Dienstag, 7. August 2018

Urlaubszeit

Manchmal ist unser Dorf nicht ganz so beschaulich. Ich berichtete. Manchmal campieren slawische Gruppen auf der benachbarten Hundewiese und desinfizieren diese großflächig mit hochprozentigem Alkohol. Nicht ohne ihr Tun lautstark zu kommentieren, bessere Techniken anzumerken oder die Flaschen des Desinfektionsmittels eifrig aneinander zu stoßen. Manchmal ist auch CSD. Und manchmal machen sich Menschen am Auto der verreisten Nachbarn zu schaffen. Das Objekt der Begierde stand nicht wie üblich auf unserem Parkplatz sondern an der Straße. Es musste weichen für das Auto der Eltern/Schwiegereltern, die sich ein paar schöne Tage im Dorf gönnen wollten (vielleicht den CSD besuchen?). Unterdessen waren die Eltern zwar wieder abgefahren, aber durch reine Willensanstrengung bekommt man den angestammten SUV nicht versetzt. Irgendjemand hatte Fenster und Türen geöffnet und auch so belassen. Die Polizei drohte, den Wagen abzuschleppen. Natürlich sind die Nachbarn in Übersee, telefonisch erreichten wir sie nicht. Die Nachbarin mit weiteren möglichen Telefonnummern war von einer Migräneattacke niedergestreckt. Die Nachbarin mit dem Schlüssel zur Wohnung ausgegangen. Die Polizei erhöhte den Druck: wenn das Auto bei der nächsten Patrouille noch dort stehe, werde es wirklich abgeschleppt. Wenn es nicht ohnehin schon sehr warm gewesen wäre, spätestens jetzt wäre der Moment für Hitzewallungen gewesen. Irgendwann Erstkontakt mit den Urlaubern - ein Hoch auf die neuen Medien! Die abwesende Nachbarin habe nicht nur den Wohnungs- sondern auch den Autoschlüssel. Hilft nicht viel, wenn man dort nicht herankommt. Aber so viel Pessimismus möchte man den ohnehin erschütterten Besitzern nicht zumuten. Wenn ich in etwas Erfahrung habe, dann ist es im Wegpuffern unangenehmer Äußerungen. Nicht umsonst bin ich Mutter zweier Kinder mit weitgehend abwesendem Vater, der gerne mal einen raushaut. Das Ganze zog immer weitere Kreise: es konnte sein, dass andere Nachbarn den Schlüssel zur Wohnung der ausgegangenen Nachbarin besitzen. Diese waren sogar vor Ort, auch wenn wir sie beim Abendessen störten. Und sie hatten tatsächlich einen Schlüssel! Unauffällig konnte der Autoschlüssel aus der unbemannten Wohnung herausgezogen werden. Jetzt galt es nur noch zwei Fragen zu klären: erstens, wer den Wagen fährt und zweitens, ob er überhaupt fährt. Die Fahrerfrage war schnell geklärt, natürlich übernahm die Aufgabe der professionell taxifahrende Nachbar. Die Auflösung der zweiten dauerte etwas länger. Währenddessen hielt ich die Besitzer via WhatsApp in Echtzeit auf dem laufenden. Am Ende ließ sich das Auto umsetzen, Scheiben und Türen schließen und nichts war  passiert. Aber ein geruhsamer Feierabend sieht anders aus.

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