Donnerstag, 24. Juni 2021

Tag 13

Natürlich war unser EM-Studio geflaggt. Nicht umsonst steht es in unserem beschaulichen Dorf, das zwar recht heterogen, aber nicht zwingend heterosexuell bewohnt wird. Da durften die Maskottchen/Protagonisten nicht hintanstehen.
Schon fast zur Tradition geworden verpasste ich die erste Spielrunde in unserem Studio. Vor dem Arbeitsbildschirm konnte ich nebenbei wenigstens verfolgen, wie der Sohn lustig zwischen Magenta 1 und 2 herumschaltete. Er ertrug weder die in den Sieg stolpernde spanische Mannschaft („Wieso setzt der Idiot Thiago nicht ein?“, „Wie kann man die besten Spieler nicht mitnehmen, nur weil sie bei Real Madrid spielen?“ usw. usf.) noch das Spiel der Schweden, weil sein bevorzugter Spieler Isak („Liverpool hat Interesse an ihm.“) nicht das Tor schoss - sondern „der langweilige Forsberg“. Immerhin konnte ich auf die Weise trotz Arbeit etwas vorglühen, um nicht den Stimmungsvorsprung zu den anderen Studiogästen gänzlich uneinholbar werden zu lassen. Gegen 20 Uhr konnte endlich zusammenkommen, was zusammen gehört.
Doch die Arbeit war noch nicht ganz beendet. Neben der Fertigung der standortadäquaten Mützen musste auch die Voodoopuppe aktualisiert werden. Genau genommen hat die deutsche Mannschaft ihren gefühlten Sieg nur meinem Einsatz zu verdanken. Alert tauschte ich das Kopfbild Sallais nach seiner Auswechselung gegen das des Kapitäns aus, so dass ersteres neben dem von CR7 (unser jüngster Studiogast: „Wieso liegt da ein Kopf?“) zu seiner letzten Ehre kam. Ja, sagen wir es, wie es ist: Deutschland hat mir so viel zu verdanken. 
Darauf durften wir trotz Alltags nach Abpfiff noch ein Glas Wein trinken. Vielleicht auch auf meine Urlaubswoche. Sie könnte über die schweren spielfreien Tage hinweghelfen.



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