Donnerstag, 9. April 2020

Gründonnerstag 2020

Der Charme dieses Tages erschließt sich nicht auf den ersten Blick, wenn die Pflicht so laut ruft, dass der Arbeitsplatz mehr als neun Stunden lang nicht verlassen werden kann. Wenn dann auch noch die Stärkung mit Tee ausfällt, weil der Wasserkocher pünktlich zu den Feiertagen seinen Geist aufgibt, stellt sich die Frage, ob der Karfreitag vielleicht ohne mein Wissen um einen Tag vorgezogen wurde. Die Stimmung steigt nicht unbedingt, wenn während einer Telefonkonferenz der Sohn anfängt, scheppernd und garantiert nicht geruchlos sein Essen zu braten, um sich zwischendrin lautstark zu erkundigen: „Mama, wo haben wir Sahne???“ Währenddessen laufen immer mehr Jobs auf - mit Timings die so eng sind wie die Hosen derzeit - und der Einkauf vor den Feiertagen rückt immer weiter in unerreichbare Ferne. 
Irgendwann beschließe ich, dass jetzt gut sein muss. Vielleicht auch besser, als wenn ich alle, mit denen ich telefoniere, durch den Hörer ziehe. Einmal aus dem Haus, wird alles besser. Bei den Warteschlangen vor real kann ich mir einbilden, ich warte auf Einlass in den angesagtesten Hipsterclub. Die Sonne scheint mir auf den Rücken, was die Ausgehillusion etwas zerstört. Am Ende bekomme ich sogar einen Wasserkocher mit Lightshow. Auf dem Rückweg schnappe ich auf, wie ein nicht mehr vollkommen nüchtern wirkender Vater zu seiner mit ihm einkaufenden Familie sagt: „Leude, die mit Mundschutz im Audo fohn, da fälld einen nichts mäa zu ein. Die ham doch ein anner Bärne!“ So kann ich Frieden machen mit diesem Tag.

(Wer hat‘s raus, die Osterglocken à point zu setzen? Die Magnolie aka Mongolie hat es zu meinem Geburtstag allerdings nicht mehr geschafft.)

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