Freitag, 10. April 2020

Karfreitag 2020

Eigentlich wurde das Selbstgeißelungspotential in den vergangenen Wochen schon nahezu ausgeschöpft. Deswegen war es schwer, adäquates Tagesprogramm für heute zu finden. Meine Wahl zum Karfreitagsfrondienst fiel auf ausgiebigen Wohnungsputz. Ob das ausreichend Buße ist, können nur Menschen beurteilen, die mit kirchlichen Riten vertrauter sind als ich. Der Sohn wollte an diesem Tag wahrscheinlich sicherheitshalber noch zu meinem Leiden beitragen. Da die Friseure auf unbestimmte Zeit geschlossen haben, er den Aufsatz seiner Haarschneidemaschine nicht fand - und Suchen nie eine Option ist, beschloss er, sich seiner lästigen Kopfhaare in Gänze zu entledigen. Im Anschluss lief er wie eine Madonna durch die Wohnung, einen  schwarzen Pullover um Kopf und Gesicht drapiert. Meine Frage, ob er keine Cap habe, empfand er als uncharmant. Dabei wollte ich ihm doch bloß das Leben erleichtern. Wenn jemand diese „Frisur“ tragen kann, dann der Sohn. Aber blöd sieht es im Moment dennoch aus. 

(Wie gut, dass die Putzaktion nach dem Haarschnitt des Sohnes stattfand. „Mama, die Haare räume ich noch weg.“ Das immerhin stimmte.)
Das Gute am Karfreitag dieses Jahr: niemand beklagt sich über das Tanz- und Feierverbot.

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