe!) Hotpants wandete. Die meisten Besucherinnen trugen tatsächlich Birkenstocks! Insgesamt wirkte das Publikum eher wie das eines Geburtstags ihrer 21-jährigen Freundin, die endlich das Abitur hat und jetzt ihr Kunststudium in Freiburg beginnt. Irgendwann kamen wir dahinter: die Gäste rekrutierten sich nahezu ausschließlich aus der Mode-Blogger-Szene, deren Beschäftigung mit dem Thema leider lediglich virtueller Art zu sein scheint (sorry, Vicky, war so...).
Während der Show kam ich dann doch noch zum Anblick Essgestörter. Wenigstens ein bestätigtes Vorurteil. Die Models hatten alle nicht viel auf den Rippen. Aber eines hatte zusätzlich den Nachteil, dass sie als Allerdünnste in ein weit ausgeschnittenes Neckholderkleid gesteckt wurde. Neben meinem aufflammenden Mitleid - ganz Mutter! - schoss mir sofort das Wort "ribcage" in den Kopf. Der Rat eines medizinisch-versierten Anwesenden, sie gleich zu McDonalds zu schicken, konnte mich nicht überzeugen: 400 ausgekotzte Kalorien bringen auch nichts. 
Ein wenig geschmeichelt war ich übrigens, dass ich für den einladenden Freund während der Show Fotos schießen sollte. Ein klassischer Fall von Bock-Zum-Gärtner-Gemacht. Da bleibe ich doch lieber bei meinen Selfies, die kann ich auch nicht.


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